noir | Nr. 9 - Jugendpresse BW
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Sport<br />
Verrückte Briten<br />
rollen einem Käselaib<br />
hinterher<br />
Porträt<br />
Unterwegs mit<br />
einem jungen<br />
Graffi ti-Sprayer<br />
SO EIN<br />
FREAK!<br />
Ausgabe 9 (Februar '09)<br />
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Zwei Jahre Noir. Zwei Jahre, in denen uns zwar der Traum<br />
vom vierfarbigen Heft noch nicht erfüllt wurde, dafür<br />
viele andere: zum Beispiel ein immer größer werdendes<br />
Redaktionsteam und ein sich stetig verbessernder Arbeitsablauf.<br />
Zwei Jahre, um die Menschen hinter dem Projekt<br />
immer besser kennen zu lernen.<br />
Doch was macht Noir aus? Eine berechtige Frage nach<br />
zwei Jahren Existenz. Jede Ausgabe, jede Zeile, jeder Buchstabe<br />
kostet Nerven. Dass diese Nerven sinnvoll investiert<br />
sind, steht außer Frage und wird relativiert mit jeder druckfrischen<br />
Ausgabe, die wir in den Händen halten. Ab dieser<br />
Ausgabe kostet Noir auch Andreas Spengler den ein oder<br />
anderen Nerv: Andreas hat es als Autor so gut bei Noir gefallen,<br />
dass er nun in der Chefredaktion mitmischt, wo er<br />
seine Stärke in der Überarbeitung von Texten bestens ausleben<br />
kann.<br />
Mit dieser Personalaufstockung können wir unsere Autoren<br />
noch besser betreuen. Und das macht Noir aus: Wir legen<br />
viel Wert darauf, die Texte gemeinsam mit den Autoren<br />
zu überarbeiten und ihnen ein Feedback zu geben, an dem<br />
sie wachsen können.<br />
Mittlerweile ist Noir ein Teenager. Ein Teenager mitten<br />
in der Pubertät, der manchmal rumzickt und nicht so will<br />
wie seine Erziehungsberechtigten. Die Erziehungsberechtigen<br />
sind trotzdem stolz auf ihren Schützling. Er ist groß<br />
geworden.<br />
Fotos: Stefanie Hofschlaeger / PIXELIO (groß); Helga Ulbing / PIXELIO (klein)<br />
Gefährliche Nachbarn: Von Amerikanern und<br />
ihren Waffen handelt der Text auf Seite 18<br />
Inhalt – Noir 9<br />
002 Lifestyle. Reality-TV<br />
003 Kultur. Party auf der Bühne<br />
004 Thema. Freak sein<br />
009 Thema. Religiöse Vielfalt<br />
010 Thema. Lehrers Liebling<br />
011 Porträt. Graffiti-Sprayer<br />
012 Reportage. Türkisches Leben<br />
014 Wissen. Zucker ohne Kalorien<br />
015 Reise. Kapstadt verzaubert<br />
016 Sport. Matschige Angelegenheit<br />
017 Intern. Wer hinter Noir steckt<br />
018 Politik. Schusssicher?<br />
019 Politik. Mirkofinanzwesen<br />
020 Querbeet. Techno vs. Hörspiel<br />
001 Editorial<br />
017 Impressum<br />
Noir <strong>Nr</strong>. 9 (Februar 2009) 1
Lifestyle ~ Kultur ~ Titelthema ~ Porträt ~ Reportage ~ Wissen ~ Reise ~ Sport ~ Noir-Intern ~ Politik ~ Querbeet<br />
REAL LIFE UND DAS ECHTE LEBEN<br />
Um Quoten zu erreichen, muss die Sendung gut sein. Das bedeutet manchmal: besser als die Realität.<br />
Die privaten Fernsehsender haben das längst begriffen<br />
Wenn die Fernsehquote alles entscheidet, bricht die Fiktion der Realität schnell das Genick.<br />
Real Life ist in. Den Trend hat jeder<br />
TV-Sender erkannt, allen voran die<br />
privaten. Von Peter Zwegert, dem Schuldenberater,<br />
natürlich staatlich geprüft, bis<br />
hin zu „Bauer sucht Frau“ wird jede Art<br />
des Lebens und Zusammenlebens durch<br />
mindestens eine Sendung abgedeckt. Die<br />
Sender, die keine Auswanderer-Reportage<br />
im Programm bieten, sind von vornherein<br />
nicht mehr auf dem aktuellen Stand. Als<br />
„Blödsinn, widerwärtig“ und „nicht zu ertragen“<br />
beschreibt Marcel Reich-Ranitzki<br />
die Situation im deutschen Fernsehen.<br />
Ganz so schlimm mag es vielleicht doch<br />
nicht sein, zumal nicht jeder gerne Arte in<br />
seiner Freizeit sieht. Die Zuschauerzahlen<br />
bestätigen das.<br />
Quoten sind ohnehin wichtig. „Ohne<br />
Quoten geht einfach nichts“, sagte Nikolaus<br />
Brender, Chefredakteur des ZDF auf<br />
den Jugendmedientagen 2008 in Mainz.<br />
Um Quoten zu erreichen, muss die Sendung<br />
gut sein. Besser als die der Konkurrenz<br />
und oftmals besser als die Realität<br />
selbst. Die Folge: Es wird gefaked. Das beginnt<br />
bereits, wenn Tine Wittler, Wohnexpertin<br />
bei RTL, an der Haustüre klingelt<br />
und die überraschte Familie, die natürlich<br />
vollzählig in der Tür steht, schon die richtigen<br />
Mikrophone angesteckt hat.<br />
Als irrelevante Nebensache wird dies<br />
von den Sendern selbst abgetan, schließ-<br />
lich wird die eigentliche Botschaft der Sendung<br />
nicht wesentlich beeinflusst. Seltsam<br />
jedoch, wenn in einer Überraschungssendung<br />
alle vorher Bescheid wissen. „Bauer<br />
sucht Frau“ ist spätestens seit dem Bildzeitungsartikel<br />
vom 1. Dezember enttarnt.<br />
Der Bild-Zeitung wurde ein firmeninterner<br />
Vertrag zwischen der Produktionsfirma<br />
und den Frauen aus der Sendung vorgelegt.<br />
Traumbauer wird<br />
den Kandidatinnen<br />
zugeteilt<br />
Während es in der Sendung so scheint,<br />
als könnten die Frauen selbst den Bauern<br />
ihrer Träume auswählen, haben sie zwar in<br />
der Realität die Möglichkeit Wünsche zu<br />
äußern, werden dann aber fest zugeteilt.<br />
Die 26-jährige Bianca wollte eigentlich zu<br />
Bauer Andi. Leider war dieser schon völlig<br />
ausgebucht, und Bianca wurde Bauer Markus<br />
zugeteilt. Den mochte sie allerdings gar<br />
nicht. Kandidatin Silke hatte sich zwar für<br />
Bauer Markus beworben, war nach dem ersten<br />
Treffen jedoch äußerst abgeneigt.<br />
Doch auch hier schreibt der Vertrag feste<br />
Regeln vor: Unter drei Tagen geht keiner.<br />
So kam es dann, wie es kommen musste.<br />
Silke blieb bei Markus und spielte der<br />
Kamera Gefühle vor. Doch als die Regisseurin<br />
beim gemeinsamen Tanz einen romantischen<br />
Kuss forderte, „war Schluss“,<br />
so Silke gegenüber der Bild. Doch der<br />
übermütige Markus war nicht mehr zu<br />
stoppen und hatte seine Lippen schon auf<br />
ihre gepresst. „Nicht zu beschweren“ habe<br />
sich Silke, meint die Regiesseurin, schließlich<br />
kassiere sie 150 Euro pro Tag, beim<br />
Scheunenfest sogar 250 Euro.<br />
Wer das noch als Kleinigkeiten ansieht,<br />
sollte Bauer Bernhard und seine Liebste<br />
Beate genauer unter die Lupe nehmen.<br />
Nicht nur, dass sich die zwei zwar im Fernsehen<br />
getrennt haben, hinter der Kamera<br />
aber eigentlich zusammenziehen, sondern<br />
auch die Tatsache, dass Bernhard eigentlich<br />
gar kein Bauer ist. Er vermietet landwirtschaftliche<br />
Fahrzeuge und ist Großhändler<br />
für Heu. Die Rinder, die in der<br />
Sendung immer wieder gezeigt werden,<br />
sind „nur noch der Rest von der Landwirtschaft.“<br />
Quoten erzielen kann nicht jeder,<br />
und es mag auch eine Herausforderung<br />
sein. Wer faked, hat es einfacher. Dem<br />
Zuschauer etwas vortäuschen, was es in<br />
Realität nicht gibt – den Trend hat jeder<br />
TV-Sender erkannt. Sebastian Czub<br />
2 Noir <strong>Nr</strong>. 9 (Februar 2009) Foto: Chris D / jugendfotos.de
Lifestyle ~ Kultur ~ Titelthema ~ Porträt ~ Reportage ~ Wissen ~ Reise ~ Sport ~ Noir-Intern ~ Politik ~ Querbeet<br />
Robert Beck befindet sich in seiner<br />
Midlifecrisis. Hinter ihm liegt eine gescheiterte<br />
Musikerkarriere, nun ist er liebloser<br />
Deutsch- und Musiklehrer an einem<br />
Münchner Gymnasium. Viele schnell zer-<br />
Hörenswert<br />
Fotos: Diogenes Verlag (oben); Bonaparte (unten)<br />
brochene Liebesaffären hat Beck erlebt,<br />
doch von der wahren Liebe keinen blassen<br />
Schimmer. Jetzt kann sich alles ändern: In<br />
Becks elfter Klasse ist ihm der Außenseiter<br />
Rauli Kantas aus Litauen aufgefallen. Der<br />
17-jährige hat ein unglaubliches Talent: Er<br />
spielt besser Gitarre als Jimi Hendrix!<br />
Beck erblickt seine große Chance: Er<br />
will Raulis Manager werden und ihn –<br />
und sich selbst – zum Star machen. Doch<br />
ganz so einfach ist das nicht, da der Litauer<br />
so manches Geheimnis mit sich trägt.<br />
Zur gleichen Zeit scheint sich Becks Leben<br />
auch privat zu bessern: Er trifft auf die<br />
Kellnerin Lara, mit der er das erste Mal so<br />
richtig glücklich wird. Bei einer Reise mit<br />
Rauli und dem alten Freund Charlie in die<br />
Türkei erkennt Beck wie auch die anderen,<br />
Do you Want to Party With the Bonaparte?<br />
Wie? Ein längst verstorbener französischer Kaiser<br />
macht Musik? Falsch gedacht! Bonaparte<br />
sind alles andere als verstorben.<br />
Die rund 20 Jungs und Mädels um den<br />
Schweizer Tobias Jundt fangen gerade erst an,<br />
richtig durchzustarten.<br />
Circa 20 Mitglieder – ziemlich viel für eine<br />
Band möchte man meinen, doch gerade diese<br />
eher unübliche Anzahl an Bandmitgliedern<br />
macht Bonaparte zu dem, was sie wirklich<br />
sind: eine international gemischte Trash-Elektro-Punk-Gruppe<br />
mit Musikern, Tänzern, Fotografen<br />
und Selbstdarstellern, die, so Tobias<br />
Jundt, „alle eigentlich nur darauf hinarbeiten<br />
zusammen zukommen, auf der Bühne zu stehen<br />
und einfach zu explodieren.“<br />
Musikalisch gesehen hat jedoch Tobias Jundt<br />
das Sagen. „Ich bin der Diktator“, sagt Jundt.<br />
Oder anders ausgedrückt: Tobias bestimmt,<br />
wie die Musik gespielt wird, und der Rest trägt<br />
seinen nicht unwichtigen Teil dazu bei. „Ohne<br />
die anderen wäre ich nichts“, gibt Tobias zu.<br />
Dabei darf sich der Zuschauer bei Bonaparte<br />
nicht wundern, wenn auf einmal ein singender<br />
Panda, ein Matrose, ein Vampir und eine Ziege<br />
die Bühne rocken und man sich vorkommt<br />
wie im Zirkus. Denn genauso verrückt, wie sich<br />
VOM LEHRER ZUM MANAGER<br />
Eines hat der deutschen Literaturszene in den letzten Jahren gefehlt:<br />
frischer, jugendlicher Witz und Ton. Jetzt ist beides da. Ein 23-jähriger<br />
Autor wirbelt die Szene auf<br />
das ganze anhört, ist es auch,<br />
und dementsprechend lustig<br />
und abgedreht ist die fast<br />
komplett improvisierte Performance<br />
der Truppe. Wie<br />
ein Zirkus – genau so hören<br />
sich Bonaparte an. Alles, um<br />
das es geht, ist eine riesige<br />
Party zu feiern.<br />
Bei jedem Konzert sind andere<br />
Akteure auf der Bühne,<br />
was Langeweile gar nicht erst<br />
aufkommen lässt. Außerdem gibt es die Jungs<br />
und Mädels nicht nur auf der Bühne zu sehen,<br />
sondern auch seit September des vergangenen<br />
Jahres auf ihrem Release-Album „Too much“<br />
zu hören. Ein zweites Album ist bereits in Planung.<br />
Auf der Scheibe „Too much“ versprühen sie<br />
mit dem über zwei Jahre gesammelten Material<br />
die Philosophie des Hedonismus, welche<br />
die Lust als höchstes Gut und Bedingung für<br />
