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<strong>Recycling</strong> <strong>im</strong><br />

<strong>Automobil</strong>-<strong>Leichtbau</strong><br />

Whitepaper<br />

Stichling, Hasenberg | PE INTERNATIONAL GmbH<br />

30.03.2010


Inhalt<br />

<strong>Leichtbau</strong>weise <strong>im</strong> <strong>Automobil</strong>bau<br />

Potenziale der <strong>Leichtbau</strong>weise<br />

für eine nachhaltige Mobilität ................................................................................................... 03<br />

Executive Summary .......................................................................................................... 03<br />

<strong>Recycling</strong> <strong>im</strong> <strong>Automobil</strong>-<strong>Leichtbau</strong> .............................................................................. 04<br />

Fallstudie: Reserveradmulde .......................................................................................... 07<br />

Fazit ....................................................................................................................................... 08<br />

Quellennachweise, Autoren ........................................................................................... 09<br />

Über PE INTERNATIONAL .............................................................................................................. 10


Potenziale der <strong>Leichtbau</strong>weise für eine<br />

nachhaltige Mobilität<br />

<strong>Leichtbau</strong> ist <strong>im</strong> <strong>Automobil</strong>bereich eine wichtige Säule zur Senkung der Treibhausgasemissionen.<br />

Doch nicht jede Gewichtsersparnis reduziert auch unweigerlich die Emissionen. Leichtere Materialien<br />

verbrauchen in der Herstellung tendenziell mehr Energie, senken aber dafür in der Nutzungsphase den<br />

Verbrauch. Ob sich <strong>Leichtbau</strong> unterm Strich rechnet, kann nur eine ganzheitliche Betrachtung beantworten.<br />

Erst eine Lebenszyklusanalyse von der Herstellung bis zum End-of-Life liefert gesicherte Aussagen.<br />

Einfache Antworten gibt es dabei nicht. Und die gesetzlichen Vorgaben zwischen CO2-Grenzwerten und<br />

<strong>Recycling</strong>quoten erfordern nicht nur leichte, sondern auch leichter wiederverwertbare Materialien.<br />

Executive Summary<br />

Gewichtseinsparungen sind <strong>im</strong> <strong>Automobil</strong>bereich<br />

ein wichtiger Baustein, um den Kraftstoffverbrauch<br />

und damit die CO2-Emissionen zu senken.<br />

Vor dem Hintergrund künftiger verbindlicher<br />

CO2-Grenzwerte werden die Anforderungen dies-<br />

bezüglich sogar noch steigen. Die EU-Staaten<br />

einigten sich darauf, dass ab 2012 65 Prozent der<br />

Neuwagen nicht mehr als 120g/km CO2 emittieren<br />

dürfen. In den Folgejahren wird der Anteil<br />

weiter steigen bis er für alle Neuwagen greift.<br />

Der Einbau leichterer Fahrzeugkomponenten er-<br />

öffnet zusätzliche Einsparpotenziale durch so<br />

genannte sekundäre Effekte. Durch eine leichtere<br />

Karosserie können weitere Fahrzeugteile, etwa<br />

wie Motor, Getriebe, Tankgröße und andere, zu-<br />

sätzlich angepasst werden. Diese sekundären<br />

Effekte erhöhen die Verbrauchsreduktion um den<br />

Faktor zwei bis drei, sind also sehr erheblich<br />

und sollten in jedem Fall genutzt werden. 100 kg<br />

weniger Gewicht können so bis zu 0,35 Liter<br />

Kraftstoff (Benziner) einsparen.<br />

Da zirka 85 Prozent der Treibhausgasemissionen<br />

des gesamten Lebenszyklus in der Nutzungsphase<br />

entstehen, kann der <strong>Leichtbau</strong> prinzipiell<br />

signifikant zur Senkung der Emissionen beitra-<br />

Seite 03<br />

<strong>Leichtbau</strong>weise <strong>im</strong> <strong>Automobil</strong>bau<br />

