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Textsemantische Grundlagen der Analyse von Musikszenen und ...

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heroischen Schlusstakte aus Les Préludes <strong>von</strong> Franz Liszt. Sofern eben diese<br />

Takte in einem Film <strong>von</strong> heute zitiert werden, entsteht eine doppelte<br />

Assoziation: Assoziiert wird zum einen <strong>der</strong> Liszt’sche Heldenmythos,<br />

assoziiert wird zum an<strong>der</strong>en eine kriegerische Nazi-Attitüde« (1988, 416) –<br />

<strong>und</strong> es ist durchaus zweifelhaft, ob die Schlusstakte diese historische<br />

Kontextualisierung jemals wie<strong>der</strong> loswerden. Derartige Bedeutungen sind<br />

assoziativ; sie basieren nicht auf einem symbolischen Zeichenverhältnis wie<br />

die Zeichen einer Sprache, son<strong>der</strong>n sind indikativisch miteinan<strong>der</strong> korreliert.<br />

Sie sind insofern wissensbasiert, funktionieren als musikalische Formeln<br />

o<strong>der</strong> Stücke auch dann, wenn <strong>der</strong> assoziierte Horizont nicht aktiviert werden<br />

kann.<br />

Figuren ebenso wie Musiken, die sich dieser signifikativen Technik<br />

bedienen, sind nicht allein aus dem Text zu konturieren, in dem sie<br />

auftreten. Kann <strong>der</strong> Zuschauer<br />

die Rückverweisungen nicht auflösen, kann er das<br />

Geflecht <strong>der</strong> Bedeutungen nicht hervorbringen, das die<br />

Figur anbietet, usw. Das ›Wissen‹ ist [so] zuerst eine<br />

funktionale Größe, das die indexikalischen Züge <strong>der</strong><br />

Figur lesbar <strong>und</strong> auflösbar macht. M.a.W.: Indexikalität<br />

als vorrangiger Bedeutungsmodus populärer Kultur steht<br />

in einem nicht endenden Zirkel wechselseitiger<br />

Erklärung. Man kann die semiotischen Leistungen [einer<br />

solchen Figur] nicht verstehen, wenn man sie nicht in<br />

einem Prozess [...] untersucht (Wulff 1997/2010).<br />

Kieler Beiträge zur Filmmusikforschung, 9, 2013 // 252

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