Glückseligkeit und gutes Leben ansieht. Diese<br />
Denkweise spiegelt sich auch oft in den Texten<br />
wider, wie zum Beispiel „You know Tolstoi but<br />
I know Playboy, you know politics but I know<br />
party chicks, you know baudelaire, I like your<br />
dass es wichtig ist, sich selbst zu finden<br />
und sein Leben zu gestalten, so dass man<br />
stets von Erinnerungen zehren kann.<br />
Frisch, leicht und locker erzählt der<br />
junge Benedict Wells die Geschichte von<br />
Becks letztem Sommer. Oft mit einem<br />
witzigen Ton, der herzhaftes Lachen garantiert.<br />
Dennoch fehlt dem Roman nicht<br />
die Ernsthaftigkeit: Lebensphilosophische<br />
Tipps werden gekonnt eingeflochten und<br />
regen zum Nachdenken an. Hier hat es ein<br />
Talent geschafft, die Literaturszene zu erobern.<br />
Hoffentlich liest man noch einige<br />
Jahre solch gute Romane von ihm!<br />
(Wells, Benedict: Becks letzter Sommer.<br />
Diogenes Verlag, September 2008)<br />
Elisabeth Böker<br />
hair, do you speak japanese? ... You know too<br />
much, too much, too much, too much, too<br />
much.”<br />
Die Musik macht einfach Spaß, gute Laune<br />
und regt sofort zum Tanzen an, ganz egal wie es<br />
aussieht. So heißt es in einem Lied: „I can do it<br />
if I like but everybody says I can't dance.“ Aber<br />
eventuell liegt das Problem auch einfach daran:<br />
„Can I dance something you can play to?“<br />
Fazit: Bonaparte sind immer für eine Überraschung<br />
gut! Ihre Musik ist ein Muss für alle<br />
Indie-Fans und jeden, der Lust auf Party hat.<br />
Florian Carl<br />
Noir <strong>Nr</strong>. 9 (Februar 2009)<br />
3
Lifestyle ~ Kultur ~ Titelthema ~ Porträt ~ Reportage ~ Wissen ~ Reise ~ Sport ~ Noir-Intern ~ Politik ~ Querbeet<br />
FRÖNT DEN FREAKS<br />
Als Bastian Boger klein war, muss er sich gedacht haben: „Sei kein Frosch, sei ein Freak!“. Was auch immer<br />
seine Gedanken waren, in ein Muster passt er nicht. Dafür denkt er zu quer und lacht zu schräg<br />
Ein erstes Anzeichen mag seine frühe<br />
Vorliebe gewesen sein, Babyweinbergschnecken<br />
aufzuziehen. Heute<br />
ist Basti 20 Jahre alt und das,<br />
was man als alternativ bezeichnen<br />
könnte. Seine<br />
Dreads sind zusammengebunden,<br />
und<br />
in den Taschen<br />
seines Parkas hat<br />
er das Nötigste<br />
immer bei sich.<br />
„Freaks interessieren<br />
sich<br />
für Dinge,<br />
für die sich<br />
andere nicht<br />
interessieren“,<br />
startet<br />
Basti einen<br />
Definitionsversuch,<br />
der<br />
auch ihn und<br />
seine Bandkollegen<br />
zu Freaks<br />
erklärt. Ihre<br />
ungewöhnliche<br />
Leidenschaft ist die<br />
Mittelaltermusik. Es<br />
ist Mittwochabend, und<br />
„Cantus Levitas“ hat gerade<br />
aufgehört zu proben. Eine gute<br />
Gelegenheit, um mit ihnen über ihre<br />
Musik und das Anderssein zu reden.<br />
Im Proberaum springt mir ein merkwürdiges<br />
Stück Bühnendeko ins Auge: zwei<br />
zusammengeklebte Holzstäbe mit einem<br />
Stierkopf in der Mitte und einem Trinkhorn.<br />
Kilian, 20 und Dudelsackpfeifer,<br />
springt hinter den Stierkopf, legt den Kopf<br />
schief wie ein Hund, hüpft auf und ab und<br />
klappert dabei mit den Zähnen.<br />
Doch warum machen „Cantus Levitas“<br />
Mittelaltermusik und nicht wie<br />
andere Jungs Rockmusik oder bösen<br />
Sprechgesang? „Als ich klein war, habe ich<br />
am liebsten mit Ritterlego gespielt“, meint<br />
Dudelsackpfeifer Kilian. So einfach ist<br />
das. Basti taucht mit einem Holzstück auf,<br />
das einer kleinwüchsigen Geige ähnelt.<br />
„Das ist eine Rebec, ein mittelalterliches<br />
Instrument aus einem einzigen Holzstück“,<br />
erklärt er. Man darf nicht kleben<br />
oder schrauben, nur schnitzen. Und das<br />
tut Basti seit letztem Monat, als er zum<br />
ersten Mal auf einen Entwurf der mittelalterlichen<br />
Geige gestoßen ist. In der<br />
Band spielt er „Landsknechtbass“,<br />
wie er seine Trommel liebevoll<br />
nennt.<br />
Was fasziniert die<br />
Musiker denn so am<br />
Mittelalter? „Da war<br />
das Leben noch<br />
unkompliziert.<br />
Man konnte<br />
ohne Auflagen<br />
in den Fußgängerzonen<br />
spielen“, meinen<br />
sie.<br />
Aber auch<br />
heute ist<br />
Straßenmusik<br />
nicht<br />
unmöglich.<br />
Und so<br />
kann es passieren,<br />
dass<br />
einem nichtsahnendenPassanten<br />
mitten in<br />
der Stadt Klänge<br />
von "Cantus Levitas"<br />
entgegenschallen.<br />
Wer dann seinen Ohren<br />
folgt, wird Zeuge eines Spektakels.<br />
Sven, 20, pumpt unter großer<br />
Anstrengung und mit gerunzelter<br />
Stirn Luft in seinen Dudelsack, bis bald<br />
die ganze Band einstimmt. Ihre Musik ist<br />
alles andere als schüchtern und in erster<br />
Linie laut. Mönchskutte, Jonglieren und<br />
Feuerspucken sind Teil ihres Alleskönner-<br />
Programms. In ihren selbstgemachten<br />
Kostümen scheinen sie wie verwandelt.<br />
„Als Freak sehe ich es als meine Aufgabe,<br />
zu unterhalten“, meint Kilian. Das gelingt<br />
ihnen. Die Auftritte der Band bugsieren<br />
das Publikum in eine längst vergangen<br />
4 Noir <strong>Nr</strong>. 9 (Februar 2009) Illustration: Simon Staib
Lifestyle ~ Kultur ~ Titelthema ~ Porträt ~ Reportage ~ Wissen ~ Reise ~ Sport ~ Noir-Intern ~ Politik ~ Querbeet<br />
geglaubte Welt: ins magische Mittelalter.<br />
Letzten Herbst tourten „Cantus Levitas“<br />
durch die Straßen Europas. In Straßburg<br />
spielten sie vor dem Münster vor 300 Neugierigen.<br />
„Da war eine Gruppe Hip-Hopper,<br />
die haben auf einmal ihren Ghettoblaster<br />
ausgeschaltet und zu unserer Musik<br />
getanzt.“ Die Erinnerung bringt Basti zum<br />
Lachen.<br />
Sven erinnert sich an eine türkische<br />
Familie, die sie mit ihrer Musik in der<br />
Heilbronner Fußgängerzone zum Tanzen<br />
brachten, oder eine ältere Dame, die ihnen<br />
eine Rose zuwarf. „Zum Glück geraten<br />
wir andauernd in solche Situationen. Man<br />
lernt als Freak ganz unterschiedliche Menschen<br />
kennen und hat mehr vom Leben“,<br />
freut sich Kilian.<br />
Bis die Band in ihre Rolle geschlüpft<br />
war, mussten sie einige Beklemmungen<br />
abwerfen. Der erste Auftritt in Mittelalter-<br />
Montur ließ das Adrenalin rauschen. Es<br />
dauerte aber nicht lang, bis die Mitglieder<br />
ihre Narrenfreiheit als Vorteil erkannten:<br />
„Wenn man einmal über den gesellschaftlichen<br />
Schatten gesprungen ist, gibt es keine<br />
Hemmungen mehr“, meint Basti. „Im<br />
Gegenteil: Es wächst der Anspruch, sich<br />
selbst immer wieder neu zu erfinden und<br />
einen Schritt weiter zu gehen“. Sven fügt<br />
hinzu: „Nach einer Weile war es für uns<br />
völlig normal, in Mittelalter-Tracht im Mc-<br />
Donalds zu sitzen. Mit Jeans und T-Shirt<br />
fühlten wir uns auf einmal viel zu gewöhnlich.“<br />
Sich selbst nicht zu ernst nehmen, Spaß<br />
an der Musik zu haben und den Leuten etwas<br />
Neues zu bieten, darum geht es „Cantus<br />
Levitas“.<br />
„Freaksein ist für mich die Freude am<br />
Leben. Es ist egal, was für ein Freak du<br />
bist, solange du dich nur in deinem Gen-<br />
re austobst“, findet Sven. Basti nickt, er<br />
schreibt als Laie Lieder auf Latein und hat<br />
sich schon im Schwertkampf ausprobiert:<br />
„Das Freaksein lässt sich nicht auf eine<br />
bestimmte Eigenart eingrenzen. Es dominiert<br />
das ganze Leben.“<br />
Sarah ist 16 und in einer Gruppe, die<br />
das Freaksein schon im Name vorsieht. Sarah<br />
ist ein Jesus Freak und das von ganzem<br />
Herzen: „Wir sind verknallt in Jesus!“<br />
Mit zwölf Jahren fing sie an, die Jesus<br />
Freaks regelmäßig zu besuchen. Heute<br />
ist sie 16 und hat nichts an Begeisterung<br />
verloren. In einem Alter, in dem anderen<br />
nichts über Mode und Party geht, hat sie<br />
ganz eigene Ansprüche an ihr Leben: Jesus<br />
zur Nummer eins zu machen. Eine klare<br />
Ansage.<br />
Die Jesus Freaks sind ein bunter Haufen,<br />
ein Querschnitt der Gesellschaft. Vom<br />
60-jährigen Opa über Ökos bis hin zum<br />
Karrieristen sind alle vertreten. Und alle-<br />
Freaks sind von<br />
einer Reihe von<br />
Umständen als<br />
solche erkoren<br />
samt Freaks? „Wir folgen Jesus und an ihm<br />
hängt unser Herz. Punkt.“ Entschlossene<br />
Worte, die man in ihrer Charta findet.<br />
Und weiter: „Ein kompromissloses Leben<br />
mit Jesus ist das Coolste, Heftigste, Intensivste<br />
und Spannendste überhaupt.“<br />
Sarahs Stimme klingt gelöst, als sie von<br />
ihrem Glauben spricht. Sie scheint ihren<br />
Platz im Leben gefunden zu haben. Dabei<br />
handelt es sich beim Glauben um einen<br />
ständigen Prozess der Suche. „Es geht<br />
darum, eine selbstständige Beziehung zu<br />
Jesus zu finden. Das ist ein Auf und Ab“.<br />
Freak, meint sie, könne man auch noch<br />
in hohem Alter werden. Sie habe keine<br />
Kinderkirchen-Karriere absolviert. „Meine<br />
Eltern haben mich nicht besonders religiös<br />
aufgezogen. Zu den Jesus Freaks bin ich<br />
einfach aus Neugierde geraten.“<br />
Die Jesus Freaks halten nicht viel auf<br />
Konventionen und die spießige Sonntagskirche.<br />
Ihnen sei es wichtig, ihren Glauben<br />
authentisch zu leben. Ihre Gottesdienste<br />
feiern sie lounge-mäßig im „Freakraum“,<br />
ausgestattet mit gemütlichen Sofas, Theke<br />
und Musikanlage. Man reicht Snacks herum<br />
und trinkt Bier. Aus der steifen Weihnachtsfeier<br />
wird kurzerhand die „Happy-<br />
Birthday-Jesus-Party“. Ihre Sprache ist<br />
betont locker, sie haben alle „Bock“ auf<br />
Jesus. Sie eifern ihm nicht nur im Denken<br />
nach, sondern schreiten zur Tat. In der<br />
Vergangenheit verteilten die Jesus Freaks<br />
Brot an Obdachlose und kümmerten sich<br />
um Migranten. Ihr Ziel ist es, dass auf der<br />
ganzen Welt die Jugend für Jesus aufsteht.<br />
Genauer wollen sie sich nicht festlegen.<br />
Jeder solle frei sein, sein eigenes Ding zu<br />
machen.<br />
Einmal im Jahr findet „Freakstock“<br />
statt, Europas größtes Jesus-Festival. Besucher<br />
reisen aus ganz Europa an, um christliche<br />
Bands zu hören und in Workshops<br />
gemeinsam über das Leben nachzudenken<br />
und sich auszutauschen. Wenn Sarah mit<br />
anderen Jesus Freaks zusammentrifft,<br />
fühlt sie sich gleich heimisch. „Das ist total<br />
verrückt: Wir kennen uns nicht, sind aber<br />
auf der genau gleichen Wellenlänge. Diese<br />
Aha-Effekte erlebe ich immer wieder.“<br />
Noir <strong>Nr</strong>. 9 (Februar 2009) 5
Lifestyle ~ Kultur ~ Titelthema ~ Porträt ~ Reportage ~ Wissen ~ Reise ~ Sport ~ Noir-Intern ~ Politik ~ Querbeet<br />
Auch Tanja hat etwas gefunden, was sie<br />
zu einem besseren Menschen macht: den<br />
Sport. Sie wirkt nicht ohne Grund<br />
