26.10.2013 Aufrufe

Qualität und frühkindliche Bildung - Frühkindliche Bildung in der ...

Qualität und frühkindliche Bildung - Frühkindliche Bildung in der ...

Qualität und frühkindliche Bildung - Frühkindliche Bildung in der ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Qualität</strong><br />

<strong>und</strong><br />

<strong>frühk<strong>in</strong>dliche</strong> <strong>Bildung</strong><br />

Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> Perspektiven für die <strong>Qualität</strong>sentwicklung<br />

von vorschulischen Angeboten<br />

Prof. Dr. Margrit Stamm<br />

Dossier 12/3


Prof. Dr. Margrit Stamm<br />

Ord<strong>in</strong>aria für Erziehungswissenschaften<br />

Universität Fribourg<br />

Rue Faucigny 2<br />

CH-1700 Fribourg<br />

Telefon +41 (0) 26 300 75 60<br />

Fax +41 (0) 26 300 97 11<br />

http://perso.unifr.ch/margrit.stamm/<br />

margrit.stamm@unifr.ch<br />

<strong>Qualität</strong> <strong>und</strong> <strong>frühk<strong>in</strong>dliche</strong> <strong>Bildung</strong><br />

Seite 2


Inhalt<br />

<strong>Qualität</strong> <strong>und</strong> <strong>frühk<strong>in</strong>dliche</strong> <strong>Bildung</strong><br />

Seite 3<br />

Management Summary..................................................................................................... 9<br />

Schlüsselbotschaften ...................................................................................................... 13<br />

Brief<strong>in</strong>g Paper 1: Weshalb <strong>Qualität</strong> wichtig ist ................................................................. 16<br />

Brief<strong>in</strong>g Paper 2: Was <strong>Qualität</strong> ist <strong>und</strong> wie sie gemessen werden kann ............................ 18<br />

Brief<strong>in</strong>g Paper 3: <strong>Qualität</strong> <strong>und</strong> <strong>Bildung</strong> ............................................................................ 22<br />

Brief<strong>in</strong>g Paper 4: <strong>Qualität</strong> <strong>in</strong> den Deutschschweizer Kitas ................................................ 25<br />

Brief<strong>in</strong>g Paper 5: Das <strong>Qualität</strong>slabel für Kitas von KiTaS <strong>und</strong> Jacobs Fo<strong>und</strong>ation ............... 28<br />

Brief<strong>in</strong>g Paper 6: Woran Eltern e<strong>in</strong>e gute Kita erkennen können ...................................... 31


Vorwort<br />

Wenn immer mehr K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

vor Schule<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong><br />

immer früherem Alter<br />

<strong>und</strong> für e<strong>in</strong>e zunehmend<br />

längere Zeit während<br />

des Tages e<strong>in</strong> Vorschulangebot,<br />

beispielsweise<br />

e<strong>in</strong>e K<strong>in</strong><strong>der</strong>krippe (Kita),<br />

besuchen, dann <strong>in</strong>teressiert,<br />

wie diese Angebote<br />

beschaffen s<strong>in</strong>d. Ausschlaggebend ist somit<br />

ihre <strong>Qualität</strong>, aber auch, wie man diese feststellen,<br />

entwickeln <strong>und</strong> sichern kann.<br />

‚<strong>Qualität</strong> <strong>in</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätten‘ wird aktuell<br />

nicht nur <strong>in</strong> <strong>der</strong> wissenschaftlichen, son<strong>der</strong>n zunehmend<br />

auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> bildungspolitischadm<strong>in</strong>istrativen<br />

Diskussion <strong>und</strong> auch <strong>in</strong> den Kitas<br />

selbst zu e<strong>in</strong>em vehement diskutierten Thema.<br />

Wieso jedoch gerade jetzt? Sicher zum Ersten,<br />

weil zunehmend erkannt wird, dass die frühe<br />

K<strong>in</strong>dheit e<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>s bedeutsamer Lebensabschnitt<br />

darstellt. In dieser Phase erwirbt e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d<br />

Dispositionen wie Erk<strong>und</strong>ungsdrang, Neugier,<br />

Motivation o<strong>der</strong> Selbstvertrauen, die für das<br />

spätere Lernverhalten <strong>und</strong> damit den Schulerfolg<br />

gr<strong>und</strong>legend s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong> zweiter Gr<strong>und</strong> liegt dar<strong>in</strong>,<br />

dass die frühe K<strong>in</strong>dheit <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> aktuellen<br />

<strong>Bildung</strong>sdiskussion e<strong>in</strong>en hohen Stellenwert erhalten<br />

hat. Ausschlaggebend waren vor allem die<br />

Ergebnisse <strong>der</strong> PISA-Studien, <strong>in</strong> welchen die<br />

Mängel unserer 15-jährigen Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong><br />

Schüler im Lesen offengelegt <strong>und</strong> die Lösung<br />

hierfür von <strong>der</strong> Politik vor allem <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er besseren<br />

För<strong>der</strong>ung im Vorschulalter geortet wurde.<br />

Darauf verweist neuerd<strong>in</strong>gs auch <strong>der</strong> Schweizer<br />

Wissenschafts- <strong>und</strong> Technologierat SWR, <strong>der</strong> für<br />

e<strong>in</strong>e effiziente <strong>und</strong> nachhaltige Nachwuchsför<strong>der</strong>ung<br />

plädiert <strong>und</strong> dabei for<strong>der</strong>t, dass sie bereits<br />

bei <strong>der</strong> <strong>frühk<strong>in</strong>dliche</strong>n Entwicklung ansetzen<br />

müsse. Der dritte Gr<strong>und</strong> liegt <strong>in</strong> <strong>der</strong> empirisch<br />

vielfach begründeten Tatsache, dass sich K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

<strong>in</strong> qualitativ hochstehenden E<strong>in</strong>richtungen besser<br />

entwickeln <strong>und</strong> auf den Schule<strong>in</strong>tritt vorbereitet<br />

s<strong>in</strong>d als <strong>in</strong> qualitativ durchschnittlichen<br />

E<strong>in</strong>richtungen. Schliesslich ist <strong>der</strong> vierte Gr<strong>und</strong><br />

im Umstand zu suchen, dass sowohl unsere UN-<br />

ESCO-Studie als auch e<strong>in</strong>e Untersuchung <strong>der</strong><br />

UNICEF aufgezeigt haben, dass die Schweiz im<br />

Vergleich zu an<strong>der</strong>en Staaten weit ger<strong>in</strong>gere Investitionen<br />

<strong>in</strong> den Vorschulbereich tätigt <strong>und</strong><br />

se<strong>in</strong> Ausbau deshalb lediglich als Mittelmass bezeichnet<br />

werden kann.<br />

E<strong>in</strong>e <strong>der</strong> sieben Empfehlungen unserer UNESCO-<br />

Studie betraf denn auch die Verbesserung <strong>der</strong><br />

pädagogischen <strong>Qualität</strong> durch die Ausarbeitung<br />

<strong>Qualität</strong> <strong>und</strong> <strong>frühk<strong>in</strong>dliche</strong> <strong>Bildung</strong><br />

Seite 5<br />

von M<strong>in</strong>imalstandards <strong>und</strong> Richtl<strong>in</strong>ien, welche<br />

dem Vorschulpersonal Orientierungspunkte für<br />

ihre Alltagspraxis liefern <strong>und</strong> Eltern dadurch die<br />

<strong>Qualität</strong> des Angebots besser e<strong>in</strong>schätzen lassen.<br />

Hierzu liegen <strong>in</strong>zwischen Instrumente vor: <strong>der</strong><br />

Orientierungsrahmen sowie das soeben fertiggestellte<br />

Manual <strong>Qualität</strong>slabel für K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätten.<br />

Welche Herausfor<strong>der</strong>ungen ergeben sich daraus<br />

für die Kitas? Beispielsweise, dass sie K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

nicht nur betreuen <strong>und</strong> erziehen, son<strong>der</strong>n vor allem<br />

auch för<strong>der</strong>n <strong>und</strong> bilden sollen. Damit s<strong>in</strong>d<br />

jedoch auch neue Anfor<strong>der</strong>ungen an die Professionalisierung<br />

des Personals verb<strong>und</strong>en. Gleichzeitig<br />

wird von den Kitas erwartet, dass sie ‚k<strong>und</strong>enorientierter‘<br />

werden <strong>und</strong> ihr Angebot stärker<br />

auf die Bedürfnisse <strong>der</strong> Eltern ausrichten. Denn<br />

mit dem Angebotsausbau entsteht zunehmend<br />

e<strong>in</strong>e Marktsituation. Sie erhöht den Druck auf<br />

die Kitas, sich marktwirtschaftlich zu profilieren<br />

<strong>und</strong> e<strong>in</strong> eigenes Profil zu entfalten, das sie gegenüber<br />

an<strong>der</strong>en Institutionen auszeichnet. Kitas<br />

müssen somit – ähnlich wie Schulen – zu lernenden<br />

Organisationen werden. Denn <strong>Qualität</strong> stellt<br />

sich nicht bereits durch die Abfassung von Leitbil<strong>der</strong>n<br />

o<strong>der</strong> pädagogischen Konzepten e<strong>in</strong>, son<strong>der</strong>n,<br />

<strong>in</strong>dem sie erarbeitet wird. Kantone, Geme<strong>in</strong>den<br />

<strong>und</strong> Trägerschaften for<strong>der</strong>n deshalb<br />

zunehmend die E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>es systematischen<br />

<strong>Qualität</strong>smanagements. Tatsache ist jedoch,<br />

dass viele Kitas <strong>in</strong> diesem Bereich bereits<br />

aktiv <strong>und</strong> mehr o<strong>der</strong> weniger weit fortgeschritten<br />

s<strong>in</strong>d.<br />

E<strong>in</strong> genauerer Blick <strong>in</strong> die aktuelle Diskussion zur<br />

Frage nach <strong>der</strong> <strong>Qualität</strong> von Kitas <strong>und</strong> ihrer Verpflichtung<br />

zur <strong>frühk<strong>in</strong>dliche</strong>n <strong>Bildung</strong> macht<br />

schnell e<strong>in</strong>mal deutlich, wie heterogen die Vorstellungen<br />

<strong>und</strong> Überzeugungen hierzu s<strong>in</strong>d. Was<br />

unter <strong>Qualität</strong> <strong>in</strong> <strong>und</strong> von Kitas zu verstehen ist,<br />

wie sie sich messen lässt <strong>und</strong> wer dafür zuständig<br />

ist, wird genauso unterschiedlich beantwortet<br />

wie die Frage, was <strong>frühk<strong>in</strong>dliche</strong> <strong>Bildung</strong> eigentlich<br />

me<strong>in</strong>t <strong>und</strong> welchen Bezug sie zur <strong>Qualität</strong><br />

hat. Insgesamt ist <strong>der</strong> <strong>Qualität</strong>s- <strong>und</strong> <strong>Bildung</strong>sdiskurs<br />

e<strong>in</strong> vielstimmiger, <strong>der</strong> auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

teilweise konkurrierenden Feld stattf<strong>in</strong>det.<br />

Dieses Dossier macht es sich zum Ziel, Information<br />

<strong>und</strong> H<strong>in</strong>tergründe zur Thematik sowie darauf<br />

aufbauende Gr<strong>und</strong>lagen für e<strong>in</strong>e umfassende<br />

‚<strong>Qualität</strong>spolitik‘ zu liefern.<br />

Prof. Dr. Margrit Stamm<br />

Fribourg, 29. August 2012


Gr<strong>und</strong>lagen des Dossiers <strong>und</strong> wie Sie es verwenden<br />

können<br />

Das vorliegende Dossier richtet sich an alle Personen,<br />

welche mit Vorschule<strong>in</strong>richtungen o<strong>der</strong><br />

entsprechenden Angeboten 1 zu tun haben sowie<br />

an Fragen <strong>der</strong> <strong>Qualität</strong>ssicherung <strong>und</strong> <strong>Qualität</strong>sentwicklung<br />

<strong>in</strong>teressiert <strong>und</strong> davon betroffen<br />

s<strong>in</strong>d. Tatsache ist, dass <strong>der</strong> Term<strong>in</strong>us ‚<strong>Qualität</strong>‘<br />

heute im Zusammenhang mit familienergänzen<strong>der</strong><br />

Betreuung e<strong>in</strong> sehr oft verwendeter<br />

ist. Deshalb ist es wichtig, den Begriff zu def<strong>in</strong>ieren<br />

<strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Bedeutung zu h<strong>in</strong>terfragen. Gleiches<br />

gilt für den <strong>Bildung</strong>sbegriff, <strong>der</strong> heute als<br />

gleichgewichtig neben «Betreuung» <strong>und</strong> «Erziehung»<br />

tritt. Anbieter im Vorschulbereich s<strong>in</strong>d<br />

deshalb herausgefor<strong>der</strong>t, ihre tägliche Arbeit<br />

auf diese Trias – <strong>Bildung</strong>, Betreuung <strong>und</strong> Erziehung<br />

– auszurichten.<br />

Das vorliegende Dossier ist diesen Themenbereichen<br />

gewidmet. Es zeigt auf, wie wichtig <strong>Qualität</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Bildung</strong> <strong>in</strong> all ihren Facetten für die Gestaltung<br />

des Vorschulbereichs s<strong>in</strong>d. Deshalb<br />

verweist es neben den Klärungsfragen zur Def<strong>in</strong>ition<br />

von <strong>Qualität</strong>, zu den Inhalten <strong>und</strong> Zielen<br />

von <strong>Qualität</strong>ssicherung <strong>und</strong> <strong>Qualität</strong>sentwicklung<br />

auch auf die heterogenen Vorstellungen<br />

dessen, was «<strong>frühk<strong>in</strong>dliche</strong> <strong>Bildung</strong>» se<strong>in</strong> soll. Je<br />

nach Begriffsverständnis unterscheiden sich<br />

nämlich nicht nur <strong>Qualität</strong>smanagementkonzepte<br />

deutlich vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong>, son<strong>der</strong>n auch <strong>Bildung</strong>s-<br />

resp. Orientierungspläne. Deshalb werden e<strong>in</strong>gangs<br />

solche unterschiedlichen Vorstellungen<br />

dargelegt, um dann auf dieser Basis unsere<br />

zentrale <strong>in</strong>haltliche Gr<strong>und</strong>lage für die Erarbeitung<br />

e<strong>in</strong>es <strong>Qualität</strong>slabels von KiTaS <strong>und</strong> <strong>der</strong> Jacobs<br />

Fo<strong>und</strong>ation zu präsentieren <strong>und</strong> abschliessend<br />

e<strong>in</strong> paar H<strong>in</strong>weise für Eltern im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er<br />

Checkliste zu formulieren.<br />

1 Als Vorschulangebote werden hier Tagesfamilien, Krippen,<br />

Spielgruppen, Vorschulen etc. bezeichnet.<br />

<strong>Qualität</strong> <strong>und</strong> <strong>frühk<strong>in</strong>dliche</strong> <strong>Bildung</strong><br />

Seite 7<br />

Das Dossier ist wie folgt aufgebaut: Zuerst werden<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Management Summary die Dossier-Schwerpunkte<br />

zusammengefasst. Sodann<br />

werden sie zu e<strong>in</strong>zelnen Schlüsselbotschaften<br />

verdichtet. Anschliessend wird je<strong>der</strong> Punkt aus<br />

e<strong>in</strong>er differenzierten Perspektive <strong>in</strong> Form von<br />

«Brief<strong>in</strong>g Papers» betrachtet <strong>und</strong> mit zusätzlichen<br />

Literaturh<strong>in</strong>weisen ergänzt. Jedes Brief<strong>in</strong>g<br />

Paper kann als Handout kopiert werden.<br />

Das Dossier gibt Antworten auf folgende Fragen:<br />

Weshalb ist <strong>Qualität</strong> wichtig?<br />

Was ist <strong>Qualität</strong> <strong>und</strong> wie kann sie gemessen<br />

werden?<br />

Was versteht man unter <strong>frühk<strong>in</strong>dliche</strong>r <strong>Bildung</strong><br />

<strong>und</strong> welchen Bezug hat sie zur <strong>Qualität</strong>?<br />

Welches s<strong>in</strong>d die Gr<strong>und</strong>lagen für die Erarbeitung<br />

des <strong>Qualität</strong>slabels von KiTaS <strong>und</strong><br />

Jacobs Fo<strong>und</strong>ation?<br />

Wie können Eltern e<strong>in</strong>e gute Kita erkennen?


Management Summary<br />

Weshalb <strong>Qualität</strong> wichtig ist<br />

An Vorschule<strong>in</strong>richtungen – hierzu gehören sowohl<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätten als auch Tagesfamilien,<br />

Spielgruppen o<strong>der</strong> Vorschulen – werden<br />

heute ganz an<strong>der</strong>e Anfor<strong>der</strong>ungen gestellt als<br />

noch vor e<strong>in</strong> paar Jahren. Die Gründe s<strong>in</strong>d dreierlei:<br />

Erstens hat die Forschung mit aller Deutlichkeit<br />

aufgezeigt, dass die ersten Lebensjahre<br />

beson<strong>der</strong>s bedeutsam s<strong>in</strong>d für die Entwicklung<br />

von sozialen, emotionalen <strong>und</strong> <strong>in</strong>tellektuellen<br />

Kompetenzen. Sie bilden das F<strong>und</strong>ament für e<strong>in</strong>e<br />

erfolgreiche Schullaufbahn. Zweitens besuchen<br />

heute viel mehr K<strong>in</strong><strong>der</strong> familienergänzende<br />

E<strong>in</strong>richtungen respektive vorschulische Angebote.<br />

Im Zusammenhang mit Migration, kultureller<br />

Diversität <strong>und</strong> dem Strukturwandel <strong>in</strong><br />

Wirtschafts- <strong>und</strong> Arbeitswelt ergeben sich deshalb<br />

neue Aufgaben <strong>und</strong> Verantwortlichkeiten,<br />

denen sich <strong>der</strong> Vorschulbereich stellen muss.<br />

E<strong>in</strong>er <strong>der</strong> Hauptgründe für die Bedeutung <strong>der</strong><br />

<strong>Qualität</strong> liegt jedoch dar<strong>in</strong>, dass benachteiligte<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> beson<strong>der</strong>s von vorschulischen E<strong>in</strong>richtungen<br />

profitieren können, aber nur dann,<br />

wenn sie von herausragen<strong>der</strong> <strong>Qualität</strong> s<strong>in</strong>d.<br />

Selbstverständlich ist e<strong>in</strong>e gute <strong>Qualität</strong> auch<br />

für privilegierter aufwachsende K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong> ihre<br />

Eltern zentral. Denn wenn sie zu Hause <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

anregenden Umgebung aufwachsen, dann benötigen<br />

sie m<strong>in</strong>destens ebenso gute <strong>in</strong>stitutionelle<br />

Bed<strong>in</strong>gungen – soll ihre Entwicklung nicht<br />

stagnieren.<br />

Die Wechselwirkung von <strong>Qualität</strong> von Vorschulangeboten<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> häuslichen <strong>Qualität</strong> ist<br />

entscheidend daran beteiligt, ob negative k<strong>in</strong>dliche<br />

Erfahrungen durch familienergänzende<br />

Angebote abgepuffert o<strong>der</strong> <strong>in</strong>tensiviert <strong>und</strong><br />

solche positiver Art abgeschwächt o<strong>der</strong> verstärkt<br />

werden.<br />

Brief<strong>in</strong>g Paper 1 Seite 16<br />

Wie <strong>Qualität</strong> gemessen werden kann<br />

<strong>Qualität</strong> im Vorschulbereich lässt sich def<strong>in</strong>ieren<br />

als die Beschaffenheit des Angebots auf <strong>der</strong><br />

Basis <strong>der</strong> Ansprüche <strong>und</strong> Zielvorstellungen aller<br />

