Schlussbericht - Difu.de

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14.10.2013 Aufrufe

Modellvorhaben Fußgänger- und Fahrradfreundliche Stadt Kapitel 2 Grundlagen ist die Begegnungszone in der Schweizer Straßen-Signalisationsverordnung verankert 15 . Modellprojekt Verkehrspargemeinde Langenlois (Niederösterreich) 16 plan & rat / PGV 20 Im Landesverkehrskonzept NÖ von 1997 wurde festgestellt, dass in einem Zeitraum von 15 Jahren (1995 bis 2011) mit einer Steigerung des Straßenverkehrs von ca. 30% gerechnet werden muss. Die negativen Auswirkungen auf Mensch, Natur und Wirtschaft waren den Entscheidungsträgern bewusst. Es wurde eine Strategie beschlossen, nach der durch verschiedene Maßnahmenbündel der Verkehrszuwachs auf den Straßen nur ca. 7% betragen soll. Ein wesentlicher Baustein ist hierbei die Förderung des Fuß- und Radverkehrs, wobei die Mithilfe der Gemeinden bei der Umsetzung der Zielsetzungen des NÖ-Landesverkehrskonzeptes als äußerst wichtig eingestuft wurde. Ziel war es, Maßnahmen zu setzen, die ein Umdenken in der Bevölkerung bewirken, eine hohe Akzeptanz bei der Umsetzung erreichen und ohne Zwangsmaßnahmen erreicht werden. Im Landesverkehrskonzept wurde deshalb festgelegt, ein Pilotprojekt "Verkehrspargemeinde" zu initiieren (Laufzeit 1998-2002). Ziel des Vorhabens war es, die Bevölkerung durch Anreize und bewusstseinsbildende Maßnahmen zum freiwilligen Umstieg auf umweltfreundliche Verkehrsmittel bzw. zum freiwilligen Verzicht auf das Auto besonders auf kurzen Strecken zu verleiten. Die Auswahl der Verkehrspargemeinde erfolgte durch einen Wettbewerb. Die Stadtgemeinde Langenlois (7.000 EW) hatte die besten Ideen eingebracht und wurde als Verkehrspargemeinde ausgewählt. Langenlois liegt 60 km westlich von Wien bzw. 10 km nördlich von Krems im unteren Kamptal und ist mit 2.400 ha Weinbaufläche die größte weinbautreibende Stadtgemeinde Österreichs. Die Ergebnisse der Begleituntersuchungen bestätigen den Erfolg des Pilotprojektes. Nach zwei Projektjahren gehört das Wort "Verkehrsparen" bereits zum alltäglichen Wortschatz wie z.B. "Energie sparen". Im Vergleich zur Vorher-Untersuchung konnte zwei Jahre später der Fußverkehrsanteil von 19% auf 22%, der Radverkehrsanteil von 3% auf 9%, der Anteil am öffentlichen Verkehr von 1% auf 3% vergrößert werden; der Anteil der Autofahrten konnte von 62% auf 55% vermindert werden. bene Energiespareffekt des Projektes „Mobilitätsberatung im lokalen Trainingsverkehr (Sportvereine) beträgt ca. 6 % ( http://www.modelcity.ch, vom 22.03.2004). 15 Eine aktuelle Synopse zu den Begegnungszonen findet sich unter http:// www.begegnungszonen.ch/. 16 vgl. ausführlicher PRASCHL/VÖLKL(2000); HOFECKER (2001) in: Dokumentation des 1.Workshop vom 24.09.01 in Berlin und http://members.aon.at/mip/ und weiter beim Logo Langenlois.

