Programmheft
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Julien Laffair wurde 1981 in Lyon (Frankreich) geboren, wo er seinen ersten<br />
Klarinettenunterricht erhielt. Im Jahr 2001 schloss er sein Studium mit dem<br />
Abschlussdiplom am Conservatoire National de Region in Saint-Etienne ab, wo<br />
er im gleichen Jahr auch den 1. Preis des Hochschulwettbewerbs der Absolventen<br />
gewann. Danach setzte er sein Studium bei Jean-François Verdier<br />
(Solist der Opéra de Paris) und François Sauzeau (Solist des Orchestre<br />
National de Lyon) fort. Mit dem Wunsch, sein Können im Klarinettenspiel zu<br />
vervollkommnen, kam er 2004 nach Deutschland. Er wurde an der Hochschule<br />
für Musik Freiburg aufgenommen und studiert seitdem in der Klarinettenklasse<br />
von Prof. Jörg Widmann.<br />
Als geschätzter Kammermusikpartner tritt er in verschiedenen Ensembles und<br />
Konzerten auf und konnte am ARD-Wettbewerb (2006) im Fach Bläserquintett<br />
teilnehmen. Er spielte in der Orchesterakademie des Orchestre National de<br />
Lyon (dir. Graziella Contratto) im Jahr 2003 und war als Aushilfe in zahlreichen<br />
französischen Orchestern (u.a. Orchestre des Concerts Pasdeloup - Paris,<br />
Opéra de Saint-Etienne, Orchestre de Chambre de la Gironde) tätig. Seit 2008<br />
spielt er als Praktikant bei den Münchner Symphonikern.<br />
Julien Laffaire wurde mit mehreren Preisen ausgezeichnet. Der D.A.A.D. Preis<br />
der Hochschule für Musik Freiburg (2006) wurde ihm für seine hervorragenden<br />
Leistungen und für sein gesellschaftlich-interkulturelles Engagement verliehen.<br />
Im Jahr 2007 gewann er den Carl-Seemann-Preis im Fach Klarinette an der<br />
Hochschule für Musik Freiburg und beim 13. internationalen Louis-Spohr-<br />
Wettbewerb in Kassel erhielt er den Louis-Spohr-Förderpreis.<br />
Bernhard Lang, geboren in Greding, kann auf eine lange und erfolgreiche<br />
Dirigenten-Laufbahn zurückblicken. Sein erstes Engagement war mit 22<br />
Jahren Passau. Es folgten Detmold, Krefeld, wieder Passau (Chefdirigent),<br />
Bonn, Hannover, Kassel und Mannheim. Nebenher war er Assistent von Pierre<br />
Boulez in Bayreuth und Hans Werner Henze in Rom. Er dirigierte Konzerte u.a.<br />
in Dortmund, München und Berlin (Festwochen). Heute gestaltet er pädagogisch<br />
motivierte Gesprächskonzerte, begleitet Liederabende und coacht<br />
Sänger an großen Opernhäusern. Bernhard Lang leitet seit 33 Jahren das Ford<br />
Sinfonie-Orchester.<br />
Hinweis: Das nächste Konzert des Ford Sinfonie-Orchesters findet statt am<br />
Sonntag, dem 10. Mai 2009 um 11 Uhr in der Kölner Philharmonie.<br />
FordSinfonie<br />
Orchester<br />
Herbstkonzert<br />
Sonntag, 16. November 2008, 11 Uhr<br />
in der Kölner Philharmonie<br />
W. A. Mozart Konzert für Klarinette und Orchester<br />
(1756 – 1791) A-Dur, K.V. 622<br />
I Allegro<br />
II Adagio<br />
III Rondo<br />
––––––––<br />
A. Bruckner Sinfonie Nr. 3 d-moll (1889)<br />
(1824 – 1896) I Mäßig bewegt<br />
II Adagio, quasi Andante<br />
III Scherzo<br />
IV Finale - Allegro<br />
Solist: Julien Laffair, Klarinette<br />
Leitung: Bernhard Lang
