Schlussbericht - Difu.de

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14.10.2013 Aufrufe

Modellvorhaben Fußgänger- und Fahrradfreundliche Stadt Kapitel 7 Beschreibung und Bewertung der Ergebnisse plan & rat / PGV 132 Im Unterschied dazu wird aus Wittenberg berichtet, dass überwiegend bereits bekannte Schwachpunkte genannt wurden. Hier haben die Mängelcoupons hauptsächlich die Funktion einer Bestätigung und helfen bei der Prioritätensetzung für Maßnahmen. Ambivalent wird von den Städten der Erwartungsdruck der Bürger gesehen, der mit der Mängelcoupon-Aktion aufgebaut wird: - Einerseits erhöht dieser Druck das Engagement und das Problembewusstsein in der Verwaltung und wirkt insofern fördernd auf die Verbesserung des Fuß- und Radverkehrs; - andererseits können aus fachlichen, finanziellen und organisatorischen Gründen nicht alle Wünsche berücksichtigt und nicht alle Mängel beseitigt werden; - dies betrifft vor allem Plauen, wo der Aufbau einer Fahrradinfrastruktur erst am Anfang steht und eine besonders große Diskrepanz zwischen Wünschbarem und Machbarem auftritt (andererseits wird gerade in Plauen der Druck der Öffentlichkeit auch als hilfreiche Handlungslegitimation für die Verwaltung gegenüber der Politik empfunden). Als sinnvoll und für ein positives Image der Verwaltung notwendig, aus Aufwandsgründen aber nur schwer realisierbar, wird die individuelle Rückmeldung an die Einwender bezeichnet. Aus Plauen und Wittenberg wird darauf hingewiesen, dass die Bearbeitung der Mängelcoupons einen beträchtlichen Aufwand bedeutet, der im Arbeitsbudget der Verwaltung berücksichtigt werden muss. Die Stadt Lingen profitiert hier von dem bereits installierten Beschwerdemanagementsystem und der insgesamt starken Bürgerorientierung im Verwaltungshandeln. Bewertung aus Sicht der Forschungsnehmer Die Abläufe und Erfahrungen in allen drei Modellstädten zeigen, dass ein Beschwerdemanagement grundsätzlich geeignet ist, Schwachstellen im Fuß- und Radverkehrsnetz zu erkennen. Die besonderen Potenziale liegen bei Problemen, die den Verkehrswegenutzern im Alltag begegnen und die von Planern in der Regel nur mit hohem Erhebungsaufwand identifiziert werden können. Hier bietet sich eine große Chance zur Feinoptimierung des Verkehrssystems, die gerade bei den störungssensitiven Verkehrsarten Fuß und Rad hohe Attraktivitätsgewinne verspricht. Dies trifft hauptsächlich für Lingen und Wittenberg zu. Bei der Entwicklung grundlegender Strategien und Konzepte, wenn also bisher kaum eine „reparaturbedürftige“ Infrastruktur ausgebildet ist, kann das Beschwerdemanagement dagegen nur einen vergleichsweise geringen Beitrag leisten (Plauen).

Modellvorhaben Fußgänger- und Fahrradfreundliche Stadt Kapitel 7 Beschreibung und Bewertung der Ergebnisse plan & rat / PGV 133 Auffällig ist die insgesamt sehr hohe Qualität der Mängelbenennungen und Anregungen. Nur zu einem kleinen Anteil treten auch unsachliche und ungerechtfertigte Beschwerden auf, welche aber ebenfalls sachlich bearbeitet werden müssen. Im Vergleich der Verfahren in den Städten erhebt sich die Frage, welche der verschiedenen Formen der Mängelcoupon-Aktionen am geeignetsten und effizientesten ist. Grundsätzlich muss davon ausgegangen werden, dass die Rückmeldequote mit der Leichtigkeit und Einfachheit, den Fragebogen zu bekommen und ausgefüllt zurückzugeben (Vertriebsweg) und der Verständlichkeit und Handhabbarkeit des Fragebogens selbst steigt. Es sollte möglich sein, die Mängel in eigenen Worten zum Ausdruck zu bringen, statt nur vorgegebene Antworten anzukreuzen. Eine kontinuierliche Fortführung der Mängelcoupon-Aktion bringt, wie das Beispiel Lingen zeigt, zahlenmäßig keinen nennenswerten Zugewinn an Mängelmeldungen. Erhebliche Unterschiede zwischen den Städten bestehen im Umgang und bei der Bearbeitung der eingegangenen Mängelcoupons: Den höchsten Grad an Professionalisierung weist mit Sicherheit die Stadt Lingen auf. Am Verfahren in Wittenberg ist besonders positiv zu erwähnen, dass außer den kommunalen Ämtern auch externe Institutionen und Interessenvertretungen intensiv in die Abarbeitung der Mängelcoupons eingebunden waren. Für Plauen ist festzustellen, dass angesichts der dort zu leistenden grundlegenden Aufbauarbeit in Sachen Radverkehr für die Verwaltung ein äußerst breites Aufgabenspektrum besteht. Aufgrund der begrenzten Zeit- und Personalressourcen war es hier erforderlich, die Prioritäten auf die Integration der Mängelhinweise in die konzeptionelle Planung zu setzen. Hervorzuheben ist die Nutzung der Mängelbogenaktion in Plauen als (stets willkommener) Anlass für Pressearbeit, um beim Fußund Radverkehr öffentlich im Gespräch zu bleiben. Zusammenfassende Einschätzung Zum Berichtszeitpunkt hat noch keine der drei am UBA-Modellvorhaben „Fußgänger- und fahrradfreundliche Stadt“ beteiligten Städte ein umfassendes QM-System für den Fuß- und Radverkehr beschlossen und eingeführt, wie in der „Handreichung“ beschrieben. Dennoch bewegten sich die drei Städte im Verlauf des Modellvorhabens mehr oder weniger auf dem Weg dorthin, weil von Beginn an QM-ähnliche Maßnahmenbausteine – entsprechend dem Ansatz und der Zielsetzung des Modellvorhabens – umgesetzt wurden. Die These, dass Qualitätsmanagement zur Förderung des Fuß- und Radverkehrs in Städten und Gemeinden sinnvoll eingesetzt werden kann, ist im Hinblick auf die gewählten QM-

