Frühförderung und Frühbildung - Frühkindliche Bildung in der Schweiz
Frühförderung und Frühbildung - Frühkindliche Bildung in der Schweiz Frühförderung und Frühbildung - Frühkindliche Bildung in der Schweiz
Sonderbeilage 7. November 2012 Neue ZürcherZeitung BILDUNG UND ERZIEHUNG Frühförderung und Frühbildung Wassie vermag, wo sie stattfinden soll und was zu viel ist CH-8021 Zürich Telefon +41 44 258 11 11 www.nzz.ch BILDER KARIN HOFER /NZZ
- Seite 2 und 3: 2BILDUNG UNDERZIEHUNG Neuö Zürcö
- Seite 4 und 5: 4 Neue Zürcher Zeitung Sonderbeila
- Seite 6 und 7: BILDUNG UND ERZIEHUNG Neuö Zürcö
- Seite 8 und 9: Sonderbeilage 7. November 2012 Neu
- Seite 10: Sonderbeilage 7. November 2012 Neu
Son<strong>der</strong>beilage 7. November 2012<br />
Neue ZürcherZeitung<br />
BILDUNG UND<br />
ERZIEHUNG<br />
<strong>Frühför<strong>der</strong>ung</strong> <strong>und</strong> <strong>Frühbildung</strong><br />
Wassie vermag, wo sie stattf<strong>in</strong>den soll <strong>und</strong> was zu viel ist<br />
CH-8021 Zürich Telefon +41 44 258 11 11 www.nzz.ch<br />
BILDER KARIN HOFER /NZZ
2BILDUNG UNDERZIEHUNG Neuö Zürcör Zäitung<br />
Son<strong>der</strong>beilage 7. November 2012<br />
Der Druck auf die Eltern nimmt zu<br />
Michael Schoenenberger Kaum ist die<br />
Freude über die Geburt des K<strong>in</strong>des <strong>der</strong><br />
Anstrengung gewichen, die die Betreuung<br />
des Säugl<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> den ersten Monaten mit<br />
sich br<strong>in</strong>gt, werden junge Eltern mit <strong>der</strong><br />
Frage konfrontiert, ob sie das K<strong>in</strong>d wohl<br />
richtig <strong>und</strong> altersgerecht för<strong>der</strong>n.<br />
WerK<strong>in</strong><strong>der</strong> aufzieht, kann kaum ausweichen:<br />
Zu prom<strong>in</strong>ent tauchen Studien<br />
<strong>und</strong> Ratgeberliteratur <strong>in</strong> Medien <strong>und</strong><br />
Buchhandlungen auf, zue<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>glich beschwören<br />
Pädagogen die Wichtigkeit <strong>der</strong><br />
ersten Lebensjahre fürdie gesamte Biografie<br />
des Menschen. Zu dom<strong>in</strong>ant ist das<br />
Thema unter <strong>Bildung</strong>spolitikern. Und<br />
schliesslich gilt es auch noch, Nachbarn<br />
<strong>und</strong> befre<strong>und</strong>eten Eltern <strong>in</strong> nichts nachzustehen.<br />
Man könnte resümieren: Der<br />
Druck auf die Eltern, auf ke<strong>in</strong>en Fall<br />
etwas zu verpassen, hat <strong>in</strong> den letzten Jahren<br />
massiv zugenommen.<br />
S<strong>in</strong>d beide Eltern berufstätig, rückt<br />
bald die Qualität <strong>der</strong> ausserfamiliären<br />
Betreuung <strong>in</strong>s Zentrum. In dieser Beilage<br />
wird gezeigt, dass es diesbezüglich<br />
noch nicht zum Besten steht. Klar wird<br />
auch, dass e<strong>in</strong>e altersgerechte För<strong>der</strong>ung<br />
<strong>der</strong> kle<strong>in</strong>en K<strong>in</strong><strong>der</strong> mannigfaltig se<strong>in</strong><br />
Inhalt<br />
RICHTIG FÖRDERN<br />
Wer se<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d überför<strong>der</strong>t,<br />
schadet ihm womöglich<br />
Seite 3<br />
<strong>Bildung</strong><br />
kann. Es gibt nicht das e<strong>in</strong>zig richtige<br />
Rezept. Und: Jedes K<strong>in</strong>d ist an<strong>der</strong>s. Besser<br />
als ungebremster elterlicher Ehrgeiz<br />
s<strong>in</strong>d Zeit, Zuwendung <strong>und</strong> Zuneigung.<br />
Instruktion <strong>und</strong> schulische Vere<strong>in</strong>nahmung<br />
<strong>in</strong> den ersten Lebensjahren s<strong>in</strong>d<br />
kontraproduktiv.<br />
Erörtert werden zudem bildungs- <strong>und</strong><br />
sozialpolitische Fragen. Ungeklärt ist, was<br />
denn eigentlich mit jenen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n zu geschehen<br />
hat, die überhaupt ke<strong>in</strong>e adäquate<br />
Begleitung <strong>und</strong> För<strong>der</strong>ung durch ihre<br />
Eltern erfahren, sei dies aus kulturellen,<br />
beruflichen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Gründen. Welche<br />
Rolle kommt hier dem Staat zu?<br />
Verantwortlich für diese Beilage: Michael Schoenenberger,<br />
Walter Hagenbüchle (Redaktion); Bil<strong>der</strong>: Kar<strong>in</strong> Hofer.<br />
QUALITÄT DER SCHWEIZER KRIPPEN<br />
Wirklich hochstehende<br />
E<strong>in</strong>richtungen s<strong>in</strong>d selten<br />
Seite 5<br />
FÖRDERUNG ALS SOZIALPROJEKT<br />
Der Staat<br />
<strong>und</strong> die benachteiligten K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />
Seite 5<br />
LERNEN IM WALD<br />
Die Welt des Waldes<br />
statt Schach <strong>und</strong> Mozart<br />
Seiten 6, 7<br />
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Nicht <strong>in</strong> allen <strong>Schweiz</strong>er Krippen läuft es so vorbildlich wie <strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätte<br />
Spitalacker <strong>in</strong> Bern, die nach dem Infans-Konzept arbeitet.<br />
ENTWICKLUNG DES GEMEINSINNS<br />
Sozialer Kompetenzerwerb<br />
aus neurobiologischer Sicht<br />
Seite 7<br />
DIE POLITIK STREITET SICH<br />
Verbessert die <strong>Frühför<strong>der</strong>ung</strong><br />
die Chancengleichheit?<br />
Seite 9<br />
PROFESSIONELLE BETREUUNG<br />
Es herrscht weiterh<strong>in</strong> Mangel<br />
an Fachpersonal<br />
Seite 9<br />
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TRAUMA KRIPPE?<br />
Der regelmässige Besuch<br />
e<strong>in</strong>er Krippe schadet nicht<br />
Seite 10<br />
ACHTUNG, RATGEBERLITERATUR<br />
Ke<strong>in</strong>e Patentrezepte<br />
für e<strong>in</strong>e gelungene För<strong>der</strong>ung<br />
Seite 10<br />
DIE BILDUNGSKRIPPE<br />
Besuch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Krippe, die<br />
sich als Lebensschule versteht<br />
Seite 11
Son<strong>der</strong>beilage 7. November 2012 Neuö Zürcör Zäitung<br />
Margrit Stamm warnt vor e<strong>in</strong>er Verschulung <strong>der</strong> ersten Lebensjahre. ADRIAN BAER /NZZ<br />
«Es br<strong>in</strong>gt<br />
nichts, wenn<br />
Eltern ihre<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />
<strong>in</strong>struieren»<br />
Die Erziehungswissenschafter<strong>in</strong> Margrit Stamm<br />
plädiert für mehr elterliche Intuition <strong>und</strong> weniger<br />
Bee<strong>in</strong>flussung durch die öffentliche Me<strong>in</strong>ung.<br />
Frau Stamm, wie ist das nun? Werden<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er durchschnittlichen<br />
<strong>Schweiz</strong>er Familie genügend geför<strong>der</strong>t<br />
o<strong>der</strong> nicht?<br />
In e<strong>in</strong>er Mittel- <strong>und</strong> Oberschichtfamilie,<br />
wo Mutter <strong>und</strong> Vater durchschnittlich<br />
o<strong>der</strong> überdurchschnittlich gebildet s<strong>in</strong>d,<br />
werden K<strong>in</strong><strong>der</strong> sehr gut geför<strong>der</strong>t. Oft<br />
lassen sich jedoch gerade <strong>in</strong> solchen<br />
Familien auch Tendenzen <strong>der</strong> Überför<strong>der</strong>ung<br />
feststellen. K<strong>in</strong><strong>der</strong> sollen alles<br />
immer früher,besser <strong>und</strong> schneller können<br />
<strong>und</strong> werden so durch die K<strong>in</strong>dheit<br />
gehetzt. Der Vorsprung gegenüber an<strong>der</strong>en<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong>n ist vielen Eltern wichtig.<br />
Solche K<strong>in</strong><strong>der</strong> zeigen nicht selten <strong>in</strong><br />
emotionaler <strong>und</strong> sozialer H<strong>in</strong>sicht Defizite<br />
–obwohl sie vielleicht schon lesen<br />
o<strong>der</strong> Geige spielen können.<br />
Sie sprechen von Überför<strong>der</strong>ung. Hat<br />
<strong>der</strong> elterliche Ehrgeiz denn <strong>in</strong> den letzten<br />
Jahren zugenommen?<br />
Viele Studien weisen darauf h<strong>in</strong>. Eltern<br />
verweisen jedoch oft darauf, wie gerne<br />
das K<strong>in</strong>d das ihnen verordnete Programm<br />
absolviert. Sie vergessen dabei<br />
häufig, dass K<strong>in</strong><strong>der</strong> e<strong>in</strong> fe<strong>in</strong>es Gespür<br />
dafür haben, was den Eltern gefällt.<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong> merken schnell, dass sie vor<br />
allem dann Liebe bekommen, wenn sie<br />
produktiv <strong>und</strong> leistungsbereit s<strong>in</strong>d.<br />
Gibt es langfristige negative Folgen, die<br />
aus e<strong>in</strong>er Überför<strong>der</strong>ung resultieren können?<br />
In kl<strong>in</strong>ischen Studien s<strong>in</strong>d wie<strong>der</strong>holt<br />
Symptome als Folge e<strong>in</strong>es überför<strong>der</strong>nden<br />
<strong>und</strong> überbehütenden Lebensstils<br />
nachgewiesen worden, <strong>der</strong> ständig k<strong>in</strong>dliche<br />
Bedürfnisse verletzt. Sie können<br />
psychischer o<strong>der</strong> physischer Art se<strong>in</strong> <strong>und</strong><br />
oft auch erst <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schulzeit auftreten.<br />
Dazu gehören etwa Leistungsängstlichkeit,<br />
e<strong>in</strong>e bee<strong>in</strong>trächtigte Lernmotivation<br />
o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> unvorteilhaftes Selbstbewusstse<strong>in</strong>.<br />
Unsere Längsschnittstudien zeigen,<br />
dass es bei stetigem Druck <strong>und</strong> kont<strong>in</strong>uierlicher<br />
För<strong>der</strong>ung gar zu schulischen<br />
Verweigerungshaltungen kommen kann.<br />
Wie merken Eltern, dass sie ihr K<strong>in</strong>d<br />
überför<strong>der</strong>n?<br />
Wenn sie ständig die Bedürfnisse ihres<br />
K<strong>in</strong>des verletzen. Wenn das K<strong>in</strong>d etwas<br />
aus <strong>in</strong>tr<strong>in</strong>sischer Motivation tut, braucht<br />
es ke<strong>in</strong>e Überzeugungsarbeit <strong>der</strong> Eltern.<br />
Auch Belohnungen <strong>und</strong> Anreize<br />
s<strong>in</strong>d <strong>der</strong> falsche Weg. Sicher ist es<br />
schwierig, aber Eltern sollten allgeme<strong>in</strong><br />
lernen, auch ihrer Intuition <strong>und</strong> nicht<br />
nur den Erziehungsratgebern zu vertrauen.<br />
Dieser <strong>in</strong>nere Kompass lässt<br />
Eltern spüren, ob sie richtig liegen <strong>und</strong><br />
wirklich die Bedürfnisse des K<strong>in</strong>des <strong>in</strong><br />
den Mittelpunkt stellen. Richtig ist dabei,<br />
dem K<strong>in</strong>d etwas mehr zuzumuten,<br />
als es schon kann, es e<strong>in</strong> Stück weit herauszufor<strong>der</strong>n,<br />
nie aber zu überfor<strong>der</strong>n.<br />
Das Schule<strong>in</strong>trittsalter liegt bei 6Jahren.<br />
Nun <strong>in</strong>teressieren sich viele K<strong>in</strong><strong>der</strong> doch<br />
aber vorher für Buchstaben.<br />
Selbstverständlich ist früher Kompetenzerwerb<br />
möglich, weil K<strong>in</strong><strong>der</strong> hoch<br />
motiviert s<strong>in</strong>d, alles zu lernen, was ihnen<br />
präsentiert wird. Für viele K<strong>in</strong><strong>der</strong> s<strong>in</strong>d<br />
Buchstaben <strong>und</strong> Symbole e<strong>in</strong> fasz<strong>in</strong>ierendes<br />
Spiel. Diese Interessen sollte<br />
man unbed<strong>in</strong>gt unterstützen. Heute haben<br />
ja auch K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten den Auftrag,<br />
die K<strong>in</strong><strong>der</strong> dort abzuholen, wo sie stehen.<br />
Das ist richtig.<br />
Viele Eltern s<strong>in</strong>d sehr stolz, wenn das<br />
K<strong>in</strong>d mit fünf schon lesen kann.<br />
Wenn es dies aus Eigenmotivation gelernt<br />
hast, ist die Freude berechtigt.<br />
Haben jedoch die Eltern das K<strong>in</strong>d<br />
<strong>in</strong>struiert, br<strong>in</strong>gt dies langfristig gar<br />
ke<strong>in</strong>e Vorteile. Unsere Studien zeigen,<br />
dass K<strong>in</strong><strong>der</strong> ihren Vorsprung spätestens<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> dritten Klasse verloren haben.<br />
Kommen wir nun zu den Krippen. Was<br />
halten Sie von sogenannten <strong>Bildung</strong>skrippen?<br />
Es gibt sehr gute Konzepte für<strong>Bildung</strong>skrippen,<br />
etwa jenes von Infans. Allgeme<strong>in</strong><br />
wurde <strong>der</strong> Begriff <strong>in</strong>den letzten<br />
Jahren <strong>in</strong>flationär verwendet. Bedauerlich<br />
ist, wenn als <strong>Bildung</strong> heute Mozart<br />
hören statt imWald spazieren <strong>und</strong> spielen<br />
verkauft wird. Und geradezu bedenklich<br />
ist es, wenn Frühför<strong>der</strong>programme<br />
versuchen, Schule zu kopieren.<br />
Wasmacht e<strong>in</strong>e gute Krippe aus?<br />
Sie setzt das K<strong>in</strong>d <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Interessen<br />
<strong>in</strong> den Mittelpunkt. Das K<strong>in</strong>d kann sich<br />
so verweilen, wie es ihm entspricht. Es<br />
gibt e<strong>in</strong>e fe<strong>in</strong>fühlige Beziehung zwischen<br />
<strong>der</strong> Betreuungsperson <strong>und</strong> dem K<strong>in</strong>d.<br />
Dassetzt jedoch e<strong>in</strong>e Konstanz des Krippenpersonals<br />
voraus. Die Gruppen s<strong>in</strong>d<br />
kle<strong>in</strong>, <strong>und</strong> es werden vielfältige Spielzeuge<br />
<strong>und</strong> Lernmaterialien angeboten,<br />
die von Bauklötzen bis zu Spielsachen<br />
reichen, die Rollenspiele ermöglichen<br />
<strong>und</strong> das K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> allen S<strong>in</strong>nen för<strong>der</strong>n.<br />
Ist es gut, wenn e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d fünf Tage lang<br />
<strong>in</strong> die Krippe geht <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Eltern während<br />
<strong>der</strong> Woche kaum sieht?<br />
Diese Frage kann so nicht beantwortet<br />
werden, denn es gibt hierzu Studien mit<br />
sehr wi<strong>der</strong>sprüchlichen Ergebnissen.<br />
Und es gibt auch nicht das K<strong>in</strong>d <strong>und</strong><br />
entsprechend auch nicht die Krippe.<br />
Entscheidend s<strong>in</strong>d Alter, Persönlichkeitsmerkmale<br />
des K<strong>in</strong>des, die Qualität<br />
<strong>der</strong> Beziehung zu den Eltern, die Qualität<br />
<strong>der</strong> Krippe. Die ersten zwei Lebensjahre<br />
s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>des e<strong>in</strong>e kritische Zeit.<br />
Frühmorgens sieht man gestresste Eltern,<br />
die zur Arbeit hetzen <strong>und</strong> we<strong>in</strong>ende<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Krippe abgeben.<br />
Das ist für e<strong>in</strong>e ges<strong>und</strong>e Entwicklung<br />
des K<strong>in</strong>des sicher problematisch. Noch<br />
ist es aber e<strong>in</strong> Tabu, solche heiklen<br />
Punkte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Öffentlichkeit zu thematisieren.<br />