Anton Bruckner wurde 1824 in Ansfelden bei Linz als Sohn des Lehrers<br />
Anton Bruckner geboren. Er war das erste von elf Kindern. Für den musikliebenden<br />
jungen Anton stand es von Vornherein fest, die Schulmeistertradition<br />
seiner Familie fortzusetzen; denn Lehrer hieß damals zugleich Musiker zu<br />
sein. Nach ersten Unterweisungen des Vaters kam er als Sängerknabe in das<br />
Chorherrenstift St. Florian, in dessen üppiger Barockkirche die größte Orgel<br />
des Donautales stand. Mit einem glänzenden Abschlußzeugnis trat er 1841<br />
seine erste Stelle als Schulgehilfe in Windhaag an der böhmischen Grenze an.<br />
Sein kärgliches Gehalt suchte er durch Knechtsarbeit wie Heuwenden,<br />
Mistladen usw. aber auch als Tanzbodengeiger aufzubessern.<br />
1845 legte er die Prüfungen für das Lehramt an Hauptschulen ab und kehrte<br />
nach St. Florian zurück. Dort wurde er 1848 Nachfolger seines Förderers<br />
Anton Kattinger als Organist. 1856 wurde er Domorganist in Linz. Von dort<br />
machte er Studienfahrten nach Wien, wo Berlioz seinen "Faust" dirigierte, nach<br />
Pest zu Franz Liszt und nach München, wo er Richard Wagner kennen lernte.<br />
Außerdem ging er bis 1861 zu dem berühmten Kontrapunktlehrer Simon<br />
Sechter in die Lehre. Der Linzer Theaterkapellmeister Otto Kitzler machte ihn<br />
mit Hilfe Wagners "Tannhäuser" mit der Orchestriertechnik vertraut und<br />
ermunterte den bereits 40-jährigen Bruckner endlich eine Sinfonie zu<br />
schreiben. Diese wurde 1868 in Linz uraufgeführt – ohne Erfolg. Die Berufung<br />
zum Nachfolger Sechters als Professor am Wiener Konservatorium machte<br />
jedoch die herbe Enttäuschung wieder wett. Er ging auf Konzertreisen und<br />
wurde im Gegensatz zu Wien im Ausland als genialer Improvisator sehr<br />
geschätzt.<br />
Die Entstehungs- und Aufführungsgeschichte seiner 3. Sinfonie bündelt wie in<br />
einem Brennglas sein Leben in Wien – mit all den Enttäuschungen und<br />
Anfeindungen, aber auch freudigen Überraschungen und endlichen<br />
Triumphen. Die ersten Skizzen entstanden im Herbst 1872 mit der Widmung:<br />
"Symfonie in D-Moll Sr. Hochwohlgeborenen Herrn Richard Wagner, dem<br />
unerreichbaren, weltberühmten und erhabenen Meister der Dicht- und<br />
Tonkunst in tiefster Ehrfurcht gewidmet von Anton Bruckner". Vollendet wurde<br />
die Sinfonie am 31. Dezember 1873. Die Wiener Philharmoniker lehnten die<br />
Uraufführung zweimal mit der Begründung "unspielbar" ab. Daraufhin<br />
entschloß sich Bruckner zu einer durchgreifenden Umarbeitung – viele<br />
Wagner-Zitate wurden gestrichen. Doch auch diese Neufassung wurde von<br />
den Philharmonikern 1877 abgelehnt. Vermögende Gönner verhalfen ihm<br />
schließlich im Dezember 1877 zur Uraufführung unter seiner Leitung. Die<br />
Aufführung geriet allerdings zu einem Fiasko: "...man kommt aus dem<br />
Kopfschütteln nicht heraus" (Wiener Abendpost).<br />
Mit dem großen Erfolg seiner 7. Sinfonie in Leipzig 1884 und München 1885<br />
wuchs schlagartig das Interesse an seiner Musik auch in Wien. Nach einer<br />
neuerlichen Umarbeitung der Partitur im Jahre 1889 führte Hans Richter<br />
Bruckners 3. Sinfonie mit den Wiener Philharmonikern zu einem unbestrittenen<br />
