Der Alltag einer Durchschnittsschülerin
Der Alltag einer Durchschnittsschülerin
Der Alltag einer Durchschnittsschülerin
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>Der</strong> <strong>Alltag</strong> <strong>einer</strong> <strong>Durchschnittsschülerin</strong><br />
Als sie im Raum C31 ankam waren schon alle da und es herrschte ein Höllenlärm. Papierkügelchen und<br />
andere Schnipsel schmückten den Boden. Sie setzte sich auf den letzten noch freien Stuhl und war<br />
froh, noch vor dem Lehrer im Raum zu sein und ihre lückenlose Pünktlichkeitsrate beibehalten zu<br />
haben. Sie war die Kleinste und doch bemerkte sie jeder. Alle lachten und Marie, so hieß das Mädchen,<br />
bemerkte auch wieso. Als sie an sich heruntersah, lugte ein riesiges Loch in einem ihrer Strümpfe<br />
hervor. Dennoch war das kein Grund so zu lachen. Sie war erfreut, denn k<strong>einer</strong> schaute auf sie, sondern<br />
in einen Laptop. Doch ob das wirklich besser war?<br />
Sie hatte keine Zeit darüber nachzudenken, denn auf dem Laptop war ein Bild geöffnet, auf Facebook.<br />
Es war nicht irgendein Bild, es war eins von Marie, nackt, hemmungslos tanzend mit irgendeinem<br />
Spanier in der Disko, die sie im Sommerurlaub besucht hatte und so toll fand. Dies hatte sich nun<br />
schlagartig geändert. Sie erinnerte sich an das Bild. Es war eines der Wenigen, welches sie jemals auf<br />
ihrem Profil hochgeladen hatte. Aber nicht nackt. Irgendwer musste es also verändert, gar bearbeitet<br />
haben. Sie trug doch eigentlich dieses wunderschöne Sommerkleid.<br />
Die Wut packte sie, doch der Schock und das Entsetzen überwogen die Wut bei Weitem. Die Tränen<br />
rannten ihr über das Gesicht. Marie war schon immer ein einfaches Durchschnittsmädchen, nicht<br />
beliebt, doch relativ hübsch anzusehen. Langes blondes Haar, blaue Augen, doch waren es wohl ihr<br />
Kleidungsstil und ihr Mangel an Interesse für Schminke und teure Handys, die sie von den anderen<br />
absonderten. Das war schon immer ein Keil zwischen ihr und dem Rest der Klasse, doch stand sie meist<br />
über diesen Hänseleien. Diesmal war es anders. Marie nahm den Laptop, warf ihn voller Zorn gegen die<br />
Wand und fragte die Klasse was sie nur verbrochen habe. Auf eine Antwort wartete sie vergebens,<br />
doch sie nutzte diesen einen Moment, in dem ihr die ganze Klasse ihre ganze Aufmerksamkeit<br />
schenkte, riss die Tür auf, brüllte unverständlich, dass alle noch ihre gerechte Strafe bekommen<br />
würden und knallte die Tür mit ungekannter Kraft zu.<br />
Die Wände wackelten und Marie war erstaunt. Zum einen über ihre Kraft, zum anderen über die Stille<br />
im Raum. Marie rannte weinend durch den Korridor und die Wut kochte in ihr. Sie rannte und rannte,<br />
mit starrem Blick, nahm nichts rechts oder links von ihr wahr, auch wenn jeder einzelne Spind mit eben<br />
diesem einen Foto gespickt war. Sie blieb stehen und schaute sich um, hielt kurz inne und schlug um<br />
sich, als sie bemerkte, dass überall Fotos hingen. Sie riss jedes Bild das sie zu fassen bekam ab und<br />
verlor ihre Tasche. Sie rannte weiter, bis sie nicht mehr konnte und setzte sich, völlig außer Atem, in<br />
die Raucherecke. Hier rauchten die Raucher immer heimlich, hier war sie ungestört. Denn außerhalb<br />
der Pausenzeiten war hier niemand. Sie schluchzte immer lauter, bis auf einmal jemand ihr ihre Tasche<br />
entgegenhielt. Es war Herr Jannes und er wollte wissen, weshalb sie hier saß und so aufgelöst war. Sie<br />
erzählte ihm die Geschichte und zeigte ihm die Bilder. Er antwortete, dass....<br />
© Kevin Mörler, FA2i
Erinnerungen<br />
