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Kapitel 14 Wachstum und Technischer Fortschritt

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AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser<br />

<strong>Kapitel</strong> <strong>14</strong><br />

<strong>Wachstum</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Technischer</strong><br />

<strong>Fortschritt</strong><br />

Version: 13.12.2010


<strong>Wachstum</strong> <strong>und</strong> <strong>Technischer</strong> <strong>Fortschritt</strong><br />

<strong>Technischer</strong> <strong>Fortschritt</strong> kann viele Dimensionen haben.<br />

Er könnte bedeuten:<br />

Mehr Produktion bei gegebenem Kapital <strong>und</strong> Arbeit<br />

Bessere Produkte (mehr Sicherheit/Komfort)<br />

Neue Produkte (Fax/Handys)<br />

Eine größere Produktvielfalt<br />

Annahme: Für die Konsumenten sind nicht die<br />

Produkte selbst, sondern damit bereitgestellten<br />

Charakteristika entscheidend.<br />

Versteht man unter Produktion die Erstellung der den<br />

Gütern zugr<strong>und</strong>e liegenden Charakteristika, kann<br />

technischer <strong>Fortschritt</strong> so aufgefasst werden, dass er<br />

bei gegebenem Einsatz von Kapital <strong>und</strong> Arbeit mehr<br />

Produktion ermöglicht.<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 2


<strong>Technischer</strong> <strong>Fortschritt</strong> in der<br />

Produktionsfunktion<br />

Bezeichnet A den Stand der Technik, dann lässt sich<br />

die Produktionsfunktion wie folgt schreiben:<br />

( + ) ( + ) ( + )<br />

Y = F(K,N,A)<br />

Eine praktischere, aber restriktivere Form ist:<br />

Y = F(K,AN)<br />

Die Produktion hängt vom Kapital <strong>und</strong> von dem mit<br />

dem Stand der Technik multiplizierten Arbeitseinsatz<br />

ab.<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 3


<strong>Technischer</strong> <strong>Fortschritt</strong> in der<br />

Produktionsfunktion<br />

Growth<br />

Accounting für<br />

Deutschland<br />

<strong>Technischer</strong><br />

<strong>Fortschritt</strong> erklärt<br />

den größten Teil<br />

des BIP-<br />

<strong>Wachstum</strong>s in<br />

Deutschland.<br />

Im Rahmen des<br />

Growth Accounting<br />

wird A häufig als<br />

Solow Residuum<br />

bezeichnet.<br />

6%<br />

4%<br />

2%<br />

0%<br />

-2%<br />

-4%<br />

<strong>Wachstum</strong>sraten<br />

-6%<br />

1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005<br />

Kapital (Beitrag) Technologie Arbeit (Beitrag) BIP<br />

035 . 065 .<br />

Y = AK N ⇒ gY = g A + 035 . g K + 065 . gN<br />

<br />

<strong>Wachstum</strong>sbeitrag <strong>Wachstum</strong>sbeitrag<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 4


<strong>Technischer</strong> <strong>Fortschritt</strong> in der<br />

Produktionsfunktion<br />

<strong>Technischer</strong> <strong>Fortschritt</strong> verringert die Zahl der<br />

Beschäftigten, die notwendig sind, um eine bestimmte<br />

Menge zu produzieren.<br />

<strong>Technischer</strong> <strong>Fortschritt</strong> erhöht AN. Darunter kann<br />

man sich die Menge an effektiver Arbeit in einer<br />

Volkswirtschaft vorstellen.<br />

Annahme: Konstante Skalenerträge<br />

2Y = F( 2K, 2AN)<br />

Allgemeiner: für beliebige x, gilt:<br />

xY = F( xK,xAN )<br />

Annahme: abnehmende Grenzerträge für K <strong>und</strong> AN<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 5


<strong>Technischer</strong> <strong>Fortschritt</strong> in der<br />

Produktionsfunktion<br />

Ziel ist, einen Steady State herzuleiten, in dem gewisse<br />

Größen konstant bleiben.<br />

Da Y, K <strong>und</strong> AN wachsen, ist es sinnvoll, eine<br />

Beziehung zwischen Produktion <strong>und</strong> Kapital je effektiver<br />

Arbeit zu formulieren:<br />

Y ⎛ K ⎞ ⎛ K ⎞<br />

= F ⎜ , 1⎟<br />

= f ⎜ ⎟<br />

AN ⎝AN ⎠ ⎝AN⎠ In Worten: Die Produktion je effektiver Arbeit (linke<br />

Seite) ist eine Funktion des Verhältnisses von Kapital<br />

zu effektiver Arbeit (rechte Seite).<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 6


