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FAHRZEUGE l PERSONENBEFÖRDERUNG Straße belegt er, dass er beileibe kein Papiertiger ist – auch wenn ihn seine vierstufige Voith-Automatik nicht überall wirkungsvoll unterstützt. Er beschleunigt zügig, bleibt auch auf Bergstrecken nicht zurück. Aber mit überlandtauglicher Gesamtübersetzung geraten die Gangsprünge ziemlich lang, die den klei- Beste Bremswerte und ein Optimum an Pedalgefühl: der Scania OmniExpress mit standfesten Bremsen Kraftstoffverbrauch bei konstant 80 km/h: Der Crossway zollt hier einem höheren Drehzahlniveau Tribut Verdienter IBC-Gesamtsieger wird 2012 der MAN Lion‘s Regio. Er ist der stärkste, der komfortabelste und der flexibelste Regionalbus des Trios nen Irisbus-Motor arg fordern. Was auch dem Fahrgast nicht verborgen bleibt, der mit einer ziemlichen Geräuschkulisse leben muss. So geht es auch dem Scania-Passagier, der an sich nicht schlappe 5-Zylinder plagt sich mit einer überlangen Achsübersetzung, die ihn im Ernstfall in extrem niedrige Drehzahlen zwingt. Tempoverlust und unschöne Vibrationen sind die Folge, doch der 5-Zylinder erweist sich als wackerer Steher. Das automatisierte Opticruise-Getriebe legt betont komfortabel aber langsam die Gänge ein, was die Dynamik auf Bergstrecken weiter hemmt – da fahren ihm seine Kontrahenten auf und davon. In Sachen Kraftstoffverbrauch macht ihm aber keiner etwas vor, der Scania ist ein extrem guter Roller. Nicht so bescheiden im Nehmen ist der MAN, dafür zeigt er sich in bester Geberlaune. Gepaart mit seiner Ecolife-Automatik beschleunigt er vollbeladen beinahe fulminant, ohne den Komfort dabei zu vergessen. Der Fahrer bekommt Leistung im Überfluss geboten, unser Tipp nach dieser Erfahrung: Die schwächere 320-PS-Variante tut‘s für reinen Linienbetrieb auch. Leichtfüßig beschleunigt der Regio und fädelt sich rasch wieder in den laufenden Verkehr ein. Auf Landstraßen und Autobahnen, eigentlich überall hat es der MAN-Fahrer leicht, einen guten Job zu machen. Der Lion‘s Regio erledigt alle Aufgaben mit Bravour und bester Laufkultur, auch wenn er an der Tankstelle gegen den Scania klar den Kürzeren zieht – der Wandlerschlupf und zwei Overdrive-Gänge verlangen ihren Obulus. Weil seine Abstimmung sowohl für die Kurz- als auch die Langstrecke passt, fährt der MAN in der Antriebswertung einen klaren Vorsprung heraus. ES GEHT AUCH KOMFORTABLER Schon das Fahrzeugkonzept des Trios lässt hohen Fahrkomfort vermuten. Auf den Dächern sitzen leistungsstarke Klimaanlagen, die mit Kälteleistungen von 27 kW (Irisbus), 32 kW (Scania) und 38 kW (MAN) auch für die heißesten Sommertage gewappnet sind. Die Busse der beiden VW-Töchter gefallen mit schnellem Ansprechverhalten, doch nur der MAN bietet hohen Klimakomfort. Seine Anlage arbeitet vorbildlich leise und mit geringen Strömungsgeschwindigkeiten. Der Klimakompressor, weil motorfest montiert, arbeitet ohne spürbare Vibrationen – da bleiben den beiden Wettbewerbern nur Platzierungen dahinter. Über die Heizungen angesichts heißer Sommertage hier nur so viel: Irisbus heizt seinen Crossway mit vier Gebläseheizkörpern, MAN und Scania wärmen ihre Regionalbusse mit aufwendigen Konvektorensystemen. Fahrwerksseitig tragen alle drei die Gene ihrer Reisebus-Brüder, die den Fahrgästen auch auf minder gepflegten Pisten ordentlichen Fahrkomfort garantieren sollen. Das Fahrwerk des Irisbus ist dem Komfort verpflichtet, mit einer eigenen Einzelradführung an Doppelquerlenkern plus Federbeinen von ZF-Sachs an der Vorderachse, die Meritor-Hinterachse wird exakt geführt und von vier Luftbälgen gefedert. Der Irisbus nimmt Kurven präzise und federt angenehm – bis auf deftige Kanaldeckel, die steifbeinig genommen werden. Die stärkere Seitenauslage in Kurven animiert den Crossway-Fahrer, frühzeitig vom Gas zu gehen. Die registriert auch