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Kapitel 3 Die offene Volkswirtschaft

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AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser<br />

<strong>Kapitel</strong> 3<br />

<strong>Die</strong> <strong>offene</strong><br />

<strong>Volkswirtschaft</strong><br />

Version: 8.11.2010


3.1 Offene Gütermärkte<br />

Deutsche Warenimporte und Warenexporte als Anteil am BIP, seit 1970<br />

Seit den 70er Jahren haben sich die Anteile der Warenexporte und<br />

Warenimporte am BIP verdoppelt.<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 2


<strong>Die</strong> Wahl zwischen in- und ausländischen<br />

Gütern<br />

Wenn Gütermärkte offen sind, dann müssen<br />

einheimische Konsumenten nicht nur ihre Konsumund<br />

Sparentscheidung treffen. Sie müssen auch noch<br />

entscheiden, ob sie inländische oder ausländische<br />

Güter kaufen.<br />

Im Zentrum dieser zweiten Entscheidung steht der<br />

Preis der inländischen Güter relativ zu dem Preis der<br />

ausländischen Güter - der Reale Wechselkurs.<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 3


Nominaler Wechselkurs<br />

Nominale Wechselkurse zwischen zwei Währungen<br />

lassen sich auf zwei ganz unterschiedliche Arten<br />

definieren:<br />

<strong>Die</strong> Mengennotierung: Sie gibt an, wie viele Einheiten der<br />

ausländischen Währung man für eine Einheit der<br />

inländischen Währung bezahlen muss.<br />

• z.B. 1,25 USD je EUR (Mengennotierung aus Sicht eines<br />

Europäers)<br />

<strong>Die</strong> Preisnotierung: Sie gibt den Preis für eine Einheit der<br />

ausländischen Währung in Einheiten inländischer Währung<br />

an.<br />

• z.B. 1,50 CHF je EUR (Preisnotierung aus der Sicht eines<br />

Schweizers)<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 4


Nominaler Wechselkurs<br />

Betrachten wir den Wechselkurs in Mengennotierung<br />

zwischen Euro und Dollar (aus Sicht des Euroraums):<br />

Eine Aufwertung des Euro bedeutet, dass man für einen<br />

Euro mehr Dollar-Einheiten bekommt. Gleichermaßen<br />

bedeutet eine Aufwertung des Euro, dass der Wechselkurs<br />

steigt.<br />

Eine Abwertung des Euro bedeutet, dass man für einen<br />

Euro weniger Dollar-Einheiten bekommt. Gleichermaßen<br />

bedeutet eine Abwertung des Euro, dass der Wechselkurs<br />

sinkt.<br />

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Nominaler Wechselkurs<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 6


Vom nominalen zum realen Wechselkurs<br />

Der Preis eines VW Golf in Deutschland sei 15.000 €.<br />

Ein Euro sei 1,25 Dollar wert. Der Preis des VW Golf<br />

in Dollar ist demnach 15.000 € x 1,25 Dollar pro Euro<br />

= 18.750 $.<br />

Wenn ein Cadillac in den USA 30.000 $ wert ist, dann<br />

ist der relative Preis des Golfs in Einheiten des<br />

Cadillacs gleich 18.750 $ / 30.000 $ = 0,625.<br />

Um dieses Beispiel zu verallgemeinern, um es auf<br />

alle Güter einer Ökonomie anwendbar zu machen,<br />

benutzt man als Preisindex für die gesamte Ökonomie<br />

den BIP-Deflator.<br />

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Vom nominalen zum realen Wechselkurs<br />

<strong>Die</strong> Konstruktion des<br />

realen Wechselkurses<br />

Der reale Wechselkurs<br />

ist gleich dem nominalen<br />

Wechselkurs<br />

multipliziert mit dem<br />

inländischen Preisniveau<br />

dividiert durch<br />

das ausländische<br />

Preisniveau.<br />

EP<br />

P<br />

ε ≡<br />

∗<br />

E = Preis eines Euro in $<br />

P = Preis der deutschen Güter in €<br />

EP = Preis der deutschen Güter in $<br />

P* = Preis der amerikanischen Güter in $<br />

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Realer Wechselkurs<br />

Nach unserer Definition des realen Wechselkurses in<br />

Mengennotierung entspricht eine reale Aufwertung<br />

einem Anstieg des realen Wechselkurses ε.<br />

Der Preis der inländischen Güter ausgedrückt in Einheiten<br />

der ausländischen Güter wird teurer.<br />

Eine reale Abwertung entspricht einem Sinken des<br />

realen Wechselkurses ε.<br />

Der Preis der inländischen Güter ausgedrückt in Einheiten<br />

der ausländischen Güter wird billiger.<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 9


Realer Wechselkurs<br />

Realer und nominaler Wechselkurs zwischen Deutschland und<br />

den Vereinigten Staaten, seit 1975<br />

Nominaler und realer Wechselkurs verlaufen nahezu parallel.<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 10


