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Beat Heuberger - Hotel & Gastro Union

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Der schärfste Gewürzhändler der Schweiz<br />

<strong>Beat</strong> <strong>Heuberger</strong>: «Ich esse<br />

Cornflakes mit Chili zum Frühstück»<br />

Wie bei kaum einem anderen Lebensmittel hat sich um die Chili<br />

eine weltweite Fangemeinde gebildet, die so genannten Chiliheads.<br />

<strong>Beat</strong> <strong>Heuberger</strong> ist einer und hat seine Passion zum Beruf gemacht.<br />

<strong>Beat</strong> <strong>Heuberger</strong> ist ein Chilihead.<br />

Es kommt vor, dass er schon<br />

zum Frühstück Cornflakes mit<br />

Chilis würzt. Verrückter Kerl, werden<br />

jetzt viele Leute sagen. Mitnichten. <strong>Beat</strong><br />

<strong>Heuberger</strong>, Gewürz- und Weinhändler<br />

aus Zürich, erklärt, wieso er zum Chililiebhaber<br />

geworden ist:<br />

«Schärfe ist keine Geschmacksrichtung,<br />

sondern wird vom Körper<br />

als Schmerz interpretiert.<br />

Bei regelmässigem Schmerz schüttet<br />

der Körper Endorphine aus.» Und En-<br />

dorphine machen bekanntlich glücklich.<br />

Scharfe Gewürze, vor allem Chilis, gelten<br />

somit als eine Art Naturdroge und<br />

wirken anregend. Das ist aber nicht der<br />

einzige Grund, wieso <strong>Beat</strong> <strong>Heuberger</strong><br />

sich mit Haut und Haar den scharfen<br />

Schoten verschrieben hat. Er ist nämlich<br />

überzeugt, dass mit Chili jedes Gericht<br />

besser wird. Das kann er natürlich begründen:<br />

«Zunächst scheint es unsinnig,<br />

Speisen scharf zu würzen, wenn dadurch<br />

Schmerzempfindungen ausgelöst<br />

werden. Der eigentliche Abwehrmechanismus<br />

gegen Frassfeinde, den<br />

einige Pflanzen ausgebildet haben, wird<br />

aber ausgenutzt, um das Geschmacksempfinden<br />

zu erhöhen.» Tatsächlich<br />

wirken die scharfen Anteile der Gewürze<br />

als Geschmacksverstärker: Die<br />

gereizten Rezeptoren in den menschlichen<br />

Schleimhäuten werden besser<br />

durchblutet, somit auch die benachbarten<br />

Geschmacksnerven, welche dadurch<br />

wiederum empfindlicher für die eigentlichen<br />

Geschmacksrichtungen<br />

süss, sauer, bitter, salzig und umami<br />

sind.<br />

In seinem Laden verkauft der Zürcher<br />

aber nicht nur Chilis. Er hat über 600<br />

verschiedene Gewürze und Gewürzmischungen<br />

an Lager. Einen guten Teil<br />

davon macht er selber. Es kann aber<br />

Wochen, wenn nicht Monate dauern,<br />

bis er die richtigen Mischungen für<br />

seine Gewürze, Pasten und Saucen fin-<br />

Höllisch heisses Paradies für Geniesser. <strong>Beat</strong> <strong>Heuberger</strong> führt das kompletteste Gewürz-Sortiment der Schweiz. Seine eigenen<br />

Mischungen bereitet er nach eigenen Rezepten alle zwei bis drei Monate frisch zu.<br />

Food & Beverage 3/2010 19


Getrocknete Chilis. Obwohl die Frucht umgangssprachlich und kulinarisch meist als Schote bezeichnet wird, handelt es sich<br />

botanisch gesehen um eine Beere.<br />

Leidenschaft. Seit <strong>Beat</strong> <strong>Heuberger</strong> seine Leidenschaft Wein mit der Leidenschaft Chili<br />

kombiniert hat, ist er der schärfste Weinhändler der Schweiz.<br />

det. Seine Suche nach dem perfekten<br />

Aroma beginnt oft im Internet oder in<br />

Kochbüchern. Er sucht aber nicht einfach<br />

nach Rezepten und kopiert diese,<br />

sondern versucht, hinter den verschiedenen<br />

Esskulturen das Prinzip zu verstehen.<br />

Erst dann beginnt der Gewürzmischer<br />

zu pröbeln.<br />

Er glaubt, dass er die Faszination fürs<br />

Kochen von seinen Eltern, die ein Restaurant<br />

führten, geerbt hat. Neben<br />

seiner feinen Nase ist der Mörser sein<br />

wichtigstes Arbeitsinstrument. «Alle<br />

Gewürze kommen bei mir in den Mörser,<br />

hier können sie ihr Aroma voll entwickeln»,<br />

schwärmt <strong>Beat</strong> <strong>Heuberger</strong>.<br />

Alle zwei bis drei Monate bereitet er die<br />

Mischungen aus ganzen Gewürzen<br />

frisch zu. «Ich röste jedes Gewürz<br />

individuell an, Pfeffer muss beispielsweise<br />

stärker geröstet werden als Fenchel»,<br />

erklärt er. Seine Endprodukte<br />

heissen dann Gelbfieber, 7th Heaven<br />

Curry und Halluzination, eine satanisch<br />

scharfe Paste, hergestellt aus Habanero-Chilis.<br />

Apropos scharf: <strong>Beat</strong> <strong>Heuberger</strong> hat<br />

seine eigene 10-Punkte-Schärfe-Skala<br />

entwickelt. So erklärt er sie: «Tabasco<br />

trägt bei mir nur eine 4, ein ungarisches<br />

20 Food & Beverage 3/2010<br />

Heisse Ware. Seit tausenden von Jahren werden in Mittelamerika und der Karibik Chili-Saucen hergestellt. <strong>Beat</strong> <strong>Heuberger</strong> importiert<br />

