„ANGST ESSEN SEELE AUF“ ODER? - Viktor Frankl Zentrum

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24.10.2013 Aufrufe

HANDOUT zu „ANGST ESSEN SEELE AUF“ ODER? Vortrag von Dr.med. Ursula Tirier Intention meines heutigen Vortrages ist es, - den Kreisprozess der angstneurotischen Erkrankung aus logotherapeutischer Sichtweise aufzuzeigen, - die sich daraus ergebenden grundlegenden Aspekte der Therapie darzustellen, - die Theorie anhand eines Fallbeispieles aus meiner Praxis zu veranschaulichen Angststörungen bzw. Angstneurosen sind gekennzeichnet durch ein übermäßiges Erleben von Angst, das mit deutlichen körperlichen Erscheinungen einhergeht. Unterschieden werden dabei grundsätzlich die Phobien, die Panikstörungen und die generalisierten anhaltenden Angststörungen. Diese können auch in Folge anderer psychischer und auch körperlicher Erkrankungen entstehen. Daraus ergeben sich jeweils unterschiedliche therapeutische Vorgehensweisen. Bei der Entwicklung seiner Logotherapie ging es Viktor E. Frankl wesentlich um eine „Er-gänz-ung des Menschenbildes zu einem Bild vom `ganzen´ Menschen.“ (Frankl: Logotherapie und Existenzanalyse 1987, S. 181) Die Sichtweise vom Menschen bestimmt unser jeweiliges Verständnis einer psychischen Erkrankung und auch den therapeutischen Umgang damit. Zu der Ganzheit des logotherapeutischen Menschenbildes gehört das Geistige wesentlich dazu. So auch bei den Angststörungen. Angstneurotischer Kreisprozess TRAUMATISIERENDES EREIGNIS: Massives und unangenehmes körperliches und psychisches Erleben von Angst (Vegetative Labilität als unterstützender Faktor) Erwartungsangst (Charakterdisposition als zunehmende körperliche unterstützender Faktor) und psychische Erschöpfung zunehmendes Gefühl der Hilflosigkeit Vermeidensverhalten verminderte Selbsttranszendenz zunehmende Hyperreflexion (Verlust von Selbst- und Lebensvertrauen (verminderte Dereflexion) Verlust von Selbst- und Lebenswertgefühl) VIKTOR FRANKL ZENTRUM WIEN | Mariannengasse 1/15 | 1090 Wien +43.699 10 96 10 68 | office@franklzentrum.org | www.franklzentrum.org

HANDOUT zu<br />

<strong>„ANGST</strong> <strong>ESSEN</strong> <strong>SEELE</strong> <strong>AUF“</strong> <strong>ODER</strong>?<br />

Vortrag von Dr.med. Ursula Tirier<br />

Intention meines heutigen Vortrages ist es,<br />

- den Kreisprozess der angstneurotischen Erkrankung aus logotherapeutischer Sichtweise<br />

aufzuzeigen,<br />

- die sich daraus ergebenden grundlegenden Aspekte der Therapie darzustellen,<br />

- die Theorie anhand eines Fallbeispieles aus meiner Praxis zu veranschaulichen<br />

Angststörungen bzw. Angstneurosen sind gekennzeichnet durch ein übermäßiges Erleben von Angst,<br />

das mit deutlichen körperlichen Erscheinungen einhergeht. Unterschieden werden dabei<br />

grundsätzlich die Phobien, die Panikstörungen und die generalisierten anhaltenden Angststörungen.<br />

Diese können auch in Folge anderer psychischer und auch körperlicher Erkrankungen entstehen.<br />

Daraus ergeben sich jeweils unterschiedliche therapeutische Vorgehensweisen.<br />

Bei der Entwicklung seiner Logotherapie ging es <strong>Viktor</strong> E. <strong>Frankl</strong> wesentlich um eine<br />

„Er-gänz-ung des Menschenbildes zu einem Bild vom `ganzen´ Menschen.“<br />

(<strong>Frankl</strong>: Logotherapie und Existenzanalyse 1987, S. 181)<br />

Die Sichtweise vom Menschen bestimmt unser jeweiliges Verständnis einer psychischen Erkrankung<br />

und auch den therapeutischen Umgang damit. Zu der Ganzheit des logotherapeutischen<br />

Menschenbildes gehört das Geistige wesentlich dazu. So auch bei den Angststörungen.<br />

