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Textsemantische Grundlagen der Analyse von Musikszenen und ...

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Wenn sich also in John Frankenheimers GRAND PRIX (USA 1966) – einem<br />

fast dreistündigen Rennfahrerfilm – einer <strong>der</strong> Fahrer verliebt <strong>und</strong> eine<br />

Sequenz folgt (1:01:50 bis 1:04:00), bei <strong>der</strong> Großaufnahmen einzelner<br />

Zuschauer, Bil<strong>der</strong>, auf denen man die Frau eines Fahrers zwischen an<strong>der</strong>en<br />

auf <strong>der</strong> Tribüne sieht, weite Aufnahmen <strong>der</strong> Wagen auf <strong>der</strong> Strecke <strong>und</strong><br />

Fahraufnahmen aus den Wagen heraus zu sehen sind, so ist die Auswahl <strong>der</strong><br />

Bil<strong>der</strong> zunächst noch wenig auffallend: Das sind Bil<strong>der</strong>, wie sie zu einer<br />

normalen Auflösung eines solchen Ereignisses konventionellerweise<br />

verwendet werden. Sie werden aber zu einer visuell höchst auffallenden<br />

Form verschmolzen: mit Mehrfachbelichtungen, Split Screens <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

aufschwellenden Filmmusik (hier als Walzer; Komponist: Maurice Jarre);<br />

im ersten Teil liegt unter den Bil<strong>der</strong>n eine Großaufnahme <strong>der</strong> lachenden<br />

Frau, so dass die Sequenz durchaus als (aus <strong>der</strong> Wahrnehmung des Mannes<br />

heraus) subjektivisierte Wahrnehmung des Rennens <strong>und</strong> als Ausdruck seiner<br />

euphorischen Stimmung gelesen werden kann. Der Film hat nur eine Musik<br />

mit drei Themen, eines für das Rennen selbst, eines für den Franzosen, <strong>der</strong><br />

am Ende beim Rennen umkommt (es wird hier verwendet), eines für den<br />

Englän<strong>der</strong>, <strong>der</strong> weiter als Fahrer arbeitet, obwohl er nur knapp dem Tode<br />

entronnen <strong>und</strong> immer noch behin<strong>der</strong>t ist. Jarre moduliert die Musik immer<br />

wie<strong>der</strong> neu; an diversen Stellen unterliegt sie wie ein Musikbett den Spiel-<br />

Szenen, kaum auffällig, den affektiven mood <strong>der</strong> Musik konsequent<br />

weitertreibend, manisch, wie die Fahrer am Rennsport hängen. Manchmal<br />

wird die Musik als martialisch-aggressive akustische Illumination des<br />

Rennens selbst ausgelegt (etwa in <strong>der</strong> Zandvoort-Sequenz, 1:46:00 bis<br />

1:49:00); einmal ist sie sogar für ein Blasorchester instrumentiert <strong>und</strong> wird<br />

<strong>von</strong> einer englischen Militärkapelle zum Start <strong>und</strong> zum Schluss eines<br />

Kieler Beiträge zur Filmmusikforschung, 9, 2013 // 285

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