Frühförderung und Frühbildung - Frühkindliche Bildung in der Schweiz

Frühförderung und Frühbildung - Frühkindliche Bildung in der Schweiz Frühförderung und Frühbildung - Frühkindliche Bildung in der Schweiz

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Sonderbeilage 7. November 2012 Neue ZürcherZeitung BILDUNG UND ERZIEHUNG Frühförderung und Frühbildung Wassie vermag, wo sie stattfinden soll und was zu viel ist CH-8021 Zürich Telefon +41 44 258 11 11 www.nzz.ch BILDER KARIN HOFER /NZZ

Son<strong>der</strong>beilage 7. November 2012<br />

Neue ZürcherZeitung<br />

BILDUNG UND<br />

ERZIEHUNG<br />

<strong>Frühför<strong>der</strong>ung</strong> <strong>und</strong> <strong>Frühbildung</strong><br />

Wassie vermag, wo sie stattf<strong>in</strong>den soll <strong>und</strong> was zu viel ist<br />

CH-8021 Zürich Telefon +41 44 258 11 11 www.nzz.ch<br />

BILDER KARIN HOFER /NZZ


2BILDUNG UNDERZIEHUNG Neuö Zürcör Zäitung<br />

Son<strong>der</strong>beilage 7. November 2012<br />

Der Druck auf die Eltern nimmt zu<br />

Michael Schoenenberger Kaum ist die<br />

Freude über die Geburt des K<strong>in</strong>des <strong>der</strong><br />

Anstrengung gewichen, die die Betreuung<br />

des Säugl<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> den ersten Monaten mit<br />

sich br<strong>in</strong>gt, werden junge Eltern mit <strong>der</strong><br />

Frage konfrontiert, ob sie das K<strong>in</strong>d wohl<br />

richtig <strong>und</strong> altersgerecht för<strong>der</strong>n.<br />

WerK<strong>in</strong><strong>der</strong> aufzieht, kann kaum ausweichen:<br />

Zu prom<strong>in</strong>ent tauchen Studien<br />

<strong>und</strong> Ratgeberliteratur <strong>in</strong> Medien <strong>und</strong><br />

Buchhandlungen auf, zue<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>glich beschwören<br />

Pädagogen die Wichtigkeit <strong>der</strong><br />

ersten Lebensjahre fürdie gesamte Biografie<br />

des Menschen. Zu dom<strong>in</strong>ant ist das<br />

Thema unter <strong>Bildung</strong>spolitikern. Und<br />

schliesslich gilt es auch noch, Nachbarn<br />

<strong>und</strong> befre<strong>und</strong>eten Eltern <strong>in</strong> nichts nachzustehen.<br />

Man könnte resümieren: Der<br />

Druck auf die Eltern, auf ke<strong>in</strong>en Fall<br />

etwas zu verpassen, hat <strong>in</strong> den letzten Jahren<br />

massiv zugenommen.<br />

S<strong>in</strong>d beide Eltern berufstätig, rückt<br />

bald die Qualität <strong>der</strong> ausserfamiliären<br />

Betreuung <strong>in</strong>s Zentrum. In dieser Beilage<br />

wird gezeigt, dass es diesbezüglich<br />

noch nicht zum Besten steht. Klar wird<br />

auch, dass e<strong>in</strong>e altersgerechte För<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> kle<strong>in</strong>en K<strong>in</strong><strong>der</strong> mannigfaltig se<strong>in</strong><br />

Inhalt<br />

RICHTIG FÖRDERN<br />

Wer se<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d überför<strong>der</strong>t,<br />

schadet ihm womöglich<br />

Seite 3<br />

<strong>Bildung</strong><br />

kann. Es gibt nicht das e<strong>in</strong>zig richtige<br />

Rezept. Und: Jedes K<strong>in</strong>d ist an<strong>der</strong>s. Besser<br />

als ungebremster elterlicher Ehrgeiz<br />

s<strong>in</strong>d Zeit, Zuwendung <strong>und</strong> Zuneigung.<br />

Instruktion <strong>und</strong> schulische Vere<strong>in</strong>nahmung<br />

<strong>in</strong> den ersten Lebensjahren s<strong>in</strong>d<br />

kontraproduktiv.<br />

Erörtert werden zudem bildungs- <strong>und</strong><br />

sozialpolitische Fragen. Ungeklärt ist, was<br />

denn eigentlich mit jenen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n zu geschehen<br />

hat, die überhaupt ke<strong>in</strong>e adäquate<br />

Begleitung <strong>und</strong> För<strong>der</strong>ung durch ihre<br />

Eltern erfahren, sei dies aus kulturellen,<br />

beruflichen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Gründen. Welche<br />

Rolle kommt hier dem Staat zu?<br />

Verantwortlich für diese Beilage: Michael Schoenenberger,<br />

Walter Hagenbüchle (Redaktion); Bil<strong>der</strong>: Kar<strong>in</strong> Hofer.<br />

QUALITÄT DER SCHWEIZER KRIPPEN<br />

Wirklich hochstehende<br />

E<strong>in</strong>richtungen s<strong>in</strong>d selten<br />

Seite 5<br />

FÖRDERUNG ALS SOZIALPROJEKT<br />

Der Staat<br />

<strong>und</strong> die benachteiligten K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

Seite 5<br />

LERNEN IM WALD<br />

Die Welt des Waldes<br />

statt Schach <strong>und</strong> Mozart<br />

Seiten 6, 7<br />

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Nicht <strong>in</strong> allen <strong>Schweiz</strong>er Krippen läuft es so vorbildlich wie <strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätte<br />

Spitalacker <strong>in</strong> Bern, die nach dem Infans-Konzept arbeitet.<br />

ENTWICKLUNG DES GEMEINSINNS<br />

Sozialer Kompetenzerwerb<br />

aus neurobiologischer Sicht<br />

Seite 7<br />

DIE POLITIK STREITET SICH<br />

Verbessert die <strong>Frühför<strong>der</strong>ung</strong><br />

die Chancengleichheit?<br />

Seite 9<br />

PROFESSIONELLE BETREUUNG<br />

Es herrscht weiterh<strong>in</strong> Mangel<br />

an Fachpersonal<br />

Seite 9<br />

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TRAUMA KRIPPE?<br />

Der regelmässige Besuch<br />

e<strong>in</strong>er Krippe schadet nicht<br />

Seite 10<br />

ACHTUNG, RATGEBERLITERATUR<br />

Ke<strong>in</strong>e Patentrezepte<br />

für e<strong>in</strong>e gelungene För<strong>der</strong>ung<br />

Seite 10<br />

DIE BILDUNGSKRIPPE<br />

Besuch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Krippe, die<br />

sich als Lebensschule versteht<br />

Seite 11


Son<strong>der</strong>beilage 7. November 2012 Neuö Zürcör Zäitung<br />

Margrit Stamm warnt vor e<strong>in</strong>er Verschulung <strong>der</strong> ersten Lebensjahre. ADRIAN BAER /NZZ<br />

«Es br<strong>in</strong>gt<br />

nichts, wenn<br />

Eltern ihre<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

<strong>in</strong>struieren»<br />

Die Erziehungswissenschafter<strong>in</strong> Margrit Stamm<br />

plädiert für mehr elterliche Intuition <strong>und</strong> weniger<br />

Bee<strong>in</strong>flussung durch die öffentliche Me<strong>in</strong>ung.<br />

Frau Stamm, wie ist das nun? Werden<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er durchschnittlichen<br />

<strong>Schweiz</strong>er Familie genügend geför<strong>der</strong>t<br />

o<strong>der</strong> nicht?<br />

In e<strong>in</strong>er Mittel- <strong>und</strong> Oberschichtfamilie,<br />

wo Mutter <strong>und</strong> Vater durchschnittlich<br />

o<strong>der</strong> überdurchschnittlich gebildet s<strong>in</strong>d,<br />

werden K<strong>in</strong><strong>der</strong> sehr gut geför<strong>der</strong>t. Oft<br />

lassen sich jedoch gerade <strong>in</strong> solchen<br />

Familien auch Tendenzen <strong>der</strong> Überför<strong>der</strong>ung<br />

feststellen. K<strong>in</strong><strong>der</strong> sollen alles<br />

immer früher,besser <strong>und</strong> schneller können<br />

<strong>und</strong> werden so durch die K<strong>in</strong>dheit<br />

gehetzt. Der Vorsprung gegenüber an<strong>der</strong>en<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>n ist vielen Eltern wichtig.<br />

Solche K<strong>in</strong><strong>der</strong> zeigen nicht selten <strong>in</strong><br />

emotionaler <strong>und</strong> sozialer H<strong>in</strong>sicht Defizite<br />

–obwohl sie vielleicht schon lesen<br />

o<strong>der</strong> Geige spielen können.<br />

Sie sprechen von Überför<strong>der</strong>ung. Hat<br />

<strong>der</strong> elterliche Ehrgeiz denn <strong>in</strong> den letzten<br />

Jahren zugenommen?<br />

Viele Studien weisen darauf h<strong>in</strong>. Eltern<br />

verweisen jedoch oft darauf, wie gerne<br />

das K<strong>in</strong>d das ihnen verordnete Programm<br />

absolviert. Sie vergessen dabei<br />

häufig, dass K<strong>in</strong><strong>der</strong> e<strong>in</strong> fe<strong>in</strong>es Gespür<br />

dafür haben, was den Eltern gefällt.<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> merken schnell, dass sie vor<br />

allem dann Liebe bekommen, wenn sie<br />

produktiv <strong>und</strong> leistungsbereit s<strong>in</strong>d.<br />

Gibt es langfristige negative Folgen, die<br />

aus e<strong>in</strong>er Überför<strong>der</strong>ung resultieren können?<br />

In kl<strong>in</strong>ischen Studien s<strong>in</strong>d wie<strong>der</strong>holt<br />

Symptome als Folge e<strong>in</strong>es überför<strong>der</strong>nden<br />

<strong>und</strong> überbehütenden Lebensstils<br />

nachgewiesen worden, <strong>der</strong> ständig k<strong>in</strong>dliche<br />

Bedürfnisse verletzt. Sie können<br />

psychischer o<strong>der</strong> physischer Art se<strong>in</strong> <strong>und</strong><br />

oft auch erst <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schulzeit auftreten.<br />

Dazu gehören etwa Leistungsängstlichkeit,<br />

e<strong>in</strong>e bee<strong>in</strong>trächtigte Lernmotivation<br />

o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> unvorteilhaftes Selbstbewusstse<strong>in</strong>.<br />

Unsere Längsschnittstudien zeigen,<br />

dass es bei stetigem Druck <strong>und</strong> kont<strong>in</strong>uierlicher<br />

För<strong>der</strong>ung gar zu schulischen<br />

Verweigerungshaltungen kommen kann.<br />

Wie merken Eltern, dass sie ihr K<strong>in</strong>d<br />

überför<strong>der</strong>n?<br />

Wenn sie ständig die Bedürfnisse ihres<br />

K<strong>in</strong>des verletzen. Wenn das K<strong>in</strong>d etwas<br />

aus <strong>in</strong>tr<strong>in</strong>sischer Motivation tut, braucht<br />

es ke<strong>in</strong>e Überzeugungsarbeit <strong>der</strong> Eltern.<br />

Auch Belohnungen <strong>und</strong> Anreize<br />

s<strong>in</strong>d <strong>der</strong> falsche Weg. Sicher ist es<br />

schwierig, aber Eltern sollten allgeme<strong>in</strong><br />

lernen, auch ihrer Intuition <strong>und</strong> nicht<br />

nur den Erziehungsratgebern zu vertrauen.<br />

Dieser <strong>in</strong>nere Kompass lässt<br />

Eltern spüren, ob sie richtig liegen <strong>und</strong><br />

wirklich die Bedürfnisse des K<strong>in</strong>des <strong>in</strong><br />

den Mittelpunkt stellen. Richtig ist dabei,<br />

dem K<strong>in</strong>d etwas mehr zuzumuten,<br />

als es schon kann, es e<strong>in</strong> Stück weit herauszufor<strong>der</strong>n,<br />

nie aber zu überfor<strong>der</strong>n.<br />

Das Schule<strong>in</strong>trittsalter liegt bei 6Jahren.<br />

Nun <strong>in</strong>teressieren sich viele K<strong>in</strong><strong>der</strong> doch<br />

aber vorher für Buchstaben.<br />

Selbstverständlich ist früher Kompetenzerwerb<br />

möglich, weil K<strong>in</strong><strong>der</strong> hoch<br />

motiviert s<strong>in</strong>d, alles zu lernen, was ihnen<br />

präsentiert wird. Für viele K<strong>in</strong><strong>der</strong> s<strong>in</strong>d<br />

Buchstaben <strong>und</strong> Symbole e<strong>in</strong> fasz<strong>in</strong>ierendes<br />

Spiel. Diese Interessen sollte<br />

man unbed<strong>in</strong>gt unterstützen. Heute haben<br />

ja auch K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten den Auftrag,<br />

die K<strong>in</strong><strong>der</strong> dort abzuholen, wo sie stehen.<br />

Das ist richtig.<br />

Viele Eltern s<strong>in</strong>d sehr stolz, wenn das<br />

K<strong>in</strong>d mit fünf schon lesen kann.<br />

Wenn es dies aus Eigenmotivation gelernt<br />

hast, ist die Freude berechtigt.<br />

Haben jedoch die Eltern das K<strong>in</strong>d<br />

<strong>in</strong>struiert, br<strong>in</strong>gt dies langfristig gar<br />

ke<strong>in</strong>e Vorteile. Unsere Studien zeigen,<br />

dass K<strong>in</strong><strong>der</strong> ihren Vorsprung spätestens<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> dritten Klasse verloren haben.<br />

Kommen wir nun zu den Krippen. Was<br />

halten Sie von sogenannten <strong>Bildung</strong>skrippen?<br />

Es gibt sehr gute Konzepte für<strong>Bildung</strong>skrippen,<br />

etwa jenes von Infans. Allgeme<strong>in</strong><br />

wurde <strong>der</strong> Begriff <strong>in</strong>den letzten<br />

Jahren <strong>in</strong>flationär verwendet. Bedauerlich<br />

ist, wenn als <strong>Bildung</strong> heute Mozart<br />

hören statt imWald spazieren <strong>und</strong> spielen<br />

verkauft wird. Und geradezu bedenklich<br />

ist es, wenn Frühför<strong>der</strong>programme<br />

versuchen, Schule zu kopieren.<br />

Wasmacht e<strong>in</strong>e gute Krippe aus?<br />

Sie setzt das K<strong>in</strong>d <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Interessen<br />

<strong>in</strong> den Mittelpunkt. Das K<strong>in</strong>d kann sich<br />

so verweilen, wie es ihm entspricht. Es<br />

gibt e<strong>in</strong>e fe<strong>in</strong>fühlige Beziehung zwischen<br />

<strong>der</strong> Betreuungsperson <strong>und</strong> dem K<strong>in</strong>d.<br />

Dassetzt jedoch e<strong>in</strong>e Konstanz des Krippenpersonals<br />

voraus. Die Gruppen s<strong>in</strong>d<br />

kle<strong>in</strong>, <strong>und</strong> es werden vielfältige Spielzeuge<br />

<strong>und</strong> Lernmaterialien angeboten,<br />

die von Bauklötzen bis zu Spielsachen<br />

reichen, die Rollenspiele ermöglichen<br />

<strong>und</strong> das K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> allen S<strong>in</strong>nen för<strong>der</strong>n.<br />

Ist es gut, wenn e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d fünf Tage lang<br />

<strong>in</strong> die Krippe geht <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Eltern während<br />

<strong>der</strong> Woche kaum sieht?<br />

Diese Frage kann so nicht beantwortet<br />

werden, denn es gibt hierzu Studien mit<br />

sehr wi<strong>der</strong>sprüchlichen Ergebnissen.<br />

Und es gibt auch nicht das K<strong>in</strong>d <strong>und</strong><br />

entsprechend auch nicht die Krippe.<br />

Entscheidend s<strong>in</strong>d Alter, Persönlichkeitsmerkmale<br />

des K<strong>in</strong>des, die Qualität<br />

<strong>der</strong> Beziehung zu den Eltern, die Qualität<br />

<strong>der</strong> Krippe. Die ersten zwei Lebensjahre<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>des e<strong>in</strong>e kritische Zeit.<br />

Frühmorgens sieht man gestresste Eltern,<br />

die zur Arbeit hetzen <strong>und</strong> we<strong>in</strong>ende<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Krippe abgeben.<br />

Das ist für e<strong>in</strong>e ges<strong>und</strong>e Entwicklung<br />

des K<strong>in</strong>des sicher problematisch. Noch<br />

ist es aber e<strong>in</strong> Tabu, solche heiklen<br />

Punkte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Öffentlichkeit zu thematisieren.<br />

Die Ermöglichung <strong>der</strong> Berufstätigkeit<br />

bei<strong>der</strong> Elternteile steht <strong>der</strong>zeit<br />

im Mittelpunkt. Man kann jedoch sagen,<br />

dass e<strong>in</strong> früher, langer <strong>und</strong> <strong>in</strong>tensiver<br />

