Umzug in die Hauptstadt Berlin - Deutscher Frauenrat
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An<br />
den Kanzler der Bundesrepublik Deutschland<br />
Herrn Gerhard Schröder<br />
Bundeskanzleramt<br />
Willy-Brandt-Str. 1<br />
10557 Berl<strong>in</strong><br />
Sehr geehrter Herr Bundeskanzler,<br />
20 MV 2001<br />
OFFENER THEMA BRIEF<br />
Stoppen Sie den Krieg <strong>in</strong> Afghanistan!<br />
<strong>die</strong> Mitgliederversammlung des Deutschen <strong>Frauenrat</strong>es, <strong>die</strong> vom 9.-11. November 2001 <strong>in</strong> Braunschweig getagt<br />
hat, wendet sich <strong>in</strong> großer Sorge an Sie:<br />
Wir s<strong>in</strong>d entsetzt über <strong>die</strong> Entwicklung, <strong>die</strong> der Krieg <strong>in</strong> Afghanistan seit Anfang Oktober nimmt, der als Antwort<br />
auf <strong>die</strong> terroristischen Attacken vom 11.9. 2001 begonnen wurde und <strong>die</strong> „une<strong>in</strong>geschränkte Solidarität“<br />
Ihrer Regierung hat.<br />
Kriegerische Maßnahmen s<strong>in</strong>d ungeeignet, um Terroristen und ihre Helfer e<strong>in</strong>er gerechten Bestrafung zuzuführen<br />
und ihnen weltweit den Boden zu entziehen. Die bereits über vier Wochen anhaltenden Bombardements<br />
treffen vor allem <strong>die</strong> Zivilbevölkerung und s<strong>in</strong>d unmenschlich. Besonders Frauen und K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d <strong>die</strong><br />
Opfer <strong>die</strong>ser kriegerischen Ause<strong>in</strong>andersetzung.<br />
Schicken Sie ke<strong>in</strong>e deutschen Truppen <strong>in</strong> <strong>die</strong>sen Krieg, der von e<strong>in</strong>em großen Teil der Bevölkerung <strong>die</strong>ses<br />
Landes abgelehnt wird. Helfen Sie, ihn zu stoppen und <strong>die</strong> Spirale der Gewalt zu unterbrechen. Machen Sie<br />
sich zusammen mit Ihren europäischen Amtskollegen dafür stark, dass im Kampf gegen Fundamentalismus<br />
und Terrorismus nicht-militärische, friedensschaffende Strategien zum E<strong>in</strong>satz kommen.<br />
Wir machen uns Sorgen um <strong>die</strong> Zukunft Afghanistans. Wer werden <strong>die</strong> AkteurInnen, <strong>die</strong> Garanten für e<strong>in</strong>e<br />
Gesellschaft „danach“ se<strong>in</strong>, <strong>in</strong> der <strong>die</strong> Menschenrechte - auch und gerade <strong>die</strong> der Frauen - pr<strong>in</strong>zipiell gewahrt<br />
und geachtet werden müssen?<br />
Setzen Sie sich dafür e<strong>in</strong>, dass <strong>die</strong> Bevölkerung Afghanistans – unter dem Schutz der Vere<strong>in</strong>ten Nationen -<br />
<strong>die</strong> zukünftige Gestaltung ihres Landes selbst bestimmen kann, und dass Frauen – gemäß der UN-Resolution<br />
1325 vom 31. Oktober 2000 – nicht nur <strong>in</strong> <strong>die</strong>se Verhandlungen e<strong>in</strong>bezogen, sondern überall an Friedensprozessen<br />
und Initiativen zur Konfliktlösung beteiligt werden.<br />
Nicht zuletzt s<strong>in</strong>d wir besorgt über <strong>die</strong> politische Entwicklung <strong>in</strong> unserem eigenen Land. Gewiss wünschen wir<br />
uns wirksame Maßnahmen zum Schutz unserer Rechte, unserer Freiheit und unserer Sicherheit. Aber sie müssen<br />
dah<strong>in</strong> gehend überprüft werden, ob sie tatsächlich tauglich s<strong>in</strong>d, terroristische Anschläge auf unser Land<br />
zu verh<strong>in</strong>dern. Alles andere birgt lediglich <strong>die</strong> Gefahr, <strong>die</strong>se Rechte und Freiheiten e<strong>in</strong>zuschränken.<br />
Lassen Sie nicht zu, Herr Bundeskanzler, dass <strong>die</strong> Terroristen unsere demokratisch verfasste Gesellschaft<br />
nachhaltig stören.<br />
Mit hochachtungsvollen Grüßen<br />
Dr. Inge v. Bönn<strong>in</strong>ghausen<br />
Vorsitzende