Oldiemarkt-Magazin September 2007 - FunWithMusic

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23.10.2013 Aufrufe

22 Oldie-Markt 9/07 Neue Bücher Musik zum Lesen Im Mittelpunkt der Seite mit den Büchern stehen Biografien über AC/DC und Ritchie Blackmore, wobei letztere vom Mann selbst nicht autorisiert wurde. Es ist bei Büchern fast so wie im richtigen Leben: Gute kann man zwar auch über langweilige Dinge und Menschen schreiben, aber es fällt definitiv leichter, etwas wirklich Lebendiges herzustellen, wenn die Vorlage entsprechend ist. So kann man über Jerry Lee Lewis nun einmal eine wesentlich interessantere Biografie anfertigen als über jemanden wie John Deacon von Queen. Dieselbe Regel gilt genauso für einen Mann wie Ritchie Blackmore, der nicht nur eine ellenlange Karriere sein eigen nennt, sondern auch einen Ruf als fantastischer Musiker und gelinde gesagt problematischer Mensch. Das alles sorgt alleine für einen Stoff, nach dem sich jeder Autor nur die Finger lecken kann, so er ihn umsetzen kann. Jerry Bloom ist Herausgeber des Fanzines More Black Than Purple, bei dem man schon anhand des Titels davon ausgehen kann, dass es sich dabei um eine Zeitschrift für alle Deep Purple-Fans im Allgemeinen und die von Ritchie Blackmore im besonderen handelt. Folglich kennt er sich mit dem Mann absolut aus und das merkt man Black Knight (Grosser&Stein, ISBN: 978-3-86735-290-1, 39,80 €) auf jeder Seite an. Nicht nur deswegen, weil aus seinem Wissen um den Mann heraus Bloom wesentlich kritischer mit den Aussagen seines Helden umgeht, als es viele Kollegen tun würden, die über ihn nicht so gut Bescheid wissen, sondern vor allem auch, weil er sich immer wieder mit dem Objekt der Begierde getroffen und ausgetauscht hat. Dass Blackmore diese Biografie dennoch nicht autorisiert hat liegt wohl daran, dass Bloom nicht wie ein Fanatiker an dieses Projekt herangegangen ist, sondern wie ein echter Autobiograf, dem die Wahrheit wichtiger ist als das Wohlwollen des Mannes, über den er das Buch geschrieben hat. Das kam dem Projekt natürlich zugute, denn so lernt man den faszinierenden Musiker ebenso kennen wie den oft unkontrollierten oder auch kindischen Menschen, der hinter der Gitarre steht. Das sorgt für ebenso spannenden wie umfassenden Lesestoff, der dem Leser einen der wichtigsten Rockmusiker der letzten 40 Jahre so vorstellt, wie man ihn in der Regel noch nicht gesehen hat. Da Bloom außerdem noch für solche Zugaben wie einen guten Fototeil, eine Diskografie mit Einzeltracks und Bestellnummern sowie einer Bibliografie sorgte, kann man dieses Buch nur uneingeschränkt empfehlen, zumal Bloom nie übermäßig indiskret wird, oder das Ganze geschrieben hat, um schmutzige Wäsche zu waschen. Das Ganze ist einfach die Beschreibung eines Menschen, der durch sein Talent eine Bedeutung erhalten hat, die ihm selbst wahrscheinlich oft als übertrieben erschienen ist. Auf der anderen Seite konnte er deswegen seine kindischen Seiten in einer Art und Weise ausleben, die ihm woanders sicher zum Verhängnis geworden wäre. Im Vergleich zu Ritchie Blackmore gehören AC/DC zu den Bands, die zwar eine wilde Show machen, aber persönlich richtig nette Menschen sind. Ihre Karriere aber ist wie aus dem Bilderbuch der Rockmusik: Eine Band erobert zuerst die eigene Heimat, emigriert dann in ein weit entferntes Land und schafft von da aus den weltweiten Durchbruch. Das alles nur dank harter Arbeit und trotz etlicher Nackenschläge, von denen der Tod Bon Scott’s nur der heftigste war. Insofern ist da einiges geboten für einen Autor und so kann man von Let There Be Rock (Grosser & Stein, ISBN: 978-3-86735-289-5, 29,80 €) einiges an Spannung erwarten. Diesen Anspruch löst das Buch nur teilweise ein. Die Stärken liegen da, wo Susan Masino von ihren persönlichen Erlebnissen mit der und durch die Band erzählt. Da ist Leben in der Biografie, ist die Beschreibung vital und gewinnen die Musiker an Statur. Doch wenn die objektiven Ereignisse erzählt werden, geht dieses Element verloren. Da zieht sich Masino zu sehr auf die Rezensionen und Interviews von anderen zurück. So gut das ist, wenn ein Fan über das Objekt seiner Begierde schreibt, so problematisch ist es, wenn abgesehen von den eigenen Erlebnissen der Rest nur durch die Stimmen anderer vermittelt wird. Da liegen die Schwächen des Buchs. So muss das Fazit so la la ausfallen, weil die Biografie nur teilweise überzeugen kann.