Besuch e<strong>in</strong>er Krippe die Chance erhöht,<br />

dass das K<strong>in</strong>d Verhaltensmuster<br />

zeigt, die nicht erwünscht s<strong>in</strong>d. Beson<strong>der</strong>s<br />

dann, wenn ke<strong>in</strong>e konstanten Bezugspersonen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Krippe da s<strong>in</strong>d <strong>und</strong><br />

das Personal wenig fe<strong>in</strong>fühlig ist.<br />

Können Sie e<strong>in</strong> Beispiel machen?<br />

Diese K<strong>in</strong><strong>der</strong> können gelegentlich eher<br />

Verhaltensschwierigkeiten zeigen, weniger<br />

folgsam <strong>und</strong> aggressiver als an<strong>der</strong>e<br />

se<strong>in</strong>, sich zurückziehen o<strong>der</strong> zu<br />

Hause sehr schwierig se<strong>in</strong>. Bei schlechter<br />

Krippenqualität profitieren sie <strong>in</strong><br />

<strong>in</strong>tellektueller H<strong>in</strong>sicht möglicherweise<br />

BILDUNG UNDERZIEHUNG 3<br />

kaum. Wichtig ist, dass die Qualität <strong>der</strong><br />

familiärenBetreuung <strong>in</strong> Bezug zur Qualität<strong>der</strong><br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>krippe gesetzt wird. K<strong>in</strong><strong>der</strong>,<br />

die zu Hause anregungsreichere<br />

Umgebungen haben als <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er mittelmässigen<br />

Krippe, profitieren weniger.<br />

Wenn das K<strong>in</strong>d nur zwei Tage <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Krippe ist, dann können dies die Eltern<br />

jedoch ausgleichen.<br />

Das heisst, es gibt <strong>in</strong> den K<strong>in</strong><strong>der</strong>krippen<br />

qualitative Defizite?<br />

Fürdie <strong>Schweiz</strong> können wir nur Vermutungen<br />

anstellen. Gemäss verschiedenen<br />

kle<strong>in</strong>eren Untersuchungen ist jedoch<br />

anzunehmen, dass nicht sehr viele<br />

Krippen so gut s<strong>in</strong>d, wie dies erwünscht<br />

wäre. Wahrsche<strong>in</strong>lich erfüllt e<strong>in</strong>e nicht<br />

kle<strong>in</strong>e Anzahl nur die M<strong>in</strong>imalanfor<strong>der</strong>ungen,<br />

nämlich die Beaufsichtigung<br />

«Das Problem ist,<br />

dass die Krippen<br />

vor allem von Mittelschichts-K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

besucht werden.»<br />

<strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>. Dies genügt jedoch nicht.<br />

Geplant ist nun jedoch e<strong>in</strong> Qualitätslabel<br />

fürKrippen. E<strong>in</strong>en Orientierungsrahmen<br />

gibt es schon.<br />

Nun plädieren Sie jedoch dafür, weniger<br />

privilegierte K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> Krippen zu stecken,<br />

um ihre Startchancen betreffend<br />

die <strong>Bildung</strong> zu verbessern.<br />

Wenn es e<strong>in</strong> wichtiges Resultat <strong>der</strong><br />

empirischen Forschung gibt, dann dieses,<br />

dass K<strong>in</strong><strong>der</strong> aus <strong>der</strong> Unterschicht<br />

o<strong>der</strong> solche mit benachteiligendem Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong><br />

von e<strong>in</strong>em guten<br />

Frühför<strong>der</strong>angebot profitieren. Wenn<br />

die häusliche Anregung m<strong>in</strong>imal ist,<br />

dann kann bereits e<strong>in</strong>e mittelmässig anregende<br />

Krippe viel bewirken. DasProblem<br />

ist jedoch, dass die Krippen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Schweiz</strong> nach wie vor vor allem von<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>n aus <strong>der</strong> Mittelschicht besucht<br />

werden. Jene K<strong>in</strong><strong>der</strong>, die es am nötigsten<br />

hätten, fallen durch die Maschen.<br />

Sie werden häufig <strong>in</strong> Grossfamilien<br />

ohne ausserfamiliären Kontakt betreut.<br />

Unser System hat diese K<strong>in</strong><strong>der</strong> bisher<br />

sehr ungenügend erreicht.<br />

Und jetzt soll <strong>der</strong> Staat diesen Familien<br />

die K<strong>in</strong><strong>der</strong> wegnehmen <strong>und</strong> ihnen <strong>in</strong>direkt<br />

zu verstehen geben, dass sie als<br />

Geme<strong>in</strong>schaften nicht genügen?<br />

Das ist sehr po<strong>in</strong>tiert formuliert. Im<br />

Kern ist es aber e<strong>in</strong>e Frage, welche <strong>Bildung</strong>s-<br />

<strong>und</strong> Sozialpolitik dr<strong>in</strong>gend diskutieren<br />

sollten. Es ist nun e<strong>in</strong>fach<br />

empirisch erwiesen, dass viele dieser<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> absolut ungenügend vorbereitet<br />

<strong>in</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten <strong>und</strong> Schule e<strong>in</strong>treten.<br />

Ob es e<strong>in</strong>e staatliche Verantwortung<br />

gibt, ist e<strong>in</strong>e politisch zu beantwortende<br />

Frage. Als demokratische Gesellschaft,<br />

denke ich, haben wir e<strong>in</strong>e Verpflichtung,<br />

solche K<strong>in</strong><strong>der</strong> so zu unterstützen,<br />

dass die negativen E<strong>in</strong>flüsse ihrer sozialen<br />

Herkunft m<strong>in</strong>imiert werden können.<br />

Können diese K<strong>in</strong><strong>der</strong> nach Schule<strong>in</strong>tritt<br />

denn gar nicht mehr aufholen?<br />

Wem<strong>der</strong> Schulstart weniger gut gel<strong>in</strong>gt,<br />

<strong>der</strong> wird während <strong>der</strong> Schullaufbahn<br />

über weite Strecken mit dem Aufholen<br />

beschäftigt se<strong>in</strong>. Je länger somit Probleme<br />

ignoriert werden, umso schwieriger<br />

ist es, sie zu beheben. Das zeigt sich<br />

auch <strong>in</strong> den riesigen Summen, die <strong>in</strong><br />

schulische Stütz- <strong>und</strong> För<strong>der</strong>massnahmen<br />

solcher K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong>vestiert werden.<br />

Würden sie früher geför<strong>der</strong>t, könnte<br />

man nicht nur viel Geld e<strong>in</strong>sparen, son<strong>der</strong>n<br />

auch ihre Lernmotivation <strong>und</strong><br />

Schulanb<strong>in</strong>dung erhöhen.<br />

Interview: Michael Schoenenberger<br />

.................................................................................<br />

ZUR PERSON<br />

msc. Margrit Stamm ist Professor<strong>in</strong><br />

emerita für Erziehungswissenschaften<br />

an <strong>der</strong> Universität Freiburg, Leiter<strong>in</strong><br />

des Instituts für<strong>Bildung</strong>sfragen <strong>Schweiz</strong><br />

mit Sitz <strong>in</strong> Bern (Swiss Education), das<br />

auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen <strong>Bildung</strong>sforschung<br />

tätig ist. Bis September 2012<br />

leitete sie das Universitäre Zentrum für<br />

frühk<strong>in</strong>dliche <strong>Bildung</strong> <strong>in</strong> Freiburg.


4 Neue Zürcher Zeitung<br />

Son<strong>der</strong>beilage 7. November 2012<br />

<strong>Bildung</strong><br />

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<strong>in</strong>fo.guf@bus<strong>in</strong>ess.uzh.ch, www.cas-guf.uzh.ch<br />

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Tel. 044 371 73 87<br />

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für Jugendliche,<br />

<strong>in</strong> Pflege /Betreuung /Familie<br />

im Kanton Zürich <strong>und</strong> Umgebung<br />

mit 1Schultag pro Woche.<br />

www.lernstudio.ch<br />

Orientierungsabend<br />

für Eltern von Primar- <strong>und</strong> Oberstufenschüler/-<strong>in</strong>nen<br />

Dienstag, 13. November 2012, 19.30-20.45 Uhr<br />

Kirchgeme<strong>in</strong>dehaus Hott<strong>in</strong>gen (beim Römerhof),<br />

Asylstrasse 36, 8032 Zürich<br />

Lernen wie man lernt!<br />

«Gr<strong>und</strong>lagen <strong>der</strong> Arbeits- <strong>und</strong> Lerntechnik»<br />

E<strong>in</strong>führung von Dr. Klaus Loges, Schulleiter Primarschule,<br />

Lernstudio Zürich<br />

Der Orientierungsabend ist öffentlich <strong>und</strong><br />

unentgeltlich. Bitte telefonisch voranmelden<br />

Tel. 044 382 90 90 o<strong>der</strong> via<br />

www.lernstudio.ch<br />

«Arbeits- <strong>und</strong> Lerntechnik zu Hause <strong>und</strong> <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Schule mit Tipps <strong>und</strong> Übungen»<br />

Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme!<br />

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Vortrag von D<strong>in</strong>u Logoz, Schulberatung <strong>und</strong> Coach<strong>in</strong>g, Lernstudio<br />

Anschiessend stehen die Referenten für Fragen zum Thema zur Verfügung.<br />

Das an<strong>der</strong>e Gymi:<br />

Zusammen lernen, leben,<br />

weitergehen<br />

Du schliesst die Matura <strong>in</strong> überschaubarer<br />

Umgebung ab. In den Profilen Bildnerisches<br />

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Gestalten, Musik o<strong>der</strong>–exklusiv o<strong>der</strong> – exklusiv im imKanton Kanton<br />

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Zürich –Philosophie/Pädagogik/Psychologie.<br />

– Philosophie/Pädagogik/Psychologie.<br />

Schnuppermorgen: 27. Nov., 7.50–12.20h<br />

Infoabende: 29. Nov./15.Jan., Nov./15. Jan., 19.30–21.30h<br />

Tag <strong>der</strong> offenen Tür: 18. Jan., 7.50–16.30h<br />

Infos per Post: SMS mit Text «Gymi»<br />

<strong>und</strong> de<strong>in</strong>er Adresse an 963<br />

www.unterstrass.edu/gymnasium<br />

043 255 13 33<br />

Jetzt auf<br />

e<strong>in</strong>e Schule <strong>der</strong> Kalaidos <strong>Bildung</strong>sgruppe <strong>Schweiz</strong><br />

Büro für Kommunikationsdesign FHNW


Son<strong>der</strong>beilage 7. November 2012 Neuö Zürcör Zäitung<br />

Durchzogene<br />

Qualität <strong>der</strong><br />

<strong>Schweiz</strong>er Kitas<br />

Nur vere<strong>in</strong>zelt s<strong>in</strong>d qualitativ hochwertige<br />

<strong>Bildung</strong>ssett<strong>in</strong>gs auszumachen. Oft s<strong>in</strong>d hohe<br />

Personalfluktuation <strong>und</strong> kle<strong>in</strong>e f<strong>in</strong>anzielle<br />

Ressourcen e<strong>in</strong> Problem. Wasmacht<br />

e<strong>in</strong>e gute K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätte aus?<br />

Von Heidi Simoni <strong>und</strong><br />

Cor<strong>in</strong>a Wustmann Seiler<br />

Mittlerweile besteht e<strong>in</strong> breiter Konsens<br />

darüber, dass die familienergänzende<br />

Betreuung m<strong>in</strong>destens zwei Zielen gerecht<br />

werden muss. Erstens soll sie die<br />

Vere<strong>in</strong>barkeit von Familien- <strong>und</strong> Erwerbsarbeit<br />

unterstützen. Dieses Ziel<br />

ist am besten erfüllt, wenn e<strong>in</strong>e K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätte<br />

(Kita) mit ihrem Angebot<br />

den Bedürfnissen <strong>der</strong> Eltern als Erwerbstätige<br />

beziehungsweise denjenigen<br />

<strong>der</strong> Arbeitswelt möglichst flexibel<br />

entgegenkommt. Zweitens soll die Kita<br />

die betreuten K<strong>in</strong><strong>der</strong> för<strong>der</strong>n o<strong>der</strong><br />

ihnen zum<strong>in</strong>dest nicht schaden. Vielfach<br />

empirisch belegt ist, dass fürdie Erreichung<br />

dieses Ziels e<strong>in</strong>e gute Qualität<br />

<strong>der</strong> Betreuung ausgesprochen wichtig<br />

ist. Doch was ist damit geme<strong>in</strong>t?<br />

Aufmerksame Begleitung<br />

In e<strong>in</strong>er qualitativ guten Kita können<br />

sich die betreuten K<strong>in</strong><strong>der</strong> wohlfühlen,<br />

vom Zusammense<strong>in</strong> mit an<strong>der</strong>en K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

profitieren <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e aufmerksame<br />

Begleitung durch die Erziehenden erfahren.<br />

Sie erhalten vielfältige Anregungen,<br />

fühlen sich <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>schaft<br />

zugehörig <strong>und</strong> werden entsprechend<br />

ihrem Entwicklungsstand <strong>und</strong> ihren Interessen<br />

herausgefor<strong>der</strong>t, Neues zu lernen.<br />

In e<strong>in</strong>er Kita von unzureichen<strong>der</strong><br />

Qualität werden die K<strong>in</strong><strong>der</strong> über- o<strong>der</strong><br />

unterfor<strong>der</strong>t. Sie brauchen ihreEnergie,<br />

um den Aufenthalt emotional zu überstehen,<br />

o<strong>der</strong> langweilen sich. Ihr Entdeckungs-<br />

<strong>und</strong> Bewegungsdrang ist e<strong>in</strong>geschränkt<br />

<strong>und</strong> ihr <strong>in</strong>dividuelles <strong>und</strong><br />

soziales Lernen beh<strong>in</strong><strong>der</strong>t.<br />

Robuste K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong> solche, die zu<br />

Hause ausreichend Zuwendung <strong>und</strong><br />

Anregung erhalten, erleiden dadurch<br />

ke<strong>in</strong>en Schaden. Es wirdallerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong>e<br />

grosse Chance vertan: Auch privilegierte<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> profitieren für ihre sozialen<br />

<strong>und</strong> emotionalen Kompetenzen –e<strong>in</strong>schliesslich<br />

<strong>der</strong> Konfliktfähigkeit –vom<br />

regelmässigen, gut begleiteten Zusammense<strong>in</strong><br />

mit an<strong>der</strong>en K<strong>in</strong><strong>der</strong>n. Fürempf<strong>in</strong>dliche<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong> für solche, die <strong>in</strong><br />

benachteiligenden Familiensituationen<br />

aufwachsen, ist e<strong>in</strong>e schlechte Kita-<br />

Qualität schlicht fatal. Sie schadet dem<br />

e<strong>in</strong>zelnen K<strong>in</strong>d <strong>und</strong> vergrössert die<br />

Chancenungleichheit. K<strong>in</strong><strong>der</strong>, die <strong>in</strong><br />

den ersten Lebensjahren nicht ihren Bedürfnissen<br />

<strong>und</strong> Möglichkeiten entsprechend<br />

unterstützt <strong>und</strong> angeregt werden,<br />

starten mit schlechten Karten <strong>in</strong> den<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten <strong>und</strong> die Schule.<br />

Wasmacht <strong>in</strong> <strong>der</strong> konkreten pädagogischen<br />

Arbeit den Unterschied zwischen<br />

guter <strong>und</strong> schlechter Qualität<br />

aus? E<strong>in</strong>e gute pädagogische Arbeit ist<br />

dann gewährleistet, wenn diese regelmässig<br />

reflektiert <strong>und</strong> geme<strong>in</strong>sam h<strong>in</strong>terfragt<br />

wird. Im Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong> steht da-<br />

bei, <strong>in</strong>wiefern jedes e<strong>in</strong>zelne K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Kita optimale Entwicklungsbed<strong>in</strong>gungen<br />

vorf<strong>in</strong>det. Nur wenn die K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

kont<strong>in</strong>uierlich <strong>in</strong> ihren <strong>Bildung</strong>s- <strong>und</strong><br />

Entwicklungsprozessen beobachtet<br />

werden <strong>und</strong> e<strong>in</strong> stetiger Austausch zwischen<br />

allen Erziehenden, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

mit den Eltern, stattf<strong>in</strong>det, s<strong>in</strong>d solche<br />

guten Rahmenbed<strong>in</strong>gungen gegeben.<br />

Im Umgang mit den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n braucht<br />

es anregende Dialoge, welche sie zu<br />

neuen Schritten <strong>und</strong> Erfahrungswelten<br />

ermuntern. Der kürzlich von <strong>der</strong><br />

<strong>Schweiz</strong>erischen Unesco-Kommission<br />

<strong>und</strong> dem Netzwerk K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung<br />

<strong>Schweiz</strong> veröffentliche «Orientierungsrahmen<br />

für frühk<strong>in</strong>dliche <strong>Bildung</strong>, Betreuung<br />

<strong>und</strong> Erziehung <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong>»<br />

gibt neu allen Erziehenden im Frühbereich<br />

E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>lage für<br />

diese wichtigen Facetten guter pädagogischer<br />

Arbeit.<br />

Fürdie K<strong>in</strong><strong>der</strong> selbst ist also die zentrale<br />

