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Kapitel 9 Bankensystem: ein preistheoretisches Geldangebotsmodell

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AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser<br />

<strong>Kapitel</strong> 9<br />

<strong>Bankensystem</strong>:<br />

<strong>ein</strong> <strong>preistheoretisches</strong><br />

<strong>Geldangebotsmodell</strong><br />

Version: 06.01.2010


Die Rolle von Banken<br />

Struktur des Geldangebots-/ Kreditangebotsprozesses<br />

Geldnachfrage <strong>ein</strong>es Unternehmens oder Privathaushalts ist identisch mit<br />

Kreditnachfrage bei <strong>ein</strong>er Bank<br />

Kreditangebot durch Bank<br />

führt zu Bedarf der Bank an Zentralbankgeld<br />

Zentralbankgeldangebot<br />

von anderen Banken<br />

über Geldmarkt<br />

Zentralbankgeldangebot<br />

direkt von der EZB über<br />

Refinanzierungskredite<br />

Steuerung durch geldpolitisches Instrumentarium der EZB<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 2


Die Rolle von Banken<br />

Zielsetzung der geldpolitischen Steuerung im<br />

Geldangebotsbereich<br />

Kontrolle der EZB über Zinsen am Geldmarkt und Kontrolle über Zinsen für<br />

Refinanzierung<br />

Kontrolle über Zinsen, die Banken für Kredite an Unternehmen und private<br />

Haushalte fordern und auf Zinsen am Kapitalmarkt<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 3


Die Rolle von Banken<br />

Bisher: Geld = Bargeld (M = CU)<br />

Zentralbanken stellen den Privaten direkt Geld in Form von<br />

Bargeld zur Verfügung.<br />

Jetzt: Geld = Bargeld + Sicht<strong>ein</strong>lagen (M = CU + D)<br />

Geld wird zu Transaktionszwecken gehalten<br />

• Sicht<strong>ein</strong>lagen D sind größtenteils Guthaben der Privaten auf<br />

Girokonten<br />

Geschäftsbanken halten Sicht<strong>ein</strong>lagen der Privaten und<br />

vergeben Kredite an Private und öffentliche Haushalte (v.a. in<br />

Form von Wertpapieren)<br />

• Geschäftsbanken müssen <strong>ein</strong>en festgelegten prozentualen Anteil<br />

θ der Einlagen D bei ihnen als Guthaben bei der Zentralbank<br />

halten (Mindestreservepflicht )<br />

• daraus ergeben sich die Reserven R = θ⋅D, wobei θ der<br />

Mindestreservesatz ist<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 4


Die Rolle von Banken<br />

Zentralbanken stellen sog. Zentralbankgeld H zur Verfügung<br />

• Zentralbankgeld = Bargeld + Reserven (H = CU + R)<br />

• Zentralbankgeld = Geld, das für Transaktionen zwischen der<br />

Zentralbank und den Geschäftsbanken sowie für Transaktionen<br />

zwischen Geschäftsbanken benutzt wird<br />

Reserven R werden von Geschäftsbanken als Guthaben bei<br />

der Zentralbank gehalten<br />

Kreditvergabe durch die Geschäftsbanken bedeutet<br />

Geldschöpfung (Erhöhung der Geldmenge), da <strong>ein</strong><br />

zusätzlicher Kredit an die Privaten entweder zu Einlagen<br />

(Gutschrift auf Girokonto) oder Bargeld (Auszahlung des<br />

Kredits) führt<br />

• In beiden Fällen muss der Kredit über <strong>ein</strong>e Erhöhung der<br />

Zentralbankgeldmenge refinanziert werden.<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 5