Anspruchsgruppen, also Personals dieses Angebots,<br />

<strong>der</strong> Trägerschaften, <strong>der</strong> politisch Verantwortlichen<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Eltern. Dabei muss vorausgehend<br />

def<strong>in</strong>iert worden se<strong>in</strong>, welches die<br />

<strong>Qualität</strong> <strong>und</strong> <strong>frühk<strong>in</strong>dliche</strong> <strong>Bildung</strong><br />

Seite 9<br />

Messgrössen <strong>und</strong> Ziele s<strong>in</strong>d. Erschwerend ist<br />

jedoch, dass gerade diese Anspruchsgruppen –<br />

man nennt sie auch ‚Stakehol<strong>der</strong>‘ – jeweils e<strong>in</strong>e<br />

unterschiedliche Vorstellung darüber haben,<br />

was denn <strong>Qualität</strong> se<strong>in</strong> soll. Es versteht sich<br />

somit von selbst, dass die Inhalte dessen, was<br />

<strong>Qualität</strong> e<strong>in</strong>es Angebots ausmachen soll, zwischen<br />

den Anspruchsgruppen ausgehandelt<br />

werden muss. Man spricht deshalb von ‚<strong>Qualität</strong><br />

als mehrperspektivischem Konstrukt’.<br />

Überblickt man die existierenden <strong>Qualität</strong>ssicherungssysteme,<br />

dann zeigt sich sehr schnell,<br />

dass hierzu e<strong>in</strong> riesiger Markt besteht <strong>und</strong> viele<br />

Anbieter nur das Beste versprechen. Demzufolge<br />

müssen Vorschul<strong>in</strong>stitutionen <strong>in</strong> kritischer<br />

Distanz entscheiden, was genau sie wollen,<br />

welches Engagement sie selbst leisten <strong>und</strong> dem<br />

Personal abfor<strong>der</strong>n wollen. Im Allgeme<strong>in</strong>en<br />

zeigt sich mit grosser E<strong>in</strong>deutigkeit: Weniger ist<br />

mehr. Hochglanzbroschüren alle<strong>in</strong> br<strong>in</strong>gen noch<br />

ke<strong>in</strong>e <strong>Qualität</strong>. <strong>Qualität</strong> muss erarbeitet werden.<br />

Brief<strong>in</strong>g Paper 2 Seite 18<br />

<strong>Qualität</strong> <strong>und</strong> <strong>Bildung</strong><br />

Es wäre falsch, wenn sich die Vorschul<strong>in</strong>stitutionen<br />

nun Hals über Kopf auf die E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>es<br />

<strong>Qualität</strong>smanagements stürzen würden.<br />

Denn vorerst müssen sie sich klar werden darüber,<br />

welches ‚<strong>Bildung</strong>sverständnis’ sie denn<br />

verfolgen (wollen). ‚<strong>Frühk<strong>in</strong>dliche</strong> <strong>Bildung</strong>‘<br />

me<strong>in</strong>t nicht e<strong>in</strong>e frühere E<strong>in</strong>schulung o<strong>der</strong> die<br />

Vorverlegung schulischer Inhalte wie Lesen-<br />

o<strong>der</strong> Rechnenlernen, son<strong>der</strong>n die ganzheitliche<br />

För<strong>der</strong>ung des K<strong>in</strong>des. In diesem S<strong>in</strong>n haben<br />

vorschulische Institutionen heute e<strong>in</strong>en «<strong>Bildung</strong>sauftrag».<br />

Wie jedoch soll <strong>Bildung</strong> ‚vermittelt‘ werden? An<br />

dieser zentralen Frage scheiden sich die Geister.<br />

Während die e<strong>in</strong>en davon ausgehen, dass<br />

sich jedes K<strong>in</strong>d gewissermassen automatisch ab<br />

Geburt bildet, s<strong>in</strong>d an<strong>der</strong>e überzeugt, dass es<br />

hierzu e<strong>in</strong>e anregungsreiche soziale Umwelt<br />

braucht, damit e<strong>in</strong>e solche ‚Selbstbildung‘<br />

überhaupt möglich ist. Darüber h<strong>in</strong>aus gibt es<br />

Auffassungen, die e<strong>in</strong> Sowohl-als-Auch vertreten.<br />

Insgesamt genügen diese Ansätze me<strong>in</strong>er<br />

Me<strong>in</strong>ung nach allerd<strong>in</strong>gs nicht, weil sie die be-


son<strong>der</strong>e Situation von benachteiligt aufwachsenden<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>n nicht, zum<strong>in</strong>dest nicht angemessen,<br />

berücksichtigen.<br />

Brief<strong>in</strong>g Paper 3 Seite 22<br />

Zum Status Quo <strong>der</strong> <strong>Qualität</strong> <strong>in</strong> Schweizer<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätten<br />

Zur <strong>Qualität</strong> von Vorschulangeboten <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Schweiz gibt es aktuell ke<strong>in</strong>e repräsentativen<br />

Studien. Wir wissen lediglich, dass viele Kantone<br />

<strong>Qualität</strong>svorgaben zu den Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

erlassen haben <strong>und</strong> sich <strong>in</strong> den Kantonen<br />

Bern, Genf, Jura, Neuenburg, Tess<strong>in</strong>,<br />

Waadt <strong>und</strong> Wallis die grösste Dichte an <strong>Qualität</strong>svorgaben<br />

f<strong>in</strong>den lassen. Auch viele Verbände<br />

haben Richtl<strong>in</strong>ien festgesetzt, so auch KiTaS.<br />

Ferner existieren ke<strong>in</strong>e Erhebungen zu den<br />

<strong>Qualität</strong>smanagementkonzepten, welche tatsächlich<br />

e<strong>in</strong>gesetzt werden.<br />

Vergleicht man die Situation <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz mit<br />

dem Ausland bezüglich <strong>der</strong> Strukturqualität,<br />

beispielsweise Gruppengrösse, Betreuungsschlüssel<br />

etc., dann steht sie sehr gut da. Wie<br />

sich die <strong>Qualität</strong> allerd<strong>in</strong>gs im Bereich <strong>der</strong> Alltagsarbeit<br />

– etwa <strong>der</strong> Elternkontakte o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Beziehungen zu den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n – präsentiert, ist,<br />

bis von wenigen Untersuchungen abgesehen,<br />

e<strong>in</strong>e Black Box.<br />

Brief<strong>in</strong>g Paper 4 Seite 25<br />

Die Gr<strong>und</strong>lagen für das <strong>Qualität</strong>slabel von<br />

KiTaS <strong>und</strong> Jacobs Fo<strong>und</strong>ation<br />

Das von uns erarbeitete Manual setzt auf e<strong>in</strong>en<br />

<strong>Qualität</strong>sbegriff, <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en beteiligtenorientierten<br />

<strong>und</strong> e<strong>in</strong>en expertenorientierten Ansatz<br />

komb<strong>in</strong>iert. Im Kern zeigt sich dies dar<strong>in</strong>, dass<br />

se<strong>in</strong>e Erarbeitung durch den Beizug e<strong>in</strong>er Fachkommission<br />

unterstützt <strong>und</strong> anschliessend an<br />

verschiedenen Foren mit <strong>der</strong> Praxis diskutiert<br />

wurde.<br />

Auch <strong>in</strong> Bezug auf den <strong>Bildung</strong>sbegriff ¨verfolgt<br />

unser Manual e<strong>in</strong>e spezifische Position. Es setzt<br />

auf den Begriff <strong>der</strong> Befähigung. Der Gr<strong>und</strong> liegt<br />

dar<strong>in</strong>, dass es auch K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> den Blick nimmt,<br />

welche nicht <strong>in</strong> entwicklungsanregende Familienumgebungen<br />

h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>geboren worden s<strong>in</strong>d<br />

<strong>und</strong> deshalb von vorschulischen Angeboten am<br />

meisten profitieren können. Befähigend me<strong>in</strong>t<br />

dabei, dass sich Erzieher<strong>in</strong>nen fragen müssen,<br />

was sie selbst dem K<strong>in</strong>d geben können, damit<br />

es se<strong>in</strong> Potenzial zur Selbstbildung tatsächlich<br />

<strong>Qualität</strong> <strong>und</strong> <strong>frühk<strong>in</strong>dliche</strong> <strong>Bildung</strong><br />

Seite 10<br />

entfalten kann, <strong>und</strong> wie sie es befähigen können,<br />

mit den bereitgestellten Materialien umzugehen.<br />

Denn vielen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n aus benachteiligten<br />

Familien fehlen zu Hause lernför<strong>der</strong>liche<br />

Spielmaterialien, so dass sie zuerst überhaupt<br />

angeregt werden müssen, sich für solche <strong>in</strong>teressieren<br />

zu können.<br />

Das von uns erarbeitete Manual bildet die zentrale<br />

<strong>in</strong>haltliche Gr<strong>und</strong>lage für die weitere Arbeit<br />

<strong>der</strong> Trägerschaft. Festgelegt worden s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sgesamt<br />

acht Entwicklungs<strong>in</strong>dikatoren:<br />

Entwicklungs-, Unterstützungs- <strong>und</strong> Lernaktivitäten<br />

Beziehungen <strong>und</strong> Interaktionen<br />

Integration <strong>und</strong> Partizipation<br />

Elternbeteiligung <strong>und</strong> Familienzusammenarbeit<br />

Personal <strong>und</strong> Qualifikationen<br />

Management <strong>und</strong> Adm<strong>in</strong>istration<br />

Die E<strong>in</strong>richtungskonzeption (Leitbild <strong>und</strong><br />

Konzept sowie <strong>Qualität</strong>smanagement)<br />

Sicherheit <strong>und</strong> Ausstattung<br />

Brief<strong>in</strong>g Paper 5 Seite 28<br />

Was Eltern von e<strong>in</strong>er guten Kita erwarten<br />

können<br />

Zwar gibt es ke<strong>in</strong>e Kita, welche alle Idealvorstellungen<br />

erfüllt, doch lassen sich auf <strong>der</strong> Basis<br />

<strong>der</strong> Indikatoren des <strong>Qualität</strong>slabels acht<br />

Schwerpunkte auflisten. Sie erlauben <strong>in</strong>teressierten<br />

Eltern, sich e<strong>in</strong> eigenes Urteil zu bilden.<br />

Diese Schwerpunkte s<strong>in</strong>d Antworten auf folgende<br />

Fragen:<br />

Hat die Kita e<strong>in</strong> pädagogisches Konzept?<br />

Wie ist die Ausstattung, <strong>und</strong> welchen Stellenwert<br />

gibt die Kita <strong>der</strong> Sicherheit <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Ges<strong>und</strong>heit?<br />

Wie gut ist das Personal qualifiziert für die<br />

Arbeit, <strong>und</strong> wie ist <strong>der</strong> Umgangston?<br />

Wie gut wird die Kita geführt?<br />

Wie vielfältig, herausfor<strong>der</strong>nd <strong>und</strong> entwicklungsangemessen<br />

s<strong>in</strong>d die Aktivitäten<br />

<strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kita?<br />

Wie gut bauen die Erzieher<strong>in</strong>nen Beziehungen<br />

zum K<strong>in</strong>d auf <strong>und</strong> wie pflegen sie<br />

diese?


Wie <strong>in</strong>tensiv <strong>und</strong> den Bedürfnissen angepasst<br />

ist die Elternarbeit, <strong>und</strong> welche Rolle<br />

spielt die Elternme<strong>in</strong>ung?<br />

Wie gestaltet die Kita die Integration <strong>der</strong><br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>, <strong>und</strong> wie setzt sie die Partizipation,<br />

das Mitspracherecht <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>, im Alltag<br />

um?<br />

Brief<strong>in</strong>g Paper 6 Seite 32<br />

<strong>Qualität</strong> <strong>und</strong> <strong>frühk<strong>in</strong>dliche</strong> <strong>Bildung</strong><br />

Seite 11


Schlüsselbotschaften<br />

Weshalb <strong>Qualität</strong> wichtig ist<br />

E<strong>in</strong>e gute <strong>Qualität</strong> e<strong>in</strong>es Vorschulangebots<br />

kann e<strong>in</strong>en Entwicklungsunterschied von bis<br />

zu e<strong>in</strong>em Jahr ausmachen.<br />

Benachteiligte K<strong>in</strong><strong>der</strong> profitieren beson<strong>der</strong>s<br />

von vorschulischen E<strong>in</strong>richtungen, wenn sie<br />

qualitativ hochstehend s<strong>in</strong>d.<br />

Zwischen Vorschulangebot <strong>und</strong> Familie bestehen<br />

verschiedene Wechselwirkungen. Sie<br />

s<strong>in</strong>d daran beteiligt, wie negative o<strong>der</strong> positive<br />

k<strong>in</strong>dliche Erfahrungen verarbeitet werden.<br />

Wie <strong>Qualität</strong> gemessen werden kann<br />

<strong>Qualität</strong> bezeichnet die Beschaffenheit e<strong>in</strong>es<br />

Angebots auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> Ansprüche <strong>und</strong><br />

Zielvorstellungen aller beteiligten Anspruchsgruppen.<br />

Weil diese Anspruchsgruppen unterschiedliche<br />

Vorstellungen von <strong>Qualität</strong> haben, muss<br />

immer ausgehandelt werden, was sie darunter<br />

verstehen.<br />

<strong>Qualität</strong> muss erarbeitet werden.<br />

<strong>Qualität</strong> <strong>und</strong> <strong>Bildung</strong><br />

Unter ‚<strong>frühk<strong>in</strong>dliche</strong>r <strong>Bildung</strong>’ wird sehr Unterschiedliches<br />

verstanden: Selbstbildung, kokonstruktives<br />

Lernen o<strong>der</strong> Vermittlung.<br />

Gemäss dem Selbstbildungsansatz bildet sich<br />

jedes K<strong>in</strong>d automatisch ab Geburt, weshalb<br />

sich die Aufgabe des pädagogischen Fachpersonals<br />

auf die Bereitstellung von Anregungsmaterialien<br />

beschränkt.<br />

Der Ko-Konstruktionsansatz geht davon aus,<br />

dass Lernen durch Zusammenarbeit stattf<strong>in</strong>det.<br />

Die soziale Interaktion steht deshalb im<br />

Zentrum.<br />

Der Vermittlungsansatz geht vom Verständnis<br />

e<strong>in</strong>er aktiven pädagogischen Fachkraft <strong>und</strong><br />

e<strong>in</strong>em passiven aufnehmenden K<strong>in</strong>d aus. Im<br />

Mittelpunkt steht <strong>der</strong> Erwerb von Wissen.<br />

<strong>Qualität</strong> <strong>und</strong> <strong>frühk<strong>in</strong>dliche</strong> <strong>Bildung</strong><br />

Seite 13<br />

Zum Status Quo <strong>der</strong> <strong>Qualität</strong> <strong>in</strong> Schweizer<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätten<br />

Wie die <strong>Qualität</strong> von Vorschulangeboten <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Schweiz tatsächlich ist, wissen wir nicht.<br />

Die <strong>Qualität</strong>svorgaben <strong>in</strong> den Kantonen zu<br />

den Rahmenbed<strong>in</strong>gungen s<strong>in</strong>d sehr unterschiedlich.<br />

BE, GE, JU, NE, TI, VD <strong>und</strong> VS weisen<br />

die grösste Dichte auf.<br />

Die Gr<strong>und</strong>lage für das <strong>Qualität</strong>slabel von<br />

KiTaS <strong>und</strong> Jacobs Fo<strong>und</strong>ation<br />

Das Ziel des <strong>Qualität</strong>slabels besteht dar<strong>in</strong>,<br />

<strong>Qualität</strong> <strong>in</strong> Kriterien zu fassen <strong>und</strong> Eltern <strong>und</strong><br />

Politik e<strong>in</strong>e Orientierungshilfe zu geben.<br />

Gleichzeitig dient es als Gr<strong>und</strong>lage für die<br />

<strong>Qualität</strong>sentwicklung <strong>der</strong> Kitas.<br />

Das Manual für die Auftraggeber zur Erarbeitung<br />

des <strong>Qualität</strong>slabels schlägt acht Entwicklungs<strong>in</strong>dikatoren<br />

vor (Entwicklungs-, Unterstützungs-<br />

<strong>und</strong> Lernaktivitäten, Beziehung<br />

<strong>und</strong> Interaktionen, Integration <strong>und</strong> Partizipation,<br />

Elternbeteiligung <strong>und</strong> Familienarbeit;<br />

Personal <strong>und</strong> Qualifikation; Management <strong>und</strong><br />

Adm<strong>in</strong>istration; E<strong>in</strong>richtungskonzeption; Sicherheit<br />

<strong>und</strong> Ausstattung).<br />

Was Eltern von e<strong>in</strong>er guten Kita erwarten<br />

können<br />

Ke<strong>in</strong>e Kita erfüllt alle Idealvorstellungen.<br />

Anhand e<strong>in</strong>es Kriterienkatalogs können sich<br />

Eltern jedoch e<strong>in</strong> Urteil bilden, <strong>in</strong>wiefern die<br />

Kita ihren Vorstellungen entspricht <strong>und</strong> dem<br />

Wohle ihres K<strong>in</strong>des dient.


<strong>Qualität</strong> <strong>und</strong> <strong>frühk<strong>in</strong>dliche</strong> <strong>Bildung</strong>


<strong>Qualität</strong><br />

<strong>und</strong><br />

<strong>frühk<strong>in</strong>dliche</strong> <strong>Bildung</strong><br />

Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> Perspektiven für die <strong>Qualität</strong>sentwicklung<br />

von vorschulischen Angeboten<br />

Dossier 12/3<br />

Prof. Dr. Margrit Stamm<br />

Jedes Brief<strong>in</strong>g Paper kann als e<strong>in</strong>zelnes Handout kopiert werden.