der MAN- Chauffeur, allerdings erst, wenn er auf der Landstraße verschärftes Tempo pflegt. Sein Fahrwerk mit hauseigener Einzelradaufhängung vorn und 4-Lenker-Antriebsachse besitzt nur einen Stabilisator vorn. Mit schluckfreudiger Abstimmung nimmt der MAN-Regionalexpress sogar heftige Querschläger ohne Schlag ins Gebälk, nur auf tiefen Bodenwellen wippt er leicht nach. Der MAN gewinnt die Komfortwertung, auch weil er flüsterleise fährt, seine Fahrgäste nur wenig belästigt – weder vorn, erst recht nicht in den letzten Sitzreihen. Das kann man von seinen Konkurrenten nicht behaupten. SICHERHEIT FÜR DEN ALLTAG Und das Loblied geht weiter: Der Geradeauslauf des Lion‘s Regio ist untadelig, exaktes Zirkeln auf engem, winkeligem Parcours liegt ihm ebenso wie die eilige Fahrt unter widrigen Umständen. Auch der Irisbus ist wendig, der MAN mit hohem Einschlagwinkel noch ein wenig mehr. Aber seine präzise Lenkung reagiert ein wenig nervös und bleibt nicht frei von Fahrbahnstößen. Hier schlägt die Stunde des Scania, der wie immer mit seiner hervorragenden Lenkung glänzt, die prima mit der Vorderachse harmoniert. Der OmniExpress wird hierzulande nur mit einzelradgeführter Vorderachse angeboten, was der Fahrsicherheit und dem Komfort eindeutig zugutekommt. Der Scania liegt stoisch ruhig auf der Straße und folgt den Lenkbefehlen stets ganz exakt. Vielleicht nicht so behände und so leichtfüßig wie seine Kollegen, auch nicht immer so fein federnd. Schnelle Kurven werden aufrecht durcheilt, mit straffer Dämpferkennlinie und stabilen Stabilisatoren. Und seine EBS-Bremsen verdienen ein Extralob. Sie erweisen sich auch nach mehrmaligen Vollbremsungen als standfest, der Fahrer schätzt das feinfühlige hängende Pedal. Da muss der Irisbus zurückstehen. Er tritt mit aufpreispflichtigem EBS-System an und überzeugt mit einwandfreier Bremsleistung. Der Fahrer hat es allerdings schwer, dem stehenden Pedal eine Vollbremsung abzutrotzen. Nur auf Platz drei in der Disziplin Bremsen landet der MAN, der hier Punkte liegen lässt. 36 www.firmenflotte.at 11 | 2012
Seine moderne Bremsanlage ist nicht perfekt abgestimmt, der Bremspunkt am Pedal liegt viel zu tief und irritiert. Mit heißer Bremse braucht er einen Meter mehr Bremsweg, gemessen ist gemessen. Seine Dauerbremse, der getriebeeigene Retarder funktioniert besser, gäbe es bloß den fummeligen Tippschalter am Lenkrad nicht. Der Irisbus zeigt wie es geht, mit einem gerasterten Zughebel. Allerdings mit weniger Leistung als gewohnt, auf langen Gefällen steigt der Retarder schon mal aus und das Getriebe wird bei hohen Drehzahlen zum Hochschalten animiert – in knappen Situationen ein gefährlicher Akt. Der Scania hat den leistungsstärksten Retarder mit linearer Kraftentfaltung und vorbildlicher Bedienung, er gewinnt die Wertung Fahrsicherheit verdient. MIT DER KOSTENBRILLE BETRACHTET Das kann aber den MAN nicht hindern, überlegen die Eigenschaftswertung für sich zu entscheiden, die Techniker haben bei der Modellpflege ganze Arbeit geleistet. Aber das Finale steht ganz im Zeichen des Irisbus Crossway, das Thema Kosten beherrscht er wie kein anderer mit 95 % der maximalen Punktzahl. Volle Punktzahl gibt es für 180.000 Euro, für die der Testwagen gehandelt wird, voll ausgestattet mit Klimaanlage und Behindertenlift. Obendrauf satteln die Irisbus-Verkäufer die auf vier Jahre erweiterte Gewährleistung, der freie Gebrauchtwagenhandel sieht den zuverlässigen Crossway bei der Restwerteinschätzung vorn. Der hochpreisige Scania hält mit zweijährigem Wartungsvertrag und fürs dritte Jahr eine Antriebsstranggarantie dagegen, der Gebrauchtwagenhandel schätzt den Restwert des Schweden allerdings nur an dritter Stelle. Und weil seine Aftersales-Strategen auch die Ersatzteile hochpreisig handeln, bleibt dem kantigen OmniExpress hier nur Platz drei. Recht wacker schlägt