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Textsemantische Grundlagen der Analyse von Musikszenen und ...

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USA 1957, Richard Thorpe, gemacht), auf die Lockerung <strong>der</strong> narrativen<br />

Bindung aller Szenen, die sich in den frühen Rock- <strong>und</strong> Schlagerfilmen<br />

breitmachte, <strong>und</strong> auf die Variierung <strong>der</strong> Schauwerte <strong>und</strong> Gratifikationen, die<br />

ein Film für den Zuschauer bereithält. Das Beson<strong>der</strong>e an THE FASTEST<br />

GUN ALIVE ist die Tatsache, dass <strong>der</strong> Film nur diese eine Einlage kennt,<br />

ansonsten ein gerade heraus erzählter Western ist.<br />

So banal das Beispiel erscheinen mag, so sehr mag es doch ein verdecktes<br />

Thema <strong>der</strong>artiger Szenen inkorporieren: Der Modus <strong>der</strong> Körperlichkeit in<br />

den verschiedenen Tänzen ist ein wichtiges Mittel, das Selbstbild <strong>der</strong><br />

Figuren <strong>und</strong> seine gesellschaftlichen Bindungen in <strong>der</strong> Bewegung selbst<br />

auszudrücken. Ist <strong>der</strong> Wiener Walzer als die vielleicht ausgeprägteste<br />

Bewegungskonvention einer bourgeoisen Lebenswelt anzusehen, stehen<br />

an<strong>der</strong>e, freiere <strong>und</strong> individualisierte Ausdrucksformen dem scharf entgegen.<br />

Der Wiener Walzer versinnbildlicht z.B. wie kein an<strong>der</strong>er Tanz »das<br />

gesellschaftlich normierte Körperbild des Bürgertums [...]. Zwischen<br />

Sinneslust <strong>und</strong> einer Aristokratisches mimenden Körperhaltung, zwischen<br />

Taumel <strong>und</strong> Zucht, Beherrschung <strong>und</strong> Entgrenzung verwandelte er sich in<br />

eine kulturelle Form, in <strong>der</strong> das System körperbezogener Selbstzwänge des<br />

Bürgertums seinen reinsten Ausdruck fand« (Wicke 2001, 67). Was nimmt<br />

es wun<strong>der</strong>, dass Walzerszenen in manchen Filmen fast rauschhaft das<br />

Eintauchen in bürgerliche Festwelten signalisieren. Ein Beispiel ist Max<br />

Ophüls' MADAME DE... (Frankreich 1953) eine mit Walzermusik unterlegte<br />

Ballszene, die die ganze Ballsaison resümiert <strong>und</strong> die Protagonistin <strong>und</strong><br />

ihren Partner in verschiedenenen Kostümen auf verschiedenen Bällen zeigt,<br />

in einer gleichbleibenden, mittels Überblendungen miteinan<strong>der</strong> verb<strong>und</strong>enen<br />

Tanzbewegung. Noch mehr als die zusammenhängend anmutenden<br />

Dialogfetzen sind es <strong>der</strong> durchgängige Walzerrhythmus <strong>und</strong> die so<br />

ununterbrochen wirkende Bewegung <strong>der</strong> beiden Tänzer, die den Eindruck<br />

Kieler Beiträge zur Filmmusikforschung, 9, 2013 // 280

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