24.10.2013 Aufrufe

Betriebsreportage Hobbensiefken

Betriebsreportage Hobbensiefken

Betriebsreportage Hobbensiefken

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

6 FLECKVIEH X HOLSTEIN<br />

Bitte immer nur eine Kuh auf die Waage!<br />

Theo Vermöhlen, Fleckvieh-Nord<br />

In Westerstede-Ammerland, in der Nähe der Stadt Oldenburg / Niedersachsen liegt der Betrieb von Friedo<br />

und Elke <strong>Hobbensiefken</strong>. Dem einen oder anderen ist der Hof sicherlich schon vom Fleckvieh-Workshop im<br />

letzten Herbst oder von Betriebsbesuchen bekannt.<br />

Für Familie <strong>Hobbensiefken</strong> sind familienfreundliche<br />

Arbeitszeiten und<br />

Zeit für soziales Engagement sehr<br />

wichtig. Außerdem ist es das erklärte<br />

Ziel des Betriebsleiterehepaares,<br />

mit der Milchproduktion<br />

Geld zu verdienen, auch in schwierigen<br />

Zeiten. Deshalb müssen Kühe<br />

und die technische Ausstattung<br />

des Betriebes an diese Vorgaben<br />

angepasst werden.<br />

Im Jahr 2002 entschloss sich das<br />

Betriebsleiterehepaar mit der Verdrängungskreuzung<br />

mit Fleckvieh<br />

in ihrer Holstein-Herde zu beginnen.<br />

Mittlerweile sind nur noch 20<br />

HF-Kühe in der Herde, die restlichen<br />

110 Kühe sind Kreuzungen<br />

(F1, F2). Zur Besamung werden<br />

hauptsächlich die Fleckviehbullen<br />

Friedo und Elke <strong>Hobbensiefken</strong> mit ihren Fleckvieh-Kreuzungskühen<br />