Modellvorhaben Fußgänger- und Fahrradfreundliche Stadt Kapitel 2 Grundlagen 2.5 Folgerungen für das Modellvorhaben plan & rat / PGV 21 Die Grundlagenanalyse und die beiden Modellvorhaben aus der Schweiz und Niederösterreich können hinsichtlich Organisationsstruktur, Kommunikationsstrategien und Umsetzung von einfachen kostengünstigen Maßnahmen wichtige Hinweise für die Konzeption des Modellvorhabens "Fußgänger- und fahrradfreundliche Stadt" geben. Danach erscheint es wichtig, zunächst Defizite und vorhandene Potenziale vor Ort zu erkennen, bei der Organisationsstruktur an vorhandene Strukturen anzuknüpfen, diese weiterzuentwickeln und nachhaltig (das heißt über die Laufzeit des Projektes hinaus) zu verankern. Es sollte an vorhandene Konzepte angeknüpft und die Maßnahmen zur Förderung des Fußund Radverkehrs integriert werden (z.B. in kooperativen Verfahren erarbeitete Stadtentwicklungskonzepte, Innenstadt-/Altstadtkonzepte, Projekte „Soziale Stadt“). Bei der Konzeption von Maßnahmen ist es von Vorteil, ein "Highlight" zu haben, mit dem das Modellvorhaben identifiziert wird und das erfahrungsgemäß eine Reihe von anderen Maßnahmen nach sich zieht (vgl. Flanierzone in Burgdorf). Dieses "Highlight" muss nicht unbedingt etwas Einmaliges sein, sondern es muss vorrangig für die Stadt etwas Besonderes darstellen bzw. einen Nutzen versprechen. Über die Laufzeit des Projektes sollten Schwerpunkte gesetzt werden (z.B. eine Kampagne pro Jahr unter einem bestimmten Thema). Unstrittige Sofortmaßnahmen, die sich aus den Handlungsfeldern und Maßnahmenkonzepten ergeben, sollten schnellstmöglich umgesetzt und mit begleitender Öffentlichkeitsarbeit bekannt gemacht werden ("Es tut sich was"). Die im Rahmen der beiden Modellprojekte durchgeführten Maßnahmen, besonders was die Beteiligung der Öffentlichkeit durch Aktionen (z.B. "Elektrofahrräder", "Radfahrer werden geblitzt", "Hauslieferdienst", "sportlich unterwegs in Burgdorf") anbetrifft, haben gezeigt, dass diese effektiv sind und im Falle der Stadtgemeinde Langenlois auch zur veränderten Verkehrsmittelwahl geführt haben. Eine wichtige Folgerung ist deshalb, Maßnahmen vorzuschlagen, die unter realistischen Bedingungen – und das bedeutet zumeist "wenig Zeit und kaum Geld" – erfolgreich umgesetzt werden können und trotzdem einen nachhaltigen (MIV-sparenden) Effekt entfalten. Eine Beteiligung von Bund und Land, ideell (durch Fachkongresse oder Publikationen) oder finanziell (z.B. finanzielle Förderung modellhafter Maßnahmen) erscheint aus den Erfahrungen mit den Modellvorhaben zielführend.

Mo<strong>de</strong>llvorhaben Fußgänger- und Fahrradfreundliche Stadt<br />

Kapitel 2 Grundlagen<br />

ist die Begegnungszone in <strong>de</strong>r Schweizer Straßen-Signalisationsverordnung verankert 15 .<br />

Mo<strong>de</strong>llprojekt Verkehrspargemein<strong>de</strong> Langenlois (Nie<strong>de</strong>rösterreich) 16<br />

plan & rat / PGV<br />

20<br />

Im Lan<strong>de</strong>sverkehrskonzept NÖ von 1997 wur<strong>de</strong> festgestellt, dass in einem Zeitraum von 15<br />

Jahren (1995 bis 2011) mit einer Steigerung <strong>de</strong>s Straßenverkehrs von ca. 30% gerechnet wer<strong>de</strong>n<br />

muss. Die negativen Auswirkungen auf Mensch, Natur und Wirtschaft waren <strong>de</strong>n Entscheidungsträgern<br />

bewusst. Es wur<strong>de</strong> eine Strategie beschlossen, nach <strong>de</strong>r durch verschie<strong>de</strong>ne<br />