3.2 Zahlungsbilanz<br />

<strong>Die</strong> Zahlungsbilanz umfasst alle Transaktionen eines<br />

Landes mit dem Rest der Welt.<br />

Sie unterteilt sich in die Leistungsbilanz und in die<br />

Kapital- und Devisenbilanz.<br />

Das Saldo der Kapital- und Devisenbilanz und das der<br />

Leistungsbilanz sollten gleich sein. Allerdings gibt es<br />

Messfehler. Aus diesem Grund existiert in der<br />

Zahlungsbilanz der Posten statistische Diskrepanz.<br />

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Zahlungsbilanz<br />

positive Vorzeichen: Zahlungsforderungen des<br />

Inlands gegenüber dem Ausland (Zahlungen, die vom<br />

Ausland ins Inland fließen)<br />

Waren- und <strong>Die</strong>nstleistungsexporte<br />

Erwerbs- und Vermögenseinkommen (Primäreinkommen)<br />

der Inländer aus dem Ausland<br />

Übertragungen (laufend, wie z.B. Entwicklungshilfe) des<br />

Auslands ans Inland<br />

Vermögensübertragungen (einmalig, wie z.B.<br />

Schuldenerlasse, Erbschaften) vom Ausland ans Inland<br />

Kapitalimporte (Zunahme von Verbindlichkeiten gegenüber<br />

Ausländern )<br />

Devisenzuflüsse<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 12


Zahlungsbilanz<br />

<strong>Die</strong> deutsche<br />

Zahlungsbilanz<br />

2005 (Mrd. €)<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 13


Zahlungsbilanz<br />

<strong>Die</strong> deutsche<br />

Zahlungsbilanz<br />

2005 (Mrd. €)<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 14


Zahlungsbilanz<br />

<strong>Die</strong> Summe der Nettozahlungen in der Leistungsbilanz<br />

kann positiv sein. In diesem Fall hat ein Land einen<br />

Leistungsbilanzüberschuss. Wenn diese Summe<br />

negativ ist, hat es ein Leistungsbilanzdefizit.<br />

<strong>Die</strong> Kapitalbilanz kann positiv (negativ) sein, wenn die<br />

Veränderung ausländischer Bestände an deutschen<br />

Wertpapieren (=Kapitalimporte) größer (kleiner) ist als die<br />

Veränderung inländischer Bestände an ausländischen<br />

Wertpapieren (=Kapitalexporte). In diesem Fall spricht<br />

man von einem Kapitalbilanzüberschuss (-defizit)<br />

(beachte den widersprüchlichen Sprachgebrauch im<br />

Vergleich zum Leistungsbilanzdefizit).<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 15


3.3 Offene Finanzmärkte<br />

<strong>Die</strong> Entscheidung, ob man im In- oder Ausland<br />

investieren soll, hängt nicht nur von den<br />

Zinsunterschieden zwischen den Ländern, sondern<br />

auch von den Erwartungen über die zukünftige<br />

Entwicklung des nominalen Wechselkurses ab.<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 16


<strong>Die</strong> Wahl zwischen in- und ausländischen<br />

Kapitalanlagen<br />

<strong>Die</strong> erwartete Rendite einjähriger deutscher und US-amerikanischer<br />

Wertpapiere<br />

E i<br />

*<br />

t(1 +<br />

t )$<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 17


<strong>Die</strong> Wahl zwischen in- und ausländischen<br />

Kapitalanlagen<br />

Wenn sowohl deutsche als auch US - amerikanische<br />

Anleihen gehalten werden, dann müssen sie den<br />

gleichen erwarteten Ertrag liefern. Somit muss die<br />

folgende Arbitragebedingung erfüllt sein:<br />

⎛ 1 ⎞<br />

+ = + ⎜ ⎟<br />

⎝ ⎠<br />

*<br />

(1 it) Et(1 it<br />

) e<br />

E t + 1<br />

Wenn wir die Gleichung umstellen, erhalten wir die<br />

ungedeckte Zinsparität oder einfach Zinsparität:<br />

⎛ E ⎞<br />

+ i = + i ⎜ ⎟<br />

⎝ ⎠<br />

* t<br />

(1 t) (1 t ) e<br />

E t + 1<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 18


Zinssätze und Wechselkurse<br />

<strong>Die</strong> Beziehung zwischen dem inländischen nominalen<br />

Zinssatz, dem ausländischen nominalen Zinssatz und<br />

der erwarteten Abwertung der inländischen Währung<br />

kann wie folgt formalisiert werden:<br />

*<br />

(1 + it<br />

)<br />

(1 + it<br />

) =<br />

1 ( e<br />

+ ⎡ E )<br />

t+ 1 Et / E ⎤<br />

⎣<br />

− t⎦<br />

Eine gute Annäherung der obigen Beziehung stellt<br />

folgende Gleichung dar:<br />

e<br />

* Et+ 1 Et<br />

t t<br />

Et<br />

−<br />

≈ −<br />

i i<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 19


Zinssätze und Wechselkurse<br />

Folgenden Zusammenhang sollte man immer im Kopf<br />

behalten: Arbitrage impliziert, dass der inländische<br />

Zinssatz dem ausländischen Zinssatz entsprechen<br />

muss, abzüglich der erwarteten Aufwertungsrate der<br />

inländischen Währung.<br />

e<br />

*<br />

Falls E E , dann gilt: i = i<br />

t+ 1 t =<br />

e<br />

* Et+ 1 Et<br />

t t<br />

Et<br />

−<br />

≈ −<br />

i i<br />

t t<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 20


Prozent<br />

Zinssätze und Wechselkurse<br />

USD/EUR<br />

Bei rationalen Erwartungen<br />

gilt<br />

Ee t+1 = Et+1 + ut+1 Wenn die Zinsparität gilt,<br />

sollte auf höhere USD<br />

Zinsen eine Aufwertung<br />

der DEM/des EUR zu<br />

beobachten sein<br />

Zu beobachten sind aber<br />

lange Auf- bzw. Abwertungsphasen<br />

mit wechselnden<br />

Zinsdifferenzen<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 21


Offene Güter- und Finanzmärkte<br />

<strong>Die</strong> Wahl zwischen inländischen und ausländischen<br />

Gütern hängt hauptsächlich von dem Wechselkurs ab.<br />

<strong>Die</strong> Wahl zwischen inländischen und ausländischen<br />

Wertpapieren hängt hauptsächlich von ihrem relativen<br />

Ertrag ab. <strong>Die</strong>ser wiederum wird von den in- und<br />

ausländischen Nominalzinsen und der erwarteten<br />

Aufwertung der inländischen Währung determiniert.<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 22


