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Textsemantische Grundlagen der Analyse von Musikszenen und ...

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Kommunikationen <strong>und</strong> ihre Modalitäten<br />

Dass Musik unabhängig vom Film eine kommunikative Qualität hat, dass<br />

sie Teil <strong>der</strong> sozialen Welt ist, ist evident. Allerdings sind die<br />

kommunikativen Rahmen vielfältig, in denen sie auftritt. Es wechseln die<br />

sozialen Konstellationen, die musikalischen Ausdrucksmittel, die<br />

Bedeutungen, auf die ausgegriffen wird. Musikvermittelte Interaktion dient<br />

fast immer dazu, über Bedeutungen zu kommunizieren, die sich gegen den<br />

sprachlichen Ausdruck sperren. Der Beziehungsaspekt <strong>der</strong> Kommunikation<br />

tritt dann ganz in den Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong>. Es entspricht <strong>der</strong> Vielfalt <strong>der</strong><br />

Beziehungen, <strong>von</strong> denen in filmischen Erzählungen die Rede ist, dass es<br />

kaum eine Regel gibt, die Musikalisierung <strong>der</strong> Interaktion zu vereindeutigen<br />

o<strong>der</strong> auf nur wenige Muster zu reduzieren.<br />

Ein beson<strong>der</strong>er Film, eine beson<strong>der</strong>e Konstellation, eine beson<strong>der</strong>e<br />

Interaktion also: Eine junge Frau, im Badezimmer, vor dem Spiegel, sie<br />

kämmt sich die nassen Haare; im Zimmer nebenan spielt <strong>der</strong> Mann wie<br />

probierend die Anfangstakte eines Liedes. Die Frau merkt auf, beginnt<br />

zuzuhören – <strong>und</strong> als sie ins Wohnzimmer wechselt, bemerkt auch <strong>der</strong> Mann<br />

die Zuhörerin, <strong>der</strong> Modus <strong>der</strong> Musik wechselt: Aus <strong>der</strong> so selbstverloren vor<br />

sich hin gespielten Musik wird ein adressierter Akt. Eine fast eine Minute<br />

lange Nah-Einstellung auf die junge Frau zeigt, dass sie versteht, dass sie<br />

die Übertreibungen hört, dass sie weiß: Sie ist die Adressatin des Liedes.<br />

Die fast fünfminütige Szene entstammt Rudolf Thomes Liebesfilm BERLIN<br />

CHAMISSOPLATZ (BRD 1980), die beiden Rollen spielen Hanns Zischler<br />

<strong>und</strong> Sabine Bach. Sie zeigt einen intimen Dialog, eine persönliche<br />

Ansprache ohne Du (<strong>der</strong> Text des Liedes ist englisch <strong>und</strong> spricht einen<br />

unspezifischen An<strong>der</strong>en an). Adressierung <strong>und</strong> affektive Bedeutung dessen,<br />

Kieler Beiträge zur Filmmusikforschung, 9, 2013 // 271

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