<strong>Qualität</strong> <strong>und</strong> <strong>frühk<strong>in</strong>dliche</strong> <strong>Bildung</strong><br />

Seite 16<br />

Brief<strong>in</strong>g Paper 1: Weshalb <strong>Qualität</strong> wichtig ist<br />

Die Zeiten s<strong>in</strong>d vorbei, <strong>in</strong> denen e<strong>in</strong>e Kita bereits<br />

als «gut» galt, wenn sie über helle Räume verfügte,<br />

elternfre<strong>und</strong>liche Öffnungszeiten hatte<br />

<strong>und</strong> nette Erzieher<strong>in</strong>nen, welche am Rand des<br />

Spielplatzes nicht rauchten. Wurde sogar biologisch<br />

gekocht, dann waren die kritischsten Akademikereltern<br />

zufrieden. Diese Feststellung <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> ZEIT vom 19. September 2006 verweist darauf,<br />

dass Vorschule<strong>in</strong>richtungen heute weit<br />

mehr als ‚Aufbewahrungsanstalten‘ o<strong>der</strong> ‚Hütezentren‘<br />

se<strong>in</strong> müssen. Dazu kommt, dass Vorschule<strong>in</strong>richtungen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz noch kaum<br />

angemessen auf Probleme <strong>und</strong> Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

vorbereitet s<strong>in</strong>d, die sich im Zusammenhang<br />

mit Migration, kultureller Diversität o<strong>der</strong><br />

dem Strukturwandel <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wirtschafts- <strong>und</strong> Arbeitswelt<br />

ergeben. Solche Anfor<strong>der</strong>ungen bed<strong>in</strong>gen,<br />

<strong>der</strong> <strong>Qualität</strong> von Vorschulangeboten e<strong>in</strong>en<br />

höheren Stellenwert beizumessen, als dies<br />

bisher <strong>der</strong> Fall war. Was jedoch br<strong>in</strong>gt dies den<br />

E<strong>in</strong>richtungen selbst?<br />

Fast trivial ist zunächst, dass Vorschule<strong>in</strong>richtungen<br />

<strong>und</strong> ihr Personal die Gelegenheit bekommen,<br />

sich e<strong>in</strong>mal gr<strong>und</strong>sätzlich damit ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>zusetzen,<br />

was <strong>Qualität</strong> überhaupt ist <strong>und</strong><br />

wie sie sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> eigenen Arbeit wi<strong>der</strong>spiegelt.<br />

Dies wie<strong>der</strong>um führt zu ihrer kritischen Reflexion<br />

<strong>und</strong> damit auch zu mehr Klarheit. Der vielleicht<br />

wichtigste Aspekt ist jedoch <strong>der</strong>, dass die<br />

geleistete Arbeit <strong>und</strong> das Profil <strong>der</strong> eigenen Institution<br />

marktorientiert ausgewiesen werden<br />

kann.<br />

Gute <strong>Qualität</strong> hat e<strong>in</strong>en bemerkenswerten<br />

E<strong>in</strong>fluss auf die Entwicklung<br />

Weshalb <strong>Qualität</strong> <strong>in</strong> vorschulischen Institutionen<br />

so wichtig ist <strong>und</strong> we<strong>der</strong> – wie <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Bildung</strong>spolitik<br />

teilweise formuliert – e<strong>in</strong>e Modeersche<strong>in</strong>ung<br />

noch e<strong>in</strong> Hobby praxisferner Wissenschaftlern<br />

<strong>und</strong> Technokraten ist, lässt sich ganz e<strong>in</strong>fach<br />

mit den Ergebnissen vieler Studien belegen,<br />

so beispielsweise mit den Studien von Tietze<br />

(1998) sowie Tietze et al. (2005) 2 .<br />

2 Tietze, W. (1998). Wie gut s<strong>in</strong>d unsere K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten? E<strong>in</strong>e Untersuchung<br />

zur pädagogischen <strong>Qualität</strong> <strong>in</strong> deutschen K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten.<br />

We<strong>in</strong>heim: Beltz.<br />

Beide Studien belegen, dass K<strong>in</strong><strong>der</strong>, welche e<strong>in</strong>e<br />

gute K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätte besuchen:<br />

e<strong>in</strong>e bessere sprachliche Entwicklung zeigen<br />

im Umgang mit an<strong>der</strong>en K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>und</strong> Erwachsenen<br />

sozial kompetenter s<strong>in</strong>d<br />

Alltagssituationen besser bewältigen können<br />

<strong>in</strong> ihrem Entwicklungsstand bis zu e<strong>in</strong>em<br />

Jahr fortgeschrittener s<strong>in</strong>d<br />

selbst noch am Ende <strong>der</strong> zweiten Primarschulklasse<br />

bessere Schulleistungen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e<br />

günstigere Entwicklung zeigen.<br />

Benachteiligte K<strong>in</strong><strong>der</strong> profitieren beson<strong>der</strong>s<br />

von guter <strong>Qualität</strong><br />

Amerikanische Untersuchungen gehen noch<br />

weiter. Die Ergebnisse aus verschiedenen Vorzeigeprojekten<br />

– also aus solchen ausserordentlich<br />

guter <strong>Qualität</strong> – s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>drücklich. Erwachsene,<br />

die als K<strong>in</strong><strong>der</strong> solche herausragende<br />

Programme besucht hatten, verdienen mehr<br />

Geld, s<strong>in</strong>d seltener krank, begehen weniger<br />

Straftaten <strong>und</strong> hängen seltener von staatlichen<br />

Sozialleistungen ab als e<strong>in</strong>e Vergleichsgruppe,<br />

welche ke<strong>in</strong> Vorschulangebot besucht hatte.<br />

R<strong>und</strong> 20 Prozentpunkte betragen die Unterschiede.<br />

Diese Vorteile haben auch die K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Teilnehmer. Die Rendite <strong>der</strong> f<strong>in</strong>anziellen Investitionen,<br />

die für das Programm aufgewendet<br />

wurden, betragen etwa 16%. Die wichtigsten<br />

Quellen dieser ökonomischen Rendite s<strong>in</strong>d reduzierte<br />

Schulungskosten (als e<strong>in</strong> Ergebnis reduzierter<br />

Klassenwie<strong>der</strong>holungen <strong>und</strong> Son<strong>der</strong>beschulungen)<br />

sowie die Reduktionen <strong>in</strong> krim<strong>in</strong>ellem<br />

<strong>und</strong> del<strong>in</strong>quentem Verhalten <strong>und</strong> teilweise<br />

auch niedrigere Ges<strong>und</strong>heitskosten.<br />

Solche Kosten-Nutzen-Analysen s<strong>in</strong>d nicht nur<br />

von hohem bildungs- <strong>und</strong> sozialpolitischem Interesse,<br />

son<strong>der</strong>n zeigen auch den K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätten<br />

auf, dass <strong>Qualität</strong> ke<strong>in</strong> leerer Begriff ist.<br />

Tietze, W. Roßbach, H.-G. & Grenner, K. (2005). K<strong>in</strong><strong>der</strong> von 4<br />

bis 8 Jahren. Zur <strong>Qualität</strong> <strong>der</strong> Erziehung <strong>und</strong> <strong>Bildung</strong> im K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten,<br />

Gr<strong>und</strong>schule <strong>und</strong> Familie. We<strong>in</strong>heim: Beltz.


<strong>Qualität</strong> hat nicht immer gleiche Auswirkungen<br />

All diese Forschungsergebnisse verweisen darauf,<br />

dass Vorschulangebote kompensatorisch<br />

wirken können. Bekanntlich besteht jedoch e<strong>in</strong>e<br />

beson<strong>der</strong>e Herausfor<strong>der</strong>ung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tatsache,<br />

dass gerade K<strong>in</strong><strong>der</strong> aus benachteiligten Familien,<br />

meist aus solchen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>,<br />

häufig <strong>in</strong> wenig för<strong>der</strong>lichen Umwelten<br />

aufwachsen. Gegenüber K<strong>in</strong><strong>der</strong>n aus privilegierteren<br />

Familien haben sie deshalb viele Nachteile.<br />

Werden diese nicht früh schon auszugleichen<br />

versucht, zeigen sie sich bei Schule<strong>in</strong>tritt beson<strong>der</strong>s<br />

deutlich. Deshalb ist die kompensatorische<br />

Funktion von vorschulischen Angeboten wichtig,<br />

also <strong>der</strong> Ersatz o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Ausgleich von Mängeln<br />

durch Unterstützung <strong>und</strong> gezielte För<strong>der</strong>ung.<br />

Dabei darf jedoch nicht darüber h<strong>in</strong>weg gesehen<br />

werden, dass die Familie immer die Schlüsselfunktion<br />

im H<strong>in</strong>blick auf die Erziehung <strong>und</strong><br />

För<strong>der</strong>ung ihres K<strong>in</strong>des hat <strong>und</strong> ihr E<strong>in</strong>fluss auf<br />

die k<strong>in</strong>dliche Entwicklung höher ist als <strong>der</strong>jenige<br />

e<strong>in</strong>er familienexternen Unterstützung. Aus solchen<br />

Gründen müssen die <strong>Qualität</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong>nerfamilialen<br />

Betreuung mit <strong>der</strong> familienexternen Betreuungsqualität<br />

als Wechselbeziehung verstanden<br />

<strong>und</strong> die Auswirkungen auf das K<strong>in</strong>d unter<br />

diesem Blickw<strong>in</strong>kel beurteilt werden.<br />

Dass die Auswirkungen von <strong>Qualität</strong> nicht immer<br />

dieselben s<strong>in</strong>d, belegen viele Studien. Wie<br />

bereits berichtet, haben qualitativ hochstehende<br />

Programme für benachteiligte K<strong>in</strong><strong>der</strong> häufig<br />

bedeutsame Auswirkungen. An<strong>der</strong>erseits s<strong>in</strong>d<br />

sie <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n aus höheren E<strong>in</strong>kommensschichten<br />

<strong>und</strong>/o<strong>der</strong> mit hohem häuslichem<br />

Anregungsniveau oft schwach, manchmal<br />

sogar negativ o<strong>der</strong> ganz ausbleibend. Weshalb?<br />

Diese zentrale Frage wurde <strong>in</strong> <strong>der</strong> angloamerikanischen<br />

Forschung <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>leuchtenden<br />

Hypothese von Barnett (2006) 3 beantwortet.<br />

Sie besagt, dass das Ausmass <strong>der</strong> Effekte<br />

solcher Angebote e<strong>in</strong>e Funktion des Unterschieds<br />

zwischen ihrer <strong>Qualität</strong> <strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>Qualität</strong><br />

<strong>der</strong> häuslichen Umgebung darstellt. Dieser Unterschied<br />

kann positiv o<strong>der</strong> negativ se<strong>in</strong>, so dass<br />

3 Barnett, W. S. (2006). What is the value of early childhood education<br />

for our society: maximiz<strong>in</strong>g returns from prek<strong>in</strong><strong>der</strong>garten<br />

education? In J. E. van Kuyk (Ed.), The quality of early<br />

childhood education. Report of a scientific conference (57--<br />

72): Cito, Arnhem.<br />

<strong>Qualität</strong> <strong>und</strong> <strong>frühk<strong>in</strong>dliche</strong> <strong>Bildung</strong><br />

Seite 17<br />

<strong>in</strong>sgesamt drei Arten von Wechselwirkungen<br />

möglich s<strong>in</strong>d:<br />

E<strong>in</strong>e gute <strong>Qualität</strong> <strong>der</strong> nicht elterlichen Betreuung<br />

(o<strong>der</strong> die zeitliche Dauer) kann die<br />

möglicherweise negativen Auswirkungen<br />

(z.B. ger<strong>in</strong>ge mütterliche Fe<strong>in</strong>fühligkeit o<strong>der</strong><br />

Depression) reduzieren o<strong>der</strong> kompensieren.<br />

E<strong>in</strong>e hohe Angebotsqualität kann somit negative<br />

Auswirkungen familiärer E<strong>in</strong>flussmerkmale<br />

kompensieren. Deshalb spricht<br />

man von kompensatorischen Effekten.<br />

E<strong>in</strong>e schlechtere <strong>Qualität</strong> (o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e hohe Intensität)<br />

<strong>der</strong> familienexternen Betreuung<br />

kann sich möglicherweise negativ auf K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

auswirken, die zu Hause för<strong>der</strong>lichere Entwicklungsbed<strong>in</strong>gungen<br />

haben. E<strong>in</strong>e ungünstige<br />

Angebotsqualität kann somit die Entwicklung<br />

bremsen <strong>und</strong> zu Verhaltensproblemen<br />

o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Auffälligkeiten führen.<br />

Deshalb spricht man von verlorenen Ressourcen.<br />

E<strong>in</strong>e schlechte <strong>Qualität</strong> <strong>der</strong> nicht elterlichen<br />

Betreuung (<strong>und</strong> ev. e<strong>in</strong>e längere Dauer, e<strong>in</strong><br />

zu früher Beg<strong>in</strong>n o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>stabile Betreuungssituation)<br />

kann die möglicherweise negativen<br />

Auswirkungen von familialen Risikofaktoren<br />

verstärken. E<strong>in</strong>e ungünstige Angebotsqualität<br />

kann somit ungünstige Familienbed<strong>in</strong>gungen<br />

noch verstärken. Deshalb<br />

spricht man von e<strong>in</strong>em doppelten Risiko.<br />

Diese drei Modi von Wechselwirkungen verweisen<br />

darauf, dass dieses Verhältnis entscheidend<br />

daran beteiligt ist, ob negative k<strong>in</strong>dliche Erfahrungen<br />

durch familienergänzende Angebote abgepuffert<br />

o<strong>der</strong> <strong>in</strong>tensiviert <strong>und</strong> solche positiver<br />

Art abgeschwächt o<strong>der</strong> verstärkt werden.<br />

Weiterführende Literatur<br />

Becker-Stoll, F. (2010). <strong>Bildung</strong>squalität für K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

<strong>in</strong> den ersten drei Jahren. Berl<strong>in</strong>: Cornelsen.


<strong>Qualität</strong> <strong>und</strong> <strong>frühk<strong>in</strong>dliche</strong> <strong>Bildung</strong><br />

Seite 18<br />

Brief<strong>in</strong>g Paper 2: Was <strong>Qualität</strong> ist <strong>und</strong> wie sie<br />

gemessen werden kann<br />

Bisher wurde von ‚<strong>Qualität</strong>‘ gesprochen, ohne<br />

genau zu def<strong>in</strong>ieren, was unter diesem Begriff<br />

eigentlich zu verstehen ist. Blickt man <strong>in</strong> irgende<strong>in</strong><br />

Handbuch zum <strong>Qualität</strong>smanagement, dann<br />

lässt sich <strong>Qualität</strong> etwa so def<strong>in</strong>ieren:<br />

<strong>Qualität</strong> me<strong>in</strong>t die durch Dritte bewertete Beschaffenheit<br />

e<strong>in</strong>es Objekts auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong><br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Aushandlungsprozess festgelegten<br />

Ansprüche <strong>und</strong> Zielvorstellungen durch die<br />

Stakehol<strong>der</strong> (Anspruchs- o<strong>der</strong> Interessengruppen).<br />

<strong>Qualität</strong> ist somit e<strong>in</strong> facettenreiches<br />

<strong>und</strong> mehrdimensionales Konstrukt, das<br />

aus unterschiedlichen Perspektiven unterschiedlich<br />

def<strong>in</strong>iert wird.<br />

Konsequenzen aus dem «<strong>Qualität</strong>smarkt»<br />

Wirft man nun e<strong>in</strong>en kritischen Blick auf die<br />

<strong>Qualität</strong>sfrage, so wie sie teilweise <strong>in</strong> unseren<br />

Schulen <strong>und</strong> im Vorschulbereich im Ausland bereits<br />

abgehandelt wird, dann lassen sich die mit<br />

ihr verb<strong>und</strong>enen Gefahren nicht übersehen.<br />

Man kann nicht verhehlen, dass ‚<strong>Qualität</strong>‘ auch<br />

zu e<strong>in</strong>er Modeersche<strong>in</strong>ung zu werden droht.<br />

Der Gr<strong>und</strong> liegt unter an<strong>der</strong>em dar<strong>in</strong>, dass sich<br />

viele E<strong>in</strong>zel<strong>in</strong>stitutionen, private Gruppen <strong>und</strong><br />

auch E<strong>in</strong>zelpersonen mit ihren Beratungsagenturen<br />

zu profilieren versuchen <strong>und</strong> Modelle anbieten,<br />

denen häufig sowohl e<strong>in</strong>e theoretische<br />

Basis als auch e<strong>in</strong>e empirische Bestätigung fehlt.<br />

Daraus s<strong>in</strong>d für den Aufbau e<strong>in</strong>es f<strong>und</strong>ierten<br />

<strong>Qualität</strong>smanagement (QM) im Vorschulbereich<br />

folgende Konsequenzen zu ziehen:<br />

1. E<strong>in</strong> gutes <strong>Qualität</strong>smanagement-Konzept<br />

kennt e<strong>in</strong> verb<strong>in</strong>dliches Vokabular, das e<strong>in</strong>e<br />

e<strong>in</strong>heitliche Verwendung <strong>der</strong> Begrifflichkeiten<br />

sicherstellt.<br />

2. E<strong>in</strong> gutes <strong>Qualität</strong>smanagement-Konzept<br />

macht transparent, auf welchem <strong>Qualität</strong>s-<br />

<strong>und</strong> <strong>Bildung</strong>sverständnis es basiert <strong>und</strong> welche<br />

Zielvorstellungen es damit verb<strong>in</strong>det.<br />

Die unterschiedlichen Vorstellungen von<br />

<strong>Qualität</strong><br />

Auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> obigen Def<strong>in</strong>ition lässt sich die<br />

<strong>Qualität</strong> e<strong>in</strong>er Vorschule<strong>in</strong>richtung ohne grosse<br />

Probleme umschreiben: Ihre <strong>Qualität</strong> ist bestimmt<br />

durch den Grad <strong>der</strong> Zielerreichung, den<br />

sie anstrebt.<br />

Problematisch ist nun, dass die Ziele <strong>und</strong> Ansprüche<br />

<strong>der</strong> beteiligten Stakehol<strong>der</strong>, also beispielsweise<br />

Eltern, Kita-Personal, Trägerschaften,<br />

kantonale <strong>und</strong> Geme<strong>in</strong>debehörden, bildungs-<br />

<strong>und</strong> sozialpolitisch Tätige etc., sehr unterschiedlich<br />

s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> zwar deshalb, weil sie<br />

auch ganz unterschiedlich mit <strong>der</strong> Institution<br />

verknüpft s<strong>in</strong>d. Dementsprechend haben sie<br />

auch normativ vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> abweichende Interessen<br />

<strong>und</strong> Wertvorstellungen. Was e<strong>in</strong>e gute<br />

Kita, e<strong>in</strong>e gute Spielgruppe o<strong>der</strong> gute Tagesfamilien<br />

ausmacht, ist somit alles an<strong>der</strong>e als e<strong>in</strong>fach<br />

zu beantworten.<br />

S<strong>in</strong>d es die mit flexiblen Öffnungszeiten<br />

<strong>und</strong>/o<strong>der</strong> die Kont<strong>in</strong>uität <strong>und</strong> Stabilität des<br />

Betreuungspersonals?<br />

Solche <strong>Qualität</strong>smerkmale s<strong>in</strong>d für Eltern<br />

wichtig.<br />

S<strong>in</strong>d es e<strong>in</strong>e gute Teamkultur, hohe Sauberkeitsstandards<br />

<strong>und</strong>/o<strong>der</strong> regelmässige Präsenzzeiten<br />

<strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>?<br />

Solche <strong>Qualität</strong>smerkmale s<strong>in</strong>d für die Leitungen<br />

<strong>der</strong> Institution <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> das Personal<br />

wichtig.<br />

S<strong>in</strong>d es e<strong>in</strong>e starke Krippenleitung, e<strong>in</strong>e gute<br />

Auslastung <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> die hohe Elternzufriedenheit?<br />

Solche <strong>Qualität</strong>smerkmale s<strong>in</strong>d für Trägerschaften<br />

wichtig.<br />

S<strong>in</strong>d es die Möglichkeiten <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>, ihre<br />

Fähigkeiten zu entwickeln <strong>und</strong> sie optimal<br />

auf den Schule<strong>in</strong>tritt vorzubereiten?<br />

Solche <strong>Qualität</strong>smerkmale s<strong>in</strong>d für K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten-<br />

<strong>und</strong> Primarschullehrkräfte sowie die<br />

<strong>Bildung</strong>spolitik wichtig.