sich dagegen der MAN mit günstigen Ersatzteilen und preiswerten Reparatur- und Werkstattleistungen. Weil es bei MAN nur die vorgeschriebene Garantie gibt, verdient er im Test dafür nur wenige Punkte. IM ZIELEINLAUF Der MAN Lion‘s Regio ist aber nicht mehr einzuholen, er hat in Sachen Antrieb, Karosserie und Komfort die besten Argumente. Jetzt hat das ewige Talent das Zeug zum Bestseller, der vielseitige MAN trumpft mit seinen klassischen Stärken auf, einem so leistungsfähigen wie harmonischen Antrieb Finale Tankung als Schlussakt: Anhand der Realwerte an der Zapfsäule werden die Telematik-Aufzeichnungen überprüft und dem weitaus besten Komfort. Zur Langzeitqualität soll die KTL-Versiegelung beitragen, seine Verarbeitung hat sich entscheidend verbessert. Seine wirtschaftliche Seite hat noch Luft nach oben, hier hat der Kunde das letzte Wort. Mit fast voller Punktzahl bei den Kosten zieht der Irisbus noch haarscharf an dem Schweden vorbei. Das Ergebnis zwischen beiden fällt denkbar knapp aus, wer hätte das gedacht? Der gebrauchstüchtige Crossway ist frei von Premiumattitüde und betont nüchtern kalkuliert. Als Überlandlinienbus fährt er ausreichend sicher und komfortabel einen Achtungserfolg ein – mit einem optimalen Antriebsstrang wären höhere Fahrleistungen und geringere Kraftstoffkosten keine Hexerei. Überraschendes Schlusslicht in diesem Vergleich ist der Scania OmniExpress, ein hochpreisiger Kraftstoffsparer mit hohen technischen Qualitäten, der es nicht jedem recht PERSONENBEFÖRDERUNG l FAHRZEUGE EINHEITLICH Goodyear-Bereifung, Castrol-Motoröl und Openmatics-Telematik Es gibt keine Ausreden – weder bei den Fahreigenschaften noch beim Kraftstoffverbrauch. Der Vergleichstest IBC schreibt eine Einheitsbereifung und neuerdings identisches Motoröl vor. Alle Testkandidaten rollten auf neuen Goodyear-Reifen des Typs Marathon LHS II +. Mehr als 3.000 Testkilometer mussten bewältigt werden, das Ergebnis kann sich sehen lassen. Die Experten der Fahrzeughersteller loben Laufruhe und den Kraftstoffverbrauch, der dieser Bereifung ein gutes Zeugnis ausstellt. Und der Test zeigt, dass rollwiderstandsarme Reifen selbst beim Nassbremsen keine Nachteile haben müssen. Castrol steuert das neue hochbelastbare Motorenöl Castrol Enduron Low SAPS 5W- 30 bei. Das Leichtlauföl wurde speziell für Euro 4- und Euro 5-Motoren entwickelt und bietet erheblich verlängerte Ölwechselintervalle. Leistungsfähige Grundöle mit effektivem Additivpaket reduzieren Reibwiderstände, die neueste Technologie garantiert hohe Sauberkeit im Motorenölkreislauf und verlängert die Lebensdauer des Partikelfilters. Das Öl wurde nach den neuesten Anforderungen der ACEA E6-2008 getestet und empfiehlt sich durch ein breites Freigabeprofil für gemischte Fuhrparks und Flotten. Moderne Zeiten jetzt auch für Testeinsätze: Um individuellen Messfehlern vorzubeugen, werden alle Fahrzeuge mit der Onboard-Unit Mozart (ZF Openmatics) ausgerüstet – die Zeit der Stoppuhren und endlosen Datenlisten haben ein Ende. Angeschlossen an die FMS-Schnittstelle der Omnibusse werden alle Aktivitäten der Fahrzeuge aufgezeichnet – jeweils mit genauer Zeit und Wegerfassung, dazu über den CAN-Bus der Kraftstoffverbrauch. Per GSM gehen sie an einen Openmatics-Server und stehen der Jury aufbereitet zur Verfügung. macht. Konzipiert als Intercity-Bus mit langer Sparübersetzung hat er Mühe im regionalen Alltagsverkehr, auch wenn er nur sehr maßvoll am teuren Sprit nippt. Schon leichte Steigungen werden zur Last, das Tempo zu halten. Das Fahrwerk verdient Applaus, das attraktive Cockpit hat seine Qualitäten. Punkte gibt’s für Dreipunktgurte auf allen Plätzen und den rostfreien Edelstahlaufbau, aber zum durchschlagenden Erfolg fehlt letztlich der Fahrgastkomfort. n 11 | 2012 www.firmenflotte.at 37
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