Approximationstheorie
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7.3 Wavelets für orthonormale Skalierungsfunktionen 147<br />
Schon diese Komplexitätsüberlegungen sind ein guter Grund, sich “irgendwas” einfallen zu<br />
lassen, um die komplizierte Darstellung nur für Funktionen zu verwenden, für die man sie auch<br />
wirklich braucht. Und hier heißt das Stichwort “Projektionen”: Ist nämlich Pj : L2(R) → Vj<br />
eine beliebige Projektion 188 , dann berechnen wir für ein f ∈ Vj+1 zuerst den “Vj–Anteil” als<br />
Pjf und stellen dann f als<br />
f = Pjf<br />
<br />
∈Vj<br />
+ (f − Pjf)<br />
<br />
∈(Vj+1\Vj) ∪ {0}<br />
dar. Nun besitzt L2(R) als Hilbertraum aber eine sehr natürliche Projektion, nämlich die orthogonale<br />
Projektion, definiert durch 〈f − Pjf, Vj〉 = 0, die noch dazu den Vorteil hat, eine<br />
Bestapproximation aus Vj zu sein, siehe (2.17) in Lemma 2.22.<br />
Definition 7.10 1. Für j ∈ Z definieren wir den Waveletraum Wj = Vj+1 ⊖ Vj als das<br />
orthogonale Komplement<br />
Wj := {f ∈ Vj+1 : 〈f, Vj〉 = 0} . (7.13)<br />
2. Die Funktion ψ ∈ V1 heißt Wavelet zur Skalierungsfunktion ϕ, wenn ψ orthogonal und<br />
W0 = S2(ψ) ist.<br />
Bemerkung 7.11 1. Definieren kann man bekanntlich viel! Daher müssen wir natürlich erst<br />
mal beweisen, daß es zu jeder Skalierungsfunktion ϕ tatsächlich auch ein Wavelet gibt –<br />
das wird die Hauptaufgabe in diesem Abschnitt sein!<br />
2. Manche Leute unterscheiden auch zwischen Wavelets und orthogonalen Wavelets, bei uns<br />
gehört Orthogonalität wie in [16] zur Definition des Wavelets.<br />
3. Ist ψ ein Wavelet zu ϕ, dann gilt aber wieder<br />
das heißt, auch die Waveleträume Wj sind Skalenräume.<br />
Übung 7.7 Beweisen Sie (7.14) und zeigen Sie, daß<br />
Wj := σ 2 j S2(ψ), j ∈ Z, (7.14)<br />
{ϕ(· − k) : k ∈ Z} ∪ ψ 2 ℓ · −k : ℓ = 0, . . . , j − 1, k ∈ Z <br />
eine Riesz–Basis von Vj ist. ♦<br />
Die Schreibweise “Wj = Vj+1 ⊖ Vj” ist eine “saloppe” Umformung von Vj+1 = Vj ⊕ Wj, was<br />
sich für beliebige j ∈ Z und k ∈ N als<br />
Vj+k = Vj+k−1 ⊕ Wj+k−1 = Vj+k−2 ⊕ Wj+k−2 ⊕ Wj+k−1 = · · · = Vj ⊕<br />
188 Zur Erinnerung: Eine Projektion P ist eine Abbildung mit P 2 = P .<br />
k−1<br />
Wj+ℓ (7.15)<br />
ℓ=0