Frage, was sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kita erleben<br />

beziehungsweise wie gut die Betreuungspersonen<br />

tagtäglich arbeiten. Weit<br />

verbreitet ist die Me<strong>in</strong>ung, dass e<strong>in</strong>e<br />

Frau (o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> Mann), die gerne mit<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>n zusammen ist <strong>und</strong> eventuell <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Familie bereits K<strong>in</strong><strong>der</strong> betreut hat,<br />

ausreichende Voraussetzungen für e<strong>in</strong>e<br />

gute pädagogische Arbeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kita<br />

mitbr<strong>in</strong>gt. Sicher spielen die Motivation,<br />

e<strong>in</strong>e liebevolle Zuwendung <strong>und</strong><br />

die Erfahrung im Umgang mit kle<strong>in</strong>en<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>n e<strong>in</strong>e wichtige Rolle dafür.<br />

Abgesehen davon, dass die Betreuung<br />

von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n auch zu Hause e<strong>in</strong>e<br />

anspruchsvolle Aufgabe ist, macht es jedoch<br />

e<strong>in</strong>en Unterschied, ob es die Verantwortung<br />

für K<strong>in</strong><strong>der</strong> im familiären<br />

Rahmen o<strong>der</strong> füre<strong>in</strong>e Gruppe von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>stitutionellen Sett<strong>in</strong>g zu<br />

tragen gilt. Die Gestaltung des Alltags<br />

fürdie e<strong>in</strong>zelnen K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong> fürdie Geme<strong>in</strong>schaft<br />

sowie die Zusammenarbeit<br />

im Team <strong>und</strong> mit den Eltern stellen zusätzliche<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen an die Betreuungspersonen.<br />

Wemdies nicht e<strong>in</strong>leuchtet,<br />

sei e<strong>in</strong> mehrwöchiger freiwilliger<br />

E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kita empfohlen.<br />

Kle<strong>in</strong>e Gruppen von Vorteil<br />

Welche Voraussetzungen begünstigen<br />

e<strong>in</strong>e qualitativ gute Arbeit von Erziehenden?<br />

Bekannt ist, dass die Grösse<br />

<strong>der</strong> Gruppe das Verhalten <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

<strong>und</strong> Erziehenden verän<strong>der</strong>t. Wird e<strong>in</strong>e<br />

Gruppe von acht bis zehn K<strong>in</strong><strong>der</strong>n im<br />

Alter zwischen e<strong>in</strong>em halben <strong>und</strong> fünf<br />

Jahren um zwei, drei K<strong>in</strong><strong>der</strong> vergrössert,<br />

wird dadurch das gesamte Geschehen<br />

erheblich bee<strong>in</strong>trächtigt: Die K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

können sich kaum noch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />

Tätigkeit vertiefen. Die Erzieher<strong>in</strong><br />

kann sich weniger auf das e<strong>in</strong>zelne K<strong>in</strong>d<br />

Wenn schon das Anziehen Mühe bereitet<br />

Benachteiligte K<strong>in</strong><strong>der</strong> haben oft wenig ausserfamiliäre Kontakte <strong>und</strong> kommen oft mit Rückständen <strong>in</strong> den K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten.<br />

Mit «Primano», e<strong>in</strong>em Programm zur <strong>Frühför<strong>der</strong>ung</strong>, erzielt die Stadt Bern bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n mit Entwicklungsdefiziten Erfolge.<br />

Daniel Gerny, Bern<br />

Fast e<strong>in</strong> Viertel aller K<strong>in</strong><strong>der</strong> litten beim<br />

E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong>den K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten unter motorischen<br />

Entwicklungsstörungen, stellten<br />

die Schulärzte <strong>der</strong> Stadt Bern fest.<br />

Das äussert sich beispielsweise dar<strong>in</strong>,<br />

dass K<strong>in</strong><strong>der</strong> Mühe mit Anziehen <strong>und</strong><br />

beim Treppensteigen haben o<strong>der</strong> beim<br />

Spiel mit Bauklötzen überfor<strong>der</strong>t s<strong>in</strong>d.<br />

Auch sprachliche Defizite o<strong>der</strong> Verhaltensauffälligkeiten<br />

nehmen tendenziell<br />

zu. Solche Entwicklungsrückstände, die<br />

zumeist auf Defizite im Elternhaus zurückzuführen<br />

s<strong>in</strong>d, s<strong>in</strong>d nach dem E<strong>in</strong>tritt<strong>in</strong>den<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten <strong>und</strong> die Schule<br />

kaum mehr aufzuholen. Das erschwert<br />

nicht nur den Unterricht, son<strong>der</strong>n es<br />

führt zu ungleichen Chancen von Anbeg<strong>in</strong>n<br />

<strong>der</strong> Schulkarriere.<br />

Politisch breit abgestützt<br />

Die Stadt Bern startete gestützt auf<br />

diese Erkenntnisse vor fünf Jahren mit<br />

e<strong>in</strong>em Pilotprojekt zur <strong>Frühför<strong>der</strong>ung</strong><br />

von Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong><strong>der</strong>n mit Entwicklungs-<br />

rückständen, das sich nicht nur <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

wissenschaftlichen Beurteilung als erfolgreich<br />

erwiesen hat, son<strong>der</strong>n <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Folge auch den politischen Rückhalt<br />

über die Parteigrenzen h<strong>in</strong>aus geniesst.<br />

Mit 66 zu 2Stimmen bei e<strong>in</strong>er Enthaltung<br />

beschloss das Stadtparlament erst<br />

kürzlich die Fortführung <strong>und</strong> Ausweitung<br />

des Projektes «Primano», obwohl<br />

damit für Bern höhere Kosten entstehen.<br />

Ab 2013 soll das Programm nicht<br />

mehr nur <strong>in</strong> beson<strong>der</strong>s belasteten Quartieren,<br />

son<strong>der</strong>n flächendeckend angeboten<br />

werden können.<br />

Kernelement s<strong>in</strong>d Hausbesuche bei<br />

sozial benachteiligten Familien mit e<strong>in</strong>em<br />

K<strong>in</strong>d im Alter von an<strong>der</strong>thalb Jahren,<br />

das auf <strong>Frühför<strong>der</strong>ung</strong> angewiesen<br />

ist. Im Fokus stehen vor allem Familien,<br />

die durch an<strong>der</strong>e Angebote, beispielsweise<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätten o<strong>der</strong> Spielgruppen,<br />

nicht erreicht werden können.<br />

Während 18 Monaten (bis zum Alter<br />

von drei Jahren) erhält die Familie<br />

Hausbesuche von e<strong>in</strong>er speziell dafür<br />

ausgebildeten Mutter aus demselben<br />

Sprachraum, die den Eltern <strong>in</strong> ihrer<br />

Muttersprache erklärt, auf welche Weise<br />

ihr K<strong>in</strong>d spielerisch geför<strong>der</strong>t werden<br />

kann. Zusätzlich treffen sich die betreffenden<br />

Familien regelmässig zum Erfahrungsaustausch.<br />

Vernetzung ist wichtig<br />

Dieser Teil des Programms, das <strong>in</strong> den<br />

Nie<strong>der</strong>landen entwickelt wurde <strong>und</strong><br />

nach den Erfolgen <strong>in</strong> Bern mittlerweile<br />

<strong>in</strong> zahlreichen an<strong>der</strong>en Städten <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Schweiz</strong> zur Anwendung kommt, ist <strong>in</strong>dessen<br />

nur e<strong>in</strong> Pfeiler <strong>der</strong> Berner Aktivitäten<br />

unter dem Namen «Primano».<br />

Wirkung könne die <strong>Frühför<strong>der</strong>ung</strong> nur<br />

entfalten, wenn sie von den betroffenen<br />

Familien auch <strong>in</strong> Anspruch genommen<br />

werde, sagt Richard Jakob vom Stadtberner<br />

Ges<strong>und</strong>heitsdienst. Insbeson<strong>der</strong>e<br />

bei problematischen Familienverhältnissen<br />

erweist es sich aber als schwierig,sich<br />

den Zugang zu verschaffen. Deshalb versucht<br />

die Stadt mit <strong>der</strong> Vernetzung von<br />

Institutionen <strong>in</strong> den Quartieren (Schulen,<br />

Quartiervere<strong>in</strong>e, Kirchen) mit<br />

<strong>Frühför<strong>der</strong>ung</strong>sangeboten (Spielgrup-<br />

pen, K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätten) zur Sensibilisierung<br />

beizutragen. Aufdiese Weise soll<br />

die Zusammenarbeit zwischen den Akteuren<br />

gestärkt <strong>und</strong> den Zielgruppen zu<br />

genügend Informationen <strong>und</strong> Hilfestellungen<br />

verholfen werden.<br />

Steht die Vernetzung sozusagen am<br />

Anfang des Prozesses,sosoll das dritte<br />

Element, die <strong>Frühför<strong>der</strong>ung</strong> <strong>in</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätten<br />

<strong>und</strong> Spielgruppen,<br />

dazu führen, dass e<strong>in</strong>e lückenlose För<strong>der</strong>kette<br />

bis zum E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong>den K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten<br />

entsteht. Die Hausbesuche<br />

s<strong>in</strong>d nur für K<strong>in</strong><strong>der</strong> bis zu drei Jahren<br />

vorgesehen, anschliessend sei aber die<br />

Beteiligung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Spielgruppe s<strong>in</strong>nvoll,<br />

so Jakob. Der E<strong>in</strong>bezug <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätten<br />

<strong>und</strong> Spielgruppen erfolgt<br />

vor allem über die Weiterbildung<br />

des Personals im Bereich <strong>der</strong> <strong>Frühför<strong>der</strong>ung</strong>.<br />

Damit ist dieses Modul im<br />

Rahmen des Projektes «Primano»<br />

dank dem Multiplikatoreneffekt beson<strong>der</strong>s<br />

wirkungsvoll.<br />

In <strong>der</strong> Pilotphase, die 2012 endet,<br />

trug die Stadt Bern nur gerade e<strong>in</strong>en<br />

Viertel zur F<strong>in</strong>anzierung bei –<strong>der</strong> Rest<br />

BILDUNG UNDERZIEHUNG 5<br />

<strong>und</strong> die Gruppe e<strong>in</strong>lassen, sie arbeitet<br />

vermehrt mit Anweisungen. Kle<strong>in</strong>e<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> s<strong>in</strong>d darauf angewiesen, dass sie<br />

sich im Alltag auskennen <strong>und</strong> mit den<br />

anwesenden K<strong>in</strong><strong>der</strong>n vertraut werden<br />

können. Um dies zu ermöglichen, müssen<br />

Tagesabläufe mit geme<strong>in</strong>samen Ritualen<br />

<strong>und</strong> freier Zeit gestaltet werden.<br />

E<strong>in</strong> ständiges Kommen <strong>und</strong> Gehen von<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>n ist h<strong>in</strong><strong>der</strong>lich. Die anspruchsvolle<br />

Arbeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kita braucht e<strong>in</strong>e<br />

professionelle Gr<strong>und</strong>lage.Junge Frauen<br />

<strong>und</strong> Männer <strong>in</strong> Ausbildung zur/zum<br />

Fachangestellten Betreuung müssen im<br />

Lehrbetrieb –wie dies für alle Lernenden<br />

wichtig ist – sorgfältig angeleitet<br />

werden. Diese Praxisausbildung sowie<br />

die Leitung e<strong>in</strong>er Gruppe <strong>und</strong> erst recht<br />

e<strong>in</strong>er Kita setzen e<strong>in</strong>e entsprechend<br />

gute Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Weiterbildung voraus.<br />

Die meisten s<strong>in</strong>d mittelmässig<br />

Wie sieht es nun mit <strong>der</strong> Qualität <strong>in</strong><br />

<strong>Schweiz</strong>er Kitas aus? Die Antwort lautet<br />

klar: sehr durchzogen. Die Unterschiede<br />

zwischen den e<strong>in</strong>zelnen Angeboten<br />

s<strong>in</strong>d ausgesprochen gross. Die<br />

meisten Kitas bewegen sich <strong>in</strong>sgesamt<br />

betrachtet im mittelmässigen Bereich,<br />

nur sehr vere<strong>in</strong>zelt lassen sich qualitativ<br />

hochwertige Betreuungssett<strong>in</strong>gs ausmachen.<br />

Wie e<strong>in</strong>e eigene Untersuchung<br />

mit 38 Kitas <strong>in</strong> <strong>der</strong> deutschsprachigen<br />

<strong>Schweiz</strong> zeigt, wird die Beziehung zu<br />

den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em grossen Teil <strong>der</strong><br />

Kitas jedoch erfreulich hoch gewichtet.<br />

So hat sich e<strong>in</strong>e beträchtliche Anzahl<br />

von Kitas <strong>in</strong> den letzten Jahren auf den<br />

Weggemacht, die anvertrauten K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

nicht mehr «nur» zu hüten, son<strong>der</strong>n <strong>in</strong><br />

ihrer Identitätsentwicklung <strong>und</strong> <strong>in</strong> ihrem<br />

Lernen <strong>in</strong>tensiver zu begleiten <strong>und</strong><br />

zu bestärken. Die Trägerschaften s<strong>in</strong>d<br />

allerd<strong>in</strong>gs mit e<strong>in</strong>er hohen Personalfluktuation<br />

konfrontiert. Es fehlt an ausgebildeten<br />

<strong>und</strong> erfahrenen Erziehenden<br />

<strong>und</strong> oftmals an <strong>der</strong> nötigen Konstanz <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Betreuung kle<strong>in</strong>er K<strong>in</strong><strong>der</strong>.Teils s<strong>in</strong>d<br />

die pädagogischen Konzepte nicht auf<br />

e<strong>in</strong>em neuesten Stand, teils können gut<br />

durchdachte pädagogische Ansätze im<br />

Alltag nicht umgesetzt werden, weil den<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>n beispielsweise aufgr<strong>und</strong> unterschiedlicher<br />

Anwesenheitszeiten ke<strong>in</strong>e<br />

kont<strong>in</strong>uierlichen Erfahrungen ermöglicht<br />

werden können. Vielen Betrieben<br />

mangelt es an wichtigen personellen<br />

<strong>und</strong> f<strong>in</strong>anziellen Ressourcen. E<strong>in</strong>e gute<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung ist eben nicht gratis zu<br />

haben –we<strong>der</strong> <strong>in</strong>nerhalb noch ausserhalb<br />

<strong>der</strong> Familie.<br />

.................................................................................<br />

Heidi Simoni ist Leiter<strong>in</strong> des Marie-Meierhofer-Instituts<br />

für das K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Zürich. Cor<strong>in</strong>a Wustmann Seiler<br />

forscht dort zum Thema <strong>Bildung</strong>sför<strong>der</strong>ung im Frühbereich.<br />

<strong>der</strong> Kosten wurde durch Dritte übernommen.<br />

So unterstützten <strong>der</strong> B<strong>und</strong>,<br />

<strong>der</strong> Kanton <strong>und</strong> diverse Stiftungen «Primano».<br />

Vor allem die Jacobs Fo<strong>und</strong>ation<br />

habe das Projekt nicht nur f<strong>in</strong>anziell,<br />

son<strong>der</strong>n auch <strong>in</strong>haltlich mitgetragen,<br />

wie Jakob erklärt.<br />

Evaluation durch Universität<br />

Um die Wirkung von «Primano» zu<br />

überprüfen, erfolgte e<strong>in</strong>e Evaluation<br />

durch die Universität, die nachweisen<br />

konnte, dass sich die <strong>Bildung</strong>schancen<br />

von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n mit Entwicklungsrückständen<br />

dank dem Programm verbesserten.<br />

So zeigte sich beispielsweise, dass K<strong>in</strong><strong>der</strong>,<br />

die am Hausbesuchsprogramm beteiligt<br />

waren, <strong>in</strong> Tests <strong>in</strong> den Bereichen<br />

Körpermotorik, Handmotorik, Körperbewusstse<strong>in</strong><br />

sowie emotionale Entwicklung<br />

signifikant besser abschnitten als<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> ohne <strong>Frühför<strong>der</strong>ung</strong>.<br />

Inzwischen haben aus diesem Gr<strong>und</strong><br />

zahlreiche Geme<strong>in</strong>den <strong>in</strong>ner- <strong>und</strong> ausserhalb<br />

des Kantons den Berner Ansatz<br />

übernommen.