Neue CD-Singles und -EPs Oldie-Markt 9/07 23 Die Kurzen Singles in jeder Spielart gibt es diesmal: Zwei EPs und eine Comeback-Single, wobei zwei davon noch mit einem ausführlichen Videoteil kommen. Singles und EPs sind sicher nicht gerade die angesagtesten Tonträger-Arten heutzutage, aber sie besitzen nach wie vor ihre Berechtigung und dafür findet man auf dieser Seite drei gute Beispiele. Das erste betrifft die deutschen Metaller von Tomorrow’s Eve, die nach einem erfolgreichen Auftakt 2003 in den letzten Jahren etwas zurückfielen, weil das Bandgefüge ins Ungleichgewicht geriet und am Ende nur noch Rainer Grund und Oliver Schwickert übrig blieben. Die stellten eine neue Mannschaft zusammen und nahmen mit der letztes Jahr den Nachfolger ihres größten Erfolges Mirror Of Creation auf, der sich mit der Entstehung des Ganzen auseinandersetzte. Dazu kam eine Europatour mit Circle II Circle. Die lief so gut, dass man danach ins Studio ging und The Tower (Lion Music LMC208/Alive!) vorgelegt hat, eine EP, die sich aus zwei frühen Songs – dem Titeltrack und Remember – sowie zwei ganz neuen Liedern mit Success und Not From This World zusammensetzt. Das ist durchaus akzeptabler progressive Metal mit einer guten Gitarre und ansprechenden Songs. Vergleicht man die Band mit Doro, dann hat erstere noch einen weiten Weg vor sich. Dank Warlock und ihrer Solokarriere hat die Dame mit der tiefen Stimme bereits einige Erfolge vorzuweisen, die absolut beachtlich sind. Daran knüpft sie mit ihrer neuen EP an: Auf All We Are (AFM 172-2/Soulfood) geht sie zurück zu ihrer Zeit mit Warlock, die mit dieser Ballade einen ihrer größten Erfolge feierten. Da Doro Pesch diesen Song für ihren Auftritt vor dem Kampf der alten und neuen Boxweltmeisterin Regina Halmich gegen Showmaster Stefan Raab recycelte und damit bei ihren Fans ein mittleres Erdbeben auslöste, entschloss sie sich, ihn auf einer EP herauszubringen, doch dabei blieb es nicht. Zum einen packte sie vier neue Titel dazu, die sie teilweise mit dem Ex-Krokus-Sänger Mark Storace aufnahm, der ja auch bei dem Soundtrack (siehe Oldie-Markt) von Luke Gasser mit an Bord war. Und zum zweiten findet man auf der EP noch fünf Videos, bei denen Der Titeltrack der einzige ist, der sich mit dem restlichen Material überschneidet. Ansonsten bekommt man Clips zu Above The Ashes, Warrior Soul, You’re My Family und On My Own. Während die Dame nie von der Bühne verschwunden ist, nahmen sich die Finnen von Hanoi Rocks eine lange Auszeit, nachdem sie in den 80er Jahren Europa ganz schön aufgemischt haben. Jetzt haben sich die drei Originale Sänger Michael Monroe, Gitarrist Andy McCoy und Schlagzeuger Lacu wieder zusammen getan, mit zwei neuen Musikern. Das neue Album wird im September erscheinen. Als Vorgeschmack auf die Dinge, die da kommen dient die Single Fashion (Demoliton DEMCDS 004/Soulfood), die aus dem neuen Album ausgekoppelt wurde, genauso wie die Billy Bremner-Coverversion Trouble Boys. Dazu gibt es noch zwei Videos von Live-Fassungen der A- Seite und des Klassikers Boulevard Of Broken Dreams, die beide bei einem Konzert in Nosturi, Finnland am 3. März mitgeschnitten wurden. Das ist guter Glam, wie ihn die Nordlichter schon in den 80er Jahren gebracht haben. Gerade angesichts der jungen Gruppen, die sich auf die klassischen Glambands der 70er berufen, macht die Reunion des Quintetts durchaus einen Sinn, zumal das Material, geht man von der Single aus, mit dem mithalten kann, was die Jungs vor 20 Jahren vorgelegt haben. Da darf man auf das Album gespannt sein.

