14.10.2013 Aufrufe

Melville - Dark Fantasy Roman

- Zweite, überarbeitete Version (September 2013) - Ein Buch über die Welt eines Mannes, dessen Karriere ganz anders verlief, als er sich erhofft hatte. Ein Vampirroman für Erwachsene, schonungslos, finster und seelisch tiefblickend. Erleben Sie Melvilles so ungewöhnliche Geschichte und tauchen Sie ein in die Verstrickungen von Macht, Verrat und Intrigen. "Ohne Rücksicht tauchen meine Zähne in ihren Hals. Sie schreit nicht, sie wehrt sich nicht. Freudige Erregung in ihrem Seufzen. Es ist immer dasselbe verführerische Szenario. Eine Fremde. Ich kenne ihre Geschichte und ihre Pläne nicht, selbst wenn, wäre es mir egal. Ich nehme ihr, was sie mir niemals freiwillig geben würde und dennoch scheint sie dankbar. Eine trügerische, durch Hormone und übernatürlichen Willen erschaffene Illusion. Sie entgleitet meinen Armen, irgendwo zwischen Leben und Tod, irgendwo zwischen Zivilisation und Rinnstein. Ich mache einen großen Schritt über sie hinweg, richte meine Krawatte und trete zurück unter die anderen blinden Menschen. Ein Wolf im Schafspelz. Mit einem letzten Fingerwisch entferne ich die roten Reste dieser Frau aus meinen Mundwinkeln. Ein Raubtier ... oh ja, ein Raubtier. Ich liebe es."

- Zweite, überarbeitete Version (September 2013) -

Ein Buch über die Welt eines Mannes, dessen Karriere ganz anders verlief, als er sich erhofft hatte. Ein Vampirroman für Erwachsene, schonungslos, finster und seelisch tiefblickend. Erleben Sie Melvilles so ungewöhnliche Geschichte und tauchen Sie ein in die Verstrickungen von Macht, Verrat und Intrigen.

"Ohne Rücksicht tauchen meine Zähne in ihren Hals. Sie schreit nicht, sie wehrt sich nicht. Freudige Erregung in ihrem Seufzen. Es ist immer dasselbe verführerische Szenario. Eine Fremde. Ich kenne ihre Geschichte und ihre Pläne nicht, selbst wenn, wäre es mir egal. Ich nehme ihr, was sie mir niemals freiwillig geben würde und dennoch scheint sie dankbar. Eine trügerische, durch Hormone und übernatürlichen Willen erschaffene Illusion. Sie entgleitet meinen Armen, irgendwo zwischen Leben und Tod, irgendwo zwischen Zivilisation und Rinnstein. Ich mache einen großen Schritt über sie hinweg, richte meine Krawatte und trete zurück unter die anderen blinden Menschen. Ein Wolf im Schafspelz. Mit einem letzten Fingerwisch entferne ich die roten Reste dieser Frau aus meinen Mundwinkeln.
Ein Raubtier ... oh ja, ein Raubtier.
Ich liebe es."

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Mit lachender, besonders kindlich klingender Stimme ruft sie dann laut in die Nacht<br />

„Schaukeln! Schaukeln!“ Sie reißt sich von meiner Hand los und rennt auf den Eingang des<br />

Spielplatzes zu. Auch ich renne plötzlich und folge ihr, angetrieben von dem Gedanken, dass<br />

ein guter Vater sein Kind nicht allein vorgehen lässt.<br />

Mit einem Satz springt sie in die Buddelkiste und hinterlässt tiefe Spuren im Sand. Sie bringt<br />

mich damit zum Lachen und sie freut sich wohl darüber. Dann rennt sie zur großen Schaukel,<br />

legt den Rucksack zur Seite, wirft sich förmlich auf die Sitzfläche und ruft:<br />

„Anschubsen, Papa!“<br />

Ich stelle mich hinter sie und lege meine Hände an ihren Rücken. Ich fange erst mit kleinen<br />

Stößen an, doch sie will mehr.<br />

„Höher! Höher!“<br />

Ich folge ihrem Wunsch. Und bald schon schwingt sie soweit auf, dass sie sogar mich im<br />

höchsten Punkt überragt. Ich lasse sie dann eine Weile hin und her pendeln, nur um ihr dann<br />

wieder einen kräftigen Schwung mitzugeben. Sie jauchzt vergnügt und es lenkt mich von den<br />

morgigen Plänen ab. Eine ganze Weile gebe ich mich diesem Spiel hin, bis sie dann plötzlich<br />

mit den Füßen abbremst, zum Rucksack geht und die Wasserpistole hervorholt.<br />

„Halt mal“, sagt sie und greift auch noch eine kleine Wasserflasche, die sie wohl vorsorglich im<br />

Rucksack verstaut hat und öffnet sie. Ich schnipse den kleinen Stutzen auf und vorsichtig füllt<br />

sie die Pistole bis oben hin. Dann schließt sie den Deckel wieder und streckt ihre Hand aus. Ich<br />

gebe sie ihr, auch wenn ich weiß, was folgen wird. Doch genau das ist ja wohl das Ziel. Und<br />

kaum hat sie sie, trifft mich der erste Spritzer im Gesicht.<br />

„Wääh!“, rufe ich gespielt erschrocken und laufe vor ihr davon über den Spielplatz. Sie hinter mir<br />

her und immer wieder fühle ich das Wasser auf mein Hemd treffen. Ich verstecke mich hinter<br />

dem Klettergerüst oder den Wippen, doch sie ist wirklich verdammt schnell und wendig. Und<br />

beide lachen wir in die dunkle Nacht hinein, als wäre es das Natürlichste der Welt. Als die<br />

Wasserpistole leer ist und sie sie im Rennen zum Rucksack wirft, schreit sie:<br />

„Ich krieg dich, Papa.“<br />

Ich weiche ihr zwar immer wieder aus, doch im Sandkasten rutsche ich mit den glatten Sohlen<br />

etwas weg und lande schließlich auf meinem Hintern. Lange habe ich schon nicht mehr so<br />

herzlich gelacht, vor allem nicht über mich selbst. Sie rutscht zu mir in meine Arme und hält mich<br />

schließlich fest.<br />

„Ich hab dich lieb, Papa.“<br />

„Ich dich auch, mein Kind.“<br />

Doch bevor die Szene in vollkommene Sentimentalität abrutschen kann, zerrt sie an meinem<br />

Arm und sagt:<br />

„Komm, jetzt gehen wir wieder hoch und du machst meine Haare.“<br />

„Und die Fingernägel“, merke ich an und sie lächelt mir zwinkernd zu.<br />

Bis kurz vor zwei Uhr widme ich mich ganz ihrer Pflege. Durchkämme gewissenhaft minutenlang<br />

ihr Haar. Muss mehre Anläufe nehmen, ihr Haar einigermaßen zu flechten, ich habe das zuvor<br />

noch nie gemacht und es sieht eigentlich auch schlimmer aus als vorher, doch sie betrachtet<br />

sich im Spiegel und findet es ganz toll. Mit rosafarbenem Nagellack aus ihrem Koffer färbe ich<br />

hochkonzentriert ihre kleinen Nägel und erlaube es sogar, dass sie meinen rechten kleinen<br />

Fingernagel bemalt.<br />

639

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!