BILDUNG UND ERZIEHUNG Neuö Zürcör Zäitung Mittwoch, 7. November 2012 Nr. 260 Neuö Zürcör Zäitung<br />

BILDUNG UND ERZIEHUNG 7<br />

6 Mittwoch, 7. November 2012 Nr. 260<br />

Der Wald als<br />

optimales Lernumfeld<br />

<strong>Frühför<strong>der</strong>ung</strong> kann überall stattf<strong>in</strong>den, auch im Wald.<br />

Er ist Wissensquelle, Abenteuerspielplatz <strong>und</strong><br />

Künstlerwerkstatt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em. Von Marga Keller<br />

Schlafen, werken, kochen,<br />

entdecken: K<strong>in</strong><strong>der</strong> stärken im Wald<br />

nicht nur das Selbstvertrauen,<br />

sie lernen auch das soziale Verhalten.<br />

Waldk<strong>in</strong><strong>der</strong> tauchen e<strong>in</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nliche<br />

Welt. Aufihrem Wegbegleiten sie Vogelgezwitscher,<br />

das Murmeln des Baches,<br />

e<strong>in</strong> Rascheln <strong>in</strong> den Büschen <strong>und</strong> das<br />

Knacken von Ästen. Hier hüpft e<strong>in</strong><br />

Frosch, <strong>und</strong> dort spielt die Sonne <strong>in</strong> den<br />

farbigen Blättern. Der W<strong>in</strong>d bläst <strong>in</strong>s Gesicht,<br />

<strong>und</strong> Regentropfen platschen auf<br />

die Nase.Und sogar das Essen vom offenen<br />

Feuer schmeckt an<strong>der</strong>s, besser. Im<br />

Wald begegnet uns auf Schritt <strong>und</strong> Tritt<br />

Interessantes, Erstaunliches, Neues, Erheiterndes.<br />

Unzählige Gelegenheiten<br />

wecken Neugier <strong>und</strong> Forschungsdrang.<br />

Ganz nebenbei wird<strong>der</strong> Körper tra<strong>in</strong>iert.<br />

Lebenslanges Lernen<br />

Als Lebewesen s<strong>in</strong>d wir <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em fortwährenden<br />

Entwicklungsprozess be-<br />

griffen: Unser ganzer Organismus ist<br />

auf Lernen ausgerichtet. Je jünger, desto<br />

mehr <strong>und</strong> <strong>in</strong>tensiver f<strong>in</strong>det Lernen<br />

statt. So üben Babys unermüdlich, bis<br />

sie ihr Ziel erreicht haben, um sich<br />

sofort neuen Herausfor<strong>der</strong>ungen zuzuwenden.<br />

Der <strong>Frühför<strong>der</strong>ung</strong> kommt<br />

also grösste Bedeutung zu. Ich staunte,<br />

als ich im Zusammenhang mit <strong>der</strong><br />

Robotik auf Aussagen von Rolf Pfeifer,<br />

<strong>der</strong> als Physiker <strong>und</strong> Mathematiker an<br />

<strong>der</strong> Universität Zürich lehrt, stiess: Im<br />

Körper liege <strong>der</strong> Schlüssel zur geistigen<br />

Intelligenz, sagte er. Die Fähigkeit zu<br />

unterscheiden, die Umwelt <strong>in</strong> s<strong>in</strong>nvolle<br />

E<strong>in</strong>heiten e<strong>in</strong>zuteilen <strong>und</strong> mit Bedeutung<br />

zu füllen, baue auf dem sensomotorischen<br />

System auf.E<strong>in</strong> Wesen, das<br />

über ke<strong>in</strong>en Körper verfüge, das nicht<br />

über se<strong>in</strong>e Bewegungsfähigkeit mit <strong>der</strong><br />

Welt gekoppelt sei, könne nie e<strong>in</strong>e Sprache<br />

lernen, me<strong>in</strong>te Pfeifer.<br />

Der Mensch ist komplexer <strong>und</strong> <strong>in</strong>telligenter<br />

als jede Masch<strong>in</strong>e. Aber vielleicht<br />

s<strong>in</strong>d gewisse Gr<strong>und</strong>muster ähnlich.<br />

Auf jeden Fall leuchtet e<strong>in</strong>, dass,<br />

wer e<strong>in</strong>en Apfel <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hand hält, se<strong>in</strong><br />

Gewicht spürt, ihn riecht, se<strong>in</strong>e kühle<br />

Glätte wahrnimmt, vielleicht gar re<strong>in</strong>beisst,<br />

die knackige, saftige Frische auf<br />

<strong>der</strong> Zunge erlebt o<strong>der</strong> ihn über den<br />

Tisch kullern lässt, dessen Wesen besser<br />

erfasst <strong>und</strong> ver<strong>in</strong>nerlicht, als <strong>der</strong>,<strong>der</strong> das<br />

Bild e<strong>in</strong>es Apfels sieht. Nachdem wir<br />

uns die Welt auf sensomotorischem<br />

Wege zu eigen gemacht haben, können<br />

wir sie <strong>in</strong>tegrieren <strong>und</strong> abstrahieren. Solange<br />

das K<strong>in</strong>d aber mit <strong>der</strong> Koord<strong>in</strong>ation<br />

von Körper <strong>und</strong> S<strong>in</strong>neswahrnehmung<br />

beschäftigt ist, ist För<strong>der</strong>ung<br />

<strong>in</strong>tellektueller Leistungen wenig s<strong>in</strong>nvoll<br />

<strong>und</strong> möglicherweise sogar störend.<br />

Wissen alle<strong>in</strong> genügt nicht. Mit allen<br />

S<strong>in</strong>nen Erlebtes ist unwi<strong>der</strong>rufliche Erfahrung<br />

<strong>und</strong> Boden für s<strong>in</strong>nerfülltes<br />

Leben. Im eigenen Erforschen lernt<br />

man am schnellsten; ohne schnelle Antworten<br />

<strong>und</strong> solange die Neugier brennt.<br />

Je mehr e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d entdeckt, umso mehr<br />

formt sich se<strong>in</strong> Gehirn –<strong>und</strong> wird auf<br />

<strong>in</strong>tellektuelle Prozesse vorbereitet.<br />

Aufmerksamkeit schärfen<br />

Die heutige Dynamik lässt kaum Zeit für<br />

k<strong>in</strong>dliche Lernprozesse. Darum bleiben<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> oft lange abhängig <strong>und</strong> unselbständig.<br />

Die Waldpädagogik nimmt sich<br />

Zeit, mit dem K<strong>in</strong>d SchrittfürSchritt–<strong>in</strong><br />

gesichertem Rahmen –Fertigkeiten zu<br />

entwickeln. Dazu gehört, mit ihm geme<strong>in</strong>sam<br />

zu lernen, mit Gefahren umzugehen,<br />

anstatt potenzielle Gefahren aus<br />

dem Erlebnisbereich des K<strong>in</strong>des zu entfernen.<br />

E<strong>in</strong> 5-jähriges K<strong>in</strong>d, das endlich<br />

die Gelegenheit erspäht, das unbeaufsichtigte<br />

Sackmesser auszuprobieren –<br />

<strong>und</strong> erst noch schnell machen muss, bevor<br />

ihm das Messer wie<strong>der</strong> weggenommen<br />

wird –,kann sich ernsthaft damit<br />

verletzen. Wenn wir mit unsern 2-Jährigen<br />

schnitzen, haben wir viel Zeit, uns<br />

mit ihnen h<strong>in</strong>zusetzen. Wirerklärendem<br />

K<strong>in</strong>d, wo das Messer scharf <strong>und</strong> wie es zu<br />

halten ist, damit es sich nicht weh tut.<br />

Unsere Schnitzmesser s<strong>in</strong>d vorne abger<strong>und</strong>et<br />

<strong>und</strong> haben e<strong>in</strong>e Sicherung, damit<br />

sie nicht versehentlich zusammenklappen<br />

können. Dass sich das K<strong>in</strong>d trotzdem<br />

schneidet, gehört zum Lernprozess.<br />

Die 2-jährige Sophie <strong>in</strong>teressiert es<br />

nicht, wenn ich ihr erkläre,dass sie ohne<br />

Handschuhe kalte Hände haben wird.<br />

In diesem Augenblick s<strong>in</strong>d ihre Hände<br />

warm, <strong>und</strong> die Handschuhe s<strong>in</strong>d sowieso<br />

unbequem <strong>und</strong> unpraktisch, weil damit<br />

nichts richtig gehalten werden kann.<br />

Vielleicht weigert sich Sophie sogar,die<br />

Handschuhe <strong>in</strong> den Rucksack zu tun,<br />

<strong>und</strong> so packe ich sie unbemerkt <strong>in</strong> me<strong>in</strong>en.<br />

Schnell s<strong>in</strong>d die Hände kalt <strong>und</strong><br />

Sophie unglücklich: Auch das ist entdeckendes<br />

Lernen, Lernen durch Konsequenzen.<br />

Es ist wichtig, dem K<strong>in</strong>d<br />

etwas zuzutrauen, es se<strong>in</strong>e Entscheidungen<br />

selber fällen zu lassen. In e<strong>in</strong>er kontrollierten,<br />

überblickbaren Situation,<br />

mit kalkulierbaren Gefahren. Unsere<br />

Erfahrung ist, dass K<strong>in</strong><strong>der</strong> von Natur<br />

aus vorsichtig s<strong>in</strong>d. Es ist erwiesen, dass<br />

<strong>in</strong> Wald-Institutionen weniger Unfälle<br />

passieren als <strong>in</strong> Regelbetrieben. K<strong>in</strong><strong>der</strong>,<br />

welche lernen, mit sich <strong>und</strong> ihrem Körper<br />

heimisch zu werden, s<strong>in</strong>d kompetent<br />

<strong>und</strong> weniger unfallgefährdet.<br />

Selbstvertrauen stärken<br />

Was stärkt das Vertrauen <strong>in</strong> sich <strong>und</strong><br />

se<strong>in</strong>e Fähigkeiten mehr als das Erlebnis,<br />

Schwierigkeiten überw<strong>und</strong>en, Lösungen<br />

gef<strong>und</strong>en <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Ziel erreicht zu haben.<br />

Der Wald bietet dem K<strong>in</strong>d täglich echte,<br />

altersgemässe Herausfor<strong>der</strong>ungen. Beim<br />

Überqueren des Baches,beim Hochklettern<br />

e<strong>in</strong>es Hangs, beim Schleppen e<strong>in</strong>es<br />

schweren Astes, beim Schnitzen –hier<br />

übt das K<strong>in</strong>d Kraft, Geschicklichkeit,<br />

Mut, Ausdauer, Kreativität <strong>und</strong> Phantasie.<br />

Das K<strong>in</strong>d f<strong>in</strong>det eigene Lösungen<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> zwischen 2<strong>und</strong> 4Jahren<br />

besuchen die «Waldkrippe»<br />

am Stadtrand von Zürich.<br />

<strong>und</strong> blickt mit Stolz auf eben errungene<br />

Erfolge. Dies ist <strong>der</strong> Motor, sich immer<br />

neuen Herausfor<strong>der</strong>ungen zu stellen.<br />

Der Wald bietet noch mehr. K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

erleben auch das E<strong>in</strong>geb<strong>und</strong>ense<strong>in</strong> <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>schaft. Im Lebensraum<br />

Wald, wo die unterschiedlichsten Lebewesen<br />

aus Pflanzen- <strong>und</strong> Tierwelt ökologisch<br />

zusammenleben <strong>und</strong> sich gegenseitig<br />

bereichern, ist dies e<strong>in</strong>leuchtend.<br />

In <strong>der</strong> Schule fallen ehemalige Waldk<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

auch durch ihre Sozialkompetenz<br />

auf. Es ist e<strong>in</strong>e verantwortungsvolle<br />

Aufgabe, K<strong>in</strong><strong>der</strong> bei ihren Entdeckungen<br />

zu begleiten. Je mehr Freiheit die<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> erhalten, desto sorgfältiger müssen<br />

sie begleitet <strong>und</strong> gelenkt werden.<br />

.................................................................................<br />

Marga Keller leitet e<strong>in</strong>en Waldk<strong>in</strong><strong>der</strong>garten <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e<br />

Tagesstätte <strong>in</strong> Zürich.<br />

Wie das K<strong>in</strong>d lernt,<br />

sozial zu se<strong>in</strong><br />

Die Fähigkeit, sich sozial zu verhalten,<br />

entwickelt sich nicht von alle<strong>in</strong>.<br />

Von Joachim Bauer<br />

Soziale Kompetenz ist e<strong>in</strong>e komplexe<br />

Angelegenheit. Sie hat e<strong>in</strong>e Reihe von<br />

Voraussetzungen, von denen drei beson<strong>der</strong>s<br />

bedeutsam s<strong>in</strong>d: Lebensfreude<br />

<strong>und</strong> Motivation, die Fähigkeit zur Empathie<br />

<strong>und</strong> drittens die Fähigkeit, Regeln<br />

des sozialen Zusammenlebens zu<br />

beachten. Je<strong>der</strong> dieser drei Voraussetzungen<br />

entspricht e<strong>in</strong> neurobiologisches<br />

F<strong>und</strong>amentalsystem: das Motivationssystem,<br />

das Spiegelsystem <strong>und</strong> drittens<br />

<strong>der</strong> Präfrontale Cortex (Stirnhirn).<br />

Neurobiologische Systeme durchlaufen<br />

<strong>in</strong> den ersten Lebensjahren e<strong>in</strong>en Reifungsprozess.<br />

Dieser beruht auf e<strong>in</strong>em<br />

engen –<strong>und</strong> störanfälligen –Wechselspiel<br />

zwischen <strong>der</strong> Biologie des k<strong>in</strong>dlichen<br />

Gehirns <strong>und</strong> se<strong>in</strong>er Umwelt.<br />

Gene <strong>und</strong> Umwelt<br />

Gene arbeiten nicht unbee<strong>in</strong>flusst von<br />

ihrer Umgebung. Vielmehr hängt sowohl<br />

ihre kurzfristige Aktivität (Genregulation)<br />

als auch ihre langfristige<br />

Aktivierbarkeit (Epigenetik) von Signalen<br />

ab, die sie aus ihrem Umfeld erhalten.<br />

Dies ist <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>, warum sich<br />

die neuronalen Verschaltungsmuster<br />

des Gehirns –unter dem E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong><br />

Umwelt –permanent verän<strong>der</strong>n. Daher<br />

können empirische Studien nicht überraschen,<br />

die zeigen, dass die soziale Umwelt<br />

e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des, vor allem <strong>in</strong> <strong>der</strong> frühen<br />

K<strong>in</strong>dheit, massiven E<strong>in</strong>fluss auf die<br />

Entwicklung se<strong>in</strong>es Gehirns hat.<br />

Lebensfreude <strong>und</strong> Motivation haben<br />

zur Voraussetzung, dass e<strong>in</strong> im Mittelhirn<br />

positioniertes sogenanntes Motivationssystem<br />

e<strong>in</strong>en Botenstoff-Cocktail<br />

aus Dopam<strong>in</strong>, körpereigenen Opioiden<br />

<strong>und</strong> Oxytoz<strong>in</strong> produziert. Das Motivationssystem<br />

wird aktiv, wenn K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

sich «gesehen» fühlen, also Beachtung<br />

<strong>und</strong> Zugehörigkeit erfahren. Allerd<strong>in</strong>gs<br />

ist das Motivationssystem korrumpierbar:<br />

Es lässt sich, vor allem wenn reale<br />

Beachtung fehlt, nicht nur mit Süssigkeiten<br />

o<strong>der</strong> Drogen abspeisen, son<strong>der</strong>n<br />

auch mit Ersatzzuwendung, wie sie<br />

Jugendliche via Internet etwa über die<br />

sozialen Netzwerke beziehen.<br />

«Gesehen werden» <strong>und</strong> «soziale Zugehörigkeit»<br />

s<strong>in</strong>d aus Sicht <strong>der</strong> Hirnforschung<br />

zentrale Gr<strong>und</strong>bedürfnisse des<br />

K<strong>in</strong>des. Sie müssen daher die Gr<strong>und</strong>lage<br />

<strong>der</strong> frühk<strong>in</strong>dlichen Erziehung darstellen.<br />

Dies bedeutet nicht, e<strong>in</strong>er Kuschelpädagogik<br />

das Wort zu reden, <strong>der</strong><br />

gemäss K<strong>in</strong><strong>der</strong> verwöhnt werden sollten.<br />

E<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d kann nur dann spüren,<br />

dass es Bedeutung für se<strong>in</strong>e Bezugsperson<br />

hat, wenn ihm –zuse<strong>in</strong>em eigenen<br />

Schutz <strong>und</strong> Wohle –auch Grenzen gezogen<br />

werden.<br />

Um Zugehörigkeit <strong>und</strong> Akzeptanz,<br />

jene Desi<strong>der</strong>ate, welche die Motivationssysteme<br />

aktivieren, erleben zu<br />

können, bedarf es <strong>der</strong> Fähigkeit zur<br />

sozialen Resonanz. Werdas,was an<strong>der</strong>e<br />

tun, nicht <strong>in</strong>tuitiv versteht, wer sich <strong>in</strong><br />

das, was an<strong>der</strong>e fühlen, nicht e<strong>in</strong>fühlen<br />

kann, tut sich schwer, das Glück des<br />

«Wir» zu erleben. Die Gr<strong>und</strong>lage, dass<br />

wir <strong>in</strong>tuitiv verstehen, was an<strong>der</strong>e tun<br />

o<strong>der</strong> fühlen, bildet e<strong>in</strong> neurobiologischer<br />

Resonanz- o<strong>der</strong> Spiegelungsmechanismus:<br />

E<strong>in</strong>e Untergruppe von Nervenzellen<br />

des Gehirns wird nicht nur<br />

dann aktiv, wenn im Körper Handlungen<br />

<strong>und</strong> Gefühle realisiert werden, son<strong>der</strong>n<br />

zeigt e<strong>in</strong>e Reaktion, wenn e<strong>in</strong><br />

an<strong>der</strong>er Mensch handelt o<strong>der</strong> fühlt –<br />

vorausgesetzt, <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e bef<strong>in</strong>det sich<br />

im E<strong>in</strong>zugsbereich me<strong>in</strong>er fünf S<strong>in</strong>ne.<br />