Mo<strong>de</strong>llvorhaben Fußgänger- und Fahrradfreundliche Stadt<br />

Kapitel 7 Beschreibung und Bewertung <strong>de</strong>r Ergebnisse<br />

plan & rat / PGV<br />

133<br />

Auffällig ist die insgesamt sehr hohe Qualität <strong>de</strong>r Mängelbenennungen und Anregungen. Nur<br />

zu einem kleinen Anteil treten auch unsachliche und ungerechtfertigte Beschwer<strong>de</strong>n auf, welche<br />

aber ebenfalls sachlich bearbeitet wer<strong>de</strong>n müssen.<br />

Im Vergleich <strong>de</strong>r Verfahren in <strong>de</strong>n Städten erhebt sich die Frage, welche <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen<br />

Formen <strong>de</strong>r Mängelcoupon-Aktionen am geeignetsten und effizientesten ist. Grundsätzlich<br />

muss davon ausgegangen wer<strong>de</strong>n, dass die Rückmel<strong>de</strong>quote mit <strong>de</strong>r Leichtigkeit und Einfachheit,<br />

<strong>de</strong>n Fragebogen zu bekommen und ausgefüllt zurückzugeben (Vertriebsweg) und <strong>de</strong>r<br />

Verständlichkeit und Handhabbarkeit <strong>de</strong>s Fragebogens selbst steigt. Es sollte möglich sein, die<br />

Mängel in eigenen Worten zum Ausdruck zu bringen, statt nur vorgegebene Antworten anzukreuzen.<br />

Eine kontinuierliche Fortführung <strong>de</strong>r Mängelcoupon-Aktion bringt, wie das Beispiel Lingen<br />

zeigt, zahlenmäßig keinen nennenswerten Zugewinn an Mängelmeldungen.<br />

Erhebliche Unterschie<strong>de</strong> zwischen <strong>de</strong>n Städten bestehen im Umgang und bei <strong>de</strong>r Bearbeitung<br />

<strong>de</strong>r eingegangenen Mängelcoupons: Den höchsten Grad an Professionalisierung weist mit Sicherheit<br />

die Stadt Lingen auf. Am Verfahren in Wittenberg ist beson<strong>de</strong>rs positiv zu erwähnen,<br />

dass außer <strong>de</strong>n kommunalen Ämtern auch externe Institutionen und Interessenvertretungen<br />

intensiv in die Abarbeitung <strong>de</strong>r Mängelcoupons eingebun<strong>de</strong>n waren. Für Plauen ist festzustellen,<br />

dass angesichts <strong>de</strong>r dort zu leisten<strong>de</strong>n grundlegen<strong>de</strong>n Aufbauarbeit in Sachen Radverkehr<br />

für die Verwaltung ein äußerst breites Aufgabenspektrum besteht. Aufgrund <strong>de</strong>r begrenzten<br />

Zeit- und Personalressourcen war es hier erfor<strong>de</strong>rlich, die Prioritäten auf die Integration <strong>de</strong>r<br />

Mängelhinweise in die konzeptionelle Planung zu setzen. Hervorzuheben ist die Nutzung <strong>de</strong>r<br />

Mängelbogenaktion in Plauen als (stets willkommener) Anlass für Pressearbeit, um beim Fußund<br />

Radverkehr öffentlich im Gespräch zu bleiben.<br />

Zusammenfassen<strong>de</strong> Einschätzung<br />

Zum Berichtszeitpunkt hat noch keine <strong>de</strong>r drei am UBA-Mo<strong>de</strong>llvorhaben „Fußgänger- und fahrradfreundliche<br />

Stadt“ beteiligten Städte ein umfassen<strong>de</strong>s QM-System für <strong>de</strong>n Fuß- und Radverkehr<br />

beschlossen und eingeführt, wie in <strong>de</strong>r „Handreichung“ beschrieben. Dennoch bewegten<br />

sich die drei Städte im Verlauf <strong>de</strong>s Mo<strong>de</strong>llvorhabens mehr o<strong>de</strong>r weniger auf <strong>de</strong>m Weg dorthin,<br />

weil von Beginn an QM-ähnliche Maßnahmenbausteine – entsprechend <strong>de</strong>m Ansatz und<br />

<strong>de</strong>r Zielsetzung <strong>de</strong>s Mo<strong>de</strong>llvorhabens – umgesetzt wur<strong>de</strong>n.<br />

Die These, dass Qualitätsmanagement zur För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Fuß- und Radverkehrs in Städten<br />

und Gemein<strong>de</strong>n sinnvoll eingesetzt wer<strong>de</strong>n kann, ist im Hinblick auf die gewählten QM-

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