Die Ermöglichung <strong>der</strong> Berufstätigkeit<br />
bei<strong>der</strong> Elternteile steht <strong>der</strong>zeit<br />
im Mittelpunkt. Man kann jedoch sagen,<br />
dass e<strong>in</strong> früher, langer <strong>und</strong> <strong>in</strong>tensiver<br />
Besuch e<strong>in</strong>er Krippe die Chance erhöht,<br />
dass das K<strong>in</strong>d Verhaltensmuster<br />
zeigt, die nicht erwünscht s<strong>in</strong>d. Beson<strong>der</strong>s<br />
dann, wenn ke<strong>in</strong>e konstanten Bezugspersonen<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Krippe da s<strong>in</strong>d <strong>und</strong><br />
das Personal wenig fe<strong>in</strong>fühlig ist.<br />
Können Sie e<strong>in</strong> Beispiel machen?<br />
Diese K<strong>in</strong><strong>der</strong> können gelegentlich eher<br />
Verhaltensschwierigkeiten zeigen, weniger<br />
folgsam <strong>und</strong> aggressiver als an<strong>der</strong>e<br />
se<strong>in</strong>, sich zurückziehen o<strong>der</strong> zu<br />
Hause sehr schwierig se<strong>in</strong>. Bei schlechter<br />
Krippenqualität profitieren sie <strong>in</strong><br />
<strong>in</strong>tellektueller H<strong>in</strong>sicht möglicherweise<br />
BILDUNG UNDERZIEHUNG 3<br />
kaum. Wichtig ist, dass die Qualität <strong>der</strong><br />
familiärenBetreuung <strong>in</strong> Bezug zur Qualität<strong>der</strong><br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong>krippe gesetzt wird. K<strong>in</strong><strong>der</strong>,<br />
die zu Hause anregungsreichere<br />
Umgebungen haben als <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er mittelmässigen<br />
Krippe, profitieren weniger.<br />
Wenn das K<strong>in</strong>d nur zwei Tage <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Krippe ist, dann können dies die Eltern<br />
jedoch ausgleichen.<br />
Das heisst, es gibt <strong>in</strong> den K<strong>in</strong><strong>der</strong>krippen<br />
qualitative Defizite?<br />
Fürdie <strong>Schweiz</strong> können wir nur Vermutungen<br />
anstellen. Gemäss verschiedenen<br />
kle<strong>in</strong>eren Untersuchungen ist jedoch<br />
anzunehmen, dass nicht sehr viele<br />
Krippen so gut s<strong>in</strong>d, wie dies erwünscht<br />
wäre. Wahrsche<strong>in</strong>lich erfüllt e<strong>in</strong>e nicht<br />
kle<strong>in</strong>e Anzahl nur die M<strong>in</strong>imalanfor<strong>der</strong>ungen,<br />
nämlich die Beaufsichtigung<br />
«Das Problem ist,<br />
dass die Krippen<br />
vor allem von Mittelschichts-K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />
besucht werden.»<br />
<strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>. Dies genügt jedoch nicht.<br />
Geplant ist nun jedoch e<strong>in</strong> Qualitätslabel<br />
fürKrippen. E<strong>in</strong>en Orientierungsrahmen<br />
gibt es schon.<br />
Nun plädieren Sie jedoch dafür, weniger<br />
privilegierte K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> Krippen zu stecken,<br />
um ihre Startchancen betreffend<br />
die <strong>Bildung</strong> zu verbessern.<br />
Wenn es e<strong>in</strong> wichtiges Resultat <strong>der</strong><br />
empirischen Forschung gibt, dann dieses,<br />
dass K<strong>in</strong><strong>der</strong> aus <strong>der</strong> Unterschicht<br />
o<strong>der</strong> solche mit benachteiligendem Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong><br />
von e<strong>in</strong>em guten<br />
Frühför<strong>der</strong>angebot profitieren. Wenn<br />
die häusliche Anregung m<strong>in</strong>imal ist,<br />
dann kann bereits e<strong>in</strong>e mittelmässig anregende<br />
Krippe viel bewirken. DasProblem<br />
ist jedoch, dass die Krippen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>Schweiz</strong> nach wie vor vor allem von<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong>n aus <strong>der</strong> Mittelschicht besucht<br />
werden. Jene K<strong>in</strong><strong>der</strong>, die es am nötigsten<br />
hätten, fallen durch die Maschen.<br />
Sie werden häufig <strong>in</strong> Grossfamilien<br />
ohne ausserfamiliären Kontakt betreut.<br />
Unser System hat diese K<strong>in</strong><strong>der</strong> bisher<br />
sehr ungenügend erreicht.<br />
Und jetzt soll <strong>der</strong> Staat diesen Familien<br />
die K<strong>in</strong><strong>der</strong> wegnehmen <strong>und</strong> ihnen <strong>in</strong>direkt<br />
zu verstehen geben, dass sie als<br />
Geme<strong>in</strong>schaften nicht genügen?<br />
Das ist sehr po<strong>in</strong>tiert formuliert. Im<br />
Kern ist es aber e<strong>in</strong>e Frage, welche <strong>Bildung</strong>s-<br />
<strong>und</strong> Sozialpolitik dr<strong>in</strong>gend diskutieren<br />
sollten. Es ist nun e<strong>in</strong>fach<br />
empirisch erwiesen, dass viele dieser<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong> absolut ungenügend vorbereitet<br />
<strong>in</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten <strong>und</strong> Schule e<strong>in</strong>treten.<br />
Ob es e<strong>in</strong>e staatliche Verantwortung<br />
gibt, ist e<strong>in</strong>e politisch zu beantwortende<br />
Frage. Als demokratische Gesellschaft,<br />
denke ich, haben wir e<strong>in</strong>e Verpflichtung,<br />
solche K<strong>in</strong><strong>der</strong> so zu unterstützen,<br />
dass die negativen E<strong>in</strong>flüsse ihrer sozialen<br />
Herkunft m<strong>in</strong>imiert werden können.<br />
Können diese K<strong>in</strong><strong>der</strong> nach Schule<strong>in</strong>tritt<br />
denn gar nicht mehr aufholen?<br />
Wem<strong>der</strong> Schulstart weniger gut gel<strong>in</strong>gt,<br />
<strong>der</strong> wird während <strong>der</strong> Schullaufbahn<br />
über weite Strecken mit dem Aufholen<br />
beschäftigt se<strong>in</strong>. Je länger somit Probleme<br />
ignoriert werden, umso schwieriger<br />
ist es, sie zu beheben. Das zeigt sich<br />
auch <strong>in</strong> den riesigen Summen, die <strong>in</strong><br />
schulische Stütz- <strong>und</strong> För<strong>der</strong>massnahmen<br />
solcher K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong>vestiert werden.<br />
Würden sie früher geför<strong>der</strong>t, könnte<br />
man nicht nur viel Geld e<strong>in</strong>sparen, son<strong>der</strong>n<br />
auch ihre Lernmotivation <strong>und</strong><br />
Schulanb<strong>in</strong>dung erhöhen.<br />
Interview: Michael Schoenenberger<br />
.................................................................................<br />
ZUR PERSON<br />
msc. Margrit Stamm ist Professor<strong>in</strong><br />
emerita für Erziehungswissenschaften<br />
an <strong>der</strong> Universität Freiburg, Leiter<strong>in</strong><br />
des Instituts für<strong>Bildung</strong>sfragen <strong>Schweiz</strong><br />
mit Sitz <strong>in</strong> Bern (Swiss Education), das<br />
auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen <strong>Bildung</strong>sforschung<br />
tätig ist. Bis September 2012<br />
leitete sie das Universitäre Zentrum für<br />
frühk<strong>in</strong>dliche <strong>Bildung</strong> <strong>in</strong> Freiburg.
4 Neue Zürcher Zeitung<br />
Son<strong>der</strong>beilage 7. November 2012<br />
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Zürich –Philosophie/Pädagogik/Psychologie.<br />
– Philosophie/Pädagogik/Psychologie.<br />
Schnuppermorgen: 27. Nov., 7.50–12.20h<br />
Infoabende: 29. Nov./15.Jan., Nov./15. Jan., 19.30–21.30h<br />
Tag <strong>der</strong> offenen Tür: 18. Jan., 7.50–16.30h<br />
Infos per Post: SMS mit Text «Gymi»<br />
<strong>und</strong> de<strong>in</strong>er Adresse an 963<br />
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043 255 13 33<br />
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e<strong>in</strong>e Schule <strong>der</strong> Kalaidos <strong>Bildung</strong>sgruppe <strong>Schweiz</strong><br />
Büro für Kommunikationsdesign FHNW
Son<strong>der</strong>beilage 7. November 2012 Neuö Zürcör Zäitung<br />
Durchzogene<br />
Qualität <strong>der</strong><br />
<strong>Schweiz</strong>er Kitas<br />
Nur vere<strong>in</strong>zelt s<strong>in</strong>d qualitativ hochwertige<br />
<strong>Bildung</strong>ssett<strong>in</strong>gs auszumachen. Oft s<strong>in</strong>d hohe<br />
Personalfluktuation <strong>und</strong> kle<strong>in</strong>e f<strong>in</strong>anzielle<br />
Ressourcen e<strong>in</strong> Problem. Wasmacht<br />
e<strong>in</strong>e gute K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätte aus?<br />
Von Heidi Simoni <strong>und</strong><br />
Cor<strong>in</strong>a Wustmann Seiler<br />
Mittlerweile besteht e<strong>in</strong> breiter Konsens<br />
darüber, dass die familienergänzende<br />
Betreuung m<strong>in</strong>destens zwei Zielen gerecht<br />
werden muss. Erstens soll sie die<br />
Vere<strong>in</strong>barkeit von Familien- <strong>und</strong> Erwerbsarbeit<br />
unterstützen. Dieses Ziel<br />
ist am besten erfüllt, wenn e<strong>in</strong>e K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätte<br />
(Kita) mit ihrem Angebot<br />
den Bedürfnissen <strong>der</strong> Eltern als Erwerbstätige<br />
beziehungsweise denjenigen<br />
<strong>der</strong> Arbeitswelt möglichst flexibel<br />
entgegenkommt. Zweitens soll die Kita<br />
die betreuten K<strong>in</strong><strong>der</strong> för<strong>der</strong>n o<strong>der</strong><br />
ihnen zum<strong>in</strong>dest nicht schaden. Vielfach<br />
empirisch belegt ist, dass fürdie Erreichung<br />
dieses Ziels e<strong>in</strong>e gute Qualität<br />
<strong>der</strong> Betreuung ausgesprochen wichtig<br />
ist. Doch was ist damit geme<strong>in</strong>t?<br />
Aufmerksame Begleitung<br />
In e<strong>in</strong>er qualitativ guten Kita können<br />
sich die betreuten K<strong>in</strong><strong>der</strong> wohlfühlen,<br />
vom Zusammense<strong>in</strong> mit an<strong>der</strong>en K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />
profitieren <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e aufmerksame<br />
Begleitung durch die Erziehenden erfahren.<br />
Sie erhalten vielfältige Anregungen,<br />
fühlen sich <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>schaft<br />
zugehörig <strong>und</strong> werden entsprechend<br />
ihrem Entwicklungsstand <strong>und</strong> ihren Interessen<br />
herausgefor<strong>der</strong>t, Neues zu lernen.<br />
In e<strong>in</strong>er Kita von unzureichen<strong>der</strong><br />
Qualität werden die K<strong>in</strong><strong>der</strong> über- o<strong>der</strong><br />
unterfor<strong>der</strong>t. Sie brauchen ihreEnergie,<br />
um den Aufenthalt emotional zu überstehen,<br />
o<strong>der</strong> langweilen sich. Ihr Entdeckungs-<br />
<strong>und</strong> Bewegungsdrang ist e<strong>in</strong>geschränkt<br />
<strong>und</strong> ihr <strong>in</strong>dividuelles <strong>und</strong><br />
soziales Lernen beh<strong>in</strong><strong>der</strong>t.<br />
Robuste K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong> solche, die zu<br />
Hause ausreichend Zuwendung <strong>und</strong><br />
Anregung erhalten, erleiden dadurch<br />
ke<strong>in</strong>en Schaden. Es wirdallerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong>e<br />
grosse Chance vertan: Auch privilegierte<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong> profitieren für ihre sozialen<br />
<strong>und</strong> emotionalen Kompetenzen –e<strong>in</strong>schliesslich<br />
<strong>der</strong> Konfliktfähigkeit –vom<br />
regelmässigen, gut begleiteten Zusammense<strong>in</strong><br />
mit an<strong>der</strong>en K<strong>in</strong><strong>der</strong>n. Fürempf<strong>in</strong>dliche<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong> für solche, die <strong>in</strong><br />
benachteiligenden Familiensituationen<br />
aufwachsen, ist e<strong>in</strong>e schlechte Kita-<br />
Qualität schlicht fatal. Sie schadet dem<br />
e<strong>in</strong>zelnen K<strong>in</strong>d <strong>und</strong> vergrössert die<br />
Chancenungleichheit. K<strong>in</strong><strong>der</strong>, die <strong>in</strong><br />
den ersten Lebensjahren nicht ihren Bedürfnissen<br />
<strong>und</strong> Möglichkeiten entsprechend<br />
unterstützt <strong>und</strong> angeregt werden,<br />
starten mit schlechten Karten <strong>in</strong> den<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten <strong>und</strong> die Schule.<br />
Wasmacht <strong>in</strong> <strong>der</strong> konkreten pädagogischen<br />
Arbeit den Unterschied zwischen<br />
guter <strong>und</strong> schlechter Qualität<br />
aus? E<strong>in</strong>e gute pädagogische Arbeit ist<br />
dann gewährleistet, wenn diese regelmässig<br />
reflektiert <strong>und</strong> geme<strong>in</strong>sam h<strong>in</strong>terfragt<br />
wird. Im Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong> steht da-<br />
bei, <strong>in</strong>wiefern jedes e<strong>in</strong>zelne K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Kita optimale Entwicklungsbed<strong>in</strong>gungen<br />
vorf<strong>in</strong>det. Nur wenn die K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />
kont<strong>in</strong>uierlich <strong>in</strong> ihren <strong>Bildung</strong>s- <strong>und</strong><br />
Entwicklungsprozessen beobachtet<br />
werden <strong>und</strong> e<strong>in</strong> stetiger Austausch zwischen<br />
allen Erziehenden, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />
mit den Eltern, stattf<strong>in</strong>det, s<strong>in</strong>d solche<br />
guten Rahmenbed<strong>in</strong>gungen gegeben.<br />
Im Umgang mit den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n braucht<br />
es anregende Dialoge, welche sie zu<br />
neuen Schritten <strong>und</strong> Erfahrungswelten<br />
ermuntern. Der kürzlich von <strong>der</strong><br />
<strong>Schweiz</strong>erischen Unesco-Kommission<br />
<strong>und</strong> dem Netzwerk K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung<br />
<strong>Schweiz</strong> veröffentliche «Orientierungsrahmen<br />
für frühk<strong>in</strong>dliche <strong>Bildung</strong>, Betreuung<br />
<strong>und</strong> Erziehung <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong>»<br />
gibt neu allen Erziehenden im Frühbereich<br />
E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>lage für<br />
diese wichtigen Facetten guter pädagogischer<br />
Arbeit.<br />
Fürdie K<strong>in</strong><strong>der</strong> selbst ist also die zentrale<br />
Frage, was sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kita erleben<br />
beziehungsweise wie gut die Betreuungspersonen<br />
tagtäglich arbeiten. Weit<br />
verbreitet ist die Me<strong>in</strong>ung, dass e<strong>in</strong>e<br />
Frau (o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> Mann), die gerne mit<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong>n zusammen ist <strong>und</strong> eventuell <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Familie bereits K<strong>in</strong><strong>der</strong> betreut hat,<br />
