Schlussbericht - Difu.de

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14.10.2013 Aufrufe

Modellvorhaben Fußgänger- und Fahrradfreundliche Stadt Kapitel 2 Grundlagen plan & rat / PGV 10 Handlungskonzepte zur Förderung des Fuß- und Radverkehrs müssen also für alle Beteiligten - hier lokale Akteure und Gesamtheit der Bewohner - einen Nutzen versprechen (d.h. positiv besetzt sein) und in eine Gesamtstrategie eingebunden sein. Eine Gesamtstrategie, die die notwendige Infrastruktur, die die Beteiligung lokaler Akteure, die Integration in das Verwaltungshandeln sowie die allgemeine Öffentlichkeitsarbeit beinhaltet. 2.2 Kenngrößen einer Kosten-Nutzen-Analyse des Fuß- und Radverkehrs Fuß- und Radverkehrsmaßnahmen werden auf kommunaler Ebene in der Regel als sinnvoll und notwendig eingeschätzt, die Bereitschaft aber, dafür Haushaltsmittel bereitzustellen, ist häufig gering. Eine solche „Es-darf-nichts-kosten“-Mentalität und damit vermeintlich geringe Wertigkeit von Fuß- und Radverkehrsmaßnahmen kann in der (Beschlüsse vorbereitenden bzw. ausführenden) Verwaltung zu einer unangemessenen Zurückhaltung führen. Sie kann die grundsätzliche Durchsetzbarkeit von als notwendig erkannten Fuß- und Radverkehrsmaßnahmen erschweren. Das in der Regel besonders gute Kosten-Nutzen-Verhältnis dieser Maßnahmen wird nicht wahrgenommen. Andererseits ist auch der gegenteilige Effekt bekannt, dass vielfach erst verhältnismäßig teure Maßnahmen, auch für den Fuß- und Radverkehr, das Interesse wecken und allein von daher schon als nutzbringend angesehen werden („Viel bringt viel“). In beiden Fällen erscheint vor allem eine ausreichende Nutzenargumentation zielführend, möglichst in monetarisierter Form, um beide Größen gegenüberstellen und ggf. einen Kosten- Nutzen-Quotienten ermitteln zu können, z.B. für Vergleiche mit anderen Verkehrsmaßnahmen des MIV und ÖPNV. Monetäre Kosten-Nutzen-Betrachtungen lassen erwarten, dass sie den örtlichen Entscheidungsträgern die Bedeutung der Förderung des Fußgänger- und Fahrradverkehrs in überzeugender Form vermitteln. Voraussetzung für ihre Durchführung ist die Auswahl aussagekräftiger und zugleich operationabler Nutzenkomponenten und die Verfügbarkeit zugehöriger Daten, insbesondere quantifizierbarer modaler Verlagerungspotenziale vom Kfz-Verkehr zum Fuß-, Rad- und Öffentlichen Verkehr. Hier kann zwischen der volkswirtschaftlichen und der, für lokale Akteure leichter nachvollziehbaren, kommunalen Betrachtungsweise unterschieden werden: Monetarisierbare, volkswirtschaftliche Nutzenkomponenten sind insbesondere Klimaschutz durch CO2-Reduzierung,

Modellvorhaben Fußgänger- und Fahrradfreundliche Stadt Kapitel 2 Grundlagen Unfallkostensenkung im Fuß- und Radverkehr, Gesundheitsvorsorge durch weniger Bewegungsmangel. plan & rat / PGV 11 Monetarisierbare, sozusagen kommunale Nutzenkomponenten sind insbesondere Minderung von Lärm und Luftschadstoffen, besonders in hochbelasteten Hauptverkehrsstraßen, Senkung der kommunalen Verkehrsausgaben. Die Nutzenkomponente Unfallkostensenkung im Fuß- und Radverkehr erfordert Vorher- Nachher-Vergleiche des Unfallgeschehens. Die Nutzenkomponente Minderung von Lärm und Luftschadstoffen, besonders in hochbelasteten Hauptverkehrsstraßen kann entweder gesamtstädtisch „global“ an Hand eines entsprechend geeigneten Rechenmodells (z.B. im Rahmen eines Lärmminderungsplans bzw. Luftreinhalteplans) oder „makroskopisch“ an Hand einer Hauptverkehrsstraße untersucht werden. Vor dem Hintergrund der seit 01.01.2005 gültigen EU- Luftqualitätsrichtlinie in Deutschland mit den daraufhin zu erstellenden Luftreinhalteplänen und der Möglichkeit, die verkehrsbedingten Immissionen durch Geschwindigkeitsbegrenzungen, Anreizsysteme für die Verkehrsmittel des Umweltverbundes bis hin zu Fahrverboten zu reduzieren, gewinnt diese Nutzenkomponente an Bedeutung. Im Folgenden wird auf die Komponenten Kostenvorteile des Fuß- und Radverkehrs durch Verkehrsvermeidung, Klimaschutz durch CO2-Reduzierung und die Senkung der kommunalen Verkehrsausgaben am Beispiel des LCTP-Verfahrens näher eingegangen. Grundlagen der Anwendung eines umfassenden Vermeidungskostenansatzes Die Kosten von Fuß- und Radverkehrsmaßnahmen sind in der Regel leicht ermittel- und darstellbar, der monetarisierte spezifische (auf die jeweilige Maßnahme bezogene) Nutzen aber schwerer. Maßnahmenbezogene Nutzenbewertungen wurden z.B. im Auftrag des schweizerischen Bundesamtes für Straßen (ASTRA) durchgeführt und sog. Kosteneffizienzindikatoren ermittelt (FRICK, 2003). Diese liegen in Bandbreiten von 10 bis 40 Rappen 5 pro Fahrt bei Maßnahmen für den Nichtmotorisierten Verkehr (NMIV) und von 40 bis 80 Rappen pro Fahrt für MIV-/ÖV-Maßnahmenbeispiele. Maßnahmen des NMIV können also bis zu einem Verhältnis von max. 8:1 wirtschaftlicher als solche des MIV/ÖV sein. Dieses Vorgehen erfordert eine möglichst eindeutige Zuordnung von Maßnahmen und Verkehrsverhalten. 5 Umrechnungskurs: 1 europäischer Cent = 1,4 schweizer Rappen

