Schlussbericht - Difu.de

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14.10.2013 Aufrufe

Modellvorhaben Fußgänger- und Fahrradfreundliche Stadt Kapitel 7 Beschreibung und Bewertung der Ergebnisse plan & rat / PGV 106 Die Stärkung der Nahmobilität ist ein wesentliches Ziel des Modellvorhabens. Nahmobilität oder „Die Stadt der kurzen Wege“ sind bedeutende Begriffe für den Zielhorizont einer integrativen Betrachtung von Verkehrsplanung und Stadtentwicklung. Zur Bewertung der Ergebnisse in den drei Modellstädten ist es wichtig zu klären, was unter dem Begriff Nahmobilität verstanden bzw. was damit assoziiert wird und anhand welcher Kriterien eine Stärkung von Nahmobilität bewertet werden kann. Nahmobilität heißt Verbesserung der Bedingungen vor allem für das Zu-Fuß-Gehen und das Radfahren (in ihren unterschiedlichen und widersprüchlichen Bedürfnissen) bei den alltäglichen Wegen. Und dies bedeutet ebenfalls die konsequente Verknüpfung mit Städtebau und Stadtgestaltung – bis hin zur konkreten baulichen Maßnahme (z.B. Gestaltung von Bushaltestellen, Fahrradparkplätzen oder Radwegen im historischen Umfeld). Was beinhaltet Nahmobilität? Neben stadtplanerischen Konzepten (z.B. Nutzungsmischung, was kurze Wege überhaupt erst ermöglicht) hat Nahmobilität viel zu tun mit der Bedeutung des öffentlichen Raums (Straßen, Plätze, Parks) als Ort für Aufenthalt, Wohlbefinden, gesellschaftliche Integration und Ortsbezogenheit. Je komplexer, individueller und anonymer unser Leben wird, bedingt auch durch die neuen Kommunikationstechnologien, desto wichtiger wird der öffentliche Raum als Kontaktraum. Eine gute Stadtgestaltung ist Voraussetzung für Nahmobilität. Besonders entfernungsintensiv sind die Wege in der Freizeit, dem "Wachstumsmarkt" im Verkehrsbereich. Nahmobilität bedeutet demnach Stärkung der Nähe, auch im Freizeitbereich. Der Begriff Nahmobilität beinhaltet auch "Rückbesinnung auf die Nähe", Nähe und Langsamkeit als Wert. Die Wertschätzung von langsamen Orten wie Stadtplätzen und Parks im Gegensatz zu schnellen Orten, die mit Hektik und Abfahren verbunden und entfernungsintensiv sind, wie Bahnhöfe und Flugplätze. Erst mit Kindern lernen viele die Bedeutung ruhiger Straßen und breiter Fußwege (aber auch fehlender Querungsstellen), erst im Alter erkennen manche die Bedeutung des Gehens, erst ohne Auto lernt man die Nähe von Geschäften schätzen oder dass der ÖPNV durchaus seine Qualitäten hat. Nahmobilität hat auch etwas mit Chancengleichheit und sozialer Gerechtigkeit zu tun, d.h. Mobilitätssicherung und Alltagsbewältigung für die Personengruppen, die ihre Wege überwiegend zu Fuß oder mit dem Rad zurücklegen, weil sie über kein Auto verfügen.

Modellvorhaben Fußgänger- und Fahrradfreundliche Stadt Kapitel 7 Beschreibung und Bewertung der Ergebnisse plan & rat / PGV 107 Das heißt für die Planung kurze vernetzte Wege, Lebensqualität im öffentlichen Raum und gute Erreichbarkeit der wichtigen Funktionen wie Wohnen, Arbeiten, Versorgen und Dienstleistung. Hieran müssen sich die Gesamtkonzepte messen lassen. Voraussetzungen waren vorhanden Die Voraussetzungen zur Stärkung der Nahmobilität und die damit verbundenen Modal-Split- Veränderungen zugunsten des Rad- und Fußverkehrs waren in den Modellstädten vorhanden. Dazu zählen eine räumlich-kompakte Stadtstruktur, konzeptionelle Planungen mit Komponenten einer verkehrsreduzierenden Stadt- und Verkehrsplanung und ein günstiges lokalpolitisches Klima für den Rad- und Fußverkehr 75 . Die Kernstädte aller drei Modellstädte sind kompakt, das heißt grundsätzlich fußgänger- und radfahrerfreundlich. Die Städte Lingen und die Lutherstadt Wittenberg sind darüber hinaus eben, Städte mit Fahrradtradition und vergleichsweise günstiger Radverkehrsinfrastruktur. Generelle Potenziale zur Veränderung der Verkehrsmittelwahl sind ebenfalls vorhanden (s. Kap. 1). Als weitere Indikatoren für die Stärkung der Nahmobilität können herangezogen werden: Steigende Verkehrsbelastungen im Fuß- und Radverkehr an zentralen Querschnitten (Vorher-Nachher-Vergleich) Annahme: Gibt es im Vorher-Nachher-Vergleich steigende Querschnittsbelastungen im Fußund Radverkehr, ist von einer Stärkung der Nahmobilität auszugehen, da mehr Rad gefahren bzw. zu Fuß gegangen wird. Modal-Split –Veränderungen Änderungen im Modal-Split, d.h. erhöhte Anteile zugunsten des Fuß- und Radverkehrs und Abnahmen im mot. Individualverkehr, sind ein Indiz für die Stärkung der Nahmobilität und damit zur erfolgreichen Umsetzung der Handlungskonzepte im Rahmen des Modellvorhabens. Annahme: Gibt es Veränderungen im Modal-Split, z.B. einen erhöhten Anteil des Radverkehrs, ist von einer Stärkung der Nahmobilität auszugehen. Attraktivitätssteigerung des öffentlichen Raums Annahme: Maßnahmen zur Attraktivitätssteigerung des öffentlichen Raums (hier in erster Linie der Zentren mit Fußgängerzone) verbessern das Wohlbefinden und die Identifikation der Bevölkerung mit ihrer Stadt und sind notwendige Voraussetzung für die Stärkung der Nahmobilität. 75 Dies waren wesentliche Kriterien für die Auswahl als Modellstadt (s. Kap.3.1).

