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Textsemantische Grundlagen der Analyse von Musikszenen und ...

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musikalischer Phrase o<strong>der</strong> musikalischem Stück mit letztlich szenisch<br />

motivierter Bedeutung als Teil des kulturellen Wissenssystems. Die These<br />

ist vor allem an den Beschreibungen des Zitats in <strong>der</strong> Filmmusik entwickelt<br />

worden. Dazu heißt es bei Hans-Christian Schmidt: »[Musikalische] Zitate<br />

haben die Eigenschaft, den gesamten inhaltlichen Kontext, aus dem sie<br />

entstammen, augenblicklich mitzutransportieren« (1988, 416). Sicherlich<br />

können aber auch rein strukturelle Ähnlichkeiten <strong>von</strong> Filmmusiken mit<br />

älteren Musiken eine »Beschriftung« vornehmen; wenn etwa <strong>der</strong> DDR-<br />

Western SEVERINO (DDR 1978, Claus Dobberke) eindeutig in die Reihe<br />

<strong>der</strong> großen Italo-Western eingereiht wird, so hängt diese Genre-Selektion<br />

nicht nur stilistisch mit <strong>der</strong> Zeitdramaturgie, <strong>der</strong> Präsenz <strong>von</strong><br />

Detailaufnahmen <strong>und</strong> ähnlichem zusammen, son<strong>der</strong>n vor allem mit <strong>der</strong><br />

eindeutigen Anspielung auf Instrumentierung <strong>und</strong> Melodieführung <strong>der</strong> Italo-<br />

Musiken <strong>von</strong> Ennio Morricone (die Musik zu dem Film wurde <strong>von</strong> Günther<br />

Fischer komponiert).<br />

Insofern spielt das Zitat eine Son<strong>der</strong>rolle, weil es als Fremdkörper meist klar<br />

identifizierbar ist. Weil nun Zitate – sofern sie erkannt werden – eine Art<br />

<strong>von</strong> Einschluss in den musikalischen <strong>und</strong> akustischen Rahmen des Films<br />

bilden (so, wie manchmal Insekten als Einschlüsse in Bernstein-Stücken<br />

<strong>der</strong>en beson<strong>der</strong>en ästhetischen Reiz ausmachen), unterbrechen sie für einen<br />

Moment den Fluss <strong>der</strong> »dichten Imagination«, ziehen eigene<br />

Aufmerksamkeit auf sich <strong>und</strong> sind Anlass für eine doppelte rezeptive Arbeit:<br />

Der Lust des Wie<strong>der</strong>erkennens korrespondiert ein Aufwand, das<br />

Wie<strong>der</strong>erkannte <strong>und</strong> das diegetischen Universum des gerade gesehenen<br />

Films Nicht-Zugehörige mit <strong>der</strong> Erzählung zu verbinden, eine<br />

Verschmelzung herzustellen.<br />

Kieler Beiträge zur Filmmusikforschung, 9, 2013 // 250

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