3.4 <strong>Die</strong> IS-Funktion in der <strong>offene</strong>n<br />

<strong>Volkswirtschaft</strong><br />

<strong>Die</strong> Nachfrage nach inländischen Gütern<br />

In einer <strong>offene</strong>n <strong>Volkswirtschaft</strong>, ist die Nachfrage<br />

nach inländischen Gütern gegeben durch:<br />

IM<br />

Z ≡ C+ I + G− +<br />

X<br />

ε<br />

X … ausländische Nachfrage nach inländischen Gütern<br />

(Exporte)<br />

IM … inländische Nachfrage nach ausländischen Gütern in<br />

Einheiten der ausländischen Währung (Importe)<br />

In einer <strong>offene</strong>n <strong>Volkswirtschaft</strong>, ist die “inländische<br />

Nachfrage nach Gütern” (= C + I + G) nicht gleich der<br />

“Nachfrage nach inländischen Gütern.”<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 23


<strong>Die</strong> IS-Funktion in der <strong>offene</strong>n <strong>Volkswirtschaft</strong><br />

<strong>Die</strong> Bestimmungsgrößen von C, I, und G<br />

C+ I + G = C( Y − T) + I( Y, i) + G<br />

( + ) ( +− , )<br />

Der reale Wechselkurs beeinflusst zwar die<br />

Zusammensetzung der inländischen Nachfrage nach<br />

Gütern (im Hinblick auf den relativen Anteil<br />

ausländischer Güter), nicht aber deren aggregiertes<br />

Niveau.<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 24


<strong>Die</strong> IS-Funktion in der <strong>offene</strong>n <strong>Volkswirtschaft</strong><br />

<strong>Die</strong> Bestimmungsgrößen der Importe<br />

IM = IM( Y, ε ) = im0 + im1Y+ im2ε<br />

( + , + )<br />

Ein Anstieg des heimischen Einkommens erhöht die<br />

Nachfrage nach ausländischen Gütern.<br />

Ein höherer realer Wechselkurs führt dazu, dass<br />

ausländische Güter in inländischer Währung<br />

betrachtet billiger werden. <strong>Die</strong>s führt zu einer<br />

steigenden Nachfrage nach Importen.<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 25


<strong>Die</strong> IS-Funktion in der <strong>offene</strong>n <strong>Volkswirtschaft</strong><br />

<strong>Die</strong> Bestimmungsgrößen der Exporte<br />

* *<br />

X = XY ( , ε ) = x0 + xY 1 −x2ε<br />

( + , −)<br />

Ein Anstieg der ausländischen Produktion führt zu<br />

einer gesteigerten ausländischen Nachfrage und<br />

damit zu einem Anstieg der Exporte.<br />

Steigt der reale Wechselkurs ε (inländische Güter<br />

werden in Einheiten ausländischer Güter teurer),<br />

dann sinken die Exporte.<br />

Unsere Exporte sind die Importe anderer Länder.<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 26


<strong>Die</strong> IS-Funktion in der <strong>offene</strong>n <strong>Volkswirtschaft</strong><br />

• Der Gütermarkt ist im Gleichgewicht, wenn die<br />

inländische Produktion der Nachfrage nach<br />

inländischen Gütern entspricht:<br />

Y =<br />

Z<br />

• Wenn wir für alle Bestandteile der Nachfrage nach<br />

inländischen Gütern Z die gerade abgeleiteten<br />

Gleichungen einsetzen, erhalten wir:<br />

∗<br />

Y = C( Y − T) + I( Y, i) + G− IM( Y, ε )/ ε + X( Y , ε)<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 27


<strong>Die</strong> IS-Funktion in der <strong>offene</strong>n <strong>Volkswirtschaft</strong><br />

Beim gleichgewichtigem Produktionsniveau kann die<br />

Handelsbilanz sowohl ein Defizit als auch einen<br />

Überschuss aufweisen.<br />

Das Produktionsniveau, bei dem die Handelsbilanz<br />

ausgeglichen ist, ist durch die Gleichung<br />

gegeben.<br />

( *<br />

, ε )<br />

X Y<br />

=<br />

IM Y<br />

( , ε )<br />

ε<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 28


3.5 Determinanten des Gleichgewichts<br />

Welche Auswirkungen haben die Veränderungen der<br />

Nachfrage und des Wechselkurses auf die Produktion<br />

in einer <strong>offene</strong>n <strong>Volkswirtschaft</strong>?<br />

Wir beginnen unsere Analyse mit einer Erhöhung<br />

der inländischen Staatsausgaben.<br />

Im Anschluss daran werden wir untersuchen, wie<br />

sich ein Anstieg der ausländischen Nachfrage<br />

auswirkt.<br />

Schließlich diskutieren wir die Effekte einer<br />

Änderung des realen Wechselkurses.<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 29


