Schlussbericht - Difu.de

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14.10.2013 Aufrufe

Modellvorhaben Fußgänger- und Fahrradfreundliche Stadt Kapitel 2 Grundlagen plan & rat / PGV 8 Verwaltung) und einer Zusammenarbeit mit Interessenverbänden, lokalen Akteursgruppen, aber auch Arbeitgebern und privatwirtschaftlichen Anbietern. In den Kontext der geringen Bedeutung des Rad- und Fußverkehrs für die maßgeblichen Akteure fällt auch die geringere institutionelle Verankerung des Fuß- und Radverkehrs in der Verwaltung, aber auch die starke Ausrichtung von Finanzierungs- und Förderkonzepten (inklusive rechtlicher Ordnungsrahmen und Steuerrecht) auf den motorisierten Verkehr. Politische und personenbezogene Rahmenbedingungen mehrerer Fallstudien in Form von Städteportraits belegen, dass ein umweltorientierter Verkehrspolitikwandel an verschiedene politische Durchsetzungsbedingungen gekoppelt ist. So stellten auch in Städten wie Freiburg, Amsterdam, Zürich, Münster (sie gelten als "relative Erfolgsfälle") Restriktionen auf der Problemebene, der Macht- und Interessenebene und der politisch-institutionellen Ebene teilweise erhebliche Handlungsblockaden dar. Für deren Überwindung waren bestimmte Rahmenbedingungen (z.B. Kommunalwahl), aber auch Strategien der umweltorientierten Akteurskonstellationen notwendig. Hiernach spielen Macht und Einfluss umweltorientierter Akteure (Umweltverbände und -gruppen) in der kommunalpolitischen Arena eine zentrale Rolle (BRATZEL, 1997, APEL et al., 1996 und TESCHNER et al., 1990). Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit Zur Steigerung der Anteile des Fuß- und Radverkehrs ist die notwendige Infrastruktur (sichere und attraktive Wege, Elemente der Verknüpfung, Wegweisung) eine wesentliche Voraussetzung. Erfahrungen zeigen aber, dass dies allein nicht ausreicht, um die Potenziale wirksam auszuschöpfen. Gleichrangige Elemente eines Gesamtsystems sind die Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit und der Bereich Service und Dienstleistungen. Für den Bereich Radverkehr hat sich hierfür mittlerweile der Begriff „Radverkehr als System“ durchgesetzt (vgl. BMVBW, 2002). Mit einer vergleichbaren Strategie zur Förderung des Fußverkehrs liegen bislang kaum Erfahrungen vor. Öffentlichkeitsarbeit umfasst alle Informations- und Kommunikationsmaßnahmen zur Förderung des Fuß- und Radverkehrs. Im Mittelpunkt der Öffentlichkeitsarbeit sollte die Förderung der Akzeptanz, also der Wertschätzung der eigenen Füße und des Fahrrades als alltagstaugliches Verkehrsmittel stehen. Diese umfasst neben der Werbung für die nichtmotorisierten Verkehrsmittel auch Ansätze, die auf eine Verhaltensänderung in der Verkehrsmittelwahl zielen. Als Grundsätze einer Kommunikationsstrategie sind zu nennen: Information, Aufklärung und Wissensvermittlung, Beteiligung der Nutzer bzw. der potenziellen Nutzer, Motivation für eine

Modellvorhaben Fußgänger- und Fahrradfreundliche Stadt Kapitel 2 Grundlagen plan & rat / PGV 9 Verhaltensänderung sowie Unterstützung bzw. Stabilisierung der gewünschten Verhaltensweisen. Diese hat auf den vorgenannten Handlungsebenen zu erfolgen (vgl. ausführlicher PGV/PLANERBÜRO SÜDSTADT, 1997). Bezüglich einer effizienten Öffentlichkeitsarbeit, d.h. kontinuierlich, professionell und zielorientiert, auch was die Notwendigkeit der Bereitstellung entsprechender Finanzmittel angeht, gibt es noch erhebliche Defizite. Oftmals wird Öffentlichkeitsarbeit auf Pressearbeit oder die Herausgabe von Faltblättern und Broschüren verkürzt (vgl. u.a. die Analyse bei PLATE et al., 2001). Erfahrungen zeigen aber auch, dass mit geringeren finanziellen Mitteln durch eine Kooperation mit (lokalen) Akteuren, Phantasie und personellen Engagement eine effiziente Öffentlichkeitsarbeit betrieben werden kann, z.B. Stadt Marl (vgl. auch MWMEV NRW, 2000). Individuelle Einstellungen zum Fuß- und Radverkehr Steigende Anteile des Fuß- und Radverkehrs erfordern Verhaltensänderungen des Einzelnen bei der Verkehrsmittelwahl. Zu berücksichtigen sind in diesem Kontext auch die individuellen Möglichkeiten und Rahmenbedingungen zur Veränderung des Verkehrsverhaltens. Verhaltensänderungen sind nach vorherrschender Meinung nur dann zu erwarten, wenn sie einen Gewinn bzw. Nutzen versprechen. Was jedoch von Personen als Gewinn bzw. Nutzen – materiell oder emotional - empfunden wird, ist abhängig von den jeweiligen Werthaltungen, diese wiederum sind geprägt von gesellschaftlichen Normen und anderen Personen. Verhaltensabsichten und Verhaltensweisen lassen sich nicht ohne Bezug auf persönliche Eigenschaften und Lebenslagen sowie die physischen uns sozialen Umweltbedingungen erklären und verstehen. Besonders für die Veränderung normativer Überzeugungen spielt Öffentlichkeitsarbeit eine bedeutende Rolle (BECKMANN et al., 1989; FLADE, 2000). Zusammenfassung Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass ein umweltorientierter Wandel in der kommunalen Verkehrspolitik zwar an bestimmte Voraussetzungen geknüpft ist, aber grundsätzlich möglich ist. Auch unter derzeitigen Rahmenbedingungen ist die Verkehrsentwicklung in Städten damit innerhalb einer beachtlichen Bandbreite steuerbar. Die Chancen zu einer Trendwende sind derzeit wahrscheinlich besser als in der Vergangenheit. Dafür sprechen die erheblichen Potenziale für eine innerstädtische Entwicklung, die zur Zeit vorhanden sind und sich abzeichnende gesellschaftliche Veränderungen, die eine Renaissance städtischer und damit rad- und fußaffiner Lebensformen stärken könnten (APEL et al., 2000). Öffentlichkeitsarbeit und das Agieren von umweltorientierten Akteuren spielen dabei eine nicht zu vernachlässigende Rolle.

