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Prof. Dr. Volker Ulrich - Forums Gesundheitswirtschaft Basel

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LEHRSTUHL FÜR VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE III - FINANZWISSENSCHAFT<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Volker</strong> <strong>Ulrich</strong><br />

Universität Bayreuth<br />

Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre III,<br />

insb. Finanzwissenschaft<br />

www.fiwi.uni-bayreuth.de<br />

Gesundheitspolitik in einer alternden Gesellschaft:<br />

Chance oder Gefahr?<br />

Forum <strong>Gesundheitswirtschaft</strong> <strong>Basel</strong><br />

<strong>Basel</strong><br />

27./28. Juni 2013


Gesundheitspolitik in einer alternden Gesellschaft:<br />

Chance oder Gefahr?<br />

1. Einleitung<br />

2. Gefahren: Treiber der Gesundheitsausgaben<br />

3. Chance der Gesundheitspolitik: Koordinierte Versorgung<br />

4. Ausblick<br />

Gliederung<br />

LEHRSTUHL FÜR VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE III - FINANZWISSENSCHAFT<br />

2


Probleme auf der Finanzierungs- und Leistungsseite<br />

o Dauerbaustelle Gesundheitsreform<br />

MC/Einheitskasse<br />

Finanzierung unter SwissDRG<br />

Demographie und technischer Fortschritt:<br />

o Altenquotient CH: von 39 auf 74 (2060)<br />

o Bei den über 80jährigen<br />

1. Einleitung<br />

Herausforderungen für die Schweizer Gesundheitspolitik<br />

Nahezu Verdreifachung: von 5% auf 14% (2060)<br />

o Fernere Lebenserwartung:<br />

CH: von 19,4 auf 23,0 (2045/50)<br />

LEHRSTUHL FÜR VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE III - FINANZWISSENSCHAFT<br />

3


Studien zeigen, dass ältere Menschen multimorbide sind und an<br />

chronischen Erkrankungen leiden:<br />

Aber:<br />

1. Einleitung<br />

o Ca. die Hälfte der über 65-Jährigen weisen drei oder mehr relevante<br />

chronische Erkrankungen auf<br />

o Etwa ein Viertel der über 70-Jährigen leiden an fünf und mehr<br />

Erkrankungen<br />

o Lebenserwartung alle 10 Jahre um rund 1 Jahr ansteigt, was im<br />

historischen Kontext noch nie dagewesen ist<br />

o Länger gesund zu leben ist ansatzweise bereits Realität<br />

Zentrale Frage zur Kompressionsthese:<br />

o Altern Menschen gesund quasi von alleine? (unterstützt durch<br />

Umwelt, Arbeitsbedingungen, Bildung, Lebensstil) oder<br />

o Benötigt man insb. ein gutes Versorgungsmanagement, das ältere<br />

Menschen durch eine koordinierte Basisversorgung bei zentralen<br />

chronischen Krankheiten gut und günstig versorgt.<br />

LEHRSTUHL FÜR VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE III - FINANZWISSENSCHAFT 4


2. Gefahren: Treiber der Gesundheitsausgaben<br />

Was treibt die Gesundheitsausgaben?<br />

Steckt das Gesundheitswesen in einer Fortschrittsfalle?<br />

Paradoxon der modernen Medizin (Walter Krämer)<br />

Wie kann eine umfassende medizinische Versorgung für die gesamte,<br />

älter werdende Gesellschaft gesichert werden?<br />

Welche Bedeutung besitzen einzelne Einflussfaktoren?<br />

o Einkommen<br />

o Technischer Fortschritt<br />

o Demographie<br />

o angebots- und nachfrageseitige Effekte (Arztdichte, Spitaldichte,<br />

soziodemographische Merkmale etc.).<br />

LEHRSTUHL FÜR VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE III - FINANZWISSENSCHAFT 5


Quelle: OECD 2011.<br />

2. Gefahren: Treiber der Gesundheitsausgaben<br />

Gesundheitssysteme in der Krise: Ausgaben<br />

Einkommen als Treiber: Gesundheit als superiores Gut<br />

LEHRSTUHL FÜR VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE III - FINANZWISSENSCHAFT<br />

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Demographie<br />

als Treiber<br />

2. Gefahren: Treiber der Gesundheitsausgaben<br />

LEHRSTUHL FÜR VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE III - FINANZWISSENSCHAFT 7