Bilanzen<br />

Zentralbankbilanz<br />

Aktiva Passiva<br />

Kredite an Geschäftsbanken<br />

Bargeld<br />

Reserven<br />

Zentralbankgeld<br />

Geschäftsbankenbilanz<br />

Aktiva Passiva<br />

Reserven (BarundMindestreserve<br />

Kredite an<br />

Private und<br />

den Staat<br />

(Wertpapiere)<br />

Einlagen<br />

Verb. ggü.<br />

Zentralbank<br />

Kapital<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 6


Konsolidierte Bilanzen<br />

<strong>Bankensystem</strong><br />

Aktiva Passiva<br />

Kredite an<br />

Private<br />

Kredite an den<br />

Staat<br />

Bargeld<br />

Einlagen<br />

Kapital<br />

Geldmenge<br />

Nichtbankensystem<br />

Aktiva Passiva<br />

Bargeld<br />

Einlagen<br />

Sachvermögen<br />

Verschuldung<br />

Kapital<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 7


Konsolidierte Bilanz des <strong>Bankensystem</strong>s im<br />

Euro-Währungsgebiet<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 8


Angebot und Nachfrage nach<br />

Zentralbankgeld<br />

Kreditnachfrage<br />

durch private<br />

Haushalte und<br />

Unternehmen<br />

P<br />

+<br />

P<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 9


Die Nachfrage nach Geld, Reserven und<br />

Zentralbankgeld<br />

d d<br />

Nachfrage nach Bargeld: CU = cM c … Bargeldhaltungskoeffizient<br />

Nachfrage nach Sichtguthaben: D = (1 −c)<br />

M<br />

d d<br />

Beziehung zwischen Sicht<strong>ein</strong>lagen (D) und Reserven (R):<br />

θ … Mindestreservesatz<br />

Nachfrage nach Reserven durch die Geschäftsbanken:<br />

Nachfrage nach Zentralbankgeld:<br />

Dann:<br />

d d d<br />

H = CU + R<br />

( 1 ) ( 1 )<br />

H = cM + θ − c M = ⎡⎣c+ θ −c<br />

⎤⎦M<br />

d d d d<br />

R = θD<br />

( 1 )<br />

R = θ −c<br />

M<br />

d d<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 10


Zentralbankgeld und Geldmenge<br />

in 1000 Mrd. Euro<br />

4.5<br />

4.0<br />

3.5<br />

3.0<br />

2.5<br />

2.0<br />

1.5<br />

1.0<br />

0.5<br />

0.0<br />

Euroraum<br />

99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09<br />

Zentralbankgeld Geldmenge M1<br />

Source: Reuters EcoWin<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 11


Zentralbankgeld und Geldmenge<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

Euroraum<br />

99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09<br />

Geldmenge M1 in Relation zu Zentralbankgeld<br />

Multiplikator:<br />

M 1<br />

m = =<br />

H c + θ − c<br />

( 1 )<br />

Source: Reuters EcoWin<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 12


Markt für Zentralbankgeld<br />

Im Gleichgewicht ist das Angebot an<br />

Zentralbankgeld (H) gleich der Nachfrage nach<br />

Zentralbankgeld (H d ):<br />

Oder anders:<br />

H = H<br />

d<br />

1<br />

H = [ c+ θ(1<br />

− c) ] M = M<br />

m<br />

Spezialfälle: c = 1 und c = 0<br />

θ = 1 (100%ige Reservehaltung)<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 13


Markt für Zentralbankgeld<br />

Gleichgewicht auf dem<br />

Markt für Zentralbankgeld<br />

Der Gleichgewichtszins<br />

spielt sich so <strong>ein</strong>, dass<br />

Nachfrage und Angebot<br />

an Zentralbankgeld<br />

gleich sind.<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 14


Preistheoretisches Modell des Kreditmarkts<br />

Allerdings wird der Kreditmarkt nicht nur<br />

nachfrageseitig determiniert, sondern auch das<br />

Verhalten der Banken muss berücksichtigt werden<br />

(Kreditangebot).<br />

Das preistheoretische Modell des Kreditmarktes<br />

umfasst:<br />

Markt für Geldmenge M1 bzw. für Kredite der Banken an<br />

Nichtbanken<br />

• Geld-/Kreditnachfrage der Nichtbanken<br />

• Geld-/Kreditangebot der Banken<br />

Markt für Geldbasis bzw. für Kredite der EZB an Banken<br />

• Nachfrage der Banken nach Zentralbankgeld<br />

• EZB als monopolistischer Anbieter<br />

Multiplikator als Bindeglied<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 15


Nachfrage der Nichtbanken nach Krediten<br />

Ausgangspunkt:<br />

Geldnachfrage ≡ Kreditnachfrage<br />

Geldnachfrage (traditionell)<br />

Cr D ≡ M D = M D (i c ,Y)<br />

∂M D / ∂i c < 0 (Opportunitätskosten der Geldhaltung)<br />

∂M D / ∂Y > 0 (Transaktionsmotiv)<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 16