durchtrainiert. Als Triathletin ist<br />
sie gleich dreimal sportlich:<br />
im Wasser, auf dem Sattel<br />
und in ihren<br />
Laufschuhen. <br />
Das--klingt<br />
nach<br />
dreifacher Qual,<br />
aber die 19-Jährige findet<br />
darin ihre Erfüllung.<br />
„Wenn ich im Trainingslager<br />
in Südfrankreich einen Pass mit zwölf<br />
Kilometern Anstieg hochfahre, empfinde<br />
ich ab dem zweiten Kilometer nur noch<br />
Schmerz, aber irgendwann setzt dann die<br />
Euphorie ein. Es ist wie ein Bergrausch,<br />
ich will immer schneller werden. Alles,<br />
was ich denke, ist: ‚Wie weit noch, wie lange<br />
noch?’“<br />
Und wo liegt da der Reiz? „Es ist das<br />
Gefühl, an seine körperlichen Grenzen zu<br />
stoßen, abends nach einem harten Tag im<br />
Trainingslager auf dem Rücken zu liegen,<br />
an die Decke zu starren und vor Erschöpfung<br />
nichts mehr denken zu können. Das<br />
mag sich verrückt anhören, aber es ist eine<br />
Art des Glücksgefühls.“<br />
Für das häufige Training muss sie viel<br />
in Kauf nehmen: ständig unterwegs sein,<br />
das Trainingszeug immer im Schlepptau,<br />
abends nicht so lang feiern, während der<br />
Wettkampfsaison keinen Alkohol trinken.<br />
Einige ihrer Freunde werden das nie ganz<br />
verstehen. „Manche Hobby-Fußballer in<br />
meinem Freundeskreis verstehen nicht,<br />
dass ich das Training nicht einfach ausfallen<br />
lasse. Aber ich mache keine halben<br />
Sachen.“<br />
Die Freaks von heute treten kein leichtes<br />
Erbe an, denn Sonderlinge gab es schon<br />
6<br />
Noir <strong>Nr</strong>. 9 (Februar 2009)<br />
lange vor unserer Zeit, und nicht selten tragen<br />
sie große Namen. Till Eulenspiegel soll<br />
einen Wirt mit einem tiefgefrorenen Wolf<br />
erschrocken haben und Katzen in Hasenfelle<br />
eingenäht haben. Der berühmte<br />
Schriftsteller Honoré de Balzac legte sich<br />
jeden Nachmittag schlafen und begann<br />
um Mitternacht mit seiner Arbeit. Albert<br />
Einstein fand Gefallen daran, ein Jahr<br />
lang winters und sommers ohne Schuhe<br />
durch die Gegend zu laufen. Michael Jackson<br />
kam nicht nur durch seine Musik zu<br />
Ruhm, unzählige Operationen brachten<br />
ihm ein ganz eigenes Aus-<br />
und Ansehen, und das<br />
Seelenleben Kafkas<br />
bleibt bis heute<br />
unergründlich. <br />
Aber--auch<br />
die Literatur<br />
hat schillernde<br />
Charaktere geboren.<br />
Man denke nur an Pippi<br />
Langstrumpf, die das Anderssein<br />
mit Leib und Seele zelebriert.<br />
Freaks gibt es seit Menschengedenken.<br />
Jedoch bezog sich das Freaksein nicht immer<br />
auf ein abgedrehtes Hobby oder einen<br />
auffallenden Lebensstil. Im 19. Jahrhundert<br />
reisten so genannte Freakshows durch<br />
Amerika und Europa. Sie waren eine Art<br />
Wanderzoo, dessen Schausteller aber nicht<br />
aus dem Tierreich stammten. An die Stelle<br />
von Bären und Löwen traten Menschen<br />
mit körperlichen Eigenheiten wie siamesische<br />
Zwillinge, Elefanten-Menschen und<br />
Kleinwüchsige.<br />
Um das Publikum anzuheizen, erfand<br />
man gesponnene Lebensgeschichten, die<br />
die Missbildungen und Besonderheiten<br />
erklären sollten. Schnell wurde der Begriff<br />
„Freak of Nature“ geprägt – Laune der Natur.<br />
Die Ausstellungen waren grotesk und<br />
menschenverachtend, aber sie zeigen die<br />
Faszination, die alles Andersartige auf seine<br />
Umgebung ausübt.<br />
Heute drückt das Wort „Freak“ gewaltig<br />
auf die Klischeetaste und bringt eine bunte<br />
Mischung hervor aus Brillengestellen,<br />
dunklen Kellerzimmern, Bierdeckelsammelsurium,<br />
Mehlwurmzüchter, Fitness-<br />
Fetischisten und Garagentüftler. Sie steigen<br />
in Busse, Straßenbahnen, gehen in<br />
Eckkneipen, auf Lan-Partys oder verlassen<br />
ihre eigenen vier Wände erst gar nicht.<br />
Voller Freaks sind all die unscheinbaren<br />
Häuser in unserer Nachbarschaft: Apple-<br />
Freaks, Solarium-Freaks, Autobastel-<br />
Freaks, Physik-Freaks, Nostalgie-Freaks,<br />
Gothic-Freaks. Oder, wer die amerikanische<br />
Variante bevorzugt: Freaks sind<br />
picklige Highschool-Schüler, die beim<br />
Spint-Aufschließen Drohbriefe finden und<br />
ganzjährig an Chemieversuchen tüfteln.<br />
Aber halt. Stehen Freaks wirklich im<br />
Abseits der Gesellschaft? Ernten sie<br />
Stichelei und Argwohn? Fest<br />
steht: Der Begriff „Freak“<br />
hat einen süß-sauren<br />
Beigeschmack,<br />
wenn er<br />
nicht---schon<br />
komplett<br />
in der Strafzone<br />
steht. Mit dem Freaksein<br />
verhält es sich nämlich wie mit<br />
dem Streiten: Es gehören immer<br />
zwei dazu. Einer, der sich einer Eigenart<br />
verschreibt, und ein anderer, der das als<br />
sonderbar empfindet. Aktion, Reaktion.<br />
Wenn wir allzu stark reagieren, offenbaren<br />
wir damit mehr über uns und unser<br />
Denken, als uns lieb sein kann. Denn<br />
wie leicht ist es, alles Undefinierbare mit<br />
einem abwertenden kleinen Wort zu betiteln:<br />
„Freak“. Das hilft uns, das Leben in<br />
seine schwarzen und weißen Schubladen<br />
zurechtzuweisen. Dahinter stecken unser
Lifestyle ~ Kultur ~ Titelthema ~ Porträt ~ Reportage ~ Wissen ~ Reise ~ Sport ~ Noir-Intern ~ Politik ~ Querbeet<br />
eigenes Unverständnis und unsere Intoleranz.<br />
Schlimmer noch, es zeigt, wie sehr<br />
die Angst uns im Nacken sitzt, selbst nicht<br />
gesellschaftlichen Normen zu entsprechen.<br />
Zumal diese Normen mehr sprunghaft als<br />
stetig sind.<br />
Es gab Zeiten, da jagte man Rothaarige<br />
als Hexen auf den Scheiterhaufen und<br />
glaubte an die Erde als Scheibe. Hätte jemand<br />
vor hundert Jahren die Hälfte seines<br />
Lebens vor dem PC verbracht, wäre er<br />
angeeckt, heute liegt er<br />
damit im Durchschnitt.<br />
Läuft ein Mädchen im<br />
Dirndl durch Stuttgart,<br />
erntet es Misstrauen<br />
und Seitenblicke. Aber<br />
auf dem Oktoberfest<br />
fällt es in seiner Tracht<br />
gar nicht erst auf. Wir<br />
ziehen die gesellschaftlichen<br />
Grenzen nach<br />
Lust und Laune, erklären heute für normal,<br />
was schon morgen als seltsam gilt.<br />
Freaks sind also nicht zwangsläufig Freaks,<br />
sondern von einer Reihe an Umständen<br />
zu solchen erkoren.<br />
Die Freak-Titulierung dient als Schutzmaßnahme<br />
für die Scheuklappen um unsere<br />
Augen. Nur nicht sehen, wie groß das<br />
Aquarium des Lebens ist und wie vielfältig<br />
die Fische, die in ihm schwimmen. Was<br />
unsere Beispiel-Freaks unabhängig von<br />
Zeit und Raum verbindet, ist die Begeisterung<br />
am Leben. Sie haben etwas gefunden,<br />
für das sie ihr Herzblut opfern, während<br />
andere umherstreifen, bald dies, bald jenes<br />
probieren und doch nie ein echtes Zuhause<br />
für ihre Seele finden.<br />
Freaks sind die Regenwürmer, die harte<br />
Erde auflockern, fidele Äffchen unter Rep-<br />
Foto: privat<br />
tilien, die Umlaute im Alphabet. Sie gehen<br />
fernab vom Weg, weil sie Spuren hinterlassen<br />
wollen, eine Eigenkreation austüfteln.<br />
Egal, welcher Zeit die komischen Käuze<br />
entstammen, sie hatten ganz eigene Ideen,<br />
wie das Leben anzugehen ist.<br />
Der Freak hat einen Halt im Leben, den<br />
ihm keiner nehmen kann. Er hat eine Konstante,<br />
die ihn auf dem Boden hält und<br />
ihm gleichzeitig Flügel verleiht. „Wenn ich<br />
nicht trainiere, ist mein ganzer Alltag konfus.<br />
Es fehlt etwas,<br />
Angst, den gesellschaftlichenNormen<br />
selbst nicht<br />
zu entsprechen<br />
als hätte ich eine<br />
wichtige Aufgabe<br />
nicht erfüllt“, sagt<br />
Triathletin Tanja<br />
und wird bei dem<br />
bloßen Gedanken<br />
ganz unruhig.<br />
Schon Goethe<br />
hat erkannt: „Begeisterung<br />
ist keine<br />
Heringsware, die man einpökelt auf einige<br />
Jahre.“ Freaks haben das verinnerlicht<br />
und leben in einer bunten Welt. Sie haben<br />
sich etwas bewahrt, das man Leidenschaft<br />
nennt. Freaks laufen nicht auf Trampelpfaden,<br />
sie bahnen sich ihre eigenen Wege.<br />
Ein Leben frei Schnauze, frei Interesse,<br />
frei Talent. Wer sich dafür entscheidet,<br />
wird viel zurücklassen, aber noch viel<br />
mehr bekommen. Denn was wäre unsere<br />
Gesellschaft ohne die innovativen Geister,<br />
die in ihr stecken?<br />
Wer immer die gleichen Wege geht, wird<br />
auf nichts Neues stoßen. Otto Normal<br />
imitiert, der Freak kreiert. Und was lernen<br />
wir daraus? Um den Freak in uns zu entdecken,<br />
ist es nie zu spät, aber auch nie zu<br />
früh. Ein Hoch auf die Leidenschaft – und<br />
die Bizarrerie! Anika Pfisterer<br />
Mal wieder freakig sein!<br />
Ein Freak zu sein ist gar nicht so einfach,<br />
fi ndet Andreas Spengler<br />
Den freakigsten Kommentar<br />
aller Zeiten<br />
wollte ich schreiben.<br />
Einen Text wie ein Vollrausch.<br />
So richtig abgefahren!<br />
Von hyperventilierenden<br />
Hundehäufen,<br />
maskierten Monstermäusen<br />
und geblümten<br />
Gartengurus, von Uromas in osmanischen Koransuren,<br />
von Foxtrott-Kursen im Oxford-Kanal und<br />
schwitzenden Salzstängeln bei Saunagängen. Aber<br />
daraus wurde nichts. Schon bald kamen Selbstzweifel.<br />
Wie sollte ich – ich, in dessen Leben außer<br />
dem Bus zur Uni jeden Morgen überhaupt nichts<br />
abgefahren ist – jemals einen solchen Kommentar<br />
schreiben. Ich, der sich weder für Mittelaltermusik<br />
noch für eine flippige Jesusgemeinde interessiert<br />
und keinerlei Triathlon-Ambitionen hat.<br />
Mein Leben schien mir plötzlich so verdammt<br />
gewöhnlich.<br />
Dabei hatte doch alles so freakig begonnen, bei<br />
meiner Geburt vor 21 Jahren. Im Krankenhaus wurde<br />
ich nur „Schäfchen“ genannt, weil ich statt des<br />
normalen Kinderplärrens ein „mäh, mäh, mäh“<br />
von mir gab. Meine ersten Haare wuchsen als wilde<br />
Strubbel-Locken, und bald ging ich nicht mehr<br />
aus dem Haus, ohne diese mit dem Sonntagshut<br />
meines Großvaters zu bedecken.<br />
Die Sprüche unserer Nachbarn und der übrigen<br />
Dorfbewohner waren mir egal. Die Konventionen<br />
der Erwachsenen gingen mir an der Windel vorbei.<br />
Doch irgendwann kam ich ohne Windeln aus und<br />
mir wurde gesagt, was erlaubt ist in der Gesellschaft,<br />
und was nicht. Als ich in den Kindergarten<br />
kam, stellte ich fest, dass mir Eimer und Schäufelchen<br />
nicht alleine gehören, und in der Grundschule<br />
wurde mir dann erklärt, wie man sich in einer<br />
Klassengemeinschaft anpasst.<br />
Damals wurde sie wohl begraben, meine Freak-<br />
Karriere. Eigentlich trauere ich weder meinen Windeln<br />
noch dem Hut meines Großvaters nach. Aber<br />
etwas Reizvolles hatte es doch, dieses Freaksein:<br />
die Freiheit und die kindliche Unbeschwertheit.<br />