22 Oldie-Markt 9/07 Neue Bücher<br />

Musik zum Lesen<br />

Im Mittelpunkt der Seite mit den<br />

Büchern stehen Biografien über<br />

AC/DC und Ritchie Blackmore,<br />

wobei letztere vom Mann selbst<br />

nicht autorisiert wurde.<br />

Es ist bei Büchern fast so wie im richtigen<br />

Leben: Gute kann man zwar auch über<br />

langweilige Dinge und Menschen schreiben,<br />

aber es fällt definitiv leichter, etwas wirklich<br />

Lebendiges herzustellen, wenn die Vorlage<br />

entsprechend ist. So kann man über Jerry<br />

Lee Lewis nun einmal eine wesentlich<br />

interessantere Biografie anfertigen als über<br />

jemanden wie John Deacon von Queen.<br />

Dieselbe Regel gilt genauso für einen Mann<br />

wie Ritchie Blackmore, der nicht nur eine<br />

ellenlange Karriere sein eigen nennt,<br />

sondern auch einen Ruf als fantastischer<br />

Musiker und gelinde gesagt problematischer<br />

Mensch. Das alles sorgt alleine für einen<br />

Stoff, nach dem sich jeder Autor nur die<br />

Finger lecken kann, so er ihn umsetzen<br />

kann. Jerry Bloom ist Herausgeber des<br />

Fanzines More Black Than Purple, bei dem<br />

man schon anhand des Titels davon<br />

ausgehen kann, dass es sich dabei um eine<br />

Zeitschrift für alle Deep Purple-Fans im<br />

Allgemeinen und die von Ritchie Blackmore<br />

im besonderen handelt. Folglich kennt er<br />

sich mit dem Mann absolut aus und das<br />

merkt man Black Knight (Grosser&Stein,<br />

ISBN: 978-3-86735-290-1, 39,80 €) auf<br />

jeder Seite an. Nicht nur deswegen, weil aus<br />

seinem Wissen um den Mann heraus Bloom<br />

wesentlich kritischer mit den Aussagen<br />

seines Helden umgeht, als es viele Kollegen<br />

tun würden, die über ihn nicht so gut<br />

Bescheid wissen, sondern vor allem auch,<br />

weil er sich immer wieder mit dem Objekt<br />

der Begierde getroffen und ausgetauscht hat.<br />

Dass Blackmore diese Biografie dennoch<br />

nicht autorisiert hat liegt wohl daran, dass<br />

Bloom nicht wie ein Fanatiker an dieses<br />

Projekt herangegangen ist, sondern wie ein<br />

echter Autobiograf, dem die Wahrheit<br />

wichtiger ist als das Wohlwollen des<br />

Mannes, über den er das Buch geschrieben<br />

hat. Das kam dem Projekt natürlich zugute,<br />

denn so lernt man den faszinierenden<br />

Musiker ebenso kennen wie den oft<br />

unkontrollierten oder auch kindischen<br />

Menschen, der hinter der Gitarre steht. Das<br />

sorgt für ebenso spannenden wie<br />

umfassenden Lesestoff, der dem Leser einen<br />

der wichtigsten Rockmusiker der letzten 40<br />

Jahre so vorstellt, wie man ihn in der Regel<br />

noch nicht gesehen hat. Da Bloom außerdem<br />

noch für solche Zugaben wie einen guten<br />

Fototeil, eine Diskografie mit Einzeltracks<br />

und Bestellnummern sowie einer<br />

Bibliografie sorgte, kann man dieses Buch<br />

nur uneingeschränkt empfehlen, zumal<br />

Bloom nie übermäßig indiskret wird, oder<br />

das Ganze geschrieben hat, um schmutzige<br />

Wäsche zu waschen. Das Ganze ist einfach<br />

die Beschreibung eines Menschen, der durch<br />

sein Talent eine Bedeutung erhalten hat, die<br />

ihm selbst wahrscheinlich oft als übertrieben<br />

erschienen ist. Auf der anderen Seite konnte er<br />

deswegen seine kindischen Seiten in einer Art<br />

und Weise ausleben, die ihm woanders sicher<br />

zum Verhängnis geworden wäre.<br />

Im Vergleich zu Ritchie Blackmore gehören<br />

AC/DC zu den Bands, die zwar eine wilde<br />

Show machen, aber persönlich richtig nette<br />

Menschen sind. Ihre Karriere aber ist wie aus<br />

dem Bilderbuch der Rockmusik: Eine Band<br />

erobert zuerst die eigene Heimat, emigriert dann<br />

in ein weit entferntes Land und schafft von da<br />

aus den weltweiten Durchbruch. Das alles nur<br />

dank harter Arbeit und trotz etlicher<br />

Nackenschläge, von denen der Tod Bon Scott’s<br />

nur der heftigste war. Insofern ist da einiges<br />

geboten für einen Autor und so kann man von<br />

Let There Be Rock (Grosser & Stein, ISBN:<br />

978-3-86735-289-5, 29,80 €) einiges an<br />

Spannung erwarten. Diesen Anspruch löst das<br />

Buch nur teilweise ein. Die Stärken liegen da,<br />

wo Susan Masino von ihren persönlichen<br />

Erlebnissen mit der und durch die Band erzählt.<br />

Da ist Leben in der Biografie, ist die<br />

Beschreibung vital und gewinnen die Musiker<br />

an Statur. Doch wenn die objektiven Ereignisse<br />

erzählt werden, geht dieses Element verloren.<br />

Da zieht sich Masino zu sehr auf die<br />

Rezensionen und Interviews von anderen<br />

zurück. So gut das ist, wenn ein Fan über das<br />

Objekt seiner Begierde schreibt, so<br />

problematisch ist es, wenn abgesehen von den<br />

eigenen Erlebnissen der Rest nur durch die<br />

Stimmen anderer vermittelt wird. Da liegen die<br />

Schwächen des Buchs. So muss das Fazit so la<br />

la ausfallen, weil die Biografie nur teilweise<br />

überzeugen kann.

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