<strong>Technischer</strong> <strong>Fortschritt</strong> in der<br />

Produktionsfunktion<br />

Produktion je<br />

effektiver Arbeit<br />

versus Kapital je<br />

effektiver Arbeit<br />

Aufgr<strong>und</strong> abnehmender<br />

Erträge von Kapital führt<br />

ein höherer Kapitalbestand<br />

zu einem immer<br />

kleineren Zuwachs der<br />

Produktion (beides<br />

jeweils im Verhältnis zur<br />

effektiven Arbeit).<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 7


Die Wechselwirkung zwischen Produktion<br />

<strong>und</strong> Kapital<br />

Die Dynamik von Produktion <strong>und</strong> Kapital je<br />

Beschäftigten beinhaltet:<br />

1. Die Beziehung zwischen Produktion <strong>und</strong> Kapital je<br />

Beschäftigten:<br />

I = S = sY<br />

Teilt man beide Seiten durch die effektive Arbeit AN:<br />

I ⎛ Y ⎞<br />

= s ⎜ ⎟<br />

AN ⎝AN ⎠<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 8


Die Wechselwirkung zwischen Produktion<br />

<strong>und</strong> Kapital<br />

Die Dynamik von Produktion <strong>und</strong> Kapital je<br />

Beschäftigten beinhaltet:<br />

2. Die Beziehung zwischen Investition <strong>und</strong> Kapital<br />

je Beschäftigten:<br />

Y K<br />

Gegeben, dass<br />

⎛ ⎞<br />

= f ⎜ ⎟<br />

AN ⎝AN ⎠<br />

Dann gilt<br />

I ⎛ K ⎞<br />

= sf ⎜ ⎟<br />

AN ⎝AN ⎠<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 9


Die Wechselwirkung zwischen Produktion<br />

<strong>und</strong> Kapital<br />

Die Dynamik von Produktion <strong>und</strong> Kapital je<br />

Beschäftigten beinhaltet:<br />

3. Um den Kapitalbestand je effektiver Arbeit konstant<br />

zu halten, ist folgendes Investitionsniveau<br />

erforderlich:<br />

( )<br />

I =δ K + g + g K = ( δ+ g + g )K<br />

A N A N<br />

g A : <strong>Wachstum</strong>srate des technischen <strong>Fortschritt</strong>s<br />

g N : <strong>Wachstum</strong>srate der Bevölkerung<br />

δ: Abschreibungsrate des Kapitals<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 10


Die Wechselwirkung zwischen Produktion<br />

<strong>und</strong> Kapital<br />

Die Dynamik von Produktion <strong>und</strong> Kapital je<br />

Beschäftigten beinhaltet:<br />

3. In <strong>Kapitel</strong> 13 war unterstellt, dass gA = gN = 0. Somit<br />

galt im Steady State:<br />

I = δK<br />

Dies gewährleistete, dass K/N konstant war.<br />

Wenn die Bevölkerung bzw. die Beschäftigten <strong>und</strong><br />

das technische Wissen im Zeitablauf wachsen,<br />

nimmt die effektive Bevölkerung AN im Zeitablauf zu.<br />

Um also K/AN konstant zu halten, reicht es nicht<br />

aus, nur der Kapitalstock konstant zu halten; er muss<br />

vielmehr mit der <strong>Wachstum</strong>srate der Beschäftigten<br />

<strong>und</strong> des technischen <strong>Fortschritt</strong>s wachsen.<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 11