Anstieg der inländischen Nachfrage<br />

Auswirkungen einer Staatsausgabenerhöhung<br />

<strong>Die</strong> Erhöhung der Staatsausgaben führt zu einer Ausweitung<br />

der Produktion und zu einem Handelsbilanzdefizit.<br />

direkter Erstrundeneffekt (G Y)<br />

indirekter Zweitrundeneffekt über den Multiplikator (Y C, I, IM)<br />

Der Multiplikator ist allerdings kleiner als in einer<br />

geschlossenen <strong>Volkswirtschaft</strong>.<br />

∗<br />

Y = C( Y − T) + I( Y, i) + G+ X( Y , ε) −IM(<br />

Y,<br />

ε)<br />

*<br />

Y = c + c ( Y − T) + b + bY − b i + G+ x + xY −x ε −im −imY −im<br />

ε<br />

0 1 0 1 2 0 1 2 0 1 2<br />

( 1−c1<br />

− b1 + im1) Y = c0 *<br />

+ b0 + x0 −im0 − c1T+ G − b2i+ x1Y− ( x2 + im2)<br />

ε<br />

Y =<br />

1−<br />

( c<br />

1<br />

{ c0 + b −im<br />

)<br />

+ b0 + x0 −im0 *<br />

− c1T+ G − b2i+ x1Y− ( x2 + im2)<br />

ε}<br />

1 1 1<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 30


Anstieg der inländischen Nachfrage<br />

Auswirkungen einer Staatsausgabenerhöhung<br />

Der kleinere Staatsausgabenmultiplikator und das<br />

Handelsbilanzdefizit haben die gleiche Ursache: Ein Teil der<br />

Güternachfrage entfällt auf ausländische und nicht auf<br />

heimische Güter.<br />

Je <strong>offene</strong>r die <strong>Volkswirtschaft</strong> (je größer die Importquote), desto<br />

unattraktiver sind fiskalpolitische Maßnahmen zu Stimulation der<br />

gesamtwirtschaftlichen Nachfrage.<br />

∗<br />

Y = C( Y − T) + I( Y, i) + G+ X( Y , ε) −IM(<br />

Y,<br />

ε)<br />

*<br />

Y = c + c ( Y − T) + b + bY − b i + G+ x + xY −x ε −im −imY −im<br />

ε<br />

0 1 0 1 2 0 1 2 0 1 2<br />

( 1−c1<br />

− b1 + im1) Y = c0 *<br />

+ b0 + x0 −im0 − c1T+ G − b2i+ x1Y− ( x2 + im2)<br />

ε<br />

Y =<br />

1−<br />

( c<br />

1<br />

{ c0 + b −im<br />

)<br />

+ b0 + x0 −im0 *<br />

− c1T+ G − b2i+ x1Y− ( x2 + im2)<br />

ε}<br />

1 1 1<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 31


Anstieg der ausländischen Nachfrage<br />

Auswirkungen einer höheren ausländischen Nachfrage<br />

Eine steigende ausländische Nachfrage erhöht die<br />

inländische Produktion und führt zu einem<br />

Handelsbilanzüberschuss<br />

Warum muss sich die Handelsbilanz verbessern?<br />

<strong>Die</strong> Importe nehmen zwar zu (um im1·ΔY). Allerdings überkompensieren sie nicht den Anstieg der<br />

Exporte.<br />

1<br />

Δ Y = ΔX ⇒ Δ X = ( 1−c1−<br />

d1+ im1) ΔY<br />

1−<br />

+ −<br />

Δ IM = im ΔY<br />

( c d im )<br />

1<br />

1 1 1<br />

⇒ da 0 < 1−c − d < 1 gilt Δ X > ΔIM<br />

1 1<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 32


Abwertungen<br />

<strong>Die</strong> Marshall-Lerner Bedingung ist die Voraussetzung<br />

dafür, dass eine reale Abwertung (also ein Sinken von ε)<br />

zu einem Anstieg der Nettoexporte führt.<br />

EP<br />

ε = ∗<br />

P<br />

E<br />

⎛EP ⎞<br />

↓⇒ ⎜ ↓⇒ ε ↓<br />

∗ ⎟<br />

⎝ P ⎠<br />

NX = X − IM / ε<br />

∗<br />

NX = X( Y , ε ) −IM(<br />

Y,<br />

ε)/ ε<br />

( + , − ) ( + , + )<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 33


Abwertungen<br />

Nettoexporte: NX ≡ X – IM/ε<br />

NX = X(Y*, ε) - IM (Y, ε) / ε<br />

3 Wirkungen einer Abwertung (Rückgang von ε) auf die<br />

Handelsbilanz:<br />

1. X steigt (∂X / ∂ε < 0)<br />

2. IM sinkt (∂IM / ∂ε > 0)<br />

3. Importwert IM / ε steigt<br />

Mengeneffekte<br />

NX↑<br />

Werteffekt (bei konstantem IM): NX↓<br />

<strong>Die</strong> Marshall-Lerner Bedingung:<br />

Eine Abwertung verbessert die Handelsbilanz, falls der Anstieg von X<br />

und der Rückgang von IM zusammen den Werteffekt IM / ε übertreffen.<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 34


Abwertungen<br />

Formale Darstellung<br />

∂NX / ∂ε = ∂X / ∂ε - ∂IM / ∂ε • 1/ ε + IM / ε 2 < 0 ?<br />

Es kann gezeigt werden, dass die Marshall-Lerner Bedingung identisch ist<br />

mit folgender Bedingung:<br />

Summe der absoluten Elastizitäten der Import- und Exportnachfrage >1<br />

∂X ε ∂IM<br />

ε<br />

+ > 1<br />

∂ε X ∂ε<br />

IM<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 35


Abwertungen<br />

Genauso wie ein Anstieg der ausländischen Produktion, führt bei<br />

Gültigkeit der Marshall-Lerner Bedingung auch eine Abwertung<br />

für jedes Produktionsniveau zu einer Zunahme der Nettoexporte.<br />

Sie bewirkt jedoch eine Verschiebung der Nachfrage – sowohl<br />

der in- als auch der ausländischen – hin zu inländischen Gütern.<br />

Aufgrund dieser Nachfrageverschiebung steigt die inländische<br />

Produktion.<br />

<strong>Die</strong> Handelsbilanz verbessert sich.<br />

In diesem Zusammenhang spricht man von einer “Beggar thy<br />

neighbour” Politik: <strong>Die</strong> Abwertung exportiert Rezession und<br />

Arbeitslosigkeit ins Nachbarland.<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 36


Das U.S.-amerikanische Handelsbilanzdefizit:<br />

Ursachen und Implikationen<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 37


