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Das Interview - Vorpommersche Landesbühne GmbH

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Theodor Holman<br />

<strong>Das</strong> IntervIew<br />

Basierend auf dem Film von Theo van Gogh<br />

Ins Deutsche übersetzt von Stephan Lack<br />

Katja - Juliane Botsch<br />

Pierre - Martin Schneider<br />

Regie: Claudia Nowotny<br />

Ausstattung: Gesine Ullmann<br />

Inspizientin/Regieassistentin/Souffleuse: Antje Möller<br />

Aufführungsrechte: Thomas Sesslerverlag, Wien<br />

Technischer Leiter: Hans-Jürgen Engel; Leitung Kostüm & Maske:<br />

Nathalie Fiedermann-Säwert; Maske: Silke Schnack, Janine Richert,<br />

Frauke Schmellentin; Requisite: Bernd-Rüdiger Walther; Lichttechnik:<br />

Karsten Berlin (Ltg.), Rayk Henning, Christian Fuhrer, Reinhard Jürß;<br />

Tontechnik: Bernhard Flesch (Ltg.), Rayk Henning, Ilian Georgiev, Sebastian<br />

Haff; Bühnentechnik: Wolfgang Klabuhn, Steffen Grüger, Ray<br />

Neumann; Auszubildende: Reno Krause, David Behnke, Jan Lehmann,<br />

Martin Bommhardt; Werkstattleiter und Schlosserei: André Lenz; Ausstattungsleitung:<br />

Jutta Dieckmann; Malsaal: Cathleen Dieckmann (Ltg.),<br />

Nicole Ihlenfeld; Tischlerei: Frank Schröder, Enrico Uek, Steffen Meyer,<br />

Auszubildende: Claudia Stoldt; Schneiderei: Waltraud Schultz (Ltg.),<br />

Ute Erstling, Sybille Kolpacki, Margitta Schurtz; Öffentlichkeitsarbeit &<br />

Werbung: Torin Mikkelsen (Ltg.), Petra Kruse, Bettina Taufmann, René<br />

Lembke, Bernd Schwonke, Daniel Warner; Kartenservice: Renate Lexow,<br />

Sigrid Schulz<br />

Satz & Layout: René Lembke; Titel: Gesine Ullmann; Redaktion: Piet Oltmanns<br />

Der 1957 in Den Haag geborene Filmemacher,<br />

Publizist und Satiriker Theo van<br />

GoGh erlangte in Deutschland traurige<br />

Berühmtheit durch die Tatsache, dass er im<br />

November 2004 von einem islamistischen<br />

Fanatiker auf offener Straße ermordet<br />

wurde. Die ausgesprochen abscheuliche<br />

Bluttat, ausgeführt mit Pistole und zwei<br />

Messern, steht wohl in Zusammenhang<br />

mit van Goghs letztem Film, den er mit der<br />

somalischstämmigen Abgeordneten Ayaan Hirsi Ali zusammen gemacht hatte (“Submission”),<br />

und in dem misshandelte moslemische Frauen zu Wort kommen. <strong>Das</strong><br />

mehrseitige Bekennerschreiben, dass der Mörder hinterließ, war als “Offener Brief<br />

an Hirsi Ali” betitelt. Van Gogh, ein Urenkel des Bruders von Vincent van Gogh, hatte<br />

sich den gegen ihn gerichteten Hass hart erarbeitet. Er polemisierte gegen jede Art<br />

von Religionsgemeinschaft, war sich auch für antisemitische Ausfälle nicht zu schade<br />

und bezeichnete moslemische Männer in seinem Kolumnen gern als “Ziegenficker”.<br />

