14.10.2013 Aufrufe

Melville - Dark Fantasy Roman

- Zweite, überarbeitete Version (September 2013) - Ein Buch über die Welt eines Mannes, dessen Karriere ganz anders verlief, als er sich erhofft hatte. Ein Vampirroman für Erwachsene, schonungslos, finster und seelisch tiefblickend. Erleben Sie Melvilles so ungewöhnliche Geschichte und tauchen Sie ein in die Verstrickungen von Macht, Verrat und Intrigen. "Ohne Rücksicht tauchen meine Zähne in ihren Hals. Sie schreit nicht, sie wehrt sich nicht. Freudige Erregung in ihrem Seufzen. Es ist immer dasselbe verführerische Szenario. Eine Fremde. Ich kenne ihre Geschichte und ihre Pläne nicht, selbst wenn, wäre es mir egal. Ich nehme ihr, was sie mir niemals freiwillig geben würde und dennoch scheint sie dankbar. Eine trügerische, durch Hormone und übernatürlichen Willen erschaffene Illusion. Sie entgleitet meinen Armen, irgendwo zwischen Leben und Tod, irgendwo zwischen Zivilisation und Rinnstein. Ich mache einen großen Schritt über sie hinweg, richte meine Krawatte und trete zurück unter die anderen blinden Menschen. Ein Wolf im Schafspelz. Mit einem letzten Fingerwisch entferne ich die roten Reste dieser Frau aus meinen Mundwinkeln. Ein Raubtier ... oh ja, ein Raubtier. Ich liebe es."

- Zweite, überarbeitete Version (September 2013) -

Ein Buch über die Welt eines Mannes, dessen Karriere ganz anders verlief, als er sich erhofft hatte. Ein Vampirroman für Erwachsene, schonungslos, finster und seelisch tiefblickend. Erleben Sie Melvilles so ungewöhnliche Geschichte und tauchen Sie ein in die Verstrickungen von Macht, Verrat und Intrigen.

"Ohne Rücksicht tauchen meine Zähne in ihren Hals. Sie schreit nicht, sie wehrt sich nicht. Freudige Erregung in ihrem Seufzen. Es ist immer dasselbe verführerische Szenario. Eine Fremde. Ich kenne ihre Geschichte und ihre Pläne nicht, selbst wenn, wäre es mir egal. Ich nehme ihr, was sie mir niemals freiwillig geben würde und dennoch scheint sie dankbar. Eine trügerische, durch Hormone und übernatürlichen Willen erschaffene Illusion. Sie entgleitet meinen Armen, irgendwo zwischen Leben und Tod, irgendwo zwischen Zivilisation und Rinnstein. Ich mache einen großen Schritt über sie hinweg, richte meine Krawatte und trete zurück unter die anderen blinden Menschen. Ein Wolf im Schafspelz. Mit einem letzten Fingerwisch entferne ich die roten Reste dieser Frau aus meinen Mundwinkeln.
Ein Raubtier ... oh ja, ein Raubtier.
Ich liebe es."

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

„Wo kommst du eigentlich genau her?”, fragt Vanessa interessiert nach. Derweil beginne ich der<br />

Fußgänger-Navigation meines Telefons zu folgen.<br />

„Aus Leuven, das ist eine Stadt in der Nähe von Brüssel.”<br />

„Ich war noch nie in Belgien, isses schön da?”, fragt Vanessa und einfach, weil ich es mir nicht<br />

verkneifen kann, antworte ich, ohne den Blick zu ihnen zu wenden.<br />

„Die berühmtesten Kinderschänder kommen aus Belgien. Und die Gesetze der EU, vielleicht<br />

gibt es ja einen Zusammenhang.” Ich spüre, wie mir jemand in die Seite boxt.<br />

„Das war nicht nett, <strong>Melville</strong>“, flüstert Andrew mir zu. Ich folge nur weiter meinem Weg. Das<br />

nervige ‘Wir-lernen-uns-alle-kennen’-Gespräch ist dafür aber erfolgreich beendet.<br />

Das ‘Blue Rose’ ist ein verrauchter und ungepflegter kleiner Raum im Souterrain eines<br />

Mietshauses, in den höchstens auch nur zwanzig Personen passen. Aber wir brauchen keine<br />

Bedenken haben, es sind leicht überschaubare fünf Gäste hier. Der Eintritt betrug nur einen<br />

peinlichen Pfund pro Person und ich frage mich, wie man bei der augenscheinlichen Ausbeute<br />

hiermit seine Rechnungen bezahlen können will. Mr Baulder gehört ja der Laden sicher nicht<br />

einmal. Damit dürfte sein Einkommen unterhalb der Armutsgrenze liegen.<br />

„Das muss dann wohl Mr Baulder sein“, sage ich und deute zur kleinen Bühne.<br />

Im diesigen Dunst dringen, verstärkt durch billige Lautsprecher, seine schwülstigen Worte an<br />

mein Ohr.<br />

„Zart benetzter Lippenflieder, auf- und niederkriechend, davon schleppend, ewigwährend. Zieht<br />

mich, zerreißt wie weichgeflochtenes Gewebeband. Die Vernunft über den Rücken schleudernd<br />

bis es endlich auch dir gewahr wird; der Hauch des Vergessens mäandert an den Grenzen des<br />

Verstandes. Hinfort zerrend, gejagt, gehetzt. Der Willkür des ganz Großen ausgesetzt, fühle die<br />

Felle der Moral entdriften, zu einem fremden, alten Ort ...”<br />

„Klingt ... interessant”, ist alles, was Andrew dazu zu sagen hat. Vanessa ist derweil zu dem<br />

kleinen Ausschank gegangen und hat sich ein Bier geholt. Wir setzen uns an einen der freien<br />

Tische und warten auf das Ende seines Auftrittes. Ich nutze die Zeit und schreibe einige<br />

Anweisungen an meine Sekretärin und dem Leiter meiner Personalabteilung. Somit bekomme<br />

ich nur nebenbei mit, was Mr Baulder noch so von sich lässt.<br />

„Die Schädel wiegen sich im Rhythmus, wie Schilf des Konformisten. Wo kein Wille, da kein<br />

Individuum. Wir reichen uns die Hände, taumeln gemeinsam, allein, in eine andere Welt hinein.<br />

Die Mimik versteinert, wächsern die Leiber, folgen wir zum Geldes-Rauschen, einem Fluss, an<br />

dem jeder Trinkende ertrinken muss!“<br />

Dann verbeugt er sich endlich und verhaltenes Klatschen erfüllt den Raum. Ich packe mein<br />

Telefon ein und stehe auf. Er läuft an uns vorbei und zündet sich eine Zigarette an.<br />

„Mr Baulder?“, halte ich ihn auf. Jetzt ist es wieder meine Aufgabe, zu fragen.<br />

„Wer will das wissen?“<br />

Ich lächle ihm nur entgegen und betrachte ihn das erste Mal wirklich. Ein enganliegendes<br />

schwarz-weiß gestreiftes Oberteil, schwarze Hosen und ein Haarschnitt, der ihm ständig seine<br />

Stirnfransen in die Augen fallen lässt. Seine Geste, diese Haare wieder elegant mit einem<br />

Schwung nach hinten zu werfen, geht mir bereits jetzt auf die Nerven.<br />

„Keine Bange, Mr Baulder. Wir sind im Auftrag ihrer und unserer Gesellschaft hier. Gibt es einen<br />

Ort, wo wir uns ungehört unterhalten können?“<br />

Er mustert uns alle vier und wirkt nicht gerade begeistert.<br />

„Schön, aber ich habe nur ein paar Minuten.”<br />

171

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!