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Textsemantische Grundlagen der Analyse von Musikszenen und ...

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Darlegungen dieser Untersuchung ging es um Musiken, die eigenwertig<br />

(<strong>und</strong> oft sogar eigenständig) <strong>und</strong> für die semantische Erschließung <strong>der</strong><br />

Geschichte <strong>von</strong> Belang sind. Natürlich ist die relative Autonomie <strong>von</strong><br />

Szenen nicht nur durch die Handlung o<strong>der</strong> den Inhalt allein gesichert,<br />

son<strong>der</strong>n oft genug eben auch durch die Eigenständigkeit <strong>und</strong><br />

Abgeschlossenheit musikalischer Strukturen. Eine stillschweigende <strong>und</strong><br />

zum Verständnis <strong>der</strong> Leistung mancher Formen <strong>der</strong> Filmmusik<br />

modellbildende Rolle könnte man dem Lied als musikalischer Entität<br />

zuschreiben, das sowohl musikalische wie lyrische Struktur trägt <strong>und</strong> das<br />

seinerseits mit filmischen Größen koordiniert werden kann. 31 Manchmal<br />

wirkt es als strukturelle Klammer eher im Hintergr<strong>und</strong>, manchmal gibt es in<br />

Text, Modus des Vortrags <strong>und</strong> musikalischer Thematik Hinweise auf die<br />

Bedeutung <strong>von</strong> Szene o<strong>der</strong> ganzem Text. So komplex ganze Film-Scores<br />

gebaut sein mögen, so sind es im Wirkungsbereich <strong>der</strong> Szene aber eher<br />

musikalische Kleinformen, die die Situations- <strong>und</strong> Kontextentbindbarkeit<br />

<strong>von</strong> Szenen garantieren – <strong>und</strong> es mag mit dieser Leistung zusammenhängen,<br />

dass »musikalische Szenen« <strong>von</strong> so großer Eigenständigkeit sind, dass man<br />

sie oft fast als Kurzfilme betrachten <strong>und</strong> aus dem Kontext <strong>der</strong> umgreifenden<br />

Filme ausglie<strong>der</strong>n kann (darum auch finden sich zahlreiche Beispiele auf<br />

Video-Plattformen wie www.youtube.com, als abgeklammerte Kunststücke,<br />

haben, <strong>der</strong> gewissermaßen immer auch ein Werbemedium für die Musiken ist. Und<br />

da Film immer in gesellschaftlicher Kommunikation steht, darf es nicht verwun<strong>der</strong>n,<br />

dass Filmmusik zu Zwecken <strong>der</strong> Propaganda instrumentalisiert werden kann (o<strong>der</strong><br />

dass sie, im Gegenzug, zum Anlass <strong>von</strong> Zensur <strong>und</strong> Verbot werden kann).<br />

31 Auf eine Systematisierung verschiedener funktionaler Typen <strong>von</strong> Lie<strong>der</strong>n werde ich<br />

hier verzichten; verwiesen sei aber auf auf die Liste in Calvet/Klein (1987); die<br />

Autoren unterscheiden action songs, expositive songs, synthetic (plot oriented)<br />

songs, pause songs, leitmotif songs, credit songs; Nasta (1991, 79) erweitert die<br />

Liste noch um contrastive songs <strong>und</strong> gelegentlich verwendete opera songs. Zwar<br />

liegen zahlreiche Untersuchungen zur Funktion einzelner Lie<strong>der</strong> vor; eine<br />

umfassende Untersuchung steht aber aus. Vgl. dazu Altman 2001; Berliner/Furia<br />

2002; Nasta 1991, 77-88; Lannin/Kaley 2005; Smith 2001.<br />

Kieler Beiträge zur Filmmusikforschung, 9, 2013 // 287

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