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9 Qualitätsmanagement: Anwendung von ... - FB 4 Allgemein

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Die Zuverlässigkeitstheorie beschäftigt sich mit der Messung, Vorhersage und Optimierung<br />

der Qualität <strong>von</strong> Systemen und Produktionsprozessen sowie mit der Zuverlässigkeit und<br />

Überprüfung der Lebensdauer und Ausfall <strong>von</strong> Produkten und Systemen.<br />

Die Fähigkeit eines Produktes, eine geforderte Funktion während einer (meist längeren)<br />

vorgegebenen Zeitdauer zu erfüllen wird Zuverlässigkeit (Reliability) genannt. Diese kann<br />

durch eine Wahrscheinlichkeitsverteilung bewertet werden. Die Lebensdauer eines Produkts ist<br />

die Zeit bis zum Ausfall (Failure).<br />

.<br />

Zuverlässigkeit und Ausfallrate (Failure Rate, Hazard Function)<br />

Die Zuverlässigkeit eines Bauteils, einer Komponente (Bauelement) oder ein System hängt <strong>von</strong><br />

der Betriebsdauer ab. Daher ist die Untersuchung der Ausfallwahrscheinlichkeit wichtig.<br />

Für die Zuverlässigkeits- bzw. Ausfall-Wahrscheinlichkeit eines Serien-System mit n<br />

unabhängigen Komponenten mit den jeweiligen Zuverlässigkeitswahrscheinlichkeiten:<br />

P( A 1 ) = p 1 ; P( A 2 ) = p 2 ; . . . ; P( A n ) = p n ,<br />

und den jeweiligen Ausfallwahrscheinlichkeiten<br />

q 1 = 1 – p 1 ; q 2 = 1 – p 2 ; . . . ; q n = 1 – p n<br />

erhält man folgende Formel.<br />

Zuverlässigkeit eines Serien-Systems<br />

Die Zuverlässigkeitswahrscheinlichkeit eines Serien-Systems aus n unabhängigen<br />

Komponenten ist:<br />

R<br />

s<br />

=<br />

n<br />

∏<br />

i = 1<br />

R<br />

i<br />

A 1 A 2 A n<br />

wobei R i = P( A i ) = p i die Zuverlässigkeitswahrscheinlichkeiten der einzelnen n<br />

Komponenten des Systems sind<br />

1


Für die Zuverlässigkeits- bzw. Ausfall-Wahrscheinlichkeit eines Parallel-System mit n<br />

unabhängigen Komponenten mit den jeweiligen Zuverlässigkeitswahrscheinlichkeiten:<br />

P( A 1 ) = p 1 ; P( A 2 ) = p 2 ; . . . ; P( A n ) = p n ,<br />

und den jeweiligen Ausfallwahrscheinlichkeiten<br />

q 1 = 1 – p 1 ; q 2 = 1 – p 2 ; . . . ; q n = 1 – p n )<br />

erhält man folgende Formel.<br />

Zuverlässigkeit eines Parallel-Systems<br />

Die Zuverlässigkeitswahrscheinlichkeit eines Parallel-Systems aus n unabhängigen<br />

Komponenten ist:<br />

R<br />

p<br />

=<br />

1<br />

−<br />

n<br />

∏<br />

i = 1<br />

A 1<br />

A 2<br />

A n<br />

( 1 − R )<br />

i<br />

wobei R i = P( A i ) = p i die Zuverlässigkeitswahrscheinlichkeiten der einzelnen n<br />

Komponenten des Systems sind.<br />

Die Ausfall-Wahrscheinlichkeitsverteilung (Failure Time Distrubution), die die Verteilung für<br />

die Zeit bis zum Ausfall einer Komponente angibt, wird durch die Dichtefunktion f ( t )<br />

beschrieben. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Komponente in der Zeit <strong>von</strong> 0 bis t ausfällt, ist<br />

gegeben durch die Verteilungsfunktion:<br />

F<br />

t<br />

( t ) = f ( u ) ⋅ du<br />

0<br />

Folglich ist Überlebenswahrscheinlichkeit oder Zuverlässigkeit (Reliability), d.h., dass die<br />

Komponente aber in der Zeit <strong>von</strong> 0 bis t überlebt, gegeben durch die Verteilungsfunktion:<br />

R ( t ) = 1 – F ( t )<br />

2


Die Wahrscheinlichkeit, dass die Komponente in einem kleinen Zeitintervall <strong>von</strong> t bis t + t<br />

ausfällt ist:<br />

P(F 1 )<br />

P(R 1 )<br />

t + ∆t<br />

F ( t + t ) – F ( t ) = f ( u ) ⋅ du<br />

0 t t + t<br />

R 1<br />

F 1<br />

t<br />

P( R 2 | R 1 ) R 2<br />

P( F 2 | R 1 )<br />

F 2<br />

P( R 2 | F 1 ) = 0 R2<br />

P( F 2 | F 1 ) = 1<br />

F 2<br />

t<br />

Somit ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Komponente im Zeitintervall t bis t + t ausfällt unter<br />

der Bedingung, dass sie noch bis zur Zeit t überlebt hat, gegeben durch die bedingte<br />

