14.10.2013 Aufrufe

Melville - Dark Fantasy Roman

- Zweite, überarbeitete Version (September 2013) - Ein Buch über die Welt eines Mannes, dessen Karriere ganz anders verlief, als er sich erhofft hatte. Ein Vampirroman für Erwachsene, schonungslos, finster und seelisch tiefblickend. Erleben Sie Melvilles so ungewöhnliche Geschichte und tauchen Sie ein in die Verstrickungen von Macht, Verrat und Intrigen. "Ohne Rücksicht tauchen meine Zähne in ihren Hals. Sie schreit nicht, sie wehrt sich nicht. Freudige Erregung in ihrem Seufzen. Es ist immer dasselbe verführerische Szenario. Eine Fremde. Ich kenne ihre Geschichte und ihre Pläne nicht, selbst wenn, wäre es mir egal. Ich nehme ihr, was sie mir niemals freiwillig geben würde und dennoch scheint sie dankbar. Eine trügerische, durch Hormone und übernatürlichen Willen erschaffene Illusion. Sie entgleitet meinen Armen, irgendwo zwischen Leben und Tod, irgendwo zwischen Zivilisation und Rinnstein. Ich mache einen großen Schritt über sie hinweg, richte meine Krawatte und trete zurück unter die anderen blinden Menschen. Ein Wolf im Schafspelz. Mit einem letzten Fingerwisch entferne ich die roten Reste dieser Frau aus meinen Mundwinkeln. Ein Raubtier ... oh ja, ein Raubtier. Ich liebe es."

- Zweite, überarbeitete Version (September 2013) -

Ein Buch über die Welt eines Mannes, dessen Karriere ganz anders verlief, als er sich erhofft hatte. Ein Vampirroman für Erwachsene, schonungslos, finster und seelisch tiefblickend. Erleben Sie Melvilles so ungewöhnliche Geschichte und tauchen Sie ein in die Verstrickungen von Macht, Verrat und Intrigen.

"Ohne Rücksicht tauchen meine Zähne in ihren Hals. Sie schreit nicht, sie wehrt sich nicht. Freudige Erregung in ihrem Seufzen. Es ist immer dasselbe verführerische Szenario. Eine Fremde. Ich kenne ihre Geschichte und ihre Pläne nicht, selbst wenn, wäre es mir egal. Ich nehme ihr, was sie mir niemals freiwillig geben würde und dennoch scheint sie dankbar. Eine trügerische, durch Hormone und übernatürlichen Willen erschaffene Illusion. Sie entgleitet meinen Armen, irgendwo zwischen Leben und Tod, irgendwo zwischen Zivilisation und Rinnstein. Ich mache einen großen Schritt über sie hinweg, richte meine Krawatte und trete zurück unter die anderen blinden Menschen. Ein Wolf im Schafspelz. Mit einem letzten Fingerwisch entferne ich die roten Reste dieser Frau aus meinen Mundwinkeln.
Ein Raubtier ... oh ja, ein Raubtier.
Ich liebe es."

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Neue Heimat<br />

Zehn Nächte war ich insgesamt fort. Ich habe Liam beauftragt, seine Geschäfte in dieser Zeit<br />

von zuhause aus zu führen. Ich habe weder Besuche von Frau von Harbing noch jemand<br />

anderen gestattet. Er war also zehn Nächte allein in meinem Haus. Vor meiner Abreise haben<br />

wir nicht noch einmal über den Zwischenfall gesprochen. Wie hätte ich auch eine vernünftige<br />

Meinung dazu haben sollen, wenn mir Jonathan immer im Kopf herumspukt? Doch jetzt, kurz<br />

vor der Landung im nächtlichen Frankfurt, weiß ich, dass der Besuch wichtig war. Auch wenn es<br />

eine sehr verletzende und nervenaufreibende Erfahrung war, so machen es mir jetzt Jonathans<br />

Worte leichter, über meine Vergangenheit hinwegzukommen. Die Tatsache, dass ich Jonathan<br />

mitverantwortlich gemacht habe, wo wir beide doch anscheinend Opfer des gleichen Problems<br />

wurden. Jeder auf seine Weise und mit seinem Schrei nach Hilfe. Mein Vater konnte und wollte<br />

uns nicht gleichberechtigt behandeln und das Gefühl der eigenen Geringschätzung liegt schwer<br />

auf meinem Gemüt. Und trotzdem weiß ich innerlich ganz fest, dass ich es brauche. Wärme,<br />

Zuneigung, eine Familie. Ich habe den Wechsel zu einem vollkommen gefühlstauben Wesen<br />

nicht geschafft, weil ich mich von der Sehnsucht nach Geborgenheit nicht trennen kann. Und<br />

das wird sich nie ändern. Das weiß ich jetzt.<br />

Ich erkenne die Skyline von Frankfurt, gleich wird die Maschine zur Landung ansetzen. Liam<br />

wird mich am Ausgang abholen, wie soll ich reagieren? Eigentlich weiß ich bereits, dass mein<br />

Plan, ihn möglichst kalt und rachsüchtig zu formen, gescheitert ist. Und zwar scheiterte er nicht<br />

an ihm, sondern an mir. Aber ist es verkehrt? Nun, da ich nicht mehr danach strebe, alle meine<br />

Gefühle zu töten, damit ich nicht mehr unter ihnen leide, kann ich versuchen, Liam eine leicht<br />

abgewandelte Form meiner Ansichten zu lehren. Ich bleibe bei meiner Meinung, dass die Moral<br />

der Menschen nichts für mich ist, aber dennoch gibt es in dieser Art der Weltanschauung auch<br />

noch Platz für Vertrauen und Zusammenhalt. Und wenn ich so an Benedict, Andrew und nun<br />

auch Jonathan denke, weiß ich, dass sie alle nur wichtig für mich sind und waren, weil sie selbst<br />

auch Zuneigung für mich empfunden haben, obwohl ich bewusst nichts für diese Emotion<br />

geleistet habe. Ich musste nicht dafür kämpfen, von ihnen gemocht zu werden. Von mehr mag<br />

mein gekränktes Herz gerade nicht zu träumen wagen.<br />

Die Schiebetür öffnet sich, einige Menschen warten am nächsten Ausgang auf ihre Geliebten<br />

und Verwandten aus den anderen Flugzeugen. Und sofort erkenne ich, wie Liam aus der Menge<br />

hervorsticht. Er steht in der Nähe des Ausgangs für normale Passagiere und kurz bin ich genervt<br />

davon, dass Privatflieger wie ich dennoch durch diese Hallen müssen. Es ist fast wie Tag und<br />

Nacht. Der Unterschied zwischen diesem smarten, eleganten Geschäftsmann im besten Anzug,<br />

mit leicht traurigen aber suchenden Augen und die ihn umgebenden, pickligen, teils<br />

übergewichtigen, schwitzenden Sethkinder. Sie schießen Fotos, haben Blumen in der Hand und<br />

unterhalten sich aufgeregt, während er wie versteinert dasteht. Er wirkt etwas verloren, so<br />

umringt wie er von ihnen ist. Ich muss kurz lächeln bei dem Anblick. Dann erkennt er mich. Und<br />

beim Anblick meines lächelnden Gesichtes und meiner Augen auf ihm, beginnt auch er, seine<br />

etwas wächserne Mimik aufzuhellen. Dennoch weiß ich immer noch nicht, wie ich ihn gleich<br />

begrüßen soll. Meine Gefühle zu ihm sind gerade ziemlich ambivalent.<br />

„Guten Abend, Liam, schön, dass du da bist.”<br />

Er sieht mich etwas irritiert an.<br />

380

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!