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So wie es mal war, wird es nie wieder werden

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Thema<br />

16 FrauenRat 1/09<br />

Schönheit, Liebe, Weiblichkeit –<br />

darüber fing ich an, nachzudenken,<br />

als ich vor elf Jahren an Brustkrebs<br />

erkrankt bin.« <strong>So</strong> beginnt<br />

Annette Rexrodt von Fircks ihren Vortrag<br />

beim Begrüßungsabend in der<br />

Reha klinik. Dreißig junge Frauen, viele<br />

mit Chemoflaum, sitzen im Speis<strong>es</strong>aal.<br />

Nur hier in Grömitz an der<br />

Ostsee können sich Mütter, die an<br />

Brustkrebs erkrankt sind, mit ihren<br />

Kindern erholen. Das Modellprojekt<br />

hat Annette Rexrodt von Fircks initiiert.<br />

Als sie selbst im Alter von 35<br />

Jahren durch den Krebs beide Brüste<br />

und beinahe ihr Leben verliert, sind<br />

ihre drei Kinder noch klein. Sie weiß,<br />

was für eine Belastung Brustkrebs für<br />

die ganze Familie bedeutet. Und sie<br />

weiß um die seelischen und körperlichen<br />

Folgen der Krankheit für die<br />

Frauen.<br />

»Inzwischen habe ich gelernt, dass<br />

meine Weiblichkeit nicht allein an den<br />

Brüsten hängt«, sagt sie. Ein langer<br />

Weg. »Immer <strong>wie</strong>der habe ich mich<br />

vor unseren großen Spiegel g<strong>es</strong>tellt<br />

und meinen Körper Stück für Stück<br />

betrachtet. Dabei musste ich oft<br />

weinen. Ich <strong>war</strong> traurig, dass ich mich<br />

früher nicht lieb hatte.« Erst, als sie<br />

sich selbst annehmen kann, will sie<br />

auch <strong>wie</strong>der mit ihrem Mann schlafen.<br />

Zunächst ist das jedoch schmerzhaft.<br />

Sie muss Medikamente nehmen,<br />

die ihre weiblichen G<strong>es</strong>chlechtshormone<br />

stilllegen. Dadurch <strong>wird</strong> ihre<br />

Scheide so trocken, dass sie blutet.<br />

Nach langem Suchen findet sie ein<br />

Gleitgel, das hilft. »Es ist wichtig, dass<br />

Frauen nach Brustkrebs zu einer<br />

erfüllten Sexualität zurückfinden«,<br />

betont die mehrfache Buchautorin.<br />

»Das hat nicht nur mit Lebensqualität<br />

zu tun. <strong>So</strong>ndern auch damit, dass<br />

möglichst wenig Frauen die Anti-Hormon-Therapie<br />

abbrechen.«<br />

Dass ihr Busen schön ist und dass sie<br />

das <strong>nie</strong> wahrgenommen hat, entdeckt<br />

Anja Petzold* einen Tag vor<br />

ihrer Operation. Am nächsten Tag<br />

<strong>wird</strong> der heute 45-jährigen <strong>So</strong>zialpädagogin<br />

die linke Brust amputiert, der<br />

Tumor <strong>war</strong> fünf Zentimeter groß. Sie<br />

ist mit ihrem <strong>So</strong>hn ebenfalls zur Kur in<br />

Grömitz. Anja Petzold leidet unter<br />

dem Verlust der Brust. »Anfangs habe<br />

ich mich g<strong>es</strong>chämt. Wenn ich ins<br />

Schwimmbad gegangen bin, habe ich<br />

meine Hände vor der Brust überkreuzt.<br />

Ich wollte den Makel der<br />

Krankheit verstecken.« D<strong>es</strong>halb<br />

stimmt sie einem Brustaufbau zu.<br />

Sechs Jahre später bricht die Krankheit<br />

in der anderen Brust aus, auch sie<br />

muss abgenommen <strong>werden</strong>. Die zier-

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