orientierUnGsrAhMen - Marie Meierhofer Institut für das Kind
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teiL 2 – LeitPrinziPien<br />
LeitPrinziP 4<br />
stärkung und ermächtigung:<br />
die reaktionen, die ein<br />
<strong>Kind</strong> auf seine Person und<br />
auf sein Verhalten erfährt,<br />
beeinflussen sein bild von<br />
sich selbst.<br />
Personale Identität entwickelt sich in den ersten Lebensjahren<br />
aus unmittelbaren körperlichen, sinnlichen und<br />
emotionalen Erfahrungen sowie aus der Entdeckung<br />
eigener Wirksamkeit. Ab Geburt ist <strong>das</strong> Zusammenspiel<br />
von eigenem Handeln, der Wahrnehmung der<br />
Aussenwelt und des eigenen Befindens sowie der mentalen<br />
Verarbeitung von Erfahrungen höchst bedeutsam<br />
<strong>für</strong> die Entwicklung von <strong>Kind</strong>ern. Bereits Säuglinge<br />
realisieren, <strong>das</strong>s ihre Handlungen eine Wirkung haben.<br />
Sie freuen sich darüber und experimentieren damit: Sie<br />
wiederholen Handlungen, variieren sie oder probieren<br />
sie in neuen Situationen aus. Gegen Ende des zweiten<br />
Lebensjahres verstehen <strong>Kind</strong>er auch, <strong>das</strong>s sie Verursacher<br />
sein können. Sie beginnen Stolz oder im Gegenteil<br />
Schuld <strong>für</strong> ihr Tun zu empfinden.<br />
Das «Selbstkonzept» umfasst die Vorstellungen über<br />
die eigene Person und <strong>das</strong> selbstbezogene Wissen. Zum<br />
Selbstkonzept gehören u. a. die Vorstellungen von sich<br />
als Mädchen oder Junge sowie die Vorstellungen über<br />
weitere Merkmale, Eigenschaften und Fähigkeiten, die<br />
mit der eigenen Person verbunden sind. Auch die Vorstellung<br />
von sich als <strong>Kind</strong>, <strong>das</strong> mehr oder weniger gut<br />
etwas Neues lernen und Schwierigkeiten bewältigen<br />
kann, gehören zum Selbstkonzept. Das «Selbstwertgefühl»<br />
bezeichnet die subjektive Bewertung der eigenen<br />
Persönlichkeit, die Zufriedenheit oder Unzufriedenheit<br />
mit sich selbst. Es geht hier darum, welchen Wert ein<br />
<strong>Kind</strong> sich selber zuweist.<br />
Die Entwicklung von Selbstkonzepten und Selbstwert<br />
wird wesentlich von sozialen Erfahrungen beeinflusst.<br />
Sie beeinflussen ihrerseits die Motivation und<br />
<strong>das</strong> Verhalten des <strong>Kind</strong>es und damit auch, wie ein<br />
<strong>Kind</strong> von anderen wahrgenommen wird. Der Ent-<br />
42<br />
wicklungsprozess des Selbstkonzepts lässt sich <strong>für</strong> die<br />
ersten Lebensjahre anhand folgender Komponenten<br />
beschreiben:<br />
> Selbsterkennung: sich im Spiegel, auf Fotos oder in<br />
Filmen selber erkennen und sich in verschiedenen<br />
Situationen und über die Zeit als Person erleben<br />
können;<br />
> Selbstrepräsentation: Vorstellungen über die eigene<br />
Person sowie «Mich» und «Mir» entstehen;<br />
> Selbstbeschreibung: sich mittels Attributen (gross/<br />
klein, mutig/ängstlich, beweglich/ungelenk) sprachlich<br />
beschreiben, sich gleichzeitig verstärkt als handelnde<br />
Person wahrnehmen;<br />
> Selbstbehauptung: ICH/MIR/MEIN benutzen als<br />
Zeichen des Strebens nach Eigenständigkeit;<br />
> Selbstbewertung: «sekundäre Emotionen» erleben<br />
können (z. B. Stolz, Scham, Eifersucht, Schuldgefühle,<br />
Neid, Dankbarkeit);<br />
> soziale Vergleichsprozesse: wahrnehmen, worin man<br />
sich von anderen <strong>Kind</strong>ern der Bezugsgruppe unterscheidet.<br />
Mit dem Fortschreiten der kognitiven Entwicklung<br />
nährt sich die personale Identität in zunehmendem<br />
Masse von der Fähigkeit, über sich und andere zu<br />
reflektieren. Dem Bild von der eigenen Person, <strong>das</strong><br />
sich im Dialog mit anderen Menschen entwickelt,<br />
kommt aber bereits vor dem Spracherwerb <strong>für</strong> die<br />
Entwicklung des Selbstkonzepts eine zentrale Bedeutung<br />
zu. <strong>Kind</strong>er orientieren sich bezüglich ihrer<br />
Wahrnehmungen und Wertungen ausgesprochen stark<br />
am Ausdruck und am Verhalten von bedeutungsvollen<br />
Erwachsenen. Wertende Botschaften von Bezugspersonen<br />
wirken entsprechend stark auf <strong>das</strong> sich<br />
entwickelnde <strong>Kind</strong>. Es nimmt nuanciert wahr, was<br />
diese beachten oder ignorieren, billigen oder missbilligen.<br />
Bewertungen durch andere erfährt <strong>das</strong> <strong>Kind</strong><br />
über sprachliche Kommentare und über interaktive<br />
Verhaltensweisen. Aus ihnen kann <strong>das</strong> <strong>Kind</strong> entnehmen,<br />
was es bewirken kann und wie andere auf es<br />
reagieren.