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Sergio Bassi vom Hotel Eden Roc in Ascona Der Wassersommelier

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Maître <strong>Sergio</strong> <strong>Bassi</strong>. «Wasser ist nicht gleich Wasser.<br />

Jedes M<strong>in</strong>eralwasser schmeckt anders. Und nicht<br />

jedes Wasser passt zu jedem Essen.»<br />

<strong>Sergio</strong> <strong>Bassi</strong> <strong>vom</strong> <strong>Hotel</strong> <strong>Eden</strong> <strong>Roc</strong> <strong>in</strong> <strong>Ascona</strong><br />

<strong>Der</strong> <strong>Wassersommelier</strong><br />

M<strong>in</strong>eralwasser ist trendy. <strong>Hotel</strong>s, die etwas auf sich halten, bieten<br />

deshalb e<strong>in</strong> spezielles Wasserangebot und beschäftigen e<strong>in</strong>en<br />

<strong>Wassersommelier</strong>. Wer ist Pionier dieser neuen Lifestyleszene?<br />

Und wer führt <strong>in</strong> der Schweizer Luxushotellerie die grösste Wasserkarte?<br />

H<br />

2 O. Die banale Formel entzückt<br />

die Gourmetwelt. Wasser<br />

ist der ganz besondere,<br />

zum Trend mutierte Stoff, aus dem<br />

Geschichten für die Lifestyle-Branche<br />

geschrieben werden. So auch im Tess<strong>in</strong>.<br />

2007 entscheidet sichdas noble,zur<br />

bekannten Tschuggen-Gruppe gehörende<br />

Fünftsternehaus <strong>Eden</strong> <strong>Roc</strong> <strong>in</strong><br />

<strong>Ascona</strong> für e<strong>in</strong>e opulente Wasserkarte.<br />

Das nötige Know-how br<strong>in</strong>gt Sommelier<br />

<strong>Sergio</strong> <strong>Bassi</strong> mit. Er besuchte <strong>in</strong><br />

Italien e<strong>in</strong>en mehrtägigen Kurs bei Giuseppe<br />

Vaccar<strong>in</strong>i. <strong>Der</strong> Präsident des<br />

<strong>in</strong>ternationalen Sommelier-Verbandes<br />

ist Créateur e<strong>in</strong>es Wasserkodexes für<br />

Sommeliers. 2008 wird Vaccar<strong>in</strong>i <strong>vom</strong><br />

«<strong>Eden</strong> <strong>Roc</strong>» nach <strong>Ascona</strong> e<strong>in</strong>geladen,<br />

um alle Restaurationsmitarbeiter zu<br />

schulen. Heute nun empfehlen sich<br />

MaîtreSommelier <strong>Sergio</strong> <strong>Bassi</strong> und se<strong>in</strong>e<br />

Mitarbeiter als ausgewiesene Kenner<br />

diverser,zuSpeisenund We<strong>in</strong>enhöchst<br />

delikater M<strong>in</strong>eralwässer.<br />

E<strong>in</strong> <strong>Wassersommelier</strong> ist <strong>in</strong> der Tophotellerie<br />