ausreichende Voraussetzungen für e<strong>in</strong>e<br />
gute pädagogische Arbeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kita<br />
mitbr<strong>in</strong>gt. Sicher spielen die Motivation,<br />
e<strong>in</strong>e liebevolle Zuwendung <strong>und</strong><br />
die Erfahrung im Umgang mit kle<strong>in</strong>en<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong>n e<strong>in</strong>e wichtige Rolle dafür.<br />
Abgesehen davon, dass die Betreuung<br />
von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n auch zu Hause e<strong>in</strong>e<br />
anspruchsvolle Aufgabe ist, macht es jedoch<br />
e<strong>in</strong>en Unterschied, ob es die Verantwortung<br />
für K<strong>in</strong><strong>der</strong> im familiären<br />
Rahmen o<strong>der</strong> füre<strong>in</strong>e Gruppe von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>stitutionellen Sett<strong>in</strong>g zu<br />
tragen gilt. Die Gestaltung des Alltags<br />
fürdie e<strong>in</strong>zelnen K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong> fürdie Geme<strong>in</strong>schaft<br />
sowie die Zusammenarbeit<br />
im Team <strong>und</strong> mit den Eltern stellen zusätzliche<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen an die Betreuungspersonen.<br />
Wemdies nicht e<strong>in</strong>leuchtet,<br />
sei e<strong>in</strong> mehrwöchiger freiwilliger<br />
E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kita empfohlen.<br />
Kle<strong>in</strong>e Gruppen von Vorteil<br />
Welche Voraussetzungen begünstigen<br />
e<strong>in</strong>e qualitativ gute Arbeit von Erziehenden?<br />
Bekannt ist, dass die Grösse<br />
<strong>der</strong> Gruppe das Verhalten <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />
<strong>und</strong> Erziehenden verän<strong>der</strong>t. Wird e<strong>in</strong>e<br />
Gruppe von acht bis zehn K<strong>in</strong><strong>der</strong>n im<br />
Alter zwischen e<strong>in</strong>em halben <strong>und</strong> fünf<br />
Jahren um zwei, drei K<strong>in</strong><strong>der</strong> vergrössert,<br />
wird dadurch das gesamte Geschehen<br />
erheblich bee<strong>in</strong>trächtigt: Die K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />
können sich kaum noch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />
Tätigkeit vertiefen. Die Erzieher<strong>in</strong><br />
kann sich weniger auf das e<strong>in</strong>zelne K<strong>in</strong>d<br />
Wenn schon das Anziehen Mühe bereitet<br />
Benachteiligte K<strong>in</strong><strong>der</strong> haben oft wenig ausserfamiliäre Kontakte <strong>und</strong> kommen oft mit Rückständen <strong>in</strong> den K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten.<br />
Mit «Primano», e<strong>in</strong>em Programm zur <strong>Frühför<strong>der</strong>ung</strong>, erzielt die Stadt Bern bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n mit Entwicklungsdefiziten Erfolge.<br />
Daniel Gerny, Bern<br />
Fast e<strong>in</strong> Viertel aller K<strong>in</strong><strong>der</strong> litten beim<br />
E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong>den K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten unter motorischen<br />
Entwicklungsstörungen, stellten<br />
die Schulärzte <strong>der</strong> Stadt Bern fest.<br />
Das äussert sich beispielsweise dar<strong>in</strong>,<br />
dass K<strong>in</strong><strong>der</strong> Mühe mit Anziehen <strong>und</strong><br />
beim Treppensteigen haben o<strong>der</strong> beim<br />
Spiel mit Bauklötzen überfor<strong>der</strong>t s<strong>in</strong>d.<br />
Auch sprachliche Defizite o<strong>der</strong> Verhaltensauffälligkeiten<br />
nehmen tendenziell<br />
zu. Solche Entwicklungsrückstände, die<br />
zumeist auf Defizite im Elternhaus zurückzuführen<br />
s<strong>in</strong>d, s<strong>in</strong>d nach dem E<strong>in</strong>tritt<strong>in</strong>den<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten <strong>und</strong> die Schule<br />
kaum mehr aufzuholen. Das erschwert<br />
nicht nur den Unterricht, son<strong>der</strong>n es<br />
führt zu ungleichen Chancen von Anbeg<strong>in</strong>n<br />
<strong>der</strong> Schulkarriere.<br />
Politisch breit abgestützt<br />
Die Stadt Bern startete gestützt auf<br />
diese Erkenntnisse vor fünf Jahren mit<br />
e<strong>in</strong>em Pilotprojekt zur <strong>Frühför<strong>der</strong>ung</strong><br />
von Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong><strong>der</strong>n mit Entwicklungs-<br />
rückständen, das sich nicht nur <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
wissenschaftlichen Beurteilung als erfolgreich<br />
erwiesen hat, son<strong>der</strong>n <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Folge auch den politischen Rückhalt<br />
über die Parteigrenzen h<strong>in</strong>aus geniesst.<br />
Mit 66 zu 2Stimmen bei e<strong>in</strong>er Enthaltung<br />
beschloss das Stadtparlament erst<br />
kürzlich die Fortführung <strong>und</strong> Ausweitung<br />
des Projektes «Primano», obwohl<br />
damit für Bern höhere Kosten entstehen.<br />
Ab 2013 soll das Programm nicht<br />
mehr nur <strong>in</strong> beson<strong>der</strong>s belasteten Quartieren,<br />
son<strong>der</strong>n flächendeckend angeboten<br />
werden können.<br />
Kernelement s<strong>in</strong>d Hausbesuche bei<br />
sozial benachteiligten Familien mit e<strong>in</strong>em<br />
K<strong>in</strong>d im Alter von an<strong>der</strong>thalb Jahren,<br />
das auf <strong>Frühför<strong>der</strong>ung</strong> angewiesen<br />
ist. Im Fokus stehen vor allem Familien,<br />
die durch an<strong>der</strong>e Angebote, beispielsweise<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätten o<strong>der</strong> Spielgruppen,<br />
nicht erreicht werden können.<br />
Während 18 Monaten (bis zum Alter<br />
von drei Jahren) erhält die Familie<br />
Hausbesuche von e<strong>in</strong>er speziell dafür<br />
ausgebildeten Mutter aus demselben<br />
Sprachraum, die den Eltern <strong>in</strong> ihrer<br />
Muttersprache erklärt, auf welche Weise<br />
ihr K<strong>in</strong>d spielerisch geför<strong>der</strong>t werden<br />
kann. Zusätzlich treffen sich die betreffenden<br />
Familien regelmässig zum Erfahrungsaustausch.<br />
Vernetzung ist wichtig<br />
Dieser Teil des Programms, das <strong>in</strong> den<br />
Nie<strong>der</strong>landen entwickelt wurde <strong>und</strong><br />
nach den Erfolgen <strong>in</strong> Bern mittlerweile<br />
<strong>in</strong> zahlreichen an<strong>der</strong>en Städten <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>Schweiz</strong> zur Anwendung kommt, ist <strong>in</strong>dessen<br />
nur e<strong>in</strong> Pfeiler <strong>der</strong> Berner Aktivitäten<br />
unter dem Namen «Primano».<br />
Wirkung könne die <strong>Frühför<strong>der</strong>ung</strong> nur<br />
entfalten, wenn sie von den betroffenen<br />
Familien auch <strong>in</strong> Anspruch genommen<br />
werde, sagt Richard Jakob vom Stadtberner<br />
Ges<strong>und</strong>heitsdienst. Insbeson<strong>der</strong>e<br />
bei problematischen Familienverhältnissen<br />
erweist es sich aber als schwierig,sich<br />
den Zugang zu verschaffen. Deshalb versucht<br />
die Stadt mit <strong>der</strong> Vernetzung von<br />
Institutionen <strong>in</strong> den Quartieren (Schulen,<br />
Quartiervere<strong>in</strong>e, Kirchen) mit<br />
<strong>Frühför<strong>der</strong>ung</strong>sangeboten (Spielgrup-<br />
pen, K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätten) zur Sensibilisierung<br />
beizutragen. Aufdiese Weise soll<br />
die Zusammenarbeit zwischen den Akteuren<br />
gestärkt <strong>und</strong> den Zielgruppen zu<br />
genügend Informationen <strong>und</strong> Hilfestellungen<br />
verholfen werden.<br />
Steht die Vernetzung sozusagen am<br />
Anfang des Prozesses,sosoll das dritte<br />
Element, die <strong>Frühför<strong>der</strong>ung</strong> <strong>in</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätten<br />
<strong>und</strong> Spielgruppen,<br />
dazu führen, dass e<strong>in</strong>e lückenlose För<strong>der</strong>kette<br />
bis zum E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong>den K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten<br />
entsteht. Die Hausbesuche<br />
s<strong>in</strong>d nur für K<strong>in</strong><strong>der</strong> bis zu drei Jahren<br />
vorgesehen, anschliessend sei aber die<br />
Beteiligung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Spielgruppe s<strong>in</strong>nvoll,<br />
so Jakob. Der E<strong>in</strong>bezug <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätten<br />
<strong>und</strong> Spielgruppen erfolgt<br />
vor allem über die Weiterbildung<br />
des Personals im Bereich <strong>der</strong> <strong>Frühför<strong>der</strong>ung</strong>.<br />
Damit ist dieses Modul im<br />
Rahmen des Projektes «Primano»<br />
dank dem Multiplikatoreneffekt beson<strong>der</strong>s<br />
wirkungsvoll.<br />
In <strong>der</strong> Pilotphase, die 2012 endet,<br />
trug die Stadt Bern nur gerade e<strong>in</strong>en<br />
Viertel zur F<strong>in</strong>anzierung bei –<strong>der</strong> Rest<br />
BILDUNG UNDERZIEHUNG 5<br />
<strong>und</strong> die Gruppe e<strong>in</strong>lassen, sie arbeitet<br />
vermehrt mit Anweisungen. Kle<strong>in</strong>e<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong> s<strong>in</strong>d darauf angewiesen, dass sie<br />
sich im Alltag auskennen <strong>und</strong> mit den<br />
anwesenden K<strong>in</strong><strong>der</strong>n vertraut werden<br />
können. Um dies zu ermöglichen, müssen<br />
Tagesabläufe mit geme<strong>in</strong>samen Ritualen<br />
<strong>und</strong> freier Zeit gestaltet werden.<br />
E<strong>in</strong> ständiges Kommen <strong>und</strong> Gehen von<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong>n ist h<strong>in</strong><strong>der</strong>lich. Die anspruchsvolle<br />
Arbeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kita braucht e<strong>in</strong>e<br />
professionelle Gr<strong>und</strong>lage.Junge Frauen<br />
<strong>und</strong> Männer <strong>in</strong> Ausbildung zur/zum<br />
Fachangestellten Betreuung müssen im<br />
Lehrbetrieb –wie dies für alle Lernenden<br />
wichtig ist – sorgfältig angeleitet<br />
werden. Diese Praxisausbildung sowie<br />
die Leitung e<strong>in</strong>er Gruppe <strong>und</strong> erst recht<br />
e<strong>in</strong>er Kita setzen e<strong>in</strong>e entsprechend<br />
gute Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Weiterbildung voraus.<br />
Die meisten s<strong>in</strong>d mittelmässig<br />
Wie sieht es nun mit <strong>der</strong> Qualität <strong>in</strong><br />
<strong>Schweiz</strong>er Kitas aus? Die Antwort lautet<br />
klar: sehr durchzogen. Die Unterschiede<br />
zwischen den e<strong>in</strong>zelnen Angeboten<br />
s<strong>in</strong>d ausgesprochen gross. Die<br />
meisten Kitas bewegen sich <strong>in</strong>sgesamt<br />
betrachtet im mittelmässigen Bereich,<br />
nur sehr vere<strong>in</strong>zelt lassen sich qualitativ<br />
hochwertige Betreuungssett<strong>in</strong>gs ausmachen.<br />
Wie e<strong>in</strong>e eigene Untersuchung<br />
mit 38 Kitas <strong>in</strong> <strong>der</strong> deutschsprachigen<br />
<strong>Schweiz</strong> zeigt, wird die Beziehung zu<br />
den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em grossen Teil <strong>der</strong><br />
Kitas jedoch erfreulich hoch gewichtet.<br />
So hat sich e<strong>in</strong>e beträchtliche Anzahl<br />
von Kitas <strong>in</strong> den letzten Jahren auf den<br />
Weggemacht, die anvertrauten K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />
nicht mehr «nur» zu hüten, son<strong>der</strong>n <strong>in</strong><br />
ihrer Identitätsentwicklung <strong>und</strong> <strong>in</strong> ihrem<br />
Lernen <strong>in</strong>tensiver zu begleiten <strong>und</strong><br />
zu bestärken. Die Trägerschaften s<strong>in</strong>d<br />
allerd<strong>in</strong>gs mit e<strong>in</strong>er hohen Personalfluktuation<br />
konfrontiert. Es fehlt an ausgebildeten<br />
<strong>und</strong> erfahrenen Erziehenden<br />
<strong>und</strong> oftmals an <strong>der</strong> nötigen Konstanz <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Betreuung kle<strong>in</strong>er K<strong>in</strong><strong>der</strong>.Teils s<strong>in</strong>d<br />
die pädagogischen Konzepte nicht auf<br />
e<strong>in</strong>em neuesten Stand, teils können gut<br />
durchdachte pädagogische Ansätze im<br />
Alltag nicht umgesetzt werden, weil den<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong>n beispielsweise aufgr<strong>und</strong> unterschiedlicher<br />
Anwesenheitszeiten ke<strong>in</strong>e<br />
kont<strong>in</strong>uierlichen Erfahrungen ermöglicht<br />
werden können. Vielen Betrieben<br />
mangelt es an wichtigen personellen<br />
<strong>und</strong> f<strong>in</strong>anziellen Ressourcen. E<strong>in</strong>e gute<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung ist eben nicht gratis zu<br />
haben –we<strong>der</strong> <strong>in</strong>nerhalb noch ausserhalb<br />
<strong>der</strong> Familie.<br />
.................................................................................<br />
Heidi Simoni ist Leiter<strong>in</strong> des Marie-Meierhofer-Instituts<br />
für das K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Zürich. Cor<strong>in</strong>a Wustmann Seiler<br />
forscht dort zum Thema <strong>Bildung</strong>sför<strong>der</strong>ung im Frühbereich.<br />
<strong>der</strong> Kosten wurde durch Dritte übernommen.<br />
So unterstützten <strong>der</strong> B<strong>und</strong>,<br />
<strong>der</strong> Kanton <strong>und</strong> diverse Stiftungen «Primano».<br />
Vor allem die Jacobs Fo<strong>und</strong>ation<br />
habe das Projekt nicht nur f<strong>in</strong>anziell,<br />
son<strong>der</strong>n auch <strong>in</strong>haltlich mitgetragen,<br />
wie Jakob erklärt.<br />
Evaluation durch Universität<br />
Um die Wirkung von «Primano» zu<br />
überprüfen, erfolgte e<strong>in</strong>e Evaluation<br />
durch die Universität, die nachweisen<br />
konnte, dass sich die <strong>Bildung</strong>schancen<br />
von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n mit Entwicklungsrückständen<br />
dank dem Programm verbesserten.<br />
So zeigte sich beispielsweise, dass K<strong>in</strong><strong>der</strong>,<br />
die am Hausbesuchsprogramm beteiligt<br />
waren, <strong>in</strong> Tests <strong>in</strong> den Bereichen<br />
Körpermotorik, Handmotorik, Körperbewusstse<strong>in</strong><br />
sowie emotionale Entwicklung<br />
signifikant besser abschnitten als<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong> ohne <strong>Frühför<strong>der</strong>ung</strong>.<br />
Inzwischen haben aus diesem Gr<strong>und</strong><br />
zahlreiche Geme<strong>in</strong>den <strong>in</strong>ner- <strong>und</strong> ausserhalb<br />
des Kantons den Berner Ansatz<br />
übernommen.