Maßnahmenbün<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r Verkehrszuwachs auf <strong>de</strong>n Straßen nur ca. 7% betragen soll. Ein wesentlicher<br />

Baustein ist hierbei die För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Fuß- und Radverkehrs, wobei die Mithilfe <strong>de</strong>r<br />

Gemein<strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>r Umsetzung <strong>de</strong>r Zielsetzungen <strong>de</strong>s NÖ-Lan<strong>de</strong>sverkehrskonzeptes als äußerst<br />

wichtig eingestuft wur<strong>de</strong>.<br />

Ziel war es, Maßnahmen zu setzen, die ein Um<strong>de</strong>nken in <strong>de</strong>r Bevölkerung bewirken, eine hohe<br />

Akzeptanz bei <strong>de</strong>r Umsetzung erreichen und ohne Zwangsmaßnahmen erreicht wer<strong>de</strong>n. Im<br />

Lan<strong>de</strong>sverkehrskonzept wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>shalb festgelegt, ein Pilotprojekt "Verkehrspargemein<strong>de</strong>" zu<br />

initiieren (Laufzeit 1998-2002). Ziel <strong>de</strong>s Vorhabens war es, die Bevölkerung durch Anreize und<br />

bewusstseinsbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Maßnahmen zum freiwilligen Umstieg auf umweltfreundliche Verkehrsmittel<br />

bzw. zum freiwilligen Verzicht auf das Auto beson<strong>de</strong>rs auf kurzen Strecken zu verleiten.<br />

Die Auswahl <strong>de</strong>r Verkehrspargemein<strong>de</strong> erfolgte durch einen Wettbewerb. Die Stadtgemein<strong>de</strong><br />

Langenlois (7.000 EW) hatte die besten I<strong>de</strong>en eingebracht und wur<strong>de</strong> als Verkehrspargemein<strong>de</strong><br />

ausgewählt. Langenlois liegt 60 km westlich von Wien bzw. 10 km nördlich von Krems im unteren<br />

Kamptal und ist mit 2.400 ha Weinbaufläche die größte weinbautreiben<strong>de</strong> Stadtgemein<strong>de</strong><br />

Österreichs.<br />

Die Ergebnisse <strong>de</strong>r Begleituntersuchungen bestätigen <strong>de</strong>n Erfolg <strong>de</strong>s Pilotprojektes. Nach zwei<br />

Projektjahren gehört das Wort "Verkehrsparen" bereits zum alltäglichen Wortschatz wie z.B.<br />

"Energie sparen". Im Vergleich zur Vorher-Untersuchung konnte zwei Jahre später <strong>de</strong>r Fußverkehrsanteil<br />

von 19% auf 22%, <strong>de</strong>r Radverkehrsanteil von 3% auf 9%, <strong>de</strong>r Anteil am öffentlichen<br />

Verkehr von 1% auf 3% vergrößert wer<strong>de</strong>n; <strong>de</strong>r Anteil <strong>de</strong>r Autofahrten konnte von 62% auf 55%<br />

vermin<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n.<br />

bene Energiespareffekt <strong>de</strong>s Projektes „Mobilitätsberatung im lokalen Trainingsverkehr (Sportvereine) beträgt ca. 6<br />

% ( http://www.mo<strong>de</strong>lcity.ch, vom 22.03.2004).<br />

15 Eine aktuelle Synopse zu <strong>de</strong>n Begegnungszonen fin<strong>de</strong>t sich unter http:// www.begegnungszonen.ch/.<br />

16 vgl. ausführlicher PRASCHL/VÖLKL(2000); HOFECKER (2001) in: Dokumentation <strong>de</strong>s 1.Workshop vom 24.09.01<br />

in Berlin und http://members.aon.at/mip/ und weiter beim Logo Langenlois.

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