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Textsemantische Grundlagen der Analyse von Musikszenen und ...

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Zuschauer treten hier mehrere Ebenen nebeneinan<strong>der</strong>:<br />

– die narrative Funktion <strong>der</strong> »Empfindsamkeitsprobe«, <strong>der</strong> die Heldin<br />

unterworfen wird;<br />

– die Parallelität <strong>der</strong> Figurenbeziehungen in <strong>der</strong> Opern- <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Filmhandlung;<br />

– <strong>der</strong> scharfe Kontrast zwischen beiden.<br />

Nun ist die Handlung <strong>der</strong> Oper im Film nicht ausgeführt, lässt sich nur aus<br />

<strong>der</strong> Abfolge <strong>der</strong> Musikfragmente des Medleys ableiten. Der Charakter <strong>der</strong><br />

Probe ist aus dem Gang <strong>der</strong> Handlung ableitbar. Die Szenenauflösung<br />

unterstützt ihn dabei: Immer mehr rückt die Heldin in den Mittelpunkt des<br />

Bildes, ist am Ende in einer Großaufnahme zu sehen; ein Umschnitt zeigt<br />

den Mann neben ihr, <strong>der</strong> aber nicht mehr das Bühnengeschehen, son<strong>der</strong>n die<br />

Tränen <strong>der</strong> Frau neben sich beobachtet. Worum es hier geht, ist darum auf<br />

<strong>der</strong> szenischen Ebene immer klar. Der Zuschauer allerdings, <strong>der</strong> die<br />

intertextuellen Beziehungen zwischen La Traviata <strong>und</strong> PRETTY WOMAN<br />

qua Wissen weiter entfalten kann, erobert sich ein Feld <strong>von</strong> Zusatz-<br />

gratifikationen <strong>und</strong> erweitert sich das Bedeutungsfeld des Films weit über<br />

die reine Geschichte hinaus.<br />

In <strong>der</strong> romantischen Komödie SALZBURGER GESCHICHTEN (BRD 1957,<br />

Kurt Hoffmann) nach dem Roman Der kleine Grenzverkehr o<strong>der</strong> Georg <strong>und</strong><br />

die Zwischenfälle <strong>von</strong> Erich Kästner 17 gehen die beiden Partner, die<br />

17 Der Roman durfte 1938 nur in <strong>der</strong> Schweiz erscheinen, weil Kästner Berufsverbot<br />

hatte. Das Buch war 1943 <strong>von</strong> Hans Deppe schon einmal unter dem Titel DER<br />

KLEINE GRENZVERKEHR verfilmt worden (mit Willy Fritsch als Georg Rentmeister<br />

<strong>und</strong> Hertha Feiler als Konstanze); wie in <strong>der</strong> 1957er Fassung hatte Kästner – im<br />

Krieg noch unter dem Pseudonym Berthold Bürger, das er auch für das Drehbuch zu<br />

MÜNCHHAUSEN verwendet hatte – den Roman selbst zum Drehbuch umgeschrieben.<br />

Die Geschichte: Wer 1938 aus Deutschland nach Österreich einreisen will, darf nur<br />

10 RM, kein weiteres Geld mit sich führen. Auch <strong>der</strong> wohlhabende Georg<br />

Kieler Beiträge zur Filmmusikforschung, 9, 2013 // 257

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