Als sie im Raum C31 ankam, waren schon alle da und es herrschte ein Höllenlärm. Sie huschte noch still und<br />
heimlich an ihrem Lehrer, der noch in der Tür stand, vorbei, grüßte noch einen Klassenkameraden, der<br />
jedoch nichts erwiderte und setzte sich auf ihren Platz.<br />
<strong>Der</strong> Lehrer ging mit gesenktem Kopf in Richtung Pult und setzte sich. In der Klasse entstand eine<br />
bedrückende Stille, die schon fast unheimlich war. Anschließend ging der Lehrer die Klassenliste nach der<br />
Anwesenheit durch, doch sie wurde nicht aufgerufen. „Er hat mich ganz bestimmt schon bemerkt als ich<br />
nach ihm durch die Tür ging.“ dachte sie sich: „Deswegen hat er mich nicht aufgerufen.“<br />
<strong>Der</strong> Lehrer begann den Unterricht mit <strong>einer</strong> Frage in die Runde. „Glaubt jemand von euch an das Leben<br />
nach dem Tod?“, fragte er. Sie meldete sich, doch der Lehrer nahm sie nicht dran. Es schien fast so als<br />
beachtete er sie nicht einmal. Zwei Mitschüler wurden von dem Lehrer nacheinander drangenommen.<br />
Nachdem sie ihre Meinung über das Leben nach dem Tod geäußert hatten, herrschte ein weiteres Mal<br />
bedrückende Stimmung und der Lehrer entschloss sich das Thema zu wechseln.<br />
<strong>Der</strong> Lehrer nahm seinen Laptop aus der Tasche und versuchte ihn an einen Beamer anzuschließen. Doch wie<br />
immer war er einfach zu doof dafür. Einige Mitschüler mussten ihm helfen den Laptop anzuschließen. Er<br />
wollte seine Präsentation starten, doch auch hierfür musste ihm ein Schüler helfen. Nach einiger<br />
Fummelei an den Einstellungen des Laptops und des Präsentationsprogramms fing die Präsentation endlich<br />
an. Sie bestand aus vielen, teils lustigen und teils chaotischen Bildern von der Klasse, die sich über die<br />
Jahre angesammelt hatten.<br />
Nach einigen Bildern fing die Klasse an zu lachen. Sie wunderte sich warum alle lachten. Sie schaute sich<br />
das Bild von der Präsentation genau an. Auf dem Bild sah man sie. Ein kleines, zierliches Mädchen mit<br />
blasser Haut, roten Haaren und Sommersprossen im Gesicht. „Ach ja! Das war auf der Skifreizeit, als ich<br />
nur ein paar Socken dabei hatte, von denen <strong>einer</strong> sogar ein Loch hatte.“, erinnerte sie sich und musste ein<br />
wenig schmunzeln. Daraufhin wurde es wieder ganz still in dem Klassenraum.<br />
Nach der Präsentation sollten sich die Schüler eine Pause gönnen. Das Mädchen wollte sich zu ihren<br />
Freunden setzen. Diese saßen - wie immer - an ihrem Stammtisch in der Mensa. Als sie sah, dass ihr<br />
Sitzplatz bereits vergeben war, schnappte sie sich ihr Pausenbrot und setzte sich etwas enttäuscht vor<br />
ihrem Klassenraum auf den Boden.<br />
Nach wenigen Minuten kam der Lehrer wieder zu dem Klassenraum zurück. Er forderte die Schüler auf die<br />
Pause zu beenden, denn auch unter diesen Umständen beginne der Unterricht pünktlich. Langsam aber<br />
sicher begaben sich die Schüler wieder zu ihren Plätzen im Klassenraum.<br />
Nachdem sich alle Schüler wieder hingesetzt hatten, stellte der Lehrer eine völlig banale Aufgabe. Alle<br />
Schüler sollten eine Trauerkarte für die anstehende Beerdigung schreiben. Ihre Mitschüler fingen sofort<br />
an eifrig zu schreiben. Die eine oder andere Träne landete auf dem Papier. Das Mädchen schien nicht zu<br />
verstehen warum alle eine Trauerkarte schreiben sollten.<br />
Am Ende der Stunde widmete sich der Lehrer der Klasse und sprach ihnen noch einmal sein tiefstes<br />
Bedauern aus und anschließend entließ er die Klasse zu der Beerdigung.<br />
Erst jetzt bemerkte das Mädchen, dass Alle schwarz gekleidet waren. Plötzlich erinnerte Sie sich:<br />