gen. Aufschluss darüber, wie weit Einsparungen<br />

in der Nutzungsphase in Gänze zu niedrigeren<br />

Emissionen führen, kann aber nur eine Lebenszyklusanalyse<br />

liefern. Leichtere Werkstoffe, wie<br />

Aluminium, Magnesium oder Kohlefaser, haben<br />

in der Herstellung einen höheren Energieaufwand<br />

als Stahl. Dieser höhere Energieinput muss<br />

dann über den Lebenszyklus wieder kompensiert<br />

werden können. Im Idealfall rechnet sich <strong>Leichtbau</strong><br />

zu einem möglichst frühen Zeitpunkt in<br />

der Nutzungsphase. Aber auch wenn dies nicht<br />

gegeben ist, kann der Einbau eines Werkstoffes<br />

sinnvoll sein. Ein höherer Energieeinsatz von Alu-<br />

minium ist z. B. zu rechtfertigen, wenn am End-<br />

of-Life über eine Wiederverwertung eine Gutschrift<br />

berücksichtigt werden kann.<br />

Die <strong>Recycling</strong>fähigkeit von Werkstoffen wird daher<br />

in Zukunft ganz entscheidend sein. Dies wird<br />

auch vom Gesetzgeber so gesehen. Die geltende<br />

Altfahrzeugverordnung schreibt eine stoffliche<br />

Wiederverwertungsquote nach Gewichtsprozent<br />

vor. Das führt dazu, dass ein zunehmender Ein-<br />

satz von <strong>Leichtbau</strong>teilen, die <strong>Recycling</strong>anforderungen<br />

sogar noch verschärfen wird, weil leicht<br />

recycelbare Materialien wie etwa Stahl durch<br />

<strong>Leichtbau</strong>komponenten ersetzt werden.


<strong>Recycling</strong> <strong>im</strong> <strong>Automobil</strong>-<strong>Leichtbau</strong><br />