BILDUNG UND ERZIEHUNG Neuö Zürcör Zäitung Mittwoch, 7. November 2012 Nr. 260 Neuö Zürcör Zäitung<br />
BILDUNG UND ERZIEHUNG 7<br />
6 Mittwoch, 7. November 2012 Nr. 260<br />
Der Wald als<br />
optimales Lernumfeld<br />
<strong>Frühför<strong>der</strong>ung</strong> kann überall stattf<strong>in</strong>den, auch im Wald.<br />
Er ist Wissensquelle, Abenteuerspielplatz <strong>und</strong><br />
Künstlerwerkstatt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em. Von Marga Keller<br />
Schlafen, werken, kochen,<br />
entdecken: K<strong>in</strong><strong>der</strong> stärken im Wald<br />
nicht nur das Selbstvertrauen,<br />
sie lernen auch das soziale Verhalten.<br />
Waldk<strong>in</strong><strong>der</strong> tauchen e<strong>in</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nliche<br />
Welt. Aufihrem Wegbegleiten sie Vogelgezwitscher,<br />
das Murmeln des Baches,<br />
e<strong>in</strong> Rascheln <strong>in</strong> den Büschen <strong>und</strong> das<br />
Knacken von Ästen. Hier hüpft e<strong>in</strong><br />
Frosch, <strong>und</strong> dort spielt die Sonne <strong>in</strong> den<br />
farbigen Blättern. Der W<strong>in</strong>d bläst <strong>in</strong>s Gesicht,<br />
<strong>und</strong> Regentropfen platschen auf<br />
die Nase.Und sogar das Essen vom offenen<br />
Feuer schmeckt an<strong>der</strong>s, besser. Im<br />
Wald begegnet uns auf Schritt <strong>und</strong> Tritt<br />
Interessantes, Erstaunliches, Neues, Erheiterndes.<br />
Unzählige Gelegenheiten<br />
wecken Neugier <strong>und</strong> Forschungsdrang.<br />
Ganz nebenbei wird<strong>der</strong> Körper tra<strong>in</strong>iert.<br />
Lebenslanges Lernen<br />
Als Lebewesen s<strong>in</strong>d wir <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em fortwährenden<br />
Entwicklungsprozess be-<br />
griffen: Unser ganzer Organismus ist<br />
auf Lernen ausgerichtet. Je jünger, desto<br />
mehr <strong>und</strong> <strong>in</strong>tensiver f<strong>in</strong>det Lernen<br />
statt. So üben Babys unermüdlich, bis<br />
sie ihr Ziel erreicht haben, um sich<br />
sofort neuen Herausfor<strong>der</strong>ungen zuzuwenden.<br />
Der <strong>Frühför<strong>der</strong>ung</strong> kommt<br />
also grösste Bedeutung zu. Ich staunte,<br />
als ich im Zusammenhang mit <strong>der</strong><br />
Robotik auf Aussagen von Rolf Pfeifer,<br />
<strong>der</strong> als Physiker <strong>und</strong> Mathematiker an<br />
<strong>der</strong> Universität Zürich lehrt, stiess: Im<br />
Körper liege <strong>der</strong> Schlüssel zur geistigen<br />
Intelligenz, sagte er. Die Fähigkeit zu<br />
unterscheiden, die Umwelt <strong>in</strong> s<strong>in</strong>nvolle<br />
E<strong>in</strong>heiten e<strong>in</strong>zuteilen <strong>und</strong> mit Bedeutung<br />
zu füllen, baue auf dem sensomotorischen<br />
System auf.E<strong>in</strong> Wesen, das<br />
über ke<strong>in</strong>en Körper verfüge, das nicht<br />
über se<strong>in</strong>e Bewegungsfähigkeit mit <strong>der</strong><br />
Welt gekoppelt sei, könne nie e<strong>in</strong>e Sprache<br />
lernen, me<strong>in</strong>te Pfeifer.<br />
Der Mensch ist komplexer <strong>und</strong> <strong>in</strong>telligenter<br />
als jede Masch<strong>in</strong>e. Aber vielleicht<br />
s<strong>in</strong>d gewisse Gr<strong>und</strong>muster ähnlich.<br />
Auf jeden Fall leuchtet e<strong>in</strong>, dass,<br />
wer e<strong>in</strong>en Apfel <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hand hält, se<strong>in</strong><br />
Gewicht spürt, ihn riecht, se<strong>in</strong>e kühle<br />
Glätte wahrnimmt, vielleicht gar re<strong>in</strong>beisst,<br />
die knackige, saftige Frische auf<br />
<strong>der</strong> Zunge erlebt o<strong>der</strong> ihn über den<br />
Tisch kullern lässt, dessen Wesen besser<br />
erfasst <strong>und</strong> ver<strong>in</strong>nerlicht, als <strong>der</strong>,<strong>der</strong> das<br />
Bild e<strong>in</strong>es Apfels sieht. Nachdem wir<br />
uns die Welt auf sensomotorischem<br />
Wege zu eigen gemacht haben, können<br />
wir sie <strong>in</strong>tegrieren <strong>und</strong> abstrahieren. Solange<br />
das K<strong>in</strong>d aber mit <strong>der</strong> Koord<strong>in</strong>ation<br />
von Körper <strong>und</strong> S<strong>in</strong>neswahrnehmung<br />
beschäftigt ist, ist För<strong>der</strong>ung<br />
<strong>in</strong>tellektueller Leistungen wenig s<strong>in</strong>nvoll<br />
<strong>und</strong> möglicherweise sogar störend.<br />
Wissen alle<strong>in</strong> genügt nicht. Mit allen<br />
S<strong>in</strong>nen Erlebtes ist unwi<strong>der</strong>rufliche Erfahrung<br />
<strong>und</strong> Boden für s<strong>in</strong>nerfülltes<br />
Leben. Im eigenen Erforschen lernt<br />
man am schnellsten; ohne schnelle Antworten<br />
<strong>und</strong> solange die Neugier brennt.<br />
Je mehr e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d entdeckt, umso mehr<br />
formt sich se<strong>in</strong> Gehirn –<strong>und</strong> wird auf<br />
<strong>in</strong>tellektuelle Prozesse vorbereitet.<br />
Aufmerksamkeit schärfen<br />
Die heutige Dynamik lässt kaum Zeit für<br />
k<strong>in</strong>dliche Lernprozesse. Darum bleiben<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong> oft lange abhängig <strong>und</strong> unselbständig.<br />
Die Waldpädagogik nimmt sich<br />
Zeit, mit dem K<strong>in</strong>d SchrittfürSchritt–<strong>in</strong><br />
gesichertem Rahmen –Fertigkeiten zu<br />
entwickeln. Dazu gehört, mit ihm geme<strong>in</strong>sam<br />
zu lernen, mit Gefahren umzugehen,<br />
anstatt potenzielle Gefahren aus<br />
dem Erlebnisbereich des K<strong>in</strong>des zu entfernen.<br />
E<strong>in</strong> 5-jähriges K<strong>in</strong>d, das endlich<br />
die Gelegenheit erspäht, das unbeaufsichtigte<br />
Sackmesser auszuprobieren –<br />
<strong>und</strong> erst noch schnell machen muss, bevor<br />
ihm das Messer wie<strong>der</strong> weggenommen<br />
wird –,kann sich ernsthaft damit<br />
verletzen. Wenn wir mit unsern 2-Jährigen<br />
schnitzen, haben wir viel Zeit, uns<br />
mit ihnen h<strong>in</strong>zusetzen. Wirerklärendem<br />
K<strong>in</strong>d, wo das Messer scharf <strong>und</strong> wie es zu<br />
halten ist, damit es sich nicht weh tut.<br />
Unsere Schnitzmesser s<strong>in</strong>d vorne abger<strong>und</strong>et<br />
<strong>und</strong> haben e<strong>in</strong>e Sicherung, damit<br />
sie nicht versehentlich zusammenklappen<br />
können. Dass sich das K<strong>in</strong>d trotzdem<br />
schneidet, gehört zum Lernprozess.<br />
Die 2-jährige Sophie <strong>in</strong>teressiert es<br />
nicht, wenn ich ihr erkläre,dass sie ohne<br />
Handschuhe kalte Hände haben wird.<br />
In diesem Augenblick s<strong>in</strong>d ihre Hände<br />
warm, <strong>und</strong> die Handschuhe s<strong>in</strong>d sowieso<br />
unbequem <strong>und</strong> unpraktisch, weil damit<br />
nichts richtig gehalten werden kann.<br />
Vielleicht weigert sich Sophie sogar,die<br />
Handschuhe <strong>in</strong> den Rucksack zu tun,<br />
<strong>und</strong> so packe ich sie unbemerkt <strong>in</strong> me<strong>in</strong>en.<br />
Schnell s<strong>in</strong>d die Hände kalt <strong>und</strong><br />
Sophie unglücklich: Auch das ist entdeckendes<br />
Lernen, Lernen durch Konsequenzen.<br />
Es ist wichtig, dem K<strong>in</strong>d<br />
etwas zuzutrauen, es se<strong>in</strong>e Entscheidungen<br />
selber fällen zu lassen. In e<strong>in</strong>er kontrollierten,<br />
überblickbaren Situation,<br />
mit kalkulierbaren Gefahren. Unsere<br />
Erfahrung ist, dass K<strong>in</strong><strong>der</strong> von Natur<br />
aus vorsichtig s<strong>in</strong>d. Es ist erwiesen, dass<br />
<strong>in</strong> Wald-Institutionen weniger Unfälle<br />
passieren als <strong>in</strong> Regelbetrieben. K<strong>in</strong><strong>der</strong>,<br />
welche lernen, mit sich <strong>und</strong> ihrem Körper<br />
heimisch zu werden, s<strong>in</strong>d kompetent<br />
<strong>und</strong> weniger unfallgefährdet.<br />
Selbstvertrauen stärken<br />
Was stärkt das Vertrauen <strong>in</strong> sich <strong>und</strong><br />
se<strong>in</strong>e Fähigkeiten mehr als das Erlebnis,<br />
Schwierigkeiten überw<strong>und</strong>en, Lösungen<br />
gef<strong>und</strong>en <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Ziel erreicht zu haben.<br />
Der Wald bietet dem K<strong>in</strong>d täglich echte,<br />
altersgemässe Herausfor<strong>der</strong>ungen. Beim<br />
Überqueren des Baches,beim Hochklettern<br />
e<strong>in</strong>es Hangs, beim Schleppen e<strong>in</strong>es<br />
schweren Astes, beim Schnitzen –hier<br />
übt das K<strong>in</strong>d Kraft, Geschicklichkeit,<br />
Mut, Ausdauer, Kreativität <strong>und</strong> Phantasie.<br />
Das K<strong>in</strong>d f<strong>in</strong>det eigene Lösungen<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong> zwischen 2<strong>und</strong> 4Jahren<br />
besuchen die «Waldkrippe»<br />
am Stadtrand von Zürich.<br />
<strong>und</strong> blickt mit Stolz auf eben errungene<br />
Erfolge. Dies ist <strong>der</strong> Motor, sich immer<br />
neuen Herausfor<strong>der</strong>ungen zu stellen.<br />
Der Wald bietet noch mehr. K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />
erleben auch das E<strong>in</strong>geb<strong>und</strong>ense<strong>in</strong> <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>schaft. Im Lebensraum<br />
Wald, wo die unterschiedlichsten Lebewesen<br />
aus Pflanzen- <strong>und</strong> Tierwelt ökologisch<br />
zusammenleben <strong>und</strong> sich gegenseitig<br />
bereichern, ist dies e<strong>in</strong>leuchtend.<br />
In <strong>der</strong> Schule fallen ehemalige Waldk<strong>in</strong><strong>der</strong><br />
auch durch ihre Sozialkompetenz<br />
auf. Es ist e<strong>in</strong>e verantwortungsvolle<br />
Aufgabe, K<strong>in</strong><strong>der</strong> bei ihren Entdeckungen<br />
zu begleiten. Je mehr Freiheit die<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong> erhalten, desto sorgfältiger müssen<br />
sie begleitet <strong>und</strong> gelenkt werden.<br />
.................................................................................<br />
Marga Keller leitet e<strong>in</strong>en Waldk<strong>in</strong><strong>der</strong>garten <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e<br />
Tagesstätte <strong>in</strong> Zürich.<br />
Wie das K<strong>in</strong>d lernt,<br />
sozial zu se<strong>in</strong><br />
Die Fähigkeit, sich sozial zu verhalten,<br />
entwickelt sich nicht von alle<strong>in</strong>.<br />
Von Joachim Bauer<br />
Soziale Kompetenz ist e<strong>in</strong>e komplexe<br />
Angelegenheit. Sie hat e<strong>in</strong>e Reihe von<br />
Voraussetzungen, von denen drei beson<strong>der</strong>s<br />
bedeutsam s<strong>in</strong>d: Lebensfreude<br />
<strong>und</strong> Motivation, die Fähigkeit zur Empathie<br />
<strong>und</strong> drittens die Fähigkeit, Regeln<br />
des sozialen Zusammenlebens zu<br />
beachten. Je<strong>der</strong> dieser drei Voraussetzungen<br />
entspricht e<strong>in</strong> neurobiologisches<br />
F<strong>und</strong>amentalsystem: das Motivationssystem,<br />
das Spiegelsystem <strong>und</strong> drittens<br />
<strong>der</strong> Präfrontale Cortex (Stirnhirn).<br />
Neurobiologische Systeme durchlaufen<br />
<strong>in</strong> den ersten Lebensjahren e<strong>in</strong>en Reifungsprozess.<br />
Dieser beruht auf e<strong>in</strong>em<br />
engen –<strong>und</strong> störanfälligen –Wechselspiel<br />
zwischen <strong>der</strong> Biologie des k<strong>in</strong>dlichen<br />
Gehirns <strong>und</strong> se<strong>in</strong>er Umwelt.<br />
Gene <strong>und</strong> Umwelt<br />
Gene arbeiten nicht unbee<strong>in</strong>flusst von<br />
ihrer Umgebung. Vielmehr hängt sowohl<br />
ihre kurzfristige Aktivität (Genregulation)<br />
als auch ihre langfristige<br />
Aktivierbarkeit (Epigenetik) von Signalen<br />
ab, die sie aus ihrem Umfeld erhalten.<br />
Dies ist <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>, warum sich<br />
die neuronalen Verschaltungsmuster<br />
des Gehirns –unter dem E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong><br />
Umwelt –permanent verän<strong>der</strong>n. Daher<br />
können empirische Studien nicht überraschen,<br />
die zeigen, dass die soziale Umwelt<br />
e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des, vor allem <strong>in</strong> <strong>der</strong> frühen<br />
K<strong>in</strong>dheit, massiven E<strong>in</strong>fluss auf die<br />
Entwicklung se<strong>in</strong>es Gehirns hat.<br />
Lebensfreude <strong>und</strong> Motivation haben<br />
zur Voraussetzung, dass e<strong>in</strong> im Mittelhirn<br />
positioniertes sogenanntes Motivationssystem<br />
e<strong>in</strong>en Botenstoff-Cocktail<br />
aus Dopam<strong>in</strong>, körpereigenen Opioiden<br />
<strong>und</strong> Oxytoz<strong>in</strong> produziert. Das Motivationssystem<br />
wird aktiv, wenn K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />
sich «gesehen» fühlen, also Beachtung<br />
<strong>und</strong> Zugehörigkeit erfahren. Allerd<strong>in</strong>gs<br />
ist das Motivationssystem korrumpierbar:<br />
Es lässt sich, vor allem wenn reale<br />
Beachtung fehlt, nicht nur mit Süssigkeiten<br />
o<strong>der</strong> Drogen abspeisen, son<strong>der</strong>n<br />
auch mit Ersatzzuwendung, wie sie<br />
Jugendliche via Internet etwa über die<br />
sozialen Netzwerke beziehen.<br />
«Gesehen werden» <strong>und</strong> «soziale Zugehörigkeit»<br />
s<strong>in</strong>d aus Sicht <strong>der</strong> Hirnforschung<br />
zentrale Gr<strong>und</strong>bedürfnisse des<br />
K<strong>in</strong>des. Sie müssen daher die Gr<strong>und</strong>lage<br />
<strong>der</strong> frühk<strong>in</strong>dlichen Erziehung darstellen.<br />
Dies bedeutet nicht, e<strong>in</strong>er Kuschelpädagogik<br />
das Wort zu reden, <strong>der</strong><br />
gemäss K<strong>in</strong><strong>der</strong> verwöhnt werden sollten.<br />
E<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d kann nur dann spüren,<br />
dass es Bedeutung für se<strong>in</strong>e Bezugsperson<br />
hat, wenn ihm –zuse<strong>in</strong>em eigenen<br />
Schutz <strong>und</strong> Wohle –auch Grenzen gezogen<br />
werden.<br />
Um Zugehörigkeit <strong>und</strong> Akzeptanz,<br />
jene Desi<strong>der</strong>ate, welche die Motivationssysteme<br />