Das U.S.-amerikanische Handelsbilanzdefizit:<br />

Ursachen und Implikationen<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 38


Das U.S.-amerikanische Handelsbilanzdefizit:<br />

Ursachen und Implikationen<br />

Ursache 1:<br />

• hohes Wachstum (insbesondere der inländischen<br />

Nachfrage) in den USA<br />

• niedriges Wachstum (insbesondere der inländischen<br />

Nachfrage) in anderen Ländern<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 39


Das U.S.-amerikanische Handelsbilanzdefizit:<br />

Ursachen und Implikationen<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 40


Das U.S.-amerikanische Handelsbilanzdefizit:<br />

Ursachen und Implikationen<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 41


Das U.S.-amerikanische Handelsbilanzdefizit:<br />

Ursachen und Implikationen<br />

Ursache 2:<br />

• reale Aufwertung des US-Dollar von 1995 bis 2002<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 42


Das U.S.-amerikanische Handelsbilanzdefizit:<br />

Ursachen und Implikationen<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 43


Das U.S.-amerikanische Handelsbilanzdefizit:<br />

Ursachen und Implikationen<br />

Implikationen<br />

hohe Verschuldung der USA setzt Bereitschaft der<br />

internationalen Anleger voraus, den USA Kredit zu geben<br />

hohe Abhängigkeit der USA vom Rest der Welt<br />

Abwertung des US-Dollars zwingend notwendig<br />

• setzte 2002/03 ein und hatte bis 2006 keinen Effekt auf die<br />

Leistungsbilanz<br />

• Leistungsbilanzdefizit ist weiter gestiegen<br />

alternativer Anpassungsmechanismus<br />

• massiver negativer Schock bei der Binnennachfrage in den USA<br />

(massive Rückgänge bei den Immobilien- und Aktienpreisen,…)<br />

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Das U.S.-amerikanische Handelsbilanzdefizit:<br />

Ursachen und Implikationen<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 45


3.6 Ersparnis, Investitionen und<br />

Leistungsbilanz<br />

Wie muss die Bedingung “Investitionen gleich<br />

Ersparnis” in der <strong>offene</strong>n <strong>Volkswirtschaft</strong> modifiziert<br />

werden?<br />

Es gilt:<br />

Y = C+ I + G− IM/ ε + X<br />

BNE = Y + SP = C + I + G − IM / ε + X + SP<br />

LB = X − IM / ε + SP<br />

Durch Einsetzen von LB erhält man:<br />

BNE = C + I + G + LB<br />

Y = BIP (= inländische<br />

Produktion)<br />

SP = Saldo der<br />

Primäreinkommen<br />

(=Erwerbs- und<br />

Vermögenseinkommen<br />

BNE =<br />

Einkommen der<br />

Inländer<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 46


Ersparnis, Investitionen und Leistungsbilanz<br />

Es gilt:<br />

S = ( BNE −T) −C<br />

Durch Einsetzen erhält man:<br />

S = C+ I + G+ LB−T − C = I + G− T + LB<br />

Auflösen nach LB:<br />

LB = S + ( T −G) −I<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 47


BNE =<br />

Ersparnis, Investitionen und Leistungsbilanz<br />

Haushalte Unternehmen<br />

C<br />

Y+SP = C+T+S<br />

S<br />

BNE = Y +<br />

T G<br />

Budget<br />

defizit<br />

Staat<br />

G-T<br />

Finanzsektor<br />

Saldo der Primäreinkommen SP<br />

Netto-Kapitalexporte<br />

Leistungsbilanzüberschuss LB<br />

I<br />

Netto-Exporte NX<br />

Ausland<br />

= NX+SP<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 48


Ersparnis, Investitionen und Leistungsbilanz<br />

LB = S + ( T −G) −I<br />

Ein Anstieg der Investitionen muss sich entweder in<br />

einem Anstieg der privaten Ersparnis, der staatlichen<br />

Ersparnis oder in einer Verschlechterung der<br />

Leistungsbilanz widerspiegeln.<br />

Ein Anstieg des staatlichen Budgetdefizits muss sich<br />

entweder in einem Anstieg der privaten Ersparnis,<br />

einem Rückgang der Investitionen oder in einer<br />

Verschlechterung der Leistungsbilanz widerspiegeln.<br />

Ein Land mit einer hohen Sparrate, privat oder<br />

staatlich, weist entweder ein hohes Niveau privater<br />

Investitionen auf oder einen großen<br />

Leistungsbilanzüberschuss.<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 49


Ersparnis, Investitionen und Leistungsbilanz<br />

Das US-Handels-<br />

(Leistungs-)bilanzdefizit<br />

wurde vom Ausland<br />

(durch den Verkauf USamerikanischer<br />

Vermögenstitel ans<br />

Ausland) finanziert.<br />

In den vergangenen<br />

Jahren wurden die USA<br />

der Welt größter<br />

Schuldner.<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 50


Ersparnis, Investitionen und Leistungsbilanz<br />

USA verschuldet sich, Japan exportiert Kapital<br />

(in 2000)<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 51


Ersparnis, Investitionen und Leistungsbilanz<br />

Stromgröße<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 52


Ersparnis, Investitionen und Leistungsbilanz<br />

Bestandsgröße<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 53


Ersparnis, Investitionen und Leistungsbilanz<br />

Ungleichgewichte<br />

innerhalb der<br />

Eurozone<br />

Deutschland<br />

exportiert<br />

Kapital<br />

Viele andere<br />

Peripherieländer<br />

leihen<br />

sich Kapital<br />

aus dem<br />

Ausland<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 54


Ersparnis, Investitionen und Leistungsbilanz<br />

Ungleichgewichte<br />

innerhalb der<br />

Eurozone<br />

Nettofinanzvermögen<br />

=<br />

Finanzvermögen<br />

(also ohne<br />

Sachvermögen)<br />

abzgl.<br />

Verschuldung<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 55


3.7 Produktion, Zinssatz und Wechselkurs<br />

Das Modell, dass in diesem <strong>Kapitel</strong> entwickelt wird, ist<br />

eine Erweiterung des IS-LM Modells der <strong>offene</strong>n<br />

<strong>Volkswirtschaft</strong>.<br />

Es ist bekannt unter dem Namen Mundell-Fleming<br />

Modell.<br />

<strong>Die</strong> Kernfragestellungen, die wir beantworten wollen,<br />

sind:<br />

Wovon wird der Wechselkurs bestimmt?<br />

Wie kann Wirtschaftspolitik den Wechselkurs beeinflussen?<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 56