Spiegelnervenzellen s<strong>in</strong>d die Gr<strong>und</strong>lage<br />

für das e<strong>in</strong>st von Albert Bandura<br />

formulierte Pr<strong>in</strong>zip «Lernen am Modell».Sie<br />

s<strong>in</strong>d zudem <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage,Handlungsbereitschaften<br />

zu bahnen: Wasan<strong>der</strong>e<br />

tun o<strong>der</strong> fühlen, kann ansteckend<br />

se<strong>in</strong>. Studien aus <strong>der</strong> Säugl<strong>in</strong>gsfor-<br />

schung legen nahe, dass Säugl<strong>in</strong>ge bei<br />

Geburt über e<strong>in</strong>e Gr<strong>und</strong>ausstattung von<br />

Spiegelnervenzellen verfügen. Ob sich<br />

aus <strong>der</strong> dem Säugl<strong>in</strong>g mitgegebenen<br />

Gr<strong>und</strong>ausstattung im Verlauf <strong>der</strong> ersten<br />

Lebensjahree<strong>in</strong> funktionstüchtiges Empathiesystem<br />

entwickeln kann, hängt<br />

davon ab,obdas K<strong>in</strong>d se<strong>in</strong>erseits Resonanzerfahrungen<br />

macht, ob Bezugspersonen<br />

se<strong>in</strong>e Bef<strong>in</strong>dlichkeitszustände<br />

h<strong>in</strong>reichend erkennen <strong>und</strong> spiegeln. In<br />

den ersten beiden Lebensjahren kann<br />

e<strong>in</strong>e solche Spiegelung, <strong>in</strong><strong>der</strong> sich das<br />

K<strong>in</strong>d gesehen <strong>und</strong> erkannt fühlt, nur im<br />

Rahmen dyadischer Zweierbeziehungen<br />

gel<strong>in</strong>gen.<br />

Die pure Fähigkeit zu E<strong>in</strong>fühlung<br />

o<strong>der</strong> Resonanz bedeutet ke<strong>in</strong>eswegs,<br />

dass sich e<strong>in</strong> Mensch tatsächlich h<strong>in</strong>reichend<br />

prosozial o<strong>der</strong> altruistisch verhält.<br />

Zuständig für die Fähigkeit, sich<br />

vorzustellen, wie sich das, was ich tue,<br />

aus <strong>der</strong> Perspektive me<strong>in</strong>er Mitmenschen<br />

darstellt, ist e<strong>in</strong> im Stirnhirn (Präfrontaler<br />

Cortex), unmittelbar über den<br />

Augenhöhlen gelegenes neuronales<br />

Spezial-Netzwerk (Orbitofrontaler<br />

Cortex genannt). Evolutionär gesehen<br />

war das Stirnhirn e<strong>in</strong>e relativ späte Entwicklung.<br />

Dies ist <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>, warum es<br />

beim e<strong>in</strong>zelnen Menschen die zuletzt<br />

reifende Hirnregion ist: Aufgr<strong>und</strong> se<strong>in</strong>er<br />

späten Myel<strong>in</strong>isierung kann das<br />

Frontalhirn nicht vor dem zweiten bis<br />

dritten Lebensjahr beg<strong>in</strong>nen, se<strong>in</strong>e<br />

Funktion aufzunehmen.<br />

Jahrelanger Dialog<br />

Bis etwa zum zweiten bis dritten Lebensjahr<br />

ist das Frontalhirn aufgr<strong>und</strong><br />

se<strong>in</strong>er erst dann beg<strong>in</strong>nenden Reifung<br />

also sozusagen leer.Nun aber kann <strong>und</strong><br />

muss es beg<strong>in</strong>nen, Informationen darüber<br />

abzuspeichern, wie das, was ich<br />

tue, sich aus <strong>der</strong> Perspektive an<strong>der</strong>er<br />

darstellt. Dies geschieht im Rahmen<br />

e<strong>in</strong>es Prozesses, den wir «Erziehung»<br />

nennen. Erziehung ist e<strong>in</strong> geduldiger,<br />

jahrelanger Dialog,mit dem wir K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

liebevoll, aber auch konsequent anhalten,<br />

ihre Impulse zu kontrollieren,<br />

Frustrationen zu ertragen <strong>und</strong> im<br />

Dienste <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>schaft zu warten<br />

<strong>und</strong> zu teilen. An<strong>der</strong>s, als uns e<strong>in</strong>e auf<br />

Rousseau zurückgehende Denkschule<br />

weismachen will, ist die Erziehung ke<strong>in</strong><br />

gegen die «Natur» des K<strong>in</strong>des gerichtetes<br />

Projekt, son<strong>der</strong>n Teil se<strong>in</strong>er natürlichen<br />

Bestimmung. Ausweislich unseres<br />

Präfrontalen Cortex ist die Anleitung<br />

zu Perspektivübernahme <strong>und</strong><br />

Rücksichtnahme Teil unserer biologischen<br />

Bestimmung. Wer es dem K<strong>in</strong>d<br />

erspart, die Regeln des sozialen Zusammenlebens<br />

zu ver<strong>in</strong>nerlichen, versündigt<br />

sich an <strong>der</strong> Reifung des k<strong>in</strong>dlichen<br />

Gehirns.<br />

Zusammenfassend bedeutet frühk<strong>in</strong>dliche<br />

<strong>Bildung</strong> <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie, e<strong>in</strong><br />

K<strong>in</strong>d so zu begleiten, dass sich diejenigen<br />

neuronalen Systeme se<strong>in</strong>es Gehirns<br />

entwickeln können, die es zu e<strong>in</strong>em<br />

emotional <strong>und</strong> sozial kompetenten Wesen<br />

machen. Diese Kompetenzen s<strong>in</strong>d<br />

die Gr<strong>und</strong>lage für die Entwicklung<br />

<strong>in</strong>tellektueller <strong>und</strong> kreativer Talente.<br />

Voraussetzung für die Entwicklung sozialer<br />

Kompetenz ist, dass sich K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

gesehen, gespiegelt <strong>und</strong> sozial akzeptiert<br />

fühlen. Im ersten Lebensjahr kann<br />

dies nur im Rahmen e<strong>in</strong>er dyadischen<br />

Beziehung gel<strong>in</strong>gen. Neben B<strong>in</strong>dung<br />

<strong>und</strong> Zuwendung bedarf es für die Ausbildung<br />

sozialer Kompetenz, beg<strong>in</strong>nend<br />

ab dem zweiten bis dritten Lebensjahr,<br />

e<strong>in</strong>er liebevollen, aber konsequenten<br />

Anleitung des K<strong>in</strong>des zur E<strong>in</strong>haltung<br />

sozialer Regeln.<br />

.................................................................................<br />

Joachim Bauer ist Neurobiologe, Arzt <strong>und</strong> Psychotherapeut.<br />

Er lehrt an <strong>der</strong> Unikl<strong>in</strong>ik Freiburg im Breisgau.


8 Neue Zürcher Zeitung<br />

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Son<strong>der</strong>beilage 7. November 2012 Neuö Zürcör Zäitung<br />

An <strong>der</strong> frühk<strong>in</strong>dlichen <strong>Bildung</strong> entzünden<br />

sich zahlreiche politische Debatten.<br />

Meist wird übersehen, dass die Frage,<br />

ob wir frühk<strong>in</strong>dliche <strong>Bildung</strong> für unterstützenswert<br />

halten o<strong>der</strong> nicht, wenig<br />

s<strong>in</strong>nvoll ist. Denn aus pädagogischer<br />

Sicht ist klar: Kle<strong>in</strong>e K<strong>in</strong><strong>der</strong> müssen<br />

nicht gebildet werden. Sie bilden sich<br />

selbst, <strong>und</strong> das von Anfang an.<br />

Je<strong>der</strong> gebaute Turm, je<strong>der</strong> Streit <strong>und</strong><br />

jedes Versöhnen mit an<strong>der</strong>en K<strong>in</strong><strong>der</strong>n,<br />

je<strong>der</strong> aufgesagte Reim ist e<strong>in</strong>e Lernerfahrung.<br />

Lernen <strong>und</strong> Spielen s<strong>in</strong>d für<br />

kle<strong>in</strong>e K<strong>in</strong><strong>der</strong> ke<strong>in</strong>e Gegensätze, son<strong>der</strong>n<br />

weitgehend e<strong>in</strong>s.Ihre<strong>in</strong>dividuellen<br />

<strong>Bildung</strong>sprozesse können nicht von Erwachsenen<br />

unterb<strong>und</strong>en o<strong>der</strong> gesteuert<br />

werden. Und so stimmt, was e<strong>in</strong> Bonmot<br />

sagt: «Auch wenn man am Gras<br />

zieht, wächst es nicht schneller.» Trotzdem<br />

haben wir als Eltern, als Angestellte<br />

e<strong>in</strong>er K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätte (Kita)<br />

<strong>und</strong> als Gesellschaft e<strong>in</strong>e Verantwortung<br />

für die frühk<strong>in</strong>dlichen <strong>Bildung</strong>sprozesse.UnsereAufgabe<br />

ist es,Räume<br />

zu schaffen, <strong>in</strong> denen sich die K<strong>in</strong><strong>der</strong> gut<br />

entwickeln können.<br />

Gute Entwicklung setzt Geborgenheit,<br />

Sicherheit <strong>und</strong> Vertrauen voraus.<br />

Das Harmos-Konkordat sieht die E<strong>in</strong>schulung<br />

aller K<strong>in</strong><strong>der</strong> mit dem vollendeten<br />

vierten Altersjahr vor.Bei <strong>der</strong> frühk<strong>in</strong>dlichen<br />

<strong>Bildung</strong> geht es also um die<br />

ersten vier Lebensjahre. Just <strong>in</strong> diesen<br />

Jahren wird die Beziehung zwischen<br />

Eltern <strong>und</strong> ihren K<strong>in</strong><strong>der</strong>n extrem geprägt.<br />

An diesem fragilen Gleichgewicht<br />

<strong>in</strong> dieser Zeitspanne hat <strong>der</strong> Staat<br />

nicht ohne Not zu rütteln. Die Eigenverantwortung<br />

steht hier an oberster Stelle.<br />

Das prioritäre Ziel <strong>der</strong> frühk<strong>in</strong>dlichen<br />

<strong>Bildung</strong> wäre es per Def<strong>in</strong>ition,<br />

den allerersten Lebensabschnitt e<strong>in</strong>es<br />

K<strong>in</strong>des zu nutzen, um dessen künftige<br />

Lernprozesse zu verbessern. In <strong>der</strong> Realität<br />

werden jedoch oft an<strong>der</strong>e Prioritäten<br />

gesetzt. Es geht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Politik bei <strong>der</strong><br />

frühk<strong>in</strong>dlichen <strong>Bildung</strong> nicht <strong>in</strong> erster<br />

L<strong>in</strong>ie um die Entwicklung des Individuums,<br />

son<strong>der</strong>n um die Chancengleichheit,<br />

wo alle alles etwa gleich machen<br />

sollten. Dass damit nicht e<strong>in</strong>fach alles<br />

besser wird, sei hier erläutert.<br />

Län<strong>der</strong> wie zum Beispiel Deutschland<br />

kennen e<strong>in</strong>en Rechtsanspruch auf<br />

den Besuch e<strong>in</strong>er K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätte,<br />

frühk<strong>in</strong>dliche <strong>Bildung</strong> e<strong>in</strong>geschlossen.<br />

Deutschland zeigt hier –historisch be-<br />

Wo immer sich K<strong>in</strong><strong>der</strong> aufhalten: Unsere<br />

Aufgabe ist, dafür zusorgen, dass<br />

sie sich wohl <strong>und</strong> angenommen fühlen,<br />

wachsam auf ihreBedürfnisse e<strong>in</strong>gegangen<br />

wird, sie Antworten auf ihreFragen<br />

bekommen <strong>und</strong> zu neuen angeregt werden.<br />

<strong>Bildung</strong>,Betreuung <strong>und</strong> Erziehung<br />

lassen sich nicht trennen <strong>und</strong> müssen <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Familie genauso wie <strong>in</strong> familienergänzenden<br />

Betreuungsstrukturen<br />

mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verzahnt stattf<strong>in</strong>den. Früh-<br />

k<strong>in</strong>dliche <strong>Bildung</strong> ist nicht Früh-Ch<strong>in</strong>esisch.<br />

Sie hat nichts mit früher Karriereplanung,nichts<br />

mit «verordnetem» Wissen<br />

o<strong>der</strong> gar Leistungskontrollen zu tun.<br />

E<strong>in</strong> Ja zur frühk<strong>in</strong>dlichen <strong>Bildung</strong> ist<br />

gleichzeitig e<strong>in</strong> Ne<strong>in</strong> zur Verschulung<br />

<strong>der</strong> ersten Lebensjahre. Frühe För<strong>der</strong>ung<br />

bedeutet, vom K<strong>in</strong>d aus zu denken.<br />

Es bedeutet, K<strong>in</strong><strong>der</strong> zu beobachten, wie<br />

sie lernen, eifrig die Welt entdecken <strong>und</strong><br />

wie sie stolz strahlen, wenn sie endlich<br />

stehen können o<strong>der</strong> für den Holzwürfel<br />

das richtige Loch gef<strong>und</strong>en haben.<br />

Der wichtigste Lebens- <strong>und</strong> Entwicklungsort<br />

ist die Familie. E<strong>in</strong> zweiter<br />

wichtiger Ort ist dort, wo an<strong>der</strong>eK<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> wo weitere Erwachsene e<strong>in</strong>e<br />

Verantwortung für das K<strong>in</strong>d übernehmen.<br />

Daskönnen Kitas,Krippen, Spielgruppen<br />

o<strong>der</strong> Tagesfamilien se<strong>in</strong>. Diese<br />

familienergänzenden Angebote bieten<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>n die Chance, bereits <strong>in</strong> den ersten<br />

Lebensjahren regelmässig mit an<strong>der</strong>en<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>n zusammen zu se<strong>in</strong>. Von<br />

niemandem lernen K<strong>in</strong><strong>der</strong> so viel wie<br />

von an<strong>der</strong>en K<strong>in</strong><strong>der</strong>n.<br />

Bei familienergänzen<strong>der</strong> Betreuung<br />

denken wir zu oft an quantitative Aspekte.<br />

Gibt es genug Krippenplätze? Wie<br />

können die Kosten gesenkt werden? Zu<br />

selten fragen wir, welche Qualität die<br />

Betreuung haben muss,damit K<strong>in</strong><strong>der</strong> zu<br />

ihrem Recht auf e<strong>in</strong>e k<strong>in</strong>dgerechte Entwicklung<br />

kommen. E<strong>in</strong>e wichtige Voraussetzung<br />

ist ausgebildetes Personal,<br />

das e<strong>in</strong> f<strong>und</strong>iertes Wissen über frühk<strong>in</strong>dliche<br />

<strong>Bildung</strong> <strong>und</strong> Entwicklung mitbr<strong>in</strong>gt<br />

<strong>und</strong> erkennt, wie sich das K<strong>in</strong>d<br />

entwickelt <strong>und</strong> wie man se<strong>in</strong>em Lernwillen<br />

Raum schaffen kann. Wichtig ist<br />

E<strong>in</strong> Lückenschliesser für die frühe K<strong>in</strong>dheit<br />

BILDUNG UNDERZIEHUNG 9<br />

Neue Forschungserkenntnisse zur frühen K<strong>in</strong>dheit sollen besser für die Praxis aufbereitet werden. Die Pädagogische Hochschule Thurgau<br />

<strong>und</strong> die Universität Konstanz machen erste positive Erfahrungen mit e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ären Masterstudiengang.<br />

Jörg Krummenacher, Kreuzl<strong>in</strong>gen<br />

Das Netzwerk professioneller K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung<br />

wird <strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> auf allen<br />

Stufen zunehmend dichter gestrickt:<br />

E<strong>in</strong>e dreijährige Lehre führt zum eidgenössischen<br />

Fähigkeitsausweis als<br />

Fachperson K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung,<strong>Bildung</strong>sstätten<br />

wie das Marie-Meierhofer-Institut<br />

fürdas K<strong>in</strong>d bieten Weiterbildungen<br />

zur Team- <strong>und</strong> Kita-Leitung an, pädagogische<br />

Hochschulen <strong>und</strong> Universitäten<br />

pflegen verstärkt Lehre <strong>und</strong> Forschung<br />

im Bereich <strong>der</strong> frühk<strong>in</strong>dlichen <strong>Bildung</strong>.<br />

Neue Zentren <strong>und</strong> Angebote<br />

H<strong>in</strong>zu kommen beratende <strong>und</strong> koord<strong>in</strong>ierende<br />

Institutionen auf nationaler<br />

wie regionaler Ebene,beispielsweise <strong>der</strong><br />

Verband K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätten <strong>der</strong><br />

<strong>Schweiz</strong>. Nachholbedarf besteht <strong>in</strong>des<br />

PRO<br />

d<strong>in</strong>gt –e<strong>in</strong>e sehr <strong>in</strong>teressante Seite dieser<br />