Den Islam hielt er für eine Bedrohung der zivilisierten westlichen Welt. Aus den Aussagen<br />

von Freunden und Kollegen, die ihn als sensiblen und freundlichen Menschen<br />

schildern, der außerordentlich gut zuhören konnte und am Filmset ein besonders<br />

einfühlsamer Regisseur war, darf man wohl schließen, dass van Gogh die Rolle des<br />

ruppigen Provokateurs gezielt gewählt und gespielt hat.<br />

Für den Drehbuchautor und Publizisten<br />

Theodor holman war Theo van<br />

Gogh ein Bruder im Geiste. Zusammen<br />

realisierten sie “Wie ich meine Mutter ermordete”<br />

(1996), <strong>Interview</strong> (2003), “Cool”<br />

(2004) und “Medea” (2004). Nach van<br />

Goghs Ermordung schilderte Holman in<br />

einem Radiobeitrag, er habe sich wie amputiert<br />

gefühlt.<br />

vOrPOMMersCHe LanDesBÜHne anKLaM<br />

62. spielzeit, Intendant: Dr. wolfgang Bordel<br />

Premiere am 9. april 2011 in der Barther Boddenbühne<br />

www.vlb-anklam.de<br />

VORPOMMERSCHE LANDESBÜHNE<br />

Schauspiel nach dem Filmdrama von Theo van Gogh<br />

A N K L A M Z I N N O W I T Z B A R T H


die reGierunG TriTT zurück Bosnien,<br />

die niederlande und die WahrheiT<br />

<strong>Das</strong> Massaker von Srebrenica im Juli 1995 gilt als des schwerste Kriegsverbrechen in<br />

Europa seit dem Ende des 2. Weltkriegs. Auf Befehl des Präsidenten der Serbischen<br />

Republik Radovan Karadžić marschierten bosnisch-serbische Truppen unter Ratko<br />

Mladić in die UN-Schutzzone Srebrenica ein und eroberten die Stadt. Tausende muslimischer<br />

Bosniaken flüchteten darauf in das nahegelegene Potočari, dem Hauptquartier<br />

der niederländischen Blauhelme, um dort vor Verfolgung Schutz zu suchen. Die<br />

niederländischen Truppen verfügten aber über zuwenig militärische Mittel, bekamen<br />

keine Luftunterstützung, waren nicht mit dem richtigen Mandat ausgestattet und<br />

hatten offenbar auch keinen richtigen Überblick über die Vorgänge. So konnten die<br />

bosnisch-serbischen Truppen und Paramilitärs quasi unter den Augen der Blauhelme<br />

die Bosniaken mit Bussen und Transportern abtransportieren. Den Niederländern<br />

wurde eine Begleitung dieser Transporte mit Waffengewalt verweigert. In den folgenden<br />

Tagen selektierten die bosnisch-serbischen Truppen tausende "wehrfähige"<br />

Männer und Jungen aus der Menge der moslemischen Bosniaken und exekutierten<br />

sie. Die Opfer wurden in Massengräbern verscharrt, die aber bald wieder geöffnet<br />

wurden und an vielen verschiedenen Orten wieder vergraben, um das Ausmaß der<br />

Morde zu verschleiern. So gibt es bis heute keine endgültigen Opferzahlen. Die<br />

Überreste von zirka 8000 Opfern wurden seit Ende des Bosnienkrieges exhumiert.<br />

Etwa 6200 Leichen konnten bislang namentlich zugeordnet werden. Allerdings ist<br />

die Tatsache, dass sich die westliche Politik und Publizistik auf die Serben als Allein-<br />

bzw Hauptschuldige am Jugoslawienkrieg festgelegt hat, der Wahrheitsfindung nicht<br />

unbedingt dienlich.<br />

In den Niederlanden wurde das Massaker von Srebrenica zum Trauma eines militärischen<br />

Engagements im Ausland.<br />

[...] Wäre es nach den Plänen der Regierung gegangen, hätte man [...] das Thema<br />