aktivieren, erleben zu<br />
können, bedarf es <strong>der</strong> Fähigkeit zur<br />
sozialen Resonanz. Werdas,was an<strong>der</strong>e<br />
tun, nicht <strong>in</strong>tuitiv versteht, wer sich <strong>in</strong><br />
das, was an<strong>der</strong>e fühlen, nicht e<strong>in</strong>fühlen<br />
kann, tut sich schwer, das Glück des<br />
«Wir» zu erleben. Die Gr<strong>und</strong>lage, dass<br />
wir <strong>in</strong>tuitiv verstehen, was an<strong>der</strong>e tun<br />
o<strong>der</strong> fühlen, bildet e<strong>in</strong> neurobiologischer<br />
Resonanz- o<strong>der</strong> Spiegelungsmechanismus:<br />
E<strong>in</strong>e Untergruppe von Nervenzellen<br />
des Gehirns wird nicht nur<br />
dann aktiv, wenn im Körper Handlungen<br />
<strong>und</strong> Gefühle realisiert werden, son<strong>der</strong>n<br />
zeigt e<strong>in</strong>e Reaktion, wenn e<strong>in</strong><br />
an<strong>der</strong>er Mensch handelt o<strong>der</strong> fühlt –<br />
vorausgesetzt, <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e bef<strong>in</strong>det sich<br />
im E<strong>in</strong>zugsbereich me<strong>in</strong>er fünf S<strong>in</strong>ne.<br />
Spiegelnervenzellen s<strong>in</strong>d die Gr<strong>und</strong>lage<br />
für das e<strong>in</strong>st von Albert Bandura<br />
formulierte Pr<strong>in</strong>zip «Lernen am Modell».Sie<br />
s<strong>in</strong>d zudem <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage,Handlungsbereitschaften<br />
zu bahnen: Wasan<strong>der</strong>e<br />
tun o<strong>der</strong> fühlen, kann ansteckend<br />
se<strong>in</strong>. Studien aus <strong>der</strong> Säugl<strong>in</strong>gsfor-<br />
schung legen nahe, dass Säugl<strong>in</strong>ge bei<br />
Geburt über e<strong>in</strong>e Gr<strong>und</strong>ausstattung von<br />
Spiegelnervenzellen verfügen. Ob sich<br />
aus <strong>der</strong> dem Säugl<strong>in</strong>g mitgegebenen<br />
Gr<strong>und</strong>ausstattung im Verlauf <strong>der</strong> ersten<br />
Lebensjahree<strong>in</strong> funktionstüchtiges Empathiesystem<br />
entwickeln kann, hängt<br />
davon ab,obdas K<strong>in</strong>d se<strong>in</strong>erseits Resonanzerfahrungen<br />
macht, ob Bezugspersonen<br />
se<strong>in</strong>e Bef<strong>in</strong>dlichkeitszustände<br />
h<strong>in</strong>reichend erkennen <strong>und</strong> spiegeln. In<br />
den ersten beiden Lebensjahren kann<br />
e<strong>in</strong>e solche Spiegelung, <strong>in</strong><strong>der</strong> sich das<br />
K<strong>in</strong>d gesehen <strong>und</strong> erkannt fühlt, nur im<br />
Rahmen dyadischer Zweierbeziehungen<br />
gel<strong>in</strong>gen.<br />
Die pure Fähigkeit zu E<strong>in</strong>fühlung<br />
o<strong>der</strong> Resonanz bedeutet ke<strong>in</strong>eswegs,<br />
dass sich e<strong>in</strong> Mensch tatsächlich h<strong>in</strong>reichend<br />
prosozial o<strong>der</strong> altruistisch verhält.<br />
Zuständig für die Fähigkeit, sich<br />
vorzustellen, wie sich das, was ich tue,<br />
aus <strong>der</strong> Perspektive me<strong>in</strong>er Mitmenschen<br />
darstellt, ist e<strong>in</strong> im Stirnhirn (Präfrontaler<br />
Cortex), unmittelbar über den<br />
Augenhöhlen gelegenes neuronales<br />
Spezial-Netzwerk (Orbitofrontaler<br />
Cortex genannt). Evolutionär gesehen<br />
war das Stirnhirn e<strong>in</strong>e relativ späte Entwicklung.<br />
Dies ist <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>, warum es<br />
beim e<strong>in</strong>zelnen Menschen die zuletzt<br />
reifende Hirnregion ist: Aufgr<strong>und</strong> se<strong>in</strong>er<br />
späten Myel<strong>in</strong>isierung kann das<br />
Frontalhirn nicht vor dem zweiten bis<br />
dritten Lebensjahr beg<strong>in</strong>nen, se<strong>in</strong>e<br />
Funktion aufzunehmen.<br />
Jahrelanger Dialog<br />
Bis etwa zum zweiten bis dritten Lebensjahr<br />
ist das Frontalhirn aufgr<strong>und</strong><br />
se<strong>in</strong>er erst dann beg<strong>in</strong>nenden Reifung<br />
also sozusagen leer.Nun aber kann <strong>und</strong><br />
muss es beg<strong>in</strong>nen, Informationen darüber<br />
abzuspeichern, wie das, was ich<br />
tue, sich aus <strong>der</strong> Perspektive an<strong>der</strong>er<br />
darstellt. Dies geschieht im Rahmen<br />
e<strong>in</strong>es Prozesses, den wir «Erziehung»<br />
nennen. Erziehung ist e<strong>in</strong> geduldiger,<br />
jahrelanger Dialog,mit dem wir K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />
liebevoll, aber auch konsequent anhalten,<br />
ihre Impulse zu kontrollieren,<br />
Frustrationen zu ertragen <strong>und</strong> im<br />
Dienste <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>schaft zu warten<br />
<strong>und</strong> zu teilen. An<strong>der</strong>s, als uns e<strong>in</strong>e auf<br />
Rousseau zurückgehende Denkschule<br />
weismachen will, ist die Erziehung ke<strong>in</strong><br />
gegen die «Natur» des K<strong>in</strong>des gerichtetes<br />
Projekt, son<strong>der</strong>n Teil se<strong>in</strong>er natürlichen<br />
Bestimmung. Ausweislich unseres<br />
Präfrontalen Cortex ist die Anleitung<br />
zu Perspektivübernahme <strong>und</strong><br />
Rücksichtnahme Teil unserer biologischen<br />
Bestimmung. Wer es dem K<strong>in</strong>d<br />
erspart, die Regeln des sozialen Zusammenlebens<br />
zu ver<strong>in</strong>nerlichen, versündigt<br />
sich an <strong>der</strong> Reifung des k<strong>in</strong>dlichen<br />
Gehirns.<br />
Zusammenfassend bedeutet frühk<strong>in</strong>dliche<br />
<strong>Bildung</strong> <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie, e<strong>in</strong><br />
K<strong>in</strong>d so zu begleiten, dass sich diejenigen<br />
neuronalen Systeme se<strong>in</strong>es Gehirns<br />
entwickeln können, die es zu e<strong>in</strong>em<br />
emotional <strong>und</strong> sozial kompetenten Wesen<br />
machen. Diese Kompetenzen s<strong>in</strong>d<br />
die Gr<strong>und</strong>lage für die Entwicklung<br />
<strong>in</strong>tellektueller <strong>und</strong> kreativer Talente.<br />
Voraussetzung für die Entwicklung sozialer<br />
Kompetenz ist, dass sich K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />
gesehen, gespiegelt <strong>und</strong> sozial akzeptiert<br />
fühlen. Im ersten Lebensjahr kann<br />
dies nur im Rahmen e<strong>in</strong>er dyadischen<br />
Beziehung gel<strong>in</strong>gen. Neben B<strong>in</strong>dung<br />
<strong>und</strong> Zuwendung bedarf es für die Ausbildung<br />
sozialer Kompetenz, beg<strong>in</strong>nend<br />
ab dem zweiten bis dritten Lebensjahr,<br />
e<strong>in</strong>er liebevollen, aber konsequenten<br />
Anleitung des K<strong>in</strong>des zur E<strong>in</strong>haltung<br />
sozialer Regeln.<br />
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Joachim Bauer ist Neurobiologe, Arzt <strong>und</strong> Psychotherapeut.<br />
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Son<strong>der</strong>beilage 7. November 2012 Neuö Zürcör Zäitung<br />
An <strong>der</strong> frühk<strong>in</strong>dlichen <strong>Bildung</strong> entzünden<br />
sich zahlreiche politische Debatten.<br />
Meist wird übersehen, dass die Frage,<br />
ob wir frühk<strong>in</strong>dliche <strong>Bildung</strong> für unterstützenswert<br />
halten o<strong>der</strong> nicht, wenig<br />
s<strong>in</strong>nvoll ist. Denn aus pädagogischer<br />
Sicht ist klar: Kle<strong>in</strong>e K<strong>in</strong><strong>der</strong> müssen<br />
nicht gebildet werden. Sie bilden sich<br />
selbst, <strong>und</strong> das von Anfang an.<br />
Je<strong>der</strong> gebaute Turm, je<strong>der</strong> Streit <strong>und</strong><br />
jedes Versöhnen mit an<strong>der</strong>en K<strong>in</strong><strong>der</strong>n,<br />
je<strong>der</strong> aufgesagte Reim ist e<strong>in</strong>e Lernerfahrung.<br />
Lernen <strong>und</strong> Spielen s<strong>in</strong>d für<br />
kle<strong>in</strong>e K<strong>in</strong><strong>der</strong> ke<strong>in</strong>e Gegensätze, son<strong>der</strong>n<br />
weitgehend e<strong>in</strong>s.Ihre<strong>in</strong>dividuellen<br />
<strong>Bildung</strong>sprozesse können nicht von Erwachsenen<br />
unterb<strong>und</strong>en o<strong>der</strong> gesteuert<br />
werden. Und so stimmt, was e<strong>in</strong> Bonmot<br />
sagt: «Auch wenn man am Gras<br />
zieht, wächst es nicht schneller.» Trotzdem<br />
haben wir als Eltern, als Angestellte<br />
e<strong>in</strong>er K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätte (Kita)<br />
<strong>und</strong> als Gesellschaft e<strong>in</strong>e Verantwortung<br />
für die frühk<strong>in</strong>dlichen <strong>Bildung</strong>sprozesse.UnsereAufgabe<br />
ist es,Räume<br />
zu schaffen, <strong>in</strong> denen sich die K<strong>in</strong><strong>der</strong> gut<br />
entwickeln können.<br />
Gute Entwicklung setzt Geborgenheit,<br />
Sicherheit <strong>und</strong> Vertrauen voraus.<br />
Das Harmos-Konkordat sieht die E<strong>in</strong>schulung<br />
aller K<strong>in</strong><strong>der</strong> mit dem vollendeten<br />
vierten Altersjahr vor.Bei <strong>der</strong> frühk<strong>in</strong>dlichen<br />
<strong>Bildung</strong> geht es also um die<br />
ersten vier Lebensjahre. Just <strong>in</strong> diesen<br />
Jahren wird die Beziehung zwischen<br />
Eltern <strong>und</strong> ihren K<strong>in</strong><strong>der</strong>n extrem geprägt.<br />
An diesem fragilen Gleichgewicht<br />
<strong>in</strong> dieser Zeitspanne hat <strong>der</strong> Staat<br />
nicht ohne Not zu rütteln. Die Eigenverantwortung<br />
steht hier an oberster Stelle.<br />
Das prioritäre Ziel <strong>der</strong> frühk<strong>in</strong>dlichen<br />
<strong>Bildung</strong> wäre es per Def<strong>in</strong>ition,<br />
den allerersten Lebensabschnitt e<strong>in</strong>es<br />
K<strong>in</strong>des zu nutzen, um dessen künftige<br />
Lernprozesse zu verbessern. In <strong>der</strong> Realität<br />
werden jedoch oft an<strong>der</strong>e Prioritäten<br />
gesetzt. Es geht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Politik bei <strong>der</strong><br />
frühk<strong>in</strong>dlichen <strong>Bildung</strong> nicht <strong>in</strong> erster<br />
L<strong>in</strong>ie um die Entwicklung des Individuums,<br />
son<strong>der</strong>n um die Chancengleichheit,<br />
wo alle alles etwa gleich machen<br />
sollten. Dass damit nicht e<strong>in</strong>fach alles<br />
besser wird, sei hier erläutert.<br />
Län<strong>der</strong> wie zum Beispiel Deutschland<br />
kennen e<strong>in</strong>en Rechtsanspruch auf<br />
den Besuch e<strong>in</strong>er K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätte,<br />
frühk<strong>in</strong>dliche <strong>Bildung</strong> e<strong>in</strong>geschlossen.<br />
Deutschland zeigt hier –historisch be-<br />
Wo immer sich K<strong>in</strong><strong>der</strong> aufhalten: Unsere<br />
Aufgabe ist, dafür zusorgen, dass<br />
sie sich wohl <strong>und</strong> angenommen fühlen,<br />
wachsam auf ihreBedürfnisse e<strong>in</strong>gegangen<br />
wird, sie Antworten auf ihreFragen<br />
bekommen <strong>und</strong> zu neuen angeregt werden.<br />
<strong>Bildung</strong>,Betreuung <strong>und</strong> Erziehung<br />
lassen sich nicht trennen <strong>und</strong> müssen <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Familie genauso wie <strong>in</strong> familienergänzenden<br />
Betreuungsstrukturen<br />
mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verzahnt stattf<strong>in</strong>den. Früh-<br />
k<strong>in</strong>dliche <strong>Bildung</strong> ist nicht Früh-Ch<strong>in</strong>esisch.<br />
Sie hat nichts mit früher Karriereplanung,nichts<br />
mit «verordnetem» Wissen<br />
o<strong>der</strong> gar Leistungskontrollen zu tun.<br />
E<strong>in</strong> Ja zur frühk<strong>in</strong>dlichen <strong>Bildung</strong> ist<br />
gleichzeitig e<strong>in</strong> Ne<strong>in</strong> zur Verschulung<br />
<strong>der</strong> ersten Lebensjahre. Frühe För<strong>der</strong>ung<br />
bedeutet, vom K<strong>in</strong>d aus zu denken.<br />
Es bedeutet, K<strong>in</strong><strong>der</strong> zu beobachten, wie<br />
sie lernen, eifrig die Welt entdecken <strong>und</strong><br />
wie sie stolz strahlen, wenn sie endlich<br />
stehen können o<strong>der</strong> für den Holzwürfel<br />
das richtige Loch gef<strong>und</strong>en haben.<br />
Der wichtigste Lebens- <strong>und</strong> Entwicklungsort<br />
ist die Familie. E<strong>in</strong> zweiter<br />
wichtiger Ort ist dort, wo an<strong>der</strong>eK<strong>in</strong><strong>der</strong><br />
s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> wo weitere Erwachsene e<strong>in</strong>e<br />
Verantwortung für das K<strong>in</strong>d übernehmen.<br />
Daskönnen Kitas,Krippen, Spielgruppen<br />
o<strong>der</strong> Tagesfamilien se<strong>in</strong>. Diese<br />
familienergänzenden Angebote bieten<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong>n die Chance, bereits <strong>in</strong> den ersten<br />
Lebensjahren regelmässig mit an<strong>der</strong>en<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong>n zusammen zu se<strong>in</strong>. Von<br />
niemandem lernen K<strong>in</strong><strong>der</strong> so viel wie<br />
von an<strong>der</strong>en K<strong>in</strong><strong>der</strong>n.<br />
Bei familienergänzen<strong>der</strong> Betreuung<br />
denken wir zu oft an quantitative Aspekte.<br />
Gibt es genug Krippenplätze? Wie<br />
können die Kosten gesenkt werden? Zu<br />
selten fragen wir, welche Qualität die<br />
Betreuung haben muss,damit K<strong>in</strong><strong>der</strong> zu<br />
ihrem Recht auf e<strong>in</strong>e k<strong>in</strong>dgerechte Entwicklung<br />
kommen. E<strong>in</strong>e wichtige Voraussetzung<br />
ist ausgebildetes Personal,<br />
das e<strong>in</strong> f<strong>und</strong>iertes Wissen über frühk<strong>in</strong>dliche<br />
<strong>Bildung</strong> <strong>und</strong> Entwicklung mitbr<strong>in</strong>gt<br />
<strong>und</strong> erkennt, wie sich das K<strong>in</strong>d<br />
entwickelt <strong>und</strong> wie man se<strong>in</strong>em Lernwillen<br />
Raum schaffen kann. Wichtig ist<br />
E<strong>in</strong> Lückenschliesser für die frühe K<strong>in</strong>dheit<br />
BILDUNG UNDERZIEHUNG 9<br />
Neue Forschungserkenntnisse zur frühen K<strong>in</strong>dheit sollen besser für die Praxis aufbereitet werden. Die Pädagogische Hochschule Thurgau<br />