Mo<strong>de</strong>llvorhaben Fußgänger- und Fahrradfreundliche Stadt<br />

Kapitel 7 Beschreibung und Bewertung <strong>de</strong>r Ergebnisse<br />

plan & rat / PGV<br />

106<br />

Die Stärkung <strong>de</strong>r Nahmobilität ist ein wesentliches Ziel <strong>de</strong>s Mo<strong>de</strong>llvorhabens. Nahmobilität o<strong>de</strong>r<br />

„Die Stadt <strong>de</strong>r kurzen Wege“ sind be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Begriffe für <strong>de</strong>n Zielhorizont einer integrativen<br />

Betrachtung von Verkehrsplanung und Stadtentwicklung. Zur Bewertung <strong>de</strong>r Ergebnisse in <strong>de</strong>n<br />

drei Mo<strong>de</strong>llstädten ist es wichtig zu klären, was unter <strong>de</strong>m Begriff Nahmobilität verstan<strong>de</strong>n bzw.<br />

was damit assoziiert wird und anhand welcher Kriterien eine Stärkung von Nahmobilität bewertet<br />

wer<strong>de</strong>n kann.<br />

Nahmobilität heißt Verbesserung <strong>de</strong>r Bedingungen vor allem für das Zu-Fuß-Gehen und das<br />

Radfahren (in ihren unterschiedlichen und wi<strong>de</strong>rsprüchlichen Bedürfnissen) bei <strong>de</strong>n alltäglichen<br />

Wegen. Und dies be<strong>de</strong>utet ebenfalls die konsequente Verknüpfung mit Städtebau und Stadtgestaltung<br />

– bis hin zur konkreten baulichen Maßnahme (z.B. Gestaltung von Bushaltestellen,<br />

Fahrradparkplätzen o<strong>de</strong>r Radwegen im historischen Umfeld).<br />

Was beinhaltet Nahmobilität?<br />

Neben stadtplanerischen Konzepten (z.B. Nutzungsmischung, was kurze Wege überhaupt erst<br />

ermöglicht) hat Nahmobilität viel zu tun mit <strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s öffentlichen Raums (Straßen,<br />

Plätze, Parks) als Ort für Aufenthalt, Wohlbefin<strong>de</strong>n, gesellschaftliche Integration und Ortsbezogenheit.<br />

Je komplexer, individueller und anonymer unser Leben wird, bedingt auch durch die<br />

neuen Kommunikationstechnologien, <strong>de</strong>sto wichtiger wird <strong>de</strong>r öffentliche Raum als Kontaktraum.<br />

Eine gute Stadtgestaltung ist Voraussetzung für Nahmobilität.<br />

Beson<strong>de</strong>rs entfernungsintensiv sind die Wege in <strong>de</strong>r Freizeit, <strong>de</strong>m "Wachstumsmarkt" im Verkehrsbereich.<br />

Nahmobilität be<strong>de</strong>utet <strong>de</strong>mnach Stärkung <strong>de</strong>r Nähe, auch im Freizeitbereich.<br />

Der Begriff Nahmobilität beinhaltet auch "Rückbesinnung auf die Nähe", Nähe und Langsamkeit<br />

als Wert. Die Wertschätzung von langsamen Orten wie Stadtplätzen und Parks im Gegensatz<br />

zu schnellen Orten, die mit Hektik und Abfahren verbun<strong>de</strong>n und entfernungsintensiv sind, wie<br />

Bahnhöfe und Flugplätze. Erst mit Kin<strong>de</strong>rn lernen viele die Be<strong>de</strong>utung ruhiger Straßen und breiter<br />

Fußwege (aber auch fehlen<strong>de</strong>r Querungsstellen), erst im Alter erkennen manche die Be<strong>de</strong>utung<br />

<strong>de</strong>s Gehens, erst ohne Auto lernt man die Nähe von Geschäften schätzen o<strong>de</strong>r dass <strong>de</strong>r<br />

ÖPNV durchaus seine Qualitäten hat.<br />

Nahmobilität hat auch etwas mit Chancengleichheit und sozialer Gerechtigkeit zu tun, d.h. Mobilitätssicherung<br />

und Alltagsbewältigung für die Personengruppen, die ihre Wege überwiegend<br />

zu Fuß o<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>m Rad zurücklegen, weil sie über kein Auto verfügen.

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