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20 Oldie-Markt 4/08 Steckbrief: Crazy Horse<br />

den Markt und hätte eigentlich ein massiver<br />

Erfolg werden müssen, aber der 84. Platz in<br />

den US-LP-Charts war alle, was dabei<br />

heraussprang. Wie sehr die Plattenfirma an die<br />

Gruppe glaubte, zeigt, dass man drei Singles<br />

aus der LP auskoppelte, aber dennoch war von<br />

vorneherein klar, dass die Gruppe auseinander<br />

fiel, da sowohl Lofgren als auch Nitzsche nur<br />

bei einem großen Erfolg zu halten gewesen<br />

wären und man zudem nicht touren konnte,<br />

weil Danny Whitten wegen seiner Heroinsucht<br />

dazu nicht in der Lage war. „Danny war zu<br />

abgedreht. Er verließ die Gruppe nicht – wir<br />

sagten ihm, dass wir nicht mit ihm<br />

weitermachen konnten. Eigentlich blufften wir<br />

nur, damit er aus seinem Drogenrausch<br />

aufwachte.“ Das klappte jedoch nicht und so<br />

machten sich Molina und Talbot auf die Suche<br />

nach neuen Partnern, die sie in George Whitsell<br />

(Gitarre), Greg Leroy (Gesang, Gitarre) und<br />

John Blanton (Gesang, Klavier) fanden.<br />

Zusammen ging man 1972 ins Studio und kam<br />

mit Loose wieder heraus. Das war stilistisch<br />

deutlich einseitiger in Richtung Countryrock<br />

ausgerichtet als der Erstling und ebenfalls eine<br />

exquisite LP, die allerdings das Niveau des<br />

Debüts nicht halten konnte, weil eben auch<br />

Whitten nicht mehr dabei war. Was das Werk<br />

vor allem von Crazy Horse unterschied, war<br />

die Tatsache, dass diese Platte deutlich<br />

individuell klang, während Loose gut in die<br />

Nische vieler ähnlicher Countryrock-Alben der<br />

frühen 70er Jahre passte. Klar, dass sich Loose<br />

schlechter verkaufte als Crazy Horse und der<br />

Tod von Danny Whitten am 18. 11. 1972 – der<br />

vorher sowohl von seinen alten Freunden als<br />

auch von Neil Young als Musiker für seine<br />

Tourband zurückgewiesen worden war, weil er<br />

aufgrund seiner Drogensucht nicht mehr<br />

Gitarre spielen konnte – beendete die erste<br />

Phase der Gruppengeschichte. Young war vom<br />

Tod Whittens so entsetzt, dass er mit Lofgren,<br />

Molina und Talbot 1973 eine Europa-Tour<br />

buchte, auf der er die Songs vorstellte, die<br />

später das Rückgrat von Tonight’s The Night<br />

bilden sollten, das Album, das man als<br />

legitimen Nachfolger von Crazy Horse<br />

betrachten kann und das erst 1975 herauskam,<br />

da Young es zuerst für zu unkommerziell hielt.<br />

Danach ging es für Molina und Talbot alleine<br />

weiter. Für Blanton und Leroy kamen die<br />

Brüder Michael und Rick Curtis und mit ihnen<br />

entstand 1973 At Crooked Lake für Epic, das<br />

den Faden von Loose aufnahm. Dank der<br />

Fähigkeiten der Gebrüder Curtis, die später<br />

eine ausgezeichnete LP unter ihrem Namen<br />

aufnahmen, war das nach wie vor durchaus<br />

guter Countryrock, der dank der Brüder Curtis<br />

besser als ein Jahr zuvor ausfiel. Erneut war das<br />

Resultat eine Veränderung des Personals, doch<br />

diesmal fanden Molina und Talbot den idealen<br />

Gitarristen mit Frank Sampedro. Der zeigte<br />

seine enormen Fähigkeiten zuerst auf einem der<br />

besten Neil Young-Alben, Zuma, und<br />

überzeugte dann auch bei den Konzerten der<br />

folgenden Tour. Young war so überzeugt von<br />