<strong>und</strong> die Universität Konstanz machen erste positive Erfahrungen mit e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ären Masterstudiengang.<br />
Jörg Krummenacher, Kreuzl<strong>in</strong>gen<br />
Das Netzwerk professioneller K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung<br />
wird <strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> auf allen<br />
Stufen zunehmend dichter gestrickt:<br />
E<strong>in</strong>e dreijährige Lehre führt zum eidgenössischen<br />
Fähigkeitsausweis als<br />
Fachperson K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung,<strong>Bildung</strong>sstätten<br />
wie das Marie-Meierhofer-Institut<br />
fürdas K<strong>in</strong>d bieten Weiterbildungen<br />
zur Team- <strong>und</strong> Kita-Leitung an, pädagogische<br />
Hochschulen <strong>und</strong> Universitäten<br />
pflegen verstärkt Lehre <strong>und</strong> Forschung<br />
im Bereich <strong>der</strong> frühk<strong>in</strong>dlichen <strong>Bildung</strong>.<br />
Neue Zentren <strong>und</strong> Angebote<br />
H<strong>in</strong>zu kommen beratende <strong>und</strong> koord<strong>in</strong>ierende<br />
Institutionen auf nationaler<br />
wie regionaler Ebene,beispielsweise <strong>der</strong><br />
Verband K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätten <strong>der</strong><br />
<strong>Schweiz</strong>. Nachholbedarf besteht <strong>in</strong>des<br />
PRO<br />
d<strong>in</strong>gt –e<strong>in</strong>e sehr <strong>in</strong>teressante Seite dieser<br />
Diskussion. In den ehemaligen Ostlän<strong>der</strong>n<br />
lässt sich bis heute beobachten,<br />
dass <strong>der</strong> Anteil verfügbarer Plätze <strong>in</strong><br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätten viel höher liegt als <strong>in</strong><br />
den alten Westlän<strong>der</strong>n. Wie unterscheiden<br />
sich nun die schulischen Leistungen<br />
<strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler dieser<br />
beiden Regionen? Das Resultat <strong>der</strong><br />
Pisa-Studie aus dem Jahr 2000 spricht<br />
nicht für die E<strong>in</strong>führung von Schul-<br />
bei <strong>der</strong> Forschung <strong>und</strong> Vermittlung.Zudem<br />
sche<strong>in</strong>en die Kantone bei <strong>der</strong> Aufsicht<br />
über K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätten <strong>und</strong> Horte<br />
ohne übergreifendes Konzept vor sich<br />
h<strong>in</strong> zu wirken. Es mangelt weiterh<strong>in</strong> an<br />
spezifisch ausgebildetem Fachpersonal.<br />
Nicht zufällig s<strong>in</strong>d, um die Mängel zu beheben,<br />
<strong>in</strong> den letzten beiden Jahren<br />
mehrere Angebote geschaffen worden:<br />
Im Frühjahr 2011 eröffnete die UniversitätFreiburgdas<br />
Zentrum fürfrühk<strong>in</strong>dliche<br />
<strong>Bildung</strong>,das die anwendungsorientierte<br />
Forschung stärken <strong>und</strong> die Beratung<br />
<strong>in</strong> Praxis <strong>und</strong> <strong>Bildung</strong>spolitik verbessern<br />
will. Vorzwei Jahren haben die<br />
pädagogischen Hochschulen <strong>in</strong> St. Gallen<br />
<strong>und</strong> im süddeutschen We<strong>in</strong>garten<br />
geme<strong>in</strong>sam e<strong>in</strong>en Masterstudiengang<br />
«Early Childhood Studies» lanciert, dessen<br />
erster Lehrgang soeben abgeschlossen<br />
wurde. Während hier <strong>der</strong> Fokus auf<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong> zwischen drei <strong>und</strong> zehn Jahren<br />
Staat <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Verantwortung<br />
Nicht alle Eltern s<strong>in</strong>d ihren Aufgaben gewachsen.<br />
Von Jacquel<strong>in</strong>e Fehr<br />
Chancengleichheit auf <strong>der</strong> Zeitachse<br />
strukturen ab Geburt. Alte <strong>und</strong> neue<br />
B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong> haben beide sehr unterschiedliche<br />
Leistungsniveaus, wobei<br />
Bayern <strong>und</strong> Baden-Württemberg die<br />
Spitze setzen. Die Leistungsunterschiede<br />
<strong>in</strong>nerhalb des Landes s<strong>in</strong>d, wie zu erwarten,<br />
<strong>in</strong> den neuen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n<br />
etwas kle<strong>in</strong>er als <strong>in</strong> den alten.<br />
Die Leistungsanalyse <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong>er<br />
Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler, die ja im<br />
Schnitt besser s<strong>in</strong>d als die deutschen<br />
gerichtet ist, legt die Pädagogische<br />
Hochschule Thurgau <strong>in</strong> Kreuzl<strong>in</strong>gen<br />
den Schwerpunkt auf K<strong>in</strong><strong>der</strong> zwischen<br />
null <strong>und</strong> fünf Jahren. Sie hat ihren ersten<br />
Masterlehrgang zur frühen K<strong>in</strong>dheit im<br />
vergangenen Herbst gestartet, <strong>und</strong> auch<br />
sie bietet ihn grenzübergreifend an: <strong>in</strong><br />
Kooperation mit <strong>der</strong> Universität Konstanz.<br />
Zudem pflegt sie regen Austausch<br />
mit dem Marie-Meierhofer-Institut <strong>und</strong><br />
<strong>der</strong> Universitätskl<strong>in</strong>ik für K<strong>in</strong><strong>der</strong>- <strong>und</strong><br />
Jugendpsychiatrie <strong>in</strong> Ulm.<br />
Am Beispiel dieses jüngsten Lehrgangs<br />
manifestiert sich das Bemühen,<br />
die Forschung im Bereich <strong>der</strong> frühen<br />
K<strong>in</strong>dheit zu verstärken, diese aber nicht<br />
nur für e<strong>in</strong> universitäres Fachpublikum,<br />
son<strong>der</strong>n auch für die Praxis <strong>in</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätten,<br />
für Eltern <strong>und</strong> für die <strong>Bildung</strong>spolitik<br />
nutzbar zu machen. Dabei<br />
ist die am Bodensee gewählte Kooperation<br />
zwischen Universität <strong>und</strong> Pädago-<br />
Kameraden, lässt e<strong>in</strong>en noch etwas<br />
deutlicheren Schluss zu. Der Kanton<br />
Tess<strong>in</strong>, <strong>der</strong> den frühesten <strong>Bildung</strong>se<strong>in</strong>tritt<br />
kennt, br<strong>in</strong>gt trotzdem nicht die<br />
besten Schüler hervor. Zwar wirkt sich<br />
nach Pisa-Studie 2009 die soziale Herkunft<br />
im Tess<strong>in</strong> weniger auf die Leistungen<br />
aus als <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Kantonen, aber<br />
auf das <strong>Bildung</strong>sniveau an sich hat dieses<br />
System ke<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss –vielleicht<br />
sogar im Gegenteil. Die Leistungen im<br />
Tess<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> allen Bereichen statistisch<br />
signifikant niedriger als <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong>.<br />
Ob also frühk<strong>in</strong>dliche <strong>Bildung</strong> e<strong>in</strong>e<br />
Nivellierung <strong>der</strong> Kompetenzen nach<br />
oben o<strong>der</strong> nach unten bewirkt, kann<br />
nicht festgestellt werden. Dieses ursprüngliche<br />
Ziel wird damit nicht per se<br />
erreicht. Dazu wäre vor allem wie<strong>der</strong><br />
e<strong>in</strong>e ges<strong>und</strong>e Leistungskultur <strong>in</strong>klusive<br />
durchlässiger Niveaustufen <strong>in</strong> den neun<br />
obligatorischen Schuljahren nötig.Offen<br />
bleibt zudem auch, ob durch früheste<br />
<strong>Bildung</strong> die Chancengleichheit wirksam<br />
verbessert wird. Denn die Leistungsbandbreite<br />
<strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong>er Schüler<strong>in</strong>nen<br />
<strong>und</strong> Schüler ist gemessen an vergleichbaren<br />
Län<strong>der</strong>n <strong>in</strong> Europa ke<strong>in</strong>eswegs<br />
schlecht. Deutschland kennt, wie erläu-<br />
gischer Hochschule bisher e<strong>in</strong>zigartig.<br />
Ziel sei nicht die Verakademisierung<br />
<strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung,sagt die Kreuzl<strong>in</strong>ger<br />
Studiengangsleiter<strong>in</strong> Car<strong>in</strong>e Burkhardt,<br />
son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>e Weiterentwicklung<br />
<strong>der</strong> Betreuungsqualität. Dazu brauche<br />
es Fachleute auf unterschiedlichem<br />
Ausbildungsniveau.<br />
Austausch im Netzwerk<br />
Der Masterstudiengang dauert vier Semester<br />
<strong>und</strong> ist vollzeitlich zu absolvieren.<br />
Integriert ist e<strong>in</strong> Praktikum von<br />
acht Wochen. Vor Jahresfrist ist <strong>der</strong><br />
Lehrgang mit 28 Studierenden gestartet,<br />
jetzt, zur Halbzeit, s<strong>in</strong>d noch 23 dabei,<br />
21 Frauen <strong>und</strong> 2 Männer. «E<strong>in</strong>e<br />
normale Fluktuation», me<strong>in</strong>t Burkhardt.<br />
«Ich f<strong>in</strong>de, esläuft gut.» Ke<strong>in</strong>e<br />
Zweifel hegt sie, dass die Studierenden<br />
nach Studienabschluss e<strong>in</strong>e Stelle f<strong>in</strong>-<br />
zudem Stabilität. Gute Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen<br />
wirken dem häufigen Wechsel<br />
bei den Betreuungspersonen entgegen.<br />
Erfahrene Fachleute wissen auch um die<br />
Bedeutung <strong>der</strong> Elternarbeit. Je besser<br />
die Zusammenarbeit zwischen Familie<br />
<strong>und</strong> familienergänzen<strong>der</strong> Betreuung,<br />
desto mehr kann das K<strong>in</strong>d vom jeweils<br />
spezifischen Wert <strong>der</strong> unterschiedlichen<br />
Lebensräume profitieren.<br />
Nicht jedes K<strong>in</strong>d hat das Glück,<br />
Eltern zu haben, die ihrer Aufgabe gewachsen<br />
s<strong>in</strong>d. Und längst nicht jedes<br />
K<strong>in</strong>d hat die Chance, von e<strong>in</strong>em guten<br />
familienergänzenden Angebote zu profitieren.<br />
Und so ist es <strong>der</strong>zeit dem Zufall<br />
überlassen, ob e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e anregende<br />
Umgebung hat –vielleicht auch nur e<strong>in</strong><br />
paar St<strong>und</strong>en die Woche –<strong>und</strong> damit<br />
se<strong>in</strong> Potenzial entwickeln kann. Dies<br />
darf <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er freiheitlichen Gesellschaft,<br />
die sich <strong>der</strong> Chancengleichheit verpflichtet,<br />
nicht se<strong>in</strong>. Die öffentliche<br />
Hand steht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Verantwortung.Wenn<br />
es um K<strong>in</strong><strong>der</strong> geht, geht es um die Zukunft<br />
von uns allen.<br />
.................................................................................<br />
Jacquel<strong>in</strong>e Fehr ist SP-Nationalrät<strong>in</strong>.<br />
Die Politik ist sich über frühk<strong>in</strong>dliche <strong>Bildung</strong> une<strong>in</strong>s. Wann muss sie beg<strong>in</strong>nen, damit K<strong>in</strong><strong>der</strong> gleich lange Spiesse haben?<br />
CONTRA<br />
Bescheidener<br />
Mehrwert<br />
Die Eigenverantwortung steht an oberster Stelle.<br />
Von Christian Wasserfallen<br />
tert, e<strong>in</strong>en Rechtsanspruch auf den Besuch<br />
e<strong>in</strong>er K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätte. Dennoch<br />
ist das deutsche <strong>Bildung</strong>ssystem weit anfälliger<br />
auf den E<strong>in</strong>fluss des sozioökonomischen<br />
H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>s als unser System<br />
–trotz hohem Anteil an K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätten<br />
<strong>in</strong> den neuen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n.<br />
<strong>Frühk<strong>in</strong>dliche</strong> <strong>Bildung</strong> kann im besten<br />
Fall e<strong>in</strong>zig zu e<strong>in</strong>er Angleichung <strong>der</strong><br />
<strong>Bildung</strong>sleistungen führen. E<strong>in</strong> positiver<br />
o<strong>der</strong> negativer E<strong>in</strong>fluss auf das<br />
<strong>Bildung</strong>sniveau generell lässt sich nicht<br />
erkennen. Der Mehrwert bleibt also<br />
bescheiden. Obligatorien o<strong>der</strong> gar<br />
Rechtsansprüche s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong><br />
aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Faktenlage zu vermeiden.<br />
Ausfreis<strong>in</strong>nig-liberaler Ges<strong>in</strong>nung s<strong>in</strong>d<br />
staatliche Interventionen auf jeden Fall<br />
abzulehnen. Am meisten profitieren<br />
die K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> ihren ersten Lebensjahren<br />
von ihren Eltern <strong>und</strong> von e<strong>in</strong>em<br />
<strong>in</strong>takten Umfeld. K<strong>in</strong><strong>der</strong> zu begleiten,<br />
ist e<strong>in</strong>e w<strong>und</strong>ervolle Aufgabe. Kle<strong>in</strong>e<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong> gehören primär <strong>in</strong>die Obhut<br />
ihrer Eltern, nicht frem<strong>der</strong> Erziehungspersonen.<br />
.................................................................................<br />
Christian Wasserfallen ist FDP-Nationalrat.<br />
den werden: «Solche Leute s<strong>in</strong>d gesucht.»<br />
Infrage kämen etwa Jobs <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Forschung,anHochschulen, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ausbildung,<br />
bei kantonalen Fachstellen.<br />
Begleitend haben sich Kreuzl<strong>in</strong>gen<br />
<strong>und</strong> Konstanz um den Aufbau e<strong>in</strong>es<br />
Kompetenznetzwerks zur frühen K<strong>in</strong>dheit<br />
bemüht (www.fruehek<strong>in</strong>dheit.ch),<br />
das auf mittlerweile 15 Institutionen angewachsen<br />
ist <strong>und</strong> dem sich beispielsweise<br />
die Fachstelle für Familienfragen<br />
des Kantons Basel-Landschaft angeschlossen<br />
hat. Soeben hat sich das Netzwerk<br />
zum Herbstmeet<strong>in</strong>g getroffen.<br />
Wie frühk<strong>in</strong>dliche <strong>Bildung</strong> aussehen<br />
soll, ist für Car<strong>in</strong>e Burkhardt klar: Den<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong>n soll nicht re<strong>in</strong>es Wissen vermittelt,<br />
son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong> anregendes Umfeld geboten<br />
werden, damit sie sich <strong>in</strong>dividuell,<br />
sozial, emotional entwickeln können –<br />
Voraussetzung, «damit e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>facher<br />
se<strong>in</strong>en Weggehen kann».