Kreditnachfrage (Geldnachfrage der<br />

Nichtbanken) in i c /M Diagramm<br />

(Kreditzins)<br />

i c<br />

M D (i c,Y)<br />

M (≡ Cr)<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 17


Kreditangebot <strong>ein</strong>er individuellen Bank j<br />

Einnahmen aus Kreditgeschäft: i C ⋅Cr j<br />

Kosten für Refinanzierung<br />

Einlagen der Privaten bei der Bank: i D⋅D j<br />

Kredite von der Notenbank: i R⋅Cr j EZB<br />

Mindestreserve R j (die sich aus der Höhe der Einlagen<br />

ergibt) werden mit i R verzinst: i R ⋅R j<br />

Kosten für Kreditausfälle: β⋅(Cr j ) 2 /Y<br />

Wahrsch<strong>ein</strong>lichkeit <strong>ein</strong>es Kreditausfalls (β⋅Cr j /Y) mal Volumen<br />

der vergebenen Kredite (Cr j )<br />

Annahme: Kreditrisiken steigen überproportional zum<br />

Kreditvolumen<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 18


Kreditangebot <strong>ein</strong>er individuellen Bank j<br />

Gewinnfunktion:<br />

Π j = i C ⋅Cr j –i D ⋅D j –i R ⋅(Cr j EZB –Rj ) – β (Cr j ) 2 /Y<br />

Geschäftsbankenbilanz<br />

Cr j + R j = D j + Cr j EZB ⇒ Crj EZB –Rj = Cr j –D j<br />

Gewinnfunktion:<br />

Π j = (i C –i R )⋅Cr j –(i D –i R )⋅D j – β (Cr j ) 2 /Y<br />

Gewinnmaximierung<br />

∂Π j / ∂Cr j =i C –i R –2β Cr j /Y = 0<br />

Optimale Kreditmenge (= Kreditangebot)<br />

Cr j = (i C –i R )Y/ 2β<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 19


Determinanten des Kreditangebots<br />

Zinsmarge<br />

Volks<strong>ein</strong>kommen<br />

Kreditrisiko<br />

⇒ Aggregation über alle Banken ergibt aggregiertes<br />

Kreditangebot:<br />

Cr S = (i C –i R )nY/2β<br />

n … Anzahl der Banken<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 20


Kreditangebot und Kreditnachfrage im i C /M<br />

Diagramm<br />

i c<br />

i c 0<br />

Cr 0 =M 0<br />

Cr s (i c,i R,n,Y,β)<br />

M D (≡ Cr D )<br />

M (≡ Cr)<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 21


Auswirkungen von Änderungen der<br />

Refinanzierungszinsen i R auf den Kreditmarkt<br />

Ursprünglicher Bedarf des <strong>Bankensystem</strong>s an<br />

Zentralbankgeld: H0 = (1/m)⋅Cr0 Wie wirken sich Änderungen von iR auf die Nachfrage<br />

nach H aus?<br />

Anstieg iR verschiebt das Kreditangebot der Banken<br />

nach oben, weil sich die Zinsmarge verringert.<br />

Bei unveränderter Kreditnachfrage erhöhen sich die<br />

Kreditzinsen und die gleichgewichtige Kreditmenge<br />

geht zurück auf Cr1 .<br />

Dadurch sinkt die auch die Nachfrage nach<br />

Zentralbankgeld auf H1 = (1/m)⋅Cr1 AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 22