Das Gleichgewicht auf dem Gütermarkt<br />

Das Gleichgewicht auf dem Gütermarkt kann durch<br />

folgendes Gleichungssystem beschrieben werden:<br />

( ) ( ) ( ) ( )<br />

Y = C Y − T + I Y, i<br />

∗<br />

+ G− IM Y, ε / ε + X Y , ε<br />

( + ) ( + , − ) ( + , + ) ( + , −)<br />

( ∗ ) ( ∗<br />

≡ ) − ( )<br />

NX Y, Y , ε X Y , ε IM Y,<br />

ε / ε<br />

*<br />

Y = C( Y − T) + I( Y, i) + G+ NX( Y, Y<br />

, ε )<br />

( + ) ( + , −)<br />

( − , +− , )<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 57


Das Gleichgewicht auf dem Gütermarkt<br />

Wir treffen folgende vereinfachende Annahme:<br />

Sowohl das inländische und das ausländische<br />

Preisniveau sind gegeben; somit sind der<br />

nominale und der reale Wechselkurs identisch:<br />

P<br />

P<br />

= 1⇒<br />

ε = E<br />

<strong>Die</strong> Gleichgewichtsbedingung lautet nun:<br />

*<br />

Y = C( Y − T) + I( Y, i) + G+ NX( Y, Y , E)<br />

( + ) ( + , − ) ( − , +− , )<br />

∗<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 58


Das Gleichgewicht auf den Finanzmärkten<br />

Inländische vs. ausländische Wertpapiere:<br />

Welche Kombination ausländischer und inländischer<br />

Wertpapiere sollten die Investoren halten, um ihren<br />

erwarteten Ertrag zu maximieren?<br />

e<br />

∗ Et+ 1 Et<br />

t t<br />

Et<br />

−<br />

= −<br />

i i<br />

Der Zinssatz im Inland muss gleich sein dem Zinssatz<br />

im Ausland minus der erwarteten Aufwertungsrate der<br />

inländischen Währung.<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 59


Das Gleichgewicht auf den Finanzmärkten<br />

E<br />

(1 + i ) = (1 + i )( )<br />

E<br />

∗ t<br />

t t e<br />

t + 1<br />

Wenn der erwartete zukünftige Wechselkurs gegeben<br />

ist, dann gilt:<br />

∗ Et<br />

(1 + it) = (1 + it )( )<br />

e<br />

E<br />

Der aktuelle Wechselkurs ist somit:<br />

1 i<br />

E E<br />

1 i ∗<br />

+<br />

=<br />

+<br />

e<br />

i ↑⇒E ↑<br />

i ↓⇒ E ↓<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 60


Das Gleichgewicht auf den Finanzmärkten<br />

Nehmen wir an, dass der deutsche Zinssatz i aufgrund<br />

einer kontraktiven geldpolitischen Maßnahme steigt.<br />

Bei unverändertem Wechselkurs E und gegebenem<br />

e<br />

erwarteten zukünftigen Wechselkurs E<br />

wird es nun<br />

attraktiver, deutsche Wertpapiere zu halten.<br />

<strong>Die</strong>s führt zu einer gesteigerten Nachfrage nach Euro,<br />

wodurch dieser aufwertet.<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 61


Das Gleichgewicht auf den Finanzmärkten<br />

Je stärker der Euro aufwertet, desto stärker ist die<br />

erwartete zukünftige Abwertung des Euro, da der<br />

zukünftige erwartete Wechselkurs gegeben ist.<br />

<strong>Die</strong> anfängliche Aufwertung des Euro muss so stark<br />

sein, dass die erwartete zukünftige Abwertung den<br />

Anstieg des deutschen Zinssatzes kompensiert.<br />

Wenn dies der Fall ist, sind die Kapitalanleger wieder<br />

indifferent; es herrscht wieder ein Gleichgewicht.<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 62


Das Gleichgewicht auf den Finanzmärkten<br />

Der Zusammenhang<br />

zwischen Zinssatz und<br />

Wechselkurs unter der<br />

Zinsparitätentheorie<br />

Ein steigender<br />

inländischer Zinssatz führt<br />

zu einem ansteigenden<br />

Wechselkurs – einer<br />

Aufwertung.<br />

Inländischer Zinssatz, i<br />

i*<br />

Zinsparitätenbeziehung<br />

(gegeben i*, E e )<br />

A<br />

E e<br />

Wechselkurs, E<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 63


Der Gütermarkt und die Finanzmärkte<br />

Das Gleichgewicht auf dem Gütermarkt impliziert,<br />

dass die Produktion unter anderem vom Zinssatz und<br />

vom Wechselkurs abhängt:<br />

Y = C Y − T + I Y i + G+ NX Y Y E<br />

*<br />

( ) ( , ) ( , , )<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 64


Der Gütermarkt und die Finanzmärkte<br />

Der Zinssatz seinerseits wird durch die Gleichheit von<br />

Geldangebot und Geldnachfrage bestimmt:<br />

M<br />

YL() i<br />

P =<br />

<strong>Die</strong> Zinsparität impliziert einen positiven<br />

Zusammenhang zwischen dem inländischen Zinssatz<br />

und dem Wechselkurs:<br />

1 i<br />

E E<br />

1 i ∗<br />

+<br />

=<br />

+<br />

e<br />

i ↑⇒E ↑<br />

i ↓⇒ E ↓<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 65


Der Gütermarkt und die Finanzmärkte<br />

<strong>Die</strong> Versionen der bekannten IS- und LM<br />

Beziehungen für die <strong>offene</strong> <strong>Volkswirtschaft</strong> sind:<br />