der letzte Schrei. Und <strong>Sergio</strong><br />

<strong>Bassi</strong> nicht der Erste, der e<strong>in</strong>e eigene<br />

Wasserkarte pflegt. Pionier <strong>in</strong> der seit<br />

Jahren wachsenden Szene ist der Berl<strong>in</strong>er<br />

Arno Steguweit.<br />

<strong>Der</strong> Sommelier beg<strong>in</strong>nt 2003, im berühmten<br />

<strong>Hotel</strong> Adlon se<strong>in</strong>en Gästen<br />

nicht nur We<strong>in</strong>, sondernauch das passende<br />

Wasser schmackhaft zu machen.<br />

2004 kürt ihn die deutsche Presse zum<br />

«e<strong>in</strong>zigen <strong>Wassersommelier</strong> Europas».<br />

Zwei Jahrespäter veröffentlicht der junge<br />

Berl<strong>in</strong>er den ersten M<strong>in</strong>eralwasser-<br />

Guide (siehe Box Seite 21).<br />

Mittlerweile zelebriert Steguweit se<strong>in</strong>e<br />

«Geschmackskunst der Wässerchen»<br />

im «Fischers Fritz» im Berl<strong>in</strong>er Fünfsternehotel<br />

The Regent am Gendarmenmarkt.<br />

Rund zwölf Positionen zählt<br />

se<strong>in</strong>e Wasserkarte. Die Preise pro Flasche<br />

bewegen sich zwischen 9.50 und<br />

20 Euro. Exquisit, zudem Steguweits<br />

Liebl<strong>in</strong>gswasser, ist das französische<br />

«Chateldon 1650», das schon am<br />

Königshof von Ludwig XIV.gereicht worden<br />

ist. Teuer und ausgefallen ist auch<br />

die Wasserauswahl gleich nebenan im<br />

E<strong>in</strong>Sommelier achtet darauf,<br />

<strong>Hotel</strong> Palace. Mâitre Sommelier Jerk<br />

Riese schwört auf das wohl exotischste<br />

Wasser der Welt. «Cloud Juice»<br />

stammt von der Südspitze der kle<strong>in</strong>en,<br />

zwischen Australien und Tasmanien gelegenen<br />

Insel K<strong>in</strong>g Island. Das Besondere:<br />

Cloud Juice besteht aus 100 Prozent<br />

Regenwasser.Genau genommen<br />

aus 9750 Tropfen pro 0,75-l-Flasche,<br />

so die Angabe des Abfüllers. «Die Luft<br />

um K<strong>in</strong>g Island ist so sauber,dass sie als<br />

Massstab für Luftre<strong>in</strong>heit genommen<br />

wird. Das ist auch der Grund für die<br />

aussergewöhnliche Re<strong>in</strong>heit des Wassers,<br />

übrigens um e<strong>in</strong> Vielfaches re<strong>in</strong>er<br />

als es die Tr<strong>in</strong>kwasserverordnung der<br />

World Health Organization vorschreibt»,<br />

● dass die M<strong>in</strong>eralwasserflasche verschlossen zu Tisch gebracht wird.<br />

Dies garantiert Re<strong>in</strong>heit, Qualität und Herkunft.<br />

● ob der Gast das Wasser mit oder ohne Kohlensäure bevorzugt.<br />

● dass dem Gast die Qual der Glaswahl abgenommen wird, <strong>in</strong>dem ihm das<br />

richtige Glas e<strong>in</strong>geschenkt wird.<br />

● dass das Wasser frisch ist, abgestandenes Wasser schmeckt fad.<br />

● dass das Wasser so früh wie möglich serviert wird.<br />

● dass das Wasser mit e<strong>in</strong>er Temperatur von 8°Cbis 10 °C e<strong>in</strong>geschenkt wird,<br />

denn die Servicetemperatur bee<strong>in</strong>flusst den Geschmack des Wassers.<br />

● dass das Wasser auch etwas wärmer serviert werden kann, sofernesder<br />

Gast wünscht.<br />

DasWasserglas<br />

● Wiebeim We<strong>in</strong> bee<strong>in</strong>flusst auch beim Wasser die Form des Glases den<br />

Geschmack.<br />

● Fe<strong>in</strong>es Kristall steigert den Genuss.<br />

● Gläser mit leicht offenem Rand führen das Wasser im Mund zu jenem Punkt<br />

der Zunge, an dem die Weichheit des Wassers spürbar wird.<br />

● Zu grosse Gläser verflüchtigen die Kohlensäuredes Wassers.<br />

● Liebt e<strong>in</strong> Gast kohlensäurehaltiges Wasser,sos<strong>in</strong>d engereGläser empfehlenswert.<br />

● Die Zitronenscheibe ist, wenn nicht <strong>vom</strong> Gast gewünscht, tunlichst zu vermeiden.<br />

Quelle: Sommeliervere<strong>in</strong>igung Südtirol<br />

Food &Beverage 1/2009 19


erklärt <strong>Wassersommelier</strong> Jerk Riese.<br />

Das Wasser habe zudem bei Zimmertemperatur<br />

e<strong>in</strong>e leicht samtige Textur<br />

am Gaumen und gekühlt e<strong>in</strong>e leichte<br />

SüsseimGeschmack.Darum sei es e<strong>in</strong><br />

schöner Begleiter zu Süssspeisen.<br />

Mit 37 Wässernaus 17 Ländernzählt<br />

Rieses Karte zu den bestbestückten <strong>in</strong><br />

ganz Deutschland. Die grösste und gegenwärtig<br />

e<strong>in</strong>zigartigste Wasserauswahl<br />

<strong>in</strong> Schweizer Gourmetstuben bietet <strong>in</strong>des<br />

der e<strong>in</strong>gangs erwähnte <strong>Sergio</strong><br />

<strong>Bassi</strong>. <strong>Der</strong> 2008 von GaultMillau zum<br />

«Sommelier des Jahres» gekrönte Maître<br />

führt 35 M<strong>in</strong>eralwässer auf der Kar-<br />

Die drei luxuriösesten Wässer mit passenden Gläsern im <strong>Hotel</strong> <strong>Eden</strong> <strong>Roc</strong> <strong>in</strong> <strong>Ascona</strong>.<br />

