Wir entscheiden was, und wie und wann - Freinet-Kooperative eV
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„Das war <strong>wie</strong> ein Traum, als ich auf diese Schule gekommen bin.“<br />
Ronja, 16 Jahre<br />
<strong>Wir</strong> <strong>entscheiden</strong> <strong>was</strong> <strong>und</strong> <strong>wie</strong> <strong>und</strong> <strong>wann</strong><br />
<strong>Freinet</strong>-Pädagogik <strong>und</strong> systemisches<br />
Denken an der PrinzHöfte-Schule<br />
Filmvorführung am 18.10.07, 19.00 Uhr<br />
im Rahmen der Filmreihe „Heimspiel“ im Lichtspielhaus Schauburg,<br />
Bremen<br />
An der PrinzHöfte-Schule in Bassum/Niedersachsen lernen die Kinder selbstorganisiert <strong>und</strong><br />
in ihrem eigenen Tempo:<br />
Ohne Notendruck <strong>und</strong> ohne festen Lehrplan erreichen sie nicht nur überdurchschnittlich gute<br />
Abschlüsse <strong>und</strong> Ergebnisse, sondern identifizieren sich voll <strong>und</strong> ganz mit ihrer Schule <strong>und</strong><br />
erleben sich als aktive Gestalter ihrer Lernprozesse <strong>und</strong> -umgebung.<br />
Als pädagogische Gr<strong>und</strong>lage dient die Verbindung von systemischer Theorie <strong>und</strong> der seit<br />
den 1920’er Jahren bewährten <strong>Freinet</strong>-Pädagogik. SchülerInnen <strong>und</strong> PädagogInnen der<br />
Schule zeigen am Beispiel ihres Schulalltages eine radikale <strong>und</strong> zukunftweisende Art des<br />
menschengerechten Lernens.<br />
Dieser Film vermittelt einen einfühlsamen Einblick in den Schulalltag <strong>und</strong> zeigt anhand vieler<br />
praktischer Beispiele die erfolgreiche Umsetzung des Konzeptes, weist aber auch auf<br />
Sch<strong>wie</strong>rigkeiten <strong>und</strong> Lösungsansätze in selbstgesteuerten Lernprozessen hin.<br />
Unter Anderem werden folgende Themen behandelt:<br />
- Voraussetzungen selbstorganisierten <strong>und</strong> selbstbestimmten Lernens<br />
- Lernen voneinander <strong>und</strong> jahrgangsübergreifend<br />
- Lernen für das Leben – Schule als Lebensumfeld<br />
- Die Rolle der PädagogInnen: Wegbegleitung statt bloßer Wissensvermittlung<br />
- Empathie als Gr<strong>und</strong>lage erfolgreicher Lernprozesse<br />
- Neue Ansätze: Qualität statt Produkt; Information gibt es nicht<br />
Ein zugleich bewegender <strong>wie</strong> provokanter Film, der herkömmliches Lernen gründlich auf den<br />
Kopf stellt <strong>und</strong> vielfältige Anregungen zur Umsetzung innovativer Lernprozesse liefert.<br />
Die Herstellung des Films wurde durch die <strong>Freinet</strong>-<strong>Kooperative</strong> e.V. gefördert.<br />
Im Anschluss an die Vorführung gibt es eine ExpertInnen-R<strong>und</strong>e zum Thema:<br />
„Schulreform selbst in die Hand nehmen!“<br />
Dabei sein werden:<br />
Johannes Beck, Gabi Langel-Carossa (Gr<strong>und</strong>schulreferentin, Senat für Bildung <strong>und</strong><br />
Wissenschaft), Barbara Daiber (wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Bremen,<br />
Fachbereich 12, Projektkoordinatorin des PiK-Projektes (Profi im Kindergarten)),<br />
LandesschülerInnenrat angefragt, Landeselternrat angefragt, GEW angefragt, Kerstin<br />
Friedrich (Vorsitzende des Trägervereins der PrinzHöfte-Schule Bassum), Lutz Wendeler<br />
(ehemaliger didaktischer Leiter der PrinzHöfte-Schule Bassum), Moderation: Gisela Tamm<br />
(Vorsitzende der <strong>Freinet</strong>-<strong>Kooperative</strong> e.V.)