10 BILDUNG UNDERZIEHUNG Neuö Zürcör Zäitung<br />
Son<strong>der</strong>beilage 7. November 2012<br />
Als aktive Forscher<strong>in</strong> im Bereich <strong>der</strong><br />
Gr<strong>und</strong>lagen <strong>der</strong> k<strong>in</strong>dlichen Entwicklung<br />
mit Schwerpunktsetzung auf das<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten- <strong>und</strong> Primarschulalter<br />
verfolge ich mit Interesse die öffentlichen<br />
Diskussionen über das Für <strong>und</strong><br />
Wi<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er frühk<strong>in</strong>dlichen <strong>Bildung</strong>.<br />
Hier kristallisieren sich aus me<strong>in</strong>er Sicht<br />
verschiedene Missverständnisse über<br />
die k<strong>in</strong>dliche Entwicklung heraus,die zu<br />
Ängsten, Befürchtungen <strong>und</strong> Verunsicherungen<br />
führen.<br />
Vier dieser Missverständnisse versuche<br />
ich im Folgenden zu klären.<br />
Erstens: Der regelmässige Besuch<br />
e<strong>in</strong>er vorschulischen <strong>Bildung</strong>s- o<strong>der</strong> Betreuungse<strong>in</strong>richtung<br />
stellt fürjunge K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />
ke<strong>in</strong>e traumatische Trennung vom<br />
Elternhaus dar. Vielmehr erfüllt das<br />
Fachpersonal <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung beim<br />
K<strong>in</strong>d ganz an<strong>der</strong>e Funktionen, <strong>in</strong>dem<br />
k<strong>in</strong>dgerechte Anregungen <strong>und</strong> Spielmöglichkeiten<br />
geboten werden, für e<strong>in</strong>en<br />
Rahmen für positive <strong>und</strong> altersgemässe<br />
Sozialkontakte zwischen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />
gesorgt wird <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>stitutionelle<br />
Sozialisation vorbereitet wird.<br />
Auch wenn e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e familienergänzende<br />
Betreuung besucht, bleiben<br />
die Eltern die primären Bezugspersonen,<br />
die emotionale Unterstützung <strong>in</strong><br />
allen Lebensbereichen <strong>und</strong> Lebensphasen<br />
leisten. E<strong>in</strong>e Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong><strong>der</strong>zieher<strong>in</strong><br />
<strong>und</strong> die Mutter o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Vater haben<br />
also sehr unterschiedliche, e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> ergänzende<br />
Rollen <strong>und</strong> Funktionen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Entwicklung e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des <strong>und</strong> stehen<br />
nicht <strong>in</strong> Konkurrenz zue<strong>in</strong>an<strong>der</strong>.<br />
Zweitens: Frühe <strong>Bildung</strong> hat nicht<br />
zum Ziel, <strong>Bildung</strong>s<strong>in</strong>halte <strong>der</strong> Schule <strong>in</strong><br />
die Vorschulzeit zu verlegen. Daswürde<br />
gar nicht funktionieren –genauso wenig,<br />
wie man e<strong>in</strong>em 5-Jährigen Stabhochsprung<br />
beibr<strong>in</strong>gen würde. Die Systemvoraussetzungen<br />
stimmen e<strong>in</strong>fach<br />
nicht. E<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d gestaltet se<strong>in</strong>e eigene<br />
Entwicklung aktiv mit. Dies bedeutet,<br />
dass jedes K<strong>in</strong>d sich selbst Aktivitäten<br />
aussucht, die se<strong>in</strong>em jeweiligen Entwicklungsstand<br />
<strong>und</strong> Interesse entsprechen.<br />
Frühe <strong>Bildung</strong> hat vielmehr das<br />
Ziel, auf <strong>der</strong> Basis von Fachwissen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />
genau solche Betätigungsfel<strong>der</strong> zu<br />
schaffen, die se<strong>in</strong>e Entwicklung optimal<br />
anregen. Frühe <strong>Bildung</strong>se<strong>in</strong>richtungen<br />
können aber auch dort gezielt Ausgleich<br />
schaffen, wo die k<strong>in</strong>dliche Entwicklung<br />
e<strong>in</strong>seitig o<strong>der</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e ungünstige Richtung<br />
zu laufen droht. Hierzu e<strong>in</strong> Beispiel:<br />
Die Fähigkeit von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n, phonologische<br />
(lautsprachliche) Informa-<br />
Der regelmässige Besuch<br />
e<strong>in</strong>er vorschulischen Betreuungse<strong>in</strong>richtung<br />
stellt für K<strong>in</strong><strong>der</strong> ke<strong>in</strong>e traumatische<br />
Trennung vom Elternhaus dar.<br />
Auch Studien liefern ke<strong>in</strong>e Patentrezepte<br />
Vorrangig K<strong>in</strong><strong>der</strong> aus e<strong>in</strong>er reizarmen Umgebung sollten geför<strong>der</strong>t werden. Liebevolles E<strong>in</strong>gehen auf die <strong>in</strong>dividuellen Defizite e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des<br />
<strong>und</strong> möglichst viele Anregungen über e<strong>in</strong>en langen Zeitraum h<strong>in</strong>weg: Das ist für Experten e<strong>in</strong> Beitrag zur Chancengleichheit.<br />
Stefanie Lahrtz<br />
Auch wenn es e<strong>in</strong>em Stapel an Ratgeberliteratur<br />
<strong>und</strong> wohlme<strong>in</strong>ende Teilnehmer<br />
von Elternabenden immer öfter<br />
e<strong>in</strong>reden wollen –längst nicht jedes K<strong>in</strong>d<br />
muss von kle<strong>in</strong> auf speziell geför<strong>der</strong>t<br />
werden. Laut Fachleuten profitieren vor<br />
allem K<strong>in</strong><strong>der</strong> aus e<strong>in</strong>em reizarmen Umfeld,<br />
die wenig sprachliche <strong>und</strong> sonstige<br />
Anregungen erhielten <strong>und</strong> zudem ke<strong>in</strong>e<br />
liebevolle <strong>und</strong> zuverlässige Bezugsperson<br />
hätten, von speziellen Programmen.<br />
Somit sollten solche benachteiligten<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong> vorrangig geför<strong>der</strong>t werden.<br />
Doch auch Experten haben ke<strong>in</strong> Patentrezept,<br />
durch welche <strong>der</strong> vielen angepriesenen<br />
För<strong>der</strong>massnahmen denn nun<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong>n die umfangreiche Ausbildung<br />
kognitiver, motorischer <strong>und</strong> sozialer Fähigkeiten<br />
ermöglicht werden kann –<br />
trotz e<strong>in</strong>er Vielzahl von Studien, welche<br />
die Effekte von unterschiedlichen Programmen<br />
<strong>und</strong> Betreuungsformen unter<br />
die Lupe genommen haben.<br />
Viele unterschiedliche Reize<br />
Benachteiligte K<strong>in</strong><strong>der</strong> statt zu Hause<br />
möglichst früh<strong>und</strong> möglichst viele St<strong>und</strong>en<br />
pro Tag <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Betreuungse<strong>in</strong>richtung<br />
zu br<strong>in</strong>gen, br<strong>in</strong>gt dem Nachwuchs<br />
Die vier<br />
grossen<br />
Missverständnisse<br />
Frühe <strong>Bildung</strong> aus <strong>der</strong> Sicht <strong>der</strong> Entwicklungspsychologie.<br />
Von Claudia M. Roebers<br />
tionen optimal zu verarbeiten, hängt mit<br />
dem späteren Lesenlernen <strong>und</strong> dem Erlernen<br />
<strong>der</strong> Rechtschreibung eng zusammen.<br />
Probleme <strong>in</strong> diesem Bereich machen<br />
nicht an <strong>der</strong> Haustüre von gut gebildeten<br />
Eltern <strong>und</strong> ihren K<strong>in</strong><strong>der</strong>n halt;<br />
sie können aber durch e<strong>in</strong>e gezielte För<strong>der</strong>ung<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Wahrnehmung von<br />
Sprachlauten <strong>in</strong> den vorschulischen Jahrenvorbeugend,<br />
spielerisch <strong>und</strong> effektiv<br />
angegangen werden.<br />
Drittens: Manchmal wird argumentiert,<br />
dass über den e<strong>in</strong>- bis zweijährigen<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten h<strong>in</strong>aus ke<strong>in</strong>e weiteren frühen<br />
<strong>Bildung</strong>se<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>Schweiz</strong> nötig seien. Dieser Auffassung<br />
stehen Forschungsbef<strong>und</strong>e entgegen,<br />
die e<strong>in</strong>deutig aufzeigen, dass sich bereits<br />
mit vier Jahren bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n wesentliche<br />
Entwicklungsbereiche verfestigt haben.<br />
Stabilität <strong>in</strong><strong>der</strong> Entwicklung br<strong>in</strong>gt es<br />
mit sich, dass Umweltfaktoren (z. B.<br />
För<strong>der</strong>massnahmen) weniger effizient<br />
auf die stattf<strong>in</strong>dende Entwicklung E<strong>in</strong>fluss<br />
nehmen können. Grosse <strong>in</strong>dividuelle<br />
Unterschiede zwischen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />
bestehen also bereits <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em frühen<br />
Alter <strong>und</strong> haben die Tendenz, bestehen<br />
zu bleiben –o<strong>der</strong> gar noch grösser zu<br />
werden. Frühe <strong>Bildung</strong>s- <strong>und</strong> Betreuungse<strong>in</strong>richtungen<br />
können die Entwicklung<br />
von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n bereits früh positiv<br />
bee<strong>in</strong>flussen, was möglicherweise im<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong>gartenalter schon zu spät se<strong>in</strong><br />
nicht zwangsläufig nennenswerte Vorteile.<br />
Dies zeigte auch e<strong>in</strong>e kürzlich beendete<br />
<strong>Schweiz</strong>er Untersuchung von<br />
Kaspar Burger, <strong>der</strong>zeit am Institut Universitaire<br />
Kurt Bösch <strong>in</strong> Sion tätig. K<strong>in</strong><strong>der</strong>,<br />
<strong>der</strong>en Eltern e<strong>in</strong>en ger<strong>in</strong>geren <strong>Bildung</strong>sstand<br />
aufwiesen, schlechter<br />
Deutsch konnten <strong>und</strong> weniger Bücher<br />
zur Verfügung hatten, holten nämlich<br />
bis zur E<strong>in</strong>schulung ihre kognitiven<br />
Defizite im Vergleich zu privilegierter<br />
aufwachsenden K<strong>in</strong><strong>der</strong> trotz Krippenbesuch<br />
nicht auf. Zu viel Programm<br />
kann sogar kontraproduktiv se<strong>in</strong>. Denn<br />
mehrereStudien weisen darauf h<strong>in</strong>, dass<br />
e<strong>in</strong>e mehr als fünf St<strong>und</strong>en proTag dauernde<br />
<strong>in</strong>stitutionelle Fremdbetreuung<br />
im ersten Lebensjahr die k<strong>in</strong>dliche Entwicklung,<br />
vor allem aber das Sozialverhalten<br />
negativ bee<strong>in</strong>flusst.<br />
Fachleute s<strong>in</strong>d sich e<strong>in</strong>ig, dass die<br />
durch die familiäre Herkunft bed<strong>in</strong>gten<br />
Entwicklungsdefizite am besten kompensiert<br />
werden, wenn K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en<br />
Gruppen von gut ausgebildetem<br />
Lehrpersonal mit immer wie<strong>der</strong> neuen<br />
<strong>und</strong> vor allem sehr unterschiedlichen<br />
Materialien <strong>und</strong> Anregungen konfrontiert<br />
werden. K<strong>in</strong><strong>der</strong> sollten die <strong>in</strong> Programmen<br />
präsentierten Anregungen<br />
auch immer <strong>in</strong> ihrem Alltag wie<strong>der</strong>f<strong>in</strong>den<br />
<strong>und</strong> anwenden können, betont Bur-<br />
kann. Die heute vorhandene grosse<br />
Heterogenität <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> im K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten<br />
o<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Primarschule stellt<br />
für Lehrkräfte <strong>und</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> e<strong>in</strong>e so<br />
grosse Herausfor<strong>der</strong>ung dar, dass manchenorts<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> ersten Klasse Lernziele<br />
<strong>und</strong> Lern<strong>in</strong>halte, fürdie die K<strong>in</strong><strong>der</strong> bereit<br />
s<strong>in</strong>d, nicht vollumfänglich erreicht<br />
werden können. Frühe <strong>Bildung</strong>se<strong>in</strong>rich-<br />
tungen können wichtige Vorbereitungen<br />
im H<strong>in</strong>blick auf die Schulbereitschaft<br />
jedes e<strong>in</strong>zelnen K<strong>in</strong>des leisten,<br />
was dann allen zugutekommt.<br />
Viertens: In den Medien wurde wie<strong>der</strong>holt<br />
berichtet, dass <strong>der</strong> Besuch von<br />
frühen <strong>Bildung</strong>s- o<strong>der</strong> Betreuungse<strong>in</strong>richtungen<br />
zu aggressivem Verhalten<br />
führt. Diese Aussage geht auf e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>zelnen,<br />
oft falsch berichteten Bef<strong>und</strong><br />
aus den USA zurück. In dieser Unter-<br />
ger im Gespräch. Der Idealfall sähe zum<br />
Beispiel so aus: Man schaue e<strong>in</strong> Bil<strong>der</strong>buch<br />
über diverse Geschäfte an <strong>und</strong><br />
gehe dann geme<strong>in</strong>sam e<strong>in</strong>kaufen o<strong>der</strong><br />
lese Texte über Handwerksberufe vor<br />
<strong>und</strong> backe daraufh<strong>in</strong> zusammen Brot.<br />
Ganz wichtig sei zudem die Art <strong>der</strong><br />
Interaktion. Nur wenn die Betreuer<br />
liebevoll <strong>und</strong> vorurteilsfrei mit den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />
umg<strong>in</strong>gen, würden diese profitieren.<br />
Auch sei es wichtig, dass <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
Gruppe nicht alle K<strong>in</strong><strong>der</strong> dieselben<br />
Defizite o<strong>der</strong> Probleme hätten.<br />
Die Wissenschaft kann allerd<strong>in</strong>gs<br />
<strong>der</strong>zeit ke<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>gültigen Regeln<br />
dafür liefern, wie viele St<strong>und</strong>en pro Tag<br />
o<strong>der</strong> auch wie viele Monate <strong>in</strong>sgesamt<br />
e<strong>in</strong> För<strong>der</strong>programm besucht werden<br />
sollte.Denn K<strong>in</strong><strong>der</strong> hätten e<strong>in</strong> sehr <strong>in</strong>dividuelles<br />
Lerntempo <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e ganz<br />
eigene Auffassungsgabe,betont Burger.<br />
Gerade weil K<strong>in</strong><strong>der</strong> sehr unterschiedlich<br />
<strong>in</strong> ihrer Entwicklung seien <strong>und</strong> zudem<br />
jeweils spezifische Defizite hätten,<br />
aber auch mit e<strong>in</strong>em ganz eigenen Umfeld<br />
konfrontiert seien, könne man die<br />
Wirkungen diverser Programme so<br />
schlecht mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> vergleichen. Auf<br />
jeden Fall werde man e<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>d nur<br />
dann wirklich gerecht, wenn die För<strong>der</strong>ung<br />
stark auf es abgestimmt sei, so ist<br />
immer wie<strong>der</strong> zu hören <strong>und</strong> zu lesen.<br />
suchung wurden K<strong>in</strong><strong>der</strong>,die mehr als 50<br />
St<strong>und</strong>en proWoche <strong>in</strong> zwei o<strong>der</strong> mehreren<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätten (mit fragwürdiger,<br />
nicht mit <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> zu vergleichen<strong>der</strong><br />
Qualität) verbrachten, als aggressiver<br />
e<strong>in</strong>geschätzt als vergleichbare<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong> ohne Fremdbetreuung. Diesem<br />
speziellen E<strong>in</strong>zelbef<strong>und</strong> steht e<strong>in</strong>e ganze<br />
Reihe von Studien gegenüber,die be-<br />
legen, dass <strong>der</strong> regelmässige Besuch<br />
e<strong>in</strong>er frühk<strong>in</strong>dlichen E<strong>in</strong>richtung während<br />
25 bis 40 St<strong>und</strong>en <strong>in</strong> <strong>der</strong> Woche zu<br />
Entwicklungsvorteilen <strong>in</strong> Bezug auf die<br />
sprachliche <strong>und</strong> soziale Entwicklung,<br />
das Spielverhalten <strong>und</strong> die Selbständigkeit<br />
führt. Insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> för<strong>der</strong>liche<br />
Aspekt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sprachentwicklung ist für<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong> aus e<strong>in</strong>em fremdsprachigen Umfeld<br />
noch bis weit <strong>in</strong> die Schulzeit h<strong>in</strong>e<strong>in</strong><br />
nachweisbar. Aus Sicht <strong>der</strong> Entwicklungspsychologie<br />
ist kaum nachvollzieh-<br />
Allerd<strong>in</strong>gs ist das im normalen Ablauf<br />
e<strong>in</strong>er Betreuungse<strong>in</strong>richtung meist nur<br />
selten durchgängig realisierbar.<br />
Bitte ke<strong>in</strong>e Frühschule<br />
E<strong>in</strong> weiteres Problem bei <strong>der</strong> Bewertung<br />
von För<strong>der</strong>programmen ist zumeist,<br />
dass diese e<strong>in</strong>en def<strong>in</strong>ierten Zeitraum<br />
umfassen. Die K<strong>in</strong><strong>der</strong> werden <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Regel nur davor <strong>und</strong> dann danach<br />
o<strong>der</strong> allenfalls noch zum Schule<strong>in</strong>tritt<br />
überprüft. Somit werden nur kurzfristige<br />
Effekte erfasst. Nicht so privilegiert<br />
aufwachsende K<strong>in</strong><strong>der</strong>, welche ab dem<br />
Schule<strong>in</strong>tritt ke<strong>in</strong>e spezifische För<strong>der</strong>ung<br />
mehr erhalten, weisen nämlich<br />
meist nach wenigen Monaten wie<strong>der</strong><br />
Defizite gegenüber Alterskollegen aus<br />
e<strong>in</strong>er weiterh<strong>in</strong> sehr anregenden Umgebung<br />
auf. Dies zeigen e<strong>in</strong>zelne Studien,<br />
aber vor allem Erfahrungen von<br />
Lehrern. Gerade benachteiligte K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />
müssen also nicht nur bis zur Schule,<br />
son<strong>der</strong>n bis zu <strong>der</strong>en Ende <strong>und</strong> vielleicht<br />
sogar darüber h<strong>in</strong>aus betreut <strong>und</strong><br />
geför<strong>der</strong>t werden. E<strong>in</strong>e zwar eigentlich<br />
banale, aber <strong>in</strong> <strong>der</strong> Frühför<strong>der</strong>vielfalt<br />