«Voss sparkl<strong>in</strong>g», Designerwasser aus Norwegen (50 cl, 10 Franken),<br />

«Lauquen still» aus Argent<strong>in</strong>ien (25 cl, 19 Franken) und «F<strong>in</strong>é still»<br />

aus Japan (30 cl, 19 Franken).<br />

te der Restaurants im <strong>Hotel</strong> <strong>Eden</strong> <strong>Roc</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>Ascona</strong>. «Wenn es nach mir g<strong>in</strong>ge,<br />

hättenwir noch mehrzur Auswahl. Aber<br />

aus Kapazitätsgründen und wegen der<br />

Haltbarkeit der Wässerverzichtenwir auf<br />

e<strong>in</strong> noch grösseres Sortiment», so <strong>Sergio</strong><br />

<strong>Bassi</strong>. Aber auch so kann sich die<br />

Karte sehen lassen. Neben bekannten<br />

Schweizer, französischen, deutschen<br />

und englischen Markenwässern f<strong>in</strong>den<br />

sich solche Trendprodukte wie «Voss<br />

still &sparkl<strong>in</strong>g». Das <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Parfumflasche<br />

abgefüllte Wasser aus Norwegen<br />

ist gegenwärtig <strong>in</strong> New Yorker Gourmettempeln<br />

hip. Laut«New York Times»<br />

hat Popstar Madonna e<strong>in</strong> <strong>Hotel</strong> verlassen,<br />

weil es das Designerwasser nicht<br />

auf der Karte führte.<br />

Nicht weniger <strong>in</strong> ist das argent<strong>in</strong>ische<br />

«Lauquen still» aus den patagonischen<br />

Wäldern. E<strong>in</strong> Wasser ohne jegliches<br />

Nitrat und Natrium und deshalb laut<br />

<strong>Sergio</strong> <strong>Bassi</strong> «e<strong>in</strong>es der leichtesten Tr<strong>in</strong>kwässer<br />

der Welt mit re<strong>in</strong>em, unverfälschtem<br />

Geschmack».<br />

Neben «Lauquen still» ist das japanische<br />

«F<strong>in</strong>é still» (33 cl, 19 Franken!) das<br />

teuerste Wasser auf der Karte. Über<br />

1000 Jahre bahnt es sich se<strong>in</strong>en Weg<br />

durch das Vulkangeste<strong>in</strong> des Fuji-Gür-<br />

20 Food &Beverage 1/2009<br />

tels. Heute wird es<strong>in</strong>kunstvollen Flaschen<br />

abgefüllt und als «Kaviar-Wasser»<br />

im Markt positioniert. «E<strong>in</strong> guter<br />

Market<strong>in</strong>g-Gag», f<strong>in</strong>det <strong>Sergio</strong> <strong>Bassi</strong>.<br />

Wer e<strong>in</strong>en langen Kaviar-Nachgeschmack<br />

im Mund bevorzuge –bitte<br />

schön –, der sei mit «F<strong>in</strong>é still» gut bedient.<br />

Er als <strong>Wassersommelier</strong> empfehle<br />

zu Kaviar lieber e<strong>in</strong> fe<strong>in</strong>perliges, temperamentvolles<br />

Perrier. Das Wasser<br />

re<strong>in</strong>ige den Geschmack im Mund und<br />

sei –impositiven S<strong>in</strong>ne –e<strong>in</strong> ideales<br />

Spülmittel. Dass nur e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziges Wasser<br />

zu e<strong>in</strong>er ganz bestimmten Speise<br />

oder e<strong>in</strong>em speziellen We<strong>in</strong> –wie im<br />

Falle Hildon und Château Mouton Rothschild<br />

–passe, hält <strong>Sergio</strong> <strong>Bassi</strong> <strong>in</strong>des<br />