taz Nord vom 9.9.2006<br />
"Ich wollte keinen Reparaturbetrieb führen"<br />
Der langjährige Leiter der freien Schule, Lutz Wendeler, unterrichtet seit diesem Jahr<br />
<strong>wie</strong>der an einer staatlichen Gesamtschule - nach Prinzhöfte-Prinzipien. Im Interview<br />
erzählt er, <strong>was</strong> er falsch gemacht hat. Und <strong>was</strong> richtig<br />
taz: Herr Wendeler, die Kinder, die Sie neuerdings unterrichten, haben vier Jahre getan, <strong>was</strong><br />
die Lehrerin ihnen sagt. Jetzt sollen sie plötzlich selbst über ihren Unterricht <strong>entscheiden</strong>.<br />
Geht das gut?<br />
Lutz Wendeler: Die ersten zwei, drei Jahre werden harte Arbeit. Man darf Kinder auch nicht<br />
ins kalte Wasser werfen <strong>und</strong> sie alleine lassen nach dem Motto "jetzt macht mal". Das haben<br />
wir in Prinzhöfte auch nicht getan. Am Anfang ist man erst einmal der Chef <strong>und</strong> dann lässt<br />
man die Zügel langsam locker - wobei man als Lehrer immer die Autorität in der Gruppe<br />
bleiben muss, sonst geht es drunter <strong>und</strong> drüber. Aber die Kinder sollen selbst <strong>entscheiden</strong>, <strong>wie</strong><br />
sie lernen wollen.<br />
Und das klappt immer?<br />
Nein. Es gibt Kinder, die aufgr<strong>und</strong> ihrer Erziehung oder <strong>was</strong> auch immer einfach wissen<br />
wollen, <strong>was</strong> sie tun sollen. Die haben nicht zu uns gepasst.<br />
Haben Sie Fehler gemacht?<br />
Ich würde sagen, dass wir die großen Dinge richtig gemacht haben, also <strong>was</strong> Selbständigkeit<br />
angeht, Teamarbeit, Selbstorganisation. Die Schüler <strong>und</strong> Schülerinnen sind inhaltlich <strong>und</strong><br />
methodisch fit.<br />
Keine Selbstkritik?<br />
Doch. Ich habe anfangs gedacht, eine Schule <strong>wie</strong> Prinzhöfte kann beliebig viele sch<strong>wie</strong>rige<br />
Kinder integrieren, nach dem Motto "schickt die mal alle zu uns, wir kriegen die schon <strong>wie</strong>der<br />
hin". Das war überheblich. Jetzt weiß ich, dass eine Gruppe von 20 Kindern drei oder vier<br />
solcher Schüler verträgt, die sich nicht an Regeln halten. Wenn es mehr sind, dann fliegt<br />
Ihnen die Gruppe auseinander.<br />
Außerdem habe ich unterschätzt, dass sich manche Defizite im Lernen später nicht mehr von<br />
selbst geben, sondern dass man wirklich in der sensiblen Phase, also bei Gr<strong>und</strong>schulkindern,<br />
darauf achten muss, ob sie etwa gravierende Rechtschreibsch<strong>wie</strong>rigkeiten haben.<br />
Es gibt Prinzhöfte zugetane Menschen, die sagen, die Kinder können nicht rechnen <strong>und</strong><br />
schreiben <strong>und</strong> niemand bringt es ihnen bei.<br />
Das kann ich mir eigentlich nicht vorstellen, vor allem, dass die Lehrkräfte nicht in der Lage<br />
wären, ihnen zu helfen.