Srebrenica tatsächlich zu den Akten gelegt. <strong>Das</strong> Bild vom kleinen tapferen Königreich<br />

der Niederlande hatte ein paar Schrammen abbekommen; der "ehrenvolle Auftrag"<br />

zur Verteidigung der Enklave hatte sich nicht nur, wie vorausgesehen, als schwierig,<br />

sondern als "nicht machbar" erwiesen. Aber schließlich waren "unsere Jungs" alle<br />

bis auf einen heil zurückgekommen. Man hatte unter den gegebenen Umständen<br />

das Mögliche getan.<br />

Als das Verleugnen schwieriger wurde, verwies das Kabinett von Ministerpräsident<br />

Wim Kok die "Frage Srebrenica" 1996 zur weiteren wissenschaftlichen Untersuchung<br />

an das Reichsinstitut für Kriegsdokumentation. Dessen Leiter, der Historiker Hans<br />

Blom, und acht Mitarbeiter forschten sechs Jahre lang, sammelten und ordneten<br />

Tatsachenberichte. Blom wollte die Ereignisse vom Juli 1995 nicht im Kontext der<br />

Massenmorde verstehen. <strong>Das</strong>, so urteilt der Historiker, wäre eine falsche, weil<br />

"anachronistische Perspektive", da die niederländischen Soldaten während ihres<br />

Einsatzes nichts von dem Massaker hätten wissen können.<br />

<strong>Das</strong>s (der damalige Kommandant Thomas) Karremans und seine Männer an der<br />

"Abführung" der Bevölkerung mitarbeiteten, heißt es im 3.394 Seiten starken Report<br />

des Instituts, sei eine Entscheidung, die man billigen könne. Aber hätten die<br />

Blauhelme nicht eingreifen müssen, als bei der "Abführung" der 35.000 Flüchtlinge<br />

vom Lager der Niederländer an die 2.000 bosnische Männer von Mladić und seiner<br />

Truppe selektiert wurden? Gibt es nicht Filme, die zeigen, dass sie wussten, was den<br />

Selektierten und Abgeführten drohte? Nein, heißt es auf Seite 2.697 des Reports:<br />

"So wie für viele außerhalb der Enklave war die Möglichkeit eines groß angelegten<br />

Massenmordes auch für die Dutchbatter buchstäblich unvorstellbar." Nach dem Erscheinen<br />

des Reports im April 2002 traten Ministerpräsident Kok und seine Regierung<br />

zurück. Sie akzeptierten eine "Mitverantwortlichkeit – aber keinesfalls eine<br />

Schuld". (Elisabeth Wehrmann, ZEIT 28/05 vom 7.7.2005)<br />

silikon - säGemehl - alBTraum<br />

“Allerbester Chirurg - Strasberg wartet darauf, mich aufzuschneiden, was mir nichts<br />

ausmacht. [...] Strasberg schneidet mich auf, nachdem Dr. H. Weiter anästhesiert,<br />

und versucht mich auf medizinische Art zu trösten - alles im Raum ist weiß, so dass<br />

ich niemanden sehe nur weiße Gegenstände - sie schneiden mich auf [...] und da ist<br />

nichts - Strasberg ist tief enttäuscht mehr noch - fachlich verblüfft dass er sich so hat<br />

irren können. Er hatte so viel erwartet - mehr als er sich je hätte träumen lassen bei<br />

jemand, doch nun war das absolut gar nichts - bar jedes menschlichen Lebensgefühls<br />

- das einzige was zum Vorschein kam, war Sägemehl - wie bei einer Raggedy-Ann-<br />

Puppe - und das Mehl rieselt überall auf den Boden & Tisch und Dr. H wundert sich,<br />

weil sie plötzlich begreift, hier liegt ein neues Beispiel von Eleve. Der Patient, der<br />

einzig aus Leere besteht. Strabergs Träume & Hoffnungen für das Theater dahin.”<br />

(Erinnerungsnotiz von Marilyn Monroe aus dem Jahr 1955. Strasberg ist der berühmte<br />

