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Magazin 2009 - Frankfurter Presseclub

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„Es gibt einen starken Vertrauensverlust“<br />

Journalisten machen keine PR – sagt das Netzwerk Recherche in<br />

seinem Medienkodex. Aber greifen PR-Leute heutzutage nicht immer<br />

stärker in den Journalismus ein? Welche neuen Strategien verfolgen<br />

Presse- und Öffentlichkeitsarbeiter, und wie mächtig ist ihre Stellung<br />

im Unternehmen? Fragen an die Kommunikationsberaterin und<br />

ehemalige Pressesprecherin von Nestlé Deutschland, Barbara Nickerson.<br />

FPC: Von der Bundesregierung über den mittelständischen<br />

Betrieb bis zum Kindergarten – auf Öffentlichkeits- und Pressearbeit<br />

will heutzutage niemand mehr verzichten. Wie aber<br />

sehen professionelle Kommunikationsstrategien auf der<br />

Höhe der Zeit aus?<br />

Barbara Nickerson: Ich rate meinen Kunden immer Folgendes:<br />

Bevor sie über PR nachdenken, müssen sie sich klar<br />

werden, wie sie sich in der Öffentlichkeit darstellen wollen.<br />

Was sind die Kernbotschaften, welches Image soll transportiert<br />

werden? Das benennen zu können, ist Voraussetzung<br />

für die Entwicklung eines PR-Konzepts. „Konzept“, weil PR<br />

sich nicht in vereinzelten Maßnahmen erschöpft, sondern<br />

ein Spektrum vieler Maßnahmen umfasst,<br />

die miteinander verzahnt sind und aufeinander<br />

aufbauen. Die ideale PR<br />

sieht so aus, dass eine Botschaft<br />

nicht nur ausgesendet wird und<br />

irgendwo ankommt, sondern dort<br />

aufgegriffen wird und sich weiter<br />

verstärkt.<br />

FPC: Und wie ist es in<br />

der Realität?<br />

Nickerson: Viele<br />

Strategien werden<br />

im Klein-Klein eines<br />

Unternehmens<br />

aufgerieben.<br />

Jedes weiß zwar,<br />

wie wichtig eine<br />

gute Kommunikation<br />

nach außen<br />

ist. Die Frage<br />

ist nur, ob man als Kommunikationsexperte auch rechtzeitig<br />

einbezogen wird – oder erst dann ins Spiel kommt, wenn eine<br />

Krise da ist, die möglichst schnell vom Tisch soll.<br />

FPC: PR- und Öffentlichkeitsarbeiter sollen heute nicht nur<br />

Sprachrohr des Unternehmens sein, sondern strategische<br />

Berater, die in engem Austausch mit der Geschäftsführung<br />

stehen. Das ist also nur Theorie?<br />

Nickerson: In manchen Unternehmen gibt es sogar eine<br />

Position im Vorstand für einen PR-Fachmann. Das war bei<br />

Nestlé nicht der Fall. Die PR war zwar direkt dem Vorstand<br />

unterstellt, aber nicht in die Strategieplanung eingebunden.<br />

Letztlich ist der Stellenwert der Presse- und PR-Abteilung<br />

vielerorts schwächer, als es dem Unternehmen guttut.<br />

FPC: In einer Studie unter Führungskräften aus der Kommunikationsbranche<br />

gab jeder dritte Befragte an, bei der Geschäftsführung<br />

kein Gehör zu finden, und jeder zweite wird<br />

über neue Projekte und Produkte nicht informiert. Wie<br />

kommt das?<br />

Nickerson: Es liegt daran, dass PR im Tagesgeschäft keinen<br />

festen Platz hat und erst wahrgenommen wird, wenn etwas<br />

schiefgelaufen ist. Außerdem ist das Ergebnis von PR nicht<br />

hundert Prozent kalkulierbar. Es ist komplex und schwierig<br />

darzustellen und zu messen. Bei einer Anzeige ist garantiert,<br />

dass sie in der gebuchten Zeitschrift so oft und genau so<br />

erscheint wie verabschiedet. Man hat hingegen hundert Mal<br />

erlebt, dass man eine Pressemitteilung rausgeschickt hat<br />

und die Medien anders darüber berichtet haben als gedacht.<br />

Manche Vorstände erwarten sogar, dass ein PR-Fachmann<br />

im Vorfeld bestimmen kann, was geschrieben wird. Es gibt<br />

in diesen Häusern ein falsches Verständnis davon, wie PR<br />

arbeitet und was sie leisten kann und was nicht. Es wird tatsächlich<br />

von manchen geglaubt, sie würde funktionieren

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