manchmal fast vergessene Erkenntnis.<br />
Viele Experten warnen ausserdem<br />
davor, dass heutzutage frühk<strong>in</strong>dliche<br />
För<strong>der</strong>ung immer öfter mit Faktenver-<br />
bar,warum Eltern ihrem K<strong>in</strong>d die Möglichkeit<br />
e<strong>in</strong>er solchen k<strong>in</strong>dgerechten<br />
<strong>und</strong> för<strong>der</strong>lichen Umgebung vorenthalten<br />
wollen.<br />
Vordem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> dieser Bef<strong>und</strong>e<br />
wäre e<strong>in</strong>e verstärkte gesellschaftliche<br />
Sensibilisierung für frühk<strong>in</strong>dliche Entwicklung<br />
<strong>und</strong> Erziehung <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Bedeutsamkeit<br />
für die gesamte <strong>Schweiz</strong><br />
wünschenswert. Wenn ausreichend viele<br />
<strong>und</strong> qualitativ hochwertige E<strong>in</strong>richtungen<br />
für Vorschulk<strong>in</strong><strong>der</strong> existieren,<br />
dann steigt die Akzeptanz <strong>und</strong> Wertschätzung<br />
dieser Institutionen <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />
wichtigen Arbeit, die dort geleistet<br />
wird. Jede Familie muss gleichzeitig frei<br />
se<strong>in</strong> <strong>in</strong> ihrer Entscheidung, ob das<br />
eigene K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e solche E<strong>in</strong>richtung besucht<br />
o<strong>der</strong> nicht, denn nur so kann e<strong>in</strong>e<br />
fruchtbare Zusammenarbeit zwischen<br />
Fachperson <strong>und</strong> Eltern entstehen. Hierzulande<br />
s<strong>in</strong>d die Dachverbände aufgefor<strong>der</strong>t,<br />
E<strong>in</strong>richtungen zu gründen, die<br />
optimal auf die Bedürfnisse <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />
ausgerichtet s<strong>in</strong>d. Nötig s<strong>in</strong>d nicht nur<br />
grosszügige Raumverhältnisse, vielfältige<br />
Spiel- <strong>und</strong> Beschäftigungsmaterialien<br />
<strong>und</strong> flexible Tagesstrukturen, son<strong>der</strong>n<br />
es braucht auch gut ausgebildetes<br />
<strong>und</strong> begleitetes Fachpersonal vor Ort.<br />
.................................................................................<br />
Claudia M. Roebers ist Ord<strong>in</strong>aria am Institut für Psychologie<br />
<strong>der</strong> Universität Bern. Sie leitet dort die Abteilung<br />
Entwicklungspsychologie.<br />
mittlung verwechselt werde.Dabei sollte<br />
es <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie darum gehen, gr<strong>und</strong>legende<br />
Fähigkeiten zu entwickeln. Man<br />
wisse mittlerweile, dass schon sehr kle<strong>in</strong>e<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong> eigentlich wie erwachsene<br />
Forscher dächten <strong>und</strong> vorg<strong>in</strong>gen, betonte<br />
die Psycholog<strong>in</strong> Alison Gopnik erst<br />
kürzlich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Artikel <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wissenschaftszeitschrift<br />
«Science».Alle K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />
hätten e<strong>in</strong> angeborenes Gespür fürGesetzmässigkeiten,<br />
welche sie dann durch<br />
Beobachten <strong>und</strong> Ausprobieren bestätigen<br />
könnten. Nur wenn K<strong>in</strong><strong>der</strong> mit ihrer<br />
natürlichen Neugier ihre eigene Hypothese<br />
austesten <strong>und</strong> so auch fehlerhafte<br />
Vorstellungen wie<strong>der</strong> revidieren könnten,<br />
würden sie wirklich ihre kognitiven<br />
Fähigkeiten verbessern. Deshalb sei <strong>der</strong><br />
Trend zu immer mehr verschultem Lernen<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> frühen K<strong>in</strong>dheit langfristig<br />
nicht nur s<strong>in</strong>nlos, son<strong>der</strong>n sogar schädlich<br />
fürdie jungen Weltentdecker.<br />
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Son<strong>der</strong>beilage 7. November 2012 Neuö Zürcör Zäitung<br />
Miriam Scherer<br />
Das Backste<strong>in</strong>haus liegt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ruhigen<br />
Quartier. ImGarten bef<strong>in</strong>det sich<br />
e<strong>in</strong> Klettergerüst, K<strong>in</strong><strong>der</strong> rennen schreiend<br />
herum, im Innern des Gebäudes<br />
wird auf drei Stockwerken gemalt, gebastelt,<br />
o<strong>der</strong> aus Kissen <strong>und</strong> Matratzen<br />
Häuser gebaut –nichts Ungewöhnliches<br />
also füre<strong>in</strong>e K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätte. Aufden<br />
ersten Blick gibt es ke<strong>in</strong>e H<strong>in</strong>weise,dass<br />
hier <strong>in</strong> Bern <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kita Spitalacker mit<br />
e<strong>in</strong>em bildungsorientierten Konzept gearbeitet<br />
wird. Seit Januar 2011 nimmt<br />
die Kita wie alle städtischen K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätten<br />
<strong>in</strong> Bern am Pilotprojekt<br />
<strong>Bildung</strong>skrippen.ch teil. So soll das<br />
deutsche Infans-Konzept zur Frühpädagogik<br />
<strong>in</strong> <strong>Schweiz</strong>er K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätten<br />
etabliert werden. Das Pilotprojekt <strong>in</strong><br />
Bern dauert noch bis Ende Jahr.<br />
Fähigkeiten s<strong>in</strong>d zentral<br />
Während dem laufenden Projekt zur <strong>Bildung</strong>sorientierung<br />
hat sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kita<br />
Spitalacker,die von r<strong>und</strong> 60 K<strong>in</strong><strong>der</strong>n besucht<br />
wird, e<strong>in</strong>iges verän<strong>der</strong>t. Viele dieser<br />
Anpassungen s<strong>in</strong>d jedoch nicht auf<br />
den ersten Blick sichtbar. «Die Räumlichkeiten<br />
wurden praktisch nicht verän<strong>der</strong>t,<br />
das Konzept ist primär e<strong>in</strong>e Frage<br />
<strong>der</strong> Haltung»,sagt Fabienne Burgy,stellvertretende<br />
Leiter<strong>in</strong> <strong>der</strong> Kita. «DasK<strong>in</strong>d<br />
soll auf dem <strong>Bildung</strong>sniveau abgeholt<br />
werden, wo es steht.» Dabei seien die<br />
Fähigkeiten des E<strong>in</strong>zelnen zentral, nicht<br />
die Defizite,sagt Burgy.E<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d werde<br />
nicht mit an<strong>der</strong>en Vertretern <strong>der</strong> gleichen<br />
Altersgruppe, son<strong>der</strong>n nur mit sich<br />
selber verglichen, ergänzt Krippenleiter<strong>in</strong><br />
Andrea Zengaff<strong>in</strong>en. Damit e<strong>in</strong> solcher<br />
Vergleich möglich ist, wird füralle<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong> e<strong>in</strong> Portfolio erstellt. Die Ordner<br />
nehmen e<strong>in</strong>en Grossteil des Bücherregals<br />
im Sitzungszimmer <strong>in</strong> Beschlag.<br />
Für das Portfolio halten die Erzieher<strong>in</strong>nen<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Raster ihreBeobachtungen<br />
fest. So lassen sich die Entwicklungsschritte<br />
verfolgen. Zudem enthalten die<br />
Ordner Fotos des jeweiligen K<strong>in</strong>des.<br />
«Baustelle» imGarten<br />
Diese Bil<strong>der</strong> können gemäss Zengaff<strong>in</strong>en<br />
e<strong>in</strong> wichtiges Kommunikationsmittel<br />
se<strong>in</strong>, vor allem im Umgang mit<br />
fremdsprachigen Eltern. «Auch ohne<br />
die Raster zu verstehen, wir<strong>der</strong>sichtlich,<br />
wie <strong>und</strong> womit das K<strong>in</strong>d spielt.» Anhand<br />
<strong>der</strong> Dokumentation reflektieren die Erzieher<strong>in</strong>nen<br />
m<strong>in</strong>destens alle zwei Wochen<br />
die gemachten Beobachtungen im<br />
Team <strong>und</strong> eruieren so die Bedürfnisse<br />
<strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>.E<strong>in</strong> Jahresplan legt fest, welche<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kita wann genauer beobachtet<br />
werden. «So kommen auch stillere<br />
<strong>und</strong> unauffälligere K<strong>in</strong><strong>der</strong> zum<br />
Zug», sagt Zengaff<strong>in</strong>en. Bei unsystematischen<br />
Beobachtungen würden solche<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong> häufig im Alltagsgeschehen untergehen.<br />
Die Beobachtung des Spielverhaltens<br />
e<strong>in</strong>es knapp 3-jährigen Jungen<br />
hat ergeben, dass er gerne D<strong>in</strong>ge<br />
konstruiert <strong>und</strong> zusammenschraubt, sowie<br />
mit magnetischen Kugeln spielt.<br />
Daraus folgerten die Erzieher<strong>in</strong>nen,<br />
dass sich dieses K<strong>in</strong>d für Technik <strong>und</strong><br />
das Thema Baustelle <strong>in</strong>teressiert. Ausgehend<br />
von diesem offenbar vorhandenen<br />
Bedürfnis haben die Erzieher<strong>in</strong>nen<br />
e<strong>in</strong>en «Baustellen-Kasten» zusammengestellt.<br />
Dafürlassen sich auch die an<strong>der</strong>en<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong> begeistern: E<strong>in</strong>e Erzieher<strong>in</strong>,<br />
bekleidet mit e<strong>in</strong>er leuchtend gelb-orangen<br />
Weste,begibt sich mit e<strong>in</strong>er Gruppe<br />
auf die «Baustelle».ImGarten bohrt die<br />
Betreuer<strong>in</strong> Löcher <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Holzwand,<br />
die K<strong>in</strong><strong>der</strong> –als Bauarbeiter verkleidet –<br />
sperren das Gelände <strong>der</strong>weil mit rotweissem<br />
Band aus Kunststoffab.<br />
Individuelle Erziehung<br />
Die Entwicklung vom Spielen mit Murmeln<br />
bis h<strong>in</strong> zur Baustelle ist im Portfolio<br />
des Jungen dokumentiert. In diesem<br />
Fall habe die Kommunikation mit<br />
den Eltern mustergültig funktioniert,<br />
sagt Burgy.Die Mutter habe ihrem Sohn<br />
umgehend magnetische Kugeln für Zuhause<br />
gekauft, nachdem sie die Fotos<br />
vom Spielen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kita gesehen hatte.<br />
DasThema Baustelle ist jedoch mehr als<br />
e<strong>in</strong> spontanes Spiel, dah<strong>in</strong>ter steckt e<strong>in</strong><br />
spezifisches Erziehungsziel, <strong>in</strong>dividuell<br />
auf das jeweilige K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es<br />
Handlungszieles zugeschnitten. In Bezug<br />
auf den 3-jährigen Jungen lautet<br />
dies: Der erwachsene Mensch, <strong>der</strong> das<br />
K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>mal se<strong>in</strong> wird, hat e<strong>in</strong>en Zugang<br />
Die K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />
bauen an ihrer Zukunft<br />
E<strong>in</strong>e <strong>Bildung</strong>skrippe versteht sich als «Lebensschule»<br />
<strong>und</strong> will K<strong>in</strong><strong>der</strong> auf das Dase<strong>in</strong> als Erwachsene vorbereiten.<br />
Spielerisches Lernen: In <strong>der</strong> Kita Spitalacker s<strong>in</strong>d zum Beispiel die Treppenstufen nummeriert.<br />
BILDUNG UNDERZIEHUNG 11<br />
zu technischen <strong>und</strong> logischen Abläufen.<br />
Solche Ziele def<strong>in</strong>ieren die Betreuer<strong>in</strong>nen<br />
im Rahmen <strong>der</strong> Teamsitzungen. Die<br />
Bedürfnisse des e<strong>in</strong>zelnen K<strong>in</strong>des würden<br />
auf diese Weise mit von Erwachsenen<br />
formulierten Zielen verknüpft, erklärt<br />
die Leiter<strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätte.<br />
Die Erziehungsziele würden sich auf die<br />
Zukunft beziehen, sagt Melanie Bolz,<br />
fachliche Mitarbeiter<strong>in</strong> des Projekts<br />
<strong>Bildung</strong>skrippen.ch. «Es geht um die<br />
Frage, was e<strong>in</strong> Erwachsener für Fähigkeiten<br />
<strong>und</strong> Kompetenzen braucht, um<br />
e<strong>in</strong> glückliches <strong>und</strong> selbstbestimmtes<br />
Leben zu führen.» Dabei sche<strong>in</strong>t aus <strong>der</strong><br />
Perspektive <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> die Arbeitswelt<br />
zentral zu se<strong>in</strong>: Neben dem Baustellen-<br />
Kasten ist e<strong>in</strong>e Spiel-Kiste r<strong>und</strong> ums<br />
Büro <strong>in</strong> Entstehung, mit Utensilien wie<br />
e<strong>in</strong>er Tastatur o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>em Taschenrechner.<br />
Gemäss Gruppenleiter<strong>in</strong> Regula<br />
Pretto stünde dieses Thema bei jenen<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong> hoch im Kurs, <strong>der</strong>en Eltern tatsächlich<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Büro arbeiteten.<br />
<strong>Bildung</strong> für alle<br />
Die bildungsorientierte Kita versteht<br />
sich als e<strong>in</strong>e «Lebensschule». Dies hat<br />
laut Zengaff<strong>in</strong>en wenig mit Lernzielen<br />
im schulischen S<strong>in</strong>ne zu tun. «Es steht<br />
nirgends geschrieben, dass alle Fünfjährigen<br />
lesen können müssen.» Falls e<strong>in</strong><br />
K<strong>in</strong>d jedoch Interesse an Buchstaben<br />
zeige,würden die Erzieher<strong>in</strong>nen ihm entsprechendes<br />
Material zur Verfügung stellen.<br />
Damit die K<strong>in</strong><strong>der</strong> überhaupt e<strong>in</strong><br />
Interesse für Zahlen o<strong>der</strong> Buchstaben<br />
entwickeln können, hängen Plakate <strong>und</strong><br />
Poster <strong>in</strong> <strong>der</strong> ganzen Kita. Überdies s<strong>in</strong>d<br />
die Treppenstufen nummeriert, so dass<br />
die Kle<strong>in</strong>en anhand <strong>der</strong> grossen Ziffern<br />
zählen lernen, sofern sie dies wollen. Verme<strong>in</strong>tliche<br />
Dekorationen an <strong>der</strong> Wand<br />
dienen als Orientierungshilfe.Sokönnen<br />
selbst die Kle<strong>in</strong>sten anhand <strong>der</strong> Fotos auf<br />
<strong>der</strong> Magnetwand erkennen, welche K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />
<strong>und</strong> Erzieher<strong>in</strong>nen am jeweiligen Tag<br />
im Haus s<strong>in</strong>d. Solche Tafeln f<strong>in</strong>den sich<br />
auf jedem <strong>der</strong> drei Stockwerke.<br />
Je nach Etage s<strong>in</strong>d die Räumlichkeiten<br />
<strong>in</strong> Händen <strong>der</strong> Gruppen Türkis,Purpur<br />
o<strong>der</strong> Gelb. Das Alter <strong>der</strong> Gruppenmitglie<strong>der</strong><br />
ist durchmischt, vom Säugl<strong>in</strong>g<br />
bis zum K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärtler. Vor allem<br />
für Kita-Neul<strong>in</strong>ge ist e<strong>in</strong>e feste Tagesstruktur<br />
wichtig.Gemäss Gruppenleiter<strong>in</strong><br />
Bel<strong>in</strong>da Fuhrer möchten die K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />
am Anfang wissen, wann sie wie<strong>der</strong> von<br />
den Eltern abgeholt werden. E<strong>in</strong> fester<br />
Bestandteil des täglichen Programms <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Kita Spitalacker ist auch die Zubereitung<br />
des Mittagessens. Auf dem Menuplan<br />
steht dieses Mal Pizza. Drei K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />
stehen mit <strong>der</strong> Köch<strong>in</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Küche,<br />
das Schneiden des Gemüses bereitet<br />
den Nachwuchsköchen sichtlich Spass.<br />
In <strong>der</strong> Kita Spitalacker sei bereits vor<br />
dem Pilotprojekt geme<strong>in</strong>sam gekocht<br />
worden, sagt Zengaff<strong>in</strong>en. «Die K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />
lernen auf spielerische Weise den Umgang<br />
mit Nahrungsmitteln.» Selbst <strong>der</strong><br />
Geburtstagskalen<strong>der</strong> im ersten Stock<br />
hat e<strong>in</strong>en Lerneffekt. Bei je<strong>der</strong> Geburtstagsfeier<br />
wird den Reagenzgläsern<br />
e<strong>in</strong> Kügelchen h<strong>in</strong>zugefügt, wer will,<br />
kann die Altersjahre <strong>der</strong> Erzieher<strong>in</strong>nen<br />
<strong>und</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> zählen.<br />
Im Dachstock sche<strong>in</strong>en sich die K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />
beson<strong>der</strong>s für Sprachen <strong>und</strong> Län<strong>der</strong><br />
zu <strong>in</strong>teressieren, an <strong>der</strong> Wand hängen<br />
mehrere Weltkarten. An<strong>der</strong>e bunte Plakate<br />
machen deutlich, dass das Thema<br />
Baustelle nicht nur im Garten von Bedeutung<br />
ist. E<strong>in</strong>e Abbildung zeigt alle erdenklichen<br />
Fahrzeuge <strong>und</strong> Masch<strong>in</strong>en<br />
e<strong>in</strong>er Baustelle. Laut Zengaff<strong>in</strong>en ist es<br />
e<strong>in</strong>e Herausfor<strong>der</strong>ung, wenn sich K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />
für e<strong>in</strong> Thema <strong>in</strong>teressieren <strong>und</strong> die Erzieher<strong>in</strong>nen<br />
ke<strong>in</strong>en Bezug zu diesem<br />
Sachgebiet haben. Die Betreuer<strong>in</strong>nen<br />
würden mit den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n recherchieren<br />
<strong>und</strong> auf diese Weise selbst dazulernen.<br />
«E<strong>in</strong>e bildungsorientierte Kita bildet<br />
alle Beteiligten», ist Zengaff<strong>in</strong>en überzeugt.<br />
Die K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätte werde<br />
durch die Umsetzung des Infans-Konzeptes<br />
zu e<strong>in</strong>er «lernenden Organisation»,<br />
ergänzt Bolz. Die Erwachsenen<br />
würden sich vermehrt mit Weiterbildungen<br />
ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzen, wenn das Thema<br />
im Arbeitsalltag präsent sei. Das<br />
Team setze sich aus geschulten Erzieher<strong>in</strong>nen<br />
zusammen, betont Zengaff<strong>in</strong>en.<br />
«Die Betreuer<strong>in</strong>nen können komplexeren<br />
Fragen nachgehen.» Durchdas Projekt<br />
sei das Team näher zusammen gerückt.<br />
Wie es nach dem Pilotprojekt<br />
weitergeht, ist offen. Die Erzieher<strong>in</strong>nen<br />
möchten auf alle Fälle an <strong>der</strong> e<strong>in</strong>geschlagenen<br />
Marschrichtung festhalten.