Angstneurotischer Kreisprozess<br />

TRAUMATISIERENDES EREIGNIS:<br />

Massives und unangenehmes<br />

körperliches und psychisches Erleben von Angst<br />

(Vegetative Labilität als unterstützender Faktor)<br />

Erwartungsangst<br />

(Charakterdisposition als<br />

zunehmende körperliche unterstützender Faktor)<br />

und psychische Erschöpfung<br />

zunehmendes Gefühl der Hilflosigkeit<br />

Vermeidensverhalten<br />

verminderte Selbsttranszendenz zunehmende Hyperreflexion<br />

(Verlust von Selbst- und Lebensvertrauen (verminderte Dereflexion)<br />

Verlust von Selbst- und Lebenswertgefühl)<br />

VIKTOR FRANKL ZENTRUM WIEN | Mariannengasse 1/15 | 1090 Wien<br />

+43.699 10 96 10 68 | office@franklzentrum.org | www.franklzentrum.org


Letztendlich sprechen wir erst dann von einem angstneurotischen Kreisprozess, wenn eine<br />

Eigendynamik entstanden ist, die der Betroffene nicht mehr aus eigener Kraft durchbrechen kann.<br />

Die Angst überwiegt und sie beherrscht zunehmend das Leben des Betroffenen.<br />

Bei der Therapie der Angststörung müssen umgekehrt alle Aspekte, die den Kreislauf in Gang<br />

gebracht haben und aufrechterhalten, miteinbezogen werden.<br />

<strong>Viktor</strong> E. <strong>Frankl</strong>: „Der Patient soll die Neurose objektivieren und sich von ihr distanzieren, .....das<br />

Geistige im Menschen soll vom Seelischen an ihm abrücken.“<br />

(Logotherapie und Existenzanalyse 1987, S. 165)<br />

Die spezifischen Zielsetzungen unserer logotherapeutischen und existenzanalytischen Arbeit in der<br />

Behandlung von Angststörungen - neben und mit anderen therapeutischen Verfahren – sind folgende:<br />

1. Die Angst verstehen und begreifen lernen (Aktualisierung der Selbstdistanzierung)<br />

2. Die Hyperreflexion stoppen durch Stärkung der Selbstdistanzierung und Ermutigung zur<br />

Dereflexion (auch durch Paradoxe Intention und Personifizierung der Angst)<br />

3. Existenzanalytische Betrachtung der persönlichen Lebensgeschichte (auch Bewusstmachung<br />

der Fähigkeit zur Einstellungsänderung)<br />

4. Die Wiederentdeckung der Sinnfülle des Lebens (Stärkung der Selbsttranszendenz)<br />

<strong>Viktor</strong> E. <strong>Frankl</strong>: „Der Patient soll lernen, der Angst ins Gesicht zu sehen, ja, ihr ins Gesicht zu<br />

lachen.“ ( <strong>Frankl</strong>: Logotherapie und Existenzanalyse, 1987, S. 164 )<br />

Renate Deckart: „Es ist zunächst wichtig, die Angst zu Ende zu denken, um dabei auf den Kern der<br />

Angst zu stoßen.“ ( Riedel/Deckart/Nyon: Existenzanalyse und Logotherapie, 2002, S. 292 )<br />

<strong>Viktor</strong> E. <strong>Frankl</strong> hat die Paradoxe Intention entwickelt, um der Erwartungsangst entgegenzuwirken.<br />

Dabei regte er seine Patienten an, die Angst maßlos zu übertreiben, um ihr damit „den Wind aus<br />

den Segeln zu nehmen.“ (<strong>Frankl</strong>: Ärztliche Seelsorge, 1982, S. 165) Eine wesentliche Rolle spielt<br />

dabei der Humor, durch den es dem Patienten gelingen kann, sich über die Angst zu stellen und sich<br />

somit von ihr zu distanzieren.<br />

Bei der Personifizierung der Angst stellt sich der Betreffende mit Hilfe der Fantasie seine Angst als<br />

ein lebendiges Wesen vor, von dem er sich gedanklich distanzieren kann.<br />

Um die einzelnen Schritte noch einmal zusammenzufassen: Zunächst geht es darum, die Angst in<br />

den Blick zu nehmen, sie beim Namen zu nennen, sie dann zunehmend zu ignorieren und<br />

gedanklich von sich zu distanzieren, um dann im Sinne der Dereflexion den Blick auf das zu richten,<br />

was aktuell und persönlich von Interesse ist. Der Betroffene kann dadurch lernen, sich der Angst<br />

aktiv zu widersetzen und ihr darüber hinaus etwas entgegenzusetzen, was „wichtiger ist als die<br />

Angst“. (Böschemeyer: Mut zum Neubeginn, 1988, S.42)<br />

Dr. med. Ursula Tirier<br />

In der Borbeck 23<br />

D-45239 Essen-Werden<br />

Tel./Fax: 0049 - 201 – 491381<br />

E-Mail:u.tirier@cityweb.de<br />

www.logotherapie-essen.de<br />

VIKTOR FRANKL ZENTRUM WIEN | Mariannengasse 1/15 | 1090 Wien<br />

+43.699 10 96 10 68 | office@franklzentrum.org | www.franklzentrum.org

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