In der noch jungen Kl<strong>im</strong>aschutz-Debatte in den<br />

1990er-Jahren galten für Politik und Wirtschaft<br />

Selbstverpflichtungen als probates Mittel. Über<br />

die Zielmarke herrschte Einigkeit: 1995 kündigte<br />

die Bundesregierung an, bundesweit 25 Prozent<br />

der Kohlendioxid-Emissionen bis 2005 zu senken.<br />

Die deutschen <strong>Automobil</strong>hersteller verpflichteten<br />

sich, den durchschnittlichen Pkw-Kraftstoffverbrauch<br />

<strong>im</strong> gleichen Zeitraum ebenso um 25<br />

Prozent zu reduzieren. Und 1998 einigte sich der<br />

europäische <strong>Automobil</strong>verband ACEA mit der<br />

EU-Kommission auf 140g/km CO2 als Grenzwert<br />

für jeden neuen PKW, was ebenfalls einer Senkung<br />

von 25 Prozent gemessen am 1995er-Wert<br />

(186g/km) entspricht.<br />

Ab 2012 gelten in der EU CO2-Obergrenzen<br />

für Autos<br />

25 Prozent weniger Emissionen war ein ehrgeiziges<br />

Ziel; ob zu ehrgeizig bleibt dahingestellt.<br />

Fakt ist jedoch, dass keines dieser Ziele erreicht<br />

werden konnte. Und so weicht das Mittel der<br />

Selbstverpflichtungen neuen gesetzlichen Vor-<br />

gaben. Im Dezember 2008 einigten sich die<br />

EU-Staaten auf verbindliche CO2-Grenzwerte<br />

von 120 g/km. Fahrzeugseitig gelten 130 g/km,<br />

weitere 10 g/km sollen durch z.B. bessere Reifen<br />

oder Einsatz von Biokraftstoffen erreicht wer-<br />

den. 2012 müssen zunächst 65 Prozent der Neu-<br />

wagen den Grenzwert erfüllen. Danach steigt<br />

der Prozentsatz jährlich an, bis der Grenzwert<br />

2015 für alle Neufahrzeuge greift. Bei Nichter-<br />

füllung drohen den Autoherstellern Bußgelder.<br />

Ab 2015 dürfen Neufahrzeuge in der EU nicht mehr<br />

als 120 g CO2 je Kilometer ausstoßen. Andernfalls<br />

drohen den Autoherstellern Bußgelder.<br />

Damit ist die Messlatte für die nächsten Jahre<br />

vorgegeben. Um diese nicht zu reißen und die<br />

Reduktionsziele zu erreichen, müssen vielfältige<br />

Ansätze verfolgt werden. Gewichtseinsparungen<br />

und ein daraus resultierender geringerer Kraft-<br />

Seite 04<br />

<strong>Leichtbau</strong>weise <strong>im</strong> <strong>Automobil</strong>bau<br />

stoffverbrauch sind dabei ein wichtiger Baustein.<br />

In dem europäischen Forschungsprojekt Super-<br />

LIGHT-Car hat von 2005 bis 2009 ein Konsortium<br />

aus 38 Organisationen <strong>Leichtbau</strong>lösungen ent-<br />

Forschungsprojekt SuperLIGHT-Car hat<br />

gezeigt, 35 Prozent Gewichtsein-<br />

sparung bei der Karosserie ist machbar<br />

und wirtschaftlich darstellbar.<br />

wickelt und mit 35 Prozent Gewichtsreduzierung<br />

bei der Karosserie überzeugende Ergebnisse<br />

erzielt. Verglichen mit dem Referenzfahrzeug, ein-<br />

em Volkswagen Golf, konnte mit einem Multi-<br />

werkstoff-Ansatz aus modernen warmgeformten<br />

Stählen, Aluminium, Magnesium sowie faserverstärkten<br />

Kunststoffen, 100 kg eingespart werden.<br />

Die meisten Treibhausgase entstehen<br />

in der Nutzung<br />

Richtungsweisende <strong>Leichtbau</strong>lösungen finden<br />

sich zwar bereits heute in verschiedenen Fahrzeugsegmenten<br />

wieder, doch in der Breiten-<br />

mobilität werden Karosserien bislang hauptsächlich<br />

als singuläre Stahlkonstruktionen<br />

gebaut. Dies hat mit noch bestehenden technischen<br />

und wirtschaftlichen Einschränkun-<br />

gen zu tun. SuperLIGHT-Car hat allerdings nicht<br />

nur die technische, sondern auch die wirt-<br />

schaftliche Machbarkeit aufgezeigt und mit<br />

8 Euro pro eingespartem Kilogramm die<br />

Kosten gering gehalten.<br />

Wie aus mehreren Studien bekannt ist, können<br />

etwa ein Drittel des gesamten Kraftstoffverbrauchs<br />

eines Fahrzeuges direkt dem Gewicht<br />

zugeordnet werden. Die Tatsache, dass der<br />

überwiegende Teil der Treibhausgasemissionen<br />

der gesamten Lebensphase in der Nutzung<br />

entsteht – etwa 85 Prozent – offenbart die Poten-<br />

ziale der <strong>Leichtbau</strong>weise für eine nachhaltige<br />

Mobilität neben der Effizienzsteigerung der<br />

Antriebstechnik, der Reduzierung des Luft-<br />

widerstandes und der Verbesserung des Strommanagements.