Daraus folgt konsequenterweise, dass die <strong>Qualität</strong>sdebatte<br />

<strong>der</strong> Vielfalt, Subjektivität <strong>und</strong> den<br />

unterschiedlichen Perspektiven Rechnung tragen<br />

muss <strong>und</strong> demzufolge die Feststellung <strong>und</strong><br />

Sicherung <strong>der</strong> <strong>Qualität</strong> immer mittels <strong>der</strong> Teilnahme<br />

möglichst vieler Stakehol<strong>der</strong>gruppen erfolgen<br />

sollte. Die Bestimmung von <strong>Qualität</strong> kann<br />

somit nichts an<strong>der</strong>es se<strong>in</strong> als e<strong>in</strong> dialogischer<br />

<strong>und</strong> kritisch-reflektiver Prozess. Angesichts <strong>der</strong><br />

e<strong>in</strong>gangs erwähnten Globalentwicklungen unserer<br />

Gesellschaft muss er auch die kulturelle<br />

Diversität berücksichtigen.<br />

Notwendig ist somit, dass Vorschule<strong>in</strong>richtungen<br />

e<strong>in</strong> umfassendes, aber differenzierendes<br />

<strong>Qualität</strong>smanagement-Konzept e<strong>in</strong>setzen. Gerade<br />

weil die Ziele <strong>der</strong> Stakehol<strong>der</strong>gruppen konkurrenzieren,<br />

müssen Inhalte, Ziele <strong>und</strong> Wertmassstäbe<br />

ausgehandelt werden. Erreicht werden<br />

kann dies auf verschiedenen Wegen: eher<br />

durch e<strong>in</strong>en Expertenansatz (wie dies beispielsweise<br />

bei den Arbeiten von Tietze <strong>der</strong> Fall ist)<br />

o<strong>der</strong> durch e<strong>in</strong>en dialogischen Ansatz (wie dies<br />

den Arbeiten von Fthenakis eigen ist).<br />

Sicher ist, dass sich die verschiedenen Ziele <strong>der</strong><br />

Stakehol<strong>der</strong> nicht gegenseitig ausschliessen.<br />

Wie sie jedoch mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verb<strong>und</strong>en werden,<br />

ist immer Ergebnis e<strong>in</strong>es Konsensentscheides,<br />

<strong>der</strong> den Abschluss des Aushandlungsprozesses<br />

bildet.<br />

Welche Begriffe s<strong>in</strong>d wichtig, <strong>und</strong> welche<br />

Verfahren gibt es?<br />

<strong>Qualität</strong>skonzepte s<strong>in</strong>d Steuerungsverfahren,<br />

mit denen die <strong>Qualität</strong> <strong>in</strong> Vorschule<strong>in</strong>richtungen<br />

gemessen, gesichert <strong>und</strong> weiterentwickelt werden<br />

kann. Dabei existieren viele Begriffe, welche<br />

sehr unterschiedlich verwendet werden <strong>und</strong><br />

deshalb zu grossen Verunsicherungen führen. Es<br />

ist folgedessen wesentlich, dass man sich im<br />

Klaren ist, was genau unter welchen Begriffen<br />

verstanden wird:<br />

E<strong>in</strong>e Trägerschaft o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Kita, welche e<strong>in</strong><br />

<strong>Qualität</strong>smanagement, kurz als QM bezeichnet,<br />

e<strong>in</strong>gerichtet hat, sollte Folgendes garantieren<br />

können: Sie hat systematische Verfahren<br />

zur <strong>Qualität</strong>serfassung, -sicherung <strong>und</strong> -<br />

entwicklung def<strong>in</strong>iert. Zudem kann sie belegen,<br />

wie dies geschieht <strong>und</strong> welcher Zeitraum dafür<br />

vorgesehen ist.<br />

Steuerungsverfahren dienen dazu, die gewünschten<br />

<strong>Qualität</strong>sstandards zu verankern.<br />

Solche Verfahren geben Kriterien vor, die sich<br />

<strong>Qualität</strong> <strong>und</strong> <strong>frühk<strong>in</strong>dliche</strong> <strong>Bildung</strong><br />

Seite 19<br />

an allgeme<strong>in</strong> anerkannten fachlichen Standards<br />

orientieren. Häufig werden solche Verfahren<br />

mit <strong>der</strong> Erteilung e<strong>in</strong>er Betriebserlaubnis<br />

verb<strong>und</strong>en. Sie können entwe<strong>der</strong> M<strong>in</strong>destanfor<strong>der</strong>ungen<br />

def<strong>in</strong>ieren o<strong>der</strong> als mehrstufiges<br />

Verfahren geglie<strong>der</strong>t se<strong>in</strong>. Oft s<strong>in</strong>d sie mit<br />

e<strong>in</strong>er Zertifizierung verb<strong>und</strong>en.<br />

Organisationsentwicklungsverfahren tragen<br />

dazu bei, die Standards zu erreichen <strong>und</strong> die<br />

<strong>Qualität</strong> weiterzuentwickeln<br />

Der Begriff Controll<strong>in</strong>g me<strong>in</strong>t etwas An<strong>der</strong>es. Er<br />

umfasst alle Massnahmen zur Überwachung<br />

<strong>der</strong> Wirksamkeit vorschulischer Betreuung aus<br />

pädagogischer <strong>und</strong> ökonomischer Sicht. Wie die<br />

Ziele erreicht worden s<strong>in</strong>d, überprüft das Controll<strong>in</strong>g<br />

nicht.<br />

Evaluation wie<strong>der</strong>um me<strong>in</strong>t die Durchführung<br />

des <strong>Qualität</strong>smanagements. Sie basiert auf e<strong>in</strong>em<br />

vorliegenden <strong>Qualität</strong>smanagement-<br />

Konzept. Als Selbstevaluation wird sie dann bezeichnet,<br />

wenn e<strong>in</strong>e K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätte diese<br />

selbst durchführt, als Fremdevaluation, wenn<br />

sie Dritten übertragen wird.<br />

Die Feststellung von <strong>Qualität</strong> beruht auf <strong>Qualität</strong>s<strong>in</strong>dikatoren<br />

<strong>und</strong> <strong>Qualität</strong>sstandards. <strong>Qualität</strong>s<strong>in</strong>dikatoren<br />

def<strong>in</strong>ieren Variablen <strong>und</strong> Kriterien,<br />

mit <strong>der</strong>en Hilfe die <strong>Qualität</strong> erfasst wird.<br />

<strong>Qualität</strong>sstandards umschreiben die zu erfüllenden<br />

Voraussetzungen, damit die <strong>Qualität</strong> im<br />

erfassten Bereich als genügend bezeichnet<br />

werden kann.<br />

Obwohl mit diesen Begriffsdifferenzierungen eigentlich<br />

Klarheit über den Gegenstand hergestellt<br />

<strong>und</strong> <strong>Qualität</strong> angemessen def<strong>in</strong>iert se<strong>in</strong><br />

sollte, ist dem nicht so. Überblickt man all die<br />

vielen verfügbaren Konzepte, dann haben sie<br />

nur im H<strong>in</strong>blick auf drei Punkte e<strong>in</strong>en geme<strong>in</strong>samen<br />

Nenner: Erstens, dass <strong>Qualität</strong> e<strong>in</strong>e hohe<br />

Relevanz besitzt, zweitens, dass <strong>Qualität</strong> e<strong>in</strong><br />

mehrperspektivisches Konstrukt darstellt <strong>und</strong><br />

drittens, dass sie e<strong>in</strong>en direkten Bezug zum K<strong>in</strong>d<br />

formulieren. Unterschiede zeigen sich jedoch<br />

dar<strong>in</strong>, ob sie das K<strong>in</strong>d aus e<strong>in</strong>er Aussen- o<strong>der</strong> Innenperspektive<br />

wahrnehmen <strong>und</strong> zu welchen<br />

Konsequenzen dies führt. Gr<strong>und</strong>sätzlich stellt<br />

sich allerd<strong>in</strong>gs die Frage, ob es Messverfahren<br />

gibt, welche <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage s<strong>in</strong>d, die Perspektive<br />

junger K<strong>in</strong><strong>der</strong> verlässlich abzubilden.<br />

Die verschiedenen Möglichkeiten <strong>der</strong> Messung<br />

von <strong>Qualität</strong><br />

Somit gibt es diverse konzeptionelle Zugänge<br />

zur <strong>Qualität</strong>. Die Unterschiede betreffen die<br />

Frage, ob <strong>und</strong> wie die Interessengruppen e<strong>in</strong>bezogen<br />

werden, welche Bedeutung den Werten,


Normen <strong>und</strong> Überzeugungen beigemessen werden<br />

soll <strong>und</strong> welche Rolle Experten im gesamten<br />

Prozess spielen. So lassen sich m<strong>in</strong>destens drei<br />

verschiedene Positionen vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> unterscheiden:<br />

1. E<strong>in</strong> beteiligtenorientierter Zugang: Er geht<br />

von e<strong>in</strong>em kulturspezifischen Verständnis<br />

von <strong>Qualität</strong> aus, das sich auf historisch gewachsene<br />

Zielsetzungen <strong>und</strong> Wertvorstellungen<br />

abstützt. Dementsprechend werden<br />

die mit dem <strong>Qualität</strong>sverständnis verb<strong>und</strong>enen<br />

Perspektiven stets diskursiv <strong>und</strong> partizipatorisch<br />

ausgehandelt.<br />

2. E<strong>in</strong> standardisierter Zugang: Er basiert auf<br />

e<strong>in</strong>em Modell pädagogischer <strong>Qualität</strong>, das<br />

strukturale <strong>und</strong> prozessuale Aspekte <strong>in</strong>tegriert.<br />

Die <strong>Qualität</strong>skriterien werden vorab<br />

von Experten festgelegt.<br />

3. E<strong>in</strong> dynamischer Zugang: Er legt den Fokus<br />

nicht auf die Frage, wie gut e<strong>in</strong>e Kita ist,<br />

son<strong>der</strong>n, wie <strong>Qualität</strong> <strong>in</strong> Kitas entsteht.<br />

Zu (1): E<strong>in</strong> Beispiel zum beteiligtenorientierten<br />

Zugang<br />

Das Modellprojekt «K<strong>in</strong><strong>der</strong>situationen» unter<br />

<strong>der</strong> Leitung von Jürgen Zimmer (Roux, 2002)<br />

hatte zum Ziel, die pädagogische <strong>Qualität</strong> <strong>in</strong><br />

Kitas <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit Erzieher<strong>in</strong>nen, Eltern<br />

<strong>und</strong> Trägern weiterzuentwickeln. Deshalb<br />

wurde e<strong>in</strong> handlungsorientierter, dialogischer<br />

Zugang gewählt. Gr<strong>und</strong>lage bildeten (a) die<br />

k<strong>in</strong>dlichen Kompetenzen, (b) die Beziehungsqualität<br />

zwischen Erzieher<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

<strong>und</strong> das berufliche Selbstbild sowie (c) Planung<br />

<strong>und</strong> Tagesablaufgestaltung. Die eigens dafür<br />

entwickelten <strong>Qualität</strong>sstandards wurden anschliessend<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis erprobt <strong>und</strong> weiterentwickelt.<br />

Das Projekt wurde durch e<strong>in</strong>e externe<br />

empirische Evaluation ergänzt.<br />

Zu (2): E<strong>in</strong> Beispiel zum standardisierten Zugang<br />

Die Studie «Wie gut s<strong>in</strong>d unsere K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten?»<br />

von Tietze (1998) folgte dem Ziel, die pädagogische<br />

<strong>Qualität</strong> <strong>in</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten <strong>und</strong> Familie zu beschreiben<br />

<strong>und</strong> ihren E<strong>in</strong>fluss auf die k<strong>in</strong>dliche<br />

Entwicklung zu untersuchen. Die <strong>Qualität</strong>skriterien<br />

waren zuvor festgelegt <strong>und</strong> zu Skalen, den<br />

so genannten KES-Skalen, zusammengefasst<br />

worden (vgl. Tietze et al., 2005). Diese Skalen<br />

differenzieren zwischen <strong>der</strong> Prozessqualität (Interaktionen<br />

<strong>und</strong> Erfahrungen des K<strong>in</strong>des <strong>in</strong> sei-<br />

<strong>Qualität</strong> <strong>und</strong> <strong>frühk<strong>in</strong>dliche</strong> <strong>Bildung</strong><br />

Seite 20<br />

ner sozialen <strong>und</strong> räumlichen Umwelt), <strong>der</strong><br />

Strukturqualität (Rahmenbed<strong>in</strong>gungen wie<br />

Gruppengrösse, Betreuungsschlüssel, Raumgestaltung<br />

etc.) <strong>und</strong> <strong>der</strong> Orientierungsqualität<br />

(E<strong>in</strong>stellungen, Werte des Personals sowie Leitbil<strong>der</strong><br />

des Angebots). Diesem Zugang liegt somit<br />

e<strong>in</strong> expertenorientiertes <strong>Qualität</strong>skonzept zu<br />

Gr<strong>und</strong>e, das e<strong>in</strong>e explizite Aussenperspektive<br />

e<strong>in</strong>nimmt <strong>und</strong> restriktiv def<strong>in</strong>iert, was unter pädagogischer<br />

<strong>Qualität</strong> zu fassen ist. Deshalb s<strong>in</strong>d<br />

kaum Optionen für <strong>in</strong>dividuelle Spielräume vorhanden.<br />

Zu (3): E<strong>in</strong> Beispiel zum dynamischen Zugang<br />

E<strong>in</strong>en ganz an<strong>der</strong>en Zugang wählten Honig et al.<br />

(2004) <strong>in</strong> <strong>der</strong> Studie «Was ist e<strong>in</strong> guter K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten?»,<br />

weil nicht die <strong>in</strong>haltlichen Massstäbe<br />

<strong>der</strong> Leistungsfähigkeit von Kitas <strong>in</strong> den Mittelpunkt<br />

gestellt werden. Honig vertritt viel mehr<br />

die Ansicht, dass es bei <strong>der</strong> Messung pädagogischer<br />

<strong>Qualität</strong> nicht lediglich darum geht, was<br />

Kitas leisten, son<strong>der</strong>n wie sie etwas leisten.<br />

Deshalb kann die Frage nach e<strong>in</strong>er guten Kita<br />

nicht damit beantwortet werden, was pädagogische<br />

<strong>Qualität</strong> ist <strong>und</strong> wie e<strong>in</strong>e gute Kita beschaffen<br />

se<strong>in</strong> sollte, son<strong>der</strong>n, wie gute Praxis entsteht.<br />

Insgesamt bezeichnet Honig die Debatte<br />

um <strong>Qualität</strong> als unterkomplex, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

auch, weil das <strong>Qualität</strong>sverständnis <strong>der</strong> Eltern<br />

nicht h<strong>in</strong>reichend berücksichtigt sei.<br />

Folgt man allerd<strong>in</strong>gs Tietze et al. (2005), dann<br />

s<strong>in</strong>d Eltern <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel nur unzureichend <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Lage, die tatsächliche <strong>Qualität</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung,<br />

welche ihr K<strong>in</strong>d besucht, zu beurteilen. Dies führe<br />

dazu, dass viele Eltern die Angebotsqualität<br />

überschätzen. Meist orientieren sie sich an <strong>der</strong><br />

Sauberkeit, <strong>der</strong> Gruppengrösse o<strong>der</strong> am Bef<strong>in</strong>den<br />

ihres K<strong>in</strong>des, wenn sie es abholen.<br />

Fazit<br />

Dieses Brief<strong>in</strong>g Paper hat deutlich gemacht, dass<br />

<strong>Qualität</strong> <strong>in</strong> Kitas weit weg von e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>deutigen<br />

Bestimmung ist. Im Wesentlichen orientiert<br />

man sich entwe<strong>der</strong> an e<strong>in</strong>er rigiden Def<strong>in</strong>ition<br />

durch Experten o<strong>der</strong> begreift <strong>Qualität</strong> als etwas,<br />

das durch dialogische respektive partizipatorische<br />

Elemente angemessen bestimmt werden<br />

kann <strong>und</strong> dabei die Me<strong>in</strong>ungen des praktischen<br />

Feldes berücksichtigt werden.<br />

Sich solcher Unterschiedlichkeiten bewusst zu<br />

werden, ist <strong>der</strong> erste Schritt auf dem Weg zur<br />

Ausarbeitung e<strong>in</strong>es <strong>Qualität</strong>skonzepts.


Weiterführende Literatur<br />

Honig, M. et al. (2004). Was ist e<strong>in</strong> guter K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten?<br />

We<strong>in</strong>heim: Beltz.<br />

Roux, S. (2002). Wie sehen K<strong>in</strong><strong>der</strong> ihren K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten?<br />

Theoretische <strong>und</strong> empirische Bef<strong>und</strong>e.<br />

Zur <strong>Qualität</strong> von K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätten. We<strong>in</strong>heim:<br />

Juventa.<br />

Tietze, W. et al. (2005). K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten-Skala (KES-<br />

R). Feststellung <strong>und</strong> Unterstützung pädagogischer<br />

<strong>Qualität</strong>. We<strong>in</strong>heim: Beltz.<br />

<strong>Qualität</strong> <strong>und</strong> <strong>frühk<strong>in</strong>dliche</strong> <strong>Bildung</strong><br />

Seite 21


Brief<strong>in</strong>g Paper 3: <strong>Qualität</strong> <strong>und</strong> <strong>Bildung</strong><br />

Über die Frage, ob Kitas überhaupt auch e<strong>in</strong>en<br />

«<strong>Bildung</strong>sauftrag» haben, streitet sich die hiesige<br />

<strong>Bildung</strong>spolitik. Dass sie e<strong>in</strong>en haben, ist im Ausland<br />

unbestritten für die Wissenschaft klar.<br />

Mehr <strong>und</strong> mehr setzt sich diese Vorstellung auch<br />

<strong>in</strong> den vorschulischen Institutionen selbst durch.<br />

Weniger klar ist allerd<strong>in</strong>gs, welches <strong>Bildung</strong>sverständnis<br />

verwendet werden soll.<br />

<strong>Qualität</strong> <strong>und</strong> <strong>Bildung</strong> als Y<strong>in</strong> <strong>und</strong> Yang<br />

<strong>Qualität</strong> <strong>und</strong> <strong>Bildung</strong> s<strong>in</strong>d untrennbar mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

verb<strong>und</strong>en. Als beson<strong>der</strong>s relevant betrachtet<br />

werden beispielsweise die Beziehung zwischen<br />

K<strong>in</strong>d <strong>und</strong> ErzieherIn, die Anregung <strong>der</strong><br />

k<strong>in</strong>dlichen Lern- <strong>und</strong> Entwicklungsprozesse sowie<br />

das Ausmass <strong>der</strong> Stabilität <strong>der</strong> Betreuung.<br />

Alle diese Kriterien bilden das notwendige F<strong>und</strong>ament<br />

jeglicher <strong>frühk<strong>in</strong>dliche</strong>n <strong>Bildung</strong>sarbeit.<br />

Der <strong>Bildung</strong>saspekt muss demzufolge künftig bei<br />

<strong>der</strong> Evaluation <strong>und</strong> Entwicklung von <strong>Qualität</strong> ihre<br />

Berücksichtigung im <strong>Qualität</strong>smanagement <strong>der</strong><br />

Kitas f<strong>in</strong>den. Im H<strong>in</strong>blick auf das <strong>Bildung</strong>sverständnis<br />

sollte dabei e<strong>in</strong>e gewisse Konformität<br />

sicher gestellt se<strong>in</strong> <strong>und</strong> gewährleisten, dass Vorschul<strong>in</strong>stitutionen<br />

schweizweit ihrem <strong>Bildung</strong>sauftrag<br />

so nachkommen, dass Chancengerechtigkeit<br />

4 generiert wird. Dies sollte gleichermassen<br />

für e<strong>in</strong>e Kita <strong>in</strong> Zürich wie auch für e<strong>in</strong>e Kita<br />

<strong>in</strong> Willisau gelten.<br />

Geme<strong>in</strong>t ist damit Folgendes: Weil wir als demokratische<br />

Gesellschaft <strong>der</strong> Gleichheit verpflichtet<br />

s<strong>in</strong>d, müssen alle K<strong>in</strong><strong>der</strong> – ob mit e<strong>in</strong>em Schweizer<br />

Pass o<strong>der</strong> ohne – die gleichen Angebote ungeachtet<br />

ihres Herkunftsmilieus besuchen können.<br />

Weil jedoch gleichzeitig jedes K<strong>in</strong>d se<strong>in</strong>e Individualität<br />

entfalten soll, bedeutet dies, dass<br />

auch die optimalste <strong>frühk<strong>in</strong>dliche</strong> <strong>Bildung</strong> Differenz<br />

erzeugt. E<strong>in</strong> langsam lernendes K<strong>in</strong>d nutzt<br />

e<strong>in</strong> Angebot an<strong>der</strong>s als e<strong>in</strong> schnell lernendes o<strong>der</strong><br />

privilegiert aufwachsendes K<strong>in</strong>d. Deshalb erzielen<br />

sie nicht die gleichen Entwicklungsergebnisse.<br />

Gleichheit im Ziel <strong>und</strong> im Ergebnis kann<br />

somit ke<strong>in</strong> Ziel frühpädagogischer För<strong>der</strong>ung<br />

se<strong>in</strong>. Mit Blick auf benachteiligte K<strong>in</strong><strong>der</strong> gilt es<br />

vielmehr, sie so zu för<strong>der</strong>n, dass sie ihr <strong>in</strong>dividu-<br />