Die Wechselwirkung zwischen Produktion<br />

<strong>und</strong> Kapital<br />

Die Dynamik von Produktion <strong>und</strong> Kapital je<br />

Beschäftigten beinhaltet:<br />

3. Das Investitionsniveau je effektiver Arbeit, das nötig<br />

ist, um den Kapitalbestand je effektiver Arbeit<br />

konstant zu halten:<br />

I K<br />

= ( δ+ gA + g N )<br />

AN AN<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 12


Die Wechselwirkung zwischen Produktion<br />

<strong>und</strong> Kapital<br />

Die dynamische<br />

Entwicklung von<br />

Kapital je effektiver<br />

Arbeit <strong>und</strong> Produktion<br />

je effektiver Arbeit<br />

Kapitalbestand <strong>und</strong><br />

Produktion (jeweils je<br />

effektiver Arbeit)<br />

konvergieren langfristig<br />

gegen konstante Werte.<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 13


Die Dynamik des Kapitals <strong>und</strong> der Produktion<br />

Bei (K/AN) 0, übersteigen<br />

die tatsächlichen<br />

Investitionen das Niveau,<br />

das nötig wäre um das<br />

Niveau an Kapital je<br />

effektiver Arbeit<br />

aufrechtzuerhalten.<br />

K/AN steigt an.<br />

Die lange Frist, bzw. der<br />

Steady State ist dadurch<br />

gekennzeichnet, dass das<br />

Verhältnis von Kapitalstock<br />

<strong>und</strong> Produktion zu<br />

effektiver Arbeit konstant<br />

bleibt. Ihre Steady State<br />

Werte sind (K/AN)* <strong>und</strong><br />

(Y/AN)*.<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie <strong>14</strong>


Die Dynamik des Kapitals <strong>und</strong> der Produktion<br />

Im Steady State wächst die Produktion (Y) mit der<br />

gleichen Rate wie die effektive Arbeit (AN). Die<br />

effektive Arbeit wächst mit der Rate (gA + gN ),<br />

deswegen entspricht auch das Produktionswachstum<br />

im Steady State (gA + gN ). Der Kapitalbestand je<br />

effektiver Arbeit entwickelt sich ebenfalls mit (gA + gN ).<br />

Die <strong>Wachstum</strong>srate der Produktion ist unabhängig von<br />

der Sparquote.<br />

Weil Produktion, Kapital <strong>und</strong> effektive Arbeit alle mit<br />

der gleichen Rate (gA + gN ) wachsen, wird der Steady<br />

State einer Volkswirtschaft auch als ausgewogener<br />

<strong>Wachstum</strong>spfad (balanced growth path) bezeichnet.<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 15