2. Gefahren: Treiber der Gesundheitsausgaben<br />

Altenquotient in ausgewählten Länder (2005 und 2050)<br />

Quelle: UN World Population Prospects, The 2004 Revision, mittlere Variante.<br />

LEHRSTUHL FÜR VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE III - FINANZWISSENSCHAFT 8


2. Gefahren: Treiber der Gesundheitsausgaben<br />

Fernere Lebenserwartung der 65- und 80-Jährigen in ausgewählten<br />

Ländern 2000/2005 und 2045/2050 (Zuwachs)<br />

Quelle: UN World Population Prospects, The 2004 Revision, mittlere Variante.<br />

LEHRSTUHL FÜR VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE III - FINANZWISSENSCHAFT 9


2. Gefahren: Treiber der Gesundheitsausgaben<br />

Folgen der demographischen Entwicklung:<br />

o grosse Betreuungs- und Pflegelasten<br />

o Alterung der Bevölkerung schlägt sich im Arbeitskräfteangebot nieder<br />

Ab 2020 Stagnation; hernach leichte Abnahme Erwerbsbevölkerung<br />

Jährliche Nettozuwanderung von 50 000 Personen einkalkuliert<br />

2030 dürfte das Defizit rund 400 000 Arbeitskräfte betragen<br />

Gegenstrategien für den demographischen Effekt:<br />

o Erhöhte Erwerbsbeteiligung älterer Arbeitnehmer sowie von Frauen (im<br />

internationalen Vergleich steht die Schweiz in beiden Bereichen gut da)<br />

Aber: Arbeitskräftereserven sind dann aber auch nicht so gross wie<br />

in anderen Ländern<br />

o Bedeutung der Migration zur externen Versorgung des Arbeitsmarkts<br />

o Arbeitsproduktivität in der Schweiz international nur mittelmässig und<br />

folglich verbesserungsfähig<br />

o Flexibilisierung des Rentenalters.<br />

LEHRSTUHL FÜR VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE III - FINANZWISSENSCHAFT 10


2. Gefahren: Treiber der Gesundheitsausgaben<br />

Nähe zum Tod als Treiber: Sterbekosten<br />

LEHRSTUHL FÜR VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE III - FINANZWISSENSCHAFT<br />

11


2. Gefahren: Treiber der Gesundheitsausgaben<br />

Signifikanter Einfluss der Nähe zum Tod auf die Gesundheitsausgaben.<br />

Frage: Wie viel Einfluss verbleibt für die Demographie?<br />

o Indirekte Antwort mit Hilfe eines Experiments (Breyer/Felder 2006):<br />

Geschätzte Ausgabenprofile für Verstorbene und Überlebende<br />

Prognose für die Schweizer Bevölkerung bis 2060<br />

s-Modell: Sterbekosten und Ausgaben in den fünf letzten<br />

Lebensjahren<br />

n-Modell: naive Status-quo-Hochrechnung der Ausgaben<br />

Lediglich 10 Prozent Anstieg bei unveränderter<br />

Medizintechnik:<br />

Verdoppelung bei moderatem technischen Fortschritt (1<br />

Prozent pro Jahr)<br />

Fehler der naiven Prognose:<br />

24% im rein demographischen Modell, 5% bei moderatem<br />

technischen Fortschritt.<br />

LEHRSTUHL FÜR VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE III - FINANZWISSENSCHAFT 12


Einkommen und technischer Fortschritt: entscheidende Treiber für die<br />

Entwicklung der Gesundheitsausgaben.<br />

Nachfrageseite:<br />

o Alterung der Bevölkerung (schwache Kompression bei gutem<br />

Versorgungsmanagement)<br />

o Weitere nachfrageseitige Faktoren<br />

Einpersonenhaushalte<br />

Ausländeranteil<br />

Multimorbidität<br />

Lebensstil<br />

Angebotsseite:<br />

o angebotsinduzierte Nachfrage?<br />

o Hohe Arzt-, Facharztdichte, Spital-Bettendichte in der Schweiz<br />

Umfeldvariablen:<br />

o Arbeitsumfeld<br />

o Wohnumfeld<br />

o Bildung.<br />

2. Gefahren: Treiber der Gesundheitsausgaben<br />

LEHRSTUHL FÜR VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE III - FINANZWISSENSCHAFT<br />

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2. Gefahren: Treiber der Gesundheitsausgaben<br />