4 Unter Chancengerechtigkeit wird verstanden «Jedem K<strong>in</strong>d das<br />

Se<strong>in</strong>e», unter Chancengleichheit «Jedem K<strong>in</strong>d das Gleiche.»<br />

<strong>Qualität</strong> <strong>und</strong> <strong>frühk<strong>in</strong>dliche</strong> <strong>Bildung</strong><br />

Seite 22<br />

elles Entwicklungspotenzial entfalten <strong>und</strong> auf<br />

diese Weise die negativen E<strong>in</strong>flüsse ihrer sozialen<br />

Herkunft m<strong>in</strong>imiert werden können.<br />

<strong>Frühk<strong>in</strong>dliche</strong> <strong>Bildung</strong>: die grossen begrifflichen<br />

Unterschiede<br />

Blickt man <strong>in</strong> die verfügbaren Instrumente zur<br />

Messung <strong>der</strong> pädagogischen <strong>Qualität</strong>, so f<strong>in</strong>den<br />

sich viele H<strong>in</strong>weise zum <strong>Bildung</strong>sbegriff. Problematisch<br />

ist jedoch, dass sie kontroverser Natur<br />

s<strong>in</strong>d. Im Wesentlichen lassen sich vier Positionen<br />

unterscheiden:<br />

<strong>Frühk<strong>in</strong>dliche</strong> <strong>Bildung</strong> als Selbstbildung<br />

<strong>Frühk<strong>in</strong>dliche</strong> <strong>Bildung</strong> als Ko-Konstruktion<br />

<strong>Frühk<strong>in</strong>dliche</strong> <strong>Bildung</strong> als ‚Sowohl-als-auch’<br />

<strong>Frühk<strong>in</strong>dliche</strong> <strong>Bildung</strong> als Vermittlung.<br />

Diese <strong>Bildung</strong>skonzepte unterscheiden sich nicht<br />

nur deutlich vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong>, son<strong>der</strong>n werden von<br />

den jeweiligen wissenschaftlichen Experten auch<br />

meist als e<strong>in</strong>zig gültige Konzepte ausgewiesen.<br />

E<strong>in</strong>e Zusammenführung bisheriger Forschungsperspektiven<br />

steht noch am Anfang.<br />

Der Selbstbildungsansatz<br />

Der Begriff <strong>der</strong> Selbstbildung lehnt sich an Wilhelm<br />

von Humboldt an. Humboldt schrieb, dass<br />

sich <strong>der</strong> Mensch selbst bilden <strong>und</strong> auf an<strong>der</strong>e<br />

durch das wirken solle, was er sei. Basierend auf<br />

diesem Verständnis gehen Gerd Schäfer o<strong>der</strong><br />

Hans-Joachim Laewen davon aus, dass <strong>der</strong><br />

Mensch nicht gebildet werden kann, son<strong>der</strong>n<br />

sich selbst bilden muss. Im <strong>Bildung</strong>sprozess kann<br />

<strong>der</strong> junge Mensch neue Erfahrungen mit bereits<br />

bestehenden Vorerfahrungen verknüpfen. <strong>Bildung</strong><br />

erfolgt aufgr<strong>und</strong> <strong>in</strong>dividueller S<strong>in</strong>nf<strong>in</strong>dungen.<br />

Vor allem aber wenden sich die Autoren gegen<br />

jeglichen Kompetenzerwerb, den sie als unnötige<br />

E<strong>in</strong>engung des K<strong>in</strong>des verstehen. Erwachsene<br />

s<strong>in</strong>d lediglich diejenigen, welche Lern- <strong>und</strong><br />

Entwicklungsumgebungen arrangieren.<br />

Der Ansatz <strong>der</strong> Ko-Konstruktion<br />

Ko-Konstruktion bedeutet gemäss Wassilios<br />

Fthenakis, dass Lernen durch Zusammenarbeit<br />

stattf<strong>in</strong>det. Dabei steht die Erforschung von Bedeutung<br />

<strong>und</strong> weniger <strong>der</strong> Erwerb von Fakten im<br />

Mittelpunkt. <strong>Bildung</strong> ist somit e<strong>in</strong> <strong>in</strong>tentionaler<br />

Prozess, die sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em spezifisch sozialen


Kontext vollzieht. K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong> Erwachsene s<strong>in</strong>d<br />

aktiv dran beteiligt. Gesellschaftliche Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

f<strong>in</strong>den ihren Nie<strong>der</strong>schlag <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>frühk<strong>in</strong>dliche</strong>n<br />

<strong>Bildung</strong>sför<strong>der</strong>ung <strong>und</strong> zwar <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

E<strong>in</strong>for<strong>der</strong>ung von Basiskompetenzen. Dies geschieht<br />

jedoch nicht als Erwerb von Fakten, <strong>in</strong>dem<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> zuhören, wie<strong>der</strong>holen, beobachten<br />

<strong>und</strong> beschreiben. Basiskompetenzen erwerben<br />

junge K<strong>in</strong><strong>der</strong> eher durch die Entwicklung eigener<br />

Ideen, den Austausch <strong>und</strong> <strong>der</strong> Diskussion <strong>der</strong>selben.<br />

Die Position des «Sowohl-als-auch» (Rossbach,<br />

Liegle)<br />

Es gibt aber auch Wissenschaftler, die sich –<br />

mehr o<strong>der</strong> weniger explizit – von den obigen Ansätzen<br />

distanzieren. Dazu gehören Hans Günther<br />

Rossbach <strong>und</strong> Ludwig Liegle. Vor allem Rossbach<br />

bezeichnet die beiden erstgenannten Positionen<br />

als ‚altbekannt‘. Jedes Lernen sei Selbstbildung,<br />

<strong>und</strong> Lernen erfolge immer <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em sozialen<br />

Kontext. Für beide Wissenschaftler ist Lernen<br />

deshalb immer e<strong>in</strong> ‚ko-konstruktiver‘ Prozess<br />

<strong>und</strong> ke<strong>in</strong>e alle<strong>in</strong> anzueignende <strong>in</strong>dividuelle Tätigkeit.<br />

Der Vermittlungsansatz<br />

Insbeson<strong>der</strong>e im H<strong>in</strong>blick auf benachteiligte K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

betont <strong>der</strong> Vermittlungsansatz die grosse Bedeutung<br />

schulvorbereiten<strong>der</strong> Aktivitäten. Er geht<br />

davon aus, dass erfolgreiche <strong>Bildung</strong>sprozesse mit<br />

erhöhter Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit nur dann zustande<br />

kommen, wenn solche K<strong>in</strong><strong>der</strong> gezielte Lernstimuli<br />

erhalten. Der pädagogischen Fachperson kommt<br />

somit e<strong>in</strong>e deutlich direktivere Rolle zu. Ihre Aufgabe<br />

besteht dar<strong>in</strong>, den Lernprozess durch vorgegebene<br />

Aufgaben <strong>in</strong> sorgfältig geplanten Sequenzen<br />

zu strukturieren <strong>und</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> anzuleiten, wie<br />

sie ihre Zeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> jeweiligen Lernumgebung verbr<strong>in</strong>gen<br />

sollen.<br />

Der Ansatz <strong>der</strong> Befähigung<br />

Der Ansatz <strong>der</strong> Befähigung von Martha Nussbaum<br />

<strong>und</strong> Amartya Sen als Capability-Approach<br />

entwickelt worden. Der Begriff <strong>der</strong> Befähigung<br />

verweist auf den Anspruch, jedem Bürger die<br />

Bed<strong>in</strong>gungen (materiell, <strong>in</strong>stitutionell, pädagogisch)<br />

zur Verfügung zu stellen, die ihm e<strong>in</strong>en<br />

Zugang zum guten menschlichen Leben eröffnen.<br />

Gemäss Nussbaum s<strong>in</strong>d gr<strong>und</strong>legende<br />

menschliche Fähigkeiten ke<strong>in</strong>e angeborenen Eigenschaften<br />

<strong>und</strong> bedürfen deshalb <strong>der</strong> Fürsorge,<br />

<strong>der</strong> Bereitstellung von Ressourcen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Erziehung.<br />

<strong>Qualität</strong> <strong>und</strong> <strong>frühk<strong>in</strong>dliche</strong> <strong>Bildung</strong><br />

Seite 23<br />

Was bedeutet dies für den Vorschulbereich, <strong>der</strong><br />

ja K<strong>in</strong><strong>der</strong> verschiedenster Herkunftsmilieus betreuen,<br />

erziehen <strong>und</strong> bilden muss? Zunächst<br />

e<strong>in</strong>mal, dass von zu Hause aus benachteiligte<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> im Gegensatz zu privilegierten K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

auf solche Fürsorge im S<strong>in</strong>ne aktiver Unterstützung,<br />

gezielter Anregungen des Fachpersonals<br />

<strong>und</strong> klarer Strukturen angewiesen s<strong>in</strong>d. <strong>Bildung</strong><br />

muss deshalb nicht nur Selbstbildungs- <strong>und</strong> kokonstruktive<br />

Elemente be<strong>in</strong>halten, son<strong>der</strong>n auch<br />

solche mit Befähigungskomponenten.<br />

Deshalb sollten Fachkräfte auf den Begriff <strong>der</strong><br />

Befähigung setzen. So besehen geht es nicht<br />

mehr <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie darum, ob sich e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d für<br />

bestimmte Inhalte <strong>in</strong>teressiert o<strong>der</strong> welche<br />

Kompetenzen es schon erworben hat. Vielmehr<br />

steht die Berücksichtigung <strong>der</strong> unterschiedlichen<br />

Ausgangslagen <strong>der</strong> Kita im Mittelpunkt. Dabei<br />

geht es um zwei Fragen:<br />

Was gibt e<strong>in</strong>e pädagogische Fachkraft dem<br />

K<strong>in</strong>d, damit es se<strong>in</strong> Selbstbildungspotenzial<br />

tatsächlich umsetzen kann?<br />

Wie berücksichtigt sie die unterschiedlichen<br />

Ausgangslagen <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>?<br />

Welches s<strong>in</strong>d ihre Aktivitäten, die das K<strong>in</strong>d<br />

befähigen, mit den Spiel- <strong>und</strong> Lernmaterialien<br />

tatsächlich umzugehen <strong>und</strong> sich für sie<br />

<strong>in</strong>teressieren zu können?<br />

<strong>Bildung</strong>sbegriff <strong>und</strong> Orientierungs- resp.<br />

<strong>Bildung</strong>spläne<br />

<strong>Bildung</strong>s- o<strong>der</strong> Orientierungspläne bieten e<strong>in</strong>e<br />

Basis für die Entwicklung <strong>der</strong> <strong>Qualität</strong> im vorschulischen<br />

Bereich. Als Instrument <strong>der</strong> so genannten<br />

Input-Steuerung def<strong>in</strong>ieren sie Leitideen<br />

für die frühpädagogische Arbeit mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

<strong>und</strong> liefern e<strong>in</strong>e umfassende Gr<strong>und</strong>lage für<br />

die Entwicklung e<strong>in</strong>er Haltung, welche für Fragen<br />

pädagogischer <strong>Qualität</strong> offen ist. Deshalb s<strong>in</strong>d<br />

<strong>Bildung</strong>s- <strong>und</strong> Orientierungspläne konstitutiv für<br />

die Weiterentwicklung des <strong>Bildung</strong>sgedankens.<br />

Aus diesem Gr<strong>und</strong> ist es absolut zentral, welches<br />

<strong>Bildung</strong>sverständnis ihnen zugr<strong>und</strong>e gelegt wird.<br />

Drei Beispiele sollen dies erläutern: Der <strong>Bildung</strong>splan<br />

von Nordrhe<strong>in</strong> Westfalen (von Gerd<br />

Schäfer entworfen), <strong>der</strong> Bayerische <strong>Bildung</strong>splan<br />

(von Wassilios Fthenakis entworfen) sowie <strong>der</strong><br />

Schweizer Orientierungsrahmen (vom Marie<br />

Meierhofer Institut entworfen).


Der bayerische <strong>Bildung</strong>s- <strong>und</strong> Erziehungsplan basiert<br />

auf dem Verständnis von <strong>Bildung</strong> als Ko-<br />

Konstruktion. Dementsprechend fokussiert er<br />

den Kompetenzerwerb <strong>und</strong> als Leitziele die Stärkung<br />

<strong>der</strong> k<strong>in</strong>dlichen Autonomie, die soziale Mitverantwortung,<br />

die lernmethodischen Kompetenzen<br />

sowie den kompetenten Umgang mit<br />

Verän<strong>der</strong>ungen <strong>und</strong> Belastungen.<br />

Der <strong>Bildung</strong>splan von Nordrhe<strong>in</strong> Westfalen setzt<br />

h<strong>in</strong>gegen auf das Konzept <strong>der</strong> Selbstbildung <strong>und</strong><br />

auf <strong>Bildung</strong> ab Geburt. Im Zentrum steht die<br />

Aufgabe von Erzieher<strong>in</strong>nen, die Neugierde des<br />

K<strong>in</strong>des anzusprechen, se<strong>in</strong>e Interessen <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e<br />

Denkansätze. Im Gegensatz zum bayerischen<br />

<strong>Bildung</strong>splan wird <strong>der</strong> Kompetenzbegriff eher<br />

negativ bewertet, <strong>und</strong> auch die Rolle <strong>der</strong> Erzieher<strong>in</strong><br />

ist an<strong>der</strong>s, soll sie doch auf die Eigenart<br />

des K<strong>in</strong>des grösstmögliche Rücksicht nehmen.<br />

Die Raumgestaltung <strong>und</strong> die Materialien gelten<br />

als dritte Erzieher<strong>in</strong>.<br />

Der Schweizer Orientierungsrahmen für <strong>frühk<strong>in</strong>dliche</strong><br />

<strong>Bildung</strong>, Betreuung <strong>und</strong> Erziehung setzt<br />

sowohl auf Selbstbildung als auch auf Ko-<br />

Konstruktion. Dementsprechend betont er, dass<br />

sich <strong>Bildung</strong>sprozesse im «Individuum selbst»<br />

vollziehen <strong>und</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> nicht von aussen «gebildet»<br />

<strong>und</strong> mit Wissen «gefüttert» werden können<br />

(S. 24). Gleichwohl setzt er auf «den wechselseitigen<br />

Austausch des K<strong>in</strong>des mit se<strong>in</strong>er sozialen<br />

Umwelt» <strong>und</strong> die «geme<strong>in</strong>same Gestaltung von<br />

<strong>Bildung</strong>sprozessen <strong>in</strong> <strong>der</strong> sozialen Interaktion»<br />

(S. 28).<br />

<strong>Qualität</strong> <strong>und</strong> <strong>frühk<strong>in</strong>dliche</strong> <strong>Bildung</strong><br />

Seite 24<br />

Wie können <strong>Bildung</strong>s- respektive Orientierungspläne<br />

wirksam werden?<br />

<strong>Bildung</strong>s- <strong>und</strong> Orientierungspläne sollen die pädagogischen<br />

Fachkräfte herausfor<strong>der</strong>n, Brücken<br />

zwischen den Absichten <strong>der</strong> Gesellschaft (die <strong>in</strong><br />

solchen Plänen formuliert s<strong>in</strong>d) <strong>und</strong> <strong>der</strong> Welt <strong>der</strong><br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtungen zu bauen.<br />

Deshalb muss die Umsetzung von <strong>Bildung</strong>s- <strong>und</strong><br />

Orientierungsplänen auch vor Ort thematisiert<br />

<strong>und</strong> sowohl mit <strong>der</strong> konkreten Arbeit <strong>in</strong> den E<strong>in</strong>richtungen<br />

als auch den k<strong>in</strong>dlichen Entwicklungsergebnissen<br />

<strong>in</strong> Beziehung gesetzt werden.<br />

Durch <strong>Bildung</strong>s- <strong>und</strong> Orientierungspläne festgelegte<br />

Rahmenvorgaben müssen Wirksamkeit<br />

<strong>der</strong>art entfaltet werden, dass sie für die Trägerschaften<br />

<strong>und</strong> die Tagese<strong>in</strong>richtungen neue Verb<strong>in</strong>dlichkeiten<br />

schaffen. So stellen sich beispielsweise<br />

folgende Fragen:<br />

Wie ist das Gesamtkonzept e<strong>in</strong>er Kita mit<br />

dem Gr<strong>und</strong>pr<strong>in</strong>zip <strong>der</strong> <strong>frühk<strong>in</strong>dliche</strong>n <strong>Bildung</strong><br />

vere<strong>in</strong>bar?<br />

Wie ist die Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung organisiert,<br />

damit die Umsetzung <strong>der</strong> Vorgaben im<br />

<strong>Bildung</strong>s-/Orientierungsplan (Orientierungsrahmen)<br />

gewährleistet werden kann?<br />

Welche persönlichen, räumlichen <strong>und</strong> materiellen<br />

Voraussetzungen s<strong>in</strong>d für <strong>Bildung</strong>svorgaben<br />

erfor<strong>der</strong>lich?<br />

Weiterführende Literatur<br />

Grochla, N. (2008). <strong>Qualität</strong> <strong>und</strong> <strong>Bildung</strong>. E<strong>in</strong>e<br />

Analyse des wissenschaftlichen Diskurses <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Frühpädagogik. Münster: Lit.<br />

UNESCO Kommission Schweiz & Netzwerk K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung<br />

(Hrsg.). (2012). Orientierungsrahmen<br />

für <strong>frühk<strong>in</strong>dliche</strong> <strong>Bildung</strong>, Betreuung <strong>und</strong><br />

Erziehung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz. Zürich: gdz.