Heute bewundere ich manchmal die Freaks, die<br />
lässig mit allen Konventionen jonglieren, die lachend<br />
aus jeder Reihe tanzen und sich genüsslich<br />
im Meer der Provokation baden, wo andere<br />
nicht einmal einen Fuß ins Wasser setzen. Doch<br />
eigentlich weiß ich: Ein bisschen Freak steckt in<br />
jedem von uns. Spätestens dann, wenn wir uns<br />
wünschen, einfach mal wieder Kind zu sein.<br />
Noir <strong>Nr</strong>. 9 (Februar 2009) 7
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8 Noir <strong>Nr</strong>. 9 (Februar 2009) Foto: XXX
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NUR DIE BIBEL ZÄHLT<br />
Religiöse Vielfalt kann nur dann eine Bereicherung für unsere Gesellschaft sein, wenn<br />
wir miteinander darüber sprechen. Einige Gedanken zum Thema von Maren Ochs<br />
Kommet her zu mir, alle, die ihr mühselig<br />
und beladen seid; ich will euch erquicken.“<br />
Dieser Vers aus dem Matthäus-Evangelium<br />
prangt in himmelblauen Buchstaben auf dem<br />
Gebäude der Evangeliums-Christen in einem<br />
Hohenloher Wohngebiet. Einladend klingen<br />
diese Worte, freundlich und warmherzig. Entstanden<br />
ist dort jedoch eine Parallelgesellschaft,<br />
deren strenggläubige Mitglieder meist Spätaussiedler<br />
sind. Viele von ihnen zeigen kaum Willen<br />
zur Integration und kapseln sich vom gesellschaftlichen<br />
Leben ab.<br />
Besonders die staatlichen Schulen, auf deren<br />
Lehrplan Sexualkunde und die Evolutionstheorie<br />
stehen, widersprechen den radikalen<br />
Überzeugungen der Evangeliums-Christen von<br />
gottesfürchtiger Kindererziehung. Schon lange<br />
kämpfen sie deshalb um die Genehmigung<br />
ihrer umstrittenen Bekenntnisschulen. Und<br />
während ihre Schule in Künzelsau schon kurz<br />
vor der Schließung steht, feiern sie nur wenige<br />
Kilometer entfernt ihren ersten großen Erfolg:<br />
Im Fall einer Öhringer Privatschule konnten<br />
sie die Bedingungen des Regierungspräsidiums<br />
erfüllen. Der örtliche Schulamtsleiter bestätigt,<br />
ausgebildete Lehrer seien eingestellt und ein am<br />
Bildungsplan ausgerichtetes Konzept erarbeitet<br />
worden. So besuchen die Töchter und Söhne<br />
der dortigen Evangeliums-Christen ihren eigenen<br />
Unterricht seit wenigen Wochen ganz rechtmäßig.<br />
Skepsis und Zweifel bleiben trotzdem: Die Philosophie<br />
der freikirchlichen Splittergruppe ist<br />
noch immer die gleiche, ist noch immer jene,<br />
gegen die man sich jahrelang beharrlich wehrte.<br />
Entscheiden also nur die Erfüllung einiger Vorschriften,<br />
nur etwas Papierkram über Sinn und<br />
Unsinn einer Genehmigung? Das Presseecho<br />
war groß. Im Ringen mit bibeltreuen Schulverweigerern<br />
wurde durch diese Entscheidung ein<br />
neuer Maßstab angelegt.<br />
Nach Schätzungen sollen deutschlandweit<br />
immerhin mehrere hundert Kinder in nicht<br />
genehmigten Privatschulen oder direkt von ihren<br />
Eltern unterrichtet werden – oft aus religiösen<br />
Gründen. Doch Gerichtsurteile des Bundesverfassungsgerichts<br />
und des Europäischen<br />
Gerichtshofs für Menschenrechte bestätigten<br />
nochmals ausdrücklich die gesetzliche Schulpflicht.<br />
Die Begründung: In der Schule werden<br />
Kinder zu toleranten Bürgern erzogen, indem<br />
sie auf Gleichaltrige anderen kulturellen Hintergrunds<br />
treffen. Die Schulpflicht ist darum nicht<br />
nur Pflicht, sondern auch Recht. Ein Recht auf<br />
die Mannigfaltigkeit, für die unsere Demokratie<br />
steht. Ob die Evangeliums-Christen dieses Recht<br />
tatsächlich gewährleisten wollen?<br />
Jedenfalls spricht eine evangelische Dekanin<br />
von „Gräben“ zwischen den Religionsgemeinschaften.<br />
„Wir haben überhaupt keinen Kontakt<br />
zu ihnen, der einzige Versuch vor vier Jahren<br />
scheiterte“, erzählt sie bedrückt. „Uns wurde<br />
deutlich gemacht, dass dies nicht gewünscht ist.“<br />
Integration und Toleranz sehen anders aus.<br />
Das ist besonders schade für die Kinder, denen<br />
die religiöse Überzeugung ihrer Eltern geradezu<br />
aufgezwungen wird. Muss denn wahre Gläubigkeit<br />
nicht auf einer bewussten und vor allem<br />
zwanglosen Entscheidung beruhen? Muss in einer<br />
aufgeklärten Gesellschaft nicht jede Wahrheit<br />
überprüft werden dürfen?<br />
Die bewusste Abschottung Weniger kann und<br />
darf nicht durch die Generationen weitergereicht<br />
werden. Für den Kreationismus ist an staatlichen<br />
Schulen, die sich der Rationalität und der<br />
Wissenschaft verpflichtet fühlen, tatsächlich<br />
kein Platz.<br />
Die verschiedenen Jugendlichen dieser Welt,<br />
ihre Gedanken und Gefühle, sind trotzdem<br />
stets willkommen. Denn nur wenn Dialog stattfindet,<br />
kann es auch eine Gemeinschaft geben,<br />
in der die unterschiedlichen Gruppen mit ihren<br />
unterschiedlichen Lebensstilen einander friedlich<br />
und vorurteilsfrei begegnen.<br />
Noir <strong>Nr</strong>. 9 (Februar 2009) 9
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HOCHWASSERHOSEN UND SCHLEIMATTACKEN<br />
Von Freaks, die es wirklich an jeder Schule gibt<br />
Streber, das sind wohl die Prototypen der Freaks. Allen, die<br />
nicht zu ihrer Art gehören, gehen sie meist gehörig auf den<br />
Geist. Schon äußerlich betrachtet lassen sich die klassischen Streber<br />
schnell erkennen: Lederschulranzen, Hochwasserhosen und<br />
nette Hemdchen und Blusen. Was das Verhalten betrifft, gibt es<br />
zum einen die Streber, die trotz ihres abnormalen Fleißes noch<br />
nett bleiben und einem bei blöden Lehrer-Fragen die richtige<br />
Antwort zuflüstern.<br />
Abgesehen davon, gibt es aber auch die absoluten Einzelkämpfer.<br />
Sie haben sich im Laufe ihrer Schulkarriere zu Egoisten, wirklichen<br />
Außenseitern und Lobsüchtigen entwickelt und glänzen<br />
durch häufige Schleimattacken: „Ja, Herr Müller, ich wische gerne<br />
die Tafel.“ „Ja, Frau Schmitt, natürlich verschiebe ich ihnen den<br />
Tageslichtprojektor.“ Besonders amüsant wird es, wenn zwischen<br />
den verschiedenen Strebern interne Wettbewerbe ausbrechen.<br />
Wer schafft es, die meisten Zeitungsartikel in den Unterricht zu<br />
schleppen, die längsten Referate zu halten, am schnellsten das<br />
Mathebuch durchzurechnen, die meisten Entwicklungsromane<br />
zu lesen und als erster die Tafel zu wischen?<br />
Doch eines ist klar: Streber und Intelligenz haben nicht automatisch<br />
etwas gemein. Häufig sind Streber zwar Asse im Auswendiglernen,<br />
aber bei Transfer- und Denkaufgaben haben sie<br />
oft Schwierigkeiten. Denn meist haben es gerade die wirklich<br />
Intelligenten nicht nötig, sich durch ein streberhaftes Verhalten ax muss längst Schmerzen im Armgelenk haben“, denke<br />
aufzuspielen. Susan Djahangard M ich mir und kaue weiter an meinem Bleistift. „Streckt der<br />
doch bestimmt das hundertste Mal diese Stunde!“<br />
Max ist in meiner Klasse. „Die letzte Klassenarbeit war eine<br />
Katastrophe“, meint die Lehrerin, nur einer steche heraus. „Na,<br />
wer das wohl sein wird?“, ruft einer. Nervös zupft Max an seinem<br />
Karohemd. Nur Minuten später hält er die Klausur in Händen:<br />
„1,0 wie immer“, denkt er zufrieden. Doch Max schreibt nicht<br />
nur gute Noten, er ist auch ein Meister im Schleimen: „Frau Müller,<br />
soll ich Ihnen die Tasche tragen?“, ist seine Lieblingsfrage.<br />
In der großen Pause ist er Stammgast im Sekretariat. Er holt<br />
nicht nur den Vertretungsplan ab, sondern bespricht auch seinen<br />
musikalischen Auftritt für die Verabschiedung des Rektors.<br />
Am Abend tönt Mozart durch den Musiksaal. Max sitzt mit<br />
Fliege und Sakko am Flügel und streicht über die Tasten. Man<br />
kann ihn wirklich als typischen Streber bezeichnen.<br />
Ein Streber glänzt zwar oft durch übermäßiges freiwilliges Engagement,<br />
aber er nimmt auch selten Rücksicht auf andere und<br />
ist beleidigt, wenn Mitschüler besser benotet werden. Ein Streber<br />
ist eine Mischung aus einem guten Schüler, einem Egozentriker<br />
und einem Muttersöhnchen, der immer alles recht machen will.<br />
Ein bisschen von einem Streber würde uns vielleicht nicht<br />
schaden, manche Eigenarten sind durchaus lobenswert. Doch im<br />
Leben vieler Streber dreht sich alles nur ums Lernen und die<br />
Schule. Dabei vergessen sie oft die wahren Freuden des Lebens!<br />
Lukas Ramsaier<br />
10 Noir <strong>Nr</strong>. 9 (Februar 2009) Foto: Mariesol Fumy / www.jugendfotos.de
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Fotos: privat<br />
EIN „WHOLE TRAIN“ IST NICHT GENUG<br />
Für die einen sind es hässliche Schmierereien, für andere Kunst: Graffi ti. Der 16-jährige Mark ist bereits ein<br />
erfahrener Sprayer. Immer wieder wagt er sich an Grenzen, dabei gerät er nicht selten in Lebensgefahr:<br />
Porträt eines Freaks<br />
Gehetzt rennen sie auf den Schienen<br />
durch den dunklen Tunnel, nirgends<br />
ein Licht in Sicht. Der Zug kann jeden<br />
Moment kommen, laut Fahrplan in den<br />
nächsten 14 Sekunden. Sie müssen den<br />
S-Bahnschacht finden; und zwar schnell,<br />
sonst ist es zu spät. Marks* Herz schlägt<br />
immer schneller. Dann hält er den Atem<br />
an, er kann den Zug schon hören. Plötzlich<br />
ruft sein Kumpel: „Ich hab ihn!“ Schnell<br />
quetschen sich die beiden durch den engen<br />
Schacht. Der Zug kommt immer näher.<br />
Wie immer schaffen sie es in der letzten<br />
Sekunde. Doch das Herzklopfen geht weiter:<br />
„Wo sind die Überwachungskameras?<br />
Was für Möglichkeiten gibt es zu fliehen,<br />
wenn die Polizei kommt?“<br />
Schnell klären sie alles ab und beginnen<br />
anschließend mit ihrer großen Leidenschaft,<br />
dem Sprayen. Mark übt meistens<br />
tagelang das Motiv, bevor er es an eine<br />
Wand sprüht. Am anspruchsvollsten wird<br />
es, wenn man einen „whole train“ macht,<br />
also einen ganzen Zug besprüht. Dafür<br />
braucht man lange und genügend Sprayer.<br />
Würde man sich erwischen lassen, würde<br />
es ein Vermögen kosten. Doch Mark und<br />
seine Kumpels lassen sich nicht erwischen<br />
und wenn, fliehen sie. Ihr Ansehen in der<br />
Sprayerszene ist groß und es wächst immer<br />
mehr. Mark ist stolz darauf, sein Kämpfen<br />
und Trainieren hat sich gelohnt. Mit dreizehn<br />
fing der heute 16-jährige an, in jeder<br />
freien Minute zu üben. Er trainierte verschiedene<br />
Stile wie zum Beispiel „samy style“,<br />
„wildstyle“, „bubblestyle“, oder „shufflestyle“.<br />
Ebenso übte Mark seinen „tag“,<br />
das ist die Unterschrift eines Sprayers, die<br />
er unter jedes Bild sprüht. Dann begann<br />
er in Baden-Württemberg damit, Wände<br />
und Züge anzusprühen. Also eigentlich<br />
„öffentliches Eigentum“. Die Polizei sieht<br />
