14.10.2013 Aufrufe

Melville - Dark Fantasy Roman

- Zweite, überarbeitete Version (September 2013) - Ein Buch über die Welt eines Mannes, dessen Karriere ganz anders verlief, als er sich erhofft hatte. Ein Vampirroman für Erwachsene, schonungslos, finster und seelisch tiefblickend. Erleben Sie Melvilles so ungewöhnliche Geschichte und tauchen Sie ein in die Verstrickungen von Macht, Verrat und Intrigen. "Ohne Rücksicht tauchen meine Zähne in ihren Hals. Sie schreit nicht, sie wehrt sich nicht. Freudige Erregung in ihrem Seufzen. Es ist immer dasselbe verführerische Szenario. Eine Fremde. Ich kenne ihre Geschichte und ihre Pläne nicht, selbst wenn, wäre es mir egal. Ich nehme ihr, was sie mir niemals freiwillig geben würde und dennoch scheint sie dankbar. Eine trügerische, durch Hormone und übernatürlichen Willen erschaffene Illusion. Sie entgleitet meinen Armen, irgendwo zwischen Leben und Tod, irgendwo zwischen Zivilisation und Rinnstein. Ich mache einen großen Schritt über sie hinweg, richte meine Krawatte und trete zurück unter die anderen blinden Menschen. Ein Wolf im Schafspelz. Mit einem letzten Fingerwisch entferne ich die roten Reste dieser Frau aus meinen Mundwinkeln. Ein Raubtier ... oh ja, ein Raubtier. Ich liebe es."

- Zweite, überarbeitete Version (September 2013) -

Ein Buch über die Welt eines Mannes, dessen Karriere ganz anders verlief, als er sich erhofft hatte. Ein Vampirroman für Erwachsene, schonungslos, finster und seelisch tiefblickend. Erleben Sie Melvilles so ungewöhnliche Geschichte und tauchen Sie ein in die Verstrickungen von Macht, Verrat und Intrigen.

"Ohne Rücksicht tauchen meine Zähne in ihren Hals. Sie schreit nicht, sie wehrt sich nicht. Freudige Erregung in ihrem Seufzen. Es ist immer dasselbe verführerische Szenario. Eine Fremde. Ich kenne ihre Geschichte und ihre Pläne nicht, selbst wenn, wäre es mir egal. Ich nehme ihr, was sie mir niemals freiwillig geben würde und dennoch scheint sie dankbar. Eine trügerische, durch Hormone und übernatürlichen Willen erschaffene Illusion. Sie entgleitet meinen Armen, irgendwo zwischen Leben und Tod, irgendwo zwischen Zivilisation und Rinnstein. Ich mache einen großen Schritt über sie hinweg, richte meine Krawatte und trete zurück unter die anderen blinden Menschen. Ein Wolf im Schafspelz. Mit einem letzten Fingerwisch entferne ich die roten Reste dieser Frau aus meinen Mundwinkeln.
Ein Raubtier ... oh ja, ein Raubtier.
Ich liebe es."

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

aufgeht. Ich sehe auf die Uhr, dreißig Minuten habe ich vielleicht noch und ich beschließe, in<br />

das Hotel zurückzukehren. Nach diesem Zwischenfall bezweifele ich auch, dass ein unter<br />

Drogen stehender Liam meine mentale Barriere einreißen könnte.<br />

Zurück in der Suite blicke ich noch einmal in Liams Zimmer, kann ihn aber nicht sehen. Nur den<br />

großen, jetzt mehr bräunlichen Fleck, den er auf dem Bett hinterlassen hat. Morgen werde ich<br />

James darum bitten müssen, sich einigermaßen darum zu kümmern, damit man wenigstens die<br />

Flüssigkeit nicht richtig deutet und dann für das zerstörte Bett aufkommen. Ich höre ihn aus dem<br />

Badezimmer. Die Tür ist nur angelehnt, ich blicke vorsichtig hinein. Er liegt, noch komplett<br />

bekleidet, in der Badewanne und lässt sich mit dem Duschkopf Wasser auf den Körper laufen.<br />

Dabei singt er mit geschlossenen Augen einzelne Strophen von Popsongs aus den Neunzigern.<br />

Immer wieder bringt er sich so selbst zum Lachen. Da ich weiß, dass er auch bald einschlafen<br />

wird, ich aber nicht möchte, dass dann das Zimmer von Wasser geflutet wird, trete ich zu ihm in<br />

das Bad.<br />

„Hey, <strong>Melville</strong>!“, ruft er mir zu. Er lallt nicht mehr so schlimm und anscheinend weiß er jetzt<br />

gerade nicht, was vor etwa einer Stunde zwischen uns passiert ist. Ich gehe zum Wasserhahn<br />

und schließe ihn.<br />

„Hallo, Liam“, ich lächle ihm zu. Ich bin gar nicht wütend auf ihn, immer noch schmecke ich die<br />

betörende Würze des Kainitenblutes auf meiner Zunge. Sie stimmt mich recht friedlich, denn<br />

nichts Höheres gibt es zu erreichen.<br />

„Willst du nicht aufstehen und dir etwas Trockenes anziehen?“<br />

„Nein!“, ruft er mir fröhlich zu und fängt wieder an, zu singen.<br />

„Gut, aber lass das Wasser aus, Liam.“<br />

„Aye, aye, Captain!“, sagt er und legt seine Hand zu einem Soldatengruß an die Stirn. Ich lache<br />

leicht und drehe mich wieder um.<br />

Kaum in meinem eigenen Zimmer angekommen falle ich auch schon in das Bett und in selige<br />

Ruhe.<br />

Am nächsten Abend ziehe ich mich als Erstes um und betrachte mich im Spiegel. Es ist keine<br />

optische Änderung erkennbar. Ich lächle mir selbst zu, denn mich hat zwar nichts körperlich<br />

verändert, doch spüre ich, dass ich einen Vorteil aus dem Angriff gestern gewonnen habe. Ja,<br />

einen großen Vorteil sogar und ich erinnere mich an Andrews Worte, dass man durch die<br />

Diablerie auch mehr gewinnen kann als nur sündig köstliche Vitae, kräftiges Kainitenblut.<br />

Ich trete aus dem Zimmer. James ist bereits damit beschäftigt, die Überbleibsel von Liam<br />

einigermaßen zu vertuschen. Ich erkenne, wie er in seinem Schlafzimmer mit einem Eimer<br />

neben dem Bett kniet und den Lappen immer wieder auswringt. Ich gehe an der Tür vorbei<br />

weiter zum Salon. Dort sehe ich ihn sitzen, wie ein Häufchen Elend. Als er mich wahrnimmt,<br />

erhebt er sich mit gesenktem Haupt und geht auf mich zu. Ich bleibe stehen und betrachte ihn<br />

eingehend. Vor mir geht er dann auf die Knie und beugt seinen Kopf.<br />

„Es gibt keine Entschuldigung für meine Verfehlung gestern, keine Bestrafung, die es wieder gut<br />

machen könnte. Ich würde es verstehen und akzeptieren, Herr Lancaster, wenn Sie mich in<br />

Frankfurt dem Prinzen übergeben und meinen Tod fordern.”<br />

Seine Worte entwaffnen mich und schockieren mich auch ein wenig. Ich greife an Liams<br />

Schultern und deute ihm, dass er sich erheben soll.<br />

393

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!