Ist es in Ordnung, wenn Viertklässler nicht lesen, schreiben, rechnen können?<br />
Nein, das ist nicht in Ordnung, die Gr<strong>und</strong>lagen müssen da sein. Wobei es auch Kinder gab,<br />
die von der Regelschule zu uns kamen <strong>und</strong> erschreckend wenig konnten. Ich würde aber<br />
mittlerweile tatsächlich sagen, dass zum Beispiel Rechnen nicht so wichtig ist -<br />
das kann später der Taschenrechner übernehmen. Entscheidend ist, dass Kinder ein<br />
mathematisches Verständnis entwickeln, also Muster <strong>und</strong> Strukturen erkennen können.<br />
Dennoch wechseln viele aufs Gymnasium, weil die Kinder oder ihre Eltern glauben, dort<br />
mehr lernen zu können.<br />
Ich hoffe, dass wir mit unseren exzellenten Prüfungsergebnissen das Gegenteil be<strong>wie</strong>sen<br />
haben. Es hat mich immer wahnsinnig frustriert, wenn die gegangen sind. Ich wollte die<br />
Kinder nicht fit machen fürs Gymnasium, als Reparaturbetrieb.<br />
Was ist daran verkehrt?<br />
Ich bin Gesamtschullehrer, ich halte es für falsch, wenn man Eliten zusammenfasst <strong>und</strong> die<br />
unter sich bleiben.<br />
Haben Sie Angst, dass Sie den Nachwuchs für McKinsey <strong>und</strong> Co. ausbilden - <strong>wie</strong> an<br />
anderen Alternativschulen geschehen?<br />
Ja, habe ich, aber ich kann es nicht verhindern. Ich halte nichts von Ideologien <strong>und</strong> muss<br />
daher damit leben, wenn die nicht die Welt retten, sondern Geld verdienen wollen.<br />
INTERVIEW: EIKEN BRUHN<br />
<strong>Wir</strong> danken der AutorIn <strong>und</strong> der taz nord für die Abdruckgenehmigung<br />
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<strong>Wir</strong> <strong>entscheiden</strong> <strong>was</strong>, <strong>und</strong> <strong>wie</strong> <strong>und</strong> <strong>wann</strong><br />
<strong>Freinet</strong>-Pädagogik <strong>und</strong> systemisches Denken an der PrinzHöfte-Schule<br />
Eine Rückmeldung zum Film<br />
Der PrinzHöfte-Film ist ein stimmungsvoller Einblick in das Leben <strong>und</strong><br />
die Arbeit an der Freien Schule PrinzHöfte. Liebevoll aus dem<br />
schulischen Alltag zusammengestellt, beschreibt er Höhepunkte <strong>und</strong><br />
Kerngedanken freinetpädagogischer <strong>und</strong> systemischer Pädagogik. Positiv<br />
ist, dass die Kinder zu Wort kommen <strong>und</strong> ihre Schule in ihren eigenen<br />
Worten beschreiben. Ein wenig zu kurz gekommen sind mir die Durstrecken,<br />
die sowohl LehrerInnen, als auch SchülerInnen <strong>und</strong> Eltern hinter sich bringen<br />
um das zu ermöglichen, <strong>was</strong> auf der Leinwand in w<strong>und</strong>erschönen Bildern zu<br />
sehen ist. Einzig der Kommentar von Lutz Wendeler der "Schmutzigen<br />
Arbeit" deutet an, dass auch mal garnichts funktioniert <strong>und</strong> man als Lehrer oder Lehrerin das<br />
Gefühl hat, keinen Erfolg zu sehen.<br />
Alles in allem ein sehr sehenswerter Film.<br />
Kai-Uwe Steindorff<br />
Krimpstein@t-online.de<br />
<strong>Wir</strong> <strong>entscheiden</strong> <strong>was</strong>, <strong>und</strong> <strong>wie</strong> <strong>und</strong> <strong>wann</strong><br />
Liebe Schulinteressierte an einer Freien Schule im Landkreis Verden.<br />
Zweimal ist der Film über die PrinzHöfte-Schule in Bassum nun im Landkreis gelaufen, in<br />
Achim <strong>und</strong> in Verden. Neben etlichen neuen InteressentInnen für unser Schulprojekt gab es<br />
viele interessante Fragen. Einige konnten wir beantworten, einige blieben offen.<br />
Die erste öffentliche Vorführung des PrinzHöftefilms verlief in Achim im eher kleinen Kreis.<br />
W<strong>und</strong>erschöne Klaviermusik eröffnete den Abend. Nicht geplant, aber eine schöne<br />
Einstimmung auf den Film. Neben gr<strong>und</strong>sätzlichen Fragen zur <strong>Freinet</strong>pädagogik (schaut doch<br />
mal unter www.freinet-kooperative.de) <strong>was</strong> tut man, wenn ein Kind nicht lernen will…gab es<br />
ein reges Interessen an einer freien Schule in der Region. Es gab viele Nachfragen, zu einer<br />
Sek<strong>und</strong>arstufe 1 (5.-10. Klasse). Damit verb<strong>und</strong>en die Frage, ob man eine Schule mit<br />
Gr<strong>und</strong>schule <strong>und</strong> Sek<strong>und</strong>arstufe 1 zusammen gründen kann. Da hat es einige Vorarbeit der<br />
PrinzHöfter gegeben. Doch bleibt die Frage, ob man mit 12 oder dann 24 Kindern beginnen<br />
muss.<br />
Auch gab es den Einwand, dass eine nach bestehendem Konzept gegründete Schule nicht<br />
unbedingt genehmigt werden muss. Die freie Schule Oldenburg hat da wohl schlechte<br />
Erfahrungen gemacht. Da müssste man nochmals nachfragen.<br />
Die zweite Vorführung des Films fand in Verden statt. Reißenden Absatz fanden die<br />
Schulkonzepte der PrinzHöfte-Schule, die alle weggingen. Neben gemischtem Publikum<br />
Lehrer, Erzieher <strong>und</strong> interessierten Eltern, waren auch zwei ehemalige Lehrerinnen aus<br />
PrinzHöfte dabei. Das hat den Abend sehr anregend gemacht, da sie auch auf konkrete Fragen<br />
nach der Praxis antworten konnten. Z. B. Was sind Probleme bei der praktischen Umsetzung<br />
des PrinzHöfter Konzepts? Es sind z. B. die Eltern, die ungeduldig werden, wenn das Kind<br />
die dritte Woche hintereinander nur mit Lego gespielt hat (oder war es noch länger?).<br />
Dahinter steht natürlich die Frage, <strong>wann</strong> lernen die Kinder eigentlich et<strong>was</strong> „Richtiges“.