Risiko fehlende Nachhaltigkeit umlagefinanzierter Systeme<br />

Generationenbilanz: Entwicklung Anfang der 1990er-Jahre in den<br />

USA<br />

Ziel:<br />

o Langfristige Analyse der Fiskal- und Sozialpolitik<br />

Methode:<br />

o Renten- und Steuerzahlungen werden mit Hilfe altersspezifischer<br />

<strong>Prof</strong>ile einzelnen Jahrgängen zugewiesen und unter Zuhilfenahme<br />

von Bevölkerungsprojektionen in die Zukunft fortgeschrieben<br />

Zwei zentrale Indikatoren zur Überprüfung der Nachhaltigkeit<br />

o Nachhaltigkeitslücke:<br />

Summe aus expliziter und impliziter Schuld<br />

zeigt, wie viel Rücklagen gebildet werden müssen, damit die<br />

heutigen Leistungsversprechen auch für die Zukunft<br />

finanzierbar bleibt<br />

o Implizite Schuld:<br />

Differenz aller künftiger Leistungen und Beiträge<br />

Informiert über intergenerative Umverteilung zu Lasten der<br />

Zukunft.<br />

LEHRSTUHL FÜR VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE III - FINANZWISSENSCHAFT<br />

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Quelle: Stiftung Marktwirtschaft 2008.<br />

2. Gefahren: Treiber der Gesundheitsausgaben<br />

Ergebnisse der internationalen Generationenbilanzierungen<br />

LEHRSTUHL FÜR VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE III - FINANZWISSENSCHAFT<br />

15


20%<br />

Menschen<br />

80%<br />

Leistungen<br />

3. Chance der Gesundheitspolitik: Koordinierte Versorgung<br />

Erfordernis einer koordinierten Versorgung<br />

75-80%<br />

aller<br />

Leistungen<br />

ca.<br />

3-5 Jahre<br />

vor dem<br />

Tod<br />

Koordination deshalb sinnvoll<br />

Mittel- bis<br />

langfristige<br />

Orientierung<br />

der Versorgung<br />

(Versorgungsmanagement,Prävention,<br />

Reha)<br />

Qualitätswettbewerb<br />

LEHRSTUHL FÜR VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE III - FINANZWISSENSCHAFT 16


Quelle: Eigene Darstellung.<br />

3. Chance der Gesundheitspolitik: Koordinierte Versorgung<br />

Wie soll der Versorgungsprozess gesteuert werden?<br />

Managed Competition (Enthoven)<br />

LEHRSTUHL FÜR VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE III - FINANZWISSENSCHAFT<br />

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Quelle: Eigene Darstellung .<br />

3. Chance der Gesundheitspolitik: Koordinierte Versorgung<br />

Versorgungsmanagement<br />

iii<br />

LEHRSTUHL FÜR VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE III - FINANZWISSENSCHAFT<br />

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3. Chance der Gesundheitspolitik: Koordinierte Versorgung<br />

Chancen für die Gesundheitspolitik:<br />

o Abstimmung zwischen Gesundheits- Renten, Arbeitsmarkt- und<br />

Bildungspolitik<br />

o Heutigen 70jährigen sind fitter und gesünder als Menschen, die früher<br />

so alt waren<br />

o Ganze Reihe von Leuten würden bspw. gerne in Teilzeit arbeiten<br />

o Umdenken in Politik und Wirtschaft stattfinden<br />

Entscheidungsträger agieren aktuell viel zu kurzsichtig<br />

Zentral:<br />

o Älteren Menschen sollten flexiblere Teilzeitregeln angeboten werden<br />

o Feste Altersregeln sind eine Art von Altersdiskriminierung<br />

o Schweiz ist hier nach wie vor zu unflexibel<br />

o Das Altern ist eine sehr individuelle Sache; deswegen braucht es auch<br />

individuelle Regeln<br />

Zentrale Aufgabe:<br />

o Menschen, die gesund altern, sollten ausreichend<br />

Vorsorgeangebote erhalten<br />

o Menschen, die chronisch krank und multimorbide sind benötigen eine<br />

Basisversorgung, die sie gegen zentrale chronischen Krankheiten<br />

bedarfsorientiert und günstig versorgt (Integrierte Versorgung).<br />

LEHRSTUHL FÜR VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE III - FINANZWISSENSCHAFT 19


4. Ausblick<br />

LEHRSTUHL FÜR VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE III - FINANZWISSENSCHAFT 20


4. Ausblick<br />

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!<br />

Kontakt: volker.ulrich@uni-bayreuth.de<br />

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