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Sound und Musik im Magazin-Beitrag. Glanz und Elend auf dem ...

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Kieler Beiträge zur Filmmusikforschung, 4, 2010 / 135<br />

• Benutze sie, vor allem den Rhythmus, als ‚Herzschrittmacher’, entweder sehr markant oder sehr<br />

subtil<br />

Das Tempo ist von allen musikalischen Parametern der effektvollste. Mit einem entweder diskret<br />

oder kräftig unterlegten ‚Tempo-Groove’ deutlich oberhalb ‚Ein Viertel = 72 Metronomschläge’<br />

(Puls <strong>im</strong> Ruhezustand) beeinflusst man die Atemfrequenz des Betrachters, macht ihm<br />

Geschwindigkeit körperlich fühlbar – ja, damit greift man manipulierend in sein Vergetativum ein,<br />

wenn man ihm die Hektik einer Großstadt oder den Drive eines H<strong>und</strong>erennens hautnah vermitteln<br />

möchte<br />

• Lass ihr eine gewisse Länge, sie braucht Zeit<br />

Ein ständiges Ärgernis sind die kurzen musikalischen Schnipsel; kaum sind sie da, sind sie auch<br />

schon wieder weg. <strong>Musik</strong>alische Gestalten haben eine Mindestdauer, etwa die Zeit eines viertaktigen<br />

Motivs, einer achttaktigen Periode (so lang etwa wie man die Zeile „Yesterday, all my Troubles<br />

seemed so far away“ oder „Hoch <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> gelben Wagen“ singt). In musikalische Gestalten muss man<br />

sich einhören, sonst bildet sich ihr Gestaltcharakter nicht aus<br />

• Blende sie schon vor <strong>dem</strong> nächsten Schritt ein, verwende sie antizipatorisch, das Ohr ist nicht so<br />

schnell wie das Auge<br />

Hatten wir schon bei den Geräuschen angemahnt. <strong>Musik</strong> zu antizipieren ist noch wichtiger, weil<br />

besonders sie die Fähigkeit zur Intonation hat. Befindet man sich mit den Bildern derzeit noch <strong>im</strong><br />

fahrenden Auto <strong>und</strong> hört man zwei, drei Sek<strong>und</strong>en vor <strong>dem</strong> nächsten Schnitt schon einen von<br />

Männern gesungenen lateinischen Choral, dann bereitet sich die Wahrnehmung organisch <strong>auf</strong> den<br />

Besuch eines Klosters vor; abgesehen davon, dass sie andeutet, wohin dieses Auto gerade fährt. In<br />

gleicher Weise darf die <strong>Musik</strong> noch ‚überhängen’ in die nächste Sequenz, sie darf ausatmen. <strong>Musik</strong>,<br />

die <strong>auf</strong> den Punkt einsetzt <strong>und</strong> abreißt, ist ein sehr dramatisches Gestaltungsmittel bei der<br />

Parallelmontage, d.h. bei Szenen, in denen Situationen oder Handlungsstränge scharf gegeneinander<br />

geschnitten werden, also eher die große Ausnahme<br />

• <strong>Musik</strong> sollte größtmögliche Einfachheit <strong>und</strong> Regelmäßigkeit haben, bloß keine Kontraste, keine<br />

Komplexität

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