Comeback einer Legende - Telefunken
Comeback einer Legende - Telefunken
Comeback einer Legende - Telefunken
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TEST ANLAGE<br />
<strong>Comeback</strong> <strong>einer</strong><br />
<strong>Legende</strong><br />
<strong>Telefunken</strong> ist ein sympathischer Name,<br />
der einst in hellem Glanz erstrahlte<br />
und für weltweit führende<br />
Unterhaltungselektronik stand. Das bis<br />
heute gebräuchliche TV-Zeilensprungverfahren<br />
(PAL) oder das mit Dolby konkurrierende,<br />
lediglich in der internationalen<br />
Akzeptanz unterlegene Rauschunterdrückungssystem<br />
HighCom für Tonbandcassetten<br />
seien hier nur kurz als Erfindungen<br />
des Hauses erwähnt.<br />
Der Nachhall dieses legendären Markennamens<br />
hat für Leute der Generation<br />
Ü40 zweifellos nach wie vor einen guten<br />
Klang – und nun ist er auch in Sachen<br />
hochwertiges HiFi wieder da.<br />
26 STEREO 4/2011<br />
Der Funke springt über: Der Name <strong>Telefunken</strong><br />
ist wieder da – auf <strong>einer</strong> bezahlbaren HiFi-Anlage<br />
Lizenznehmer der Namensrechte für<br />
Deutschland, Österreich und die Schweiz<br />
ist die Intron Electronic mit Sitz in Nonnweiler/Saar-Hunsrück.<br />
Ein eigenes Logistik-Zentrum<br />
soll den Nachschub sicherstellen,<br />
ein spezielles Vertriebskonzept mit<br />
einem engmaschigen Netz autorisierter<br />
„Perfekt Audio“-Händler für Angebot<br />
und Ansprechpartner vor Ort sorgen.<br />
Das intelligent gewählte, empathische<br />
Motto „Innovation entsteht mit Menschen“<br />
wird jeder unterschreiben können.<br />
„Perfekt Audio“ von <strong>Telefunken</strong><br />
Oberhalb <strong>einer</strong> schon länger erhältlichen<br />
Einsteigerkette „211“ angesiedelt ist die<br />
„Perfekt Audio“-Baureihe 310. Und bei<br />
der geht es in Sachen Materialaufwand<br />
schon mächtig zur Sache. An „High End“-<br />
Kategorien, die in HiFi-Foren dafür bemüht<br />
werden, denken wir hier bei 500<br />
Euro je Gerät zwar noch nicht unbedingt,<br />
aber die durchweg zum Einsatz kommenden,<br />
in Silber oder Schwarz erhältlichen<br />
Metallgehäuse und nicht zuletzt die für<br />
den moderaten Preis gebotene Topverarbeitung<br />
fordern sogleich Respekt und Anerkennung.<br />
Man möchte fast durch die<br />
Zähne pfeifen! Und dieses Gefühl lässt<br />
nicht einmal nach, wenn man unter die<br />
Motorhaube blickt, sprich in die Innereien<br />
der wertigen Schale schaut.
So wurden die ohnehin streufeldarmen,<br />
üppigen Ringkerntrafos in CD-Player und<br />
Vollverstärker der Prototypen in der Serie<br />
zusätzlich abgeschirmt. Und wenn<br />
selbst Fachleute beeindruckt sind, dürfte<br />
das für die Kunden erst recht gelten.<br />
„Designed and engineered in Germany“<br />
sollen die Komponenten sein. Gebaut<br />
werden sie derzeit zweifellos nicht<br />
hier, aber es wird ernsthaft darauf hingearbeitet.<br />
Bei genauerer Betrachtung<br />
sind Ähnlichkeiten mit den erfolgreichen<br />
Komponenten von Audio Block<br />
nicht zu übersehen. Diese dienten aber<br />
offenbar lediglich als solide Basis, denn<br />
die <strong>Telefunken</strong>-Geräte setzen sich mit<br />
Kanalgetrennter<br />
Doppel-Mono-Aufbau<br />
mit je einem<br />
Leistungstransistorpärchen<br />
sowie<br />
gemeinsamem, üppigenRingkerntrafo<br />
und großzügiger<br />
Siebung: Klassischer<br />
kann man einen<br />
guten Verstärker<br />
kaum bauen<br />
offenkundiger Weiterentwicklung sowie<br />
Modifikationen deutlich davon ab.<br />
Klassische Anlage<br />
Lieferbar und uns vorliegend sind der<br />
HDCD-fähige CD-Player CD-310, der<br />
kombinierte DAB+/UKW-Tuner SR-310<br />
mit 5 Senderspeichern und der Vollverstärker<br />
SV-310. Letzterer übrigens mit<br />
Phono MM-Eingang für einen Plattenspieler,<br />
der bereits in Planung ist. Das genannte<br />
Trio wird für rund 500 Euro je<br />
Komponente angeboten, während für den<br />
Vierten im Bunde, einen WLAN- und<br />
streamingfähigen DAB+/UKW-Tuner<br />
mit Internetradio namens IR-310, knapp<br />
700 Euro aufgerufen werden. Dies ist eines<br />