das als Sachbeschädigung. Doch Mark<br />
hält die Graffiti-Bilder für Kunst.<br />
Durch illegale Sprayer-Wettbewerbe wurde<br />
er in ganz Deutschland bekannt, vor<br />
* Alle Namen von der Redaktion geändert<br />
allem aber in Berlin. Mark traf viel andere<br />
Sprayern und verbesserte seinen Stil.<br />
Heute malt er die bunten Graffitis in halb<br />
Europa. Um zu sprühen flogen Mark und<br />
seine Kumpels bis nach Mallorca. Frankreich<br />
gehört dagegen schon zum Alltag.<br />
Einen ganzen Zug anzusprühen, reichte<br />
nicht mehr für den Kick. Mark und seine<br />
Kumpels wollten es aufregender, wieder etwas<br />
Neues entdecken. So wagten sie es, in<br />
einem Zug die Notbremse zu ziehen, kurz<br />
rauszuspringen und den Zug, wenn auch<br />
nur für ein paar Sekunden lang, zu besprühen.<br />
Es mag sich krass anhören, dass junge<br />
Menschen für das Sprayen ihr Leben riskieren.<br />
Doch Marks Leben besteht nur aus<br />
Sprayen: „Ohne Sprayen wäre mein Leben<br />
ein Nichts“, meint der 16-Jährige. Besonders<br />
wichtig ist für ihn auch das Sprayer-<br />
Gebot, niemals einen anderen zu verraten.<br />
„Das gemeinsame Sprayen stärkt das<br />
gegenseitige Vertrauen – man hält einfach<br />
zusammen“, erzählt Mark.<br />
Viele Sprayer kamen in U-Bahn-Schächten<br />
ums Leben, darunter welche, die Mark<br />
kannte. Natürlich hat er selbst auch Angst,<br />
doch auch diese Angst gehört zu seinem<br />
Kick. Marks Ziel für die Zukunft ist es,<br />
immer mehr Ansehen zu bekommen und<br />
seine tags an immer mehr Zügen, Bussen<br />
und Wänden zu sehen. Anna Ruppert<br />
Besprühtes öffentliches Eigentum: Kunst für die einen, Sachbeschädigung für die anderen<br />
Noir <strong>Nr</strong>. 9 (Februar 2009) 11
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BALIK EKMEK ODER BUTTERBROT?<br />
Die Türkei ist mehr als nur ein beliebtes Ferienziel. Auf einer Recherchefahrt der <strong>Jugendpresse</strong> konnte Ann-<br />
Katrin Siekemeier hinter die Fassade der alltäglichen Berichterstattungen schauen und entdeckte ein vielfältiges,<br />
aber auch zwiespältiges Land im Spagat zwischen Tradition und Moderne. Da bietet sich ein Vergleich<br />
mit Deutschland an<br />
Disziplin, Sauberkeit, blonde Mädchen<br />
und Bier zum Frühstück – fragt man<br />
junge Türken in Istanbul nach „den Deutschen“,<br />
bleibt ein Griff in die Klischeekiste<br />
nicht aus.<br />
Max Mustermann ist ehrlich, ordentlich<br />
und pflichtbewusst. Jeden morgen geht er<br />
pünktlich zur Arbeit, abends hilft er beim<br />
Abwasch. Als besonders humorvoll gilt<br />
Max nicht, aber nach Feierabend gibt er<br />
beim wöchentlichen Stammtisch schon<br />
mal eine Runde aus. Überhaupt: Bier und<br />
Fußball sind seine großen Leidenschaften.<br />
Dass Max außerdem gerne Weißwürste<br />
isst, sieht man seinem Bauch an. Max Mustermann<br />
– der Prototyp eines Deutschen?<br />
Was kann typisch sein für ein Land, in<br />
dem mehr als 80 Millionen Menschen leben?<br />
Und was denkt man in Istanbul über<br />
„die Deutschen“?<br />
Sybille Çizenel weiß, wovon sie spricht.<br />
Seit gut 25 Jahren lebt sie nun in der<br />
Türkei, war mit einem Türken verheiratet<br />
und lehrt an der Bosporus Universität<br />
Englisch und Deutsch. „In den achtziger<br />
Jahren wurde händeringend nach deutschen<br />
Muttersprachlern gesucht“, erzählt<br />
sie. Nach ihrem Studium in Tübingen ist<br />
die heutige Lehrbeauftragte deshalb in die<br />
Türkei gereist.<br />
Mit Vorurteilen wird sie immer wieder<br />
konfrontiert: „In Deutschland trinkt man<br />
Bier zum Frühstück“ oder „Deutsche sind<br />
aufrichtig, da weiß man, woran man ist“<br />
– Sätze, die Sybille Çizenel oft zu hören<br />
bekommt. Die meisten Türken verbänden<br />
12<br />
Noir <strong>Nr</strong>. 9 (Februar 2009)<br />
das Land der Dichter und Denker außerdem<br />
mit technischem Fortschritt und<br />
modernen Erfindungen. Die Reaktionen<br />
auf ihre Herkunft seien bisher durchweg<br />
positiv gewesen. „Rassismus habe ich nie<br />
erlebt“, bekräftigt sie.<br />
Wo liegen die Unterschiede?<br />
Aber was genau unterscheidet Deutsche<br />
von Türken? Sybille Çizenel fährt sich<br />
durch das Haar und schaut nachdenklich<br />
durch die Gläser ihrer roten Brille. „In<br />
Deutschland packen wir die Leute viel<br />
schneller in Schubladen. Das ist bei den<br />
meisten Türken anders.“ Außerdem gelten<br />
in der Türkei andere Begriffsdefinitionen.<br />
„Wer sich von dem Grundsatz ‚versprochen<br />
ist versprochen und wird auch nicht gebrochen’<br />
leiten lässt, wird in der Türkei früher<br />
oder später eines Besseren belehrt.“<br />
Sybille Çizenel erzählt: „Wenn dir ein<br />
Türke etwas verspricht, dann drückt er damit<br />
nur aus, dass er ehrlich und aufrichtig<br />
bemüht ist, dir zu helfen.“ Ob diese Hilfsbereitschaft<br />
auch zum gewünschten Resultat<br />
führt, sei zweitrangig. Hier zähle nicht<br />
das Ergebnis, sondern die Art und Weise,<br />
meint die Schwäbin, die sich inzwischen<br />
als Teil der türkischen Gesellschaft sieht.<br />
Ein älterer Mann ruft etwas von der<br />
gegenüberliegenden Straßenseite, Sybille<br />
Çizenel dreht sich um und grüßt. Sie hat<br />
viele Freunde in der Türkei und weiß die<br />
türkische Gastfreundschaft sehr zu schätzen.<br />
Könnte sie sich trotzdem vorstellen,<br />
nach Deutschland zurückzukehren? „Später<br />
vielleicht, aber nach so vielen Jahren<br />
fühle ich mich schon fast als Türkin.“<br />
Über einen Besuch in der Heimat freut sie<br />
sich trotzdem jedes Mal. „Manche Dinge“,<br />
sagt sie, „vermisst man eben doch.“<br />
Gemüsehändler statt Supermarkt<br />
Im Istanbuler Stadtteil Beyolu kann man<br />
auf einer der bekanntesten Einkaufsstraßen,<br />
der Istiklal Caddesi, schlendern, ehrwürdige<br />
Moscheen besichtigen und auf<br />
dem Ägyptischen Bazar traditionelle Spezialitäten<br />
probieren. Oder aber man schaut<br />
nahe der Galata-Brücke den Fischern beim<br />
Angeln zu. So auch Ali Aba. Der 22-jährige<br />
Student lebt und studiert im letzten<br />
Semester <strong>BW</strong>L an der Bosporus Universität,<br />
einer der schönsten Hochschulen des<br />
Landes.<br />
Fragt man ihn nach seinem Bild von den<br />
Deutschen, so seien diese vor allem eines:<br />
sehr diszipliniert. „Bei euch ist alles geregelt,<br />
nichts wird dem Zufall überlassen“,<br />
meint Ali und beißt genüsslich in sein<br />
balik ekmek, ein Fladenbrot mit frisch<br />
gegrilltem Fisch. In der Türkei, erzählt<br />
er, mache man nicht so viele Pläne: „Die<br />
meisten Menschen hier leben von einem<br />
Tag in den anderen. Keiner spricht davon,<br />
was er in fünf Jahren vorhat.“ Diesen Unterschied<br />
sehe man sogar beim Einkaufen:<br />
Statt Shoppen im großen Supermarkt, gehen<br />
türkische Familien lieber mehrmals<br />
pro Woche zum Gemüsehändler um die<br />
Ecke.
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Gastfreundschaft und Stupsnasen<br />
Aller fehlenden Planungsliebe zum Trotz,<br />
hat der <strong>BW</strong>L-Student Ali schon ein genaues<br />
Ziel vor Augen: Sobald er sein Studium<br />
abgeschlossen hat, möchte er sich an<br />
der London School Of Economics bewerben.<br />
Und falls das nicht klappt? „Das wird<br />
sich zeigen“, meint Ali, wischt sich mit der<br />
Hand über den Mund und schaut sich um.<br />
Einheimische, Touristen und grellgelbe<br />
Taxis drängeln sich über die Brücke. Ab<br />
und zu hört man ein Hupen und sieht<br />
verschreckte Fußgänger von der Fahrbahn<br />
springen. Auch einige Touristen sind unterwegs<br />
– darunter auch Deutsche. Die<br />
erkennt Ali sofort. „Ich habe einfach ein<br />
Gespür dafür“, sagt er und lacht. Selbst bei<br />
einem Bangladeshi habe er intuitiv auf die<br />
richtige Nationalität getippt. Woran er das<br />
sieht? Deutsche Touristen seien vor allem<br />
an Haar- und Augenfarbe zu erkennen.<br />
„Und an den Nasen, die haben immer so<br />
einen Schwung nach oben.“ Ali kann sich<br />
ein Grinsen nicht verkneifen.<br />
In der Türkei weiß er vor allem die Spontanität<br />
zu schätzen: „Hier kommt es vor,<br />
dass man sonntags beim Nachbarn klingelt<br />
und sagt: ‚Wir kommen heute Abend zum<br />
Essen. Um neun sind wir da’.“ In Deutschland<br />
gelte das als unhöflich. „Dabei macht<br />
doch dieses unerwartete Zusammenkommen<br />
gerade den Reiz aus!“, sagt der 22-Jährige<br />
und schüttelt verständnislos den Kopf.<br />
Wenn er trotzdem etwas von Deutschland<br />
übernehmen würde, so wären es Fahrradwege<br />
– „Und die Autobahnen, die sind einfach<br />
klasse“, nickt er anerkennend.<br />
Ein ganz spezielles Lebensgefühl<br />
Trotz der positiven Seiten, die Ali an<br />
Deutschland sieht – alt werden möchte er<br />
in Istanbul. Keine andere Stadt habe ihn<br />
je so verzaubert, meint er und schaut begeistert<br />
auf das Goldene Horn, den Fluss,<br />
der durch den europäischen Teil Istanbuls<br />
fließt. Istanbul, das sei einfach ein ganz<br />
spezielles Lebensgefühl. Und zum Thema<br />
Deutschland schließt er weise: „Wahrscheinlich<br />
ist das moderne Deutschland<br />
viel zu abwechslungsreich und vielschichtig,<br />
um es in wenige Worte zu fassen.“ Ali<br />
nimmt noch einen letzten Bissen „balik<br />
ekmek“ – eines der Dinge, die ihm neben<br />
seinem Lieblings-Fußballverein „Galatasaray<br />
Istanbul“ in Deutschland auf jeden<br />
Fall fehlen würden.<br />
Fotos: Ann-Katrin Siekemeier<br />
Noir <strong>Nr</strong>. 9 (Februar 2009) 13
Lifestyle ~ Kultur ~ Titelthema ~ Porträt ~ Reportage ~ Wissen ~ Reise ~ Sport ~ Noir-Intern ~ Politik ~ Querbeet<br />
Zucker der Zukunft<br />
Stevia Rebaudiana ist eine Pflanze, die im<br />
Grenzgebiet von Paraguay und Brasilien<br />
wächst und auch als Honigkraut bekannt ist.<br />
Sie ist bis zu 300 mal süßer und hat nur einen<br />
Bruchteil an Kalorien als herkömmlicher<br />
Zucker. Damit besteht quasi kein Risiko der<br />
Gewichtszunahme. Zudem besteht sowohl<br />
für Diabetiker als auch für die Zähne eine<br />
weitaus geringere Gefahr.<br />
Diese Vorteile nutzen die südamerikanischen<br />
Indianer bereits seit Jahrhunderten. Die genauen<br />
Wirkungen der Pflanze sind noch<br />
nicht weit genug erforscht. Das ist auch der<br />
Grund, warum sie in der Europäischen Union<br />
nicht zugelassen ist. Länder im asiatischen<br />
Raum hingegen verwenden Stevia Rebaudiana<br />
bereits in zahlreichen Lebensmitteln. bl<br />
Esst weniger Frösche!<br />
„Die Weltmeere sind überfischt“ – diese Meldung<br />
schockt uns schon lange nicht mehr.<br />
Dass nun aber auch die Froschpopulation<br />
unter dem großen Hunger der Weltbevölkerung<br />