Die Dynamik des Kapitals <strong>und</strong> der Produktion<br />

<strong>Wachstum</strong> im Steady State<br />

<strong>Wachstum</strong>srate:<br />

1 Kapital je effektiver Arbeit<br />

2<br />

3<br />

Produktion je effektiver Arbeit<br />

Kapital je Beschäftigten<br />

4 Produktion je Beschäftigten<br />

gA 5 Arbeit<br />

gN 6 Kapital<br />

gA + gN 7 Produktion<br />

gA + gN 0<br />

0<br />

g A<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 16


Der Einfluss der Sparquote<br />

Anstieg der Sparquote<br />

Je höher die<br />

Sparquote, desto höher<br />

sind langfristig sowohl<br />

Produktion wie Kapital<br />

im Verhältnis zu<br />

effektiver Arbeit.<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 17


Der Einfluss der Sparquote<br />

Anstieg der Sparquote<br />

Eine höhere Sparquote<br />

lässt die Wirtschaft<br />

schneller wachsen, bis<br />

sie ihren neuen, ausgewogenen<strong>Wachstum</strong>spfad<br />

erreicht hat.<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 18


Der Einfluss der Sparquote<br />

Warum eine logarithmische Skalierung?<br />

Wenn eine Variable mit konstanter Rate wächst,<br />

dann beschreibt sie im Zeitablauf einen<br />

exponentiellen Pfad:<br />

t = 0 :Yt=<br />

100<br />

t = 1:Y = 100⋅ 1. 05 = 105<br />

( )<br />

( )<br />

t = 2 :Y = 105⋅ 1. 05 = 100⋅ 1. 05 = 110. 25<br />

…<br />

t<br />

t<br />

t = n:Y = 100⋅ 1. 05<br />

t<br />

n<br />

2<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 19


Der Einfluss der Sparquote<br />

Warum eine logarithmische Skalierung?<br />

Wenn eine Variable mit konstanter Rate wächst,<br />

dann beschreibt sie im Zeitablauf einen<br />

exponentiellen Pfad:<br />

lineare Skalierung<br />

<strong>14</strong>000<br />

12000<br />

10000<br />

8000<br />

6000<br />

4000<br />

2000<br />

0<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />

n<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 20


Der Einfluss der Sparquote<br />

Warum eine logarithmische Skalierung?<br />

Wenn man eine exponentielle Funktion auf einer<br />

logarithmischen Skala abträgt, erhält man einen<br />

linearen Verlauf:<br />

logarithmische Skalierung<br />

100000<br />

10000<br />

1000<br />

100<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />

n<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 21


Was bestimmt den technischen <strong>Fortschritt</strong>?<br />

Technologischer <strong>Fortschritt</strong> in modernen<br />

Volkswirtschaften ist das Ergebnis der Forschungs<strong>und</strong><br />

Entwicklungstätigkeit (F&E).<br />

F&E Ausgaben belaufen sich in den USA, Frankreich,<br />

Japan, Deutschland <strong>und</strong> UK auf etwa 2 bis 3% des BIP.<br />

F&E Ausgaben hängen ab von:<br />

Der Produktivität des Forschungsprozesses, d.h. wie sich<br />

F&E Ausgaben in neuen Ideen <strong>und</strong> Produkten ausdrücken.<br />

Der Profitabilität des Forschungsprozesses, d.h. inwieweit<br />

die Unternehmen von Investitionen in eigene F&E profitieren.<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 22


Die Produktivität des Forschungsprozesses<br />

Die Determinanten der Produktivität sind u.a.:<br />

Die erfolgreiche Interaktion zwischen Gr<strong>und</strong>lagenforschung<br />

(die Suche nach generellen Prinzipien <strong>und</strong> Resultaten) <strong>und</strong><br />

angewandter Forschung (der Umsetzung dieser Resultate in<br />

spezifische Verfahren).<br />

Das Land: Einige Länder scheinen in der<br />

Gr<strong>und</strong>lagenforschung erfolgreicher zu sein, andere in der<br />

angewandten F&E (Rolle des Bildungssystems).<br />

Die Zeit: Es dauert oft viele Jahre, bis das volle Potenzial<br />

einer großen Entdeckung realisiert wird.<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 23


Die Profitabilität des Forschungsprozesses<br />

Wenn Firmen nicht in der Lage sind, die Früchte der<br />

Entwicklung neuer Produkte zu ernten, dann werden<br />

sie F&E gar nicht erst betreiben. Spezielle<br />

Determinanten sind hier:<br />

Die Natur des Forschungsprozesses: Lohnt es sich, der<br />

Erste zu sein, der ein neues Produkt entwickelt?<br />

Der Schutz von Eigentumsrechten: Patente geben dem<br />

Unternehmen, das ein neues Produkt entwickelt hat, für eine<br />

bestimmte Zeit das Recht, andere von der Produktion bzw.<br />

Nutzung dieses Produkts auszuschließen.<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 24


Ein neuer Blick auf die Fakten des<br />

<strong>Wachstum</strong>s<br />

Kapitalakkumulation versus <strong>Technischer</strong><br />

<strong>Fortschritt</strong><br />

Schnelles <strong>Wachstum</strong> kann zwei Ursachen haben:<br />

Eine höhere Rate des technischen <strong>Fortschritt</strong>s. Wenn g A höher<br />

ist, dann ist die gleichgewichtige <strong>Wachstum</strong>srate der Produktion<br />

(g Y = g A + g N) ebenfalls höher. In diesem Fall ist die<br />

<strong>Wachstum</strong>srate der Produktion (je Beschäftigten) gleich der<br />

des technischen <strong>Fortschritt</strong>s.<br />

Die Anpassung des Verhältnisses von Kapital zu effektiver<br />

Arbeit, K/AN, an ein höheres Niveau. In diesem Fall ist die<br />

<strong>Wachstum</strong>srate der Produktion (je Beschäftigten) höher als die<br />

des technischen <strong>Fortschritt</strong>s<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 25


Kapitalakkumulation versus <strong>Technischer</strong><br />

<strong>Fortschritt</strong><br />

Durchschnittliche <strong>Wachstum</strong>sraten der Produktion pro Kopf <strong>und</strong><br />

des technischen <strong>Fortschritt</strong>s in fünf reichen Staaten, 1950-1987<br />