Mo<strong>de</strong>llvorhaben Fußgänger- und Fahrradfreundliche Stadt<br />

Kapitel 2 Grundlagen<br />

plan & rat / PGV<br />

8<br />

Verwaltung) und einer Zusammenarbeit mit Interessenverbän<strong>de</strong>n, lokalen Akteursgruppen, aber<br />

auch Arbeitgebern und privatwirtschaftlichen Anbietern.<br />

In <strong>de</strong>n Kontext <strong>de</strong>r geringen Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Rad- und Fußverkehrs für die maßgeblichen Akteure<br />

fällt auch die geringere institutionelle Verankerung <strong>de</strong>s Fuß- und Radverkehrs in <strong>de</strong>r Verwaltung,<br />

aber auch die starke Ausrichtung von Finanzierungs- und För<strong>de</strong>rkonzepten (inklusive<br />

rechtlicher Ordnungsrahmen und Steuerrecht) auf <strong>de</strong>n motorisierten Verkehr.<br />

Politische und personenbezogene Rahmenbedingungen mehrerer Fallstudien in Form von<br />

Städteportraits belegen, dass ein umweltorientierter Verkehrspolitikwan<strong>de</strong>l an verschie<strong>de</strong>ne<br />

politische Durchsetzungsbedingungen gekoppelt ist. So stellten auch in Städten wie Freiburg,<br />

Amsterdam, Zürich, Münster (sie gelten als "relative Erfolgsfälle") Restriktionen auf <strong>de</strong>r Problemebene,<br />

<strong>de</strong>r Macht- und Interessenebene und <strong>de</strong>r politisch-institutionellen Ebene teilweise<br />

erhebliche Handlungsblocka<strong>de</strong>n dar. Für <strong>de</strong>ren Überwindung waren bestimmte Rahmenbedingungen<br />

(z.B. Kommunalwahl), aber auch Strategien <strong>de</strong>r umweltorientierten Akteurskonstellationen<br />

notwendig. Hiernach spielen Macht und Einfluss umweltorientierter Akteure (Umweltverbän<strong>de</strong><br />

und -gruppen) in <strong>de</strong>r kommunalpolitischen Arena eine zentrale Rolle (BRATZEL, 1997,<br />

APEL et al., 1996 und TESCHNER et al., 1990).<br />

Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit<br />

Zur Steigerung <strong>de</strong>r Anteile <strong>de</strong>s Fuß- und Radverkehrs ist die notwendige Infrastruktur (sichere<br />

und attraktive Wege, Elemente <strong>de</strong>r Verknüpfung, Wegweisung) eine wesentliche Voraussetzung.<br />

Erfahrungen zeigen aber, dass dies allein nicht ausreicht, um die Potenziale wirksam<br />

auszuschöpfen. Gleichrangige Elemente eines Gesamtsystems sind die Kommunikation und<br />

Öffentlichkeitsarbeit und <strong>de</strong>r Bereich Service und Dienstleistungen. Für <strong>de</strong>n Bereich Radverkehr<br />

hat sich hierfür mittlerweile <strong>de</strong>r Begriff „Radverkehr als System“ durchgesetzt (vgl. BMVBW,<br />

2002). Mit einer vergleichbaren Strategie zur För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Fußverkehrs liegen bislang kaum<br />

Erfahrungen vor.<br />

Öffentlichkeitsarbeit umfasst alle Informations- und Kommunikationsmaßnahmen zur För<strong>de</strong>rung<br />

<strong>de</strong>s Fuß- und Radverkehrs. Im Mittelpunkt <strong>de</strong>r Öffentlichkeitsarbeit sollte die För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r<br />

Akzeptanz, also <strong>de</strong>r Wertschätzung <strong>de</strong>r eigenen Füße und <strong>de</strong>s Fahrra<strong>de</strong>s als alltagstaugliches<br />

Verkehrsmittel stehen. Diese umfasst neben <strong>de</strong>r Werbung für die nichtmotorisierten Verkehrsmittel<br />

auch Ansätze, die auf eine Verhaltensän<strong>de</strong>rung in <strong>de</strong>r Verkehrsmittelwahl zielen.<br />

Als Grundsätze einer Kommunikationsstrategie sind zu nennen: Information, Aufklärung und<br />

Wissensvermittlung, Beteiligung <strong>de</strong>r Nutzer bzw. <strong>de</strong>r potenziellen Nutzer, Motivation für eine

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