Auswirkungen von Änderungen der<br />

Refinanzierungszinsen i R auf den Kreditmarkt<br />

i c<br />

i c 0<br />

Cr 0 =M 0<br />

Cr s (i c,i R 0 ,n,Y,β)<br />

M D (≡ Cr D )<br />

M (≡ Cr)<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 23


Höherer Refinanzierungszins verschiebt<br />

Kreditangebot nach links<br />

i c<br />

i 1<br />

c<br />

i 0<br />

c<br />

Cr 1<br />

Cr 0<br />

Cr s (i R 1 )<br />

Cr s (i c,i R 0 ,n,Y,β)<br />

M D (≡ Cr D )<br />

M (≡ Cr)<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 24


Darstellung im Vier-Quadranten-Schema<br />

i R<br />

Zinsstruktur<br />

i R 0<br />

Markt für<br />

Zentralbankgeld<br />

i c<br />

i c 0<br />

H<br />

H 0*<br />

Kreditmarkt<br />

M 0*<br />

Multiplikator<br />

Cr s (i R 0 )<br />

Cr D<br />

M<br />

= M<br />

m H<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 25


Einfluss sinkender Refinanzierungszinsen<br />

der EZB auf den Kreditmarkt<br />

i R<br />

Zinsstruktur<br />

i R 0<br />

Markt für<br />

Zentralbankgeld<br />

i R 1<br />

i c<br />

i c 0<br />

H<br />

H 0*<br />

Kreditmarkt<br />

M 0*<br />

Multiplikator<br />

Cr s (i R 0 )<br />

Cr D<br />

M<br />

= M<br />

m H<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 26


Niedrigere Refinanzierungszinsen erhöhen<br />

Kreditangebot der Banken<br />

i R<br />

Zinsstruktur<br />

i R 0<br />

Markt für<br />

Zentralbankgeld<br />

i R 1<br />

i c<br />

i c 0<br />

i c 1<br />

H<br />

H 0*<br />

Kreditmarkt<br />

M 0*<br />

Multiplikator<br />

Cr s (i R 0 )<br />

Cr D<br />

Cr s (i R 1 )<br />

M<br />

= M<br />

m H<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 27


Ergebnis: Geldbasis ↑, Geld-/Kreditmenge ↑,<br />

Kreditzinsen ↓<br />

i R<br />

Zinsstruktur<br />

i R 0<br />

Markt für<br />

Zentralbankgeld<br />

i R 1<br />

i c<br />

i c 0<br />

i c 1<br />

H<br />

H 0*<br />

H 1*<br />

Kreditmarkt<br />

M 0*<br />

M 1*<br />

Multiplikator<br />

Cr s (i R 0 )<br />

Cr D<br />

Cr s (i R 1 )<br />

M<br />

= M<br />

m H<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 28


Steuerung der Kreditzinsen durch <strong>ein</strong>e<br />

restriktive Geldpolitik der EZB<br />

i R<br />

Zinsstruktur<br />

i R 1<br />

i R 0<br />

Markt für<br />

Zentralbankgeld<br />

i c<br />

i c 0<br />

H<br />

H 0*<br />

Kreditmarkt<br />

M 0*<br />

Multiplikator<br />

Cr s (i R 0 )<br />

Cr D<br />

M<br />

= M<br />

m H<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 29


Steuerung der Kreditzinsen durch <strong>ein</strong>e<br />

restriktive Geldpolitik der EZB<br />

i R<br />

Zinsstruktur<br />

i R 1<br />

i R 0<br />

Markt für<br />

Zentralbankgeld<br />

i c<br />

i c 1<br />

i c 0<br />

H<br />

H 0*<br />

Kreditmarkt<br />

Crs (i 1<br />

R )<br />

M 1*<br />

M 0*<br />

Multiplikator<br />

Cr s (i R 0 )<br />

Cr D<br />

M<br />

= M<br />

m H<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 30


Steuerung der Kreditzinsen durch <strong>ein</strong>e<br />

restriktive Geldpolitik der EZB<br />

i R<br />

Zinsstruktur<br />

i R 0<br />

i c<br />

i c 1<br />

i c 0<br />

H<br />

H 0*<br />

Kreditmarkt<br />

Crs (i 1<br />

R )<br />

M 0*<br />

Multiplikator<br />

Cr s (i R 0 )<br />

Cr D<br />

M<br />

= M<br />

m H<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 31


Fazit<br />

Die EZB kann<br />

• mit ihren Instrumenten den Refinanzierungszins<br />

(i R ) der Banken steuern (direkt oder über den<br />

Geldmarkt) und<br />

• damit auch die Zinsen, die von Banken für Kredite<br />

an Nichtbanken (i C ) gefordert werden<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 32


Evidenz<br />

Prozent<br />

6.0<br />

5.5<br />

5.0<br />

4.5<br />

4.0<br />

3.5<br />

3.0<br />

2.5<br />

2.0<br />

1.5<br />

1.0<br />

0.5<br />

Hauptrefinanzierungssatz<br />

3-Monatsinterbankenzins (Euribor)<br />

Zinsen im Euroraum<br />

Jan Mai Sep Jan Mai Sep Jan Mai Sep Jan Mai Sep Jan Mai Sep Jan Mai Sep Jan Mai Sep<br />