leidet, mag erstaunen. Doch es ist eine<br />
traurige Tatsache: Die grünen Hüpfer stehen<br />
immer häufiger auf der Speisekarte.<br />
Australische Forscher schätzen, dass jährlich<br />
zwischen 200 Millionen und einer Milliarde<br />
Frösche verspeist werden. Die meisten<br />
Froschschenkel landen nach Angabe der<br />
Experten in Frankreich, den USA und Ostasien<br />
im Kochtopf. Als größter Exporteur der<br />
Delikatesse gilt Indonesien.<br />
Zusätzlich zu dem großen Hunger der<br />
Weltbevölkerung auf ihre Schenkel macht<br />
den Fröschen der Klimawandel zu schaffen<br />
und ein gefährlicher Pilz, der sich immer weiter<br />
ausbreitet und ganze Froscharten dahinrafft.<br />
Leider lässt sich der Klimawandel nicht<br />
aufhalten. Doch für die wachsende Nachfrage<br />
an zum Verzehr bestimmten Fröschen<br />
haben die Forscher einen Lösungsvorschlag:<br />
Frösche in Farmen zu ziehen. mk<br />
14<br />
Noir <strong>Nr</strong>. 9 (Februar 2009)<br />
MASTERBRAIN MIT SCHWÄCHEN<br />
Wer wünscht es sich nicht, das Mathebuch durchzulesen und danach<br />
den Inhalt genauestens wiedergeben zu können?<br />
Der Amerikaner Kim Peak liest zwei<br />
Seiten mit je einem Auge parallel<br />
in Höchstgeschwindigkeit und erinnert<br />
sich noch Jahre später an deren Inhalt.<br />
Mit viereinhalb Jahren konnte Peak die<br />
ersten vier Lexikabände seines Vaters auswendig<br />
– und das waren die Indexbände.<br />
Heute gilt er als wandelndes Lexikon<br />
und beeindruckt mit seinem Wissen Geschichtsstudentinnen,<br />
die er an seinem<br />
Lieblingsort, natürlich der Bibliothek,<br />
trifft. Ansonsten fällt es Peak sehr schwer,<br />
sich im Alltag zurechtzufinden.<br />
Er könnte sich niemals alleine seine<br />
Mahlzeiten zubereiten oder die Führerscheinprüfung<br />
bestehen. Deshalb betreut<br />
ihn sein Vater rund um die Uhr. Peak bezeichnet<br />
man, wie schätzungsweise über<br />
hundert andere Menschen weltweit,<br />
als Savants – „die Wissenden“. Savants<br />
vollbringen in kleinen Teilbereichen unvorstellbare<br />
Leistungen, leiden aber oft<br />
unter kognitiven Behinderungen. Über<br />
50 Prozent der Savants sind Autisten.<br />
Deshalb wird das Phämomen auch als<br />
Inselsyndrom bezeichnet. Der amerikanische<br />
Psychologe und Wissenschaftler<br />
Dr. Darold Treffert erforscht Savants,<br />
seit ihm ein Junge begegnete, der den<br />
Busplan von ganz Milwaukee detailliert<br />
auswendig konnte. „Wenn Menschen<br />
trotz Behinderungen solche Meisterleistungen<br />
vollbringen,<br />
frage ich mich,<br />
welch riesiges<br />
Potenzial<br />
unser Gehirnbesitzt“.<br />
Der<br />
Grund für<br />
das Savant-<br />
Syndrom ist<br />
noch weitgehend<br />
unerforscht. Das man<br />
aber nicht unbedingt als<br />
Savant geboren werden muss,<br />
beweist der Fall von Orlando Serrell:<br />
Als Junge traf ihn ein Baseball<br />
so hart am Hinterkopf, dass er in<br />
Ohnmacht fiel. Seit diesem Zeitpunkt<br />
erinnert er sich an jedes Datum seines<br />
Leben so genau, dass er den Wochentag,<br />
das Wetter und all die Sachen, die er an<br />
diesem Tag getan hat, ohne lange darüber<br />
nachzudenken nachweislich richtig<br />
wiedergeben kann. Dabei hat er durch<br />
seinen Unfall keine bleibenden Schäden<br />
davongetragen. „Orlando beweist, dass in<br />
jedem von uns ein Savant steckt“, so Professor<br />
Allan Snyder, von der Universität<br />
Sydney. „Jeder von uns besitzt ein Gehirn,<br />
dass ungeheure Datenmengen speichern<br />
und verarbeiten kann. Die spannende<br />
Frage ist, warum dies bei den allermeisten<br />
Menschen unterdrückt wird“.<br />
Einen möglichen Grund sehen Forscher<br />
in einer Art Schutzfunktion, die<br />
das Gehirn daran hindert, sich selbst<br />
mit Daten zu überfluten und somit alltägliche<br />
Aufgaben zu erschweren. So hat<br />
auch Howard Potter erst kürzlich mit<br />
Mitte dreißig gelernt, wie man im Laden<br />
an der Ecke einkauft. Dafür kennt er<br />
die allermeisten Primzahlen, jeden Wochentag<br />
in 22.000 Jahren vor und nach<br />
Christus und die Ergebnisse sämtlicher<br />
Fussballspiele auswendig.<br />
Aber auch er ist auf die Mithilfe seiner<br />
Mutter angewiesen, wenn es darauf ankommt,<br />
im Alltag zu bestehen. Das mit<br />
dem Mathebuch klingt deshalb zwar verlockend,<br />
so lange es aber noch<br />
nicht möglich ist, durch<br />
einen gezielten Kopfstoß<br />
zum lebenden<br />
Computer<br />
zu werden,<br />
sollte man<br />
froh sein,<br />
dass das Gehirn<br />
nachts<br />
ein Teil des<br />
gelernten wieder<br />
ausräumt,<br />
um Platz zu machen<br />
für die Herausforderungen<br />
des Alltags.<br />
Simon Staib<br />
Fotos: Patrick J. Lynch (groß); Ana Maria S. Prado<br />
& Anton Larsson / beide www.jugendfotos.de
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KAPSTADT – PARADIES UNTERM TAFELBERG<br />
Berge und Meer, Großstadt und Idylle: Kapstadt hat verschiedene Gesichter und eine bewegte Geschichte<br />
Kapstadt bei Nacht – nicht nur die Lichter lassen „die schönste Stadt der Welt“ funkeln und strahlen.<br />
Südafrika – wer einmal dort gewesen<br />
ist, ist gefesselt von der Schönheit und<br />
Vielfalt der Natur und nicht zuletzt von<br />
den Menschen, die trotz der völligen politischen<br />
Umstrukturierung des Landes relativ<br />
friedlich zusammenleben. Besonders<br />
spiegelt sich die Ruhe und Gelassenheit in<br />
Kapstadt wider, das, wie viele sagen, eine<br />
der schönsten Städte der Welt ist. Schon<br />
beim Anflug auf Kapstadt ist das Wahrzeichen<br />
der Stadt zu sehen: der Tafelberg.<br />
Er ist fast immer im Blickfeld, bei klarem<br />
Wetter kann man ihn aus 200 Kilometern<br />
Entfernung erkennen. Bei diesem Anblick<br />
ist der 14-stündige Flug schnell vergessen.<br />
Auf die ersten Seefahrer, die das Kap umfuhren,<br />
musste der Berg wie ein einzigartiges<br />
Naturschauspiel gewirkt haben.<br />
Wer gerne wandert, sollte auf jeden Fall<br />
den Aufstieg zu Fuß absolvieren, denn die<br />
Wartezeiten an der Gondelbahn können<br />
bei regem Publikumsverkehr zwischen<br />
60 und 90 Minuten betragen. Beim Fußmarsch<br />
ist zu empfehlen, etwas Proviant<br />
mitzunehmen. Für die oberen Regionen<br />
ist ein Pullover im Gepäck nie verkehrt, da<br />
es bei windigem Wetter sehr frisch wird.<br />
Vom Gipfel hat man eine atemberaubende<br />
Aussicht auf ganz Kapstadt.<br />
Die Geschichte des Kap ist untrennbar<br />
verknüpft mit der Suche nach einem<br />
Seeweg nach Indien und seiner späteren<br />
Fotos: www.photocase.com/User:worldofgraphic<br />
Verteidigung. Es ist die Geschichte von<br />
Handelsrivalitäten und Kriegen zwischen<br />
Portugal, den Niederlanden, England und<br />
Frankreich. Der Gründer der Stadt ist der<br />
Holländer Jan van Riebeeck, der 1652 damit<br />
begann, einen 18 Hektar großen Garten<br />
anzulegen, ein Krankenhaus baute und<br />
eine Schiffswerft errichtete. Somit war der<br />
Grundstock für das moderne Kapstadt gelegt,<br />
und die Stadt vergrößerte sich zunehmend.<br />
Heute leben knapp drei Millionen<br />
Menschen in Kapstadt.<br />
Beeindruckend an Kapstadt ist die Kombination<br />
aus Bergen und Meer, Großstadt<br />
und Idylle. Auf keinen Fall sollte man bei<br />
einer Reise nach Kapstadt den Besuch auf<br />
dem Signal-Hill verpassen. Besonders interessant<br />
bei Sonnenuntergang mit Blick auf<br />
die „schönste Stadt der Welt“. Jedes Wochenende<br />
herrscht hier oben Partystimmung,<br />
weil auch die jungen „Capetonians“<br />
hierher kommen, um ihrer Stadt bei Sonnenuntergang<br />
zu applaudieren. Vor allem<br />
im Sommer, in den Monaten Oktober bis<br />
März, pulsiert die Stadt voller Leben.<br />
Die bekanntesten Strände, wie zum Beispiel<br />
der Camps Bay, sind dann überfüllt<br />
und es geht ein wenig hektisch zu. Doch<br />
wer sucht, der findet auch in dieser Hochphase<br />
entlegene Buchten und einsame<br />
Strände wie Noordhoek, ein etwas außerhalb<br />
gelegener Teilort von Kapstadt, der<br />
für Touristen häufig (noch) unbekannt ist.<br />
Hier findet das wahre Leben der Einheimischen<br />
statt: gemütliches Zusammensitzen<br />
mit Freunden und einer Gitarre am<br />
Strand. Dies erlebt man, sofern man ein<br />
Auto hat und sich traut auf der „falschen“<br />
Seite der Straße zu fahren. Bei gutem und<br />
windstillem Wetter ist auch der Strand<br />
von Muizenberg etwa 20 Kilometer außerhalb<br />
der Stadt interessant. Ein absoluter<br />
Multi-Kulti-Strand mit sehr interessanten<br />
Strandhäuschen.<br />
Kapstadt hat seine eigene Szene, die allerdings<br />
sehr europäisch orientiert ist. Die<br />
zahlreichen Clubs, Szenekneipen und Cafés<br />
beleben das Stadtbild ebenso wie die<br />
Straßenmusikanten, die für typisch afrikanische<br />
Klänge sorgen.<br />
Ähnlich wie in New Orleans ist Jazz in<br />
Kapstadt sehr populär. So trifft man in<br />
vielen Lokalitäten auf die Art von Musiker,<br />
wie wahre Jazzer nun mal aussehen<br />
müssen: meistens schwarz, reiferen Alters,<br />
graue Schläfen, fesselnde Stimme und ein<br />
Lächeln im Gesicht, das vor Glück, Lebensweisheit<br />
und Zufriedenheit nicht zu<br />
überbieten ist. In diesem Sinne: Wer entspannte<br />
und weltoffene Menschen, tolle<br />
Strände und atemberaubende Naturschauspiele<br />
erleben will, für den ist Kapstadt genau<br />
das Richtige. Irina Bernhardt<br />
Noir <strong>Nr</strong>. 9 (Februar 2009) 15
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16<br />
BRITEN AUSSER RAND UND BAND<br />
Man nehme einen steilen Hang, einen Laib Käse und eine Menge verrückter Engländer. Das ergibt einen<br />
skurrilen Wettkampf mit langer Tradition und vielen Verletzten<br />
Schon in geraumer Vorzeit stellte ein<br />
Gallier namens Obelix fest: „Die spinnen,<br />
die Briten!“ Dies hat sich wohl auch<br />
bis in die Gegenwart vererbt. Das beste<br />
Beispiel dieser gewagten These stellt das<br />
sogenannte „Cheese Rolling“ dar.<br />
Seit 200 Jahren lassen jene Bewohner<br />
der Insel im Atlantik von einem 45 Grad<br />
steilen Hang in Brockworth im Südwesten<br />
Englands einen Laib Käse herunterrollen.<br />
Und nicht nur der Käse muss den Coopers<br />
Hill hinab. Auch hunderte verrückte<br />
Menschen, die nur ein Ziel haben: den<br />
Käselaib zu fangen. Er wird mit einem<br />
kleinen Vorsprung den Hang heruntergerollt,<br />
nur Sekunden später rollen die<br />
Teilnehmer hinterher. Ja richtig: sie rollen!<br />
Der Hang, auf dem die Verfolgung<br />
in Angriff genommen wird, ist unglaublich<br />
steil. Wenn man von unten auf den<br />
in Wahrheit 45 Grad steilen Hügel blickt,<br />