Brief<strong>in</strong>g Paper 4: <strong>Qualität</strong> <strong>in</strong> den Deutschschweizer<br />

Kitas<br />

Wie die <strong>Qualität</strong> <strong>der</strong> Vorschulangebote <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Schweiz ist, wissen wir nicht. Hierzu gibt es ke<strong>in</strong>e<br />

repräsentativen Studien. Es existieren lediglich<br />

e<strong>in</strong>zelne, regional ausgerichtete Studien 5 , welche<br />

die <strong>Qualität</strong> auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> KES- <strong>und</strong> KRIPS-<br />

Skalen erhoben haben. Insgesamt besteht e<strong>in</strong><br />

gr<strong>und</strong>legen<strong>der</strong> Mangel dar<strong>in</strong>, dass we<strong>der</strong> den<br />

Trägern, dem Personal, den politischen Instanzen<br />

noch den Eltern Informationen über die Angebotsqualität<br />

zur Verfügung stehen. Somit fehlen<br />

wirksame Sicherungs- <strong>und</strong> Steuerungssysteme<br />

zum Erhalt <strong>und</strong> zur Entwicklung von <strong>Qualität</strong>.<br />

Die Situation <strong>in</strong> den Kantonen<br />

E<strong>in</strong>e umfassende Recherche zur <strong>Qualität</strong> <strong>in</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätten<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz zeigt, dass es bis<br />

anh<strong>in</strong> ke<strong>in</strong>e Vorgaben gibt, die für das ganze<br />

Land als verb<strong>in</strong>dlich gelten würden. Viele Kantone<br />

haben aber <strong>Qualität</strong>svorgaben zu den Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

erlassen, so etwa für die Bereiche<br />

«Ausbildung des Personals», «Betreuungsschlüssel»,<br />

«Räumlichkeiten». Die Tagesschulverordnung<br />

(TSV) des Kantons Bern (2008)<br />

schreibt <strong>in</strong> Art. 7, Abs. 2 sogar vor, dass <strong>in</strong> allen<br />

Tagesschulangeboten <strong>in</strong> Bern e<strong>in</strong> <strong>Qualität</strong>smanagement<br />

zu betreiben ist.<br />

In Abbildung 1 wird e<strong>in</strong> Überblick gegeben über<br />

die <strong>Qualität</strong>svorgaben <strong>der</strong> Kantone o<strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>den<br />

für K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätten <strong>und</strong> Tagesfamilien<br />

(Mengele & Stern, 2010, S. 21). Daraus wird<br />

ersichtlich, <strong>in</strong> welchen Kantonen welche <strong>Qualität</strong>svorgaben<br />

für privat subventionierte K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätten,<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel aber auch für öffentliche<br />

<strong>und</strong> privat nicht subventionierte Kitas gelten.<br />

Die Kantone mit unterschiedlichen <strong>Qualität</strong>svorgaben<br />

s<strong>in</strong>d mit e<strong>in</strong>em Stern (*) gekennzeichnet.<br />

Die Abbildung verdeutlicht, dass es <strong>in</strong>sgesamt<br />

fünf Deutschschweizer Kantone s<strong>in</strong>d, welche<br />

ke<strong>in</strong>e (offiziellen) <strong>Qualität</strong>svorgaben an die K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätten<br />

machen (Aargau, Appenzell-<br />

Innerrhoden, Appenzell-Ausserrhoden, Basel-<br />

5 Studien des Marie Meierhofer Instituts <strong>und</strong> des ZeFF (Universi-<br />

tät Fribourg).<br />

<strong>Qualität</strong> <strong>und</strong> <strong>frühk<strong>in</strong>dliche</strong> <strong>Bildung</strong><br />

Seite 25<br />

Landschaft, Uri). In den Kantonen Bern, Genf, Solothurn,<br />

Schaffhausen, Waadt, Zug <strong>und</strong> Zürich<br />

bestehen Vorgaben auf kantonaler <strong>und</strong> kommunaler<br />

Ebene. Im Kanton Luzern werden Kitas nur<br />

auf Geme<strong>in</strong>deebene reglementiert. In den Kantonen<br />

Bern, Genf, Jura, Neuenburg, Tess<strong>in</strong>,<br />

Waadt <strong>und</strong> Wallis f<strong>in</strong>det sich die grösste Dichte<br />

an <strong>Qualität</strong>svorgaben, während <strong>in</strong> Glarus <strong>und</strong><br />

Schwyz nur e<strong>in</strong>zelne Themen reglementiert s<strong>in</strong>d.<br />

Dazu gehören etwa pädagogische Gr<strong>und</strong>sätze,<br />

Ausbildung des Personals, Betreuungsschlüssel,<br />

Ausstattung, Sicherheit <strong>und</strong> Hygiene. An<strong>der</strong>e Bereiche<br />

wie etwa Öffnungszeiten sowie Zulassungsbed<strong>in</strong>gungen<br />

für die K<strong>in</strong><strong>der</strong> s<strong>in</strong>d h<strong>in</strong>gegen<br />

weniger oft geregelt.<br />

Verschiedene K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätten haben jedoch<br />

begonnen, <strong>in</strong>terne <strong>Qualität</strong>smanagementkonzepte<br />

e<strong>in</strong>zusetzen. Dabei handelt es sich vorwiegend<br />

um Eigenentwicklungen o<strong>der</strong> es werden<br />

die Instrumente KES o<strong>der</strong> KRIPS benutzt. E<strong>in</strong>ige<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätten verwenden auch ISO-<br />

Verfahren o<strong>der</strong> EFQM.<br />

<strong>Qualität</strong>srichtl<strong>in</strong>ien von Vere<strong>in</strong>en <strong>und</strong> Verbänden<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus haben verschiedene Vere<strong>in</strong>e <strong>und</strong><br />

Verbände <strong>Qualität</strong>srichtl<strong>in</strong>ien herausgegeben: so<br />

<strong>der</strong> Vere<strong>in</strong> <strong>Bildung</strong> <strong>und</strong> Betreuung, <strong>der</strong> Schweizerische<br />

Verband für schulische Tagesbetreuung.<br />

Von Seiten <strong>der</strong> Fach- <strong>und</strong> Branchenverbände<br />

existieren folgende Gr<strong>und</strong>lagen zum Thema <strong>Qualität</strong><br />

<strong>der</strong> familienergänzenden Betreuung, welche<br />

als Hilfsmittel für die Formulierung kantonaler<br />

<strong>Qualität</strong>svorgaben dienen:<br />

Richtl<strong>in</strong>ien des Verbands K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätten<br />

<strong>der</strong> Schweiz KiTaS von 2008 als M<strong>in</strong>deststandards;<br />

Richtl<strong>in</strong>ien <strong>Qualität</strong>sstandards Tagesfamilien<br />

Schweiz (SVT) für die Vermittlung von Tagesk<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

<strong>und</strong> die Begleitung von Tagesfamilien<br />

von 2008;<br />

<strong>Qualität</strong>slabel des Schweizerischen Spielgruppenleiter<strong>in</strong>nen<br />

Verbandes (SSLV) für<br />

Spielgruppen von 2010;


Abbildung 1: Kantonale <strong>Qualität</strong>svorgaben (vgl. Mengele & Stern, 2010, S. 21)<br />

Empfehlungen des Verbands K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätten<br />

<strong>der</strong> Schweiz KiTaS zu Anstellungsbed<strong>in</strong>gungen<br />

<strong>und</strong> Besoldung von 2009;<br />

Charta zur <strong>Qualität</strong> familienergänzen<strong>der</strong><br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung, Netzwerk K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung<br />

Schweiz von 2006;<br />

VPOD-<strong>Qualität</strong>srichtl<strong>in</strong>ien für die K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesbetreuung<br />

von 2009;<br />

verschiedene Gr<strong>und</strong>lagen des Marie Meierhofer<br />

Instituts für das K<strong>in</strong>d Zürich(MMI).<br />

<strong>Qualität</strong> <strong>und</strong> <strong>frühk<strong>in</strong>dliche</strong> <strong>Bildung</strong><br />

Seite 26<br />

Die Lea<strong>der</strong>position <strong>der</strong> Schweiz – <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Strukturqualität<br />

Dass die Schweiz <strong>in</strong> Bezug auf die Strukturqualität<br />

führend ist, zeigt e<strong>in</strong> Vergleich <strong>der</strong> Standards<br />

des K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuungsnetzwerks <strong>der</strong> EU <strong>in</strong> Tabelle<br />

1 mit den Richtl<strong>in</strong>ien von KiTaS von 2008. Obwohl<br />

die Angaben nur mit Vorbehalte direkt e<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

gegenüber zu stellen s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> die effektive<br />

Umsetzung <strong>der</strong> Vorgaben <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis variieren<br />

dürfte, verfügt die Schweiz im <strong>in</strong>ternationalen<br />

Vergleich über strengere Strukturqualitätsstandards<br />

als diejenigen des europäischen<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuungsnetzwerks.<br />

Tabelle 1: Standards des K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuungsnetzwerks <strong>der</strong> EU (EDK, 2005, S.35)<br />

Standards des K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuungsnetzwerkes<br />

<strong>der</strong> EU<br />

Alter <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> Gruppengrösse Personalschlüssel<br />

0 bis 24 Monate ke<strong>in</strong>e Angaben 1 Fachkraft: 3 K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

24 bis 36 Monate 5-8 K<strong>in</strong><strong>der</strong> 1 Fachkraft: 3-5 K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

36 bis 48 Monate 8-12 K<strong>in</strong><strong>der</strong> 1 Fachkraft: 5-8 K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

48 bis 60 Monate 12-15 K<strong>in</strong><strong>der</strong> 1 Fachkraft: 6-8 K<strong>in</strong><strong>der</strong>


Die EU-Standards be<strong>in</strong>halten Richtwerte zum Alter<br />

<strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>, dem Personalschlüssel sowie zur<br />

altershomogenen Gruppengrösse. Die Richtl<strong>in</strong>ien<br />

von KiTaS beziehen sich dagegen <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie<br />

auf altersheterogene Gruppen. Sie berücksichtigen<br />

die Zusammensetzung <strong>der</strong> Gruppe, das Alter<br />

<strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong> <strong>der</strong>en spezifische Bedürfnisse<br />

mittels e<strong>in</strong>es Betreuungsfaktorensystems. Die<br />

e<strong>in</strong>zelnen Betreuungsfaktorenpunkte verteilen<br />

sich wie folgt: K<strong>in</strong><strong>der</strong> bis 18 Monate Faktor 1.5,<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> mit beson<strong>der</strong>en Bedürfnissen Faktor<br />

grösser als 1, K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten-/ Gr<strong>und</strong>-/ Basisstufenk<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

Faktor 0.75 <strong>und</strong> Schulk<strong>in</strong><strong>der</strong> Faktor<br />

0.5. Die Richtzahl für e<strong>in</strong>e altersgemischte Gruppe<br />

beträgt zehn bis zwölf Plätze, wofür je nach<br />

Faktorengewichtung <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> m<strong>in</strong>destens zwei<br />

betreuende Personen, davon e<strong>in</strong>e ausgebildete<br />

Fachperson, zur Verfügung stehen müssen. Somit<br />

kommen auf e<strong>in</strong>e Betreuungsperson fünf bis<br />

sechs Betreuungsfaktorenpunkte. E<strong>in</strong>schränkend<br />

muss allerd<strong>in</strong>gs berücksichtigt werden, dass die<br />

Anzahl <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> den Betreuungse<strong>in</strong>richtungen<br />

je nach Wochentag <strong>und</strong> Tageszeit schwankt,<br />

<strong>Qualität</strong> <strong>und</strong> <strong>frühk<strong>in</strong>dliche</strong> <strong>Bildung</strong><br />

Seite 27<br />

weshalb diese Richtl<strong>in</strong>ien <strong>in</strong> Stosszeiten überschritten<br />

werden können.<br />

Weiterführende Literatur<br />

Mengele, S. & Stern, S. (2010). Konferenz <strong>der</strong><br />

kantonalen Sozialdirektor<strong>in</strong>nen & Sozialdirektoren.<br />

Auswertung <strong>der</strong> Daten <strong>der</strong> Informationsplattform<br />

«Vere<strong>in</strong>barkeit Beruf <strong>und</strong> Familie:<br />

Massnahmen <strong>der</strong> Kantone <strong>und</strong> Geme<strong>in</strong>den» des<br />

SECO <strong>und</strong> des BSV. INFRAS. Download am<br />

02.07.2012 von http://www.sodk.ch/fileadm<strong>in</strong>/u<br />

ser_upload/Fachbereiche/Familie_<strong>und</strong>_Generati<br />

nen/2010.12.10_Bericht_Infras_FEB_<strong>in</strong>_den_Ka<br />

ntonen_d.pdf.<br />

EDK. (2005). Educare: betreuen – erziehen – bilden.<br />

Tagungsbericht. Bern: Schweizerische Konferenz<br />

<strong>der</strong> kantonalen Erziehungsdirektoren<br />

(EDK). Download am 07.07.2012 von http:// eduedudoc.ch/getfile.py?docid=345&name=StuB24A&f<br />

ormat=pdf &version=1.


<strong>Qualität</strong> <strong>und</strong> <strong>frühk<strong>in</strong>dliche</strong> <strong>Bildung</strong><br />

Seite 28<br />

Brief<strong>in</strong>g Paper 5: Gr<strong>und</strong>lagen für das <strong>Qualität</strong>slabel<br />

von KiTaS <strong>und</strong> Jacobs Fo<strong>und</strong>ation<br />

Weshalb e<strong>in</strong> Gütesiegel respektive e<strong>in</strong> ‚<strong>Qualität</strong>slabel‘<br />

für Kitas? In <strong>der</strong> Formulierung <strong>der</strong> Projektziele<br />

schreiben KiTaS <strong>und</strong> die Jacobs Fo<strong>und</strong>ation,<br />

welche unsere Auftraggeber waren, dass se<strong>in</strong><br />

erstes Ziel <strong>in</strong> <strong>der</strong> Weiterentwicklung, Sicherstellung,<br />

Überprüfung <strong>und</strong> Sichtbarmachung <strong>der</strong><br />

<strong>Qualität</strong> <strong>in</strong> Schweizer Kitas liegt <strong>und</strong> es damit e<strong>in</strong>en<br />

Beitrag zur Lancierung e<strong>in</strong>es <strong>Qualität</strong>sdialogs<br />

leisten soll. Welche Gr<strong>und</strong>voraussetzungen müssen<br />

dabei gewährleistet se<strong>in</strong>?<br />

Voraussetzungen e<strong>in</strong>es <strong>Qualität</strong>slabels<br />

Damit <strong>Qualität</strong>sverbesserungen überhaupt zu<br />

erwarten s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Gütesiegel S<strong>in</strong>n machen<br />

kann, müssen externe Anreize bestehen. Gr<strong>und</strong>voraussetzungen<br />

hierzu s<strong>in</strong>d, dass<br />

es e<strong>in</strong> marktwirtschaftlicher Wettbewerb<br />

gibt <strong>und</strong> das regionale E<strong>in</strong>richtungsangebot<br />

grösser als die Nachfrage ist;<br />

Eltern sich bei ihren Entscheidungen tatsächlich<br />

von <strong>Qualität</strong>sunterschieden leiten lassen;<br />

das Verhalten <strong>der</strong> Eltern Auswirkungen auf<br />

die Ausstattung des Angebots hat.<br />

Wenn diese Voraussetzungen erfüllt s<strong>in</strong>d, lassen<br />

sich positive Effekte e<strong>in</strong>es Gütesiegels erwarten<br />

<strong>und</strong> damit auch positive Effekte auf die k<strong>in</strong>dliche<br />

Entwicklung. Die Erfahrungen aus an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n,<br />

wie beispielsweise aus Deutschland, zeigen,<br />

dass <strong>Qualität</strong>s<strong>in</strong>formation Effekte für alle<br />

Beteiligtengruppen ermöglicht, also für die pädagogischen<br />

Teams <strong>in</strong>kl. <strong>der</strong> Leitungen von K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätten,<br />

die Trägerschaften, Eltern sowie<br />

die politischen Verantwortungsträgern.<br />

Wie allerd<strong>in</strong>gs Anreize zur <strong>Qualität</strong>sverbesserung<br />

gestaltet se<strong>in</strong> müssten, ist die grosse Frage. Anzunehmen<br />

ist, dass die Arbeit an <strong>der</strong> <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

<strong>und</strong> -entwicklung wahrsche<strong>in</strong>lich sehr<br />

unterschiedliche Motive hat. Neben denjenigen<br />

Institutionen, welche e<strong>in</strong> <strong>in</strong>tr<strong>in</strong>sisches, d.h.<br />

selbst<strong>in</strong>itiiertes Interesse haben, die <strong>Qualität</strong> <strong>der</strong><br />

eigenen Institution zu ergründen <strong>und</strong> weiterzuentwickeln,<br />

dürfte es viele Kitas geben, welche<br />

ihre Aktivitäten auf <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>lage e<strong>in</strong>er betriebswirtschaftlichen<br />

Betrachtung planen. Deshalb<br />

ist anzunehmen, dass <strong>der</strong> e<strong>in</strong>geschätzte<br />

Nutzen, d.h. E<strong>in</strong>nahmeeffekte <strong>und</strong> erwartete<br />

Reputationsverbesserung, über den jeweiligen<br />

Kosten liegen müssen. Je stärker <strong>der</strong> Wettbewerbsdruck<br />

se<strong>in</strong> wird, d.h. je höher die <strong>Qualität</strong><br />

<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en E<strong>in</strong>richtungen <strong>und</strong> je qualitätskompetenter<br />

die nachfragenden Eltern s<strong>in</strong>d, desto<br />

höher dürfte <strong>der</strong> Druck auf die E<strong>in</strong>richtungen<br />

se<strong>in</strong>, ihre <strong>Qualität</strong> anzupassen. Zu erwarten ist<br />

dabei, dass dies vor allem E<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong> Ballungsgebieten<br />

mit sozial besser gestellten <strong>und</strong><br />

ambitionierten Eltern betrifft.<br />

Bed<strong>in</strong>gungen für die Erarbeitung des <strong>Qualität</strong>slabels<br />

Das Manual mit den Indikatoren wurde im Auftrag<br />

von KiTaS <strong>und</strong> <strong>der</strong> Jacobs Fo<strong>und</strong>ation zwischen<br />

November 2011 <strong>und</strong> August 2012 unter<br />

me<strong>in</strong>er Leitung im ZeFF erarbeitet. Hierfür hatten<br />

die Auftraggeber folgende Bed<strong>in</strong>gungen<br />

formuliert:<br />

Berücksichtigung unterschiedlicher Stakehol<strong>der</strong><br />

(pädagogischen Teams <strong>in</strong>kl. Leitungen<br />

von K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätten; Trägerschaften, Eltern<br />

sowie politische Verantwortungsträger);<br />

E<strong>in</strong>bezug <strong>der</strong> verschiedenen <strong>Qualität</strong>en e<strong>in</strong>er<br />

Institution <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>zigen Modell;<br />

Integration von bereits <strong>in</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätten<br />

e<strong>in</strong>gesetzten Instrumenten zur <strong>Qualität</strong>ssicherung;<br />

Sicherstellung <strong>der</strong> Vergleichbarkeit von K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätten;<br />

Berücksichtigung gesellschaftlich bed<strong>in</strong>gter<br />

Entwicklungen (z.B. kulturelle Diversität,<br />

neue Erkenntnisse zur Frage <strong>der</strong> E<strong>in</strong>gewöhnung,<br />

alternative Kita-Angebote etc.);<br />

Sicherstellung e<strong>in</strong>es realistischen Aufwandes<br />

für <strong>Qualität</strong>smanagement-Arbeiten;<br />

Beschränkung <strong>der</strong> Arbeiten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ersten<br />

Schritt auf die Altersstufe 0 bis 5 <strong>in</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätten<br />

mit <strong>der</strong> Option, das <strong>Qualität</strong>slabel<br />

anschliessend ohne grosse Zusatzarbeiten<br />

auf weitere Alters- <strong>und</strong> Adressatengruppen<br />

übertragen zu können (Tagesfamilien, Horte<br />

etc.).<br />

Das 34-seitiges Manual (plus Literatur) steht nun<br />

den Auftraggebern als zentrale <strong>in</strong>haltliche<br />

Gr<strong>und</strong>lage für ihre weitere Arbeit zur Verfügung.