"Stimmt! Heute ist ja meine Beerdigung.“<br />
© Lukas Diederich, Jonathan Sauerer, Tobias Schaub, FA2i
Auf Händen getragen<br />
Als sie im Raum C31 ankam waren schon alle da und es herrschte ein Höllenlärm. <strong>Der</strong> Raum war leicht<br />
abgedunkelt und hatte genau diese Atmosphäre, wie sie es immer von Erzählungen gehört hatte. <strong>Der</strong> Raum<br />
schien für sie eine unbegreifliche Größe zu haben und die roten Sessel sahen sogar richtig gemütlich aus. An<br />
ihrer Stelle hätten es auch einfache Holzhocker sein können, denn ihr war alles recht, wenn sie ihre Begleitung<br />
dabei hatte. Peinlich berührt dachte sie an ihr Kennenlernen, sie war ziemlich kratzbürstig zu ihm gewesen,<br />
doch er hatte ihr schnell verziehen. Bewundernd blickte sie zu ihm auf und errötete noch mehr. Niemand<br />
beachtete das ungleiche Paar. Doch auch das konnte ihre gute Laune keinesfalls trüben. Sie schwebte in ihrer<br />
eigenen Welt während sie seine Gesichtszüge studierte. Und immer noch blieb ihr schleierhaft wie<br />
ausgerechnet so ein Typ wie er sie wählen konnte.<br />
Er trug sie förmlich auf Händen, auch jetzt, wie er mit ihr in die vorletzte Reihe ging und sie sich dort<br />
niederließen. " Rose, du bist meine Glücksfee!" flüsterte ihr geheimnisvoll zu. Plötzlich war sie richtig aufgeregt<br />
und nervös, was sie alles erwarten würde. Zum ersten Mal in ihrem Leben war sie in einem Kino, bestimmt<br />
erlebten nicht viele ihrer Freundinnen so etwas in ihrem Leben. Aufregung, Neugier, Nervosität, Freude, Glück,<br />
all das fühlte sie, so dass ihr nicht einmal das Mädchen neben ihr auffiel. Es trug zwei zerzauste Zöpfe, hatte<br />
noch Schokoladensoße um den Mund herum kleben und trug einen löchrigen Strumpf. <strong>Der</strong> Junge daneben sah<br />
jedoch nicht viel besser aus. Die beiden lachten ununterbrochen und schienen sich über alles Mögliche lustig zu<br />
machen, was ihnen in den Sinn kam. Schließlich entdeckten die beiden das Paar neben sich und kicherten hinter<br />
vorgehaltener Hand. "<strong>Der</strong> Arme wurde wohl sitzen gelassen..." lachte der Junge. Rose bemerkte das Gesagte<br />
nicht, jedoch ihre Begleitung. Er blickte die beiden kurz mit einem strengen Blick an und die beiden<br />
unterhielten sich wieder über den Mann, auf dessen Glatze ständig eine Fliege herumturnte.<br />
"Gleich geht‘s los." So langsam schien er auch etwas nervöser zu werden, denn er blickte sich immer wieder im<br />
gesamten Raum um, um dann wieder zu ihr zu sehen. Sollte der Film nicht langsam beginnen? Vielleicht gab es<br />
ein Problem bei der Technik, mit dem Laptop oder dem Beamer? Sie hatte gehört, dass auch so etwas mal<br />
vorkommen konnte. Auch die Tür stand noch offen. Sie warf ein hässliches weißes Rechteck auf die Leinwand.<br />
Sie hatte ja ihn! Stolz blickte sie zu ihm und bewunderte ihn wieder, als sich plötzlich etwas in seinem Blick<br />
veränderte. Verwirrt folgte sie seinem Blick und erstarrte.<br />
Ein Mädchen winkte ihnen zu, er sprang auf, strahlte und rannte dem fremden Mädchen entgegen. Sie<br />
umarmten sich. Küsschen rechts, Küsschen links. Er nahm ihre Hand und die beiden setzten sich. Rose konnte<br />
es nicht glauben. Er war doch mit ihr hier! Sie war seine Glücksfee! Was wollte dieses Mädchen denn jetzt? Sie<br />
selbst war nun vollkommen egal, unwichtig, unsichtbar, als ob es sie nie gegeben hätte. Dabei hatte er sie doch<br />
vorhin an der Hand gehalten, sie auf Händen getragen. Fassungslos!<br />
Die Tür schloss sich, der Film begann, sie konnte nicht mehr weg. Was jetzt? Rose versank in ihren<br />
Hasstiraden. Nun war sie rot vor Wut, aber tun konnte sie nichts, rein gar nichts… nichts. Irgendwann verließen<br />