Diskussion. In den ehemaligen Ostlän<strong>der</strong>n<br />

lässt sich bis heute beobachten,<br />

dass <strong>der</strong> Anteil verfügbarer Plätze <strong>in</strong><br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätten viel höher liegt als <strong>in</strong><br />

den alten Westlän<strong>der</strong>n. Wie unterscheiden<br />

sich nun die schulischen Leistungen<br />

<strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler dieser<br />

beiden Regionen? Das Resultat <strong>der</strong><br />

Pisa-Studie aus dem Jahr 2000 spricht<br />

nicht für die E<strong>in</strong>führung von Schul-<br />

bei <strong>der</strong> Forschung <strong>und</strong> Vermittlung.Zudem<br />

sche<strong>in</strong>en die Kantone bei <strong>der</strong> Aufsicht<br />

über K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätten <strong>und</strong> Horte<br />

ohne übergreifendes Konzept vor sich<br />

h<strong>in</strong> zu wirken. Es mangelt weiterh<strong>in</strong> an<br />

spezifisch ausgebildetem Fachpersonal.<br />

Nicht zufällig s<strong>in</strong>d, um die Mängel zu beheben,<br />

<strong>in</strong> den letzten beiden Jahren<br />

mehrere Angebote geschaffen worden:<br />

Im Frühjahr 2011 eröffnete die UniversitätFreiburgdas<br />

Zentrum fürfrühk<strong>in</strong>dliche<br />

<strong>Bildung</strong>,das die anwendungsorientierte<br />

Forschung stärken <strong>und</strong> die Beratung<br />

<strong>in</strong> Praxis <strong>und</strong> <strong>Bildung</strong>spolitik verbessern<br />

will. Vorzwei Jahren haben die<br />

pädagogischen Hochschulen <strong>in</strong> St. Gallen<br />

<strong>und</strong> im süddeutschen We<strong>in</strong>garten<br />

geme<strong>in</strong>sam e<strong>in</strong>en Masterstudiengang<br />

«Early Childhood Studies» lanciert, dessen<br />

erster Lehrgang soeben abgeschlossen<br />

wurde. Während hier <strong>der</strong> Fokus auf<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> zwischen drei <strong>und</strong> zehn Jahren<br />

Staat <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Verantwortung<br />

Nicht alle Eltern s<strong>in</strong>d ihren Aufgaben gewachsen.<br />

Von Jacquel<strong>in</strong>e Fehr<br />

Chancengleichheit auf <strong>der</strong> Zeitachse<br />

strukturen ab Geburt. Alte <strong>und</strong> neue<br />

B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong> haben beide sehr unterschiedliche<br />

Leistungsniveaus, wobei<br />

Bayern <strong>und</strong> Baden-Württemberg die<br />

Spitze setzen. Die Leistungsunterschiede<br />

<strong>in</strong>nerhalb des Landes s<strong>in</strong>d, wie zu erwarten,<br />

<strong>in</strong> den neuen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n<br />

etwas kle<strong>in</strong>er als <strong>in</strong> den alten.<br />

Die Leistungsanalyse <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong>er<br />

Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler, die ja im<br />

Schnitt besser s<strong>in</strong>d als die deutschen<br />

gerichtet ist, legt die Pädagogische<br />

Hochschule Thurgau <strong>in</strong> Kreuzl<strong>in</strong>gen<br />

den Schwerpunkt auf K<strong>in</strong><strong>der</strong> zwischen<br />

null <strong>und</strong> fünf Jahren. Sie hat ihren ersten<br />

Masterlehrgang zur frühen K<strong>in</strong>dheit im<br />

vergangenen Herbst gestartet, <strong>und</strong> auch<br />

sie bietet ihn grenzübergreifend an: <strong>in</strong><br />

Kooperation mit <strong>der</strong> Universität Konstanz.<br />

Zudem pflegt sie regen Austausch<br />

mit dem Marie-Meierhofer-Institut <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> Universitätskl<strong>in</strong>ik für K<strong>in</strong><strong>der</strong>- <strong>und</strong><br />

Jugendpsychiatrie <strong>in</strong> Ulm.<br />

Am Beispiel dieses jüngsten Lehrgangs<br />

manifestiert sich das Bemühen,<br />

die Forschung im Bereich <strong>der</strong> frühen<br />

K<strong>in</strong>dheit zu verstärken, diese aber nicht<br />

nur für e<strong>in</strong> universitäres Fachpublikum,<br />

son<strong>der</strong>n auch für die Praxis <strong>in</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätten,<br />

für Eltern <strong>und</strong> für die <strong>Bildung</strong>spolitik<br />

nutzbar zu machen. Dabei<br />

ist die am Bodensee gewählte Kooperation<br />

zwischen Universität <strong>und</strong> Pädago-<br />

Kameraden, lässt e<strong>in</strong>en noch etwas<br />

deutlicheren Schluss zu. Der Kanton<br />

Tess<strong>in</strong>, <strong>der</strong> den frühesten <strong>Bildung</strong>se<strong>in</strong>tritt<br />

kennt, br<strong>in</strong>gt trotzdem nicht die<br />

besten Schüler hervor. Zwar wirkt sich<br />

nach Pisa-Studie 2009 die soziale Herkunft<br />

im Tess<strong>in</strong> weniger auf die Leistungen<br />

aus als <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Kantonen, aber<br />

auf das <strong>Bildung</strong>sniveau an sich hat dieses<br />

System ke<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss –vielleicht<br />

sogar im Gegenteil. Die Leistungen im<br />

Tess<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> allen Bereichen statistisch<br />

signifikant niedriger als <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong>.<br />

Ob also frühk<strong>in</strong>dliche <strong>Bildung</strong> e<strong>in</strong>e<br />

Nivellierung <strong>der</strong> Kompetenzen nach<br />

oben o<strong>der</strong> nach unten bewirkt, kann<br />

nicht festgestellt werden. Dieses ursprüngliche<br />

Ziel wird damit nicht per se<br />

erreicht. Dazu wäre vor allem wie<strong>der</strong><br />

e<strong>in</strong>e ges<strong>und</strong>e Leistungskultur <strong>in</strong>klusive<br />

durchlässiger Niveaustufen <strong>in</strong> den neun<br />

obligatorischen Schuljahren nötig.Offen<br />

bleibt zudem auch, ob durch früheste<br />

<strong>Bildung</strong> die Chancengleichheit wirksam<br />

verbessert wird. Denn die Leistungsbandbreite<br />

<strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong>er Schüler<strong>in</strong>nen<br />

<strong>und</strong> Schüler ist gemessen an vergleichbaren<br />

Län<strong>der</strong>n <strong>in</strong> Europa ke<strong>in</strong>eswegs<br />

schlecht. Deutschland kennt, wie erläu-<br />

gischer Hochschule bisher e<strong>in</strong>zigartig.<br />

Ziel sei nicht die Verakademisierung<br />

<strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung,sagt die Kreuzl<strong>in</strong>ger<br />

Studiengangsleiter<strong>in</strong> Car<strong>in</strong>e Burkhardt,<br />

son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>e Weiterentwicklung<br />

<strong>der</strong> Betreuungsqualität. Dazu brauche<br />

es Fachleute auf unterschiedlichem<br />

Ausbildungsniveau.<br />

Austausch im Netzwerk<br />

Der Masterstudiengang dauert vier Semester<br />

<strong>und</strong> ist vollzeitlich zu absolvieren.<br />

Integriert ist e<strong>in</strong> Praktikum von<br />

acht Wochen. Vor Jahresfrist ist <strong>der</strong><br />

Lehrgang mit 28 Studierenden gestartet,<br />

jetzt, zur Halbzeit, s<strong>in</strong>d noch 23 dabei,<br />

21 Frauen <strong>und</strong> 2 Männer. «E<strong>in</strong>e<br />

normale Fluktuation», me<strong>in</strong>t Burkhardt.<br />

«Ich f<strong>in</strong>de, esläuft gut.» Ke<strong>in</strong>e<br />

Zweifel hegt sie, dass die Studierenden<br />

nach Studienabschluss e<strong>in</strong>e Stelle f<strong>in</strong>-<br />

zudem Stabilität. Gute Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen<br />

wirken dem häufigen Wechsel<br />

bei den Betreuungspersonen entgegen.<br />

Erfahrene Fachleute wissen auch um die<br />

Bedeutung <strong>der</strong> Elternarbeit. Je besser<br />

die Zusammenarbeit zwischen Familie<br />

<strong>und</strong> familienergänzen<strong>der</strong> Betreuung,<br />

desto mehr kann das K<strong>in</strong>d vom jeweils<br />

spezifischen Wert <strong>der</strong> unterschiedlichen<br />

Lebensräume profitieren.<br />

Nicht jedes K<strong>in</strong>d hat das Glück,<br />

Eltern zu haben, die ihrer Aufgabe gewachsen<br />

s<strong>in</strong>d. Und längst nicht jedes<br />

K<strong>in</strong>d hat die Chance, von e<strong>in</strong>em guten<br />

familienergänzenden Angebote zu profitieren.<br />

Und so ist es <strong>der</strong>zeit dem Zufall<br />

überlassen, ob e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e anregende<br />

Umgebung hat –vielleicht auch nur e<strong>in</strong><br />

paar St<strong>und</strong>en die Woche –<strong>und</strong> damit<br />

se<strong>in</strong> Potenzial entwickeln kann. Dies<br />

darf <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er freiheitlichen Gesellschaft,<br />

die sich <strong>der</strong> Chancengleichheit verpflichtet,<br />

nicht se<strong>in</strong>. Die öffentliche<br />

Hand steht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Verantwortung.Wenn<br />

es um K<strong>in</strong><strong>der</strong> geht, geht es um die Zukunft<br />

von uns allen.<br />

.................................................................................<br />

Jacquel<strong>in</strong>e Fehr ist SP-Nationalrät<strong>in</strong>.<br />

Die Politik ist sich über frühk<strong>in</strong>dliche <strong>Bildung</strong> une<strong>in</strong>s. Wann muss sie beg<strong>in</strong>nen, damit K<strong>in</strong><strong>der</strong> gleich lange Spiesse haben?<br />

CONTRA<br />

Bescheidener<br />

Mehrwert<br />

Die Eigenverantwortung steht an oberster Stelle.<br />

Von Christian Wasserfallen<br />

tert, e<strong>in</strong>en Rechtsanspruch auf den Besuch<br />

e<strong>in</strong>er K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätte. Dennoch<br />

ist das deutsche <strong>Bildung</strong>ssystem weit anfälliger<br />

auf den E<strong>in</strong>fluss des sozioökonomischen<br />

H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>s als unser System<br />

–trotz hohem Anteil an K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätten<br />

<strong>in</strong> den neuen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n.<br />

<strong>Frühk<strong>in</strong>dliche</strong> <strong>Bildung</strong> kann im besten<br />

Fall e<strong>in</strong>zig zu e<strong>in</strong>er Angleichung <strong>der</strong><br />

<strong>Bildung</strong>sleistungen führen. E<strong>in</strong> positiver<br />

o<strong>der</strong> negativer E<strong>in</strong>fluss auf das<br />

<strong>Bildung</strong>sniveau generell lässt sich nicht<br />

erkennen. Der Mehrwert bleibt also<br />

bescheiden. Obligatorien o<strong>der</strong> gar<br />

Rechtsansprüche s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong><br />

aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Faktenlage zu vermeiden.<br />

Ausfreis<strong>in</strong>nig-liberaler Ges<strong>in</strong>nung s<strong>in</strong>d<br />

staatliche Interventionen auf jeden Fall<br />

abzulehnen. Am meisten profitieren<br />

die K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> ihren ersten Lebensjahren<br />

von ihren Eltern <strong>und</strong> von e<strong>in</strong>em<br />

<strong>in</strong>takten Umfeld. K<strong>in</strong><strong>der</strong> zu begleiten,<br />

ist e<strong>in</strong>e w<strong>und</strong>ervolle Aufgabe. Kle<strong>in</strong>e<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> gehören primär <strong>in</strong>die Obhut<br />

ihrer Eltern, nicht frem<strong>der</strong> Erziehungspersonen.<br />

.................................................................................<br />

Christian Wasserfallen ist FDP-Nationalrat.<br />

den werden: «Solche Leute s<strong>in</strong>d gesucht.»<br />

Infrage kämen etwa Jobs <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Forschung,anHochschulen, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ausbildung,<br />

bei kantonalen Fachstellen.<br />

Begleitend haben sich Kreuzl<strong>in</strong>gen<br />

<strong>und</strong> Konstanz um den Aufbau e<strong>in</strong>es<br />

Kompetenznetzwerks zur frühen K<strong>in</strong>dheit<br />

bemüht (www.fruehek<strong>in</strong>dheit.ch),<br />

das auf mittlerweile 15 Institutionen angewachsen<br />

ist <strong>und</strong> dem sich beispielsweise<br />

die Fachstelle für Familienfragen<br />

des Kantons Basel-Landschaft angeschlossen<br />

hat. Soeben hat sich das Netzwerk<br />

zum Herbstmeet<strong>in</strong>g getroffen.<br />

Wie frühk<strong>in</strong>dliche <strong>Bildung</strong> aussehen<br />

soll, ist für Car<strong>in</strong>e Burkhardt klar: Den<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>n soll nicht re<strong>in</strong>es Wissen vermittelt,<br />

son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong> anregendes Umfeld geboten<br />

werden, damit sie sich <strong>in</strong>dividuell,<br />

sozial, emotional entwickeln können –<br />

Voraussetzung, «damit e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>facher<br />

se<strong>in</strong>en Weggehen kann».


10 BILDUNG UNDERZIEHUNG Neuö Zürcör Zäitung<br />

Son<strong>der</strong>beilage 7. November 2012<br />

Als aktive Forscher<strong>in</strong> im Bereich <strong>der</strong><br />

Gr<strong>und</strong>lagen <strong>der</strong> k<strong>in</strong>dlichen Entwicklung<br />

mit Schwerpunktsetzung auf das<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten- <strong>und</strong> Primarschulalter<br />

verfolge ich mit Interesse die öffentlichen<br />

Diskussionen über das Für <strong>und</strong><br />

Wi<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er frühk<strong>in</strong>dlichen <strong>Bildung</strong>.<br />

Hier kristallisieren sich aus me<strong>in</strong>er Sicht<br />

verschiedene Missverständnisse über<br />

die k<strong>in</strong>dliche Entwicklung heraus,die zu<br />

Ängsten, Befürchtungen <strong>und</strong> Verunsicherungen<br />

führen.<br />

Vier dieser Missverständnisse versuche<br />

ich im Folgenden zu klären.<br />

Erstens: Der regelmässige Besuch<br />

e<strong>in</strong>er vorschulischen <strong>Bildung</strong>s- o<strong>der</strong> Betreuungse<strong>in</strong>richtung<br />

stellt fürjunge K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

ke<strong>in</strong>e traumatische Trennung vom<br />

Elternhaus dar. Vielmehr erfüllt das<br />

Fachpersonal <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung beim<br />

K<strong>in</strong>d ganz an<strong>der</strong>e Funktionen, <strong>in</strong>dem<br />

k<strong>in</strong>dgerechte Anregungen <strong>und</strong> Spielmöglichkeiten<br />

geboten werden, für e<strong>in</strong>en<br />

Rahmen für positive <strong>und</strong> altersgemässe<br />

Sozialkontakte zwischen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

gesorgt wird <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>stitutionelle<br />

Sozialisation vorbereitet wird.<br />

Auch wenn e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e familienergänzende<br />

Betreuung besucht, bleiben<br />

die Eltern die primären Bezugspersonen,<br />

die emotionale Unterstützung <strong>in</strong><br />

allen Lebensbereichen <strong>und</strong> Lebensphasen<br />

leisten. E<strong>in</strong>e Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong><strong>der</strong>zieher<strong>in</strong><br />

<strong>und</strong> die Mutter o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Vater haben<br />

also sehr unterschiedliche, e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> ergänzende<br />

Rollen <strong>und</strong> Funktionen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Entwicklung e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des <strong>und</strong> stehen<br />

nicht <strong>in</strong> Konkurrenz zue<strong>in</strong>an<strong>der</strong>.<br />

Zweitens: Frühe <strong>Bildung</strong> hat nicht<br />

zum Ziel, <strong>Bildung</strong>s<strong>in</strong>halte <strong>der</strong> Schule <strong>in</strong><br />

die Vorschulzeit zu verlegen. Daswürde<br />

gar nicht funktionieren –genauso wenig,<br />

wie man e<strong>in</strong>em 5-Jährigen Stabhochsprung<br />

beibr<strong>in</strong>gen würde. Die Systemvoraussetzungen<br />

stimmen e<strong>in</strong>fach<br />

nicht. E<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d gestaltet se<strong>in</strong>e eigene<br />

Entwicklung aktiv mit. Dies bedeutet,<br />

dass jedes K<strong>in</strong>d sich selbst Aktivitäten<br />

aussucht, die se<strong>in</strong>em jeweiligen Entwicklungsstand<br />

<strong>und</strong> Interesse entsprechen.<br />

Frühe <strong>Bildung</strong> hat vielmehr das<br />

Ziel, auf <strong>der</strong> Basis von Fachwissen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

genau solche Betätigungsfel<strong>der</strong> zu<br />

schaffen, die se<strong>in</strong>e Entwicklung optimal<br />

anregen. Frühe <strong>Bildung</strong>se<strong>in</strong>richtungen<br />

können aber auch dort gezielt Ausgleich<br />

schaffen, wo die k<strong>in</strong>dliche Entwicklung<br />

e<strong>in</strong>seitig o<strong>der</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e ungünstige Richtung<br />

zu laufen droht. Hierzu e<strong>in</strong> Beispiel:<br />

Die Fähigkeit von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n, phonologische<br />