der bislang wenigen Internetradios im<br />
43-Zentimeter-Geräteformat am Markt<br />
und schon deswegen interessant. Ihm werden<br />
wir zu einem späteren Zeitpunkt genauer<br />
auf den Zahn fühlen.<br />
Das <strong>Telefunken</strong>-System erfüllt durchweg<br />
problemlos die aus dem ersten Eindruck<br />
erwachsenen, ambitionierten Erwartungen<br />
an ein System für Ein- und<br />
Aufsteiger. Die Handhabung ist intuitiv,<br />
die Auslegung der Bedienelemente entsprechend<br />
logisch. Schon die Bauweise mit<br />
identischen Maßen und – endlich einmal<br />
Der Innenaufbau (hier des CD-Players) ist sehr<br />
akkurat, die Bauteilequalität durchweg hoch<br />
übereinander positionierten – Schraubfüßen<br />
ist praxisgerecht, die wertige Haptik<br />
stimmt einfach.<br />
Dasselbe gilt für die musikalische Darbietung,<br />
die ein hohes, natürliches Niveau<br />
erreicht. Das klingt anmachend, farbig<br />
und knackig. Ray Browns gezupfter Bass<br />
überzeugt ebenso wie Amanda McBrooms<br />
Stimme oder Chick Corea an den Tasten.<br />
Vor allem CD-Player und Amp liefern ein<br />
stimmiges „Bild“ ab. Der UKW-Teil des<br />
Tuners ist insgesamt in Ordnung, aber<br />
mehr auch nicht, denn dafür rauscht er leider<br />
zu stark. Mit dem regulären Sendebetrieb<br />
von DAB+ ist seitens zahlreicher<br />
Sender zur IFA zu rechnen. Interessant<br />
finden wir den bereits erwähnten Internettuner,<br />
der für nur 200 Euro Aufpreis<br />
zusätzlich zu DAB+/UKW zukunftssicher<br />
die Welt des Musikstreamings erschließt.<br />
Welcome back, <strong>Telefunken</strong>! Der Erfolg<br />
wird sich, da sind wir sicher, einstellen.<br />
Tom Frantzen<br />
Unsere Bewertungen auf der folgenden Seite<br />
TELEFUNKEN<br />
IM WANDEL<br />
Die „<strong>Telefunken</strong> Gesellschaft<br />
für drahtlose Telegraphie“<br />
wurde am 11.11.1903 gegründet<br />
als Gemeinschaftsunternehmen<br />
von Siemens & Halske und der AEG. Bereits<br />
1941 übernahm die AEG die Anteile<br />
zu 100 Prozent, 1967 fusionierten AEG und<br />
<strong>Telefunken</strong> zur AEG-<strong>Telefunken</strong> mit Sitz in<br />
Frankfurt, 1979 AEG-<strong>Telefunken</strong> AG genannt.<br />
Auch die „Teldec“ gehörte dazu.<br />
Die Sparte Unterhaltungselektronik wurde<br />
1972 in die eigenständige <strong>Telefunken</strong><br />
Fernseh und Rundfunk GmbH in Hannover<br />
ausgelagert. Schwierigkeiten insbesondere<br />
in der UE-Sparte zwangen bereits<br />
1981 zum Verkauf von Unternehmensteilen,<br />
im Zuge des Vergleichsverfahrens der<br />
AEG (1982-84) und des gescheiterten Sanierungskonzeptes<br />
wechselte die <strong>Telefunken</strong><br />
Fernseh und Rundfunk GmbH<br />
1983/84 den Besitzer und ging – ähnlich<br />
Saba und Nordmende – an den französischen<br />
Konzern Thomson-Brandt. <strong>Telefunken</strong><br />
und die Nachfolgeunternehmen haben<br />
direkt zurechenbar über 20000 Patente<br />
erhalten. So etwa das für PAL, das<br />
bis heute genutzte Zeilensprungverfahren<br />
beim Fernsehen.<br />
Aktueller Inhaber der Namensrechte ist<br />
die „<strong>Telefunken</strong> Licenses GmbH“, die Lizenzen<br />
zur Verwendung der Marke „<strong>Telefunken</strong>“<br />
vergibt und bis 2007 zur Daimler<br />
AG gehörte.<br />
4/2011 STEREO 27
TEST ANLAGE<br />
TELEFUNKEN CD 310<br />
um €500<br />
Maße: 43x8x29 cm (BxHxT)<br />
Garantie: 2 Jahre<br />
Vertrieb: Intron Electronic<br />
Tel. 06873/90050, www.telefunken.de<br />
Guter, hochwertig verarbeiteter und prima<br />
ausgestatteter CD-Player, der auch HDCDs<br />
und MP3 abspielt.<br />
28 STEREO 4/2011<br />
MESSERGEBNISSE*<br />
Frequenzgangabweichung max. 0,5 dB<br />
Rechteck-/Impulsverhalten gut<br />
Rauschabstand Digital 0 93 dB<br />
Quantisierungsrauschabstand 81 dB<br />
Klirrfaktor bei -60 dB 1,6 %<br />
Aliasingverzerrung bei -30 dB 0,028 %<br />
Linearitätsfehler bis -90 dB 0,5 dB<br />
Ausgangswiderstand bei 1 kHz 228 Ω<br />
Ausgangsspannung bei 0 dB 1,774 V<br />
Abtastsicherheit sehr gut<br />
Erschütterungsfestigkeit sehr gut<br />
Einlesezeit CD 11 s<br />
Leistungsaufnahme<br />
Aus | Standby | Leerlauf 0 |