alle das Kino, nur sie blieb alleine zurück.<br />
Zu allem Unglück verließen sie langsam ihre Lebenskräfte und niemand weit und breit war zur Stelle um ihr<br />
helfen zu können. Sollte ausgerechnet sie ein solch schreckliches Ende finden? Stunden vergingen. Schließlich<br />
schlief sie geschwächt ein. Die Röte ihrer Wangen verblasste.<br />
Am nächsten Tag betrat die Putzfrau den Raum. Mit einem Seufzer packte sie die vertrocknete Rose und warf<br />
sie in den Müll. "Da wurde wohl ein armer Teufel sitzen gelassen, er wird es überleben..."<br />
© Lara Fleißner FA2G
<strong>Der</strong> Obdachlose<br />
Als sie in Raum C31 ankam, waren schon alle da und es herrschte ein Höllenlärm. Sie war mal wieder<br />
spät dran. Zum Glück hatte sie ihre Karte einige Wochen im Voraus gekauft und sich somit einen guten<br />
Platz reserviert. Sie kannte das ja schon.<br />
Auf dem Weg zu ihrem Platz spürte sie, wie sich der Riemen ihrer Tasche störend in ihre Schulter<br />
grub. Ihr fiel ein, dass sie ihren schweren Laptop noch dabei hatte und beschloss sie an der Garderobe<br />
abzugeben. Ihren Platz hatte sie ja schon reserviert. Da der große Ansturm bereits vorüber war,<br />
musste sie auch gar nicht lange warten. „Schließfach und Garderobe – Das sind dann vier Euro bitte.“<br />
Bei einem Blick in ihr Kleingeldfach bemerkte sie, dass dieses leer war. Sie nahm einen Schein und<br />
schob ihn in Richtung der Garderobiere.<br />
Sie erinnerte sich an den Obdachlosen, der eine filterlose Zigarette rauchend, am Eingang des<br />
Theaters gelehnt hatte. Im Vorübergehen hatte sie ihr letztes Kleingeld in seinen dreckigen<br />
Kaffeebecher geworfen. Er tat ihr schon etwas leid. An so einem schönen Sonntagabend betrunken vor<br />
einem Theater zu lungern. Er verprasst ihr hart verdientes Geld doch sowieso nur für Wodka und<br />
Zigaretten, anstatt sich mal ein schönes Theaterstück anzusehen. Nicht mal bedankt hatte er sich -<br />
undankbares Pack. Nur hämisch gegrinst hatte er. Sie konnte ja schlecht das Geld wieder aus dem<br />
Becher nehmen, obwohl sie das angesichts s<strong>einer</strong> Reaktion auf ihre freundliche Geste nur zu gerne<br />
getan hätte.<br />
Ein widerlich keuchendes Husten lenkte ihren Blick zum Eingang. Da war er wieder. Was hatte der hier<br />
drinnen zu suchen? Wer hat den denn hier rein gelassen? <strong>Der</strong> Portier? <strong>Der</strong> stand neben der Tür und<br />
ging seelenruhig s<strong>einer</strong> Arbeit nach, obwohl er den Obdachlosen genau gesehen hatte. Das konnte doch<br />
nicht wahr sein! Nicht mal Schuhe trug der, bloß löchrige Strümpfe, mit denen er geradewegs auf eine<br />
geöffnete Tür zusteuerte. Den Portier konnte er mit s<strong>einer</strong> Entschlossenheit vielleicht täuschen, sie<br />
jedoch nicht. Ein Einbrecher! Würde der Portier endlich mal von der Gästeliste aufblicken und sich den<br />
Mann noch einmal genau betrachten, würde er den Eindringling sicherlich erkennen. <strong>Der</strong> ist ja nicht zu<br />
übersehen. Doch sagen wollte sie auch nichts. Es war ja nicht ihre Angelegenheit, wofür wurde denn<br />
hier das Sicherheitspersonal bezahlt?<br />
<strong>Der</strong> Mann warf ihr über die Schulter einen kurzen Blick zu, erkannte sie und lächelte. Die Tür fiel<br />
hinter ihm ins Schloss. „Actors only“ las sie auf dem Schild.<br />
„Madame?“<br />
Sie hatte sich schon umgedreht, als die Stimme der Garderobiere zu ihr durch drang. „Ihr Rückgeld,<br />
Madame.“<br />
© Jasmin Grode, Nina Kötitz, FA2g
Schwerelos<br />
Als sie im Raum C31 ankam waren schon alle da und es herrschte ein Höllenlärm. Eigentlich strahlte die<br />