(lautsprachliche) Informa-<br />

Der regelmässige Besuch<br />

e<strong>in</strong>er vorschulischen Betreuungse<strong>in</strong>richtung<br />

stellt für K<strong>in</strong><strong>der</strong> ke<strong>in</strong>e traumatische<br />

Trennung vom Elternhaus dar.<br />

Auch Studien liefern ke<strong>in</strong>e Patentrezepte<br />

Vorrangig K<strong>in</strong><strong>der</strong> aus e<strong>in</strong>er reizarmen Umgebung sollten geför<strong>der</strong>t werden. Liebevolles E<strong>in</strong>gehen auf die <strong>in</strong>dividuellen Defizite e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des<br />

<strong>und</strong> möglichst viele Anregungen über e<strong>in</strong>en langen Zeitraum h<strong>in</strong>weg: Das ist für Experten e<strong>in</strong> Beitrag zur Chancengleichheit.<br />

Stefanie Lahrtz<br />

Auch wenn es e<strong>in</strong>em Stapel an Ratgeberliteratur<br />

<strong>und</strong> wohlme<strong>in</strong>ende Teilnehmer<br />

von Elternabenden immer öfter<br />

e<strong>in</strong>reden wollen –längst nicht jedes K<strong>in</strong>d<br />

muss von kle<strong>in</strong> auf speziell geför<strong>der</strong>t<br />

werden. Laut Fachleuten profitieren vor<br />

allem K<strong>in</strong><strong>der</strong> aus e<strong>in</strong>em reizarmen Umfeld,<br />

die wenig sprachliche <strong>und</strong> sonstige<br />

Anregungen erhielten <strong>und</strong> zudem ke<strong>in</strong>e<br />

liebevolle <strong>und</strong> zuverlässige Bezugsperson<br />

hätten, von speziellen Programmen.<br />

Somit sollten solche benachteiligten<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> vorrangig geför<strong>der</strong>t werden.<br />

Doch auch Experten haben ke<strong>in</strong> Patentrezept,<br />

durch welche <strong>der</strong> vielen angepriesenen<br />

För<strong>der</strong>massnahmen denn nun<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>n die umfangreiche Ausbildung<br />

kognitiver, motorischer <strong>und</strong> sozialer Fähigkeiten<br />

ermöglicht werden kann –<br />

trotz e<strong>in</strong>er Vielzahl von Studien, welche<br />

die Effekte von unterschiedlichen Programmen<br />

<strong>und</strong> Betreuungsformen unter<br />

die Lupe genommen haben.<br />

Viele unterschiedliche Reize<br />

Benachteiligte K<strong>in</strong><strong>der</strong> statt zu Hause<br />

möglichst früh<strong>und</strong> möglichst viele St<strong>und</strong>en<br />

pro Tag <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Betreuungse<strong>in</strong>richtung<br />

zu br<strong>in</strong>gen, br<strong>in</strong>gt dem Nachwuchs<br />

Die vier<br />

grossen<br />

Missverständnisse<br />

Frühe <strong>Bildung</strong> aus <strong>der</strong> Sicht <strong>der</strong> Entwicklungspsychologie.<br />

Von Claudia M. Roebers<br />

tionen optimal zu verarbeiten, hängt mit<br />

dem späteren Lesenlernen <strong>und</strong> dem Erlernen<br />

<strong>der</strong> Rechtschreibung eng zusammen.<br />

Probleme <strong>in</strong> diesem Bereich machen<br />

nicht an <strong>der</strong> Haustüre von gut gebildeten<br />

Eltern <strong>und</strong> ihren K<strong>in</strong><strong>der</strong>n halt;<br />

sie können aber durch e<strong>in</strong>e gezielte För<strong>der</strong>ung<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Wahrnehmung von<br />

Sprachlauten <strong>in</strong> den vorschulischen Jahrenvorbeugend,<br />

spielerisch <strong>und</strong> effektiv<br />

angegangen werden.<br />

Drittens: Manchmal wird argumentiert,<br />

dass über den e<strong>in</strong>- bis zweijährigen<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten h<strong>in</strong>aus ke<strong>in</strong>e weiteren frühen<br />

<strong>Bildung</strong>se<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Schweiz</strong> nötig seien. Dieser Auffassung<br />

stehen Forschungsbef<strong>und</strong>e entgegen,<br />

die e<strong>in</strong>deutig aufzeigen, dass sich bereits<br />

mit vier Jahren bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n wesentliche<br />

Entwicklungsbereiche verfestigt haben.<br />

Stabilität <strong>in</strong><strong>der</strong> Entwicklung br<strong>in</strong>gt es<br />

mit sich, dass Umweltfaktoren (z. B.<br />

För<strong>der</strong>massnahmen) weniger effizient<br />

auf die stattf<strong>in</strong>dende Entwicklung E<strong>in</strong>fluss<br />

nehmen können. Grosse <strong>in</strong>dividuelle<br />

Unterschiede zwischen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

bestehen also bereits <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em frühen<br />

Alter <strong>und</strong> haben die Tendenz, bestehen<br />

zu bleiben –o<strong>der</strong> gar noch grösser zu<br />

werden. Frühe <strong>Bildung</strong>s- <strong>und</strong> Betreuungse<strong>in</strong>richtungen<br />

können die Entwicklung<br />

von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n bereits früh positiv<br />

bee<strong>in</strong>flussen, was möglicherweise im<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>gartenalter schon zu spät se<strong>in</strong><br />

nicht zwangsläufig nennenswerte Vorteile.<br />

Dies zeigte auch e<strong>in</strong>e kürzlich beendete<br />

<strong>Schweiz</strong>er Untersuchung von<br />

Kaspar Burger, <strong>der</strong>zeit am Institut Universitaire<br />

Kurt Bösch <strong>in</strong> Sion tätig. K<strong>in</strong><strong>der</strong>,<br />

<strong>der</strong>en Eltern e<strong>in</strong>en ger<strong>in</strong>geren <strong>Bildung</strong>sstand<br />

aufwiesen, schlechter<br />

Deutsch konnten <strong>und</strong> weniger Bücher<br />

zur Verfügung hatten, holten nämlich<br />

bis zur E<strong>in</strong>schulung ihre kognitiven<br />

Defizite im Vergleich zu privilegierter<br />

aufwachsenden K<strong>in</strong><strong>der</strong> trotz Krippenbesuch<br />

nicht auf. Zu viel Programm<br />

kann sogar kontraproduktiv se<strong>in</strong>. Denn<br />

mehrereStudien weisen darauf h<strong>in</strong>, dass<br />

e<strong>in</strong>e mehr als fünf St<strong>und</strong>en proTag dauernde<br />

<strong>in</strong>stitutionelle Fremdbetreuung<br />

im ersten Lebensjahr die k<strong>in</strong>dliche Entwicklung,<br />

vor allem aber das Sozialverhalten<br />

negativ bee<strong>in</strong>flusst.<br />

Fachleute s<strong>in</strong>d sich e<strong>in</strong>ig, dass die<br />

durch die familiäre Herkunft bed<strong>in</strong>gten<br />

Entwicklungsdefizite am besten kompensiert<br />

werden, wenn K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en<br />

Gruppen von gut ausgebildetem<br />

Lehrpersonal mit immer wie<strong>der</strong> neuen<br />

<strong>und</strong> vor allem sehr unterschiedlichen<br />

Materialien <strong>und</strong> Anregungen konfrontiert<br />

werden. K<strong>in</strong><strong>der</strong> sollten die <strong>in</strong> Programmen<br />

präsentierten Anregungen<br />

auch immer <strong>in</strong> ihrem Alltag wie<strong>der</strong>f<strong>in</strong>den<br />

<strong>und</strong> anwenden können, betont Bur-<br />

kann. Die heute vorhandene grosse<br />

Heterogenität <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> im K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten<br />

o<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Primarschule stellt<br />

für Lehrkräfte <strong>und</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> e<strong>in</strong>e so<br />

grosse Herausfor<strong>der</strong>ung dar, dass manchenorts<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> ersten Klasse Lernziele<br />

<strong>und</strong> Lern<strong>in</strong>halte, fürdie die K<strong>in</strong><strong>der</strong> bereit<br />

s<strong>in</strong>d, nicht vollumfänglich erreicht<br />

werden können. Frühe <strong>Bildung</strong>se<strong>in</strong>rich-<br />

tungen können wichtige Vorbereitungen<br />

im H<strong>in</strong>blick auf die Schulbereitschaft<br />

jedes e<strong>in</strong>zelnen K<strong>in</strong>des leisten,<br />

was dann allen zugutekommt.<br />

Viertens: In den Medien wurde wie<strong>der</strong>holt<br />

berichtet, dass <strong>der</strong> Besuch von<br />

frühen <strong>Bildung</strong>s- o<strong>der</strong> Betreuungse<strong>in</strong>richtungen<br />

zu aggressivem Verhalten<br />

führt. Diese Aussage geht auf e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>zelnen,<br />

oft falsch berichteten Bef<strong>und</strong><br />

aus den USA zurück. In dieser Unter-<br />

ger im Gespräch. Der Idealfall sähe zum<br />

Beispiel so aus: Man schaue e<strong>in</strong> Bil<strong>der</strong>buch<br />

über diverse Geschäfte an <strong>und</strong><br />

gehe dann geme<strong>in</strong>sam e<strong>in</strong>kaufen o<strong>der</strong><br />

lese Texte über Handwerksberufe vor<br />

<strong>und</strong> backe daraufh<strong>in</strong> zusammen Brot.<br />

Ganz wichtig sei zudem die Art <strong>der</strong><br />

Interaktion. Nur wenn die Betreuer<br />

liebevoll <strong>und</strong> vorurteilsfrei mit den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

umg<strong>in</strong>gen, würden diese profitieren.<br />

Auch sei es wichtig, dass <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Gruppe nicht alle K<strong>in</strong><strong>der</strong> dieselben<br />

Defizite o<strong>der</strong> Probleme hätten.<br />

Die Wissenschaft kann allerd<strong>in</strong>gs<br />

<strong>der</strong>zeit ke<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>gültigen Regeln<br />

dafür liefern, wie viele St<strong>und</strong>en pro Tag<br />

o<strong>der</strong> auch wie viele Monate <strong>in</strong>sgesamt<br />

e<strong>in</strong> För<strong>der</strong>programm besucht werden<br />

sollte.Denn K<strong>in</strong><strong>der</strong> hätten e<strong>in</strong> sehr <strong>in</strong>dividuelles<br />

Lerntempo <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e ganz<br />

eigene Auffassungsgabe,betont Burger.<br />

Gerade weil K<strong>in</strong><strong>der</strong> sehr unterschiedlich<br />

<strong>in</strong> ihrer Entwicklung seien <strong>und</strong> zudem<br />

jeweils spezifische Defizite hätten,<br />

aber auch mit e<strong>in</strong>em ganz eigenen Umfeld<br />

konfrontiert seien, könne man die<br />

Wirkungen diverser Programme so<br />

schlecht mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> vergleichen. Auf<br />

jeden Fall werde man e<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>d nur<br />

dann wirklich gerecht, wenn die För<strong>der</strong>ung<br />

stark auf es abgestimmt sei, so ist<br />

immer wie<strong>der</strong> zu hören <strong>und</strong> zu lesen.<br />

suchung wurden K<strong>in</strong><strong>der</strong>,die mehr als 50<br />

St<strong>und</strong>en proWoche <strong>in</strong> zwei o<strong>der</strong> mehreren<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätten (mit fragwürdiger,<br />

nicht mit <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> zu vergleichen<strong>der</strong><br />

Qualität) verbrachten, als aggressiver<br />

e<strong>in</strong>geschätzt als vergleichbare<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> ohne Fremdbetreuung. Diesem<br />

speziellen E<strong>in</strong>zelbef<strong>und</strong> steht e<strong>in</strong>e ganze<br />

Reihe von Studien gegenüber,die be-<br />

legen, dass <strong>der</strong> regelmässige Besuch<br />

e<strong>in</strong>er frühk<strong>in</strong>dlichen E<strong>in</strong>richtung während<br />

25 bis 40 St<strong>und</strong>en <strong>in</strong> <strong>der</strong> Woche zu<br />

Entwicklungsvorteilen <strong>in</strong> Bezug auf die<br />

sprachliche <strong>und</strong> soziale Entwicklung,<br />

das Spielverhalten <strong>und</strong> die Selbständigkeit<br />

führt. Insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> för<strong>der</strong>liche<br />

Aspekt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sprachentwicklung ist für<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> aus e<strong>in</strong>em fremdsprachigen Umfeld<br />

noch bis weit <strong>in</strong> die Schulzeit h<strong>in</strong>e<strong>in</strong><br />

nachweisbar. Aus Sicht <strong>der</strong> Entwicklungspsychologie<br />

ist kaum nachvollzieh-<br />

Allerd<strong>in</strong>gs ist das im normalen Ablauf<br />

e<strong>in</strong>er Betreuungse<strong>in</strong>richtung meist nur<br />

selten durchgängig realisierbar.<br />

Bitte ke<strong>in</strong>e Frühschule<br />

E<strong>in</strong> weiteres Problem bei <strong>der</strong> Bewertung<br />

von För<strong>der</strong>programmen ist zumeist,<br />

dass diese e<strong>in</strong>en def<strong>in</strong>ierten Zeitraum<br />

umfassen. Die K<strong>in</strong><strong>der</strong> werden <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Regel nur davor <strong>und</strong> dann danach<br />

o<strong>der</strong> allenfalls noch zum Schule<strong>in</strong>tritt<br />

überprüft. Somit werden nur kurzfristige<br />

Effekte erfasst. Nicht so privilegiert<br />

aufwachsende K<strong>in</strong><strong>der</strong>, welche ab dem<br />

Schule<strong>in</strong>tritt ke<strong>in</strong>e spezifische För<strong>der</strong>ung<br />

mehr erhalten, weisen nämlich<br />

meist nach wenigen Monaten wie<strong>der</strong><br />

Defizite gegenüber Alterskollegen aus<br />

e<strong>in</strong>er weiterh<strong>in</strong> sehr anregenden Umgebung<br />

auf. Dies zeigen e<strong>in</strong>zelne Studien,<br />

aber vor allem Erfahrungen von<br />

Lehrern. Gerade benachteiligte K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

müssen also nicht nur bis zur Schule,<br />

son<strong>der</strong>n bis zu <strong>der</strong>en Ende <strong>und</strong> vielleicht<br />

sogar darüber h<strong>in</strong>aus betreut <strong>und</strong><br />

geför<strong>der</strong>t werden. E<strong>in</strong>e zwar eigentlich<br />

banale, aber <strong>in</strong> <strong>der</strong> Frühför<strong>der</strong>vielfalt<br />

manchmal fast vergessene Erkenntnis.<br />

Viele Experten warnen ausserdem<br />

davor, dass heutzutage frühk<strong>in</strong>dliche<br />

För<strong>der</strong>ung immer öfter mit Faktenver-<br />

bar,warum Eltern ihrem K<strong>in</strong>d die Möglichkeit<br />

e<strong>in</strong>er solchen k<strong>in</strong>dgerechten<br />

<strong>und</strong> för<strong>der</strong>lichen Umgebung vorenthalten<br />

wollen.<br />

Vordem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> dieser Bef<strong>und</strong>e<br />

wäre e<strong>in</strong>e verstärkte gesellschaftliche<br />

Sensibilisierung für frühk<strong>in</strong>dliche Entwicklung<br />

<strong>und</strong> Erziehung <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Bedeutsamkeit<br />

für die gesamte <strong>Schweiz</strong><br />

wünschenswert. Wenn ausreichend viele<br />

<strong>und</strong> qualitativ hochwertige E<strong>in</strong>richtungen<br />

für Vorschulk<strong>in</strong><strong>der</strong> existieren,<br />

dann steigt die Akzeptanz <strong>und</strong> Wertschätzung<br />

dieser Institutionen <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

wichtigen Arbeit, die dort geleistet<br />

wird. Jede Familie muss gleichzeitig frei<br />

se<strong>in</strong> <strong>in</strong> ihrer Entscheidung, ob das<br />

eigene K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e solche E<strong>in</strong>richtung besucht<br />

o<strong>der</strong> nicht, denn nur so kann e<strong>in</strong>e<br />

fruchtbare Zusammenarbeit zwischen<br />

Fachperson <strong>und</strong> Eltern entstehen. Hierzulande<br />

s<strong>in</strong>d die Dachverbände aufgefor<strong>der</strong>t,<br />

E<strong>in</strong>richtungen zu gründen, die<br />

optimal auf die Bedürfnisse <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

ausgerichtet s<strong>in</strong>d. Nötig s<strong>in</strong>d nicht nur<br />

grosszügige Raumverhältnisse, vielfältige<br />

Spiel- <strong>und</strong> Beschäftigungsmaterialien<br />

<strong>und</strong> flexible Tagesstrukturen, son<strong>der</strong>n<br />

es braucht auch gut ausgebildetes<br />

<strong>und</strong> begleitetes Fachpersonal vor Ort.<br />

.................................................................................<br />