Es erlaubt, erstmals <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz e<strong>in</strong>heitliche<br />

<strong>und</strong> umfassende <strong>Qualität</strong>sstandards für K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätten<br />

e<strong>in</strong>zuführen. Unser Manual macht<br />

transparent, welches die qualitativen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

an Kitas s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> kann daher sowohl als<br />

Orientierungshilfe als auch als Gr<strong>und</strong>lage für die<br />

<strong>Qualität</strong>sentwicklung dienen.<br />

Begriffliche Gr<strong>und</strong>lagen<br />

In den vorangehenden Brief<strong>in</strong>g Papers ist deutlich<br />

geworden, dass <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e zwei Begriffe vorab<br />

exakt def<strong>in</strong>iert se<strong>in</strong> müssen: <strong>Qualität</strong> <strong>und</strong> <strong>Bildung</strong>.<br />

Unser Manual setzt auf e<strong>in</strong>en <strong>Qualität</strong>sbegriff, <strong>der</strong><br />

e<strong>in</strong>e Komb<strong>in</strong>ation des beteiligtenorientierten <strong>und</strong><br />

des standardisierten Zugangs darstellt <strong>und</strong> als expertenbasierter<br />

Partizipationsansatz verstanden<br />

werden kann. Geme<strong>in</strong>t ist damit, dass das<br />

Gr<strong>und</strong>modell des <strong>Qualität</strong>slabels aus unserer Expertenperspektive<br />

vorgegeben worden ist, das<br />

<strong>Qualität</strong>slabel dann anschliessend jedoch zusammen<br />

mit e<strong>in</strong>er begleitenden Fachkommission sowie<br />

e<strong>in</strong>em gross angelegten Diskussionsprozess<br />

partizipatorisch entwickelt, überarbeitet <strong>und</strong> ausdifferenziert<br />

worden ist.<br />

Auch <strong>in</strong> Bezug auf den <strong>Bildung</strong>sbegriff verfolgt<br />

unser Manual e<strong>in</strong>e spezifische Position. Zum e<strong>in</strong>en<br />

wird <strong>frühk<strong>in</strong>dliche</strong> <strong>Bildung</strong> sowohl als mit<br />

Selbstbildungs- <strong>und</strong> ko-konstruktiven Elementen<br />

versehenes Konstrukt verstanden, so wie dies<br />

auch im Orientierungsrahmen vorgegeben ist.<br />

Zum an<strong>der</strong>en setzt es auf Befähigung, d.h. auf<br />

die aktive, eben «befähigende» Unterstützung<br />

<strong>und</strong> gezielte Anregung durch die Fachkräfte. Auf<br />

diese Weise stellt das Manual sicher, dass auch<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> den ‚qualitativen‘ Blick genommen<br />

werden, welche nicht das Glück haben, <strong>in</strong> Familien<br />

mit entwicklungsanregenden Bed<strong>in</strong>gungen<br />

h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>geboren worden zu se<strong>in</strong>.<br />

Das Arbeitsmodell als Gr<strong>und</strong>lage für das<br />

<strong>Qualität</strong>slabel<br />

Mit dem Manual steht e<strong>in</strong> Instrument zur Verfügung,<br />

mit dessen Hilfe das <strong>Qualität</strong>slabel f<strong>in</strong>alisiert<br />

werden kann. Kitas können auf diese Weise den<br />

Status <strong>der</strong> <strong>Qualität</strong> ihrer E<strong>in</strong>richtung anhand von<br />

acht vorgegebenen Entwicklungs<strong>in</strong>dikatoren ermessen<br />

<strong>und</strong> auf dieser Basis sowohl gezielt bestimmte<br />

Entwicklungsmassnahmen <strong>in</strong> die Wege<br />

leiten als auch e<strong>in</strong>e nachhaltige Verankerung des<br />

<strong>Qualität</strong>sgedankens sicherstellen.<br />

<strong>Qualität</strong> <strong>und</strong> <strong>frühk<strong>in</strong>dliche</strong> <strong>Bildung</strong><br />

Seite 29<br />

Das Label basiert auf e<strong>in</strong>em Arbeitsmodell, das<br />

<strong>in</strong> Abbildung 1 dargestellt ist. Als ganzheitliches<br />

Modell vere<strong>in</strong>t es alle Indikatoren, welche laut<br />

Forschung für die <strong>Qualität</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kita ausschlaggebend<br />

s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> bei <strong>der</strong> <strong>Qualität</strong>sentwicklung<br />

berücksichtigt werden sollten.<br />

Den <strong>in</strong>neren Kern, gewissermassen das Herzstück,<br />

bilden vier mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verwandte Entwicklungs<strong>in</strong>dikatoren,<br />

die man als Prozess- <strong>und</strong> Orientierungsqualität<br />

bezeichnen kann:<br />

Entwicklungs-, Unterstützungs- <strong>und</strong> Lernaktivitäten<br />

Beziehungen <strong>und</strong> Interaktionen<br />

Integration <strong>und</strong> Partizipation<br />

Elterne<strong>in</strong>bezug <strong>und</strong> Familienarbeit<br />

Das Modell benennt vier weitere Entwicklungs<strong>in</strong>dikatoren,<br />

die den Kita-Kontexts ausmachen <strong>und</strong><br />

als Strukturqualität bezeichnet werden können.<br />

Dazu gehören<br />

Personal <strong>und</strong> Qualifikationen<br />

Management <strong>und</strong> Adm<strong>in</strong>istration<br />

Die E<strong>in</strong>richtungskonzeption (Leitbild <strong>und</strong> Konzept<br />

sowie <strong>Qualität</strong>smanagement)<br />

Sicherheit <strong>und</strong> Ausstattung.<br />

Angenommen wird, dass e<strong>in</strong> ideales Zusammenwirken<br />

<strong>der</strong> <strong>in</strong>neren <strong>und</strong> äusseren Faktoren<br />

e<strong>in</strong>e positive k<strong>in</strong>dliche Entwicklung (als Outcome)<br />

zur Folge hat. Sie lässt sich durch Merkmale<br />

wie ges<strong>und</strong> <strong>und</strong> geschützt, sozial <strong>und</strong> emotional<br />

ausgeglichen, k<strong>in</strong><strong>der</strong>garten- (resp. schul-)fähig<br />

<strong>und</strong> sicher geb<strong>und</strong>en kennzeichnen.<br />

.


Entwicklungs<strong>in</strong>dikator<br />

5<br />

Sicherheit <strong>und</strong><br />

Ausstattung Entwicklungs<strong>in</strong>dikator<br />

1<br />

Entwicklungs-,<br />

Unterstützungs<strong>und</strong><br />

Lernaktivitäten<br />

Entwicklungs-<br />

<strong>in</strong>dikator 8<br />

Gesamtkonzeption<br />

Entwicklungs-<br />

<strong>in</strong>dikator 4<br />

Elternbeteiligung<br />

<strong>und</strong> Familien-<br />

zusammenarbeit<br />

Abbildung 2: Das Arbeitsmodell pädagogischer <strong>Qualität</strong><br />

<strong>Qualität</strong> <strong>und</strong> <strong>frühk<strong>in</strong>dliche</strong> <strong>Bildung</strong><br />

KIND<br />

Entwicklungs-<br />

<strong>in</strong>dikator 2<br />

Beziehungen<br />

<strong>und</strong><br />

Interaktionen<br />

Entwicklungs-<br />

<strong>in</strong>dikator 3<br />

Integration<br />

<strong>und</strong><br />

Partizipation<br />

Entwicklungs-<br />

<strong>in</strong>dikator 6<br />

Personal <strong>und</strong><br />

Qualifikationen<br />

Entwicklungs-<br />

<strong>in</strong>dikator 7<br />

Management <strong>und</strong><br />

Adm<strong>in</strong>istration<br />

Seite 30<br />

Positive k<strong>in</strong>dliche<br />

Entwicklung<br />

ges<strong>und</strong> <strong>und</strong> geschützt<br />

sozial <strong>und</strong> emotional<br />

ausgeglichen<br />

k<strong>in</strong><strong>der</strong>garten-<br />

(schul-)fähig<br />

sicher geb<strong>und</strong>en


<strong>Qualität</strong> <strong>und</strong> <strong>frühk<strong>in</strong>dliche</strong> <strong>Bildung</strong><br />

Seite 31<br />

Brief<strong>in</strong>g Paper 6: Woran Eltern e<strong>in</strong>e gute Kita<br />

erkennen können<br />

Die Frage, was e<strong>in</strong>e gute Kita ausmacht, lässt<br />

sich heute relativ gut beantworten. Die Brief<strong>in</strong>g<br />

Papers haben dies deutlich gemacht.<br />

Das bedeutet allerd<strong>in</strong>gs noch nicht, dass es für<br />

Eltern leicht ist, e<strong>in</strong>e gute Kita von e<strong>in</strong>er weniger<br />

guten Kita zu unterscheiden. Deshalb haben sie<br />

sich bisher auf ihr eigenes Urteil bei <strong>der</strong> Wahl<br />

verlassen müssen. Mit Sicherheit erleichtert das<br />

<strong>Qualität</strong>slabel diese Entscheidung. Wichtig ist<br />

jedoch zu beachten, dass es ke<strong>in</strong>e Kita gibt, welche<br />

alle Idealvorstellungen erfüllt. E<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d kann<br />

sich auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kita wohlfühlen, die nicht perfekt<br />

ist.<br />

Basierend auf den Indikatoren des <strong>Qualität</strong>slabels<br />

werden nachfolgend <strong>in</strong>sgesamt acht<br />

Schwerpunkte aufgelistet, die sich am <strong>in</strong> Brief<strong>in</strong>g<br />

Paper 5 präsentierten Arbeitsmodell orientieren.<br />

Sie helfen den Eltern, sich e<strong>in</strong> eigenes Urteil<br />

zu bilden. Diese Schwerpunkte s<strong>in</strong>d Antworten<br />

auf folgende Fragen:<br />

Hat die Kita e<strong>in</strong> pädagogisches Konzept?<br />

Wie ist die Ausstattung, <strong>und</strong> welchen Stellenwert<br />

gibt die Kita <strong>der</strong> Sicherheit <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Ges<strong>und</strong>heit?<br />

Wie gut ist das Personal für die Arbeit qualifiziert,<br />

<strong>und</strong> wie ist <strong>der</strong> Umgangston?<br />

Wie gut wird die Kita geführt?<br />

Wie vielfältig, herausfor<strong>der</strong>nd <strong>und</strong> entwicklungsangemessen<br />

s<strong>in</strong>d die Aktivitäten <strong>der</strong><br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kita?<br />

Wie gut bauen das Fachpersonal Beziehungen<br />

zum K<strong>in</strong>d auf <strong>und</strong> wie pflegt es diese?<br />

Wie <strong>in</strong>tensiv ist die Elternarbeit, <strong>und</strong> welche<br />

Rolle spielt die Elternme<strong>in</strong>ung?<br />

Wie gestaltet die Kita die Integration <strong>der</strong><br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>, <strong>und</strong> wie setzt sie die Partizipation,<br />

das Mitsprachrecht <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>, im Alltag<br />

um?<br />

Das Konzept <strong>der</strong> Kita<br />

Ob Montessori Pädagogik, Reggio Ansatz o<strong>der</strong><br />

welchem Ansatz sich die Kita auch immer verpflichtet<br />

fühlt: Sie sollte ihre Methoden <strong>und</strong> Ziele<br />

offenlegen <strong>und</strong> beschreiben. Deshalb dürfen Eltern<br />

auch erwarten, dass ihnen unaufgefor<strong>der</strong>t<br />

e<strong>in</strong> solches pädagogisches Konzept präsentiert<br />

wird. Oft hat e<strong>in</strong>e Kita Schwerpunkte <strong>in</strong> Bewegung,<br />

Kunst o<strong>der</strong> Musik def<strong>in</strong>iert, häufig ist es<br />

auch die «<strong>in</strong>dividuelle För<strong>der</strong>ung» o<strong>der</strong> das «soziale<br />

Lernen». Viele Kitas werben heute auch mit<br />

e<strong>in</strong>em ambitionierten Fremdsprachen- o<strong>der</strong><br />

Computerangebot. Eltern sollten sich dabei vergewissern,<br />

dass schulisches Lernen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kita<br />

ke<strong>in</strong>en Platz bekommt <strong>und</strong> dass ihr K<strong>in</strong>d nicht<br />

überfor<strong>der</strong>t wird.<br />

Allgeme<strong>in</strong> gilt es, vorsichtig zu se<strong>in</strong>. Häufig s<strong>in</strong>d<br />

die Formulierungen so gewählt, dass nur Positives<br />

zu erfahren ist. Was genau das Wesen <strong>der</strong><br />

Kita ausmacht, erfährt man deshalb weniger<br />

über e<strong>in</strong> pädagogisches Konzept, son<strong>der</strong>n im direkten<br />

Umgang mit den Menschen, welche dort<br />

arbeiten. Deshalb s<strong>in</strong>d Schnuppertage, Tage <strong>der</strong><br />

offenen Tür sowie das direkte Gespräch mit <strong>der</strong><br />

Leitung <strong>und</strong> dem Fachpersonal viel wirkungsvoller.<br />

Eltern, die nachfragen, was genau die Kita<br />

mit «<strong>in</strong>dividueller För<strong>der</strong>ung», mit dem<br />

«spielenden Fremdsprachenlernen» o<strong>der</strong> mit<br />

«sozialem Lernen» me<strong>in</strong>t, erfahren so, ob es sich<br />

lediglich um Worthülsen handelt o<strong>der</strong> um Leitideen,<br />

die auch tatsächlich umgesetzt werden.<br />

Ausstattung, Sicherheit <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit<br />

Schon e<strong>in</strong> erster Blick zeigt viel: <strong>in</strong>wiefern die<br />

Kita e<strong>in</strong>e heimelige Atmosphäre ausstrahlt, die<br />

Räume hell, gut gelüftet, die Wände <strong>und</strong> Bänke<br />

sowie das gesamte Mobiliar nicht verschmiert<br />

o<strong>der</strong> schmutzig s<strong>in</strong>d. Ferner sollte genug Platz<br />

zum Spielen <strong>und</strong> Austoben (gerade auch, wenn<br />

es draussen regnet) da se<strong>in</strong>, aber auch zum Entspannen,<br />

Kuscheln <strong>und</strong> sich Zurückzuziehen. Badezimmer<br />

<strong>und</strong> Toiletten sollten sauber <strong>und</strong> für<br />

alle K<strong>in</strong><strong>der</strong> je<strong>der</strong>zeit zugänglich se<strong>in</strong>. Regelmässiges<br />

Zähneputzen gehört zum normalen Tagesablauf.<br />

Wichtig ist, dass auch e<strong>in</strong> Aussenbereich <strong>in</strong> Form<br />

e<strong>in</strong>es Gartens resp. e<strong>in</strong>es Hofes zur Verfügung<br />

steht. Dieser sollte so gross se<strong>in</strong>, dass sich zum<strong>in</strong>dest<br />

Möglichkeiten zum Rennen, Klettern,<br />

Schaukeln ergeben <strong>und</strong> Sand- sowie Wasserspiele<br />

möglich s<strong>in</strong>d. Optimal wäre, wenn die


K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> die Gestaltung des Gartens mite<strong>in</strong>bezogen<br />

werden können.<br />

Auch im H<strong>in</strong>blick auf die Ges<strong>und</strong>heit, z.B. die<br />

Mahlzeiten, lässt sich E<strong>in</strong>iges erfahren, vor allem<br />

auch zur <strong>Qualität</strong> <strong>der</strong> Mahlzeiten <strong>und</strong> <strong>in</strong>wiefern<br />

die Kita auch bereit ist, auf kulturell unterschiedliche<br />

Gewohnheiten <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> Rücksicht<br />

zu nehmen. Allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d die Unterschiede<br />

zwischen Kitas <strong>in</strong> dieser H<strong>in</strong>sicht sehr gross. Zum<strong>in</strong>dest<br />

sollte das Mittagessen immer frisch gekocht<br />

se<strong>in</strong>, <strong>und</strong> Obst <strong>und</strong> Tee je<strong>der</strong>zeit zur Verfügung<br />

stehen. Es sollte selbstverständlich se<strong>in</strong>,<br />

dass das Essen geme<strong>in</strong>sam e<strong>in</strong>genommen wird<br />

<strong>und</strong> die K<strong>in</strong><strong>der</strong> beim Tischdecken <strong>und</strong> Abräumen<br />

helfen.<br />

E<strong>in</strong>e gute Kita hat auch Sicherheitspläne (Brand,<br />

Attentat, Unfall, Übergriff). Das Personal sollte<br />

über das geplante Verhalten <strong>in</strong> solchen Fällen<br />

<strong>in</strong>formiert se<strong>in</strong>. Zudem gilt e<strong>in</strong> Erste-Hilfe-<br />

System als M<strong>in</strong>imalstandard.<br />

Personal<br />

Das Konzept kann zwar hervorragend tönen <strong>und</strong><br />

allen pädagogischen Ansprüchen gerecht werden.<br />

Wenn jedoch das Personal nicht angemessen<br />

ausgebildet <strong>und</strong> qualifiziert ist, br<strong>in</strong>gt dies<br />

wenig. Am besten br<strong>in</strong>gen Eltern deshalb <strong>in</strong> Erfahrung,<br />

welche Ausbildung das Personal aufweist,<br />

welche Fortbildungen es besucht hat <strong>und</strong><br />

auch, wie gross se<strong>in</strong>e Berufserfahrung ist.<br />

Von Bedeutung ist ferner die Grösse <strong>der</strong> Gruppe,<br />

welche die Fachkraft zu betreuen hat. Je<br />

kle<strong>in</strong>er die Gruppe, desto besser ist e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>dividuelle<br />

Betreuung möglich. Hierzu existiert e<strong>in</strong><br />

vorgeschriebener Personalschlüssel von KiTaS.<br />

Obwohl das Klima <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kita etwas ist, das<br />

zwischen dem Personal <strong>und</strong> den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n ‚stattf<strong>in</strong>det’,<br />

erkennt man se<strong>in</strong>e <strong>Qualität</strong> sehr schnell<br />

an e<strong>in</strong>em beson<strong>der</strong>en Merkmal: am Umgangston,<br />

<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kita herrscht. Die Leitung <strong>und</strong> das<br />

Personal prägen mit ihrem Verhalten die Art<br />

<strong>und</strong> Weise, wie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kita generell mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

umgegangen wird <strong>und</strong> übernehmen damit –<br />

bewusst o<strong>der</strong> auch unbewusst – e<strong>in</strong>e wichtige<br />

Rolle des Lernens am Modell.<br />

Führung <strong>und</strong> Adm<strong>in</strong>istration<br />

Die Leitung ist das Aushängeschild <strong>der</strong> Kita. In<br />

e<strong>in</strong>er guten Kita zeigt sich die Leitung offen <strong>und</strong><br />

<strong>Qualität</strong> <strong>und</strong> <strong>frühk<strong>in</strong>dliche</strong> <strong>Bildung</strong><br />

Seite 32<br />

hilfsbereit. Tür- <strong>und</strong> Angel-Gespräche s<strong>in</strong>d je<strong>der</strong>zeit<br />

möglich, <strong>und</strong> Eltern bekommen ohne<br />

Schwierigkeiten e<strong>in</strong>en Term<strong>in</strong> bei <strong>der</strong> Leitung,<br />

wenn sie sich über Angebot <strong>und</strong> Profil <strong>der</strong> Kita<br />

<strong>in</strong>formieren möchten.<br />

Mo<strong>der</strong>ne Kitas verschliessen sich den neuen<br />

Medien nicht. Deshalb sollten sie e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>formativen<br />

Internet-Auftritt haben, vielleicht sogar<br />

mit e<strong>in</strong>er Kita-DVD. Grössere Kitas verfügen oft<br />

über e<strong>in</strong>en Jahresbericht. Drucksachen sollten <strong>in</strong><br />

jedem Fall mo<strong>der</strong>n, verständlich, übersichtlich<br />

dargestellt se<strong>in</strong>.<br />

Aktivitäten <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

Herzstück je<strong>der</strong> guten Kita s<strong>in</strong>d die Aktivitäten<br />

<strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong> nicht das Zuhören, Stillsitzen o<strong>der</strong><br />

die Pflege. Aktivitäten sollten <strong>in</strong> etwa <strong>in</strong><br />

gleichen Anteilen die sprachliche, musischkünstlerische,mathematisch-naturwissenschaftliche<br />

<strong>und</strong> bewegungsorientierte För<strong>der</strong>ung<br />

betreffen. Ersichtlich wird e<strong>in</strong> <strong>der</strong>art ausgeglichene<br />

Fokus daran, <strong>in</strong>wiefern genügend<br />

Bücher <strong>und</strong> Materialien allgeme<strong>in</strong> (Perlen, Stoffe,<br />

zum Verkleiden) sowie spezifische Materialien<br />

zum Experimentieren, zur Bewegung, zum<br />

Malen, Basteln <strong>und</strong> zum Musizieren vorhanden<br />

s<strong>in</strong>d. Auf <strong>der</strong> Tagesordnung sollten jedoch auch<br />

die Nutzung von Computern <strong>und</strong> an<strong>der</strong>en Medien<br />

sowie die Aktivitäten <strong>in</strong> <strong>der</strong> freien Natur stehen<br />