∗ 1+<br />

i e<br />

IS : Y = C( Y − T ) + I( Y, i) + G + NX( Y, Y , E ) ∗<br />

1+<br />

i<br />

M<br />

LM : YL( i)<br />

P =<br />

Veränderungen des Zinssatzes haben einen direkten<br />

Effekt über die Investitionen und einen indirekten Effekt<br />

über die Veränderung des Wechselkurses.<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 66


Der Gütermarkt und die Finanzmärkte<br />

Das IS-LM Modell in der <strong>offene</strong>n <strong>Volkswirtschaft</strong><br />

Ein steigender Zinssatz führt zu einer sinkenden Produktion direkt (über die<br />

Investitionen) und indirekt (über den Wechselkurs): <strong>Die</strong> IS- Kurve hat eine negative<br />

Steigung. Für eine gegebene Geldmenge führt ein steigendes Einkommen<br />

zu einem steigenden Zinssatz: <strong>Die</strong> LM-Kurve hat einen steigenden Verlauf.<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 67


Wirtschaftspolitik in einer <strong>offene</strong>n<br />

<strong>Volkswirtschaft</strong><br />

Auswirkungen einer expansiven Fiskalpolitik<br />

Steigende Staatsausgaben führen zu einer größeren Produktion,<br />

zu einem höheren Zinssatz und zu einer Aufwertung.<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 68


Wirtschaftspolitik in einer <strong>offene</strong>n<br />

<strong>Volkswirtschaft</strong><br />

Auswirkungen einer expansiven Fiskalpolitik auf die<br />

Komponenten der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage<br />

Staatsausgaben (Budgetdefizit) ↑<br />

Konsum ↑ (Y↑)<br />

Investitionen ? (Y↑, i↑)<br />

Exporte ↓ (E↑)<br />

Importe ↑ (Y↑, E↑)<br />

Handelsbilanzdefizit ↑ (NX↓)<br />

Beurteilen Sie die Effekte im Vergleich zur<br />

geschlossenen <strong>Volkswirtschaft</strong>!<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 69


Steigung der IS-Kurve im Vergleich zur<br />

geschlossenen <strong>Volkswirtschaft</strong><br />

∗ 1+<br />

i e<br />

= C( Y − T) + I( Y, i) + G+ NX( Y, Y , E ) ∗<br />

1+<br />

i<br />

* 1+ i e 1+<br />

i e<br />

= c0 + c1( Y − T ) + b0 + b1Y− b2i+ G + x0 + x1Y−x2 E −im0 −im1Y−im2 E<br />

∗ ∗<br />

1+ i 1+<br />

i<br />

⎧ * x2 + im2 e⎫ ⎛x2 + im2<br />

e ⎞<br />

( 1−c1−<br />

b1 + im1) Y = ⎨c0 − cT 1 + b0 + G+ x0 + xY 1 −im0 − E E b2 i<br />

∗ ⎬− ⎜ +<br />

∗ ⎟<br />

⎩ 1+ i ⎭ ⎝ 1+<br />

i ⎠<br />

1 ⎧ * x2 + im2 e ⎫ 1−c1<br />

−b1<br />

+ im1<br />

IS : i =<br />

⎨c0<br />

− cT 1 + b0 + G+ x0 + xY 1 −im0− E Y<br />

∗ ⎬ −<br />

x2 + im2 e<br />

1 i x2 im2 e<br />

E + b<br />

⎩ + ⎭ +<br />

∗<br />

2<br />

E + b<br />

∗<br />

2<br />

1+<br />

i<br />

1+<br />

i<br />

im1<br />

⇒ IS steiler in der <strong>offene</strong>n VW (Einkommenseffekt)<br />

x2+ im2e<br />

E ⇒ IS flacher in der <strong>offene</strong>n VW (Wechselkurseffekt)<br />

∗<br />

1+<br />

i<br />

Ob nun die IS-Kurve durch eine Öffnung der <strong>Volkswirtschaft</strong> insgesamt steiler oder flacher<br />

wird, hängt entscheidend davon ab, ob der zusätzliche Einkommens- oder Wechselkurseffekt<br />

dominiert.<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 70


Effektivität der Wirtschaftspolitik im Vergleich<br />

zur geschlossenen <strong>Volkswirtschaft</strong><br />

∗ 1+<br />

i e<br />

= C( Y − T) + I( Y, i) + G+ NX( Y, Y , E ) ∗<br />

1+<br />

i<br />

* 1+ i e 1+<br />

i e<br />

= c0 + c1( Y − T) + b0 + bY 1 − b2i + G+ x0 + xY 1 −x2 E −im0 −imY 1 −im2<br />

E<br />

∗ ∗<br />

1+ i 1+<br />

i<br />

⎧<br />

( 1−c1<br />

− b1 + im1) Y = ⎨c0 − cT 1 + b0 ⎩<br />

* x2 + im2 e⎫ ⎛x2 + im2<br />

e ⎞<br />

+ G+ x0+ xY 1 −im0 − E E b2i ∗ ⎬− ⎜ +<br />

∗ ⎟<br />

1+ i ⎭ ⎝ 1+<br />

i ⎠<br />

IS :<br />

x2 im2 e<br />

E b2<br />

1<br />

* x2 im2<br />

e<br />

Y = c0cT<br />

1 b0 G x0<br />

xY 1 im0<br />

E<br />

1 i<br />

i<br />

1−c1<br />

− b1 + im1<br />

1 i 1 c1b1 im1<br />

1 c<br />

1<br />

b im<br />

Fiskalpolitik weniger effektiv in der <strong>offene</strong>n VW (kleinerer Multiplikator)<br />