Nach <strong>Freinet</strong> tun sie das erst, wenn sie Wissensdurst haben. ( Es hat keinen Sinn ein Pferd<br />
tränken zu wollen, das keinen Durst hat. Und der Durst kommt von allein. Das ist ein<br />
Naturprozess!) Und beim Legobauen lernt man auch eine Menge!<br />
Auch die Frage nach dem Übergang in andere Schulformen war ein Thema. Kinder haben<br />
gelernt zu lernen, das hilft ihnen auch in der Regelschule. Doch ein Übergang in ein anderes<br />
Schulsystem ist auch sch<strong>wie</strong>rig, wenn Kinder gelernt haben, Bedürfnisse, <strong>was</strong> Lernen angeht<br />
zu formulieren. Vielleicht ecken sie das ein- oder andere Mal an.<br />
Außerdem gaben die PrinzHöfteerfahrenen den Rat, aus ökologischen Gründen die Schule<br />
möglichst an öffentliche Verkehrsmittel anzubinden. Somit würden die vielen<br />
Fahrgemeinschaften entfallen, die Eltern in PrinzHöfte (erster Schulstandort auf dem Dorfe)<br />
<strong>und</strong> Bassum (Kleinstadt), bilden mussten.<br />
Auch gibt es neben dem Verein andere sinnvolle Organisationsformen für eine Schule, die<br />
einige Sch<strong>wie</strong>rigkeiten beim Betrieb besser abfedern lassen. Dazu ist ein Gespräch mit<br />
Exlehrern <strong>und</strong> Eltern der PrinzHöfte-Schule sinnvoll.<br />
Bei beiden Treffen war die Frage der Finanzen wichtig. Was kostet die Schule? Was die<br />
Bassumer Schule kostet lässt sich unter www.prinzhoefte-schule.de nachlesen. Das soll nicht<br />
abschrecken, denn es kommt darauf an, welche Sponsoren wir finden <strong>und</strong> welche Kosten für<br />
zukünftige Schulräume auf uns zukommen.<br />
Gerade habe ich die Adresse einer Stiftung für soziale Bewegungen gef<strong>und</strong>en, die den Zielen<br />
einer sozial <strong>und</strong> ökologisch orientierten Schule entsprechen <strong>und</strong> ihren Sitz in Verden hat.<br />
Vielleicht wusstet ihr das alle schon; ansonsten schaut unter www. Bewegungsstiftung.de<br />
nach.<br />
Es gibt auch schon einen Entwurf für einen Infoflyer: Fliegende Sonnenblumensamen auf<br />
grünem Gr<strong>und</strong>.<br />
Ab Oktober 2007 soll immer am ersten Freitag im Monat um 20 Uhr in der Naturheilpraxis<br />
von Birte Hinz in Achim ein Treffen sein, um an einem Fahrplan bis zur geplanten<br />
Schuleröffnung im Sommer 2008 zu arbeiten.<br />
Eine weitere interessante Adresse: www.freie-alternativschulen.de<br />
Im Namen der Schulgründungsinitiative<br />
Kai-Uwe Steindorff: Krimpstein@t-online.de<br />
P.S. Die Schulgründungsinitiative ist am 30.09.auch auf dem<br />
Tag der Regionen mit Hoffest<br />
Auf der Hofstelle 11<br />
In Hagen Grinden<br />
27299 Langwedel vertreten.<br />
Weiterhin regionales <strong>Wir</strong>tschaften, fairer Handel, bürgerliches Engagement u.v.m<br />
Infos meyart@freenet.de