orientierUnGsrAhMen - Marie Meierhofer Institut für das Kind
orientierUnGsrAhMen - Marie Meierhofer Institut für das Kind
orientierUnGsrAhMen - Marie Meierhofer Institut für das Kind
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
teiL 3 – PädAGoGisChes hAndeLn<br />
beobAChten, reFLeKtieren<br />
Und doKUMentieren<br />
<strong>das</strong> regelmässige und systematische beobachten,<br />
reflektieren und dokumentieren<br />
der bildungs- und entwicklungs prozesse<br />
von <strong>Kind</strong>ern gehört zu den Kernaufgaben<br />
von erziehenden.<br />
Das Beobachten und Reflektieren der kindlichen Bildungs-<br />
und Entwicklungsprozesse umfasst die Fähigkeit,<br />
<strong>das</strong> Verhalten von <strong>Kind</strong>ern genau wahrzunehmen<br />
und daraus Schlüsse <strong>für</strong> die Bildungs- und Entwicklungsförderung<br />
der <strong>Kind</strong>er zu ziehen. Eine gute Bildungsbegleitung<br />
von <strong>Kind</strong>ern verlangt, <strong>das</strong>s Erwachsene<br />
die Interessen, Lernwege und Intentionen der<br />
<strong>Kind</strong>er verstehen. Nur dann können sie ihr pädagogisches<br />
Handeln auf die aktuellen Bildungs- und Lernprozesse<br />
der <strong>Kind</strong>er abstimmen.<br />
Das Beobachten, Reflektieren und Dokumentieren hat<br />
zum Ziel:<br />
> die Bildungsbedürfnisse und Entwicklungsprozesse<br />
der <strong>Kind</strong>er wahrzunehmen, zu erkennen und zu<br />
verstehen,<br />
> Interessen, Ressourcen und Stärken von <strong>Kind</strong>ern<br />
zu beschreiben und festzuhalten,<br />
> mit <strong>Kind</strong>ern in einen Austausch über ihr Lernen zu<br />
treten,<br />
> mit anderen Erwachsenen die individuellen Bildungs-<br />
und Entwicklungswege der <strong>Kind</strong>er zu reflektieren,<br />
> Anhaltspunkte <strong>für</strong> die Bildungs- und Entwicklungsbegleitung<br />
der <strong>Kind</strong>er zu erhalten sowie weitere<br />
pädagogische Anregungen und Massnahmen zu<br />
ini tiieren.<br />
Im Vordergrund der Beobachtung, Reflexion und<br />
Dokumentation stehen die Achtung des beobachteten<br />
<strong>Kind</strong>es, die Anerkennung seiner Persönlichkeit sowie<br />
die Wertschätzung seiner Art der Weltaneignung. Es<br />
geht um «Wahrnehmen – Beobachten – Beachten».<br />
50<br />
Alle Beobachtungen, Reflexionen und Dokumentationen<br />
orientieren sich am Prinzip der Teilhabe: Das<br />
<strong>Kind</strong> ist nicht Objekt, sondern Subjekt. Sie zielen auf<br />
die Stärkung der Fähigkeiten und Potentiale des <strong>Kind</strong>es.<br />
Der Blick wird darauf gelenkt, was <strong>das</strong> <strong>Kind</strong> schon<br />
alles kann, weiss und versteht, welchen Interessen es<br />
nachgeht, mit welchen Fragen und Themen es sich beschäftigt,<br />
wie es mit anderen <strong>Kind</strong>ern in einer Lerngemeinschaft<br />
agiert, welche nächsten Schritte <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Kind</strong><br />
wichtig sind, um in seinem Lernen und in seiner Entwicklung<br />
voranzukommen.<br />
Das Beobachten findet in regelmässigen Abständen<br />
und kontinuierlich im Alltag statt (mindestens vierteljährlich<br />
festgehaltene Beobachtungen jedes <strong>Kind</strong>es).<br />
Einmalige, punktuelle Beobachtungen geben keinen<br />
Bildungs- und Entwicklungsverlauf von <strong>Kind</strong>ern wieder.<br />
Bei den Beobachtungen handelt es sich um Situationsbeobachtungen.<br />
Sie werden schriftlich fixiert und<br />
im Nachgang systematisch ausgewertet. In Zeitabständen<br />
werden die Beobachtungen zwischen den Erziehenden<br />
gemeinsam in Teamgesprächen oder Gruppentreffen<br />
besprochen und reflektiert. Der Austausch über<br />
die Beobachtungen dient dazu, verschiedene Sichtweisen<br />
und Perspektiven zusammenzutragen und Bezüge<br />
zu den bisherigen Entwicklungs- und Lernprozessen<br />
des <strong>Kind</strong>es herzustellen. Welche Kompetenzen des <strong>Kind</strong>es<br />
können beobachtet werden? Welche Fortschritte<br />
hat es gemacht? Welche Lernstrategien verfolgt es?<br />
Welche Fragen und Wünsche signalisiert <strong>das</strong> <strong>Kind</strong>?<br />
Wie können wir <strong>das</strong> <strong>Kind</strong> in seinem Lernen weiter herausfordern?<br />
Welche neuen Impulse benötigt es? Wie<br />
nehmen wir <strong>das</strong> <strong>Kind</strong> wahr, wie reagieren wir auf sein<br />
Verhalten? Stärken wir <strong>das</strong> <strong>Kind</strong> in seinem Erkundungsdrang,<br />
in seiner Selbsttätigkeit?<br />
Auf der Basis ihrer Beobachtungen reflektieren die<br />
Erziehenden ihre eigene Sichtweise und Haltung, ihr<br />
Bild vom <strong>Kind</strong>. Sie setzen sich mit ihrem eigenen Handeln<br />
kritisch auseinander und eignen sich neues Handlungswissen<br />
an. Die Ergebnisse des gemeinsamen Austausches<br />
zwischen den Erziehenden werden schriftlich<br />
festgehalten. Alle Beobachtungen und Auswertungen<br />
werden systematisch und geordnet abgelegt (z. B. in<br />
Aktenordnern, Hängeregistern, Karteikästen oder Gruppentagebüchern).