für ausgemachten Blöds<strong>in</strong>n.<br />

Gleichwohl gibt es <strong>in</strong> der Welt der<br />

<strong>Wassersommelier</strong>s anerkannte Regeln.<br />

Die erste und e<strong>in</strong>fachste:<br />

Je weicher und neutraler e<strong>in</strong> Wasser,<br />

desto besser passt es zu We<strong>in</strong>.<br />

Kohlensäurehaltige Wässer zu Weisswe<strong>in</strong><br />

und Champagner zu empfehlen, ist<br />

e<strong>in</strong>e Todsünde. Die Kohlensäure des<br />

Wassers verstärkt im Gaumen die<br />

Weisswe<strong>in</strong>säure und die Perlage des<br />

Champagners derart, dass e<strong>in</strong> aggressives<br />

Mundgefühl entsteht. Vonm<strong>in</strong>eralienreichen<br />

Wässernals Rotwe<strong>in</strong>begleiter<br />

ist ebenfalls abzusehen. «Sie verstärken<br />

nur die Tann<strong>in</strong>e im We<strong>in</strong>. Im<br />

Mund wird’sbitter», so <strong>Sergio</strong> <strong>Bassi</strong>.<br />

Kräftige, kohlensäurehaltige Wässer<br />

mit viel gelösten Stoffen können laut<br />

<strong>Sergio</strong> <strong>Bassi</strong> gute Essensbegleiter<br />

se<strong>in</strong> –jedoch nur solo, ohne We<strong>in</strong> dazu.<br />

Stille, neutrale Wässer empfiehlt der<br />

Sommelier <strong>in</strong>sbesonderezuSpeisen mit<br />

süsslichem Touch wie Desserts, aber<br />

Buchtipp: «Wasser! Trendsetter und Statussymbol»<br />

Bücher über We<strong>in</strong>e, Biere und Cocktails<br />

gibt es <strong>in</strong> Hülle und Fülle. Aber<br />

e<strong>in</strong> Buch über Wasser? <strong>Der</strong> <strong>Hotel</strong>fachmann<br />

und Sommelier Arno Steguweit<br />

aus Berl<strong>in</strong> schliesst die Lücke<br />

mit e<strong>in</strong>em 189-seitigen M<strong>in</strong>eralwasserguide.<br />

Das Buch <strong>in</strong>formiert den Leser,welche<br />

wichtige Bedeutung das beliebte<br />

alkoholfreie Getränk für den menschlichen<br />

Körper hat. Welche Wässer<br />

es überhaupt gibt und dass selbst<br />

Promis auf bestimmte Wässer abfahren.<br />

Mithilfe e<strong>in</strong>iger gezielter Fragen<br />

kann der Leser sogar herausf<strong>in</strong>den,<br />

welcher M<strong>in</strong>eralwassertyp er ist. Autor<br />

Arno Steguweit schlüsselt zudem die<br />

verschiedenen Wässer nach ihren Inhaltsstoffen<br />

und ihrer Herkunft auf,<br />

empfiehlt das passende Wasser für<br />

jede Lebenslage und präsentiert die<br />

auch zu Krustentieren, Pferdefleisch<br />

und süsslichen Beilagen wie Kartoffeln<br />

oder Gemüse wie Erbsen und<br />

Karotten.<br />

Die reiche Auswahl an den verschiedensten<br />

Wässernwirdden Gästen<br />

im <strong>Hotel</strong> <strong>Eden</strong> <strong>Roc</strong> diskret empfohlen.<br />

Auf das Tages-Wasser weist<br />

man h<strong>in</strong>. Die wie e<strong>in</strong>e We<strong>in</strong>karte aufgemachte<br />

Wasserkarte wird erst<br />

dann gereicht, wenn <strong>Sergio</strong> <strong>Bassi</strong> Interesse<br />

seitens des Gastes spürt.<br />

«Wenn er weiss, dass es so etwas<br />

gibt, lehnt er beim ersten Mal e<strong>in</strong>en<br />

Blick <strong>in</strong> die Karte ab, beim zweiten Mal<br />

hat er jedoch Lust, dar<strong>in</strong> zu blättern.»<br />

Auf die Frage, welches Wasser<br />

denn se<strong>in</strong>em persönlichen Geschmack<br />

entspreche, antwortet der<br />

<strong>Wassersommelier</strong>: «Badoit. Das leicht<br />

kohlensäurehaltige M<strong>in</strong>eral aus dem<br />

Massif Central schmeckt mild und<br />

harmonisch. E<strong>in</strong> idealer Begleiter zu<br />

Filet mignon an Morchelsauce und<br />

e<strong>in</strong>em Schluck Barolo.»<br />

joerg.ruppelt@gastronews.ch<br />

Fotos: Christoph Läser<br />

Assistenz: Stefanie Jonasch<br />

M<strong>in</strong>eralwasserkarten <strong>in</strong> Toprestaurants.<br />

Arno Steguweit: «Wasser! Trendsetter und<br />

Statussymbol», Riva-Verlag<br />

ISBN: 3-936994-14-5, Preis: 40.90 Franken<br />

M<strong>in</strong>eralwasserguide. Die Tipps des<br />

<strong>Wassersommelier</strong>s Arno Steguweit.<br />

Food &Beverage 1/2009 21

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