Wahrscheinlichkeit:<br />

( t + ∆t<br />

)<br />

R ( t )<br />

F ( t )<br />

F −<br />

Dividieren wir diesen Ausdruck durch t , so erhält man die mittlere Rate dafür, dass im<br />

Zeitintervall t bis t + t die Komponente ausfällt, unter der Bedingung, dass sie bis zur Zeit t<br />

überlebt hat.<br />

( t )<br />

Bildet man t → 0 , so erhält man:<br />

( t + ∆t<br />

) − F ( t )<br />

1 F<br />

⋅<br />

R ∆ t<br />

λλλλ ( )<br />

1 d F<br />

t = ⋅<br />

R dt<br />

( t )<br />

Somit erhalten wir die folgende Gleichung:<br />

( t )<br />

<strong>Allgemein</strong>e Gleichung für die Ausfall-Rate-Funktion (Hazard Function)<br />

λλλλ ( t )<br />

=<br />

f<br />

R<br />

( t )<br />

( t )<br />

=<br />

1<br />

f<br />

−<br />

( )<br />

( ) ⋅<br />

t<br />

F t<br />

Sei P( R 1 ) die Wahrscheinlichkeit, dass<br />

die Komponente noch bis Zeit zur t<br />

überlebt hat und sei P( F 2 ∩ R 1 ) die<br />

Wahrscheinlichkeit, dass sie bis zur Zeit t<br />

überlebt hat UND ab dieser Zeit ausfällt,<br />

so ist die Wahrscheinlichkeit dafür, dass<br />

sie ausfällt unter der Bedingung, dass sie<br />

bis zur Zeit t überlebt hat gegeben durch:<br />

P<br />

( F |<br />

R )<br />

2<br />

1<br />

=<br />

P<br />

( F2<br />

∩ R1<br />

)<br />

P ( R )<br />

1<br />

3


λ ( t )<br />

Ausfall-Rate-Funktion<br />

Frühausfälle Zufallsausfälle Verschleißausfälle<br />

Frühausfälle<br />

Sie kommen durch Produktionsfehler zustande; die Ausfällrate fällt monoton mit der Zeit ab.<br />

Zufallsausfälle<br />

Es findet fast kein Verschleiß statt. Nachdem die Frühausfälle ausbleiben treten nur<br />

Zufallsausfälle in Erscheinung; die Ausfallrate ist konstant.<br />

Verschleißausfälle<br />

Es kommt zunehmender Alterungsverschleiß zustande; die Ausfallrate steigt monoton an<br />

! " # $<br />

Das Lösen der Differentialgleichung des vorigen Abschnitts<br />

λλλλ ( )<br />

( t )<br />

liefert die folgende Gleichung<br />

( t )<br />

( t )<br />

t<br />

[ 1 − R ( t ) ]<br />

1 d F 1 d<br />

1 d R<br />

t = ⋅ = ⋅<br />

= ⋅<br />

R dt R dt R dt<br />

<strong>Allgemein</strong>e Gleichung für die Ausfall-Zeit-Verteilung (Failure-Time Distubution)<br />

f<br />

( t ) = λλλλ<br />

( t )<br />

t<br />

− λλλλ ( u )<br />

⋅ e 0<br />

( t )<br />

( t )<br />

4


! $<br />

Falls die Ausfallrate konstant ist λ ( t ) = α so erhält man aus den beiden obigen Gleichungen<br />

die Exponential-Verteilung:<br />

f<br />

− αααα ⋅ t<br />

( t ) = ⋅<br />

αααα e für t > 0 mit α > 0<br />

Hat ein Bauteil einmal das Alter t erreicht, so wird es künftig auch die gleiche Zuverlässigkeit<br />

besitzen, wie zum Zeitpunkt t = 0. Die Wahrscheinlichkeit für einen Ausfall hängt nicht <strong>von</strong> t<br />

(also <strong>von</strong> der bisher verflossenen Zeit) ab. Diese Eigenschaft wird auch Gedächtnislosigkeit<br />

genannt.<br />

Die Exponentialverteilung ist ein Modell für die Wirkung <strong>von</strong> Zufallsausfällen und für Systeme in<br />

denen Verschleißprozesse keine Rolle spielen.<br />

Man kann die Ausfallzeit als eine Wartezeit interpretieren, so dass der Ausfall als ein Ereignis in<br />

einem Poisson-Prozess betrachtet werden kann. Die mittlere Zeit zwischen<br />

aufeinanderfolgenden Ereignissen in den Stufen eines Poisson-Prozesses ist α (s. Kapitel 8)<br />

Die Konstante 1 / α wird als die mittlere Zeit zwischen Ausfällen (Mean Time Between Failures)<br />

MTBF bezeichnet.<br />

Die Überlebenswahrscheinlichkeit oder Zuverlässigkeit der Exponential-Verteilung ist:<br />

R<br />

− αααα ⋅ t<br />

( t ) = e<br />

Aufgabe 1a<br />

Zeigen Sie anhand der beiden Gleichungen, dass man bei einer konstanten Ausfallrate<br />

λ ( t ) = α mit α > 0 die Exponential-Verteilung erhält.<br />

Aufgabe 1b<br />

Leiten Sie Funktionsgleichung für die Überlebenswahrscheinlichkeit der Exponential-Verteilung<br />

her.<br />

5

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