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Magazin: das biber - November 2013

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WO<br />

SIND DIE<br />

JUGOS?<br />

20 POLITIKA<br />

Die Wahl ist geschlagen. Der Nationalrat hat mit<br />

Alev Korun, Aygül Berivan Aslan (beide Grüne),<br />

Nurten Yilmaz (SPÖ) und Asdin El Habbassi (ÖVP)<br />

vier Politiker mit Wurzeln außerhalb Österreichs.<br />

Drei davon sind aus der Türkei, einer, El Habbassi,<br />

mit marokkanischem Vater. Parlamentarier mit<br />

Wurzeln aus Ex-Jugoslawien sucht man vergebens.<br />

Von Alexandra Stanić<br />

WIEN, 20 UHR: Ein Plauscherl unter Freunden mit<br />

Wein und Bier, ein gewöhnlicher Freitagabend. Wie<br />

<strong>das</strong> bei meinen Leuten aus Ex-Jugoslawien so ist,<br />

kommt nach dem fünen Glas Wein immer <strong>das</strong> gleiche<br />

ema auf den Tisch: Politik. Da wir den Balkankrieg<br />

aus den 90er Jahren schon o durchgekaut haben,<br />

verrückt der Fokus auf die österreichische Politik<br />

und die Frage: Warum gibt es keinen Politiker, dessen<br />

Name auf –ić endet? Sind wir Jugos schlicht faul und<br />

desinteressiert, oder sind die Wunden des Kriegs noch<br />

zu frisch, um wieder Vertrauen in die Politik zu haben?<br />

In Österreich leben 1,579 Millionen Menschen<br />

mit Migrationshintergrund. Davon sind 32 Prozent<br />

aus dem ehemaligen Jugoslawien, also rund<br />

500.000. Und wie viele sitzen im Parlament? Null,<br />

nada, ništa! Zum Vergleich: Rund 17% der Migranten<br />

haben türkische Wurzeln. Und sie haben<br />

immerhin drei Vertreter seit den Nationalratswahlen<br />

im Parlament. Die SPÖ-Politikerin Yilmaz<br />

und Grüne-Juristin Aslan aus Tirol gesellen sich zur<br />

Integrationssprecherin der Grünen, Alev Korun,<br />

die vor fünf Jahren als erste Migrantin im Hohen<br />

Haus Geschichte schrieb. Von Ivanas, Josips oder<br />

Edins keine Spur im Machtzentrum Österreichs.<br />

„WIR JUGOS HALTEN ZUSAMMEN“<br />

Einer der Gründe ist die jüngere Vergangenheit der<br />

ehemaligen Länder des Jugoslawienbundes. Der<br />

Balkankrieg (1992-1995) hängt tief im Knochenmark,<br />

die Angehörigen der verschiedenen Ethnien<br />

bewerfen sich noch immer mit Schuldzuweisungen.<br />

„Ihr habt den Krieg angefangen!“ – „Nein, ihr!“<br />

Žarko Radulović sieht genau dort die Bremse für<br />

politische Jugo-Emanzipation. Der Chefredakteur<br />

der „Medien-Servicestelle Neue ÖsterreicherInnen“<br />

ist ein Kenner der Community: „Es gibt eine Jugosphäre<br />

auf kultureller und wirtschalicher Ebene“,<br />

so Radulović. „Aber bei Politik hört <strong>das</strong> Ganze<br />

auf.“ Im österreichischen Fußball sind Jugos Leis-

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