Schauspiellehrer, dessen Actors-Studio sie besuchte. “Dr. H” steht für ihre<br />

Analytikerin. “Raggedy-Ann” ist eine Kinderbuch-Figur, eine Puppe, die lebendig<br />

wird, wenn kein Mensch dabei ist. Zit.n. Marilyn Monroe: Tapfer Lieben. S. Fischer<br />

Verlag, Frankfurt 2010. Orthografie und Interpunktion nach dem Original)<br />

Die Figur der Katja hat ihr reales Vorbild in der Schauspielerin Katja Schuurmann,<br />

die tatsächlich in den Niederlanden sehr bekannt ist. Sie spielte über 4 Jahre die Rolle<br />

der Jessica Harmsen in der niederländischen Version der Seifenoper "Gute Zeiten<br />

schlechte Zeiten". In van Goghs Film "<strong>Interview</strong>" spielte sie sich selbst und stellte<br />

ihre Wohnung als Drehort zur Verfügung.<br />

kaTja -— Juliane Botsch - spielt seit ihrer Kindheit<br />

Theater, u.a. im Amateurtheater Köpenick. Aber an<br />

die Zinnowitzer Theaterakademie kam sie, weil ihre<br />

Mutter sie dort (heimlich) zum Vorsprechen angemeldet<br />

hatte. Wurde angenommen, fing Feuer und blieb.<br />

Seit 2010 leitet sie gemeinsam mit Martin Schneider<br />

die Barther Boddenbühne, wo sie auch inszeniert<br />

(8 Frauen, Titania und Oberon, Bettgeflüster). “<strong>Das</strong><br />

<strong>Interview</strong>” spricht besonders ihr Interesse an diffizilem psychologischem Spiel an.<br />

Pierre -— Martin Schneider - spielte früher in<br />

Dresden in Schultheatergruppen und am Theater<br />

der jungen Generation, wo er es über Stationen<br />

im Jugendclub bis zu kleinen Rollen bei den Profis<br />

brachte. Machte dann aber doch lieber eine richtige<br />

Schauspielausbildung an der Theaterakademie in<br />

Zinnowitz. Gehört seit 2010 ebenfalls zur Leitung des<br />

Barther Theaters, an dem ihm seine frühen Regieerfahrungen<br />

im Amateur- und Schultheater sehr zupasskommen. Am “Pierre” reizt<br />

ihn u.a., dass er hier einen wesentlichen älteren und “reiferen” Charakter erspielen<br />

kann.<br />

reGie — Claudia Nowottny arbeitete lange Zeit am<br />

Theater Bautzen, über Stationen in Ungarn (Deutsche<br />

Bühne Ungarn in Szekszárd/Seksard), Schleswig-Holstein<br />

(Landestheater Schleswig-Holstein) kam sie als<br />

Schauspieldirektorin nach Plauen-Zwickau. Seit 2005<br />

dehnte sie ihr Betätigungsfeld als freie Regisseurin<br />

auf ganz Deutschland aus. An der <strong>Landesbühne</strong> zeichnete<br />

sie bislang für die Inszenierungen “<strong>Das</strong> tapfere<br />

Schneiderlein” und “Obszöne Fabeln” verantwortlich, für die ebenfalls Gesine Ullmann<br />

Bühne und Kostüme gestaltete.<br />

Bühne/kosTüm — Gesine Ullman studierte<br />

Bühnen- und Kostümbild an der Hochschule für bildende<br />

Künste Dresden. Ein Stipendium des japanischen<br />

Kultusministeriums führte sie 1998 an die Universität<br />

Osaka. Gesine Ullmann arbeitet als Kostümbildnerin<br />

für Theater in Deutschland, Frankreich und den USA.<br />

An der <strong>Landesbühne</strong> zuletzt “Koala Joe”, “<strong>Das</strong> tapfere<br />

Schneiderlein” und “Obszöne Fabeln”.

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