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Magazin 2009 - Frankfurter Presseclub

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Klare Grenzen<br />

Fragt der Quizmaster: „Welcher Gegensatz ist unversöhnlich?<br />

A: Feuer und Wasser. B: Vampir und Knoblauch.<br />

C: Journalismus und PR. D: Frankfurt und Offenbach.“ Der<br />

Kandidat, gebürtiger <strong>Frankfurter</strong>, entscheidet sich ohne zu<br />

zögern für die Antwort C. Er liegt damit zumindest nicht<br />

ganz falsch. Die Grenzlinie ist nämlich klar gezogen: Journalisten<br />

holen mehr als nur eine Meinung ein, sie werten<br />

möglichst viele Quellen aus, sie bemühen sich um Distanz<br />

nach allen Seiten, und sie fühlen sich der Öffentlichkeit verpflichtet<br />

– insofern sind sie die eigentlichen „Öffentlichkeitsarbeiter“<br />

als Treuhänder für die Res publica, die öffentliche<br />

Sache. PR-Fachleute hingegen sind ihrem Auftraggeber<br />

verpflichtet, sie wollen dessen „positive Botschaft“ unter die<br />

Leute bringen und müssen deshalb notwendigerweise einseitig<br />

sein.<br />

So weit – so unbestritten: „Der Journalist hat die Aufgabe,<br />

Zusammenhänge objektiv zu beschreiben, um seine Leser<br />

zu informieren – während der PR-Fachmann die Interessen<br />

seines Hauses vertreten muss.“ Dieser Satz, dem auch das<br />

Netzwerk Recherche zustimmen könnte, stammt von der<br />

Kommunikationsberaterin und ehemaligen Nestlé-Presse -<br />

sprecherin Barbara Nickerson. (Das Interview mit ihr, die<br />

auch dem FPC angehört, lesen Sie ab Seite 46.) Nur: Moralisch<br />

anstößig, wie Journalisten gern suggerieren, ist PR<br />

keineswegs. Interessenvertretung, Lobbyismus und Public<br />

Relations sind für eine offene Gesellschaft so konstituierend,<br />

wie es seinerseits der unabhängige Journalismus ist. Und<br />

Lobbyarbeit betreiben sie alle, Energieunternehmen ebenso<br />

wie Umweltschutzorganisationen.<br />

Insofern geht jede moralisch aufgeladene Überlegenheitspose<br />

von Journalisten ins Leere. Es irren sich aber auch<br />

die PR-Leute, die sagen, der unabhängige Journalismus sei<br />

bestenfalls eine Art naive Träumerei, im schlimmeren Fall<br />

die Selbstlegitimation einer Kaste, die vorgebe, über den<br />

widerstreitenden Interessen zu stehen und quasi auf den<br />

Zuschauerrängen zu sitzen, während sie sich in Wirklichkeit<br />

selbst mitten in der Arena befinde. Denn für das Funktionieren<br />

einer aufgeklärten Gesellschaft sind Medien als neutrale<br />

Instanz unentbehrlich – als Makler, die widerstreitende<br />

Meinungen und Interessen aufnehmen, als solche kenntlich<br />

machen und auch leiseren Stimmen Gehör verschaffen.<br />

So ermöglichen sie den Bürgern ein eigenes Urteil auf der<br />

Basis nachprüfbarer Fakten, vom Kaufverhalten bis zur<br />

Wahlentscheidung.<br />

Deshalb, weil sowohl Journalisten als auch PR-Leute zwar<br />

unterschiedliche, aber legitime und wichtige Rollen ausfüllen,<br />

haben beide Platz im <strong>Frankfurter</strong> PresseClub. Das gilt<br />

auch für Unternehmen. Ihnen, unseren korporativen Mit -<br />

gliedern, ist dieses <strong>Magazin</strong> thematisch gewidmet. Ohne<br />

ihre Unterstützung könnte der FPC sein Programm, das in<br />

erster Linie Journalisten zugute kommt, nicht auf die Beine<br />

stellen. Herzlichen Dank.<br />

Werner D’Inka,<br />

Präsident des <strong>Frankfurter</strong> PresseClubs<br />

und Mitherausgeber der „F.A.Z.“<br />

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