Milchleistung auf dem Betrieb <strong>Hobbensiefken</strong>:<br />

Jahr Anzahl Kühe Milch Fett Eiweiß<br />

2007 127 9.090 4,08 3,44<br />

2008 133 9.283 4,17 3,39<br />

2009 130 9.684 4,06 3,44<br />

Enrico, Engadin, Marmara, Don Juan,<br />

Ilion und Rustico eingesetzt.<br />

Um die Arbeitsspitzen zu entschärfen<br />

wurden zwei Melkroboter der<br />

Firma Lely angeschafft. Ein normaler<br />

Arbeitstag beginnt seitdem bei<br />

Familie <strong>Hobbensiefken</strong> um 6.30<br />

Uhr und endet um 17.30 Uhr, unterbrochen<br />

von einer zweistündigen<br />

Mittagspause. Alle 14 Tage ist dank<br />

Lehrling ein freies Wochenende<br />

drin und regelmäßige Urlaube sind<br />

so auch kein Problem mehr. Durchschnittlich<br />

geht eine Kuh 3,1 mal<br />

pro Tag zum Melken, die Milchleistung<br />

ist in den letzten Jahren kontinuierlich<br />

gestiegen.<br />

Fütterung<br />

Die Grundfuttervorlage nimmt<br />

täglich ca. 1 Stunde in Anspruch,<br />

es gibt nur eine Ration für alle laktierenden<br />

Kühe. Gefüttert wird per<br />

Futterverteilwagen, die Grundfutterration<br />

besteht aus 50 % Grassilage<br />

und 50 % Maissilage. Kraftfutter,<br />

gleichzeitig auch Lockfutter,<br />

wird ausschließlich im Roboter<br />

gefüttert, je nach Milchleistung<br />

zwischen 2 und 12 kg pro Tier und<br />

Tag.<br />

Morgens und abends werden jeweils<br />

halbstündige Herdenkontrollgänge<br />

von Betriebsleiter und<br />

Auszublidendem durchgeführt.<br />

Dabei werden die Kühe, die noch<br />

nicht von selber in den Melkroboter<br />

gehen, über einen Warteraum<br />

dem Roboter zugeführt. Außerdem<br />

werden in dieser Zeit mithilfe<br />

einer aktualisierten Computerliste<br />

die sonstigen Kontrollarbeiten sowie<br />

die Brunstbeobachtung erledigt.<br />

Eine Besonderheit des Lely-Melkroboter-Systems<br />

ist, dass die Kühe<br />

nicht nur gemolken und mit<br />

FLECKVIEHWelt 1/2010


Kraftfutter versorgt werden, sondern<br />

auch täglich gewogen werden.<br />

Die Aufzeichnungen zeigen,<br />

dass die Fleckviehkreuzungen in<br />

der 1. und 2. Laktation von Beginn<br />

bis zum Ende der Laktation kontinuierlich<br />

an Muskelfleisch zulegen.<br />

In der ersten Laktation beträgt<br />

der Gewichtszuwachs im<br />

Durchschnitt 85 kg und in der 2.<br />

Laktation nochmals weitere 40 kg.<br />

Diese zusätzliche Leistung der<br />

Kreuzungskühe wird häufig zu<br />

wenig beachtet, stellt aber einen<br />

nicht zu unterschätzenden ökonomischen<br />

Wert dar. Lachend stellt<br />

Herr <strong>Hobbensiefken</strong> fest: „Gut,<br />

dass die Waage nicht sprechen<br />

kann, sonst hieße es womöglich<br />

ab der 3. Laktation: Bitte nur eine<br />

Kuh aufsteigen!“<br />

Bei den Schlachtabrechnungen<br />

macht sich das höhere Gewicht<br />

auch deutlich bemerkbar. Gegenüber<br />

früher beträgt der Mehrerlös<br />

bei den Kreuzungsschlachtkühen<br />

ca. 200,- Euro pro Tier. Insgesamt<br />

untermauern diese Daten die Gruber<br />

Strategie: Milchleistung stabilisieren<br />

und von der Fleischleistung<br />

zusätzlich profitieren.<br />

Auffallend ist zudem die flache<br />

Laktationskurve und die Leistungssteigerung<br />

von der 1. zur 2.<br />

Laktation. Aufgrund der guten<br />

Futtereffizienz wachsen die Tiere<br />

im wahrsten Sinne des Wortes<br />

preiswert mit dem Körper in ihre<br />

Leistung hinein.<br />

Insgesamt sind die Kreuzungskühe<br />

weniger gesundheitsanfällig,<br />

FLECKVIEHWelt 1/2010<br />

FLECKVIEH X HOLSTEIN 7<br />

Die Enrico-Tochter „Miss Ammerland“ hier mit Vorführerin Hanna <strong>Hobbensiefken</strong> wurde als<br />

Jungrind nach NRW verkauft. Dort erbrachte sie zur Freude der jetzigen Besitzer folgende<br />

Leistung:<br />

1. La., 305 Tage: 10.404 – 3,44 – 3,44<br />

2. La., 305 Tage: 11.422 – 3,36 – 3,42<br />

3. La., 305 Tage: 13.107 – 3,74 – 3,24<br />

speziell zum Kalbezeitraum, was<br />

sich in den niedrigeren Tierarztkosten<br />

(ca. 45.- Euro / Kuh und<br />

Jahr) niederschlägt. „Die Kreuzungskühe<br />

machen einfach weniger<br />

Arbeit“ stellt Familie Hobben-<br />

Kreuzungstiere mit abgeschlossener 305-Tage-Leistung (1. und 2. Laktation)<br />

Stand: Januar 2010<br />

siefken zufrieden fest. Aufgrund<br />

der niedrigeren Ausfälle freut sich<br />

der Betriebsleiter darauf, bald<br />

wieder eine aktive Selektion betreiben<br />

oder sogar Kreuzungsrinder<br />

verkaufen zu können.<br />

Leistung Tage nach Kalbetermin Körpergewicht in kg Tagesleistung in kg<br />

1. La., 305 Tage, 41 Tiere: 8.157 – 4,07 – 3,44 1 – 10 565 19<br />

100 615 28<br />

200 630 25<br />

305 650 22<br />

2. La., 305 Tage, 33 Tiere: 9.236 – 4,14 – 3,48 1 – 10 635 32<br />

100 650 38<br />

200 665 30<br />

305 675 25

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!