Sonne an diesen sonnigen Septemberdienstag. Siegrid W. war guter Dinge und freute sich schon riesig<br />
auf die Arbeit, da sie erholt aus ihrem spontan verlängerten Wochenende trat. Sie hatte gerade erst<br />
durch einen Kollegen erfahren, dass ein Mitarbeiter in <strong>einer</strong> höheren Position gekündigt hatte und die<br />
Stelle frei geworden ist. <strong>Der</strong> Chef sah sie wohl als geeignete Nachfolgerin für diese hohe Position. Die<br />
Bekanntgabe sollte nach den Präsentationen stattfinden und eine Überraschung werden.<br />
Trotz des Lärmes stolzierte sie erhobenen Hauptes nach dem Besuch des Supervisors im oberen<br />
Stockwerk zu ihrem Arbeitsplatz in dem Großraumbüro. Sehr schnell begriff sie, dass es anders als<br />
sonst war. Irgendwie komisch. Unbeschreiblich und ungewohnt. Eben anders. Vielleicht lag es einfach<br />
daran, dass sie aufgeregt war. Es würde immerhin mehr Kohle einbringen!<br />
Immer mehr wuselten ihre Arbeitskollegen umher. Sie versuchte jemanden zu fragen was denn<br />
eigentlich passiert sei, aber sie schien einfach kalt stehen gelassen zu werden. Vielleicht waren sie<br />
auch einfach nur neidisch, weil sie die Stelle bekommen sollte und noch nicht so lange da war wie die<br />
anderen. Engagement ist eben alles!! Alle rannten nun erschrocken hin und her und stotterten wirres<br />
Zeug, zu dem sie k<strong>einer</strong>lei Zusammenhang finden konnte.<br />
Da sie k<strong>einer</strong>lei Informationen herausbekam, schnappte sie nach ihrem Laptop, welcher in ihrer Tasche<br />
lag, als sie plötzlich ihr aufgeschürftes Bein mit dem löchrigen Strumpf bemerkte. Er war verkohlt und<br />
zerfetzt, der Strumpf! Sie erschrack und sagte: „Verdammt, wie ist das denn passiert? Sie waren<br />
nigelnagelneu und sauteuer!“ Es blitzte kurz und so stellte sie mit Verwundern fest, dass das<br />
Hauptlicht aus und das Notfalllicht an war.<br />
Mittlerweile schrien und rasten die lieben Kollegen herum; einige von ihnen waren auch nicht mehr zu<br />
sehen und wie vom Erdboden verschluckt. Die Verbliebenen liefen nun zum Notausgang. Viele waren<br />
verweint und zerzaust und rannten immer wieder in Richtung des Fensters. „Warum zum Fenster?“,<br />
fragte sie sich. „Was ist denn da?“ Langsam dämmert ihr es, dass sie wie über den Fußboden glitt und<br />
sie sich federleicht fühlte. Am Fenster angekommen sah sie nichts, doch nach oben hinausblickend war<br />
viel Qualm zu sehen.<br />
Da wurde ihr bewusst, dass es in den oberen Stockwerken bei ihren Vorgesetzten einen Unfall gegeben<br />
haben musste. Sie stutzte, denn sie kam doch vor ein paar Minuten von ihrem Boss. „Na toll! Und das<br />
auch noch an dem Tag, an dem ich meine Präsentation vorstellen muss und befördert werden sollte.“<br />
Total verwirrt rannte sie nun auch umher. Sie schloss die Augen und wunderte sich, warum sie sich so<br />
schwerelos fühlte. Als sie die Augen wieder öffnete, war sie schon beim Aufzug. „Huh! Das ging ja<br />
schnell! Wo sind überhaupt meine Kollegen? Ach ja, der Aufzug funktioniert ja nicht im Notzustand!“<br />
Mit diesen Gedanken ging sie zum Notausgang und versuchte erfolglos die Tür zu betätigen. Von Panik<br />
getrieben rannte sie zur anderen Seite des Gebäudes und suchte die zweite Notfalltür. Da bemerkte<br />
sie einen Spiegel, und konnte sich nicht darin sehen. Wie ein Geistesblitz konnte sie sich wieder<br />
erinnern. Im oberen Stockwerk, beim Besuch ihres Vorgesetzten, sah sie aus dem Aufzug, bevor sich<br />
die Tür schloss, ein riesiges Flugzeug auf sich zu fliegen.<br />
Weg war sie. So schnell kann es gehen!<br />
@ Sabine Schroth, FA2G