Magazin - FunWithMusic
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28 Oldie-Markt 4/08 Plattenkritiken IV<br />
Claudio Zanghieri<br />
Envisions<br />
Jazzsick 5021JS/Rough<br />
Trade<br />
Zum Jazzrock gibt es zwei<br />
Zugänge: Den einen vom<br />
Rock, den anderen vom<br />
Jazz. Der erfahrene Bassist<br />
aus Italien kommt definitiv<br />
vom Jazz und diese CD<br />
klingt auch eher in diese<br />
Richtung. Aber als Bassist<br />
ist dem Mann der<br />
Rhythmus wichtig und<br />
deswegen gab er nicht nur<br />
einen Schuss Rock dazu,<br />
sondern auch noch eine<br />
Prise Funk. Das lockert die<br />
Platte erfreulich auf und da<br />
er außerdem noch einige<br />
starke Kompositionen<br />
schrieb, ist das eine süffige<br />
Produktion geworden.<br />
Babybird<br />
Between My Ears There’s<br />
Nothing But Music<br />
Popup-Records PR2308CD<br />
Stephen Jones war in seiner<br />
großen Zeit Ende des<br />
letzten Jahrhunderts vor<br />
allem für seine ungebremste<br />
Aktivität bekannt. Er<br />
schrieb Album auf Album<br />
und da fanden sich immer<br />
neben Füllern einige gute<br />
Songs. Das hat sich auch<br />
diesmal nicht geändert.<br />
Nach wie vor geht er eher<br />
poppig zu Werke und bringt<br />
neben starken Songs auch<br />
eher langweilige. Die<br />
Tatsache, dass er das<br />
Material aus 3 CDs a 80<br />
Minuten kompilierte, lässt<br />
tief blicken. Produktivität<br />
ist nicht alles.<br />
Sandor Szabo&Véronique<br />
Gillet<br />
Strings Without Borders<br />
Wonderl.9054/Rough Trade<br />
Die akustische Gitarre ist<br />
seit dem Countryblues eines<br />
der wichtigsten Instrumente<br />
der Popmusik. Ihr warmer<br />
Klang spricht jeden an.<br />
Besser sind nur zwei<br />
Gitarren und wenn dann<br />
noch zwei Könner am Werk<br />
sind, dann geht es richtig<br />
ab. Das tut es hier vor allem<br />
deswegen, weil die<br />
Belgierin und der Ungar die<br />
Folklore ebenso ins Spiel<br />
bringen wie die Klassik.<br />
Wichtig ist vor allem das<br />
Zusammenspiel, und das<br />
überzeugt zu jeder Zeit,<br />
genauso wie die Melodik<br />
der beiden.<br />
The Tangent<br />
Not As Good As The Book<br />
(2 CD)<br />
Inside Out/SPV 79723<br />
Artrock in unserer Zeit zu<br />
spielen bedeutet nicht<br />
zwangsläufig, die Fehler<br />
der Vorbilder nicht selber<br />
zu wiederholen. Die<br />
Engländer sind in dieselbe<br />
Falle wie Yes bei<br />
Topographic Oceans<br />
gegangen, frei nach dem<br />
Motto: Viel Musik ist auch<br />
viel gute Musik. Das ist sie<br />
leider nicht, auf jeden Fall<br />
nicht hier. Dafür bekommt<br />
man über 93 Minuten<br />
Musik, die aber genau das<br />
vermissen lassen, was<br />
Musik hörenswert macht:<br />
Melodien und Biss.<br />
Deswegen ist das zu lange.<br />
Hans Reffert<br />
Westlich Bb9<br />
Wonderland WR 9055 /<br />
Rough Trade<br />
Wenn der Ausdruck Multi-<br />
Talent zutrifft, dann auf den<br />
Gitarristen. Er spielt nicht<br />
nur bei Guru Guru, sondern<br />
auch bei Schrammel &<br />
Slide. Und hier gibt es jetzt<br />
die dritte Facette des<br />
Mannes, die sich schon auf<br />
dem Cover zeigt. Denn das<br />
bildet eine moderne<br />
Hawaii-Gitarre ab, die denn<br />
auch prompt den Klang hier<br />
dominiert. Sowohl<br />
akustisch als auch elektrisch<br />
zieht Reffert die Register<br />
und das kommt über weite<br />
Strecken äußerst<br />