<strong>Wachstum</strong>srate der<br />

Produktion pro Kopf (%)<br />

1950-73<br />

(1)<br />

1973-87<br />

(2)<br />

Veränderung<br />

(3)<br />

Frankreich 4.0 1.8 −2.2<br />

Deutschland 4.9 2.1 −2.8<br />

Japan 8.0 3.1 −4.9<br />

<strong>Wachstum</strong>srate des<br />

technischen <strong>Fortschritt</strong>s (%)<br />

1950-73<br />

(4)<br />

1973-87<br />

(5)<br />

Veränderung<br />

(6)<br />

Großbritannien 2.5 1.8 −0.7 2.3 1.7 −0.6<br />

Vereinigte Staaten 2.2 1.6 −0.6 2.6 0.6 −2.0<br />

Durchschnitt 4.3 2.1 −2.2 4.4 1.6 −2.8<br />

4.9<br />

5.6<br />

6.4<br />

2.3 −2.6<br />

1.9<br />

1.7<br />

−3.7<br />

−4.7<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 26


Kapitalakkumulation versus <strong>Technischer</strong><br />

<strong>Fortschritt</strong><br />

Bevölkerung ( P)= Erwerbspersonen ( L)<br />

+<br />

+ Personen außerhalb der Erwerbsbevölkerung +<br />

+ Personen im nicht erwerbsfähigen Alter<br />

L = N + U<br />

<strong>Wachstum</strong>srate BIP pro Kopf = gY − gP<br />

<strong>Wachstum</strong>srate BIP je Beschäftigten = gY<br />

− gN<br />

⇒ identisch, wenn gP = gN, oder wenn N P = const. über die Zeit<br />

⇒<br />

d.h. konstante Arbeitslosenquote, konstante Partizipationsrate<br />

<strong>und</strong> konstanter Anteil der Jungen <strong>und</strong> Alten an der Bevölkerung<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 27


70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

Kapitalakkumulation versus <strong>Technischer</strong><br />

<strong>Fortschritt</strong><br />

Anteil der Beschäftigten an der Gesamtbevölkerung<br />

20%<br />

1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005<br />

Germany United States Quelle: AMECO<br />

v.a. in den USA<br />

ist g N > g P , deshalb<br />

ist die<br />

<strong>Wachstum</strong>srate<br />

pro Kopf größer<br />

als die <strong>Wachstum</strong>srate<br />

je<br />

Beschäftigten<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 28


Kapitalakkumulation versus <strong>Technischer</strong><br />

<strong>Fortschritt</strong><br />

Durchschnittliche <strong>Wachstum</strong>sraten der Produktion pro Kopf <strong>und</strong><br />

des technischen <strong>Fortschritt</strong>s in fünf reichen Staaten, 1950-1987<br />

<strong>Wachstum</strong>srate der<br />

Produktion pro Kopf (%)<br />

1950-73<br />

(1)<br />

1973-87<br />

(2)<br />

Veränderung<br />

(3)<br />

Frankreich 4.0 1.8 −2.2<br />

Deutschland 4.9 2.1 −2.8<br />

Japan 8.0 3.1 −4.9<br />

<strong>Wachstum</strong>srate des<br />

technischen <strong>Fortschritt</strong>s (%)<br />

1950-73<br />

(4)<br />

1973-87<br />

(5)<br />

Veränderung<br />

(6)<br />

Großbritannien 2.5 1.8 −0.7 2.3 1.7 −0.6<br />

Vereinigte Staaten 2.2 1.6 −0.6 2.6 0.6 −2.0<br />

Durchschnitt 4.3 2.1 −2.2 4.4 1.6 −2.8<br />

4.9<br />

5.6<br />

6.4<br />

2.3 −2.6<br />

1.9<br />

1.7<br />

−3.7<br />

−4.7<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 29


Kapitalakkumulation versus <strong>Technischer</strong><br />

<strong>Fortschritt</strong><br />

Die Tabelle illustriert drei zentrale Ergebnisse:<br />

1. Die Periode hohen Produktionswachstums zwischen 1950 <strong>und</strong><br />

1973 ist auf rapiden technischen <strong>Fortschritt</strong> zurückzuführen, nicht<br />

auf ungewöhnlich hohe Kapitalakkumulation.<br />

vgl. Spalte (1) mit (4): g Y/N ≈ g A<br />

d.h. die These, dass hohe <strong>Wachstum</strong> in der Nachkriegszeit sei eine<br />

Folge der Kapitalzerstörung während des 2. Weltkrieges <strong>und</strong> der<br />

darauf folgenden verstärkten Kapitalakkumulation, ist widerlegt<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 30


Kapitalakkumulation versus <strong>Technischer</strong><br />

<strong>Fortschritt</strong><br />

Die Tabelle illustriert drei zentrale Ergebnisse:<br />

2. Die Abschwächung des <strong>Wachstum</strong>s seit 1973 ist auf einen<br />

Rückgang der Rate des technischen <strong>Fortschritt</strong>s zurückzuführen,<br />

nicht auf ungewöhnlich geringe Kapitalakkumulation.<br />

vgl. Spalte (3) mit (6): ΔgY/N ≈ΔgA d.h. die Abschwächung des <strong>Wachstum</strong>s ist nicht Folge des<br />