Minderverbrauchsfaktor gibt<br />

die Energieersparnis an<br />

Um die exakten Verbrauchssenkungen durch<br />

eine <strong>Leichtbau</strong>maßnahme ermitteln zu können,<br />

müssen eindeutige Standards zu Grunde gelegt<br />

werden. Dies erfolgt dadurch, indem der masseninduzierte<br />

Energieverbrauch über eine definierte<br />

Distanz (meist 100 Kilometer) nach einem<br />

best<strong>im</strong>mten Fahrzyklus (z.B. nach dem New<br />

European Driving Cycle – NEDC) berechnet und<br />

mit dem Differenzwirkungsgrad des Motors<br />

verknüpft wird. Die Verbrauchsersparnis einer<br />

Komponente wird dann mit dem so genannten<br />

Minderverbrauchsfaktor (fuel reduction value –<br />

FRV) in Litern Kraftstoff pro 100 kg und 100 km<br />

angegeben. Weil der Faktor eine Ersparnis ausdrückt,<br />

erhält das Referenzbauteil den Wert 0.<br />

Aus Gewichtsreduzierungen resultiert folglich ein<br />

negativer Verbrauchswert, aus Gewichtssteigerungen<br />

ein positiver. Mit dem FRV wird also berechnet,<br />

wie viel Liter Kraftstoff eine alternative<br />

<strong>Leichtbau</strong>komponente absolut einsparen könnte,<br />

nicht aber, wie groß die relative Ersparnis zum<br />

bisherigen Bauteil ist (Referenzbauteil = 0).<br />

Sekundäre Effekte erhöhen das Potenzial<br />

der <strong>Leichtbau</strong>weise beträchtlich<br />

Sinkt jedoch das Fahrzeuggewicht, erhöht sich<br />

automatisch die Fahrdynamik. Eine Gewichtseinsparung<br />

sollte aber möglichst in eine weitere<br />

Verbrauchsreduzierung investiert anstatt für<br />

höhere Fahrleistungen genutzt werden. Dies geschieht<br />

in der Praxis durch eine Verlängerung<br />

der Getriebeübersetzung bzw. eine Verringerung<br />

des Hubraums (Downsizing). Volkswagen berücksichtigt<br />

diese sekundären Effekte mit einem<br />

Faktor zwei bis drei (Tab. 1). 100 kg weniger<br />

Seite 05<br />

<strong>Leichtbau</strong>weise <strong>im</strong> <strong>Automobil</strong>bau<br />

Gesamtgewicht spart danach durchschnittlich<br />

0,35 Liter Otto-Kraftstoff auf 100 km ein. Ohne<br />

diese sekundären Effekte wären es nur 0,15 Liter.<br />

Der Blick auf die Verbrauchsreduktion einzelner<br />

Komponenten lässt zudem auch noch keine Aus-<br />

sage darüber zu, wie sehr der gesamte Verbrauch<br />

des Fahrzeuges insgesamt gesenkt werden kann.<br />

Verbrauchsreduktionsfaktoren nach<br />

NEDC in [l/100km*100kg]. Tab. 1<br />

Denn durch eine leichtere Karosserie können<br />

ggf. weitere Fahrzeugteile wie Fahrwerk, Bremsen,<br />

Tank und andere angepasst werden. Sind diese<br />

Maßnahmen bekannt, ist die Systemgrenze ent-<br />

sprechend zu erweitern und die Summe aller<br />

Gewichtsreduzierungen zu bewerten. Den Blick<br />

allein auf den Kraftstoffverbrauch zu richten<br />

Nur auf die Kraftstoffersparnis zu schauen,<br />

greift zu kurz. Um Verlagerungseffekte<br />

auszuschließen, muss der gesamte Lebens-<br />

zyklus betrachtet werden. Nur so<br />

können Umweltvorteile durch <strong>Leichtbau</strong><br />

quantifiziert werden.<br />

würde allerdings zu kurz greifen. Die tatsächlichen<br />

Umweltvorteile und Emissionsreduktionen können<br />

nur über Analysen des gesamten Lebenszyklus<br />

mit einer Ökobilanz (Life Cycle Assessment, LCA)<br />

best<strong>im</strong>mt werden. Leichtere Werkstoffe, wie<br />

Aluminium, Magnesium oder Kohlefaser, haben in<br />

der Herstellung einen höheren Energieaufwand<br />

als Stahl. Kunststoffe können dagegen weniger<br />

gut wiederverwertet werden.