Erfolg.<br />
Von nun an wird er mit Ehrungen geradezu überhäuft. 1891 wird er Ehrendoktor<br />
der Wiener Universität und bekommt einen kaiserlichen Ehrensold.<br />
Seine 9. Sinfonie kann er nicht mehr vollenden; der 4. Satz liegt nur in Skizzen<br />
vor. Er starb am 11. Oktober 1896.<br />
Was aber machte Bruckners Musik seinen damaligen – auch noch manch<br />
heutigen – Zuhörern so schwer? Seine Musik erzählt keine Geschichte; es gibt<br />
keine Kämpfe, die in einer Katastrophe enden oder zu einer erlösenden<br />
Befreiung führen; man kann keinen Faden aufnehmen, den man durch alle<br />
Verwicklungen und Überraschungen verfolgen kann. Nein, hier werden drei –<br />
nicht wie gewohnt zwei – Themenblöcke exponiert – dem Hauptthema folgt ein<br />
lyrisches und diesem ein choralartiges –, und wie Bauklötze behandelt. Sie<br />
werden aufgetürmt, wieder umgeworfen und wieder neu zusammengesetzt.<br />
Man hört bzw. sieht einem phantasiereichen Kind beim Spielen zu. Man kann<br />
sich in seine Welt vertiefen, sich mitnehmen lassen; aber man kann sich auch<br />
ärgern, weil die abrupten Abbrüche einem zur Unzeit erscheinen – man fühlt<br />
sich nicht mit- oder gar ernst genommen. Auch bei den einfachen, sehr<br />
schönen Volksweisen – wie hier im 3. und 4. Satz – überrascht uns Bruckner<br />
mit manch merkwürdiger Tonrückung. Gustav Mahler hat für seine Lieder viel<br />
bei ihm gelernt. Im 4. Satz der dritten Sinfonie führt Bruckner das 2. und 3.<br />
Thema gar gleichzeitig vor. Die Streicher spielen eine lockere Polka, während<br />
die Bläser einen ernsten Choral intonieren. "So ist das Leben" sagte Bruckner<br />
dazu.<br />
Wolfgang Amadeus Mozart schrieb sein einziges Klarinettenkonzert in<br />
seinem Todesjahr 1791. Es ist sein letztes fertig gestelltes Werk. Die Anregung<br />
zu dem Konzert kam von Anton Stadler, dem großen Wiener Virtuosen, den<br />
Mozart äußerst schätzte und mit ihm öfter musizierte. Dieser spielte die<br />
Uraufführung am 16. Oktober in Prag.<br />
Die Tatsache, dass das Klarinettenkonzert Mozarts letztes vollständiges Werk<br />
ist, führte zu einer großen Diskussion über die Art und Weise der Interpretation.<br />
Der Gelehrte H.C. Robbins Landon schrieb Mitte der 50er Jahre des 20.<br />
Jhds., dass "kein anderes Mozartwerk mehr von tiefer stiller Resignation<br />
durchtränkt ist ... Das Konzert ist Mozarts Abschied vom Reich der reinen<br />
Musik ... Er muss im Oktober das Ausmaß seiner Krankheit geahnt haben".<br />
Drei Jahrzehnte später schrieb er allerdings in seinem wichtigen Werk "1791:<br />
Mozarts letztes Jahr", dass Mozart am Rande einer neuen Schaffensperiode<br />
stand, mit neuerlichen Elan vom jüngsten, riesigen Erfolg seiner Oper "Die<br />
Zauberflöte" versehen, und er erwartete freudig die ihm versprochene Stelle<br />
als Kapellmeister des Stephandoms in Wien anzutreten, sobald diese frei wird.<br />
Jedenfalls könnte die mystische Aura um "Mozarts Abschied..." der Grund<br />
sein, dass es so wenige auf Dauer erfolgreiche Konzerte für die Klarinette gibt,<br />
einem doch sehr variablen und virtuosen Instrument.<br />
Bernhard Lang