03 04 05 06 07 08 09<br />

Neukredite an erstklassige Unternehmen (> 1 Mio. €, < 1 Jahr Laufzeit)<br />

Neukredite an erstklassige Unternehmen (> 1 Mio. €, > 5 Jahre Laufzeit)<br />

Source: Reuters EcoWin<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 33


Grafische Herleitung des Modells<br />

i R<br />

Zinsstruktur<br />

i R 0<br />

Markt für<br />

Zentralbankgeld<br />

i R 1<br />

i c<br />

H<br />

i c 0<br />

i c 1<br />

H0* H1* Kreditmarkt<br />

M 0*<br />

M 1*<br />

Multiplikator<br />

Cr s (i R 0 )<br />

Cr D<br />

M<br />

Cr s (i R 1 )<br />

= M<br />

m H<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 34


Massiver Einbruch der Kreditnachfrage<br />

(Rezession)<br />

i R<br />

Zinsstruktur<br />

i R 0<br />

Markt für<br />

Zentralbankgeld<br />

i R 1<br />

i c<br />

H<br />

i c 0<br />

i c 1<br />

H0* H1* Kreditmarkt<br />

M 0*<br />

M 1*<br />

Multiplikator<br />

Cr s (i R 0 )<br />

Cr D<br />

M<br />

Cr s (i R 1 )<br />

= M<br />

m H<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 35


EZB kann mit herkömmlicher Zinspolitik das<br />

Kreditvolumen nicht stabilisieren<br />

i R<br />

i R 2 = 0<br />

Zinsstruktur<br />

i R 0<br />

Markt für<br />

Zentralbankgeld<br />

i R 1<br />

i c<br />

H<br />

i c 0<br />

i c 1<br />

H0* H1* Kreditmarkt<br />

M 0*<br />

M 1*<br />

Multiplikator<br />

Cr s (i R 0 )<br />

Cr D<br />

Crs (i 1<br />

R )<br />

Crs (i 2<br />

R )<br />

M<br />

= M<br />

m H<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 36


Außergewöhnliche Maßnahmen: direkte<br />

Kreditvergabe an den Privatsektor<br />

i R<br />

i R 2 = 0<br />

Zinsstruktur<br />

i R 0<br />

Markt für<br />

Zentralbankgeld<br />

i R 1<br />

i c<br />

H<br />

i c 0<br />

i c 1<br />

H0* H1* Kreditmarkt<br />

M 0*<br />

M 1*<br />

Multiplikator<br />

Cr s (i R 0 )<br />

Cr D<br />

Crs (i 1<br />

R )<br />

Crs (i 2<br />

R )<br />

Cr s (i R 2 ) + CrEZB/Private<br />

M<br />

= M<br />

m H<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 37


Außergewöhnliche Maßnahmen<br />

nur begrenzte direkte Kreditvergabe der EZB an den<br />

Privatsektor<br />

Ausweitung der Sicherheiten<br />

Ankauf gedeckter Schuldverschreibungen<br />

EZB versuchte vielmehr langfristiger Bankkredite<br />

durch langfristige Refinanzierungsmöglichkeit zu<br />

verbilligen<br />

im preistheoretischen Modell des Kreditmarkts werden nur<br />

Kredite mit <strong>ein</strong>er Laufzeit von <strong>ein</strong>er Periode vergeben<br />

diese Periode entspricht dem Zeitraum, über den sich die<br />

Banken bei der EZB refinanzieren (also kurzfristig, 1 Woche<br />

bis 3 Monate)<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 38


Außergewöhnliche Maßnahmen<br />

Viele Kredite haben aber in der Regel <strong>ein</strong>e wesentlich<br />

längere Laufzeit.<br />

Modifikation des Modells<br />

Banken maximieren nicht den Periodengewinn, sondern den<br />

abdiskontierte Summe aller in der Zukunft erwarteten<br />

Gewinne.<br />

Unter der Annahme, dass Banken ihre langfristigen Kredite<br />

mit kurzfristigen Geldmarktausleihungen bzw.<br />

Notenbankkrediten refinanzieren, hängt das Kreditangebot<br />

jetzt von den zukünftigen kurzfristigen Geldmarktzinsen ab,<br />

die von Banken über die gesamte Laufzeit des Kredites<br />

erwartet werden.<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 39


Außergewöhnliche Maßnahmen<br />

Dies erklärt die anderen außergewöhnlichen<br />

Maßnahmen der EZB<br />

LTROs mit 12-monatiger Laufzeit und unbegrenzter Zuteilung<br />

Durch die Senkung der Risikoprämien und die<br />

langfristige Ausleihe von Zentralbankgeld zu <strong>ein</strong>em<br />

Zins von 1% sollte das Kreditangebot stimuliert<br />

werden, um <strong>ein</strong>e Verschärfung der Rezession<br />

abzuwenden.<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 40

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