∗<br />

+<br />

+<br />

⎧ + ⎫<br />

∗<br />

⎨ − + + + + − − ⎬−<br />

+<br />

⎩<br />

+ ⎭ − − +<br />

− − +<br />

⇒<br />

1 1<br />

x2 + im2 e<br />

E ∗<br />

1 1<br />

1<br />

1+<br />

i<br />

+ b<br />

1−c−<br />

b + im<br />

1<br />

2<br />

⇒<br />

Effektivität<br />

der<br />

Geldpolitik nicht eindeutig<br />

• eine restriktive Geldpolitik wird durch eine Aufwertung der<br />

heimischen Währung verstärkt<br />

• die Zweitrundeneffekte sind aufgrund des kleineren<br />

Multiplikators geringer<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 71


Wirtschaftspolitik in einer <strong>offene</strong>n<br />

<strong>Volkswirtschaft</strong><br />

Wirkungen einer kontraktiven Geldpolitik<br />

Eine Reduktion der Geldmenge führt zu einer sinkenden<br />

Produktion, einem steigenden Zinssatz und einer Aufwertung.<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 72


3.8 Feste Wechselkurse<br />

Zentralbanken agieren unter impliziten oder expliziten<br />

Wechselkurszielen und verwenden geldpolitische<br />

Maßnahmen, um diese Ziele zu erreichen.<br />

Einige Länder binden ihre Währung an den Dollar, an<br />

andere Währungen oder an einen Währungskorb mit<br />

Gewichten, die der Zusammensetzung ihres Handels<br />

entsprechen.<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 73


Feste Wechselkurse<br />

Einige Länder haben sich für eine gleichmäßige<br />

Abwertung, einem sog. „crawling peg“, entschieden.<br />

Wenn das inländische Preisniveau schneller steigt als das<br />

Preisniveau im Ankerwährungsland, dann erfährt das Land<br />

eine reale Aufwertung, die schnell dazu führen kann, dass<br />

inländische Güter nicht mehr wettbewerbsfähig sind.<br />

Um diesen Effekt zu vermeiden, legen diese Länder von<br />

vornherein bestimmte Abwertungsraten gegenüber der<br />

Ankerwährung fest.<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 74


Feste Wechselkurse<br />

Das Europäische Währungssystem (EWS I),<br />

regelte die Wechselkursschwankungen innerhalb der<br />

Europäischen Union von 1978 bis 1998.<br />

<strong>Die</strong> Mitgliedsländer verpflichteten sich, ihre Wechselkurse<br />

innerhalb enger Bandbreiten um eine zentrale Parität<br />

herum zu halten.<br />

<strong>Die</strong> meisten beteiligten Länder gingen noch einen<br />

Schritt weiter und führten eine gemeinsame Währung<br />

ein, den Euro. Im Prinzip wählten sie ein System<br />

„fixer Wechselkurse“.<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 75


Feste Wechselkurse<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006<br />

Exchange arrangement with no separate legal tender Currency board arrangement<br />

Conventional pegged arrangement Pegged exchange rate within horizontal bands<br />

Crawling peg Crawling band<br />

Managed floating with no predetermined path for the exchange rate Independently floating<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 76


Geldpolitik und fester Wechselkurs<br />

<strong>Die</strong> Zinsparität lautet:<br />

E<br />

(1 + i ) = (1 + i )( )<br />

E<br />

∗ t<br />

t t e<br />

t + 1<br />

Durch eine Bindung des Wechselkurses wird die<br />

Zinsparitätenbedingung zu:<br />

∗ E<br />

(1 + it) = (1 + it )<br />

E<br />

i i ∗<br />

=<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 77


Geldpolitik und fester Wechselkurs<br />

Da i = i * Wenn die Kapitalanleger erwarten, dass der<br />

Wechselkurs unverändert bleibt, dann müssen der<br />

inländische und der ausländische Zinssatz gleich<br />

sein.<br />

ist, gilt die folgende Beziehung:<br />

( )<br />

*<br />

M YL i<br />

P =<br />

Ein Anstieg der inländischen Geldnachfrage (bspw.<br />

aufgrund eines positiven Nachfrageschocks) muss<br />

durch einen Anstieg des Geldangebots ausgeglichen<br />

werden, damit der Zinssatz i unverändert auf dem<br />

Niveau des gegebenen ausländischen Zinssatzes i *<br />

bleibt.<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 78


Geldpolitik und fester Wechselkurs<br />

i *<br />

Eine autonome Geldpolitik (i´ > i * ) führt zu einer Aufgabe des<br />

festen Wechselkurses.<br />

i *<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 79


Fiskalpolitik und fester Wechselkurs<br />

Auswirkungen der expansiven Fiskalpolitik bei fixen Wechselkursen<br />

Bei flexiblen Wechselkursen<br />

führt expansive<br />

Fiskalpolitik zu einem<br />

Produktionswachstum<br />

von YA zu YB . Bei fixen<br />

Wechselkursen steigt die<br />

Produktion von YA zu YC .<br />

<strong>Die</strong> Zentralbank ist bei<br />

fixen Wechselkursen und<br />

einem Anstieg der<br />

Geldnachfrage dazu<br />

gezwungen, das<br />

Geldangebot auszuweiten.<br />

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser, Folie 80

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