Approximationstheorie
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158 8 DER SATZ VON KOLMOGOROFF<br />
Dicet quis: “enuclea!<br />
quid est hoc, quod ais?”<br />
Wirft einer ein: “Erläutere das! Was<br />
meinst Du damit?”<br />
Carmina Burana, 226, Über den Zustand<br />
der Welt<br />
Der Satz von Kolmogoroff 8<br />
Wir wollen uns nochmal einem eher “theoretischen” Thema zuwenden, nämlich der Frage,<br />
ob es überhaupt wirklich multivariate Funktionen gibt. Die erste, eher verblüffte Antwort ist:<br />
“Natürlich”, denn bereits f(x, y) = x + y ist natürlich eine Funktion in zwei Variablen. Aber<br />
eigentlich auch wieder nicht wirklich, denn schließlich ist f ja “nur” Summe von zwei einfachen<br />
Funktionen in einer Variablen und Addieren ist ja nun nicht gerade die hohe Schule. Die<br />
kompliziertere Funktion<br />
log x+log y<br />
f(x, y) = xy = e<br />
ist auch “nur” eine Summe, die allerdings noch durch eine univariate Funktion geschickt werden<br />
muss, um die gewünschte Funktion zu ergeben. Gibt es also “richtige” Funktionen in mehreren<br />
Variablen oder ist alles auf so eine Art darstellbar? Die Antwort ist, überraschenderweise,<br />
letzteres. Na gut, aus Sicht der stetigen Funktionen gibt es sowieso keine Dimension.<br />
8.1 Nomographie, Hilberts 13. Problem und Kolmogoroffs Lösung<br />
Beginnen wir mit etwas ganz anderem, nämlich mit der Nomographie, also der zeichnerischen<br />
bzw. grafischen Lösung mathematischer Probleme. Die einfachste Anwendung der Nomographie<br />
ist logarithmisches Papier, also Papier, das in einer Richtung linear, in einer logarithmisch<br />
liniert ist und mit dem man exponentielle Gesetzmäßigkeiten darstellen kann, siehe Abb. 8.1.<br />
Um diese Gerade zu bestimmen, braucht man nur zwei Werte y (x1) und y (x2) zu kennen und<br />
kann dann für jedes x den zugehörigen y–Wert auf der logarithmischen Skalenachse ablesen.<br />
Diese grafische “Lösungsmethode” hat, vor allem in der Prätaschenrechnerperiode, zwei große<br />
Vorteile:<br />
• Man muss nicht rechnen können, zumal die Berechnung komplexer Funktionen wie dem<br />
Logarithmus ohnehin Tabellenwerke plus Interpolation fordern würde, siehe [1].<br />
• Das Ergebnis hat automatisch die richtige relative Genauigkeit, die man braucht, es geht<br />
also wieder mal um gültige Stellen, ganz genau so, wie man es aus der “normalen” Numerik<br />
kennt [31, 69].