über einhundert dieser Chili-Hot-Sauces.<br />

Paprika extrascharf eine 6. Die schärfste<br />

natürliche Hot Sauce aus meinem<br />

Sortiment heisst ‹Pain 100%› und hat<br />

den Schärfegrad 10.» Er geht aber noch<br />

weiter. Saucen, die mit Chili-Extrakt<br />

angereichert sind wie beispielsweise die<br />

«Blair’s Jersey Death». Sie ist über<br />

400-mal schärfer als ein Tabasco. Doch<br />

was ist denn eigentlich das Schärfste,<br />

das es auf dem Markt zu kaufen gibt?<br />

<strong>Beat</strong> <strong>Heuberger</strong> muss nicht lange überlegen:<br />

«Blair's 16 Million Reserve ist laut<br />

Guinness-Buch der Rekorde das<br />

schärfste Gewürz der Welt. Hersteller ist<br />

Blair Lazar. Auf der Scoville-Skala zur<br />

Messung der Schärfe erreicht es den<br />

höchstmöglichen Wert von 16 Millionen<br />

Scoville, im Vergleich: Tabasco hat einen<br />

Wert von 2500.» Es sind lediglich 999<br />

Einheiten produziert worden. Dieser Extrakt<br />

ist so scharf, dass er zum Verzehr<br />

ungeeignet ist. Der Hersteller rät die Verwendung<br />

von Schutzhandschuhen und<br />

Augenschutz.<br />

christian.greder@gastronews.ch<br />

Fotos: Christoph Läser<br />

<strong>Beat</strong> <strong>Heuberger</strong>, Wein & Gewürze<br />

Morgartenstrasse 12, 8004 Zürich<br />

Tel. 044 281 11 61<br />

Was sind eigentlich Chilis?<br />

Die Gattung Paprika (Capsicum),<br />

auch als Chili, Peperoni oder Pfefferoni<br />

bezeichnet, gehört zur Familie der<br />

Nachtschattengewächse (Solanaceae).<br />

Bei den so genannten Capsicae<br />

gibt es eine fast unendliche<br />

Vielfalt. Nicht nur für den Anbau, sondern<br />

auch für die kulinarische<br />

Verwendung lohnt es sich, diese zu<br />

kennen. Es existieren fünf Zuchtarten<br />

und 27 Wildformen. Allen Arten ist<br />

gemein, dass sie als Gewürz das Aroma<br />

intensivieren, indem sie den Geschmack<br />

anfeuern.<br />

Das sind die fünf Zuchtarten:<br />

Capsicum annum: Fast alle europäischen<br />

Arten sind C. annum. Meist<br />

mild bis mittelscharf. Ein C. annum<br />

intensiviert das Aroma und bringt<br />

selbst nur selten ein eigenes Aroma<br />

mit. Sie eignen sich für eine zurückhaltende<br />

Schärfe. Cayenne ist ein<br />

C. annum.<br />

Capsicum frutescens: Meist ausgewogenes,<br />

fruchtiges Aroma und gute<br />

Schärfe. Ähnlich zurückhaltend wie<br />

die Capsicum annum im Aroma. Berühmte<br />

Vertreter sind die «Birds-Eye-<br />

Chilies» aus Thailand.<br />

Capsicum baccatum: Beispiele für<br />

diese Art sind die Ajis aus Südamerika.<br />

Es gibt sie von mild bis sehr scharf. Sie<br />

besitzen ein fruchtig-exotisches Aroma.<br />

Mit einem baccatum wird eine Aromenkomposition<br />

«très tropical».<br />

Capsicum pubescens: Beispiel hier sind<br />

die Rocotos aus den Anden, sie sind<br />

scharf bis sehr scharf. Sie sind ebenfalls<br />

fruchtig, es herrschen aber beerige<br />

Aromen vor. Durch ihre Dickfleischigkeit<br />

und der teils beeindruckenden<br />

Grösse lassen sie sich als<br />

Gemüse einsetzen, beispielsweise<br />

zum Füllen.<br />

Capsicum chinense: Die bekanntesten<br />

Vertreter sind die Habaneros, die fast<br />

immer extrem scharf sind. Aber auch<br />

über ein fruchtiges Aroma verfügen.<br />

Der Name chinense ist falsch, denn<br />

die Pflanze ist nicht asiatischer Herkunft,<br />

sondern stammt wie alle Paprikaarten<br />

aus Südamerika.<br />

Quelle: <strong>Beat</strong> <strong>Heuberger</strong><br />

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