Rückgangs der Sparquoten seit 1970<br />

warum die Rate des technischen <strong>Fortschritt</strong>s zurückgegangen ist,<br />

ist nicht wirklich klar<br />

möglicherweise liegt es daran, dass wir technischen <strong>Fortschritt</strong><br />

nicht richtig messen<br />

außerdem ist unser Wissen über die Determinanten des<br />

technischen <strong>Fortschritt</strong>s unvollkommen<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 31


Kapitalakkumulation versus <strong>Technischer</strong><br />

<strong>Fortschritt</strong><br />

45%<br />

40%<br />

35%<br />

30%<br />

25%<br />

20%<br />

15%<br />

10%<br />

5%<br />

0%<br />

Sparquoten<br />

1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005<br />

Germany United States Japan France United Kingdom<br />

Quelle: AMECO<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 32


Kapitalakkumulation versus <strong>Technischer</strong><br />

<strong>Fortschritt</strong><br />

Die Tabelle illustriert drei zentrale Ergebnisse:<br />

3. Die Konvergenz der pro Kopf Produktion zwischen den Ländern<br />

beruht eher auf höherem technischem <strong>Fortschritt</strong> als auf<br />

schnellerer Kapitalakkumulation.<br />

Spalten (4) <strong>und</strong> (5): g A (Land i) > g A (USA)<br />

daraus ließe sich schlussfolgern, dass das schnellere <strong>Wachstum</strong><br />

während des Konvergenzprozesses nicht als Folge eines<br />

beschleunigten Kapitalakkumulationsprozesses zu erklärten ist<br />

vielmehr handelt es sich um einen Aufholprozess beim Stand des<br />

technologischen Wissens (also eine Konvergenz der<br />

Technologieniveaus)<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 33


Epilog: Das Geheimnis des <strong>Wachstum</strong>s<br />

Die Unterschiede in der Produktion je Beschäftigten<br />

zwischen armen <strong>und</strong> reichen Ländern sind zum Großteil<br />

auf unterschiedliche Technologieniveaus<br />

zurückzuführen.<br />

Aus einigen Gründen ist es für arme Länder unmöglich,<br />

diese Technologielücke zu schließen.<br />

Diese Gründe sind z.B. politische Instabilität, schwache<br />

Eigentumsrechte, ein Mangel an Unternehmern <strong>und</strong><br />

schwach entwickelte Finanzmärkte.<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 34


Epilog: Das Geheimnis des <strong>Wachstum</strong>s<br />

Die armen Länder, die in den letzten 20 Jahren schnell<br />

gewachsen sind, erfuhren eine rasche Akkumulation<br />

von physischem Kapital <strong>und</strong> von Humankapital.<br />

Einige dieser Länder wie z.B. Hongkong vertrauten<br />

dabei auf die Bedeutung des internationalen Handels,<br />

der freien Märkte <strong>und</strong> geringer staatlicher Intervention,<br />

wohingegen andere Länder wie z.B. Korea <strong>und</strong><br />

Singapur auf staatliche Intervention <strong>und</strong> gezielte<br />

Industriepolitik zur Förderung des <strong>Wachstum</strong>s<br />

bestimmter Industrien vertrauten.<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 35


Epilog: Das Geheimnis des <strong>Wachstum</strong>s<br />

Kapitalakkumulation versus <strong>Technischer</strong> <strong>Fortschritt</strong><br />

in China 1980-2003<br />

BIP <strong>Wachstum</strong><br />

(%)<br />

<strong>Wachstum</strong> des BIP<br />

pro Kopf (%)<br />

Rate des Technischen<br />

<strong>Fortschritt</strong>s (%)<br />

9.7 8.0 8.2<br />

Die Natur des Technischen <strong>Fortschritt</strong>s unterscheidet sich zwischen<br />

entwickelten <strong>und</strong> weniger entwickelten Volkswirtschaften. Je<br />

entwickelter eine Volkswirtschaft, desto mehr neue Ideen,<br />

Produktionsprozesse <strong>und</strong> Produkte werden entwickelt.<br />

Weniger entwickelte Volkswirtschaften imitieren neue Technologien<br />

anstatt sie zu entwickeln. Dies erklärt, warum Konvergenz zwischen<br />

den Ländern typischerweise die Form eines technologischen<br />

Aufholprozesses annimmt.<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 36

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