Mo<strong>de</strong>llvorhaben Fußgänger- und Fahrradfreundliche Stadt<br />

Kapitel 2 Grundlagen<br />

plan & rat / PGV<br />

10<br />

Handlungskonzepte zur För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Fuß- und Radverkehrs müssen also für alle Beteiligten -<br />

hier lokale Akteure und Gesamtheit <strong>de</strong>r Bewohner - einen Nutzen versprechen (d.h. positiv besetzt<br />

sein) und in eine Gesamtstrategie eingebun<strong>de</strong>n sein. Eine Gesamtstrategie, die die notwendige<br />

Infrastruktur, die die Beteiligung lokaler Akteure, die Integration in das Verwaltungshan<strong>de</strong>ln<br />

sowie die allgemeine Öffentlichkeitsarbeit beinhaltet.<br />

2.2 Kenngrößen einer Kosten-Nutzen-Analyse <strong>de</strong>s Fuß- und Radverkehrs<br />

Fuß- und Radverkehrsmaßnahmen wer<strong>de</strong>n auf kommunaler Ebene in <strong>de</strong>r Regel als sinnvoll<br />

und notwendig eingeschätzt, die Bereitschaft aber, dafür Haushaltsmittel bereitzustellen, ist<br />

häufig gering. Eine solche „Es-darf-nichts-kosten“-Mentalität und damit vermeintlich geringe<br />

Wertigkeit von Fuß- und Radverkehrsmaßnahmen kann in <strong>de</strong>r (Beschlüsse vorbereiten<strong>de</strong>n bzw.<br />

ausführen<strong>de</strong>n) Verwaltung zu einer unangemessenen Zurückhaltung führen. Sie kann die<br />

grundsätzliche Durchsetzbarkeit von als notwendig erkannten Fuß- und Radverkehrsmaßnahmen<br />

erschweren. Das in <strong>de</strong>r Regel beson<strong>de</strong>rs gute Kosten-Nutzen-Verhältnis dieser<br />

Maßnahmen wird nicht wahrgenommen.<br />

An<strong>de</strong>rerseits ist auch <strong>de</strong>r gegenteilige Effekt bekannt, dass vielfach erst verhältnismäßig teure<br />

Maßnahmen, auch für <strong>de</strong>n Fuß- und Radverkehr, das Interesse wecken und allein von daher<br />

schon als nutzbringend angesehen wer<strong>de</strong>n („Viel bringt viel“).<br />

In bei<strong>de</strong>n Fällen erscheint vor allem eine ausreichen<strong>de</strong> Nutzenargumentation zielführend, möglichst<br />

in monetarisierter Form, um bei<strong>de</strong> Größen gegenüberstellen und ggf. einen Kosten-<br />

Nutzen-Quotienten ermitteln zu können, z.B. für Vergleiche mit an<strong>de</strong>ren Verkehrsmaßnahmen<br />

<strong>de</strong>s MIV und ÖPNV. Monetäre Kosten-Nutzen-Betrachtungen lassen erwarten, dass sie <strong>de</strong>n<br />

örtlichen Entscheidungsträgern die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Fußgänger- und Fahrradverkehrs<br />

in überzeugen<strong>de</strong>r Form vermitteln. Voraussetzung für ihre Durchführung ist die Auswahl<br />

aussagekräftiger und zugleich operationabler Nutzenkomponenten und die Verfügbarkeit zugehöriger<br />

Daten, insbeson<strong>de</strong>re quantifizierbarer modaler Verlagerungspotenziale vom Kfz-Verkehr<br />

zum Fuß-, Rad- und Öffentlichen Verkehr.<br />

Hier kann zwischen <strong>de</strong>r volkswirtschaftlichen und <strong>de</strong>r, für lokale Akteure leichter nachvollziehbaren,<br />

kommunalen Betrachtungsweise unterschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n:<br />

Monetarisierbare, volkswirtschaftliche Nutzenkomponenten sind insbeson<strong>de</strong>re<br />

Klimaschutz durch CO2-Reduzierung,

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