Claudia M. Roebers ist Ord<strong>in</strong>aria am Institut für Psychologie<br />

<strong>der</strong> Universität Bern. Sie leitet dort die Abteilung<br />

Entwicklungspsychologie.<br />

mittlung verwechselt werde.Dabei sollte<br />

es <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie darum gehen, gr<strong>und</strong>legende<br />

Fähigkeiten zu entwickeln. Man<br />

wisse mittlerweile, dass schon sehr kle<strong>in</strong>e<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> eigentlich wie erwachsene<br />

Forscher dächten <strong>und</strong> vorg<strong>in</strong>gen, betonte<br />

die Psycholog<strong>in</strong> Alison Gopnik erst<br />

kürzlich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Artikel <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wissenschaftszeitschrift<br />

«Science».Alle K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

hätten e<strong>in</strong> angeborenes Gespür fürGesetzmässigkeiten,<br />

welche sie dann durch<br />

Beobachten <strong>und</strong> Ausprobieren bestätigen<br />

könnten. Nur wenn K<strong>in</strong><strong>der</strong> mit ihrer<br />

natürlichen Neugier ihre eigene Hypothese<br />

austesten <strong>und</strong> so auch fehlerhafte<br />

Vorstellungen wie<strong>der</strong> revidieren könnten,<br />

würden sie wirklich ihre kognitiven<br />

Fähigkeiten verbessern. Deshalb sei <strong>der</strong><br />

Trend zu immer mehr verschultem Lernen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> frühen K<strong>in</strong>dheit langfristig<br />

nicht nur s<strong>in</strong>nlos, son<strong>der</strong>n sogar schädlich<br />

fürdie jungen Weltentdecker.<br />

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Son<strong>der</strong>beilage 7. November 2012 Neuö Zürcör Zäitung<br />

Miriam Scherer<br />

Das Backste<strong>in</strong>haus liegt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ruhigen<br />

Quartier. ImGarten bef<strong>in</strong>det sich<br />

e<strong>in</strong> Klettergerüst, K<strong>in</strong><strong>der</strong> rennen schreiend<br />

herum, im Innern des Gebäudes<br />

wird auf drei Stockwerken gemalt, gebastelt,<br />

o<strong>der</strong> aus Kissen <strong>und</strong> Matratzen<br />

Häuser gebaut –nichts Ungewöhnliches<br />

also füre<strong>in</strong>e K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätte. Aufden<br />

ersten Blick gibt es ke<strong>in</strong>e H<strong>in</strong>weise,dass<br />

hier <strong>in</strong> Bern <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kita Spitalacker mit<br />

e<strong>in</strong>em bildungsorientierten Konzept gearbeitet<br />

wird. Seit Januar 2011 nimmt<br />

die Kita wie alle städtischen K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätten<br />

<strong>in</strong> Bern am Pilotprojekt<br />

<strong>Bildung</strong>skrippen.ch teil. So soll das<br />

deutsche Infans-Konzept zur Frühpädagogik<br />

<strong>in</strong> <strong>Schweiz</strong>er K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätten<br />

etabliert werden. Das Pilotprojekt <strong>in</strong><br />

Bern dauert noch bis Ende Jahr.<br />

Fähigkeiten s<strong>in</strong>d zentral<br />

Während dem laufenden Projekt zur <strong>Bildung</strong>sorientierung<br />

hat sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kita<br />

Spitalacker,die von r<strong>und</strong> 60 K<strong>in</strong><strong>der</strong>n besucht<br />

wird, e<strong>in</strong>iges verän<strong>der</strong>t. Viele dieser<br />

Anpassungen s<strong>in</strong>d jedoch nicht auf<br />

den ersten Blick sichtbar. «Die Räumlichkeiten<br />

wurden praktisch nicht verän<strong>der</strong>t,<br />

das Konzept ist primär e<strong>in</strong>e Frage<br />

<strong>der</strong> Haltung»,sagt Fabienne Burgy,stellvertretende<br />

Leiter<strong>in</strong> <strong>der</strong> Kita. «DasK<strong>in</strong>d<br />

soll auf dem <strong>Bildung</strong>sniveau abgeholt<br />

werden, wo es steht.» Dabei seien die<br />

Fähigkeiten des E<strong>in</strong>zelnen zentral, nicht<br />

die Defizite,sagt Burgy.E<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d werde<br />

nicht mit an<strong>der</strong>en Vertretern <strong>der</strong> gleichen<br />

Altersgruppe, son<strong>der</strong>n nur mit sich<br />

selber verglichen, ergänzt Krippenleiter<strong>in</strong><br />

Andrea Zengaff<strong>in</strong>en. Damit e<strong>in</strong> solcher<br />

Vergleich möglich ist, wird füralle<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> e<strong>in</strong> Portfolio erstellt. Die Ordner<br />

nehmen e<strong>in</strong>en Grossteil des Bücherregals<br />

im Sitzungszimmer <strong>in</strong> Beschlag.<br />

Für das Portfolio halten die Erzieher<strong>in</strong>nen<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Raster ihreBeobachtungen<br />

fest. So lassen sich die Entwicklungsschritte<br />

verfolgen. Zudem enthalten die<br />

Ordner Fotos des jeweiligen K<strong>in</strong>des.<br />

«Baustelle» imGarten<br />

Diese Bil<strong>der</strong> können gemäss Zengaff<strong>in</strong>en<br />

e<strong>in</strong> wichtiges Kommunikationsmittel<br />

se<strong>in</strong>, vor allem im Umgang mit<br />

fremdsprachigen Eltern. «Auch ohne<br />

die Raster zu verstehen, wir<strong>der</strong>sichtlich,<br />

wie <strong>und</strong> womit das K<strong>in</strong>d spielt.» Anhand<br />

<strong>der</strong> Dokumentation reflektieren die Erzieher<strong>in</strong>nen<br />

m<strong>in</strong>destens alle zwei Wochen<br />

die gemachten Beobachtungen im<br />

Team <strong>und</strong> eruieren so die Bedürfnisse<br />

<strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>.E<strong>in</strong> Jahresplan legt fest, welche<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kita wann genauer beobachtet<br />

werden. «So kommen auch stillere<br />

<strong>und</strong> unauffälligere K<strong>in</strong><strong>der</strong> zum<br />

Zug», sagt Zengaff<strong>in</strong>en. Bei unsystematischen<br />

Beobachtungen würden solche<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> häufig im Alltagsgeschehen untergehen.<br />

Die Beobachtung des Spielverhaltens<br />

e<strong>in</strong>es knapp 3-jährigen Jungen<br />

hat ergeben, dass er gerne D<strong>in</strong>ge<br />

konstruiert <strong>und</strong> zusammenschraubt, sowie<br />

mit magnetischen Kugeln spielt.<br />

Daraus folgerten die Erzieher<strong>in</strong>nen,<br />

dass sich dieses K<strong>in</strong>d für Technik <strong>und</strong><br />

das Thema Baustelle <strong>in</strong>teressiert. Ausgehend<br />

von diesem offenbar vorhandenen<br />

Bedürfnis haben die Erzieher<strong>in</strong>nen<br />

e<strong>in</strong>en «Baustellen-Kasten» zusammengestellt.<br />

Dafürlassen sich auch die an<strong>der</strong>en<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> begeistern: E<strong>in</strong>e Erzieher<strong>in</strong>,<br />

bekleidet mit e<strong>in</strong>er leuchtend gelb-orangen<br />

Weste,begibt sich mit e<strong>in</strong>er Gruppe<br />

auf die «Baustelle».ImGarten bohrt die<br />

Betreuer<strong>in</strong> Löcher <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Holzwand,<br />

die K<strong>in</strong><strong>der</strong> –als Bauarbeiter verkleidet –<br />

sperren das Gelände <strong>der</strong>weil mit rotweissem<br />

Band aus Kunststoffab.<br />

Individuelle Erziehung<br />

Die Entwicklung vom Spielen mit Murmeln<br />

bis h<strong>in</strong> zur Baustelle ist im Portfolio<br />

des Jungen dokumentiert. In diesem<br />

Fall habe die Kommunikation mit<br />

den Eltern mustergültig funktioniert,<br />

sagt Burgy.Die Mutter habe ihrem Sohn<br />

umgehend magnetische Kugeln für Zuhause<br />

gekauft, nachdem sie die Fotos<br />

vom Spielen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kita gesehen hatte.<br />

DasThema Baustelle ist jedoch mehr als<br />

e<strong>in</strong> spontanes Spiel, dah<strong>in</strong>ter steckt e<strong>in</strong><br />

spezifisches Erziehungsziel, <strong>in</strong>dividuell<br />

auf das jeweilige K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es<br />

Handlungszieles zugeschnitten. In Bezug<br />

auf den 3-jährigen Jungen lautet<br />

dies: Der erwachsene Mensch, <strong>der</strong> das<br />

K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>mal se<strong>in</strong> wird, hat e<strong>in</strong>en Zugang<br />

Die K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

bauen an ihrer Zukunft<br />

E<strong>in</strong>e <strong>Bildung</strong>skrippe versteht sich als «Lebensschule»<br />

<strong>und</strong> will K<strong>in</strong><strong>der</strong> auf das Dase<strong>in</strong> als Erwachsene vorbereiten.<br />

Spielerisches Lernen: In <strong>der</strong> Kita Spitalacker s<strong>in</strong>d zum Beispiel die Treppenstufen nummeriert.<br />

BILDUNG UNDERZIEHUNG 11<br />

zu technischen <strong>und</strong> logischen Abläufen.<br />

Solche Ziele def<strong>in</strong>ieren die Betreuer<strong>in</strong>nen<br />

im Rahmen <strong>der</strong> Teamsitzungen. Die<br />

Bedürfnisse des e<strong>in</strong>zelnen K<strong>in</strong>des würden<br />

auf diese Weise mit von Erwachsenen<br />

formulierten Zielen verknüpft, erklärt<br />

die Leiter<strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätte.<br />

Die Erziehungsziele würden sich auf die<br />

Zukunft beziehen, sagt Melanie Bolz,<br />

fachliche Mitarbeiter<strong>in</strong> des Projekts<br />

<strong>Bildung</strong>skrippen.ch. «Es geht um die<br />

Frage, was e<strong>in</strong> Erwachsener für Fähigkeiten<br />

<strong>und</strong> Kompetenzen braucht, um<br />

e<strong>in</strong> glückliches <strong>und</strong> selbstbestimmtes<br />

Leben zu führen.» Dabei sche<strong>in</strong>t aus <strong>der</strong><br />

Perspektive <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> die Arbeitswelt<br />

zentral zu se<strong>in</strong>: Neben dem Baustellen-<br />

Kasten ist e<strong>in</strong>e Spiel-Kiste r<strong>und</strong> ums<br />

Büro <strong>in</strong> Entstehung, mit Utensilien wie<br />

e<strong>in</strong>er Tastatur o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>em Taschenrechner.<br />

Gemäss Gruppenleiter<strong>in</strong> Regula<br />

Pretto stünde dieses Thema bei jenen<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> hoch im Kurs, <strong>der</strong>en Eltern tatsächlich<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Büro arbeiteten.<br />

<strong>Bildung</strong> für alle<br />

Die bildungsorientierte Kita versteht<br />

sich als e<strong>in</strong>e «Lebensschule». Dies hat<br />

laut Zengaff<strong>in</strong>en wenig mit Lernzielen<br />

im schulischen S<strong>in</strong>ne zu tun. «Es steht<br />

nirgends geschrieben, dass alle Fünfjährigen<br />

lesen können müssen.» Falls e<strong>in</strong><br />

K<strong>in</strong>d jedoch Interesse an Buchstaben<br />

zeige,würden die Erzieher<strong>in</strong>nen ihm entsprechendes<br />

Material zur Verfügung stellen.<br />

Damit die K<strong>in</strong><strong>der</strong> überhaupt e<strong>in</strong><br />

Interesse für Zahlen o<strong>der</strong> Buchstaben<br />

entwickeln können, hängen Plakate <strong>und</strong><br />

Poster <strong>in</strong> <strong>der</strong> ganzen Kita. Überdies s<strong>in</strong>d<br />

die Treppenstufen nummeriert, so dass<br />

die Kle<strong>in</strong>en anhand <strong>der</strong> grossen Ziffern<br />

zählen lernen, sofern sie dies wollen. Verme<strong>in</strong>tliche<br />

Dekorationen an <strong>der</strong> Wand<br />

dienen als Orientierungshilfe.Sokönnen<br />

selbst die Kle<strong>in</strong>sten anhand <strong>der</strong> Fotos auf<br />

<strong>der</strong> Magnetwand erkennen, welche K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

<strong>und</strong> Erzieher<strong>in</strong>nen am jeweiligen Tag<br />

im Haus s<strong>in</strong>d. Solche Tafeln f<strong>in</strong>den sich<br />

auf jedem <strong>der</strong> drei Stockwerke.<br />

Je nach Etage s<strong>in</strong>d die Räumlichkeiten<br />

<strong>in</strong> Händen <strong>der</strong> Gruppen Türkis,Purpur<br />

o<strong>der</strong> Gelb. Das Alter <strong>der</strong> Gruppenmitglie<strong>der</strong><br />

ist durchmischt, vom Säugl<strong>in</strong>g<br />

bis zum K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärtler. Vor allem<br />

für Kita-Neul<strong>in</strong>ge ist e<strong>in</strong>e feste Tagesstruktur<br />

wichtig.Gemäss Gruppenleiter<strong>in</strong><br />

Bel<strong>in</strong>da Fuhrer möchten die K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

am Anfang wissen, wann sie wie<strong>der</strong> von<br />

den Eltern abgeholt werden. E<strong>in</strong> fester<br />

Bestandteil des täglichen Programms <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Kita Spitalacker ist auch die Zubereitung<br />

des Mittagessens. Auf dem Menuplan<br />

steht dieses Mal Pizza. Drei K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

stehen mit <strong>der</strong> Köch<strong>in</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Küche,<br />

das Schneiden des Gemüses bereitet<br />

den Nachwuchsköchen sichtlich Spass.<br />

In <strong>der</strong> Kita Spitalacker sei bereits vor<br />

dem Pilotprojekt geme<strong>in</strong>sam gekocht<br />

worden, sagt Zengaff<strong>in</strong>en. «Die K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

lernen auf spielerische Weise den Umgang<br />

mit Nahrungsmitteln.» Selbst <strong>der</strong><br />

Geburtstagskalen<strong>der</strong> im ersten Stock<br />

hat e<strong>in</strong>en Lerneffekt. Bei je<strong>der</strong> Geburtstagsfeier<br />

wird den Reagenzgläsern<br />

e<strong>in</strong> Kügelchen h<strong>in</strong>zugefügt, wer will,<br />

kann die Altersjahre <strong>der</strong> Erzieher<strong>in</strong>nen<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> zählen.<br />

Im Dachstock sche<strong>in</strong>en sich die K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

beson<strong>der</strong>s für Sprachen <strong>und</strong> Län<strong>der</strong><br />

zu <strong>in</strong>teressieren, an <strong>der</strong> Wand hängen<br />

mehrere Weltkarten. An<strong>der</strong>e bunte Plakate<br />

machen deutlich, dass das Thema<br />

Baustelle nicht nur im Garten von Bedeutung<br />

ist. E<strong>in</strong>e Abbildung zeigt alle erdenklichen<br />

Fahrzeuge <strong>und</strong> Masch<strong>in</strong>en<br />

e<strong>in</strong>er Baustelle. Laut Zengaff<strong>in</strong>en ist es<br />

e<strong>in</strong>e Herausfor<strong>der</strong>ung, wenn sich K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

für e<strong>in</strong> Thema <strong>in</strong>teressieren <strong>und</strong> die Erzieher<strong>in</strong>nen<br />

ke<strong>in</strong>en Bezug zu diesem<br />

Sachgebiet haben. Die Betreuer<strong>in</strong>nen<br />

würden mit den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n recherchieren<br />

<strong>und</strong> auf diese Weise selbst dazulernen.<br />

«E<strong>in</strong>e bildungsorientierte Kita bildet<br />

alle Beteiligten», ist Zengaff<strong>in</strong>en überzeugt.<br />

Die K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätte werde<br />

durch die Umsetzung des Infans-Konzeptes<br />

zu e<strong>in</strong>er «lernenden Organisation»,<br />

ergänzt Bolz. Die Erwachsenen<br />

würden sich vermehrt mit Weiterbildungen<br />

ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzen, wenn das Thema<br />

im Arbeitsalltag präsent sei. Das<br />

Team setze sich aus geschulten Erzieher<strong>in</strong>nen<br />

zusammen, betont Zengaff<strong>in</strong>en.<br />

«Die Betreuer<strong>in</strong>nen können komplexeren<br />

Fragen nachgehen.» Durchdas Projekt<br />

sei das Team näher zusammen gerückt.<br />

Wie es nach dem Pilotprojekt<br />

weitergeht, ist offen. Die Erzieher<strong>in</strong>nen<br />

möchten auf alle Fälle an <strong>der</strong> e<strong>in</strong>geschlagenen<br />

Marschrichtung festhalten.

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