Noir <strong>Nr</strong>. 9 (Februar 2009) 20 2009) 20 09) 09 0<br />
könnte man meinen, er sei nahezu senkrecht.<br />
Wer am schnellsten runterrollt, gewinnt<br />
den Käse. Ein vernünftiger Mensch würde<br />
denn Hügel wohl nur<br />
auf allen Vieren hi-<br />
nabklettern, doch der<br />
gejagte Käse ist leider<br />
circa 110 Kilometer<br />
pro Stunde schnell.<br />
Da ist es unmöglich,<br />
den Käse zu schnappen.<br />
So gewinnt meist<br />
derjenige, der am<br />
schnellsten unverletzt unten ankommt.<br />
Zu rennen kann man hier allerdings vergessen,<br />
oft werden über 20 Überschläge<br />
benötigt, um endgültig unten zu sein.<br />
Von außen betrachtet mag dieses Gepurzel<br />
und Gestolper eine gewisse Komik<br />
haben, doch das als Volksfest angesehene<br />
Treiben ist extrem gefährlich. Jedes Jahr<br />
gibt es Verletzte. Besonders wenn an den<br />
Tagen zuvor britisches Regenwetter<br />
herrschte und der ganze Hang<br />
regelrecht aufgeweicht ist.<br />
Allein im Jahr 2008 gab<br />
Sie jagen dem<br />
Käse einen 45°<br />
steilen Berg nach.<br />
es 19 Verletze und vielerlei Blessuren, im<br />
Vergleich zu den letzten Jahren sind sie<br />
noch sehr glimpflich davongekommen:<br />
Knochenbrüche und Verstauchungen sind<br />
normalerweise an der<br />
Tagesordnung. Wer<br />
wissen will, was an<br />
Käse und Schmerzen<br />
so toll ist, muss wohl<br />
einmal da gewesen<br />
sein, denn als Außenstehender<br />
ist einem<br />
das nur schwer begreiflich.<br />
Der Wettbewerb aus Großbritannien<br />
findet immer mehr Anhänger: In einigen<br />
europäischen Ländern gibt es Nachahmerwettbewerbe.<br />
In Bayern sagte die Justiz<br />
eine geplante Veranstaltung allerdings aus<br />
gesundheitlichen Bedenken ab.<br />
Im Mutterland des „Cheese Rolling“<br />
kann aber wohl niemand etwas gegen diese<br />
Traditionsveranstaltung tun, und so<br />
werden wohl auch im nächsten Jahr wieder<br />
hunderte Zuschauer zum Coopers Hill<br />
pilgern und vielerlei Verrückte einem einfachen<br />
Käselaib hinterher rollen, ohne die<br />
Aussicht einer Chance, ihn zu erreichen.<br />
Lukas Ramsaier<br />
Foto: Luca Leicht
Lifestyle ~ Kultur ~ Titelthema ~ Porträt ~ Reportage ~ Wissen ~ Reise ~ Sport ~ Noir-Intern ~ Politik ~ Querbeet<br />
Fotos:<br />
privat<br />
Fabian Sommer, 19, Schüler aus Pforzheim<br />
In fünf Adjektiven: photoinfiziert, faul, neugierig,<br />
leider meist unpünktlich, sportlich<br />
Mein Job bei der NOIR: Fotograf<br />
Am liebsten fotografiere ich: Downhill, BMX und<br />
Snowbaord, aber auch Porträt<br />
Wenn ich eigentlich lernen sollte .... surfe ich im Internet<br />
oder esse<br />
Lieblingsfächer: ganz klar Sport und Biologie<br />
Luca Leicht, 20, Schüler aus Niefern<br />
Lieblingsessen: zurzeit Pommes mit Zwiebelsoße :D<br />
Freizeitaktivitäten: viel Sport, Gitarre spielen und<br />
mit Freunden Spaß haben<br />
Pläne für die Zukunft: Abitur machen und danach ein<br />
FSJ – am liebsten in Kanada<br />
Dieses Lied fand ich in der Pubertät toll: „Teenage<br />
Dirtbag“ von Wheatus – und ich finde es heute<br />
noch super!<br />
Das kann ich überhaupt nicht: Zeichnen und Stricken<br />
In fünf Adjektiven: faul, kreativ, neugierig, dickköpfig, engagiert<br />
Mein Job bei der NOIR: Layouten und neuerdings auch schreiben<br />
Mein tolltes Erlebnis mit der NOIR: war bei den Jugendme-<br />
dientagen <strong>BW</strong> 2007, wo wir ganz nach dem Motto „Drei Tage<br />
wach“ keinen Schlaf fanden …<br />
Lieblingsfächer: Gemeinschaftskunde und alles was beweist,<br />
dass Mathe sinnlos ist<br />
Berufswunsch im Kindergarten: Arzt<br />
Lieblingsessen: ganz klassich: Wiener Schnitzel mit<br />
Spätzle und Soße<br />
Freizeitaktivitäten: American Football, Freunde,<br />
Motorrad fahren, schreiben ...<br />
Pläne für die Zukunft: Endlich einigermaßen erfolgreich die<br />
Schule beenden, studieren gehen und dann endlich eigenes Geld<br />
verdienen.<br />
Das würde ich gerne lernen: Wie ich mein Auto und mein<br />
Motorrad selbst reparieren kann<br />
Impressum<br />
Noir ist das junge Magazin der<br />
<strong>Jugendpresse</strong> Baden-<br />
Württemberg e.V.<br />
Ausgabe 9 – Februar 2009<br />
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<strong>Jugendpresse</strong> Baden-Württemberg e.V.<br />
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74372 Sersheim<br />
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Noir <strong>Nr</strong>. 9 (Februar 2009) 17
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18<br />
AUF EINDRINGLINGE WIRD GESCHOSSEN<br />
Das Recht auf Waffenbesitz ist ein amerikanisches Bürgerrecht. Sophie Rebmann hat bei einem<br />
USA-Aufenthalt erlebt, wie manche Amerikaner mit der Waffe umgehen<br />
Auf Eindringlinge wird geschossen.<br />
Auf Überlebende wird nochmals<br />
geschossen.” So steht es auf einem der<br />
Schilder, die bei meiner Freundin in Amerika<br />
das Grundstück säumen. Ihr Vater<br />
hat diese aufgestellt und trägt ständig eine<br />
geladene Waffe bei sich. Die Drohung hat<br />
er zum Glück noch nie wahrgemacht.<br />
In den USA besitzt jeder zweite Haushalt<br />
eine Schusswaffe. Dabei gibt es zwei Typen<br />
von Waffenbesitzern. Beide erkennt man<br />
schon daran, wie sie ihre Waffe aufbewahren.<br />
Zum einen ist da der unerschrockene<br />
„Do-it-yourself”-Typ, der seine Waffe unter<br />
dem Kopfkissen versteckt, immer geladen<br />
und griffbereit. Er besitzt die Waffe, um<br />
sich im Ernstfall verteidigen zu können.<br />
Frei nach dem Motto „eine Waffe gehört<br />
in ein Haus, genauso wie ein Feuerlöscher”<br />
glaubt er, es sei die Pflicht jedes Amerikaners,<br />
Waffen zu besitzen, um seine Kinder<br />
und die Familie zu schützen. Einige<br />
dieser unerschrockenen Selbstverteidiger<br />
schließen sich in „bürgerliche Armeen” zusammen<br />
und üben an Wochenenden das<br />
Schießen, um sich im Ernstfall wehren zu<br />
können – notfalls<br />
auch „gegen die<br />
Regierung”.<br />
Der zweite<br />
Typ<br />
ist der<br />
stolze<br />
Noir <strong>Nr</strong>. 9 (Februar 2009)<br />
„Wildlife”-Typ, der seine Gewehre für die<br />
Jagd benutzt. Er plaziert sie meist in einer<br />
Glasvitrine, am besten für alle sichtbar<br />
im Wohnzimmer, neben einer amerikanischen<br />
Flagge und dem Bild des im Irak<br />
kämpfenden Sohnes.<br />
Eine kurze Geschichte des Waffenbesitzes:<br />
Als 1979 die Menschenrechte der<br />
Verfassung der USA hinzugefügt wurden,<br />
wurde den Bürgern Amerikas das Recht<br />
zugesprochen, bewaffnet zu sein. Damals<br />
wurde es als nötig und fortschrittlich gesehen.<br />
Schon von Anfang an benötigten die<br />
Siedler ihre Waffen, um zu überleben.<br />
Bei der Eroberung neuer Gebiete mussten<br />
sie sich gegen Indianerstämme wehren,<br />
später brauchten sie die Waffen im Bürgerkrieg.<br />
So kam es auch, dass das Recht auf<br />
Waffenbesitz erst 1994 vom sogenannten<br />
„Brady-Gesetz” eingeschränkt wurde, das<br />
aber lediglich den Verkauf von Gewehren<br />
an unter 18-Jährige, an psychisch Kranke<br />
und Straftäter verbietet. Trotz der Einschränkungen<br />
ist die Mordrate in den<br />
USA heute noch sehr hoch. 2007 wurden<br />
laut FBI 3,8 Morde auf 100 000 Menschen<br />
begangen. In Deutschland sind es im Vergleich<br />
nur 0,28 Morde.<br />
Nur wenn wieder einmal ein schrecklicher<br />
Amoklauf passiert, scheinen ein<br />
paar Amerikaner aufzuwachen. In Demonstrationen<br />
wird dann gegen des liberale<br />
Waffenrecht protestiert, das zuvor von<br />
allen begrüßt wurde und kaum jemanden<br />
störte. Dabei variiert die Härte der Waffengesetze<br />
von Staat zu Staat. Während in<br />
Florida die Bürger das Recht besitzen, loszuschießen,<br />
sobald sie sich bedroht fühlen,<br />
dürfen in Kalifornien neben Polizisten nur<br />
Menschen „mit gutem Charakter” eine<br />
Waffe besitzen.<br />
Aber zu Änderungen an den Gesetzen<br />
kommt es nicht. Zu stark ist der Einfluss<br />
der Waffenlobby in den USA, der „National<br />
Rifle Association”.<br />
Nach einem Amoklauf an einer Schule<br />
versprach Bill Clinton den amerikanischen<br />
Bürgern einmal, er würde das Waffengesetz<br />
ändern, wenn „sich zuerst die amerikanische<br />
Kultur ändere”. Zu stark sah er das<br />
Recht der Amerikaner auf Waffenbesitz in<br />
der langen Tradtition verankert.<br />
Dabei scheinen die Amerikaner nicht<br />
zu begreifen, dass Waffengewalt meist<br />
mit neuer Gewalt erwidert wird. Bis zur<br />
Ankunft der Amerikaner auf dem Kontinent<br />
kannten die Ureinwohner keinerlei<br />
Schusswaffen.<br />
An einem sonnigen Tag lagen meine<br />
Freundin und ich in der Bucht auf deren<br />
Steg. Ich zeigte auf einen Steg gegenüber<br />
und fragte sie nach den Menschen, die dort<br />
wohnten. Da meinte sie nur: „Mit denen<br />
haben wir nicht viel zu tun. Die dachten<br />
immer mein Vater sei ein komischer Kauz<br />
und redeten nie mit uns. Und außerdem<br />
hat mein Vater einmal auf ihr<br />
Bootshaus geschossen.”<br />
Foto: www.photocase.com/User:seloro
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Foto: Luca Leicht<br />
KRÄNKELT DAS MIKROFINANZWESEN?<br />
Armutsbekämpfung lautet das Credo der Entwicklungspolitik. Doch damit bleibt es vor der fauchenden<br />
Finanzkrise nicht verschont. Wie ein Werkzeug der Entwicklungshilfe dem Tiger zum Opfer fällt<br />
Wir wollten auf den Mond, also sind<br />
wir da hingeflogen. Wir erreichten,<br />
was wir wollten.“ Muhammend Yunus ist<br />
tatsächlich eine Punktlandung in der Entwicklungspolitik<br />
gelungen. Vor mehr als<br />
30 Jahren gründete der gebürtige Bengale<br />
in seinem Heimatland die erste Bank für<br />
Mikrokredite. Seitdem hat die Grameen<br />
Bank mit inzwischen über 2500 Filialen<br />
in Bangladesch Kredite in Höhe von umgerechnet<br />
sechs Millionen Dollar an rund<br />
sieben Millionen Arme vergeben.<br />
Als Sozialunternehmen ist die Grameen<br />
Bank nicht gewinnorientiert. Sie verfolgt<br />
ausschließlich das Ziel der Armutsbekämpfung.<br />
Das Konzept des Mikrofinanzwesen<br />
ist simpel: Die Bank verleiht Kleinstkredite<br />
in Höhe von meistens bis zu hundert<br />
Euro an Menschen, denen der Zugang zu<br />
herkömmlichen Krediten verwehrt bleibt.<br />
Somit ermöglicht sie Menschen aus den<br />
ärmsten Bevölkerungsschichten den Start<br />
ins eigene Gewerbe. „Heute bin ich Geschäftsfrau“,<br />
sagt Frau Nabori, eine erfolgreiche<br />
Kreditnehmerin aus Kenia, stolz.<br />
Ein Kredit von 80 Euro half ihr, das erste<br />
Gemüsebeet anzulegen. Heute beliefert sie<br />
die örtliche Grundschule mit Gurken und<br />
Tomaten. Das bringt ihr ein stattliches<br />
