Magazin 2009 - Frankfurter Presseclub
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Frauen gelangen nur selten in Führungspositionen. Woran das liegt und was Frauen dagegen tun<br />
können, erörterten HR-Redakteurin Karin Tanz (l.) und die Journalistin Sonja Eismann<br />
Vom Verlag mit Vertrauen, Vorschusslorbeeren und einer halben<br />
Million Euro Budget ausgestattet wurde Dennis Buchmann.<br />
Mit seinem Konzept gewann er einen Wettbewerb der Axel-<br />
Springer-Akademie und veröffentlicht nun im Großverlag das<br />
Liebhabermagazin „Humanglobaler Zufall”. Gemeinsam mit<br />
„Neon“-Chefredakteur Michael Ebert berichtete er von den<br />
Schwierigkeiten, neue Produkte zu etablieren und eine gewisse<br />
Eigenständigkeit in Großverlagen zu entwickeln. Die ist bei den<br />
Münchner „Neon“-Machern mittlerweile gegeben: mit einer<br />
Auflage weit über 200.000 gehört das Monatsmagazin zu den<br />
erfolgreichsten bei Gruner und Jahr. „Diese Auflagensteigerungen<br />
sind uns selbst manchmal unheimlich“, sagte Ebert.<br />
Recherche mit Hindernissen<br />
Im November 2007 deckte Matthias Thieme<br />
gemeinsam mit seinem Kollegen Jörg<br />
Schindler in der „<strong>Frankfurter</strong> Rundschau“<br />
den UNICEF-Skandal auf. Für das FPC-<br />
<strong>Magazin</strong> erinnert sich der Journalist an das<br />
zähe Ringen mit dem Kinderhilfswerk und<br />
erklärt, warum ein starker Rückhalt vonseiten<br />
der Chefredaktion für die investigative<br />
Recherche unabdingbar ist.<br />
„UNICEF Deutschland geht schlampig mit<br />
Spendengeld um, hat undurchsichtige Strukturen<br />
und zahlt hohe Provisionen an Berater.“<br />
So lautete ein Vorwurf, den Informanten im<br />
November 2007 der „<strong>Frankfurter</strong> Rundschau“<br />
24 FPC-<strong>Magazin</strong> <strong>2009</strong><br />
mitteilten. In der Kölner Zentrale des Kinderhilfswerks<br />
gab es deswegen große Konflikte,<br />
und weil interne Lösungsversuche scheiterten,<br />
gab es auch zahlreiche Whistleblower.<br />
Manche meldeten sich von selbst, andere<br />
mussten wir lange suchen. Einige lieferten nur<br />
einmal entscheidende Hinweise, andere waren<br />
über Wochen erreichbar. Wie jede gute<br />
Recherche brauchte auch der Fall UNICEF viel<br />
Zeit und Hartnäckigkeit. Die Chefredaktion<br />
stellte mich monatelang für die Recherche frei<br />
– im Betrieb heutiger Tageszeitungen eine<br />
Ausnahme, die aber Wirkung zeigte.<br />
Die „FR“ bekam zahlreiche interne Dokumente,<br />
mit denen sich die Vorwürfe überprüfen<br />
Schwierigkeiten aller Art überwindet Sonja Eismann seit<br />
ihrer Jugend. Die Kulturwissenschaftlerin, Journalistin und<br />
Mitherausgeberin der neu gegründeten Zeitschrift „Missy<br />
<strong>Magazin</strong>e” klärte die Gäste über Popfeminismus auf und<br />
unter anderem darüber, wie stark die heutige Popkultur und<br />
-musik von Männern bestimmt wird. Moderatorin und Referentin<br />
Karin Tanz vom HR bestätigte Hürden für Frauen auf<br />
dem Karriereweg, forderte aber auf, sich ebenfalls Netzwerke<br />
zu schaffen und mutig „den Mund aufzumachen”.<br />
Wie man es schafft, sich im Fernsehen zu etablieren, und<br />
wie der Alltag in einer großen Nachrichtenredaktion aussieht,<br />
schilderte ZDF-Moderator Steffen Seibert. Immerhin<br />
ließen. Nicht jeder Verdacht ließ sich beweisen.<br />
Nur was beweisbar war, wurde veröffentlicht.<br />
Doch das reichte für eine handfeste Affäre. Als<br />
die Veröffentlichungen begannen, kamen ungeahnte<br />
Schwierigkeiten hinzu: UNICEF Deutschland<br />
räumte die Fehler nicht ein, sondern ging<br />
mit Hilfe von zwei Kanzleien juristisch massiv<br />
gegen die Berichterstattung vor. Gegendarstellungen<br />
sollten veröffentlicht und Unterlassungserklärungen<br />
abgegeben werden. Dabei<br />
drehten sich die Auseinandersetzungen teilweise<br />
um Nebensächlichkeiten. Angegriffen<br />
wurde, was juristisch irgendwie ging: Sätze,<br />
Halbsätze, sogar einzelne Worte. Teil einer solchen<br />
Strategie ist es in der Regel auch, Kosten