Approximationstheorie
Approximationstheorie
Approximationstheorie
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
3.3 Haar–Räume und Alternanten 55<br />
Definition 3.23 Sei f ∈ C(X), X = I oder X = T und sei φ ∈ Φ. Eine geordnete Punktmenge<br />
66 x0 < · · · < xn heißt Alternante der Länge n, zu f und φ, wenn<br />
f (xj) − φ (xj) = σj f − φ , j = 0, . . . , n und σj+1 = −σj, j = 0, . . . , n − 1,<br />
(3.19)<br />
wobei σj ∈ {±1}.<br />
Der folgende Satz, der auf Tschebyscheff persönlich zurückgeht, der ihn 1857 für Polynome<br />
bewiesen hat 67 , gibt uns eine einfachere Beschreibung der Bestaproximation vermittels Alternanten.<br />
Satz 3.24 (Tschebyscheffscher Alternantensatz)<br />
Sei Φ ein n–dimensionaler reeller Haar–Raum in C(X). Dann ist φ ∗ ∈ Φ genau dann eine<br />
beste Approximation an f ∈ C(X) wenn es eine Alternante der Länge n zu f und φ ∗ gibt.<br />
Übung 3.8 Zeigen Sie, daß es auf T nur Haar–Räume ungerader Dimension geben kann.<br />
Hinweis: Diese Aufgabe steht nicht zufällig an dieser Stelle. ♦<br />
Wir beweisen den Satz, was auch historisch korrekt ist, in zwei Teilen, indem wir zuerst<br />
den einfachen Beweis von Tschbyscheff angeben, der zeigt, daß die Existenz einer Alternanten<br />
hinreichend für eine Bestapproximation ist und dann zeigen, daß für Haar–Räume extremale<br />
Signaturen (in E (f, φ∗), um genau zu sein) nichts anderes als Alternanten sind.<br />
Proposition 3.25 (Tschebyscheff)<br />
Sei Φ ein n–dimensionaler Haar–Raum 68 . Existiert zu φ ∗ ∈ Φ und f ∈ C(X) eine Alternante<br />
der Länge n, dann ist φ ∗ die Bestapproximation an f aus Φ.<br />
Beweis: Sei ψ ∈ Φ die Bestapproximation aus Φ und nehmen wir an, daß ψ = φ ∗ , das heißt<br />
f − ψ < f − φ ∗ . Für unsere Alternantenpunkte x0, . . . , xn gilt nun, daß für j = 0, . . . , n<br />
(ψ − φ ∗ ) (xj) = (f − φ ∗ ) (xj) − (f − ψ) (xj) = σj f − φ ∗ − (f − ψ) (xj)<br />
= σj (f − φ ∗ − σj(f − ψ) (xj))<br />
<br />
>0<br />
> 0, σj > 0,<br />
< 0, σj < 0,<br />
weswegen ψ − φ ∗ dasselbe Vorzeichenwechselverhalten haben muß wie f − φ ∗ . Damit muß<br />
aber ψ − φ ∗ zwischen den n + 1 Alternantenpunkten mindestens n Nullstellen haben – zu viel<br />
für ein von Null verschiedenes Element des Haar–Raums Φ. <br />
Aus “angewandter” Sicht ist Proposition 3.25 eigentlich vollkommen ausreichend, denn<br />
sie ermöglicht es uns, zu entscheiden, ob ein gegebenes φ ∗ Bestapproximation ist, indem man<br />
66 Im Fall X = T hängt das natürlich davon ab, durch welches Intervall der Länge 2π wir T darstellen, denn am<br />
“runden Tisch” sind ja zuerst einmal alle gleichberechtigt.<br />
67 Zumindest laut [47].<br />
68 Wie gesagt: Tschebyscheff hat dies für die algebraischen Polynome vom Grad ≤ n gemacht.