unterhaltsam und<br />
abwechslungsreich daher.<br />
RPWL<br />
The RPWL Experience<br />
Inside Out/SPV 79722<br />
Angesichts der Geschichte<br />
der als Pink Floyd-Cover<br />
Band entstandenen Gruppe<br />
besitzt der Titel durchaus<br />
eine gewisse Ironie, speziell<br />
hinsichtlich der Musik, die<br />
die Oberbayern auf der CD<br />
vorgelegt haben. Denn das<br />
ist eine Blaupause von Wish<br />
You Were Here, natürlich<br />
mit eigenen Stücken. Das<br />
haben sie absolut drauf. Auf<br />
der anderen Seite fehlen<br />
ihnen die Kompositionen<br />
ihrer Idole. So ist das zwar<br />
sicherlich etwas für Pink<br />
Floyd-Fans, aber es fehlt<br />
die Eigenständigkeit und<br />
damit Individualität.<br />
Bernd Strohm<br />
Temperament<br />
Wonderland WR<br />
9053 /<br />
Rough Trade<br />
Offensichtlich gehört auf<br />
der akustischen Gitarren-<br />
Szene der pure Klang der<br />
Vergangenheit an. Auch der<br />
seit den 70er Jahren aktive<br />
Duisburger bringt auf dieser<br />
CD jede Menge Farben<br />
zusätzlich zu seinem<br />
eigenen Instrument und das<br />
macht Sinn. Denn die<br />
versorgen die 17 Stücke mit<br />
viel Abwechslung, machen<br />
die Themen transparenter<br />
und betten zudem den<br />
Klang der Gitarre in ein<br />
Umfeld ein, wo er noch<br />
besser zum Tragen kommt.<br />
Deswegen ist das eine<br />
starke Produktion.<br />
Bonafide<br />
Same<br />
Sweden Rock SR 1/Zyx<br />
Dasselbe<br />
wie für die Jungs<br />
aus Bayern trifft auch auf<br />
die Schweden um Gitarrist<br />
Pontus Snibb zu: Die haben<br />
als Vorlage offensichtlich<br />
AC/DC ausgewählt. Da<br />
passt alles: Der bluesige<br />
Grundton, der heavy daher<br />
kommt, die Songs und die<br />
Ablieferung. Sowohl der<br />
Gesang als auch die Gitarre<br />
halten das Niveau der<br />
Australier. Das geht richtig<br />
gut ab, aber natürlich klingt<br />
das vor allem nach den<br />
berühmten Vorbildern. Auf<br />
der anderen Seite gibt es nie<br />
genügend richtig guten,<br />
abgehenden Rock.<br />
Eddie Nünning/Lara<br />
Schallenberg<br />
From A Wooden<br />
House<br />
Ac.Musik/R.Tr. 319.1392.2<br />
Seit Tuck & Patti hat es<br />
immer wieder Duos von<br />
einem Gitarristen und einer<br />
Sängerin gegeben. Doch<br />
dieses setzt sich von seinen<br />
Kollegen deswegen ab, weil<br />
es die Coverversionen nicht<br />
jazzig verfremdet, sondern<br />
sich darauf verlässt, dass<br />
der Reiz der puren Musik<br />
ausreicht. Das tut er auch.<br />
Der feine Mix aus der<br />
Stimme und der Gitarre<br />
trägt auch dank der guten<br />
Songauswahl die Platte<br />
problemlos, was vor allem<br />
an den beiden Protagonisten<br />
und ihrer Interpretation der<br />
Songs liegt.<br />
Andre Matos<br />
Time To Be Free<br />
Steamhamme/SPV 67602<br />
CD<br />
Als Sänger von Angra hat<br />
der Mann jede Menge<br />
Erfolge eingefahren. Aber<br />
das reicht nicht für eine<br />
überzeugende Soloplatte.<br />
Eine gute Stimme alleine ist<br />
einfach zu wenig für einen<br />
Musiker, um sich auf eigene<br />
Füße zu stellen. Hier fehlen<br />
vor allem gute Songs. Ohne<br />
die aber bleibt nur mehr<br />
oder weniger mediokrer<br />
Heavy Metal übrig, der sich<br />
nicht von hunderten anderer<br />
Produktionen unterscheidet.<br />
Und dafür muss man sich<br />
nicht als Solist selbständig<br />
machen. Das hätte er auch<br />
mit der Band geschafft.