Umwelteffekte müssen über den ganzen<br />

Lebenszyklus betrachtet werden<br />

Eine LCA erfasst sämtliche Energie- und Materialflüsse<br />

einer definierten funktionellen Einheit<br />

(z. B. Karosserie-Bauteil) von der Rohstoffgewinnung<br />

bis zum End-of-Life des Produktes (Abb. 1).<br />

Dominante Lebenszyklusabschnitte und potenzielle<br />

Verlagerungen von Emissionen und Umwelteinflüssen<br />

entlang der Lebenskette können<br />

so erfasst werden. Erst wenn mögliche neue<br />

Bauteile über ihre gesamte Lebensphase auf ihre<br />

Umweltwirkung überprüft werden, können ge-<br />

sicherte Aussagen darüber gemacht werden, ob<br />

zum Beispiel eine leichtere Komponente tat-<br />

sächlich die CO2-Emissionen senkt. Dabei ist es<br />

ganz entscheidend, dass in einer Ökobilanz,<br />

die alternativen Bauteile mit denselben Funktionen<br />

gegenüber gestellt werden, um die Er-<br />

gebnisse nicht zu verzerren.<br />

Ein hoher Energieeinsatz in der Herstellung kann<br />

bei entsprechender Wiederverwertung durchaus<br />

gerechtfertigt sein.<br />

Im Idealfall rechnet sich <strong>Leichtbau</strong> bereits in<br />

der Nutzungsphase, indem ein beispielsweise<br />

höherer Energieaufwand in der Werkstoff-Her-<br />

stellung über eine deutliche Gewichtsersparnis<br />

über die Nutzungsphase überkompensiert<br />

werden kann (Abb. 2). Und selbst, wenn sich<br />

nicht schon in der Nutzungsphase Vorteile<br />

ergeben, kann der Einsatz eines Werkstoffes<br />

insgesamt dennoch sinnvoll sein.<br />

Abb. 1: Schematische Darstellung<br />

der Ökobilanz nach ISO 14044<br />

Seite 06<br />

<strong>Leichtbau</strong>weise <strong>im</strong> <strong>Automobil</strong>bau<br />

<strong>Recycling</strong>fähigkeit – gerade <strong>im</strong> <strong>Leichtbau</strong><br />

eine wichtige Eigenschaft<br />

Werkstoffliches <strong>Recycling</strong> spielt <strong>im</strong> <strong>Leichtbau</strong><br />