Monatseinkommen von rund 50 Euro. So<br />
kann sie für jedes ihrer Kinder die notwendigen<br />
Schulgebühren aufbringen.<br />
Hilfe zur Selbsthilfe lautet die Maxime.<br />
Und tatsächlich fällt das Konzept des Mikrofinanzwesens<br />
auf fruchtbaren Boden.<br />
Diesen Beweis liefert auch die ungewöhn-<br />
lich hohe Rückzahlquote der Kreditnehmer,<br />
die mit rund 98,6 Prozent den deutschen<br />
Durchschnittswert von 95, 4 Prozent<br />
bei weitem übertrifft.<br />
Inzwischen gibt es in fast allen Ländern<br />
Mikrokredit-Programme. Mit dieser weltweiten<br />
Adaption des erfolgreichen Konzepts<br />
aus Bangladesch geht allerdings auch<br />
eine beunruhigende Entwicklung einher.<br />
Vom Begründer Muhammed Yunus noch<br />
sehr genau als Werkzeug gegen die Armut<br />
definiert, verliert das Mikrofinanzwesen<br />
allmählich diese Funktion. Spätestens seit<br />
große Investoren wie die Investmentbank<br />
CitiGroup die Rentabilität von Mikrofinanzinvestments<br />
für sich entdeckt haben,<br />
findet eine fortschreitende Kapitalisierung<br />
des Sektors statt. Das Sozialunternehmen<br />
Mikrokredit wird zur Kapitalanlage.<br />
Damit gerät auch dieser Sektor in die<br />
vernichtenden Fänge der Finanzkrise.<br />
Die Auswirkungen der Krise auf die welt-<br />
weit Ärmsten verschärft diese Situation<br />
zusätzlich. Durch steigende Öl- und Nahrungsmittelpreise<br />
sind vor allem die wirtschaftlich<br />
schwachen Entwicklungsländer<br />
betroffen, wo die meisten Kreditnehmer<br />
rund 80 Prozent ihres Einkommens für<br />
Nahrungsmittel ausgeben. Viele können<br />
somit ihre Kredite nicht mehr begleichen.<br />
Hinzu kommt, dass viele Kleinstunternehmen<br />
der Kreditnehmer von der Insolvenz<br />
bedroht sind, da auch in den Entwicklungsländern<br />
die Binnennachfrage auf Grund<br />
der Krise abschwächt. Folglich sind Mikrofinanzinstitute<br />
von zwei Seiten durch die<br />
Finanzkrise bedroht: Von „oben“ sind sie<br />
durch die Insolvenz ihrer Kapitalgeber, der<br />
Investoren, gefährdet. Von „unten“ droht<br />
die Insolvenz ihrer Kreditnehmer und<br />
damit das Ausbleiben von Kreditrückzahlungen.<br />
Neben ganzen Banken und Staaten, die<br />
vor dem Bankrott stehen, mag die Gefährdung<br />
des Mikrofinanzsektors vielleicht<br />
klein anmuten. Dennoch, ein kleiner Verlust<br />
für die Finanzkrise, ein großer Verlust<br />
für die Entwicklungspolitik. Möge Muhammed<br />
Yunus bei seiner Mondlandung<br />
nur nicht einfach den Boden unter den<br />
Füßen verlieren. Felicia Schneiderhan<br />
Noir <strong>Nr</strong>. 9 (Februar 2009) 19
Lifestyle ~ Kultur ~ Titelthema ~ Porträt ~ Reportage ~ Wissen ~ Reise ~ Sport ~ Noir-Intern ~ Politik ~ Querbeet<br />
SÄNK YOU TRÄWELING WIS<br />
FOR DEUTSCHE BAHN<br />
Es ist sechs Uhr<br />
morgens. Schlaftrunken<br />
taste ich<br />
nach meinem Radiowecker,<br />
aus dem<br />
gerade eine Stimme<br />
fragt, ob ich mich<br />
heute stark fühle.<br />
Ja, stark muss man<br />
wirklich sein, wenn<br />
man sich um sechs Uhr in den Ferien<br />
aus dem Bett quält und die Aussicht auf<br />
drei Nächte Turnhalle hat. „Naja, ein<br />
Journalist muss hart sein“, denk ich mir,<br />
als mich unter die eiskalte Dusche stelle.<br />
Eine gute halbe Stunde später stehe<br />
ich am Bahnhof, an dem sich die Pendler<br />
um jeden Quadratmeter auf dem<br />
Alltäglicher WG-Wahnsinn<br />
Dr. Motte und die drei ???<br />
Die Klausurenphase beginnt in unserer<br />
WG mit der Loveparade. Die uez-uez-uezt<br />
direkt durch unseren Flur als ich nach Hause<br />
komme. „Zum Abreagieren!“, versucht<br />
Jule den Beat zu überdröhnen, während sie<br />
über verstreute Aktenordner, Formelsammlungen,<br />
Papier und Textmarker zur Kaffeemaschine<br />
ravt. „Willst du auch Kaffee?“ Ich<br />
will, dass die Klausuren vorbei sind. Ich will<br />
meine WG zurück, abends barfuss am offenen<br />
Fenster sitzen, Rotwein trinken und<br />
Santana hören. Stattdessen wohne ich mit<br />
Dr. Motte in einem verwüsteten Schreibwarenladen.<br />
Ich kontere mit meinen „Drei<br />
???“-CDs.<br />
Eine ganze Woche lang mischt sich im<br />
WG-Flur die Stimme von Justus Jonas mit unnachgiebigen<br />
Techno. Eines Morgens wechsle<br />
ich gerade CDs, als ich es höre: Nichts. Ich<br />
lausche für einen Moment bis es an meiner<br />
Zimmertür klopft. Jule steht grinsend mit zwei<br />
Tassen Kaffee in einem ordentlichen Flur, frei<br />
von Papier und Kulis. „Ich habe aufgeräumt“,<br />
sagt sie. „Und gebacken.“ Sprachlos nehme<br />
ich meine Tasse. Die drei ??? lösen jeden Fall.<br />
Doch das ist nichts im Vergleich zu dem, was<br />
die Loveparade kann. Georgia Hädicke<br />
Bahnsteig streiten.<br />
Plötzlich erschallt<br />
eine Durchsage:<br />
„Meine Damen und<br />
Herren, zu Ihrer eigenen<br />
Sicherheit hat<br />
die Deutsche Bahn<br />
sämtliche Fahrzeuge<br />
der ICE-T Baureihe<br />
zu Routineuntersuchungen<br />
eingezogen. An Gleis 5 steht<br />
jetzt ein Ersatzzug für Sie bereit." Nachdem<br />
ich meine 20 Kilo schwere Tasche<br />
durch den halben Bahnhof gehievt<br />
habe, stelle ich schockiert fest, dass uns<br />
eine uralte Regionalbahn als ICE verkauft<br />
wird.<br />
So komme ich dann nach 90 statt<br />
der üblichen 60 Minuten in Stuttgart<br />
an. Natürlich ist mein Anschlusszug in<br />
Stuttgart längst abgefahren. Da ich so<br />
ein tolles Dauer-Spezial-Angebot gebucht<br />
habe, ist das ein echtes Problem, da ich<br />
eine Zugbindung einzuhalten habe. Ich<br />
suche mir kompetente Hilfe: „Entschuldigung.<br />
Ich habe da so ein Dauer-Spezial<br />
und muss aber irgendwie weiter kommen.“<br />
„Tschuldige, aber da kann ick Ihnen<br />
nücht weiterhelfen.“ „Herrgott, Sie<br />
sind doch von der Deutschen Bahn!“<br />
Mein erstes Mal<br />
Beim Schönheitswettbewerb<br />
Großes Schaulaufen. Spannung liegt in der<br />
Luft. Männlein und Weiblein in Reih und<br />
Glied. Sie wissen schon, von was ich rede.<br />
Ein harter Wettbewerb, bei dem es um alles<br />
geht! Eine erfahrene Jury bewertet die Kandidatinnen<br />
und Kandidaten anhand eines<br />
strengen Katalogs. Es geht um Maße: nicht<br />
zu klein, aber auch nicht zu groß, und schon<br />
gar nicht zu dürr. Bulimie war gestern. Nur<br />
„rassig sollten sie sein“, so ein Jurymitglied.<br />
Am besten blond, mit graziösem Gang und<br />
großen, melancholischen Augen, denen niemand<br />
widerstehen kann.<br />
Mit einstudiertem Lächeln geht es zur Jury.<br />
Hier kann kein Dieter Bohlen seinem Seelenleben<br />
Ausdruck verschaffen. Es hagelt keine<br />
20 Noir <strong>Nr</strong>. 9 (Februar 2009) Fotos: Gerd Altmann/pixelio.de (oben); photocase.de/User:tanala (unten)<br />
„Sorry, men Jung, aber ich bin nur von<br />
der Bahnhofsmission. Gehen Se doch<br />
einfach mal zum Service Point, da wird<br />
Ihnen bestimmt geholfen!“<br />
Also wieder die Tasche schultern und<br />
nach 20 Minuten Wartezeit bin ich am<br />
Schalter. „Tut mir Leid, aber ich bin<br />
Baustelle, Reklamationen bitte bei meiner<br />
Kollegin.“ „Ja sie sind wirklich Baustelle“,<br />
denke ich mir.<br />
Nach einer weiteren halben Stunde<br />
sitze ich im InterCity in Richtung Karlsruhe.<br />
Ja, ich sitze wirklich, allerdings<br />
auf meiner Tasche. Zum Glück liegt der<br />
Schlafsack oben drauf. Flurplatz erste<br />
Klasse! In Karlsruhe angekommen tut<br />
mir trotzdem der Hintern weh.<br />
Kaum bin ich ausgestiegen, erschallt<br />
die nächste Durchsage, die nichts Gutes<br />
verheißt: „Auf Grund von Bauarbeiten<br />
ist der InterCity nach Hamburg leider<br />
um voraussichtlich 30 Minuten zu spät.<br />
Zwei Stunden später, es ist bereits<br />
Abend, höre ich in Mainz folgende<br />
Durchsage nach einer Fahrt in einem<br />
unbequemen, stinkigen Großraumwagen:<br />
„Ladies and Gentleman sänk you<br />
for träweling wis Deutsche Bahn!“<br />
Danke. Nächstes Mal fahr ich per Anhalter!<br />
Lukas Ramsaier<br />
bösen Sprüche, selbst Anfeindungen der<br />
Teilnehmer untereinander sind<br />
hier nicht zu finden.<br />
„Super gut“, meint<br />
die Jury. Ein freundliches<br />
Wesen, gut<br />
gebogener Behang,<br />
aber etwas<br />
wenig Stop. Die<br />
Golden-Retriever-Hündin<br />
Luna ist trotzdem<br />
zufrieden<br />
und wedelt erhobenen<br />
Hauptes<br />
davon. js
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Medien Machen statt Kaffee Kochen:<br />
freiwilliges soziales Jahr Bei Der <strong>Jugendpresse</strong><br />
Versprochen: Bei uns wirst du nie Kaffee kochen müssen! Du interessierst dich für Medien, kannst<br />
selbstständig arbeiten, Verantwortung für dir übertragene Aufgaben übernehmen und bist team- und serviceorientiert?<br />
Dann bist du bei uns genau richtig.<br />
Bewirb dich jetzt für dein freiwilliges soziales Jahr in der Kultur (fsJK) bei uns – wir bieten ab<br />
1. September 2009 wieder eine Stelle an.<br />
» was ist ein fsJ?<br />
Das Freiwillige Soziale Jahr in der Kultur<br />
(FSJK) ist ein entlohnter, sozialer Freiwilligendienst<br />
für Jugendliche und junge<br />
erwachsene unter 27 Jahren. ein FSJK kann<br />
als Zivildienst anerkannt werden.<br />
» was ist <strong>Jugendpresse</strong> / Jugendnetz?<br />
Die <strong>Jugendpresse</strong> fördert junge Medienmacher<br />
und Journalisten durch Seminare,<br />
Publikationen und weitere Angebote im<br />
Bereich junger Medien. Das Jugendnetz ist<br />
eine Gemeinschaftsaktion der großen landesweiten<br />
Organisationen der Jugendarbeit<br />
in Baden-Württemberg.<br />
» was erwartet dich Bei uns?<br />
Als Mitarbeiterin in bei <strong>Jugendpresse</strong> und<br />
Jugendnetz wirst du deine eigenen Projekte<br />
betreuen und darüber hinaus im Bereich Mitgliederbetreuung,<br />
Seminarvorbereitung und<br />
Pressearbeit tätig sein. Für das Jugendnetz<br />
betreust du das Online-Magazin „thema”.<br />
» setze deine ideen uM!<br />
Bei uns kannst du deine eigenen ideen von<br />
der Planung bis zur Umsetzung begleiten<br />
und so nach deinen eigenen interessen die<br />
Arbeit unseres Verbandes mitgestalten.<br />
Hierbei steht dir neben Ansprechpartnern<br />
vor Ort ein junges Team ehrenamtlicher<br />
Mitarbeiterinnen immer zur Seite.<br />
» Bis 28. feBruar BewerBen!<br />
Wir haben dein interesse geweckt? Dann<br />
bewirb dich bis 16. März 2009. Mehr infos<br />
zum Bewerbungsverfahren findest du unter<br />
www.jpbw.de/fsj<br />
» hast du noch fragen?<br />
Weitere Antworten zum FSJ bei <strong>Jugendpresse</strong><br />
und Jugendnetz findest du unter<br />
www.jpbw.de/fsj<br />
Du hast weitere Fragen? Wende dich<br />
direkt an unser Büro:<br />
Tel. 07042 8155-35<br />
Mail: buero@jpbw.de<br />
Foto: Matthias Balzer/pixelio.de