(Garten, Wald, Bach etc.). Inwiefern auf die<br />

Sprachfähigkeiten Wert gelegt wird, zeigt sich<br />

daran, wie Literalität generell gepflegt wird: s<strong>in</strong>d<br />

es morgendliche Gesprächskreise, ist es das Vorlesen,<br />

Erzählen, s<strong>in</strong>d es S<strong>in</strong>gspiele o<strong>der</strong> Theater<br />

etc.? Die Bedeutung <strong>der</strong> freien Bewegung wird<br />

anhand <strong>der</strong> Ausstattung <strong>und</strong> <strong>der</strong> Nutzung von<br />

Klettergerüsten, Spr<strong>in</strong>gseilen <strong>und</strong> An<strong>der</strong>em ersichtlich.<br />

Kitas, welche sich aktiv um e<strong>in</strong>e Öffnung nach<br />

aussen bemühen, zeigen den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n beispielsweise,<br />

was <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de los ist. Man besucht<br />

vielleicht zusammen Museen, den Wochenmarkt,<br />

die Polizei, e<strong>in</strong>e Arztpraxis, die Post o<strong>der</strong><br />

die Feuerwehr.<br />

Betreuung <strong>und</strong> Beziehung<br />

Das Wichtigste ist die Beziehung zwischen <strong>der</strong><br />

Fachkraft <strong>und</strong> dem K<strong>in</strong>d. Wie gut diese ist respektive<br />

wie ernst sie genommen wird, zeigt sich<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich daran, ob Kitas den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n e<strong>in</strong>e


feste Bezugsperson ermöglichen, die Fachkräfte<br />

empathisch s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> sie auch die E<strong>in</strong>gewöhnung<br />

des K<strong>in</strong>des als <strong>Qualität</strong>sstandard <strong>der</strong> Kita begreifen.<br />

Ihr Ziel sollte es se<strong>in</strong>, dass das K<strong>in</strong>d die zunächst<br />

fremde Umgebung <strong>der</strong> Krippe kennen<br />

lernen <strong>und</strong> zu se<strong>in</strong>er Bezugsperson Vertrauen<br />

fassen kann. Wie gut die E<strong>in</strong>gewöhnung ist, wird<br />

daran ersichtlich, <strong>in</strong>wiefern e<strong>in</strong> ‚e<strong>in</strong>gewöhntes‘<br />

K<strong>in</strong>d aktiv bei se<strong>in</strong>er Bezugsperson Trost sucht<br />

<strong>und</strong> auch f<strong>in</strong>det. Bei älteren K<strong>in</strong><strong>der</strong>n zeigt sich<br />

die Beziehungsorientierung daran, ob am Morgen<br />

jedes K<strong>in</strong>d <strong>in</strong>dividuell mit Namen (<strong>und</strong> allenfalls<br />

<strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Muttersprache) begrüsst <strong>und</strong> beim<br />

Nachhausegehen auch wie<strong>der</strong> verabschiedet<br />

wird.<br />

Elternarbeit<br />

Gute Kitas pflegen <strong>in</strong>tensive Elternkontakte. Ersichtlich<br />

wird dies daran, dass sie das Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

mit <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e rege Beteiligung <strong>der</strong> Eltern aktiv<br />

suchen. Selbstverständlich gibt es Unterschiede<br />

je nach Intensität, mit <strong>der</strong> e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e<br />

Kita besucht. Gefässe <strong>der</strong> Elternarbeit sollten<br />

Kitafeste, Elternbeiräte, Elternabende, Elterntage,<br />

Elternsprechst<strong>und</strong>en etc. se<strong>in</strong>, um auf diese<br />

Weise Kommunikation <strong>und</strong> Kooperation von<br />

Kitapersonal <strong>und</strong> Eltern – unter E<strong>in</strong>bezug <strong>der</strong><br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> – zu för<strong>der</strong>n. Inwiefern solche Kooperationen<br />

wirklich ernst geme<strong>in</strong>t s<strong>in</strong>d, lässt sich anhand<br />

folgen<strong>der</strong> Fragen überprüfen:<br />

S<strong>in</strong>d die Elternabende/Elterntreffs etc. <strong>in</strong>teressant<br />

gestaltet? Interessieren sich Leitung<br />

<strong>und</strong> Personal für die Me<strong>in</strong>ung <strong>der</strong> Eltern o<strong>der</strong><br />

wollen sie lediglich ‚<strong>in</strong>formieren’?<br />

Nehmen sich Leitung <strong>und</strong> Fachpersonal ausreichend<br />

Zeit für Gespräche?<br />

Erhalten die Eltern <strong>in</strong>dividuelle Rückmeldungen<br />

zur physischen, sozialen, emotionalen<br />

<strong>und</strong> <strong>in</strong>tellektuellen Entwicklung ihres<br />

K<strong>in</strong>des?<br />

Interessiert sich die Kita für se<strong>in</strong>e <strong>in</strong>dividuellen<br />

Interessen, also über se<strong>in</strong>en Tagesablauf<br />

zu Hause?<br />

Werden die Eltern regelmässig zu ihrem Urteil<br />

über die Kita <strong>und</strong> ihren Bedürfnissen <strong>in</strong><br />

Bezug auf die Betreuung <strong>und</strong> För<strong>der</strong>ung ihres<br />

K<strong>in</strong>des befragt?<br />

<strong>Qualität</strong> <strong>und</strong> <strong>frühk<strong>in</strong>dliche</strong> <strong>Bildung</strong><br />

Seite 33<br />

Werden Ergebnisse solcher Befragungen<br />

den Eltern zurückgemeldet? Zieht die Kita<br />

aus solchen Befragungen Konsequenzen?<br />

Integration <strong>und</strong> Partizipation<br />

E<strong>in</strong>e Kita, welche die Rechte des K<strong>in</strong>des ernst<br />

nimmt, setzt auf Integration <strong>und</strong> Partizipation.<br />

Dies wird daran ersichtlich, wie e<strong>in</strong>e Kita mit Differenzen<br />

umgeht <strong>und</strong> sie als Bereicherung betrachtet.<br />

Dazu gehören die Dimensionen kulturelle<br />

Herkunft, Geschlecht, Stärken <strong>und</strong> Schwächen<br />

von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n sowie K<strong>in</strong><strong>der</strong> mit beson<strong>der</strong>en<br />

Bedürfnissen. Ersichtlich wird dieser Fokus für<br />

Eltern daran, <strong>in</strong>wiefern den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n e<strong>in</strong> Mitsprachrecht<br />

bei bestimmten Tagesabläufen o<strong>der</strong><br />

Handlungen e<strong>in</strong>geräumt wird, so etwa bei <strong>der</strong><br />

Dekoration e<strong>in</strong>es Raumes, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gestaltung des<br />

Speiseplanes, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mitgestaltung <strong>der</strong> Zubereitung<br />

<strong>der</strong> Speisen, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Festlegung <strong>der</strong> Pflichten<br />

<strong>und</strong> Ämtli etc.<br />

Integration <strong>und</strong> Partizipation setzen darauf, dass<br />

sich alle K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kita wohlfühlen <strong>und</strong> sie<br />

sich schnell e<strong>in</strong>gewöhnen. Eltern erkennen dieses<br />

Ziel nicht nur daran, ob es systematische<br />

E<strong>in</strong>gewöhnungskonzepte für alle Altersstufen<br />

gibt, son<strong>der</strong>n auch, wie <strong>der</strong> Tagesablauf strukturiert<br />

<strong>und</strong> auch an die <strong>in</strong>dividuellen k<strong>in</strong>dlichen<br />

Bedürfnisse angepasst wird. So sollte ca. e<strong>in</strong><br />

Drittel des Tages dem Freispiel gewidmet se<strong>in</strong>,<br />

<strong>in</strong> welchem die K<strong>in</strong><strong>der</strong> selbst entscheiden dürfen,<br />

was sie machen wollen. Genauso sollte ersichtlich<br />

werden, dass es klare Verhaltensregeln<br />

gilt, welche von Personal vorgelebt, mit den<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>n besprochen werden <strong>und</strong> <strong>der</strong>en E<strong>in</strong>haltung<br />

auch überwacht werden.<br />

Integration zeigt sich auch an festen Ritualen,<br />

wie etwa an Gesprächskreisen («Stuhlkreis»),<br />

wo jedes K<strong>in</strong>d mitredet <strong>und</strong> alles zur Sprache<br />

kommen darf.<br />

Weiterführende Literatur<br />

Textor, M. R. & Blank, B. (2004). Elternmitarbeit:<br />

Auf dem Weg zur Erziehungspartnerschaft.<br />

München: Bayerisches Staatsm<strong>in</strong>isterium für Arbeit<br />

<strong>und</strong> Sozialordnung, Familie <strong>und</strong> Frauen (2.<br />

überarbeitete <strong>und</strong> aktualisierte Auflage). Download<br />

am 18.07.2012 von http://www.ifp.bayern.<br />

de/imperia/md/content/stmas/ifp/elternmitarb<br />

eit.pdf


Checkliste für Eltern<br />

Vor dem Kita-Besuch<br />

<strong>Qualität</strong> <strong>und</strong> <strong>frühk<strong>in</strong>dliche</strong> <strong>Bildung</strong><br />

Seite 34<br />

Telefonische Nachfragen Ja Ne<strong>in</strong> k.A. ?<br />

1 Ist die Kita Ihren <strong>in</strong>dividuellen Wünschen <strong>und</strong> Bedürfnissen gegenüber offen?<br />

2 Können Sie die Betreuungstage längerfristig än<strong>der</strong>n, wenn dies Ihre berufliche<br />

Situation erfor<strong>der</strong>t?<br />

3 Gibt es e<strong>in</strong>deutige Öffnungszeiten <strong>und</strong> exakte Angaben, wann die Kita geschlossen<br />

ist?<br />

4 Gibt es geregelte Abläufe <strong>und</strong> Bed<strong>in</strong>gungen, wenn Sie sich verspäten?<br />

5 Kann die Kita Ihren religiösen <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> kulturellen Wünschen/Bed<strong>in</strong>gungen<br />

nachkommen?<br />

6 Hat die Kita e<strong>in</strong> systematisches <strong>und</strong> differenziertes E<strong>in</strong>gewöhnungsprogramm?<br />

Während des Kita-Besuchs<br />

Allgeme<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>drücke Ja Ne<strong>in</strong> k.A. ?<br />

7 Ist die Atmosphäre entspannt, <strong>und</strong> wirken die K<strong>in</strong><strong>der</strong> glücklich <strong>und</strong> zufrieden?<br />

8 Fühlen Sie sich (ev. mit Ihrem K<strong>in</strong>d) willkommen?<br />

9 Wirkt das Personal an Ihnen <strong>und</strong> Ihrem K<strong>in</strong>d <strong>in</strong>teressiert, <strong>und</strong> unternimmt es<br />

selbst die Initiative, mit Ihrem K<strong>in</strong>d Kontakt zu schliessen?<br />

10 Ist <strong>der</strong> Empfangsbereich sauber, ordentlich <strong>und</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ausstrahlung angenehm?<br />

11 Wirken die Räume hell, sauber <strong>und</strong> gut gelüftet?<br />

12 Wird Ihnen e<strong>in</strong>e Führung durch die Kita <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Kennenlernen aller Mitarbeitenden<br />

angeboten?<br />

Sicherheit Ja Ne<strong>in</strong> k.A. ?<br />

13 Wirkt die Kita sicher <strong>und</strong> k<strong>in</strong>dgerecht?<br />

14 Wurden Sie beim E<strong>in</strong>treten von e<strong>in</strong>er Person des Teams begrüsst <strong>und</strong> here<strong>in</strong>gebeten?<br />

15 Konnten Sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kita Räume o<strong>der</strong> Teile davon identifizieren, die e<strong>in</strong>geschränkten<br />

Zutritt für K<strong>in</strong><strong>der</strong> aus Sicherheitsgründen haben?<br />

16 Verfügt die Kita über Prozeduren, um jegliche Art von Unfällen zu dokumentieren?<br />

17 Wird deutlich, wie Sie <strong>in</strong>formiert werden <strong>und</strong> was man von Ihnen verlangt, wenn<br />

Ihr K<strong>in</strong>d krank ist o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Unfall hat?<br />

18 Wird deutlich, was man von Ihnen im Krankheitsfall erwartet o<strong>der</strong> wenn Ihr K<strong>in</strong>d<br />

e<strong>in</strong>en Unfall hat?<br />

19 Gibt es Personal, das <strong>in</strong> Erster Hilfe ausgebildet ist? Ist dieses immer anwesend?<br />

20 Gibt es Schlafräume <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d diese sauber?<br />

21 S<strong>in</strong>d die Toiletten sauber? Gibt es e<strong>in</strong>e Zahnputz- <strong>und</strong> Handwaschphilosophie?


<strong>Qualität</strong> <strong>und</strong> <strong>frühk<strong>in</strong>dliche</strong> <strong>Bildung</strong><br />

Seite 35<br />

Kommunikation Ja Ne<strong>in</strong> k.A. ?<br />

22 Bekommen Sie e<strong>in</strong>e Unterlage zur Philosophie <strong>der</strong> Kita? Stimmen Sie mit dieser<br />

übere<strong>in</strong>?<br />

23 Ist Ihnen klar, welche Verantwortlichkeiten <strong>und</strong> Verpflichtungen Sie übernehmen<br />

sollten?<br />

24 Ist Ihnen klar, welche Verantwortlichkeiten die Kita selbst übernimmt?<br />

25 Erhalten Sie Rückmeldung dazu, wie Ihr K<strong>in</strong>d den Kita-Tag verbracht hat? (zu se<strong>in</strong>en<br />

Aktivitäten, Ess-, Spielgewohnheiten o<strong>der</strong> Vorlieben resp. Abneigungen gegenüber<br />

an<strong>der</strong>en?)<br />

26 Gibt es regelmässige schriftliche Information darüber, was <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kita läuft <strong>und</strong><br />

welche Pläne sie hat?<br />

27 Wird deutlich, wie Sie die Kita kontaktieren sollten, wenn Sie mit <strong>der</strong> Leitung<br />

o<strong>der</strong> dem Personal etwas diskutieren wollen? Telefonieren, vorbeikommen o<strong>der</strong><br />

mailen?<br />

Leitung <strong>und</strong> Personal Ja Ne<strong>in</strong> k.A. ?<br />

28 Können Sie die Leitung <strong>der</strong> Kita treffen?<br />

29 Hat diese Leitung auch die Supervision des Personals <strong>in</strong>ne?<br />

30 Ist <strong>der</strong> Betreuungsschlüssel günstig? (Wie viele K<strong>in</strong><strong>der</strong> auf e<strong>in</strong>e Fachperson?)<br />

31 Ist das Personal für se<strong>in</strong>e Aufgabe qualifiziert?<br />

32 Wechselt das Personal häufig?<br />

33 Gibt es e<strong>in</strong>e Balance zwischen älteren <strong>und</strong> jüngeren Fachkräften?<br />

34 Werden auch Männer angestellt sowie Personal mit e<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>en kulturellen<br />

H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>?<br />

H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>?<br />

35 Gibt es Gr<strong>und</strong>lagen, wie die Kita bei Konflikten mit Eltern o<strong>der</strong> bei solchen zwischen<br />

Teammitglie<strong>der</strong>n vorgeht?<br />

36 Übernehmen die Erzieher<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>e aktive Rolle im Beziehungsaufbau zu Ihrem<br />

K<strong>in</strong>d?<br />

37 Werden K<strong>in</strong><strong>der</strong> immer beaufsichtigt?<br />

38 Haben die ErzieherInnen e<strong>in</strong>e Strategie, wie sie mit Verhaltensproblemen umgehen?<br />

Nahrung <strong>und</strong> Essenszeiten Ja Ne<strong>in</strong> k.A. ?<br />

39 Gibt es fixe Essenszeiten? O<strong>der</strong> können die K<strong>in</strong><strong>der</strong> auch zu an<strong>der</strong>en Zeiten essen,<br />

wenn sie hungrig s<strong>in</strong>d?<br />

40 Dürfen K<strong>in</strong><strong>der</strong> auch selbst mitgebrachtes Essen verspeisen?<br />

41 Hat das Personal e<strong>in</strong>e Strategie, wenn e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d nicht zur gewünschten Zeit essen<br />

will?<br />

42 Steht Wasser o<strong>der</strong> Tee den ganzen Tag zur Verfügung?<br />

43 Berücksichtigt das Personal Nahrungsmittelallergien o<strong>der</strong> kulturelle Beson<strong>der</strong>heiten?<br />

44 Werden die Mahlzeiten frisch zubereitet?<br />

45 Hat die Kita e<strong>in</strong>e Ernährungspolitik, <strong>und</strong> stimmen Sie mit dieser übere<strong>in</strong>?


<strong>Qualität</strong> <strong>und</strong> <strong>frühk<strong>in</strong>dliche</strong> <strong>Bildung</strong><br />

Seite 36<br />

Tagesablauf Ja Ne<strong>in</strong> k.A. ?<br />

46 Hat die Kita e<strong>in</strong>en Tagesablauf, den Sie e<strong>in</strong>sehen können?<br />

47 Berücksichtigt die Kita <strong>in</strong>dividuelle Bedürfnisse Ihres K<strong>in</strong>des?<br />

48 Hat die Kita e<strong>in</strong> Proze<strong>der</strong>e, wenn die K<strong>in</strong><strong>der</strong> schlafen gehen sollten?<br />

Ausstattung Ja Ne<strong>in</strong> k.A. ?<br />

49 Gibt es genug Platz zum Spielen <strong>und</strong> zum Austoben?<br />

50 Ist <strong>der</strong> Aussenbereich gross <strong>und</strong> auch schattig genug, damit sich K<strong>in</strong><strong>der</strong> austoben<br />

können? Ist er für alle Altersabschnitte geeignet?<br />

51 Verfügt die Kita über genug Rückzugsmöglichkeiten <strong>und</strong> Spielecken, auch für<br />

ruhiges Spiel?<br />

52 S<strong>in</strong>d die Schlafgelegenheiten von den an<strong>der</strong>en Bereichen separiert?<br />

53 Haben die K<strong>in</strong><strong>der</strong> unterschiedlicher Altersgruppen separate Spiel- <strong>und</strong> Interaktionsbereiche?<br />

54 Gibt es e<strong>in</strong>e breite Auswahl an (sauberen) Spielzeugen <strong>und</strong> Büchern für alle Altersgruppen?<br />

Geplante Aktivitäten <strong>und</strong> Programme ja ne<strong>in</strong> k.A. ?<br />

55 Bietet die Kita e<strong>in</strong>e grosse Bandbreite an angeleiteten Tagesprogrammen an, an<br />

welchen Ihr K<strong>in</strong>d teilnehmen kann?<br />

56 S<strong>in</strong>d die Programme k<strong>in</strong>dgerecht?<br />

57 S<strong>in</strong>d die Programme eher schulvorbereitend?<br />

58<br />

S<strong>in</strong>d die Anteile des täglichen Freispiels <strong>und</strong> <strong>der</strong> angeleiteten Aktivitäten <strong>in</strong> etwa<br />

ausgewogen?<br />

59 Berücksichtigen die Programme die kulturelle <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> religiöse Unterschiedlichkeit<br />

<strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>?<br />

60 Unterstützt <strong>und</strong> ermutigt das Personal die K<strong>in</strong><strong>der</strong> zu Aktivitäten, welche sie zu<br />

Hause möglicherweise kaum ausführen, wie etwa Malen, Wasserspiele, Sandkastenspiele<br />

etc.?

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!