eine wichtige Rolle. Insbesondere Metalle<br />

lassen sich <strong>im</strong> Vergleich zu Kunststoffen sehr<br />

gut wiederverwerten. So kann sich zum Bei-<br />

spiel der höhere Energieeinsatz von Aluminium<br />

<strong>Leichtbau</strong>materialien müssen auch<br />

zunehmend recyclingfähig sein.<br />

Die Altfahrzeugverordnung der EU<br />

verschärft diese Anforderung noch<br />

zusätzlich.<br />

rechtfertigen, wenn über eine Wiederverwer-<br />

tung eine Gutschrift berücksichtigt werden kann<br />

(Abb. 3). Und mit dem zumindest langfristi-<br />

gen Ziel eines geschlossenen Materialkreislaufes,<br />

wird sich das Augenmerk in Zukunft vermehrt<br />

auf die <strong>Recycling</strong>fähigkeit der verwendeten Ma-<br />

terialien richten.<br />

Der Gesetzgeber hat mit der geltenden Alt-<br />

fahrzeugverordnung hier schon Vorgaben für die<br />

nächsten Jahre gemacht. Seit 2006 müssen<br />

mindestens 80 Gewichtsprozent des Altfahrzeuges<br />

stofflich wiederverwertet werden.<br />

2015 steigt der Anteil auf 85 Prozent. Der Bezug<br />

auf Gewichtsanteile führt dazu, dass ein zu-<br />

nehmender Einsatz von <strong>Leichtbau</strong>teilen, die Re-<br />

cyclinganforderungen sogar noch verschärfen<br />

wird. Denn vor allem schwerer aber leicht recycel-<br />

Abb. 2: CO2-Bilanz ohne Gutschrift<br />

Abb. 1+2


arer Stahl wird durch leichtere Materialien,<br />

die, mitunter wie Kunststoffe schwer stofflich<br />

zu recyceln sind, ersetzt.<br />

Fallstudie: Reserveradmulde<br />

Für die Herstellung einer Reserveradmulde<br />

wurden fünf verschiedene Werkstoffe hin-<br />

sichtlich ihrer Treibhausgas-Emissionen über<br />

den gesamten Lebensweg bilanziert. Ohne<br />

<strong>Recycling</strong>gutschrift wirkt sich die energieintensive<br />

Herstellung von Aluminium (Al) und Ma-<br />

gnesium (Mg) besonders auf die Gesamtemissionen<br />

aus. Polypropylen (PP) und Polyamid (PA)<br />

weisen die geringsten Emissionen auf, weil die<br />

Aufwendung in der Herstellung relativ gering<br />

ist und das geringe Gewicht die Emissionen in<br />

der Nutzungsphase reduziert (St=Stahl).<br />

Seite 07<br />

<strong>Leichtbau</strong>weise <strong>im</strong> <strong>Automobil</strong>bau<br />

Werden die Werkstoffe am Ende des Lebensweges<br />

recycelt, kann eine Gutschrift für vermiedene<br />

Pr<strong>im</strong>ärproduktion gegeben werden. Die<br />

Gutschriften sind bei einem angenommenen<br />

Closed-Loop-<strong>Recycling</strong> von Aluminium und bei<br />

Magnesium besonders hoch, dadurch verändern<br />

sich die Netto-Emissionen <strong>im</strong> Vergleich zu Abb. 2<br />

beträchtlich. Magnesium weist nun über den<br />

gesamten Lebenszyklus die geringsten Emissionen<br />

auf. Polyamid und Polypropylen verändern<br />

sich kaum, da bei Kunststoffen von einer thermischen<br />

Verwertung mit relativ geringen Gutschriften<br />

ausgegangen wird.<br />

CO2-Bilanz mit Gutschrift Abb. 3


Fazit<br />

Allgemeingültige Aussagen, welche Materialien<br />

<strong>im</strong> <strong>Leichtbau</strong> favorisiert werden sollten und<br />

welche zu vermeiden sind, sind nicht sinnvoll.<br />

Zunächst sind die Zielsetzung und die Rand-<br />

bedingungen der LCA ganz entscheidend. Eine<br />

lange Nutzungsdauer wird in der Regel leich-<br />

te Materialien begünstigen, auch wenn sie in<br />

der Herstellung einen hohen Energieaufwand<br />

haben. Die <strong>Recycling</strong>fähigkeit ist nicht nur vor<br />

dem Hintergrund der gesetzlichen Best<strong>im</strong>mun-<br />

gen ein entscheidender Aspekt. Hohe Energiever-<br />

bräuche in der Herstellung können am End-of-<br />

Life durch Gutschriften in Teilen ausgeglichen<br />

werden, wenn das Material wiederverwertet<br />

wird. Hinzu kommen die spezifischen Anforderungen<br />

an die herzustellenden Komponenten,<br />

wie etwa Festigkeit, Crash-Sicherheit oder Wirt-<br />

schaftlichkeit, die für die Wahl des Materials<br />

neben den Umweltanforderungen ebenso maß-<br />

gebend sind.<br />

Die <strong>Leichtbau</strong>weise erzielt hinsichtlich der Um-<br />

weltperformance die größte Wirkung, wenn die<br />

Auswirkungen auf andere Bauteile/-gruppen mit<br />

einbezogen werden. Daher sollten <strong>Leichtbau</strong>konstruktionen<br />

frühzeitig in den Entwicklungsprozess<br />

mit einbezogen werden und Teil eines<br />

Gesamtkonzeptes sein und nicht singulär einzel-<br />

ne Komponenten ersetzen. Nur mit gewissenhaft<br />

erstellten Ökobilanzen, die den gesamten<br />

Lebenszyklus berücksichtigen, können nach fest-<br />

gelegten Rahmenbedingungen die Umwelt-<br />

relevanz von Werkstoffen und deren Anwendung<br />

objektiv belegt werden.<br />

Seite 08<br />

<strong>Leichtbau</strong>weise <strong>im</strong> <strong>Automobil</strong>bau