der neuen Kombination, dass er sofort danach<br />

mit seinen alten/neuen Partnern wieder ins<br />

Studio ging, von wo er mit dem weniger<br />

überzeugenden American Stars’n’Bars zurück-<br />

kehrte. Doch anschließend hatte das Trio Zeit<br />

für eine Produktion auf eigene Rechnung, aber<br />

das 1978er Opus Crazy Moon bewies vor<br />

allem, dass man inzwischen die Fähigkeiten<br />

verloren hatte, die noch Anfang des Jahrzehnts<br />

vorhanden gewesen waren, obwohl Neil Young<br />

auf nicht weniger als fünf Liedern die<br />

Leadgitarre beigesteuert hatte. Aber, wie ein<br />

US-Kritiker schrieb: „Entscheidend wäre der<br />

Sänger Neil Young, der Neil Young-Lieder<br />

interpretiert.“ So war das wenig bemerkenswert<br />

und man gab weiter die Visitenkarte vor allem<br />

im Rücken von Neil Young ab. Das führte<br />

immerhin zu einem solch ausgezeichneten<br />

Werk wie Rust Never Sleeps und dem auch als<br />

Film veröffentlichten Live Rust, bei dem das<br />

Trio eine ganz große Rolle spielte. Das blieb so<br />

bis Ende der 80er Jahre, als Young aufgrund<br />

seiner äußerst unglücklichen Zeit bei Geffen<br />

Records Molina und Talbot den Misserfolg von<br />

Life 1988 anlastete und nur Sampedro als<br />

Gitarristen in seiner Band behielt. Das nützte<br />

das Duo natürlich wieder einmal für einen<br />

Ausflug in eigener Sache. Mit dem Sänger und<br />

Gitarristen Sonny Mone und dem Gitarristen<br />

und Sänger Matt Piucci legte man 1989 Left<br />

For Dead vor, dessen Titel prophetisch war:<br />

Das war wirklich ein Abgesang auf die<br />

glorreichen Zeiten. Aus Mangel an Ideen hatte<br />

man die Zuflucht im harten Rock gesucht und<br />

das hatte überhaupt nicht geklappt. So war es<br />

kein Wunder, dass man sich wieder mit Neil<br />

Young zusammenraufte und ihn seit Ragged<br />

Glory 1990 regelmäßig im Studio und<br />

unterwegs unterstützt, zuletzt beispielsweise<br />

Talbot auf dem fabulösen Chrome Dreams II.<br />

In der ersten Autobiografie von Neil Young,<br />

Shakey, kann man nachlesen, dass das Duo in<br />

den Jahren 1995/96 einen weiteren Versuch<br />

machte, eine eigene Produktion auf die Beine<br />

zu stellen, aber das führte zu nichts, wohl auch,<br />

weil Neil Young das Duo einmal mehr ins<br />

Studio rief und sie natürlich inzwischen nicht<br />

den kommerziellen Appeal hatten, um ein<br />

Label zu überzeugen, sie unter Vertrag zu<br />

nehmen. So war das letzte Lebenszeichen 2005<br />

eine Solo-Platte von Billy Talbot, die erneut<br />

den Country-Weg beschritt, den man in den<br />

70er Jahren mit beachtlichem Niveau bereits<br />

begangen hatte. Die Kritiken dafür waren<br />

freundlicher als die für die letzten Gruppen-<br />

Alben, ohne dass er damit große Bäume<br />

ausgerissen hätte. Aber sie zeigt, dass man nach<br />

wie vor mit guter Musik aus der Ecke rechnen<br />

kann, und das alleine ist schon eine gute<br />

Nachricht. Es bleiben eine herausragende und<br />

zwei gute Platten – ein Ergebnis, das sich<br />

durchaus sehen lassen kann. Es bleibt die<br />

Frage, ob man ohne das Engagement bei Neil<br />

Young die eigene Karriere zielstrebiger und<br />

nachhaltiger hätte entwickeln können, als das<br />

mit ihm der Fall war. Aber der Tod von Danny

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