Quellennachweise<br />

Bundesministerium der Justiz (2007): Verordnung<br />

über die Überlassung, Rücknahme und umwelt-<br />

verträgliche Entsorgung von Altfahrzeugen (Alt-<br />

fahrzeug-Verordnung – AltfahrzeugV). Berlin.<br />

BDI – Bundesverband der deutschen Industrie e. V.<br />

(2004): Freiwillige Vereinbarungen und Selbst-<br />

verpflichtungen. Bestandsaufnahme freiwilliger<br />

Selbstverpflichtungen und Vereinbarungen <strong>im</strong><br />

Umweltschutz. Berlin.<br />

EurActiv (2008): EU erzielt Abkommen über CO2-<br />

Emissionen von Autos. Meldung vom 2.12.2008 auf<br />

www.euractiv.com<br />

Koffler, Christoph, Rhode-Brandenburger, Klaus<br />

(2010): On the calculation of fuel savings through<br />

lightweight design in automotive life cycle<br />

assessments. International Journal of Life Cycle<br />

Assessment. 15-1, S. 128-135. Berlin/Heidelberg.<br />

Stichling, Jürgen (2008): Ökobilanzen zum Karos-<br />

serieleichtbau in der <strong>Automobil</strong>industrie. Vor-<br />

trag auf dem <strong>Leichtbau</strong>-Forum EuroLITE, Salzburg.<br />

Superlight-Car Projekt (2009): Superlight-Car spart<br />

35 % Gewicht in der Fahrzeugkarosserie. Pressemitteilung<br />

EU-Projekt Superlight-Car. Wolfsburg.<br />

Bildnachweise<br />

Covergrafik Up lite, Volkswagen AG<br />

Abb. 1-3, PE INTERNATIONAL GmbH<br />

Tab. 1, Koffler, C. & Rohde-Brandenburger K. (2010)<br />

Autoren<br />

Jürgen Stichling (Dipl.-Ing.),<br />

Volker Hasenberg (Dipl.-Geoök.)<br />

Seite 09<br />

<strong>Leichtbau</strong>weise <strong>im</strong> <strong>Automobil</strong>bau


Über PE INTERNATIONAL<br />

Seite 10<br />

<strong>Leichtbau</strong>weise <strong>im</strong> <strong>Automobil</strong>bau<br />

Nachhaltigkeit ist der Weg zu weitsichtigem unternehmerischem Handeln für eine lebenswerte Umwelt.<br />

PE INTERNATIONAL unterstützt seit 1989 Unternehmen auf der ganzen Welt, diesen Weg konsequent<br />

zu gehen. Heute ist PE INTERNATIONAL Marktführer in strategischer Beratung, <strong>Software</strong>lösungen und<br />

umfassenden Dienstleistungen <strong>im</strong> Themenfeld Nachhaltigkeit und unterhält Niederlassungen in<br />

Stuttgart, Wien, Kopenhagen, Manchester, Istanbul, Johannesburg, Bhilai, Shanghai,Tokyo,Taipei, Perth,<br />

Wellington, Boston und Kuala Lumpur.<br />

PE INTERNATIONAL bietet verantwortlich handelnden Unternehmen effiziente Methoden, fundiertes<br />

Wissen und ein beispielloses Erfahrungsspektrum, um ihr unternehmerisches Handeln und ihre Produkte<br />

nachhaltiger zu gestalten. Die angewandten Methoden umfassen beispielsweise die Implementierung<br />

von Management-Systemen, die Entwicklung von Nachhaltigkeitsindikatoren, Ökobilanzen (LCA), Carbon<br />

Footprint, Design for Environment (DfE) und Umwelt-Produktdeklarationen (EPD), technologisches<br />

Benchmarking, Ökoeffizienz-Analysen und Emissionsmanagement. Mit den <strong>Software</strong>lösungen <strong>GaBi</strong> für<br />

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